Romane & Erzählungen
Des Dichters Streich, 3. Teil - Erzählung in der Fasson Hoffmanns

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"Ein unvergesslicher Abend auf der herzoglichen Redoute zieht einen alles verschlingenden Wirbel"
Veröffentlicht am 08. Februar 2014, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Cupator ist ein Autor, der vielleicht keiner sein sollte - nicht, weil er sich das Schreiben nicht zutraut, sondern weil er im echten Leben etwas macht, was kaum auf ein Autorendasein hindeutet.
Ein unvergesslicher Abend auf der herzoglichen Redoute zieht einen alles verschlingenden Wirbel

Des Dichters Streich, 3. Teil - Erzählung in der Fasson Hoffmanns

dritte Vorrede

Ja, pack mich doch am selbst gezogenen Radieschen - da will man EINMAL etwas so ganz für mit ohne Leser publizieren - und bumms! haste einen verbalen Florett-Kampf mit dem Meister dieser Plattform anne Hacken. Boah, ey, Wiesdorf!

Nun aber geht die Mär von des Dichters Streich also gleich weiter, wollen mal sehen, was Hildesheim nun auf Wiesdorf zu antworten weiß.

Was bisher geschah: Die Gräfin amüsierte die Baroness und düpierte den Generalmajor. Alle Pflichten gegen den Herzog erfüllt habend will sie nun

retirieren - aber ein unerwarteter Gast kommt ihr dazwischen.

Allet klar? Wenn nich: Teil 1 und 2 lesen, bitte! bitte! bitte! Ich werde sonst skrupellosen Gebrauch von meinem chemisch gut versorgten Gemüsegärtchen machen. C.

des dichters streich, 3. teil

„Nun, das ist doch ganz einfach“, gab der junge Mann zurück. „Der Wunsch, einem Menschen wie Ihnen einmal zu begegnen, wohnt vielen inne, ohne dass es dabei gerade auf Ihre Person ankäme, verehrte Gräfin.“ Verwirrung konnte die Gräfin weder leiden noch verbergen, und so zog sie die Stirn in einer Weise kraus, die sie bei jeder anderen Damen getadelt hätte. „Nicht gerade auf meine Person – wie meinen Sie?“ „Ich erlaube mir zu meinen“, sagte der junge Mann, und machte dabei eine weitere, diesmal allerdings womöglich

leicht spöttische Verbeugung, „dass Menschen imstande sind, Ideale zu begründen, und sogar kleiner bleiben als diese und auch schneller vergehen. Dann bleibt das große Ideal nach dem Abbild des schon vergangenen, kleinen Menschen.“ Indigniert musterte die Gräfin den jungen Mann. „Ihnen sind Worte wichtiger als Galanterie“, hielt sie ihm im Tone eines Vorwurfes vor. „Allerdings.“ „Was tun Sie dann hier Monsieur? Sind Sie Prediger?“ „Schlimmer. Viel schlimmer, Gräfin.“ „Ah!“ Im Augenblick des Begreifens kam die Freude in das Gesicht der Gräfin

zurück, sie strahlte beinahe wieder ebenso blendend, wie sie es zuvor im Kreise ihrer Gefolgschaft getan hatte. „Sie sind – Dichter!“ Die nun folgende Verbeugung des jungen Mannes, immerhin die Dritte innerhalb sehr kurzer Zeit, war, sehr zur Beruhigung der Gräfin, eine aufrichtig Demütige. „Frau Gräfin lesen bei Belieben in uns gewöhnlichen Menschen wie in einem offenen Buch.“ Ein geschmeicheltes Lachen konnte sie nicht verkneifen, doch die Gräfin ergänzte es gekonnt: „Nach Belieben, ganz recht, Monsieur le Poète. Das Belieben stellt sich allerdings nicht häufig ein, denn die Lektüre verspricht

so selten anregend zu sein.“ „Um so mehr bin ich Ihnen also zu Dank verpflichtet, dass Sie die wenigen Zeilen auf den dünnen Blättern meiner Seele zu lesen nicht verschmäht haben.“ „Ganz bestimmt gibt es bei Ihnen vieles, was ich zu lesen ohne weiteres für würdig halten kann.“ Die Gräfin lächelte mit versprechender Süße. „Bei mir? Vielleicht gar auch von mir?“ „Oh nein, ich bitte Sie. Ohne jeden Zweifel sind Sie ein wahrer Dichter und schon deswegen der Vorstellung abhold, Opfer einer begierigen Leserschaft zu sein.“ „Nun, in dieser Form der höchsten Dichterskunst muss ich mich noch üben.

Ich bin sogar noch ausgesprochen weit von ihr entfernt. Ja, ich gestehe, dass ich meinen Verleger…“ „Einen Verleger! Wie kann ein Dichter sich mit so etwas bleischwer Sinnlosem wie einem Verleger beschweren!“ rief die Gräfin aus. „… dass ich also meinen Verleger mehrmals wöchentlich aufsuche und nach den Verkäufen frage.“ „Sie quälen den armen Mann zu sehr!“ schalt die Gräfin mit erhobenem Zeigefinger. „Ihn und mich gleichermaßen, mehr kann ich Ihnen nicht zugeben, Gräfin.“ „Ruchloser! Will er denn etwa nicht in, sondern gar von seiner Dichterei

leben?“ „Ich muss mir das wohl wünschen, weil ich eines gesicherten Auskommens von Hause aus ebenso entbehre wie eines großzügigen Gönners“, erklärte der junge Mann mit bedauerndem Kopfschütteln. „Vielleicht wollte er sich auf die Suche nach einer Gönnerin verlegen?“ „Darauf verstünde ich mich kaum.“ „Na, na, na!“ wandte die Gräfin ein, den Zeigefinger von neuem drohend erhoben. „Ich sehe schon, einer Gönnerin ermangeln Sie mehr als eines Gönners und ungleich viel mehr als eines gesicherten Standes von Hause aus. Die Dame können Sie meisterhaft umgarnen mit Worten und Auftreten, warum nicht

auch mit ein wenig Dichtung. Allein, der Führung durch eine Gönnerin bedürfen Sie, die Ihnen die Flausen kokett übertriebener Bescheidenheit gründlich austreibt.“ „Sie halten meine Bescheidenheit für übertrieben, Gräfin?“ „Allerdings! Ach, nun schauen sie nicht so treu doof! Sie sind ein Dichter mit Verleger, da können Sie mir nicht weismachen, Sie hätten noch nie ein paar angerührt schaurig seelenhafte Zeilen über das Glühen des Herbstlaubes verfasst einzig in der Absicht, die schwärmerische Sehnsucht einer zu hübschen Dame mit zu wenig eigenem Sinn fürs wahrhaft Bedeutende zu

bedienen?“ „Ja, Herbstlaub allerdings, ähm, in der Tat, Herbstlaub ist immer…“ „… eine dankbare Folie für unsere imaginierten tableaux vivants oder besser tableaux fantasmants, die wir uns hin und wieder als Erholung von unserer Sattheit und Sorglosigkeit gönnen.“ „Gräfin reden dem Aufruhr das Wort!“ „Nicht im Geringsten, mein Lieber, nichts liegt mir ferner. So viel Mühe habe ich auf die Beobachtung unseres eitlen Mikrokosmos verwandt, dass es mir sehr leid wäre, sollte das Objekt meiner Studien sich auch nur im Geringsten ändern oder gar zu schwinden drohen. Was ich allerdings

sehr wohl gelernt habe aus meinen Beobachtungen, ist, wie wichtig die heitere kleine Flucht ist, die wir uns – selbst und anderen – von Zeit zu Zeit vorspielen müssen.“ „Heitere, kleine Fluchten, ich verstehe.“

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Cupator ist ein Autor, der vielleicht keiner sein sollte - nicht, weil er sich das Schreiben nicht zutraut, sondern weil er im echten Leben etwas macht, was kaum auf ein Autorendasein hindeutet.

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LadyAriadne Werter Freund,

gemeinhin labe ich mich schon aus Grundsatz nicht an den Früchten, die mein unwerter Sohn als Speise der Götter anempfiehlt - eben jener Sohn, der doch, wie wir, die wir ihn kennen, wissen, ausschließlich mit dem Keltern ungenießbarer Rotweine und dem Rauchen der dem Durchschnittsbürger nicht mal namentlich bekannter Nutzpflanzen beschäftigt ist -, doch hier, so gestehe ich, regt sich ein gewisses Interesse. Mögen Sie in Ihrem Tun fortfahren, Allerwertester, oder ziehen Sie es vor, nunmehr zur Gänze in Leverkusen zu verschimmeln? Nur mal so interessehalber...

Stets die Irre (Ihre)

Lady Ariande
Vor langer Zeit - Antworten
Cupator Sehr verehrte Dame Ariadne,

ich danke aus tiefem Herzen für Ihre freundlichen Zeilen und sende Ihnen auf diesem Wege, also rein gedanklich, drei Flaschen edelsten Wiesdorfer Ports - tawny aber nicht süß, mit einer Note von Sandelholz, aber vollmundig, 18 Volt, aber gar nicht klebrig, wohl bekomm's. Mit Ihrem Herrn Sohn bitte ich Sie beschwörend, nicht zu hart ins Gericht zu gehen. Er ist ein künstlicher Wortedrechsler, wo ich nur als grober Schnitter durch das karge Feld der skurrilen Ideen fahre. Ein wenig treibt mich freilich die Sorge um, er werde demnächst irgendjemandem mit irgendjemandes Texten den Schädel einschlagen, er machte da so eine Andeutung. Schließlich darf ich Sie versichern, dass Ihre Furcht, ich könnte in L. verschimmeln, gänzlich unbegründet ist. Wie denn auch, bei dem hiesigen Wirkstoffspiegel zwischen Chemiewerk in Bahndamm. Oder wie der Wiesdorfer Grundschulchor zu trällern pflegt: "En jut jekochtes Hühnsche / wirkt hier wie'n dreifach Aspirinsche(c)".

In diesem Sinne verbleibe ich in Ihrer Dankesschuld und grüße demütigst,

Cupator
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Wie sagt doch Lukas: "kaum gelesen. Mach etwas Werbung." Auch, wenn da schon 108 Leserlein gezählet wurden.
Also, der Herr: Es klingt vorzüglich und liest sich genüßlich. Obwohl mir nicht dämmern will, ob Du uns etwas sagen möchtest (falls nicht, ja warum auch). Und obwohl ich ständig zittere, der schlimmen Hedwig Griseldis böge gleich um die Ecke.
Gespannt, wie Du die Balance weiter hältst und was Du uns am Ende bescherst,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Mein alter Freund und Kupferstecher, es ist eine, wenn Du mir gestatten magst, dermaßen volkstümlich zu formulieren, beschissene Ungerechtigkeit, dass Deine Werke hier praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen, während (wenn Du mir gestattest magst, dermaßen volkstümlich zu formulieren) beschissene Gedichte über Katzen, dreibeinige Pferde und impotente Frauen-Stecher Favoriten im Dutzend billiger einfahren. Na warte, sagte Schwarte! Ich will nicht mehr der sein, dem meine Mutter in einem unbedachten Moment das Leben schenkte, wenn ich das nicht ändern kann. Lass mich nur ein bisschen nüchtern werden, dann zeig ich's diesen Hobby-Gärtnern schon. Verlass Dich auf Deinen von der Gicht gebeugten Vater, mein Sohn...

Verfluchte Amateure! Würden einen guten Text nicht erkennen, wenn er ihnen den Schädel einschlagen möchte! Bastarde!

Dok
Vor langer Zeit - Antworten
Cupator Verehrter Herr Doktor, liebe Leserschaft,
ich danke Dir herzlich für Deinen gerechten Zorn und auch dafür, dass Deine Gebete (mit oder ohne interaktive) Mithilfe erhört wurden: 8 Leser in zwei Tagen, ey, ick wer doch zu'n Schriststellerschdar, meenste nich?

Herzliche Grüße,

C.
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Definitiv! Der Anfang ist gemacht! Als gebildeter Mensch kennst Du natürlich den Spruch, den Elvis auf sein (ich weiß nicht) zweites oder drittes Album drucken ließ: "Fünfzig Millionen Elvis-Fans können sich nicht irren!"

In dem Sinne: Gott mit uns!

Dok
Vor langer Zeit - Antworten
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