Erinnerungen an unser Purzelchen
1998 - 2017
„Du fehlst“
Mein kleiner süßer Schatz, ich hab dich nicht vergessen. Es ist nun schon über drei Jahre her, seit wir dich über die Regenbogenbrücke ins ewige Licht gehen lassen mussten. Mein Herz ist zwar immer noch traurig und wollte sich ewig nicht trösten lassen, vor Allem, weil mir das Kuscheln mit Dir so fehlt, wenn ich meine Hände in Dein Seidenfell vergraben konnte.
Doch nun hat auch seit mehr als drei Jahren ein neues Katertier mit dem Namen Charly bei uns Einzug gehalten. Seine vorherige Dosenöffnerin hatte ihn so genannt und wir ließen es bei dem Namen. Er ist auch schon älter und manchmal habe ich das Gefühl, als
wäre dein kleines Seelchen in ihn geschlüpft, weil er manche deiner Marotten, so scheint es, übernommen hat.
Eines Tages sah ich bei Ebay Kleinanzeigen zufällig einen Kater, der dir auf dem Bild so ähnlich sah, dass ich schlucken musste. Als
ich dann den Text las, stand für mich schon fast fest, dass wir diesem Tierchen ein neues Zuhause geben mussten.
Es klang wie ein Hilferuf, als da geschrieben stand: „Suche für unseren alten Kater ein neues ruhiges Zuhause, weil er sich von meiner kleinen Tochter belästigt fühlt und sich immer außer Reichweite bringt, wenn sie aus dem Kindergarten nach Hause kommt. Ich möchte ihn mit seinen elf Jahren nicht ins Tierheim abgeben.“
Das Bild von ihm im Internet hatte mich so sehr an dich erinnert und so fuhren wir nach Leipzig, um ihn erst mal in Augenschein zu nehmen. Ein schöner kräftiger Kerl schaute uns mit großen Augen an und ließ sich sogar
dazu herab, sich von uns streicheln zu lassen. Somit stand unser Entschluss fest. Es gab zwar noch andere Bewerber, aber die junge Frau wollte ihn nur in ein ruhiges Zuhause abgeben und gab uns deshalb den Vorzug. Sie brachte ihn sogar selber zu uns, um sich anzuschauen, wo er künftig leben würde.
Charly, so heißt der Neue hat aber nur deine großen Augen und ist ansonsten charakterlich ganz anders.
Er ist etwas tapsig und nicht so hippelig, wie du. Sein Fell geht mehr ins bräunliche und ist auch nicht so seidig, wie deines.
Doch immer, wenn er vor mir sitzt und mich mit seinen großen leuchtenden Augen anschaut, dann denke ich, du sitzt vor mir. Manchmal denke ich, ich habe schon eine
Macke, weil ich, wenn ich am PC sitze, aus den Augenwinkeln dich durch die Wohnung huschen sehe. Ich gucke, ob es Charly war, aber der liegt ruhig in seinem Körbchen und schläft.
Aber auch er hat so ein Gespür und mag es nicht, wenn ich zu lange am PC sitze.
Er springt dann auf meinen Computertisch,
sortiert, genau wie du es gemacht hast, die herumliegenden Schreibsachen um und legt sich genau vor den Bildschirm damit ich nicht immer da hineinschauen soll.
Doch eigentlich benimmt er sich wie ein kleines Hündchen. Er macht „Sitz“ auf Kommando und gibt „Pfötchen“, allerdings nur wenn man ihm ein Leckerli als Gegenleistung anbietet.
Du hast die Leckerli lieber mit den Pfötchen aus der Luft aufgefangen. Irgendwelche Kunststückchen konnte man Dir aber ansonsten nicht beibringen. In der Hinsicht warst du ziemlich lernresistent.
In letzter Zeit ist Charly mit dem Futter auch genau so mäkelig geworden, wie du es einst warst und im Bad muss ich im Waschbecken
immer den Wasserhahn ein klein wenig aufdrehen und dann steht er drin und leckt die Wassertropfen auf – genau wie du.
Wenn wir am Mittagstisch sitzen, setzt er sich vor uns hin, ist mit seiner Nase am
Schnüffeln und schaut uns so lange mit sehnsüchtigen Augen an bis er ein Häppchen vom Essen bekommt. Dich hat unser Essen nicht interessiert, bist nur gerne über den
Tisch und, wenn es keiner sah, auch übers Geschirr gelatscht.
Charly ist trotz seines Alters noch sehr verspielt und fegt mit seinem kleinen Gummiball durch die Wohnung, dass es nur so scheppert.
Du bist manchmal auch durch die Wohnung gejagt, mit erhobenem Bürstenschwanz, aber das geschah meist, wenn du mal aufs Katzenklo musstest.
So mein Süßer, das war es erst mal wieder, damit du weißt, dass wir dich nicht vergessen haben.