Kurzgeschichte
GeFangen

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"GeFangen"
Veröffentlicht am 01. April 2013, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ihr wollt etwas über mich erfahren? Dann beurteilt mich nicht nach meinen Texten. Meine Geschichten sind meine Phantasie und ich bin real. Ich bin nicht normal und, wenn man so will, stolz darauf. Gruß Helene
GeFangen

GeFangen

Einleitung

Ja, wie schon einmal geschrieben, erst bis zum Schluss lesen und dann eine Meinung bilden ;) ...das "Beste" kommt halt meist zum Schluss. Viel Spaß wünscht euch Helene

Sehnsüchtig sieht der aus dem Fenster zu dem fahlen Monde, der die Nacht in trübes Licht taucht. Wie gerne würde er jetzt draußen sein und in seinem Licht wandeln. Doch kann er nicht. Mit einem leisen Seufzen lehnt Julien seinen Kopf an die Eisenstangen, die ihn von der Außenwelt trennen und blickt in die Tiefe. Es ist nicht weit bis zum Boden, nur ein Stockwerk unter ihm liegt die ersehnte Freiheit und doch so unerreichbar fern. Gerade hat er gegessen und sitzt nun, wie jeden Abend, hier am Fenster und betrachtet die Welt, die er nie betreten

darf. Die Familie wird ihn nie wieder aus seinen Räumen lassen. Erinnerungen steigen in ihm hoch, Erinnerungen an Tage im Garten unter einem strahlenden Himmel. Doch nun ist ihm nur noch diese Zimmer geblieben und die Männer, die ihm sein Essen bringen, doch nie mit ihm reden. Schweigen ist sein stiller Begleiter geworden. Lange Zeit, bis sie kam. Sie, Sarina, ist seine Sonne geworden. Sie besucht ihn jetzt schon lange Zeit und sie ist es, auf die er jetzt wartet. Sicher, er hat auch seine Bücher und

Schriften, die er teilweise auch selber verfasst hat, doch nichts kann die Gesellschaft eines Menschen ersetzen. Selbst wenn sie durch die Gitter getrennt sind und sie am Boden steht, während er hier oben sitzen muss. Ein Huschen erregt seine Aufmerksamkeit. Sarina. Sie muss es sein. Die Familie ist um diese Zeit schon im Bett und das Haus liegt still da, nur das Huschen in den Büschen ist leise zu hören. Julien greift nach der Lampe und lässt das Licht zweimal kurz aufblitzen. Ein Zeichen, das sie schon früh ausgemacht

haben. Nun wartet er gespannt, bis die Gestalt aus den Büschen tritt. Erleichtert lässt er seinen Atem ausströmen. Sie ist es. Fröhlich winkt sie ihm zu, blickt sich um und verschwindet wieder in den Büschen. Julien springt auf, klammert sich an seine Gitterstäbe. „Nein, bitte geh nicht. Wir sind alleine, verlass mich nicht.“ Er will schreien, doch ist es zu gefährlich und so haucht er seine Bitte nur in die stille Dunkelheit. Enttäuscht lässt er seine Hand sinken und den Kopf gegen die Stäbe

fallen. Eine erneute Bewegung. Sie kommt zurück. Julien ist erleichtert, sie hat ihn doch nicht verlassen. Doch schon im nächsten Augenblick wird seine Aufmerksamkeit von etwas anderem gefangen genommen. Sarina hat etwas mitgebracht. Sie zerrt etwas Langes hinter sich her. Julien kann nicht genau erkennen, was es ist nur, das es breit und dünn ist. Erst als sie es ins Licht zerrt, erkennt er, dass sie eine Leiter dabei hat. Schwer atmend lässt Sarina sie gegen die Hauswand

gleiten. In der danach folgenden Stille lauschen beide auf Geräusche, die verraten, ob jemand im Haus sie gehört hat, doch nichts ist zu hören. Sarina beginnt damit die Leiter zu erklimmen und als sie endlich auf seiner Höhe ist, können sie sich ins Gesicht sehen. „Hallo du.“ Sarina lächelt ihn strahlend an. Ihr Lächeln ist wie die Sonne, die ihm vor so langer Zeit genommen wurde und erhellt nicht nur sein Gesicht, sondern auch sein Innerstes. „Hallo Sarina.“ Zögernd streckt er seine Hand aus, schiebt sie zwischen den Stäben hindurch und berührt ihr

Gesicht. Wie lange er keinen anderen mehr Gespürt hat, kann er nicht mehr sage, aber schon viel zu lange. Ihre Haut fühlt sich warm an, unter seinen zitternden Händen. Sie Lächeln und blicken einander an. Saugen den Anblick des anderen in sich auf. Wissen nicht wie viel Zeit ihnen bleibt, bis sie jemand bemerkt. Es ist schon öfters vorgekommen, dass jemand unerwartet nach Julien gesehen hat, oder im Garten den Bereich unter seinem Fenster abgesucht hat. Doch immer konnte sich Sarina schnell in den

Büschen verstecken, heut wird das nicht möglich sein. „Du bist leichtsinnig. Es ist gefährlich.“ Sie legt ihren Kopf gegen die Stäbe und blickt ihn tief in seine Augen. „Ich wollte dich endlich näher sehen. So oft bin ich schon her gekommen und nie konnte ich dich wirklich sehen, konnte dich nie berühren. Heute wollte ich wirklich bei dir sein. Sieh, ich habe dir etwas mitgebracht.“ Sie greift hinter sich und nimmt etwas aus ihrem Rucksack, dass sie ihm still reicht. Verwirrt blickt er das Ding an und dann Sarina. „Was ist das?“ Ihr Lächeln schwankt und

etwas wie Traurigkeit huscht über ihr schönes Gesicht. „Das ist eine Säge, du kannst damit die Stäbe lösen. Es wird einige Zeit dauern, aber wenn du zwei lösen kannst, dann bist du frei. Dann kannst du endlich so leben, wie du willst. Du kannst die Sonne wieder sehen, zur Schule gehen oder all die Orte sehen, die du gerne besuchen wolltest.“ Sie nimmt ihm die Säge wieder ab und hält sie an die Stäbe. „Sieh her, so musst du das machen. Wenn du jede Nacht etwas sägst, dann werden sie es erst bemerken, wenn du weg bist. Verstehst du das?“ „Aber sie werden nach mir suchen. Sie werden mich nicht entkommen

lassen.“ „Julien.“ Sie Seufzt, wirkt traurig, doch im nächsten Augenblick strahlt sie ihn schon wieder an. „Sie werden nichts machen können. Keiner weiß, dass es dich gibt. Sie haben immer bestritten, dass es dich gibt, also werden sie nicht zur Polizei gehen können. Hör zu.“ Sie greift nach seinen Händen und streicht mit ihren über sie. „Ich werde dir Geld geben, dann kannst du mit dem nächsten Zug weg fahren und sie werden dich nicht finden können. In einem halben Jahr bin ich fertig mit der Schule und kann dir folgen. Gemeinsam werden wir das schaffen.“ Alle Zweifel, die er noch gehabt hat, werden durch ihr Lächeln

vertrieben, jede Finsternis wird aus seinen Gedanken verband, nur weil sie ihn so strahlend anlächelt. „Ja, ich werde es versuchen.“ Ihr Lächeln wird noch eine Spur strahlender und zieht in mit. „Das ist gut, du wirst sehen es wird funktionieren.“ Ihre Hand gleitet durch die Stäbe, streift seine Wangen und er lässt seinen Kopf gegen sie sinken, doch sie hält nicht an, sondern schmiegt sich sanft an seinen Hinterkopf. Sachte wird sein Kopf zu den Stäben gezogen, zu ihr. Julien lässt sich zu ihr ziehen. Zu ihrem strahlenden Lächeln. Zu ihrem zarten Duft. Als seine Stirn die Gitter berühren legen

sich ihre Lippen auf die seinen und sein Atem stockt. Aber nur für einen Augenblick, dann lodert etwas ihn ihm auf und lässt ihn handeln, noch bevor er denken kann. Erst sein eigener Schrei bringt ihm wieder die Kontrolle über seinen Körper zurück. Doch ist es zu spät. Sarina fällt zu Boden. Ein roter Faden zieht sich, zwei kleinen Wunden entspringend, über ihren Hals. Ihre Augen blicken glanzlos und entsetzt in die Ferne. Lichter gehen an und Lärm dröhnt wie Donner durch das Haus. Doch Julien hat nur Augen für Sarina, die wie in Zeitlupe

zu Boden stürzt und alles fällt ihm wieder ein. Seine Mutter, die für ihn gesorgt hat, die sich um ihn gekümmert hat. Mit ihr war er immer draußen in dem schönen Garten, unter der strahlenden Sonne. Doch, als sie ihn nicht mehr kontrollieren konnte, als er nicht nur auf Fremde wild und unkontrolliert reagierte, sondern sich auch gegen sie gewendet hat, da hat ihn sein Vater hier eingeschlossen. Nicht einmal zu ihrer Beerdigung durfte Julien. Auch nicht zu der seines Vaters, viele Jahre später und zu keiner anderen. Er durfte, seit dem nie wieder seine Räume

verlassen. Und jetzt ist es wieder geschehen, er hat den einzigen Menschen getötet, der zu ihm stand, der ihn mochte und mit ihm sprach. Die Tür hinter ihm wird aufgerissen, Männer stürmen in sein Zimmer und greifen ihn. Julien wehrt sich nicht, zu sehr ist er in seinen Erinnerungen und in seiner Trauer gefangen. Widerstandslos lässt er sich in den kleinen Raum schließen, der ihn jede Tag von der Sonne fern hält, der seinen Schlaf schütz, seit er seine Mutter getötet hat. Die Tür schließt sich hinter ihm und

Julien weiß, dass sie sich erst am Morgen wieder geöffnet. Dann, wenn die männlichen Nachfahren seiner Geschwister ihm sein Essen bringen, so wie sie es seit Generationen schon machen. Julien gleitet an der Wand hinunter und lässt sich von seiner Verzweiflung umarmen und trösten. Das einzige, was ihm nun noch bleibt, sind seine Bücher und Schriften.

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Helene
Ihr wollt etwas über mich erfahren? Dann beurteilt mich nicht nach meinen Texten.
Meine Geschichten sind meine Phantasie und ich bin real.
Ich bin nicht normal und, wenn man so will, stolz darauf.

Gruß
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Alfred Hallo Helene

Sehr schöne Kurzgeschichte. Traurig und tragisch ja, aber das Leben bringt halt nicht immer ein Happy-End
Der Spannungsbogen ist auch gelungen: Erst hat man Mitleid mit ihm, dann muss man feststellen, dass er wohl zu Recht eingesperrt ist.
Grammatik und Rechtschreibung ist heilbar - dafür ist die Geschichte absolut lesenswert.
Ich werde versuchen, demnächst noch mehr von dir zu lesen.
Weiterhin viel Glück und viele weitere Geschichten....
LG
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Helene, du hast recht. Das Ende deiner Geschichte ist traurig und tragisch zu gleich. Traurig für ihn, weil er sich nicht kontrollieren kann und tragisch für sie, weil sie dadurch zu seinem Opfer wurde.
Danke, dass du mir diese Geschichte empfohlen hast.
LG Antje
Vor langer Zeit - Antworten
Helene Hallo abschuetze,

:) Na, das freut mich aber, das dir mein Tipp gefallen hat.
Und, das dir meine Geschichte gefallen hat, noch einwenig mehr ;)

Das ist, wenn ich es mal so sagen kann, die traurigste Geschichte, die ich je gedacht habe.

Gruß
Helene
Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Re: Re: -
Zitat: (Original von Helene am 07.04.2013 - 11:28 Uhr)
Zitat: (Original von petjula007 am 06.04.2013 - 19:09 Uhr) Sehr interessant geschrieben. Lässt sich gut lesen. Der Schluss ist ja ziemlich traurig, aber was ein richtiger Vampir ist...

LG
petjula007


Hallo petjula,

danke für dein Kommentar und die Bewertung :)

Was meinst du mit "interessant geschrieben"? Die Geschichte ist interessant oder wie ich sie geschrieben habe?
Ist ja ein wesentlicher Unterschied ;)

Gruß
Helene

Hallo Helene,

ich meine Beides. Sie ist interessant vom Geschehen her und so geschrieben, dass ich bis zur letzten Zeile gelesen habe.

LG
petjula
Vor langer Zeit - Antworten
Helene Re: -
Zitat: (Original von petjula007 am 06.04.2013 - 19:09 Uhr) Sehr interessant geschrieben. Lässt sich gut lesen. Der Schluss ist ja ziemlich traurig, aber was ein richtiger Vampir ist...

LG
petjula007


Hallo petjula,

danke für dein Kommentar und die Bewertung :)

Was meinst du mit "interessant geschrieben"? Die Geschichte ist interessant oder wie ich sie geschrieben habe?
Ist ja ein wesentlicher Unterschied ;)

Gruß
Helene
Vor langer Zeit - Antworten
Tintoletto Re: Re: Re: Re: Sehr interessant geschrieben.... - Super, wenn ich helfen konnte;) L.G. Tintoletto


Zitat: (Original von Helene am 06.04.2013 - 18:44 Uhr)
Zitat: (Original von Tintoletto am 01.04.2013 - 18:15 Uhr) Es sind doch recht viele...
z..B. Seite 1: sehnsüchtig sieht (d) er...
Doch nun ist (nicht sind) ihm nur noch dieses Zimmer....
Seite 2: Gesellschaft eines Menschen ersetzen (nicht t) ...ein Zeichen, das (nicht ss)...
Seite 3: beginnt damit, die Leiter zu erklimmen,...
und noch ein paar Kleinigkeiten!
L.G. Tintoletto

Zitat: (Original von Helene am 01.04.2013 - 17:01 Uhr)
Zitat: (Original von Tintoletto am 01.04.2013 - 16:25 Uhr) als hätte ich einen Vampir gesehen?

Im Eifer des Gefechtes hast Du zwar ein paar Stolpersteinchen eingebaut...habe trotzdem zu Ende gelesen, weil es sehr spannend geschrieben ist...
L.G. Tintoletto

Danke für dein Kommentar.

Auch bei dir würde es mich freuen, wenn du mir diese Stolpersteinchen aufdeckst.
Schön zu lesen, dass dir meine Geschichte gefallen hat

Gruß
Helene


Danke,
das hat mir doch schon weiter geholfen :)
Habe noch ein paar mehr Fehler gefunden und korrigiert.

Gruß
Helene

Vor langer Zeit - Antworten
petjula007 Sehr interessant geschrieben. Lässt sich gut lesen. Der Schluss ist ja ziemlich traurig, aber was ein richtiger Vampir ist...

LG
petjula007
Vor langer Zeit - Antworten
Helene Re: Re: Re: Sehr interessant geschrieben.... -
Zitat: (Original von Tintoletto am 01.04.2013 - 18:15 Uhr) Es sind doch recht viele...
z..B. Seite 1: sehnsüchtig sieht (d) er...
Doch nun ist (nicht sind) ihm nur noch dieses Zimmer....
Seite 2: Gesellschaft eines Menschen ersetzen (nicht t) ...ein Zeichen, das (nicht ss)...
Seite 3: beginnt damit, die Leiter zu erklimmen,...
und noch ein paar Kleinigkeiten!
L.G. Tintoletto

Zitat: (Original von Helene am 01.04.2013 - 17:01 Uhr)
Zitat: (Original von Tintoletto am 01.04.2013 - 16:25 Uhr) als hätte ich einen Vampir gesehen?

Im Eifer des Gefechtes hast Du zwar ein paar Stolpersteinchen eingebaut...habe trotzdem zu Ende gelesen, weil es sehr spannend geschrieben ist...
L.G. Tintoletto

Danke für dein Kommentar.

Auch bei dir würde es mich freuen, wenn du mir diese Stolpersteinchen aufdeckst.
Schön zu lesen, dass dir meine Geschichte gefallen hat

Gruß
Helene


Danke,
das hat mir doch schon weiter geholfen :)
Habe noch ein paar mehr Fehler gefunden und korrigiert.

Gruß
Helene
Vor langer Zeit - Antworten
Julietta Gefangen - Eine sehr tragische Geschichte.Die gutmütige Sarina,die ihre Hilfe anbietet und am Ende dafür bezahlen muss....Die Geschichte ist leicht und flüssig zu lesen.

Lg Julietta
Vor langer Zeit - Antworten
Tintoletto Re: Re: Sehr interessant geschrieben.... - Es sind doch recht viele...
z..B. Seite 1: sehnsüchtig sieht (d) er...
Doch nun ist (nicht sind) ihm nur noch dieses Zimmer....
Seite 2: Gesellschaft eines Menschen ersetzen (nicht t) ...ein Zeichen, das (nicht ss)...
Seite 3: beginnt damit, die Leiter zu erklimmen,...
und noch ein paar Kleinigkeiten!
L.G. Tintoletto

Zitat: (Original von Helene am 01.04.2013 - 17:01 Uhr)
Zitat: (Original von Tintoletto am 01.04.2013 - 16:25 Uhr) als hätte ich einen Vampir gesehen?

Im Eifer des Gefechtes hast Du zwar ein paar Stolpersteinchen eingebaut...habe trotzdem zu Ende gelesen, weil es sehr spannend geschrieben ist...
L.G. Tintoletto

Danke für dein Kommentar.

Auch bei dir würde es mich freuen, wenn du mir diese Stolpersteinchen aufdeckst.
Schön zu lesen, dass dir meine Geschichte gefallen hat

Gruß
Helene

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