Journalismus & Glosse
Lampedusa

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"....und da wundern die sich über Politikverdrossenheit!"
Veröffentlicht am 24. Februar 2014, 22 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so ...
....und da wundern die sich über Politikverdrossenheit!

Lampedusa

Lampedusa oder ....und da wundern die sich über Politikverdrossenheit ! Es geht nicht eben erst los, es geschieht schon seit einer ganzen Weile an vielen Orten in der Welt. Was ? Das Leiden der Menschen unter den selbst verschuldeten Klimaveränderungen und ihren Folgen. Schon flüchten die Menschen in Massen, suchen ein neues, lebbares Leben in anderen

Ländern, nehmen Heimatverlust und den Verlust von Freunden und Familie in Kauf für ein bisschen Hoffnung. Hier nennt man sie "nur Wirtschaftsflüchtlinge", aber ich möchte mal sehen wie wir hier reagieren würden, wenn unsere Kinder verhungern oder an schlechtem Wasser erkranken, wenn unsere Lebensgrundlage, also Vieh und Äcker, in der Dürre verkommen oder in Hochwassern ertrinken! Und tausende

Menschen, hunderttausende, die auf der Flucht vor Krieg und Bürgerkrieg versuchen sich und ihre Familien in Sicherheit zu bringen, stehen vor verschlossenen Grenzen oder vegetieren in Flüchtlingslagern dahin. Fischer, die in den von unseren Flotten riesiger Fischfänger leergefischten Küsten nichts mehr fangen, verkaufen für jedenfalls einmalig etwas Geld ihre Boote an die, die aus

Verzweiflung die Flucht übers Meer versuchen wollen Doch nochmals zum Anfang - mit etwa 13/14 Jahren machte ich Bekanntschaft mit Büchern und wissenschaftlichen Zeitschriften, die bei meinem Onkel überall im Haus herum lagen, wenn ich dort zu Besuch war und ich las sie mit nahezu unstillbarer Neugier; Zeitschriften, in denen schon damals, also in den Anfang 70ern, Themen zur Sprache kamen

wie : die Grenzen des Wachstums (vielen sicher bekannt, das Buch), Umweltverschmutzung, Klimawandel, Gentechnik etc.! Damals schien es mir völlig logisch und selbstverständlich, dass die Politik sich mit diesen Themen nicht nur beschäftigen würde, sondern nach Lösungen suchen und diese auf Grund der offensichtlichen Wichtigkeit auch umsetzen würde. Was ich aber in den folgenden

Jahren erlebt habe, das war für mich erstmal so paradox und unverständlich, das ich es kaum fassen konnte. Themen, die in kürzester Zeit nicht nur uns, sondern die gesamte Weltbevölkerung betreffen würden, schienen nahezu unbedeutend. Frei nach dem Motto: Nach uns die Sintflut! ...wurden überall Atomkraftwerke gebaut, im vollen Wissen darum, das der strahlende Abfall Jahrtausende ein

Problem sein würde. Die Folgen der aus Naivität und/oder verantwortungslosem Gewinnstreben eingeschlagenen Wege fallen auf uns alle zurück und die so genannten Klimagipfel sind in ihrer, vorsichtig formuliert, Ergebnisarmut ein Schlag ins Gesicht der Weltbevölkerung. Schon lange ist es nichts Neues, das vor vielen Schulen immer erst dann ein Zebrastreifen oder auch eine Ampel gebaut wurde,

nachdem dort ein Kind schwer verletzt oder getötet wurde. Vor einiger Zeit hörte und sah man viel über die Probleme der Schifffahrt mit den somalischen Piraten. In diesen Zusammenhang hörte ich eine Zahl, eine Summe, die Summe der Ausgeben der Redereien zum Schutz ihrer Schiffe. Für einen kleinen Moment nur fragte ich mich, was man mit diesem Geld wohl in Somalia erreichen könnte, wenn man sich damit für Arbeit,

Bildung, medizinische Versorgung etc. engagieren würde? Wie gesagt nur kurz, denn diese Herangehensweise, die Suche nach Ursachen und deren Beseitigung, dazu scheinen diverse Regierungen nicht in der Lage zu sein. Jedenfalls sehe ich wenig in dieser Richtung. Selbst an den so genannten Entwicklungshilfe-Krediten wollen die Geberländer noch verdienen, sehen zu, wie die Gelder entweder in den dunklen

Kanälen korrupter Politiker versickern oder wie Länder an der Rückzahlung schier zu Grunde gehen. Was ist das für eine Hilfe? Das mit den Piraten ist nun schon seit einer Weile aus den Medien verschwunden.Wohin eigentlich? Nun schwirrt der Name Lampedusa durch die Medien, obwohl sich das schon wieder abschwächt, und eine ganz üble Fantasie von mir sagt, irgendwann in naher Zukunft

werden so viele im Mittelmeer ertrunken sein, das die Nachkommenden trockenen Fußes über deren Leiber nach Europa kommen können. In Afrika verkaufen Regierungen fruchtbaren Boden unter den Füßen der dort seit Ewigkeiten lebenden Menschen weg an China; ganze Landstriche in Amerika sind durch die Gasförderung per `fracking´ so verseucht, dass die Bevölkerung mit Trinkwasser aus Flaschen oder

Tankwagen versorgt werden muss; zunehmende Überflutungen und Dürren rauben immer mehr Menschen die Lebensgrundlage, .....die Liste wäre nahezu beliebig erweiterbar! Es wird garnicht mehr all zu lange dauern, da wird die Masse dieser von vielen so gefühlsblind als ´nur Wirtschaftsflüchtlinge` genannten Menschen von allen Seiten in die Regionen strömen, die ihnen zuerst einmal ein Überleben, dann eine Zukunft

bieten können. Irgendwann werden Grenzblockaden nichts mehr bringen, weil die Zahl derer, die vor den Folgen unserer Lebensweise, den Folgen unseres Konsumverhaltens betroffen sind zu groß wird. Und da wundern sich manche über die so genannte Politikverdrossenheit. Ich bin sicher nicht alleine mit dem Gefühl, von der Politik verraten worden zu

sein. Lebensfreude war der Grund für mich, fünf Kindern das Leben zu schenken! Ich weiß nicht, ob ich diesen Mut und diese Zuversicht heute noch einmal aufbringen würde! Und wo ich gerade dabei bin, da fallen mir doch gleich noch ein paar Dinge ein, die mir regelmäßig auf den Magen schlagen, wenn ich daran denke. Es gibt da ein paar Worte, bei

denen mir jedes mal da ich sie höre die Haare zu berge stehen. Nicht nur die ´Wirtschaftsflüchtlinge`! Da gibt es auch diese schöne Bezeichnung der ´Leistungsträger` in unserer Gesellschaft! Klingt toll, nur - gemeint sind in diesem Fall nicht Krankenschwestern, Kanalarbeiter, Mütter und Väter mehrerer Kinder, Pfleger von Alten und Kranken (Liste beliebig erweiterbar), nein -

gemeint sind die, die aufgrund ihres gehobenen Einkommens mehr Steuern als andere für den Staat erwirtschaften oder auf andere Art gewinnbringend für das Land tätig sind. Soll heißen: gemeint sind die finanziell leistungsstärkeren Mitglieder unserer Gesellschaft! Ist das die Art, wie wir Leistung definiert wissen wollen?! Das fände ich doch sehr traurig! Dann habe ich da noch so ein kleines Problem mit der Art, wie

Medien und viele einzelne Personen mit Menschen umgehen, die durch die Art auffallen, in der sie ihren Werten entsprechend mit den Problemen in ihrer Umwelt umgehen. Menschen, die durch ihre Gewaltfreiheit und Menschenfreundlichkeit auffallen. Da fallen mir Namen ein wie Ghandi, Martin Luther King, Nelson Mandela, der Dalai Lama etc. , Personen, die hohes Ansehen genießen und als Vorbilder gelten; aber das Wort

´Gutmensch` wird immer häufiger als Schimpfwort benutzt. Solche Dinge verwirren mich, machen mich nachdenklich! Was ist das nur für ein merkwürdiges Umfeld in dem wir da leben? Es ist noch garnicht so lange her, da waren es Deutsche, die auf der Flucht und auf die Hilfe von so genannten Gutmenschen angewiesen waren. Auch sie flohen teilweise über das Meer, wollten sich und ihre Kinder in

Sicherheit bringen. Und die, die bleiben mussten, weil sie nicht weg konnten, auch sie waren auf Hilfe von anderen angewiesen, von Menschen, die sich selbst in Gefahr brachten, was ihnen mit Sicherheit keine finanziellen Vorteile brachte, was aber eben so sicher eine große Leistung war! Mir jedenfalls dreht sich alles im Kopf! Nachrichtensendungen lösen, je nach Thema, Wut oder Trauer, aber fast immer das

Gefühl von Ohnmacht in mir aus. Lebensfreude war der Grund für mich, fünf Kindern das Leben zu schenken! Ich weiß nicht, ob ich diesen Mut und diese Zuversicht heute noch einmal aufbringen würde!

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Hörbuch

Über den Autor

Karindolittle
Das mit der Schreiberei fing damit an, dass mein Bruder mir seine alte Gitarre geschenkt hat. Ich habe so lange darauf gezupft und gedrückt, bis es annehmbar klang und fing schnell an meine eigenen Lieder zu schreiben und auf der Gitarre zu begleiten. Einige Zeit bin ich so auch mit meinen kleinen Werken auf verschiedensten Bühnen hauptsächlich in und um Berlin aufgetreten. Schon bald wurde aber das Schreiben zu weit mehr für mich und so entstanden nach und nach auch Gedichte und Kurzgeschichten, auch für Kinder. Hier versuche ich nun erstmals ein paar meiner Liedertexte und Gedichte anderen vorzustellen und freue mich über Anregungen, Kritik (keine Angst, ich kann mit Kritik gut umgehen, solange sie sachlich ist) und auch Lob ! Natürlich, wen freut das nicht ?

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petjula007 
Sehr gut und umfassend geschrieben. Das ist ein ganz furchtbares Thema. Der Mensch und die Umwelt. Wenn ich sehe, was da auf Lampedusa geschieht ( nicht nur dort), kann einem das nackte Grausen kommen. Was sollen Menschen auch anderes machen, wenn ihnen die ganze Lebensgrundlage entzogen wird? Sie gehen dort hin, wo sie positivere Lebensverhältnisse vermutent. Aber auch da, werden sie immer die "Wirtschaftsflüchtlinge" bleiben. Die Leute aber, deren Profitgier schuld an der ganzen Misere ist, werden auch weiterhin in Saus und Braus leben. Vielleicht werden sie wach, wenn alles den Bach runter gegangen ist, aber dann ist es zu spät und zwar für alle Menschen.

LG Petra
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle So ist es, aber wenn alles den Bach runter geht, dann sind die die letzten, die sich noch ein Boot leisten können, falls sie nicht eh schon eine Yacht irgendwo an der sonnigen Küste liegen haben. Es ist zum Gruseln. Karin
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE 
Liebe Karin,
haben Deinen Text gelesen. DANKE für die Schriftvergößerung. Das ist aber nett von Dir gewesen. Ich muss mich an einen Leselupe gewöhnen. Das geht dann auch.
GEFÜHLSBLIND ist der richtige Ausdruck für so viele schlimme Dinge, die in der Welt passiert sind und immer noch passieren und in Zukunft wahrscheinlich weiterhin passieren werden.
Du hast alles autentisch in Deinem Buch dargelegt. Ich stimme Dir genau zu. WIRTSCHSCHAFTSFLÜCHTLINGE halte ich auch für ein korruptes Wort!!! Denn Deutschland schiebt Waffen für Kriege in verschiedene Länder. Ich wundere mich nur, weshalb es in Afrika immer noch so viel Elend gibt. Ja, durch die wahrscheinlich bewusst gesteuerten Kriege in verschiedenen Regionen. Das ist kein Leben. Natürlich gibt es auch viele Hilfsorganisationen, die dort helfen. Aber das Land ist groß und wird von Europäern zum Teil ausgebeutet, so wie Du es auch beschreibst.
Ich habe darüber auch schon einmal etwas geschrieben.

Es ist gut, sich zwischendurch uns von Nachrichten zu erholen und mal nichts lesen und hören, damit unsere Seelen stark genug für die nächsten Hiops-Nachrichten bleiben.....
Lieben Gruß
Gerlinde

Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle ich versuche mich manchmal mit dem Satz zu halten:
Es gibt so entsetzlich viel und verschiedenstes Elend auf dieser Welt, lasst und gemeinsam genießen, dass es uns hier so gut geht! was nicht heißen soll, es wäre hier alles in Ordnung.
Hab da mal einen alten Liedtext von mir für dich aus gegraben. Sag doch mal, was du davon hältst, den hinten an den Lampedusatext hinten dran zu hängen?

Immer wieder....

Immer wieder , immer wieder ,
immer wieder fährt der Schreck mir
in die Glieder , immer wieder
drücken mich die Fragen nieder ,
die entsteh´n falls ich am Abend ,
wenn ich etwas Ruhe habe ,
sitze , um im Fernseh´n mal die
Nachrichten zu seh´n .

Fünf bis sieben Tote auf der
Autobahn , die bietet man uns
filmisch und in Farbe festge-
halten stündlich wieder an . Doch
von den Toten , die in Nebel-
schwaden eines Nervengases
oder im Granatenhagel
starben seh´ ich nichts .

Etwas später , grade schmier´ ich
mir ein Schinkenbrot , da sehe
ich in ´nem Bericht die Bilder
einer Hungersnot in Afri-
ka , wo unser Nachbar letztes
Jahr in Urlaub war und hat er-
zählt das Essen dort sei wunder-
bar , er fährt nochmal .

Weiter im Programm ich seh´ die
Werbung für ´ne Babynahrung
an und denk´ dabei an das Ge-
sicht von einem Kind in dem Be-
richt , das war noch nicht einmal 3
Jahr´ und lag apatisch in den
Armen seiner Mutter und sah
die Kammera .

Sicher haben wir hier auch Pro-
bleme , die wir lösen müssen ,
doch wenn wir versuchen das zu
tun , dann lasst uns nicht vergessen ,
dass es Menschen gibt die haben
nicht mal einen Platz zum Schlafen
und für vieles , das wir haben
lassen wir sie zahl´n.

Immer wieder , immer wieder ,
immer wieder fährt der Schreck mir
in die Glieder , immer wieder
sehe ich die Augen , die der
Kinder und der Großen , die vor
Hunger und aus Angst vor den Ge-
schossen riesengroß und hilflos
in die Leere seh´n .

Vor langer Zeit - Antworten
hingekritzelt Um einige dieser Dinge geht es in meiner Geschichte "Urlaubszeit" auch. Du hast Dir nur viel mehr Mühe gegeben, zu recherchieren und Fakten aufzuzählen. Gut!

Liebe Grüße
Uli
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle Vielen Dank! Ja und je mehr man erfährt und zusammen trägt, desto mehr steigt der Ärger oder die Ohnmacht ( je nach Tagesverfassung) in einem hoch ! Ganz liebe Grüße von Karin
Vor langer Zeit - Antworten
hingekritzelt Man darf es halt nicht zu sehr an sich heranlassen - sonst
"kriegt man einen an die Birne" :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Karindolittle ....hat man schon! ;-) und ich muss gestehen, mit Recherge hatte das weing zu tun. Gesundheitlich bedingt kann ich leider oft fast nix mehr machen und verbrringe so oft Not gedrungen viel Zeit beim Fernsehen. Da man nur wenige Sender gucken kann, ohne das einem der Blick völlig getrübt wird und man allmählich verblödet, es sei denn, man braucht einfach mal ´ne nette Ablenkung, da bliebe ich meistens bei Phoenix, 3Sat oder arte hängen. Und so kamen all die netten Infos ganz ohne mühseliges Fakten suchen. War also weniger Arbeit als du vielleicht gedacht hast. Trotzdem vielen Dank! Liebe Grüße Karin
Vor langer Zeit - Antworten
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