mySTORYs Schreibratgeber
Für Anfänger und Fortgeschrittene

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Interview

Das sagt Annette Dutton

Foto: © Annette Dutton

Gewinnspiel: Das sagt Annette Dutton zu deiner Geschichte

Gewinne eine Einschätzung der Autorin zu deinem Kurzexposé! Sie verspricht, dir in einigen Sätzen ihre ehrliche Meinung dazu abzugeben. Sicher, das kann hart werden, aber kompetente Kritik bringt dich schließlich weiter. Und vielleicht ist Annette ja auch ganz begeistert, dann hast du eine Empfehlung aus mehr als berufenem Munde. Schwarz auf weiß! Eine, die vielleicht sogar Türen öffnen kann.

Und so geht es:

Beantworte meine Gewinnspielfrage und sende sie an hfaquote@pb-netz.de. Unter allen richtigen Einsendungen und unter Ausschluss des Rechtsweges ziehe ich einen Gewinner oder eine Gewinnerin. Dieser/diese darf mir dann ein Kurzexposé von maximal 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) schicken, und ich leite es an die Autorin weiter. Dann heißt es, gespannt sein!

Einsendeschluss ist der 15. Juli 2015!

Die heutige Frage:

Welches der folgenden Merkmale findet sich typischerweise in der Epik?

a) Verse,

b) Erzählung,

c) Regieanweisung. 

Na, das ist doch gar nicht so schwer. Viel Glück!

 

Interview:

Klar, obligatorische Frage: Wie hat das bei dir mit dem Schreiben begonnen? Gibt es einen Zeitpunkt in deinem Leben, von dem du sagen würdest: „Von da an war ich Autorin/Schriftstellerin“?

 

Einen bestimmten Zeitpunkt gab es nicht, doch vor zwei, drei Jahren war es einfach so, dass ich hauptsächlich mit dem Schreiben mein Geld verdiente. Da habe ich dann tatsächlich einmal auf einem Ausreiseformular am Flughafen „Writer“ als Beruf angegeben und mich wie beim Schummeln in der sechsten Klasse gefühlt, als ich in Mathe von meinem Nachbarn abgeschrieben hatte.

 

Siehst du dein Schreiben heute mehr als Hobby oder mehr als Beruf? Gibt es da überhaupt einen Unterschied für dich?

Schreiben war für mich nie ein Hobby. Das hätte ich als viel zu anstrengend empfunden. Unter Hobby stelle ich mit etwas vor, das ich zum Ausgleich tue; etwas, das mir Spaß macht und mich entspannt, und mit dem ich aufhöre, sobald es zu fordernd wird. Nicht, dass mir das Schreiben keine Freude bereiten würde – es ist nur so, dass es mitunter verdammt schlaucht.

 

Welche drei Dinge haben dich deiner Meinung nach auf deinem Weg als Autorin am meisten vorangebracht?

1. Professionelle Textkritik.

2. Das Netzwerken mit Kollegen. In Autorenforen, auf Facebook, auf Buchmessen und Kongressen.

3. Lesen, lesen, lesen.

 

Gab es vielleicht auch einen „Fehler“, eine „Schwäche“, die du erkannt und abgestellt hast, um in deinem Sinne als Autorin erfolgreicher zu sein?

In der Hauptsache meine Ungeduld. Mit der kommt man nämlich in diesem Geschäft nicht weit. Als Autor wartet man das halbe Leben. Erst auf die Antwort des Agenten zum Exposé für ein neues Projekt. Dann auf die Meinung des Lektors zu selbigem Exposé. Im günstigen Fall wartest du danach auf den Vertrag. Dann auf die erste Vorschusszahlung. Dann schreibst du und schreibst und schickst deinen Text am Ende an den Lektor. Wieder warten. Erste, mitunter niederschmetternde Anmerkungen. Bearbeiten dieser Anmerkungen. Der Text kommt zurück. Noch mehr Anmerkungen. Bearbeiten. Der Text kommt zurück, dieses Mal aus dem Korrektorat. Wieder bearbeiten. Der Text geht in die Herstellung. Warten auf die Fahnen. Alles nochmals lesen und auf mögliche Fehler hin checken. Und dann warten, warten, warten, bis das Buch endlich erscheint. Dann warten auf die zweite Rate des Garantiehonorars. Warten auf die ersten Rezensionen. Und auf die Verkaufszahlen, die eigentlich nur die Glücklichen genau erfahren. Die weniger Glücklichen warten ein halbes Jahr oder länger auf die erste Abrechnung. Danach geht alles wieder von vorne los. Ohne Geduld wird man als Autor wahnsinnig.

 

By the way – was bedeutet für dich persönlich Erfolg in deiner Autorinnenkarriere?

Ich habe 2015 die DeLiA gewonnen, ein Preis von Autoren für den besten deutschsprachigen Liebesroman. Das war die tollste Anerkennung, die ich je erfahren habe, und kein Geld der Welt kann diesen Erfolg jemals aufwiegen. Ich freue mich natürlich über jeden begeisterten Leser, aber auch über kritische Anmerkungen, die mich in meinem Schreiben voranbringen. Abgesehen davon sind gute Verkaufszahlen auch ein schöner Erfolg. Ich lebe ja vom Schreiben oder versuche es zumindest.

 

Glaubst du eher an schriftstellerisches Talent oder Handwerk?

Sowohl als auch. Talent und Handwerk braucht es doch eigentlich in jedem Beruf, wenn man gut sein will. Ein gewisses Maß handwerklichen Könnens muss sein. Das ist sozusagen die Grundvoraussetzung für jeden Erfolg. Darüber hinaus wünsche ich mir besonders in schöpferischen Berufen ein wenig Talent, gerne auch mehr, doch meist geht das Beherrschen des Handwerks ohnehin mit Talent einher: Welcher Zwei-Sterne-Koch ist schon völlig talentfrei? Welcher leidenschaftliche Architekt wollte nicht sein Traumhaus planen? Shakespeare und Picasso sollen nicht mehr als gute Handwerker gewesen sein? Natürlich lässt sich vieles erlernen, auch das Schreiben, und das ist gut so. Doch wer den Ehrgeiz verspürt, ein guter Autor zu werden, und hart daran arbeitet, der trägt meines Erachtens den „göttlichen Funken“ sowieso schon längst in sich.

 

Hattest du Hilfe auf deinem Weg? Welche Möglichkeiten für einen angehenden Autor oder eine angehende Autorin, von anderen zu lernen, kannst du besonders empfehlen?

Ich hatte mehr als nur eine Hilfe und habe sie noch. Angefangen von einem guten Deutschlehrer bis hin zu einem leidenschaftlichen und inspirierenden Literaturprofessor an der Uni. Zum Schreiben bin ich aber nur gekommen, weil eine Lektorin auf meinen Blog auf der Website einer Frauenzeitschrift aufmerksam geworden war und mich fragte, ob ich mir vorstellen könnte, ein Buch zu schreiben. Das hat mich erst mal umgehauen. Bücher schreiben doch nur ganz besondere Leute, dachte ich. Nämlich Schriftsteller, aber nicht ich! Und was hätte ich schon zu sagen, was nicht andere, viel berufenere Menschen längst schon beschrieben haben, und zwar auf eine Art und Weise, wie ich es niemals könnte? Trotz meiner Zweifel hab ich’s probiert. Einfach, weil jemand dachte, die kann das vielleicht. Bei meinem ersten Buch bin ich fast gestorben vor Panik, ein Erfolg wurde es nicht. Trotzdem durfte ich beim Verlag weitermachen, dieses Mal in der Belletristik, und da bin ich heute noch. Meine Lektorin ist genial, ich höre sehr genau zu, was sie mir zu meinen Texten zu sagen hat, und versuche daraus zu lernen. Wenn ich überhaupt einen Tipp für angehende Autoren habe, dann den: Gelegenheiten beim Schopf packen und zuhören, wenn Ihr jemanden trefft, der etwas kann und bereit ist, sich mit eurem Manuskript auseinanderzusetzen. Es gibt nichts Besseres! Ansonsten empfehle ich zwei Schreibratgeber. Nicht so sehr, weil sie das Handwerk lehren, sondern weil sie von der Leidenschaft erzählen, die es braucht, um in diesem einsamen Beruf voller Selbstzweifel weiterzumachen.

Stephen King: Das Leben und das Schreiben

Anne Lamott: Bird by Bird – Wort für Wort. Anleitungen zum Leben und Schreiben als Schriftsteller.

 

Und welche Ratschläge hinsichtlich des Schreibhandwerks findest du für angehende Autoren/Autorinnen besonders wichtig? Was sollte man unbedingt versuchen, was unbedingt vermeiden?

Ratschläge kann und will ich nicht geben, doch wenn ich überlege, was mich zum Schreiben getrieben hat, dann war dies zuallererst die Liebe zum Lesen. Querbeet durch alle Genres, Klassiker und moderne Literatur. Zuhause hatten wir eine ganze Wand aus Büchern im Wohnzimmer und nicht eines davon war für uns Kinder tabu. Dafür bin ich meinen Eltern noch heute dankbar. Die Liebe zum Theater hat mir geholfen, Dramatik besser zu verstehen, natürlich auch Spielfilme und heutzutage wohl vor allem gute Fernsehserien. Man muss dies alles meiner Meinung nach gar nicht bis zum bitteren Ende analysieren, um einen Gewinn daraus zu ziehen. Die Struktur des Erzählens und Darstellens fräsen sich auch so ins Bewusstsein, faszinierende Figuren bleiben auf geheimnisvolle Art und Weise bei dir, auch wenn du längst nicht mehr ans Gesehene oder Gelesene denkst.

Es gibt so viele Möglichkeiten, den eigenen Erlebnishorizont zu erweitern. Recherche gehört unbedingt dazu. Sich in eine andere Zeit, ein anderes Leben zu vergraben. Selbst etwas erlebt zu haben, hilft natürlich enorm. Wahrscheinlich besonders, wenn es etwas ist, das etwas abseits herkömmlicher Erfahrungen liegt. Ich sag’s mal so: Wenn alle, die in Deutschland schreiben, in Berlin lebten, könnte es mit der Zeit in der Literaturszene etwas langweilig werden. Statt den x‑ten Kiez-Krimi zu lesen, schlage ich lieber ein Buch auf, in dem das kleine Kaff auf dem Hunsrück der Star ist. Als Leser möchte ich in neue Welten entführt werden und seien sie auf den ersten Blick noch so unbedeutend und abwegig. Das gilt nicht nur für den Ort. Thema kann alles sein, was überzeugend umgesetzt wird. Also Mut zum Außenseitertum! Wer in der Masse der schreibenden Konkurrenz auffallen will, muss etwas wagen.

 

Was braucht es deiner Meinung nach, um als Autor/Autorin zu einer Verlagsveröffentlichung zu kommen? Welchen Weg schlägst du vor?

Ein gutes Manuskript oder zumindest ein überzeugendes Exposé samt Leseprobe, eine Agentur, die an dich glaubt, und viel Glück.

 

Wäre für dich aus heutiger Sicht Selfpublishing generell oder in bestimmten Fällen eine Alternative oder sogar mehr? Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile gegenüber einem klassischen Verlag?

Ich fühle mich bei meinem Verlag gut aufgehoben und habe mich daher noch nicht intensiv mit anderen Möglichkeiten des Veröffentlichens auseinandergesetzt. Ich beobachte jedoch mit Interesse, was im Selfpublishing passiert, und sehe, wie sich die Grenzen zwischen traditionellen und selbst veröffentlichten Autoren zunehmend auflösen. Wer weiß, was in den nächsten Jahren passiert? Noch bin ich allerdings sehr froh, mich ausschließlich aufs Schreiben konzentrieren zu können, denn der Gedanke, mich selbst um Cover, Lektorat, Korrektorat, Marketing, Vertrieb und Presse kümmern zu müssen, schreckt mich enorm. Ich weiß nicht, ob ich das könnte, und ich fürchte, all diese Aufgaben würden mich überfordern und mich von dem, was ich eigentlich will – nämlich Schreiben – ablenken. Ich verstehe mich als Teamworker und bin froh, ein professionelles Team an meiner Seite zu wissen, das mir all diese zeitfressenden (und kostenintensiven) Tätigkeiten abnimmt. Dafür warte ich auch gern. J

 

Vielen Dank für das interessante Interview!

 

Vielen Dank für die interessanten Fragen!

Veröffentlicht am 06.07.2015
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