Mia, das Kätzchen mit dem besonderen Blick
So ein Blick … dachte ich und wollte das kleine Kätzchen auf den Arm nehmen.
Da fiel mir aber meine Katzenallergie ein.
Ich bekam immer juckende Augen und meine Nase fing an zu schniefen...
Dieser Blick, voller Unschuld. „Hast Du Hunger?“, fragte ich besorgt.
Und schließlich nahm ich das Kätzchen doch in meine Arme.
Aber die Geschichte fing ja eigentlich so an:
Nun, ich möchte erwähnen, das ich in einer fremden Stadt war, um mir die Sehenswürdigkeiten anzuschauen und mehr aus der Vergangenheit dieser schönen, alten Stadt zu lernen.
Meine Oma hatte hier gelebt und Oma sagte immer:
„Junge, Junge … was hatten wir für ein schönes, altes, großes und edles Haus, mit nem herrlichen Blumengarten und Obstbäume … viele Obstbäume.
Das hättest du sehen sollen.“
Dann hatte sie immer so einen besonderen Blick und eine Träne lief ihr übers Gesicht...
Nun gab es hier hunderte von schönen, alten, großen und edlen Häusern und die Gärten waren allesamt bezaubernd.
Ich suchte nicht nach dem Haus von Oma, nur nach der Seele, denn Oma war schon vor 30 Jahren verstorben.
Mit der Reisegruppe liefen wir nun dem Reiseleiter hinterher und hörten uns die vielen Zahlen und Namen der Verstorbenen Ritter, Maler, Musiker und Bürgermeister an.
Bei einem sehr schönen, alten Haus hörte ich ein herzzerreißendes Jammern aus einem herrlichen Blumengarten.
Mutig und ritterlich bin ich natürlich sofort in den Garten gelaufen. Da sah ich in Mitten der vielen Obstbäume … dieses Kätzchen.
Ich taufte es Mia, von Miau und meine Oma hieß so, das fand ich passend.
Als ich nun Mia auf den Arm hatte, hatte ich die Stadtführung natürlich verloren.
„Egal“, dachte ich: „Das kann ich ja nachholen. Aber dieses kleine Kätzchen braucht jetzt was zu essen. Das ist wichtiger.“
So ging ich mit Mia auf dem Arm in das nächstliegende Lokal und bestellte?
Ja, was bestellt man denn einem kleinen Kätzchen?
Einen Pudding? Bonbons? Eine Schokolade?
Nee, das dürfen Kätzchen nicht! Aber Fisch und Milch, na klar!
„Herr Ober, ne richtige Portion Fisch und
ein Glas Milch, bitte!“
Als das Essen kam, sah mich Mia gelangweilt an, drehte den Kopf zur Seite und zeigte mir deutlich: Nicht gut!
Okay, dann Hühnchenbrust mit Erbsen und Wurzeln.
Als das Essen kam, sah mich Mia gelangweilt an, drehte den Kopf zur Seite und zeigte mir deutlich: Nicht gut!
Hmmm, dann eben Zwiebelmett mit Champagnersoße und nem Himbeeromelett mit Schlagsahne.
Als das Essen kam, sah mich Mia wiedermal gelangweilt an, drehte den Kopf zur Seite und zeigte mir deutlich: Nicht gut!
Ich versuchte noch eine Reihe von Köstlichkeiten, bis der Wirt meinte, ich solle doch mal einen Blick auf die Rechnung werfen. Oh je, da kam was zusammen...
Ich bezahlte mit hochrotem Kopf, weil mir ganz warm bei diesen Zahlen wurde und verließ das Lokal etwas schwindelig.
Mia nahm ich auf den Arm und sie kuschelte sich in meine Jacke, als ob sie
das schon immer gemacht hätte.
So konnte ich Mia mit in mein Hotelzimmer schmuggeln.
Im Zimmer angekommen nahm ich sie unter der Jacke hervor und legte sie behutsam aufs Bett.
Neben dem Bett befand sich ein Nachtschränkchen und darauf stand eine nicht sehr hübsche, völlig vergilbte Lampe.
Daneben, genauso unansehnlich lag mein angebissenes, leicht gekrümmtes, Frühstücksbrot, mit Leberwurst auf dem Tisch.
Ich hatte es heute Morgen in meiner Eile völlig vergessen und so sah es dann nach einigen Stunden eben nicht mehr so frisch aus und beinahe genauso vergilbt wie die Nachttisch Lampe.
Es musste wohl sehr unwiderstehlich gerochen haben, denn so schnell konnte ich es nicht in den Papierkorb werfen, schon hatte es Mia verputzt.
Dann legte sich Mia aufs Bett und rekelte sich ausgiebig.
Dabei schaute sie zu mir und ich begriff: Ich sollte den Bauch kraulen.
Da war er wieder, dieser besondere Blick, durch und durch ging er,
direkt ins Herz.
Ich setzte mich zu Mio und streichelte den kleinen Kullerbauch und ich verstand. Die Köstlichkeiten aus dem Lokal waren nicht wichtig, aber Streicheln, Liebkosen und ein olles Leberwurstbrot, waren der Schlüssel zum Herzen.
So einfach war das.
Alles was Mia wollte, war LIEBE und dabei schlief sie wieder schnurrend ein.
Ach ja, lieber Leser, ich habe Mia mit zu mir nach Hause genommen und das liebste was Mia mag ist?
Na, klar Leberwurstbrot und kraulen und im herrlichen Blumengarten spielen.
Und wenn sie dann müde ist schaut sie mich mit ihrem besonderen Blick an, als wenn sie sagen wollte: „Junge, Junge was haben wir für ein schönes, altes, großes und edles Haus. Mit nem herrlichen Blumengarten, nur die vielen Obstbäume fehlen...“
Und dann kommt mir immer meine Oma in den Sinn.