Gedichte
Basma heiratet

„Basma heiratet“, sprudelte es aus Swea heraus.

„Aber sie sieht gar nicht glücklich aus.

In einem halben Jahr ist es so weit,

dann feiert sie eine türkische Hochzeit.

Sie hat ihren Mann noch nie gesehen.

Mama, sag mir, wie kann das gehen?“

„Was soll ich dazu sagen, mein Kind?

Dass in anderen Ländern die Bräuche anders sind?

Dass es Völker gibt auf dieser Welt,

wo Liebe anders definiert ist, anders zählt,

wo man sich seinen Partner nicht selbst auswählt?

Wie soll ich dir erklären, was ich selbst nicht verstehe?“

„Kann sie denn glücklich sein, so eine Ehe?“

Hat mich prompt mein Kind gefragt.

Ich habe nichts dazu gesagt.

Ich sah sie nur betroffen an

und fragte: „Wie alt ist der Mann?“

„Vierzig Jahre glaube ich oder so.

Glaubst du, mit dem wird sie froh?“

„Ich glaube, das will keiner wissen.

Sie wird ihn wohl heiraten müssen,

weil ihr Vater das so bestimmt,

weil der die Verantwortung übernimmt.“

„Und was ist, wenn Basma das nicht will?

Vielleicht hat sie ein anderes Ziel?“

„Swea, ich kann dazu nichts sagen,

vielleicht solltest du sie selber fragen.“

Ein paar Tage später dann

kam Swea traurig bei mir an:

„Mama, Basma lacht nicht mehr,

ihr Blick ist traurig und so leer.

So darf doch keine Braut aussehen.

Ich kann das alles nicht verstehen.

Was meinst du, ich geh zu ihrem Vater hin,

ich sag ihm, dass ich ihre Freundin bin,

erkläre, dass er das nicht machen kann.

Basma liebt einen anderen Mann.“

Swea war sehr aufgebracht,

weil etwas ihrer Freundin Kummer macht.

Wenig später rief Basma an.

Sie sagte, er sei ganz nett, ihr Mann,

Swea solle sich keine Sorgen machen,

meinte Basma mit leisem Lachen.

Seitdem haben wir Basma nicht mehr gesehen,

wissen nicht, was in der Zwischenzeit geschehen,

kennen nicht einmal ihren Aufenthalt.

Wir hoffen, wir treffen sie recht bald.

Wir hoffen, dass sie glücklich wird,

dass nicht die Tradition ihr Leben zerstört.