Gedichte
Wenn die Nacht den Tag berührt

Wenn die Nacht den Tag berührt
und den letzten Sonnenstrahl
sanft mit schwarzem Tuch bedeckt,
senkt sich ein Traum auf mein Gemüt
und stickt mit zarten Silberfäden
bewegte Bilder mir ins Grau.
  
Leis auf samtig weichen Schwingen 
fliegt meine Seele hoch empor,
will aus irdischen Gefilden fliehen,
und den Sternen gleich 
sich in Liebe fest verbünden
mit des Himmels schönstem Blau. 

Und aus unsichtbaren Quellen
strömen Farben hoch zum Licht,
formen bizarr sich zu Gestalten,
die, von fernem Geist gelenkt,
schwerelos ins Nichts entschwinden,
geboren aus Vergänglichkeit.

Ringsherum, da schweben Feen,
zart, zerbrechlich, traumhaft schön, 
wiegen sich rosenrot im Reigen, 
gehorchend purer Sinnlichkeit, 
es formen tausend Klänge Lieder,
und sternenklar erscheint die Nacht.

Meine Seele atmet Frieden,
will befreit von jeder Last, 
weich auf Sehnsuchtswolken ruhen, 
halten an denLauf der Zeit, 
doch vergebens ihr Bemühen, 
weiter dreht sich längst das Rad.

Da lenkt Ra schon seinen Wagen, 
die Sonne ist zur Fahrt bereit, 
sinkt der Morgen leis hernieder, 
verspür ich Eos kühlen Kuss, 
es hat ein Traum mich sanft entführt, 
als die Nacht den Tag berührt.