Danae 01

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DANAE 01

Thema gestartet
von bujerl
am 14.11.2023 - 19:36 Uhr
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bujerl  Danae 01

wilder Danae beweg dich
deine sehnsucht gilt der schlange
deine stimme birst im schrillen
beißt in den saum meiner wange

wilder Danae bewirf mich
mit bomben der liebe
lass bluten den kelch der scham
mitten hinein in umstürzender welt getriebe

so riesengroß
verliert sich im schoß
anfangs wie in zeitlupen verzagend
langsam vereinsamt so tropfenschwer
nachtdunkel so stoß um stoß

wilder danae bezirz mich
verwandle dein antlitz in blitze
die von aug zu aug knüpfen
erlösend eine tränenschnur
meiner wogehenwirhingedanken

singe Danae ich lausche
der tränen verlorenes sein
birg dich in den hecken meines gurren
lass meine streichelhände
das zittern deiner muskeln sein

so zucken der wimper
leicht verspielt im knistern der nacht
wirft schattengeblinker
an hautkirchenandacht

rolle Danae der blätter fall
es rauschen die bäume
im herbstwindgeschäume
durch so unheimlich stille
einer fensteroffenen nacht

ersticke Danae du schlange von haut
meiner sehnsucht gelüste
sei mir hörige braut
verloren an verduftende brünste
die das mondlich geschaut

so unheimlich düster verhallt
ein rasendes herz
das in allsternen geballt
so viel angst hat
es sei schon zu alt

drum wilder Danae erblühe
vergängliches leben den schmerz
wie zauberin circe sei du mir
wie des morgens kühle
der küsse verdunkelnder scherz

noch wilder Danae erbebe
lass träumen den spiegel des bachs
meines schweißes fließenden lebens
will genießen was bleibt mir von liebe
in meines seins kurzen verlachs

so wispernd greift an gewebe
der finger so zarter schmetterlingshauch
nur ein huschen von flügeln
an härchenerzitterndem rausch

ja wilder viel wilder noch Danae
lass fühlen der jahre trug
küss mich beiß mich
kratz mich zerreiß mich
will vergessen der lebenskurzdauer erbärmlicher lug

lieb mich Danae lieb mich
hauche so goldgedichtgliedrigen lenz
in meine wiekinderzeitglieder
will deines liebgarten gärtner dir sein
auf ewiglich pflanzen mein
ich liiieeebe dich

© Copyright by Lothar Krist (26.9.2001 im Smaragd)

Ad "lass bluten den kelch der scham" im 2. Absatz:
Danae hatte an diesem Tag ihre Regel. Doch so eine Geilheit habe ich schon immer geliebt.
"mitten hinein in umstürzender welt getriebe". Nach dem 11.09.2001 waren die Nachrichten voll von den Nachwirkungen des WTC. Ein Krieg schlafwandelte heran.
Wer mich schon ein wenig kennt, der weiß, dass ich selbst Liebesgedichte gerne mit ein wenig Realität der jeweiligen Zeit zerfetzte.

"hauche so goldgedichtgliedrigen lenz
in meine wiekinderzeitglieder"
Ich war 2001 schon 44, sie 23. Eine polnische Austauschstudentin in Linz. Das konnte natürlich nicht lange gut gehen. Doch dies ist eine andere, und so ganz, ganz böse endende Geschichte. Demnächst mehr in diesem Theater. Doch zum Zeitpunkt des Gedichts war noch Alles gut.

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