Biografien & Erinnerungen
Wieso hat er Barbara?

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"Wieso hat er Barbara?"
Veröffentlicht am 24. November 2013, 16 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Kurzgeschichten nicht nur für Kinder und Erinnerungssplitter aus meinen Leben findet ihr auf meinen Profil.
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Schnief



Wieso hat er Barbara?

Seit einigen Wochen lebte unsere Oma bei uns, da sie nach einem längeren Klinikaufenthalt und das erste Jahrgedächtnis ihres Mannes näherte sich. Wir konnten und wollten sie zu dieser Zeit auch noch nicht allein in ihrem Haus lassen. So kam ich von der meiner Arbeitsstelle und wurde schon sehnsüchtig erwartet. Wir unterhielten uns ein wenig, bevor ich mich daran machte, etwas zu Mittag zu Kochen. Kaum war ich fertig, da klingelte es auch schon. Unser Töchterchen kam mit geröteten Wangen hinein und sprudelte los: „Mama, warum hat sie drei Fenster in

den Turm bauen lassen, weißt du das? Der Vater hatte doch einen ziemlichen Knall, dass er sein Kind hat umbringen lassen und dann hat der Kerl das auch noch selbst getan. Hatte aber Pech, er ist nämlich direkt danach umgekippt und war tot. Kannst du dir vorstellen, Papa täte so was, wenn ich nicht an Gott glauben würde?“ „Stopp, zuerst einmal, der Papa würde dich nicht töten, schon gar nicht wegen einer Glaubensfrage oder Sonstiges. Von wem erzählst du überhaupt?“, versuchte ich sie herunter zu fahren. „In Reli haben wir eben über den Barbara- Tag gesprochen“, entgegnete sie mir entrüstet, als müsste ich ihre

Gedanken lesen können. Stephie ließ ihren Ranzen fallen, stürmte in die Küche und setzte sich zur Oma an den Tisch. „Hallo Oma, kennst du die Barbarageschichte?“, begrüßte Stephie ihre Oma und nahm sich einen Pfannkuchen. „Mama, weißt du warum sie drei Fenster hat einbauen lassen, obwohl ihr Vater eigentlich zwei einbauen wollte?“, begann sie von Neuem. „Am Besten ist es, du erzählst uns die Geschichte und ich beantworte deine Fragen dabei, OK?“, antwortete ich ihr. „Die Barbara war ein Mädchen, dass an verschiedene Götter glaubte. Eines Tages

ging sie durch die Stadt und hörte wie ein Mann etwas von Jesus erzählte. Dort ging sie immer öfter hin und sie fand die Geschichten toll. Das war so eine kleine Kirche, in der der Mann erzählte. Der erzählte von Gottes Liebe und seinen Wundern. Mit der Zeit fand sie immer mehr zu dem Glauben zu Gott und wollte nicht mehr die verschiedenen Götter anbeten“, fing sie an zu erzählen. Während ich ihr einen weiteren Pfannkuchen reichte, stellte ihr Oma eine Zwischenfrage: „ Wo hat sie denn gelebt und weshalb hat sie an Götter geglaubt?“ „Weiß ich nicht so genau, aber ich glaube in Rom und damals glaubten die

da an mehrere Götter“, gab sie ihr zur Antwort. „Barbara lebte im heutigen Izmid, das liegt in der Türkei“, berichtigte ich Stephie. „Egal, jedenfalls wurde der Vater stinksauer und wollte nicht, dass sie bei den Christen war. Deshalb ließ er einen Turm bauen, der sollte zwei Fenster haben, aber Barbara konnte die Arbeiter überreden drei Fenster einzubauen“, fuhr sie fort. „Weshalb wollte sie denn drei Fenster?“, fragte ich Stephie. „Diese drei Fenster sollten die Dreifaltigkeit darstellen. Wir Christen glauben ja an die Dreifaltigkeit Gottes“,

erklärte sie mir in einem ruhigen Tonfall. „Als er erfahren hatte, dass sie sich hat taufen lassen wollte er sie schlagen. Aber da öffnete sich in der Wand ein Spalt, durch den ist sie dann abgehauen. Sie wurde verraten und festgenommen, ihr Vater schleppte sie zu Statthalter, der hat sie Foltern lassen, Aber sie ließ sich nicht von Jesus und Gott abbringen. In der Nacht soll ihr Gott erschienen sein und hätte ihre Wunden geheilt. Als der Statthalter das erfuhr ließ er sie wieder foltern und sogar die Brüste abschneiden. Zum Schluss sollte mit einem Schwert ihr der Kopf abgeschlagen werden. Das hat ihr eigener Vater gemacht. Aber als er sein Schwert

danach auf den Boden legen wollte, ist der umgekippt und war tot. Der war doch ein Blöder, dieser Vater oder?“, beendete sie ihre Erzählung leicht aufgebracht. „Ja, das war damals so. Wir können froh sein, dass wir in einem Land leben in dem jeder seine eigen Religion frei ausüben darf, solange sie friedlich ist.“, antwortete ich ihr. „Wir haben früher immer Kirschzweige am Barbara- Tag abgeschnitten, wenn sie dann Weihnachten blühen, sollte die Ernte im nächsten Jahr gut ausfallen“, erzählte ihr Oma. Stephie sprang auf und kam innerhalb von drei Minuten wieder. In der Hand hielt sie einige Kirschzweige. Nachdem

wir diese in eine Vase mit warmen Wasser gestellt hatten meinte sie nur noch: „Jetzt will ich aber sehen, ob sie wirklich Weihnachten Blüten oder wenigstens Knospen haben“. Einige Zeit später saßen Stephie und ich im Auto auf dem Weg zum Elternsprechtag und sie fragte mich noch: „Tina bekommt was zum Barbara- Tag geschenkt, warum ich nicht?“ „Wir kennen diese Sitte nicht, außerdem können wir dir ja nicht zu jedem Heiligen etwas schenken, wir kämen aus dem Schenken nicht mehr

heraus.“

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baesta Liebe Manuela, Du hast diese Geschichte zwar schön erzählt, aber warum im Religionsunterricht Kindern derartige Grausamkeiten, wie Brüste abschneiden und enthaupten, erzählt werden, erschließt sich mir nicht. Ich bin zwar Artheistin, aber zudem sehr friedliebend und Fanatismus, der sich fast durch alle Religionen zieht, war mir stets suspekt.
Mir geht es da wie Fleur, deren Kommi ich nur voll und ganz zustimmen kann.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Eine herrliche Geschichte liebe Manuela.
Ich habe leider noch nie einen Barbara-Zweig zum
Blühen gebracht. Aber man kann ja nicht alles haben ...
Liebe Grüße und einen schönen Abend
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
erato Die Problematik zur Akzeptanz anderer Religionen
untereinander macht mir für die Zukunft der Gesellschaft
gewaltige Sorgen - Im Namen des Islam wird noch viel
Blut auf dieser Erde fließen........etc. etc.etc.
HG Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Marvin sehr schöne geschichte
gern gelesen Manuela

lg
martin
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Freut mich, dass dir Geschichte gefiel.
LG
Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Tintoletto Sehr lieb und interessant geschrieben! Was Omas so alles wissen;)
L.G. Tinto
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Freut mich , dass dir dir Geschichte gefiel.
Danke für alles.
LG
Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Nun ist ja bald Barbaratag, und du kannst Kirschzweige - oder auch Forsythien - schneiden ... Bei uns gibt es diesen Brauch auch, denn hier arbeiteten Katholiken, die aus Schlesien kamen, vorrangig im Bergbau. St. Barbara ist ihre Schutzpatronin.

Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen.
Es ist schlimm, wie weit religiöser Fanatismus führen kann - ein Vater lässt sein eigenes Kind foltern und enthauptet es eigenhändig, ... nur, weil es einen anderen Glauben, als den seinen angenommen hat. Heute sprengen sich Muslime in die Luft und töten "Ungläubige" .... Auch die christliche Kirche bildete da keine Ausnahme, man denke nur an die Kreuzzüge und die Inquisition....
Ich, als Atheistin, achte jede Religion, solange sie friedlich und tolerant gegenüber den anderen ist. Doch ich bin gegen jeden Fanatismus, der zu derartigen Auswüchsen führen kann. Warum soll nicht jeder Mensch die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, ob und welchen Gott er anbeten möchte?

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Fleur,
auch ich achte jede Religion und ich weiß auch, was im Namen Gottes alles im Laufe der Geschichte fanatisch betrieben wurde.
Mein Mann und ich sind katholisch erzogen worden, wir haben ihr die Möglichkeit geben, sie kennenzulernen, was sie aber daraus macht, muss sie selbst entscheiden. Wir haben sie nie gezwungen irgendeiner Messe oder sonstiges. Mit ihren fast siebzehn Jahren ist sie noch aktive Minstrantin.
Das St. Barbara Schutzpatronin der Bergleute, diversen Handwerkern, Archtekten und den Feuerwehrleuten ist, wußte ich.
Lieben Dank für Alles.
Liiebe Grüße
Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Liebe Manuela,
ich weiß, dass du als Katholikin nicht zu den Glaubensfanatikern gehörst, die andere verdammen. Meine Worte richten sich auch überhaupt nicht gegen dich oder deine Familie.
Die Kirche gehört auch irgendwie zu unserem Kulturgut. Wenn meine Eltern nicht ausgetreten wären, hätten sie mich vielleicht auch christlich erzogen ... Das ist alles nicht der Punkt, nur die schlimmen fanatischen Auswüchse ... Und Fanatismus ist immer schlecht, weil dann das eigene Denken aussetzt und selbst vor Verbrechen nicht zurückgeschreckt wird.

Ich würde dich gern mal aus der Ferne drücken, wenn ich darf.
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
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