Krimis & Thriller
Julias gefährliche Männer Teil 2 - "Lauf so schnell du kannst"

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"Julias gefährliche Männer Teil 2 - "Lauf so schnell du kannst""
Veröffentlicht am 14. März 2014, 66 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
© Umschlag Bildmaterial: andreiuc88 - Fotolia.com
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Über den Autor:

Ich bin ein Ruhrpott Kind, 45 Jahre, lebe mit meinem Mann und unseren Kindern in Dortmund. Irgendwann hat mir das lesen von Büchern nicht mehr ausgereicht und ich fing an zu schreiben. Heute lese ich noch genauso gerne Bücher, nur nicht mehr so viele wie früher. Ich verwende jetzt mehr Zeit darauf sie selber zu schreiben und es ist noch viel spannender, als sie nur zu lesen. Obwohl ich alles lese habe ich mich beim Schreiben auf spannende ...
Julias gefährliche Männer Teil 2 - "Lauf so schnell du kannst"

Julias gefährliche Männer Teil 2 - "Lauf so schnell du kannst"


Kapitel 3

In meiner Wohnung angekommen ging ich erst ins Schlafzimmer und legte meine Sachen ab um lange unter der Dusche zu stehen. Ich wusch mir meine Haare und spürte beim raus waschen des Schaums ein schmerzhaftes Brennen an meiner linken Schulter. Verdammt! Ich hatte die Schussverletzung total vergessen. Wie blöd kann man nur sein? Schimpfte ich mit mir. Aber es kreisten so viele Sachen, vor allem Mark, in meinem Kopf herum.

Der Schmerz machte mir wieder bewusst

wie viel Glück ich heute gehabt hatte. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Fliesen und wartete bis der Schmerz nach ließ. Schnell duschte ich mich fertig und stellte das Wasser ab. Vorsichtig nahm ich den Verband ab, er war voller Blut und ich fluchte. Im Spiegel sah ich dann die Zirka acht Zentimeter lange und etwa zwei Zentimeter breite Abschürfung. Es sah aus als hätte mir einer die Haut an der stelle abgehobelt und so tat es auch weh. Was jetzt? Blut sickerte an einigen stellen aus der Wunde und sie lag an einer Stelle wo ich selber kaum ran kam. Toll, ganz toll! Ich tupfte mit einem Handtuch vorsichtig die Wunde ab, so gut ich eben ran kam. Dann trocknete ich

mich ab und zog mir meine Kuschelhose an. Im Schrank fand ich noch mein Trägerloses Top, was ich mit Mühe anzog und kam zwei mal dabei an die Wunde. Fluchend ging ich wieder ins Bad. Warum muss diese Schramme nur so weh tun? Ich tupfte mit dem Handtuch noch mal über die Wunde, die immer noch  Wundflüssigkeit und Blut von sich gab. Mein Haar machte ich mit einem Haargummi zu einem Pferdeschwanz, da immer wieder einzelne Haare an der Wunde festklebten.

Es half nichts, ich brauchte Hilfe um sie neu zu verbinden. Aber wen sollte ich jetzt anrufen? Auf keinen Fall einen von meiner Familie! In der Küche griff ich

zum Telefon und rief bei AM Security an.

„AM Security, Michael Kleinert.“

Verflucht, ausgerechnet Michael.

„Hier ist Juli.“ meldete ich mich nach ein paar Sekunden.

„Wie geht es dir, brauchst du was?“ fragte er besorgt.

Sein Tonfall verwunderte mich, wir haben zwar einige male zusammengearbeitet oder zusammen trainiert aber besonders nahe standen wir uns nicht.

„Ich habe eine Dummheit gemacht...“ fing ich an.

„Was?“

„Ich habe geduscht und nicht an den

Verband gedacht. Jetzt kann ich an der Stelle nicht selber einen neuen anlegen. Es müsste mir...“ weiter kam ich nicht.

„Bist du Zuhause?“

„Ja.“

„Gib mir fünfzehn Minuten.“ sagte er und legte auf.

Ich starrte auf den Hörer in meiner Hand. Nein, nicht Michael. Jammerte ich stumm. Ich legte den Hörer auf und mein Magen knurrte. Noch in Gedanken öffnete ich den Kühlschrank, wobei mir erst da einfiel das ja nichts drin war, außer die Pizzareste. Nein, auf die hatte ich jetzt keine Lust. Ich wollte die Tür schon wieder schließen, Moment mal, er war ja voll! Erstaunt machte ich die Tür

ganz auf und musste grinsen, er war komplett voll und ein Zettel hing in der Mitte. „Du kommst ja nicht zum Einkaufen.“ stand darauf. Nah das konnte nur einer gewesen sein, Toni!

Ich machte mir ein Brot und hörte in der Zeit den Anrufbeantworter ab.

Erster Anruf war von meiner Mutter. „Markus hat mir gesagt das du mit Mark Sonntag zum Essen kommt. Schön das du wieder mit Mark zusammen bist, vielleicht wird ja doch noch was aus euch.“

Ich stöhnte, Mark... Gestern Abend war ich einfach Dumm gewesen! Heute wusste ich genau was für ein Fehler es war mich von meinen Gefühlen

überrumpeln zu lassen. Er fing schon wieder an über mich zu bestimmen. Ich verdrängte den Gedanken an Mark, es hatte einfach keinen Sinn weiter über ihn nachzudenken.

Zweiter Anrufer sagte seinen Namen nicht. „Stehen sie mir beim nächsten mal nicht im Weg. Diesmal war es nur die Schulter. Aber beim nächsten mal ...“ sagte eine Männerstimme und legte auf.

Meine Nackenhaare stellten sich auf und mich überlief es eiskalt. Erschrocken sah ich auf das Gerät, keine Nummer. Ich hörte mir die Bandaufnahme noch mal an. Verflucht! Was sollte das? Woher kannte der meine Nummer?

Ich holte mein Handy aus der Tasche und

wollte Toni anrufen aber da schellte es an der Tür. Das Handy legte ich auf die Arbeitsplatte und ging zur Tür.

„Ja.“

„Mach auf!“ sagte eine Männerstimme.

Michael!

Ich drückte auf.

Die Wohnungstür öffnete ich einen Spalt um ihn reinzulassen. Da kam er schon die Treppe hoch gestürmt und ich öffnete die Tür ganz. Er sah wütend aus als er an mir vorbei in die Wohnung stürmte. Michael schob mich Wortlos an die Seite und schloss die Tür.

Seine Augen funkelten mich wütend an, „Wie kann man eine Schusswunde vergessen?“ fuhr er mich an.

„Ich...“ setzte ich an.

„Julia sei ruhig! Lass uns ins Wohnzimmer gehen, ich sehe mir das an.“ sagte er jetzt etwas ruhiger.

Im Wohnzimmer stellte er eine Tasche auf den Tisch, „Dreh dich um!“ befahl er.

Als er meine Schulter sich besah zog er laut die Luft ein, „Es Blutet, zieh das Top weiter runter, so kann ich die Stelle nicht verbinden.

Michael öffnete die Tasche und ein komplettes Erste Hilfe Set kam zum Vorscheinen. Mir war nicht ganz wohl dabei ihn so dicht an mich ran zu lassen aber Verkabeln tat er mich ja sonst auch. Wenn wir trainierten kam er mir noch

näher, er war auch keiner von den Typen die mich dumm anmachten. Also zog ich das Top tiefer und blieb mit dem Rücken zu ihm stehen.

Auf ein Tuch tropfte er eine Desinfektionslösung, ich wappnete mich schon vor neuen Schmerzen aber zu meiner Überraschung tupfte er ganz vorsichtig die Stelle ab. Dann machte er eine Antiseptische Salbe auf die Wunde und verband die Schulter. Michael fügte mir nicht mehr Schmerz zu als der sich nicht vermeiden ließ.

„So fertig!“ gab er von sich. „Wo kann ich mir die Hände waschen?“

Ich drehte mich zu ihm um, „Das Bad...“

„Ja ich weiß schon.“ unterbrach er mich

und ging wie selbstverständlich aus dem Wohnzimmer zum Bad.

Woher wusste er wo mein Bad ist? Aber irgendeiner musste meinen Kühlschrank gefüllt haben, Toni war auch bei den Bartels, also musste es jemand anderer gewesen sein. Überlegte ich. 

Ich ging in den Flur und Michael kam aus dem Bad.

„Bekomme ich einen Kaffee?“ fragte er.

„Sicher... Du könntest dir auch den Anruf auf meinen AB anhören.“ sagte ich und ging in die Küche.

Michael folgte mir, „Was für einen Anruf?“ wollte er wissen.

Ich ging zu meinem AB und schaltete ihn an.

„Stehen sie mir beim nächsten mal nicht im Weg. Diesmal war es nur die Schulter. Beim nächsten mal...“ sagte wieder die Männerstimme und man hörte das Klicken vom Auflegen.

Grimmig griff Michael zum Telefon und wählte eine Nummer.

„Ich lasse das Band abholen und die Stimme überprüfen.“ sagte er zu mir.

Dann hielt er sich den Hörer ans Ohr.

„Kleinert hier, holen sie bei Julia Bauer ein Band ab und bringen sie für einen herkömmlichen AB eine Leerkassette mit.“

Er hörte kurz zu.

„Sofort! Es ist wichtig!“ sagte er und legte auf.

Dann drehte er sich wieder zu mir, „Was ist mit dem Kaffee?“ fragte er

Ich stand immer noch in der Küche und starrte ihn an, „Entschuldige bitte. Ich bin heute etwas durcheinander.“

Michaels Blick wurde etwas sanfter, „Komm setz dich hin, ich mache schon den Kaffee.“ sagte er und drückte mich auf einen Stuhl.

Ganz selbstverständlich holte er die Filtertüten und das Kaffeepulver aus dem Schrank, ohne sie suchen zu müssen.

„Du hast die Lebensmittel hergebracht.“ stellte ich fest.

Er stellte die Kaffeemaschine an und drehte sich zu mir um, „Einer musste es ja tun. Sonst bekommst du ja nichts

vernünftiges zu essen. Mark und Toni sind genau wie du mit den Bartels beschäftigt, also wer hätte was holen sollen?“ meinte er mit einer Andeutung von einem Lächeln.

„Danke, das war nett von dir.“ sagte ich und meinte es auch so.

Michael drehte sich zu meinem Brot um und verzog sein Gesicht. „Wofür habe ich dir Gemüse gekauft?“ fragte er grimmig.

Sofort holte er Schlangengurke, eine Tomate und ein paar Blatt Salat aus dem Kühlschrank. Braten, Käse und Remoulade förderte er auch heraus mit zwei neuen Scheiben Brot.

„Jetzt mache ich dir ein Brot.“ erklärte

er.

Das fertige Brot legte er auf einen Teller und stellte es vor mir auf den Tisch, „Esse, erst mal was!“  befahl er.

Ich biss Wortlos in mein Brot und sah zu wie er zwei Tassen aus meinem Schrank holte und sie mit Kaffee füllte. Mit den zwei Kaffeetassen kam er an den Küchentisch, stellte sie ab und setzte sich mir gegenüber.

Michael nippte an seinem heißen Kaffee und beobachtete mich beim Essen. Es war mir etwas unangenehm, nur fiel mir auch nichts ein, was ich sagen sollte. Also biss ich wieder in mein Brot, mit vollem Mund brauchte ich wenigstens nichts sagen.

„Toni erzählte mir vorhin, du bist wieder mit Mark zusammen?“ sagte er unvermittelt.

„Nein... Ja... Ach ich weiß auch nicht!“ stotterte ich.

In Michaels Mundwinkeln zuckte es, „Julia, du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen oder mir was vor zu stottern. Es geht mich nichts an, ich wollte nur, belanglose Konversation betreiben.“ sagte er gelangweilt.

Was hieß da bitteschön belanglos? Für mich war das alles andere als belanglos.

„Hast du den Anrufer erkannt?“ wechselte er das Thema.

Kopfschüttelnd sah ich ihn an, „Nein, erkannt habe ich ihn nicht.“ ich schwieg

einen Augenblick. „Aber jetzt wo du das sagst... Irgendwie kommt mir die Stimme schon bekannt vor.“ überlegte ich.

„Ich habe einen leichten Russischen Akzent raus gehört. Zwar war es nur ein hauch aber an seinem „k“ fiel es mir doch auf.“ sagte er und nahm noch einen Schluck Kaffee.

Michael hatte Recht. Warum war mir das nicht aufgefallen? Als Detektivin hätte es mir auffallen müssen, vor allem da ich viel Erfahrung mit der Russischen Sprache hatte. Okay, ich verstand kein Wort Russisch aber ich kannte viele Russen und auch ihre Aussprache.

Er trank die Tasse aus und stand auf um sie in die Spülmaschine zu stellen.

„Wirst du zum Alki? Hier stehen lauter gebrauchte Weingläser drin.“ sagte er und verzog sein Gesicht.

„Nein! Vorgestern habe ich mit Toni Wein getrunken und gestern mit Mark.“ verteidigte ich mich ohne nachzudenken.

Bei dem Blick den er mir jetzt zuwarf, verfluchte ich mich selbst.

„Ich muss zurück ins Büro, gleich kommt Roland Mailand, ein junger Polizist und holt das Band ab.“ sagte er und ging zur Tür.

Ich zog meine Stirn kraus, „Warum kommt ein Polizist?“

„Er ist die Verbindung zwischen den einzelnen Parteien in der SOKO, die bei den Bartels eingesetzt wurde.“ erklärte

er und öffnete die Tür. „Ach und zieh dir was über bevor er kommt. Dein Top ist durchsichtig.“ Damit war er aus der Tür raus.

Ungläubig sprang ich auf und rannte ins Bad. Im Spiegel konnte ich meine Brustspitzen dunkel Vorscheinen sehen. Verdammt! Schnell lief ich ins Schlafzimmer und zog mir ein weites Sweatshirt an.

Da schellte es auch schon an der Tür.

Ich ging zur Gegensprechanlage neben der Wohnungstür. „Ja.“

„Ich bin Roland Mailand, Michael Kleinert hat mich zu ihnen geschickt.“ sagte eine Männerstimme.

„Kommen sie rauf!“

Ich öffnete ihm die Tür. „Hallo, kommen sie rein!“

 Der junge Mann war ungefähr eins achtundsiebzig, schlaksig, blondes kurzes Haar und ungefähr sechsundzwanzig Jahre.

Er untersuchte meinen Anrufbeantworter, aber es war keine Nummer gespeichert. Das Alte Band nahm er raus und setzte ein Neues ein. Dann war er auch schon wieder verschwunden.

Kurz darauf saß ich schon wieder unter meiner Decke auf dem Sofa und sah Fernseher.

Als ich wach wurde war es dunkel und es lief irgend so eine Spiele Show. Es war

schon 23 Uhr durch, ich brachte meine leere Tasse in die Küche, schloss die Tür ab und machte den Fernseher aus. Auf direktem Weg ging ich ins Bett.

 

Das Klingeln an der Tür weckte mich, ich schielte auf den Wecker. zehn Uhr zwanzig. Ich kletterte aus dem Bett und ging zur Gegensprechanlage. „Ja.“

„Hast du noch geschlafen? Mach endlich die Tür auf!“ rief Mark.

Ich drückte Mark die Tür auf. In der Küche machte ich die Kaffeemaschine an, als es an der Wohnungstür hämmerte.

„Ja, ja. Ich komm ja schon!“ rief ich in Richtung Tür, um sie zu öffnen und ließ

sie offen stehen. Damit Mark rein konnte.

Mark verfolgte mich in die Küche. „Kaffee dauert noch...“ Sagte ich und ohne ihn anzusehen machte ich mir eine Schale Müsli fertig.

Mark beobachtete mich genau. „Ich habe dich geweckt?“ Das war eine Feststellung keine Frage.

„Gib mir ein paar Minuten!“ Ich setzte mich an den Küchentisch und aß mein Müsli. Mark schütte sich einen Kaffee ein und setzte sich mir gegenüber.

Er grinste mich an, „Juli, du siehst süß aus in deinen Schlabbersachen und total strubbelig.“

Geflissentlich ignorierte ich seine

Bemerkung.  

Als ich mein Müsli fast auf hatte stellte Mark auch eine Tasse Kaffee vor meine Nase. Irgendwie hatte ich das Gefühl da kommt noch was. Mittlerweile war ich wieder Aufnahmefähig und der Kampf konnte begingen!

Als wir noch ein Paar waren hatte sich Mark immer diese Tageszeit ausgesucht, um mit mir zu Streiten. Er dachte das ich dann nicht sofort auf hundertachtzig wäre. Okay, so weit hatte er Recht, aber da unsere Streitereien sich hinzogen, war ich doch irgendwann auf hundertachtzig und da es noch früh am Tag war, hatte ich lange Zeit sauer auf ihn zu sein.

Das waren Scheiß Tage!

„Julia, wir müssen Reden!“ Mark beugte sich über den Tisch zu mir und sah mir in die Augen.

Verdammt! Ich habe es Gewusst!

Ich hielt seinem Blick stand. „Was?“ fragte ich lässig.

Er richtete sie gerade auf seinem Stuhl auf und starrte mich an, „Ich will das du dich aus dem Fall zurückziehst!“

Ich starrte ungläubig zurück.

„Das ist jetzt nicht mehr nur ein Job... Der Typ weiß wer du bist. Woher auch immer und du bringst dich selber in Gefahr.“

Okay, er hatte es wieder geschafft! Ich sah auf meine Hände und hielt meine Tasse umklammert. Meine Fingerknöchel

traten weiß hervor.

„Mark, ich kann jetzt nicht einfach Lisa im Stich lassen!“

Fragend sah er mich an. „Wer ist Lisa?“

„Ich meine Frau Bartel. Gestern nach dem Vorfall war ich noch bei Ihr und ihr Mann war auch da.“ Versuchsweise sah ich ihm wieder in die Augen.

Fehler!

Marks Gesichtsausdruck zeigte das er nicht nachgeben würde.

„Die Beiden vertrauen mir! Sie verlassen sich darauf das ich mich um Lisa kümmre, zumindest in der Zeit wenn ich für sie da bin.“ erklärte ich.

„Das ist doch Blödsinn!“ warf Mark ein.

Und ich musste wieder weg auf meine

Hände sehen. Das würde nicht leicht. „In den anderen vierundzwanzig Stunden ist ja Karin Siebert für sie da und wer weiß ob sie nicht auch bei so einem Vorfall, gewarnt wird.“

Mark gab einen Grunz Laut von sich. „Ich gebe zu das könnte sein. Aber ich will nicht das du dich in Gefahr begibst. Montag werde ich mit Toni reden!“

Tief Luft holend setzte ich mich grade hin und sah ihn direkt an, „Ich habe gestern schon mit Toni gesprochen und ihm gesagt das ich weiter mache.“

Abschätzend sah er mich an.

„Das war doch bestimmt vor der Sache mit dem Anrufbeantworter. Julia, das ist doch total Unlogisch! Toni will auch

nicht das dir was Passiert!“

Womit er natürlich Recht hatte, aber Toni würde mich nicht versuchen von dem Fall abzuziehen. Oder vielleicht doch? Verflucht! Jetzt hatte ich vielleicht sogar zwei Männer die mich beschützen wollten. Nah gut, nicht vielleicht sondern bestimmt.

Ich sah auf die Uhr. „Es ist schon elf Uhr durch. Ich gehe jetzt duschen, wir müssen um zwölf Uhr bei meinen Eltern sein.“

Ich stand auf und ging in Richtung Bad, Mark kam hinter mir her.

„Wir werden noch darüber Reden!“ rief er mir quer durch den Flur hinterher.

Sein Handy klingelte und er holte es aus

der Jackentasche.

Ich verschwand im Bad und wollte gerade die Tür schließen, als ich Mark fluchen hörte und blieb an der Badezimmertür stehen, die Türklinke in der Hand und die Tür noch einen Spalt geöffnet.

„Roland verflucht wo ist Torsten? Der kümmert sich um die Frauenleichen.“ schrie er genervt in den Hörer.

Bei mir gingen sofort die Alarmglocken an und ich lauschte weiter. Eventuell würde ich über die Frauenmorde was erfahren.

„Verdammt! Wie sollen wir der Presse den sechsten Mord erklären? Rufe im Kommissariat an und finde ihn! In dem

Fall musst du auch den Oberstaatsanwalt anrufen. Pass bloß auf das niemand davon hört.“ sagte Mark jetzt etwas leiser.

Er blieb eine Zeitlang Still, ich nahm an das er zuhörte und wartete noch.

„Sei bloß ruhig! Es darf keiner wissen das wir eine überlebende haben. Treib endlich Torsten auf damit einer gleich da ist und der Oberstaatsanwalt einen Ansprechpartner hat.“

Wieder Ruhe.

„Nein, Verdammt! Ich werde nicht kommen. Heute muss ich mich um meine Angelegenheiten kümmern.“

Ich hörte wie er mit der Faust gegen die Wand schlug.

„Also gut, wenn er nicht auftaucht ruf mich an aber nur im Notfall!“

Bevor er sein Handy wieder in seine Hosentasche steckte hatte ich die Tür von innen verriegelt und stellte mich unter die Dusche. Dieses mal passte ich aber auf das mein Verband nicht Nass wurde.

20 Minuten zu spät hielten wir vorm Haus meiner Eltern.  Meine Mutter stand in der Tür.

Hier in Sölde füllte man sich immer in die Kindheit zurückversetzt. Jeden zweiten auf der Straße kannte man, vom Kindergarten, von der Schule oder weil

sie schon seit zig Generationen hier lebten  Wir stiegen aus dem Wagen.

„Da seid ihr ja endlich! Das wurde auch Zeit!“ Meine Mutter nahm mich bei den Händen und hielt mich ein Stück weit von sich weg. Mark war schon an uns vorbei, rein ins Haus, gehuscht. Marie Bauer, fünfundfünfzig Jahre, war wie ich eins achtundsechzig groß, sie hatte auch diese furchtbaren braunen Locken wie ich, nur das sich schon graue Haare darunter gemischt hatten. Ihre blauen Augen musterten mich genau.

„Wie geht es dir? Markus erzählte von dem Zwischenfall gestern. Du solltest dir endlich einen anderen Job suchen, so geht das nicht weiter aber Mark wird

dich schon auf den richtigen Weg bringen.“

Ich hätte beinahe aufgestöhnt, Markus konnte nie die Klappe halten. Genau wie in unserer Kindheit musste er mich ständig bei meinen Eltern Anschwärzen.

„Mama, es war gar nichts! Nur ein Kratzer! Markus übertreibt wie immer.“

Da rief schon mein Vater, „Wollt ihr jetzt endlich rein kommen? Wir wollen essen!“

Da sprach die Autorität eines neunundfünfzig jährigen Richters deutlich heraus. Schnell gingen wir ins Esszimmer. Er stand sofort von seinem Platz auf, wie immer saß er am Kopf des Tisches.

„Julia, was muss ich da wieder von dir hören.“ sagte mein Vater.

Ich warf Markus einen giftigen blick zu, der an der Seite des Tisches mit seiner Frau Sabine und den Kindern Sara und Ben saßen.

Ich ging zu meinem Vater. „Papa, es war nur ein Kratzer, Markus übertreibt wie immer.“

Er nahm mich flüchtig in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann setzte ich mich neben Mark, gegenüber von Markus und seiner Familie. Meine Mutter saß am anderen Kopfende.

Mein Vater schnitt den Braten auf und legte jedem zwei Scheiben auf den Teller. Die Teller wurden durch gereicht

und wir konnten uns die Beilagen, wie Kartoffeln, Knödeln, Rotkohl, Blumenkohl oder Soßen selber nehmen.

Ich sah zu Sabine rüber, „Du siehst toll aus, wie läuft es im Büro?“

Sie war etwa so groß wie ich, schlank mit einer Oberweite, die hätte Dolly Buster alle Ehre gemacht  und langem Blonden Haar. Ihr lächeln war perfekt wie immer, ihren blauen Augen strahlten unendlich viel wärme aus.

„Es läuft super! Arbeit ohne Ende, Jan musste noch zwei Mann einstellen. Ach und auf deinen Bericht warte ich auch noch.“

„Kein Problem, ich habe ihn in meiner Handtasche.“ sagte ich grinsend.

Mein Vater räusperte sich, „Bei Tisch wird nicht von der Arbeit gesprochen!“

Da legte auch schon meine Mutter los, „Julia, wir haben uns ja so gefreut, als wir hörten das du wieder mit Mark zusammen bist.“

Ich lächelte gezwungen und Mark schien das Ganze zu genießen.

„Ich hoffe ihr werdet erst eure Differenzen ganz ausräumen, bevor ihr wieder Heiratet. Dann muss diese Ehe halten.“ sagte mein Vater streng.

„Wir müssen erst mal sehen wie wir miteinander klar kommen.“ Versuchte ich das Thema zu beenden.

Mark drückte unterm Tisch mein Knie.

„Albert, das werden die Kinder schon

schnell schaffen!“ Versicherte meine Mutter, die schon im Geiste uns vor dem Traualtar stehen sah.

„ Marie lass den Kindern Zeit! Julia muss erst mal ihren Job machen, da bleibt nicht viel Zeit für Privates und Mark ist ja auch voll eingespannt mit dem Fall.“ Mein Vater lächelte mich an.

Er war stolz auf mich, das ich endlich einen Beruf hatte der für die Gerechtigkeit diente. Obwohl das nicht immer so stimmte.

„Mark was sagst du den dazu?“ meine Mutter gab nicht auf.

„Ich werde nicht zulassen das wieder etwas zwischen uns kommt!“ Mark nahm demonstrativ meine Hand und schenkte

mir ein strahlendes lächeln. Ich sah ihn böse an und entzog ihm meine Hand. Markus beobachtete alles sehr amüsiert, „Juli, ist doch erst wieder nach Hause gekommen. Last sie erst mal wieder mehr Zeit mit Mark verbringen, dann wird das schon.“

Sabine sah mich mitfühlend an. „Last die Beiden doch in Ruhe, ihr solltet sie nicht so unter druck setzen.“

Meine Mutter fühlte sich gleich angegriffen.

„Sabine das verstehst du nicht! Wir wollen nur das Julia glücklich wird und Mark ist der Richtige dafür.“ Ich hätte am liebsten die Flucht ergriffen, als mir das Gequatsche über mich noch länger

anhören zu müssen. Das wäre wahrscheinlich gar nicht mal aufgefallen. Mark saß neben mir grinste sehr zufrieden vor sich hin. Gut das meine Mutter jetzt anfing abzuräumen um den Nachtisch zu servieren. Biene und ich halfen ihr.

Ich kratzte die Speisereste von den Tellern und spülte sie ab um sie in die Spülmaschine zu stellen. Biene füllte die Glasschallen mit Eis und meine Mutter brachte sie ins Esszimmer.

Biene sah mich an, „Bist du wirklich wieder mir Mark zusammen?“

Ich zog die Schultern hoch, „Keine Ahnung. Er hat sich wohl vorgenommen das ich ihm nicht mehr abhanden

komme.“

Biene lachte, „Er hat dich wieder herum  gekriegt, ihr ward zusammen im Bett.“

Ich war etwas mitgenommen. „In der Zweiten Nacht. Nach dem ich aus London Zurück war.“ sagte ich kleinlaut.

Wir schwiegen einen Moment da meine Mutter gerade wieder zwei Portionen Eis holte. Ich stellte den letzten Teller in die Spülmaschine und vermied es ihr in die Augen zu sehen.

Biene zog scharf die Luft ein, „Willst du überhaupt wieder mit Mark zusammen sein?“

„Nein, es war ein Fehler aber er glaubt dieses mal klappt es bei uns.“ gestand ich.

Biene stieß laut die Luft aus und ging ohne weiteres Kommentar vor mir ins Esszimmer.

Nach einer Stunde voller Pläne schmieden was mich und Mark betraf, konnten wir uns endlich verabschieden. Da wir ja morgen wieder früh zum vierundzwanzig Stunden Einsatz mussten.

Mark grinste wie blöd als wir im Auto saßen um zu mir zu fahren.

Ich war Wütend! „ Das ist alles so was von Typisch, meine Eltern setzen immer voraus was ich mache oder nicht mache.“

Jetzt konnte sich Mark nicht mehr halten vor lachen. Was ihm ein böses Funkeln

von mir einbrachte.

„Juli es ist doch schön das deine Eltern sich darüber freuen das wir wieder zusammen sind. Unsere Trennung hat ja lange genug gedauert!“

Ich platzte vor Wut! „Was heißt da wir sind wieder zusammen? Wir waren miteinander im Bett und schon sind wir wieder zusammen? Das kann nicht dein Ernst sein!“

Mark ließ sich nicht beirren. „Süße, du weißt genau das du nicht von mir los kommst! Also warum sollten wir nicht unsere kleinen Differenzen bei Seite räumen und von vorne anfangen?“

Ich sah Mark ungläubig an. „Was heißt da kleine Differenzen? Du hast mir nicht

vertraut und ständig was an meiner Arbeit auszusetzen gehabt. Das wird auch der Punkt sein wo wir uns wieder Fetzen werden.“

Er seufzte, „Wir werden es langsam angehen lassen. Wenn du jetzt erst mal aus diesem Fall ausgestiegen bist, haben wir mehr Zeit füreinander. Außerdem wenn wir wieder zusammen wohnen, werden wir uns schnell einig!“

Mark stellte seinen Wagen auf den Hof hinter meiner Wohnung. Ich stieg aus und knallte die Tür zu. „Ich werde nicht aus diesem Fall aussteigen! Und ich habe nicht vor mit dir zusammen zu ziehen!“ Mark schloss den Wagen mit der Fernbedienung am Autoschlüssel ab und

ging mit mir zum Hintereingang.

„Juli lass uns vernünftig über diese Sachen reden.“ Seine Worte waren ganz sanft und er zog mich langsam in seine Arme.

Als er auch noch anfing an meinem Ohr zu knabbern platzte mir der Kragen und stieß ihn von mir. „Mark es reicht! Du meinst, wenn ich erst mal wieder mit dir im Bett bin, bekommst du deine Willen. Vergiss es! Ich mache meinen Job ob du willst oder nicht!“

Jetzt wurde Mark wütend. „Mach doch was du willst! Wenn du wieder normal bist ruf mich an, vielleicht habe ich dann wieder Zeit für dich.“ Er rannte zu seinem Wagen, öffnete ihn mit der

Fernbedienung, stieg ein und raste los.

Wütend stapfte ich die Treppe hoch in den ersten Stock. In meiner Handtasche kramte ich nach meinem Schlüssel, da sah ich plötzlich das die Tür nur angelehnt war. Instinktiv ging ich leise die Treppe wieder runter und durch die Hintertür raus auf den Hof.

Tief durchatmen! Sagte ich mir in Gedanken. Scheiße! Jetzt hatte ich keine Waffe mit und die Polizei wollte ich auch nicht anrufen. Dann wäre Mark sofort wieder da und den wollte ich auf keinen Fall sehen. Also nahm ich mein Handy und rief Toni an.

„Schon Sehnsucht?“ meldete er sich.

„Ich bin gerade nach Hause gekommen.

Meine Wohnungstür ist angelehnt und ich bin jetzt auf dem Hof.“

„Ich komme!“

Und die Leitung war Tod!

Nervös lief ich hin und her, immer schön am Haus lang, so das mich keiner aus dem Fenster sehen konnte. Nicht mal zwölf Minuten später hielt der schwarze Audi auf dem Hof und Toni stieg aus. Wie immer sah er verflucht gut aus, auch in seinen Privat Sachen. Schwarze Jeans, enges T-Shirt, Lederjacke und schwarze Turnschuhe.

Er grinste mich an, „Süße musst du dir immer was einfallen lassen das ich Feuerwehr spiele?“ Toni gab mir einen

flüchtigen Kuss auf die Stirn.

„Wir waren bei meinen Eltern zum Essen, deshalb habe ich keine Waffe dabei.“ entschuldigte ich mich.

Toni schüttelte den Kopf, „Du sollst sie immer tragen. Vor allem nach den Anruf...“ warf er mir vor.

Wir gingen langsam die Treppe rauf, Toni vor mir mit einem Blick nach oben.

„Warum ist Mark nicht mit hoch gegangen oder warum hast du nicht die Polizei gerufen?“

Vor meiner Tür blieben wir stehen.

„Wir hatten streit!“ flüsterte ich.

Toni zog seine Pistole aus dem Halfter und stieß die Tür auf. Im Flur war nichts zu sehen. Wir gingen ein Zimmer nach

dem anderen ab, ich immer hinter Toni, er sah unters Bett, in die Schränke und hinter den Duschvorhang. Keiner zu sehen, nur ein Zettel in der Küche auf dem Tisch. Gleichzeitig sahen wir darauf.

„Julia, halte dich da  raus! Sonst … .“ Stand auf dem Zettel.

Toni machte die Wohnungstür zu und kam wieder in die Küche. „Jetzt wird der Typ aber Persönlich. Fass hier nichts an, packe ein paar Sachen, du kommst erst mal mit zu mir.“ sagte er grinsend. „Oder möchtest du lieber nach Mark oder deinen Eltern?“

Gereizt funkelte ich ihn an, „Diese Frage war überflüssig!“

Ich ging ins Schlafzimmer und packte ein paar Sachen in meine Reisetasche.

Toni sah zum Bett. „Noch nicht einmal frisch gemacht.“ zog er mich auf.

Seine Bemerkung ignorierte ich, sollte er doch denken was er wollte.

Unter meinem Nachttisch öffnete ich einen kleinen Tresor und holte meine Waffe und die Munition raus, um sie in meiner Handtasche zu stecken.

Toni war schon im Wohnzimmer und telefonierte. Ich warf meine Reisetasche aufs Sofa und wartete. „Gib mir den Ersatzschlüssel, ich habe Kleinert angerufen der ist in 20 Minuten hier, wir warten im Auto.“

Aus der Küchenschublade holte ich den

Schlüssel und gab ihn Toni. Er nahm meine Reisetasche und wir Verliesen meine Wohnung.

Die Reisetasche warf er in den Kofferraum und wir setzten uns in seinen Audi rein.

„Warum habt ihr euch gestritten?“ wollte er wissen und beobachte mich genau.

Seufzend sah ich zu ihm, „Mark wollte das ich aus dem Fall aussteige. Aber ich habe ihm gesagt das ich das nicht tun werde. Dann gab ein Wort das andere und er ist wütend abgefahren.“

Toni lachte, „Immer die gleichen Probleme.“

„Mit mir wäre dir das nicht passiert! Juli du musst dich langsam entscheiden, sonst

könnte es passieren das wir diese Entscheidung für dich treffen!“ Toni beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf den Mund, er war nicht mehr wie eine leichte Berührung aber es löste sofort wieder heiße Wellen in mir aus.  Verflucht!

"Was ist wenn ich keinen von euch haben will?" fragte ich genervt.

Toni lachte, "Süße das nimmt dir keiner ab."

Michael Kleinert kam und wir gaben ihm den Schlüssel. Auch er musste grinsen. „Juli, Juli. Warum immer so Kompliziert? Was soll ich Mark sagen?“

Toni schmunzelte, „Sie wohnt erst mal bei mir!“

Michael seufzte, „Das wird ihm nicht gefallen! Und ich bekomme wieder seinen ganzen Frust ab. Es war einfach zu Ruhig in den letzten 6 Monaten.“ sagte er grinsend.

Wir fuhren zu Toni nach Hause auf dem Westfalendamm und parkten in der Tiefgarage. Zusammen fuhren wir mit dem Fahrstuhl rauf zu seiner Wohnung im Siebten Stock, Toni öffnete die Tür.

„Hast du noch den Schüssel?“ fragte er und brachte meine Tasche ins Schlafzimmer. (Nicht ins Gästezimmer!)

„Ja ich hab deinen Schlüssel noch.“ antwortete ich leicht nervös.

Er nahm mir den Mantel ab und hängte ihn an die Garderobe.

„Ich sag eben Elle Bescheid, dass du wieder da bist.“  

Elle war seine Haushälterin und Georg ihr Mann war Hausmeister. Die beiden waren schon ein paar Jahre bei Toni und total liebe Menschen. Da ich schon ein paar mal bei ihm Wohnte, kannte ich die beiden sehr gut und mochte sie.

Ich ging zu ihm in die Küche, wo das Haustelefon stand.

„Elle freut sich schon darauf für uns das Abendessen zu machen.“

Toni hatte seine Jacke an die Garderobe gehängt und legte jetzt seinen Pistolenhalfter auf die Arbeitsplatte. Langsam musterte er mich von oben bis unten und wieder zurück. Seine Blicke

machten mich nervös und das war seine Absicht.

Er grinste. „Du siehst schön aus in deinem Kleid!“ Ich setzte mich auf einem Hocker an die Theke der Kochinsel.

„Warum hast du meine Sachen nicht in Gästezimmer gebracht?“ fragte ich schließlich.

Sein Grinsen wurde breiter und er kam um die Kochinsel herum zu mir. Direkt vor meiner Nase blieb er stehen.

„Weil du kein Gast bist Juli!“ Eine meiner Locken hatte sich in mein Gesicht verirrt, die er mir zärtlich hinters Ohr strich. „Lass uns runter in die Zentrale gehen, ich will endlich wissen wer hinter dir her ist und was das mit den Bartels

zu tun hat.“

Wir fuhren in den dritten Stock zur Einsatzzentrale und gingen durchs Großraumbüro. Überall freute man sich mich zu sehen.

Toni steckte seinen Kopf zu mir, „Siehst du, wir vermissen dich alle!“ Mir war nicht klar in wie weit das „wir“ gemeint war. Tom Wagner sah uns von seinem Schreibtisch lächelnd entgegen, er war vierunddreißig Jahre, etwa eins achtig groß, schlank mit braunen Locken.

„Hallo Juli, wie ich höre sorgst du wieder dafür das Toni keine Langeweile bekommt.“

Toni warf dem grinsenden Tom einen

bösen Blick zu. „Hast du was für uns? Oder beschäftige ich den Falschen Mann auf diesem Posten?“

fragte Toni gefährlich leise.

Tom lies sich nicht von diesen Worten beeindrucken und schob eine Handvoll Aktenmappen über den Tisch. „Damit ihr heute noch was zu tun bekommt!“ Sein Gesichtsausdruck zeigte eindeutig das er sich köstlich amüsierte.

Ein grinsen konnte ich mir auch nicht verkneifen. „Tom passe auf was du sagst, Toni ist in Moment nicht so gut drauf.“ Der sah von den Unterlagen auf, die er begonnen hatte sich anzusehen und sah uns beide teilnahmslos an. Nur seine Augen straften ihn lügen. Diese Komik

konnte sich Tom nicht entziehen und sah mich strafend an, wobei seine Augen amüsiert funkelten.

„Was hast du schon wieder angestellt Juli? Toni scheint wütend zu sein.“

Er zwinkerte mir zu und ich hatte einen tierischen Spaß daran den "großen" Antonio Marcelo  aufzuziehen.

„Tja, keine Ahnung. Aber jetzt wurde ich schon wieder bei ihm einquartiert.“

Tom lachte laut und hielt sich den Bauch. Jetzt schien es Toni wohl doch zu viel zu werden und funkelte uns böse an.

„Wenn ihr euch fertig amüsiert habt, könnten wir dann zum Thema kommen? Juli sieh dir bitte die Fotos an, ob du jemanden erkennst.“

Ich nahm mir die Personalbögen von den Leuten die bei Bartel arbeiteten. Langsam sah ich mir die Fotos an, aber ich erkannte keinen und dann plötzlich hatte ich so ein Gefühl. Schnell blätterte ich die Personalbögen noch einmal durch und zog mir einen heraus.

„Irgendwie kommt er mir bekannt vor. Aber seine Daten sagen mir nichts. Sven Bergmann, Rot/Blondes kurzes Haar, eins zweiundachtzig und schlank. Er arbeitet bei Bartel seid zwei Jahren, aber ich habe ihn dort noch nicht gesehen.“ Den Bogen reichte ich Toni und sah seitlich auf das Bild. „Ich kann es nicht erklären aber irgendwoher kenne ich ihn.“

„Tom stell mal Nachforschungen über den Typen an!“ befahl Toni und sah mich forschend an. „Noch jemand?“

Ich zog die Schultern hoch, „Er ist der Einzige der mir bekannt vorkommt. Aber lass mal die Leute überprüfen die Bartel fertig gemacht hat.“

Er nickte mir zu, „ die Liste liegt in meinem Büro.“

Also begaben wir uns in sein Büro. Toni ging vor mir hinein und ich schoss die Tür als ich  eingetreten war. Plötzlich drehte er sich zu mir um, packte mich an der Taille und drückte mich mit seinem Gewicht gegen das Türblatt. Mir entwich  die Luft lautstark und hatte Probleme zu atmen. Meine Füße baumelten in der Luft

dadurch war ich auf Augenhöhe mit ihm. Erschrocken sah ich ihn an.

Seine Augen funkelten amüsiert, ansonsten wirkte sein Gesicht gefährlich gelassen.

„Wie war das? Man hat dich bei mir einquartiert? Oder war das nicht eher so das dir die Alternativen nicht gefielen?“

Früher hätte mir dieses Verhalten Angst eingeflößt, heute machte es mich nur wütend.

„Lass mich runter!“ stieß ich hervor unter Atemnot, da er mich immer noch mit seinem Gewicht einquetschte.

Seine Mundwinkeln verzogen sich spöttisch, „Süße was bekomme ich dafür?“

„Toni!“ gab ich wütend von mir.

Jetzt grinste er mich an aber seine  Absichten waren deutlich zu sehen. Seine Augen wurden sehr viel dunkler.

„Du glaubst doch nicht das du ungestraft mit meinen Jungs dich über mich lustig machen darfst?“

Mir wurde schwindelig, da ich immer noch nicht richtig Atmen konnte und deshalb auch nichts erwidern konnte.

Toni ging einen Schritt von der Türweg und schloss mich in seine Arme, so das ich immer noch mit den Füßen in der Luft hing aber ich wieder richtig Atmen konnte. Was mir nicht viel brachte! Er senkte seine Lippen auf meine und küsste mich, erst zärtlich, dann immer

fordernder. Meine Arme schlangen sich um seinen Nacken und es kroch langsam aber sicher wieder Hitze in meinem Körper. Unter meine Kniekehlen schob er mir einen Arm und trug mich zum Sofa, wo er mich vorsichtig ablegte mit dem Kopf auf ein Kissen. Mit einem Knopfdruck hat er die Tür verriegelt und die Überwachungskamera abgeschaltet.

In meinem Kopf fing mein Verstand an sich abzuschalten. Er kniete neben dem Sofa halb über mir gebeugt, seine Zunge spielte mit meiner und ich spürte seine Hand im Ausschnitt von meinem Kleid. Als er meine Brust streichelte musste ich aufstöhnen, das Toni mit seinem Mund auffing. Es wäre wohl noch weiter

gegangen, wenn es nicht plötzlich an der Tür geklopft hätte, erst sacht, dann immer fester. Toni löste sich widerwillig von mir und ich setzte mich etwas benommen auf. Mit einem Blick zu mir riegelte er die Tür wieder auf und schaltete die Kamera wieder an.

Tom stand in der Tür, „Entschuldigt! Mark hat gerade angerufen, auf Frau Bartel ist schon wieder geschossen worden. Der Scharfschütze saß in einem Baum, außerhalb der Mauer.“                „Ist jemand verletzt worden.“ fragte ich besorgt. Meine Lebensgeister waren wieder erwacht und ich ging zu Toni und Tom. „Nein, Karin hat sie rechtzeitig zu Boden gerissen. Das Geschoss ist hinter

ihnen ins Bücherregal geknallt. Die Kugel ist schon beim Ballistiker. Ein Suchtrupp durchkämmt den Wald.“

Erleichtert atmete ich aus. Da fiel mir erst auf das ich die Luft angehalten hatte.

Toni ging zur Tür raus und ich folgte ihm. Er blieb stehen und sah mich an.

„Ich fahre raus zu den Bartels, du bleibst hier und kannst schon mal die Liste durch arbeiten.“ sagte er zu mir.

„Nein, ich komme mit!“ bestand ich drauf.

Leicht genervt sah er mich an. „Es würde auch nichts bringen zu versuchen dich zu überzeugen oder?“

Mit festem Blick sah ich ihm in die

Augen. „Reine Zeitverschwendung! Tom die Liste liegt auf Tonis Schreibtisch. Kümmerst du dich darum?“

Tom beobachte uns beide, „Klar, mache ich!“

Wir holten unsere Waffen und zogen uns um in Tonis Wohnung. Zehn Minuten später saßen wir in einem Mercedes von AM Security und fuhren zu den Bartels. Schweigsam verlief die Fahrt, er war ganz ruhig, zumindest schien es mir so. Wohingegen ich mir, total nervös, auf der Unterlippe kaute.

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Hörbuch

Über den Autor

JJ1968w
Ich bin ein Ruhrpott Kind, 45 Jahre, lebe mit meinem Mann und unseren Kindern in Dortmund.

Irgendwann hat mir das lesen von Büchern nicht mehr ausgereicht und ich fing an zu schreiben. Heute lese ich noch genauso gerne Bücher, nur nicht mehr so viele wie früher. Ich verwende jetzt mehr Zeit darauf sie selber zu schreiben und es ist noch viel spannender, als sie nur zu lesen. Obwohl ich alles lese habe ich mich beim Schreiben auf spannende Themen spezialisiert. Eine Romanze darf bei mir auch dort nicht fehlen.
Ich freue mich über Kritik, auch negative.

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