Romane & Erzählungen
Philipp Tempus - Das geteilte Imperium

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"Philipp Tempus - Das geteilte Imperium"
Veröffentlicht am 14. Oktober 2012, 40 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Philipp Tempus - Das geteilte Imperium

Philipp Tempus - Das geteilte Imperium

Beschreibung

*** Kapitel werden mit der Zeit erweitert und feingeschliffen! ***

Endlich Ferien!

Es war ein Morgen wie jeder andere im hessischen Frankfurt am Main. Die Sonne stand schon halb am grauen Oktoberhimmel und schenkte dem Raum nur ein fades, gelbliches Licht.

Der Wecker begann seiner täglichen Arbeit nachzugehen und Philipp, der todmüde vom letzten Abend im Bett lag zuckte zusammen. Er zog sich die Bettdecke über das Gesicht, drehte sich auf die linke Seite und versuche mit seinem rechten Fuß den Wecker zu erreichen. So langsam hatte er Übung darin bekommen den allmorgendlichen Übeltäter mit einem geschickten Stoß von seinem kleinen Nachtschränkchen zu befördern und ihn somit zum schweigen zu bringen. Doch so sehr er sich auch bemühte und streckte, den Wecker erreichte er nicht.

Philipp!“ hörte er seine Mutter rufen. „Hast du mir nicht gestern Abend versprochen heute früh aufzustehen um mir beim Einladen zu helfen?“

Die Herbstferien!“, dachte er, „Die Herbstferien auf dem Hof von Oma Magda und Opa Ben!“. Seit Wochen sprach seine Mutter von nichts anderem mehr und irgendwie freute er sich ja auch schon drauf, obwohl er seine Oma nicht sehr oft sah und sie als sonderbar aber dennoch sehr herzlich in Erinnerung hatte.

Hörst du mir überhaupt zu? Bestimmt wieder die ganze Nacht vor dieser Flimmerkiste gesessen, oder? Wenn deine Noten in Bio und Mathe sich nicht bald bessern, dann werden wir uns da wohl auch was anderes überlegen müssen!“ stöhnte seine Mutter, stellte den Wecker zurück auf den Nachttisch und verließ den Raum in Richtung Küche.

In der Schule lief es seit einer Weile nicht besonders gut, fing wohl alles damit an, dass Philipps Vater kurz nach seiner Geburt auf einer Geschäftsreise spurlos verschwand und seine Mutter mit den Jahren überfordert war. Sie sprachen beide oft über ihn, schauten sich alte Bilder an. Irgendwann würde er zurückkommen, davon war Philipp überzeugt. Seine Mutter allerdings weniger.

Philipp stand auf und ging ins Bad um sich fertig zu machen. Auf dem Flur konnte er schon die leckeren Waffeln riechen, die seine Mutter Evelyn gerne am Wochenende machte. Er beeilte sich im Bad und saß eine viertel Stunde später am Küchentisch. „Ich freue mich auf die Ferien bei Oma Magda“, sagte er. „Vielleicht kann ich die Zeit ja zum lernen nutzen?“ Seine Mutter schaute ihn mit großen Augen an. „Du und lernen!“, schmunzelte sie. „Iss lieber auf und hilf mir die restlichen Sachen ins Auto zu laden, der Weg ist schließlich kein Katzensprung“.

Da hatte sie recht. Der alte Bauernhof befand sich nahe der französischen Grenze im Schweizer Städtchen Meyrin, das unmittelbar an Genf grenzte. Philipps Großeltern hatten den Hof schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg gekauft und waren dorthin umgezogen. Sie waren damals selbst Flüchtlinge so wie er die meisten Erzählungen seiner Mutter klangen. So richtig sprach sie sich aber nie mit Ihm aus. Er war ein intelligenter Junge und merkte wann es an der Zeit war taktvoll beziehungsweise rücksichtsvoll seiner Mutter gegenüber zu sein. Sie hatte genug um die Ohren, irgendwann würde sie ihm schon alles erzählen.

Nachdem die Koffer und der Reiseproviant in dem kleinen VW Käfer verstaut waren – und Philipp den Frühstückstisch abgeräumt hatte, gingen die Ferien endlich richtig los. Es war nun 2 Jahre her, dass er seine Großeltern das letzte mal gesehen hatte. Er freute sich, stellte sich vor seine Oma wiederzusehen, versank in den schönen Erinnerungen und nickte schließlich auf dem Beifahrersitz ein. „Er muss einfach früher ins Bett kommen und nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzen. Die Ferien auf dem Land werden ihm richtig gut tun!“, dachte seine Mutter, und schob ihm vorsichtig ein Kissen zwischen Kopf und Fenster. Es war eine lange Fahrt bis nach Meyrin. Bis in die Schweiz würde sie durchfahren, die erste und einzige Rast wollte sie in Basel einlegen. Sie war diese Strecke schon oft gefahren. Damals als sie Philipps Vater auf einer Studienfahrt in der Schweiz kennen lernte sogar fast jedes Wochenende.

Philipp schlug die Augen plötzlich wieder auf. Seine Mutter war in Meyrin angekommen, bog gerade von der Hauptstraße auf einen Feldweg ein, wobei man den Unterschied zur sogenannten "Grand Rue" nicht wirklich feststellen konnte. Er hatte von seinem Vater geträumt. Er sah ihn alleine in einer großen dunklen Halle sitzen. Türen oder Fenster konnte er nicht erkennen, die Wände schimmerten als wären sie aus schwarzem Wasser. Nur das Gesicht seines Vaters erschien ihm in der Dunkelheit. Die Schlaglöcher des Feldwegs ließen ihn wieder aufwachen. „Na endlich, ich dachte schon dass du die ganzen Ferien durch schlafen willst, so wird das aber sicher nichts mit dem lernen. Wenigstens konntest du die Fahrt unbeschwert im Land der Träume genießen“, witzelte Evelyn, und strich mit der Hand durch sein Haar, was im gar nicht passte.

Der Feldweg führte über eine kleine Hügellandschaft an einem großen Rapsfeld vorbei, welches den Weg von beiden Seiten umgab und führte schließlich durch ein kleines Fichtenwäldchen direkt zum Hof seiner Großeltern. Schon von weitem konnte er den großen Wetterturm und die Scheune sehen. Das Wohnhaus und die Stallungen würden nach einem weiteren Hügel aus dem Westen her auftauchen.

Schon seit langer Zeit wurde der Hof nur noch zu privaten Zwecken benutzt. Die Stallungen waren leer, in der Scheune stand nur altes Gerümpel herum. Seine Großeltern bewirtschafteten zwar noch den kleinen Garten hinter dem Haus, doch für die alltäglichen Bedürfnisse fuhr sein Opa Ben noch jeden Tag mit seinem alten Transporter in die Stadt um einzukaufen.

Sie hatten den letzten Hügel umfahren und der Feldweg führte auf ein großes Holztor zu. Philipp erkannte jetzt wieder die alten Schilder, welche die Menschen davor warnen sollten sich abseits der befestigten Wege aufzuhalten. Vor Jahren hatte Opa Ben ihm versucht zu erklären, was es mit der Wissenschaftlichen Versuchsanlage C.E.R.N in Genf auf sich hatte, doch Philipp hatte besseres im Sinn als den einschläfernden Reden seines Großvaters zu lauschen. Seine Generation interessierte sich für das Internet. Für Computer und Onlinespiele. Da war kein Platz für langweilige Vorträge über diese alte Versuchsanlage, damals zumindest nicht. Er konnte sich nicht mal mehr genau erinnern, was hier genau erforscht wurde.

Sie hatten das Holztor hinter sich gelassen und näherten sich dem großen Hauptgebäude mit seinem prächtigen roten Ziegeldach, den Fachwerkbalken mit den etlichen Schnitzereien und Verzierungen. Im Hintergrund erstreckten sich die schneebedeckten Gipfel der Alpen, ein weiteres kleines Wäldchen wurde hinter dem Hof sichtbar. Es war ein wunderschöner Anblick. Philipp hatte es genau so in Erinnerung gehabt. Als sie den Wagen vor dem Wohnhaus vor fuhren, sah er schon seine Oma aus dem Gemüsegarten, der sich hinter dem Haus befand hervor kommen. „Evelyn! Philipp! Da seid ihr ja endlich! Es ist so eine große Freude euch endlich mal wieder zu Besuch zu haben! Kommt her und lasst euch drücken. Ihr müsst ja von der langen Fahrt total erschöpft sein. Kommt erstmal ins Haus, dort wartet schon das Abendessen auf euch!“, rief sie und winkte den Beiden dabei mit den Händen zu.

Magda war eine richtige Bilderbuchoma, so wie man sie sich vorstellt. Sie war nicht besonders groß, hatte schulterlanges silbern glänzendes Haar und war immer bester Laune.

Sie führte die beiden Besucher in die Wohnküche des Hauses. Schon beim überqueren der Türschwelle konnte Philipp den saftigen Braten riechen, der dort im Ofen brutzeln müsste. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen als sie endlich vor dem reich gedeckten Esstisch standen. „Setzt euch meine Lieben! Ben müsste eigentlich schon längst wieder aus der Stadt zurück sein. Möchte wissen warum er mal wieder so lange braucht. Wir fangen einfach schon mal ohne ihn an, wäre ja Schade wenn das gute Essen kalt wird!“, sagte Magda und stellte den Braten auf den Tisch.

Nachdem sie sich satt gegessen und Magda alle Details über die Fahrt und das vergangene letzte Jahr erzählt hatten, war Philipp müde geworden und wollte ins Bett.

Opa Ben war immer noch nicht aufgetaucht, Magda und Evelyn hatten beschlossen auf zubleiben und auf ihn zu warten. „Wir bleiben noch ein Weilchen in der Küche sitzen und genießen unser Wiedersehen. Wir haben Dir wieder dein Lieblingszimmer im zweiten Stock hergerichtet, Opa wird noch eine Weile brauchen bis er nach Hause kommt.“ sagte Magda und zeigte mit dem Finger in Richtung der massiven breiten Eichenholztreppe, die sich parallel zur Küche befand und alle Etagen des Wohnhauses miteinander verband.

Das ist gut“. Ich bin wirklich müde von der Fahrt, obwohl ich die ganze Zeit geschlafen habe, dachte Philipp nach. Er wünschte beiden eine gute Nacht, verabschiedete sich mit einer Umarmung und lief mit seinem Koffer Richtung Treppe. Die Dunkelheit war mittlerweile über den Hof gekommen und Philipp, der durch das große Treppenhausfenster ins freie schauen wollte sah nur noch die Umrisse der angrenzenden Gebäude, mehr erkannte er nicht. Einzig alleine im Wetterturm schräg gegenüber waren kleine Lichtpunkte zu erkennen.

Auf seinem Zimmer angekommen lies er den Koffer neben der Tür stehen und ließ sich aufs Bett fallen. Er dachte noch einen Moment über den Verblieb seines Opas nach, doch dann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein.

Clement Pascal war auf dem Weg in sein Büro. Vom Chef des Nachrichtendiensts hatte er gerade seinen nächsten Auftrag bekommen und er grübelte darüber nach. Vor 2 Wochen erst war er aus Südkorea zurückgekehrt. Die Informationen über nordkoreanische Reaktoranlagen hatte er dem französischen Geheimdienst DGSE (Direction Générale de la Sécurité Extérieure ) vorgelegt und seine Vorgesetzen waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen. Doch nun wurde er in ein kleines Forschungslabor im Südwesten Frankreichs geschickt. Normalerweise wurde er für seine Aufträge vom Chef des DGSE, Adama Rougé persönlich instruiert, doch diesmal sollte ihn seine Kontaktperson erst an Ort und Stelle informieren. Er las ein letztes mal seine Anweisungen, faltete den Zettel dann sorgfältig und lies ihn in einem Aktenvernichter verschwinden. Danach machte er sich auf den Weg zur Ausrüstungsabteilung im dritten Untergeschoss des großen Verwaltungsgebäudes und nahm seinen Koffer in Empfang. Der DGSE kümmerte sich um alles, was der Agent im Einsatz benötigen könnte und stellte dementsprechende Koffersets zusammen. Nachdem er alles in seinem schwarzen Dienstwagen verstaut hatte gab er die Adressdaten in sein Navigationssystem ein und fuhr los. Er freute sich auf seinen neuen Auftrag, auch wenn er nicht wusste was ihn erwarten würde.

 

Philipp wurde durch ein lautes Geräusch geweckt. Seine Großmutter stoß die schwere Holztür auf und hastete in sein Zimmer. Mit großen Augen sah er sie an. „Philipp, du musst jetzt sehr tapfer sein. Bitte stelle mir jetzt keine Fragen. Steh auf und komm mit mir, wir haben kaum noch Zeit. Sie haben uns gefunden! Ich wusste, dass sie uns früher oder später finden würden!“ Er richtete sich auf und schaute sie mit großen Augen an. „Wer hat uns gefunden?“ stammelte er. Er wurde blass um die Stirn. „Wohin soll ich mitkommen?“. So hatte er seine Großmutter noch nie gesehen. Ihr Gesicht war bleich, die Augen voller Angst erfüllt. Ihre Hände zitterten. „Komm bitte einfach mit, Opa wird dir alles erklären. Die Zeit rennt uns davon, er wartet im Wetterturm auf uns. Deine Mutter ist auch schon auf dem Weg dort hin. Um Himmels Willen Junge, bitte beeile Dich!. Urplötzlich erkannte Philipp den Ernst der Lage, zog seine Schuhe an und folge Oma Magda hinaus auf den dunklen Flur des Wohnhauses. Sie eilten die massive Holztreppe hinunter, liefen den Hauptflur in Richtung Küche entlang und kamen schließlich an die Hintertür. „Ich will jetzt endlich mal wissen was hier eigentlich los ist, Oma!“ keuchte Philipp.“Vor wem laufen wir denn weg? Und was wollen wir im Wetterturm? Ich dachte Opa wäre noch nicht zu hause. Wenn er jetzt im Turm ist, warum brannte dort dann als ich schlafen ging das Licht?“ Sie nahm seinen Arm, öffnete die Tür und lief mit ihm Richtung Turm. Um keinen Umweg zu machen rannten sie quer durch den liebevoll angelegten Gemüsegarten. Als sie die Tür zum Turm erreichten vernahm Philipp ein elektrisches Summen. Das Geräusch war lauter geworden um so näher sie der Tür gekommen waren. Oma Magda öffnete die Tür und Beide traten ein. Philipp überkam ein beängstigtes Gefühl. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, schaute sich nochmals ungläubig um und stürzte auf allen Vieren wieder zum Ausgang. „Das...das kann nicht sein.“ stammelte er. Nun stand er wieder kurz vor dem Turm und sah ihn wie ein Wesen aus einer anderen Welt an. Kurz darauf ergriffen ihn vier Hände, zogen ihn wieder in den Turm und verschlossen die Tür hinter ihm. „Junge, bitte versteh doch.“, seufzte Ben. Nun erkannte er, dass sein Großvater und seine Mutter ihn herein gezogen hatten. „Ich werde Dir alles erklären, wenn wir drüben sind, aber jetzt fehlt uns einfach die Zeit dafür!“.

Philipp verstand nun gar nichts mehr. Der Turm war kein Turm. Die Wände im inneren sahen aus als wären sie aus schwarzen Wasser. Träumte er denn? Der Raum glich dem aus seinem Traum fast bis ins Detail. Die Fenster und Türen waren nicht mehr zu sehen. Der Raum an sich war viel größer als der Turm jemals hätte sein können. Er schaute auf die Wand. Es schien als würden tausende von kleinen Wasserscharaden in umgekehrter Richtung vom Boden an die Decke fließen um dort eine seeartige Oberfläche zu bilden. Noch nie hatte er die Wand so detailreich gesehen. Es faszinierte ihn obwohl ihm gleichzeitig schwindelig wurde.

In der Mitte des Raumes stand auf einem dicken Metallsockel ein ebenso massiver Metallkasten der einem übergroßen Kühlschrank glich. Allerlei Kabel und elektronische Teile führten in diesen Kasten oder kamen aus ihm heraus, hunderte von kleinen Lämpchen und Anzeigen waren am blinken.

Der Transportkanalisator wird sich nun gleich für Dich öffnen, stelle Dich einfach mit dem Rücken in die Fassung. Die Maschine wird sich automatisch deiner Körperform anpassen.“ Verwirrt schaute er seinen Großvater an. „Was passiert dann mit mir? Was ist das für ne komische Maschine?“ Er kniff die Augen zusammen und betrachtete die Maschine genauer.

In diesem Augenblick gab es eine laute Explosion die von außerhalb zu kommen schien. Dort wo früher einmal die Tür war erschien jetzt ein dunkler Gang der von einen dunklen Nebelschleier verdeckt wurde.“Sie haben uns gefunden!“ Auf Ben's Gesicht stand der Angstschweiß. „Das Tor wurde von der anderen Seite her auf gesprengt, wir müssen machen dass wir von hier wegkommen! Philipp rein da jetzt, dies ist unsere letzte Chance!“

Die Kühlschrankartige Riesenkammer öffnete sich und Philipp stellte sich mit dem Rücken an die Kammerwand.“Bis gleich und hab keine Angst, mein Junge. Gleich auf der anderen Seite werden wir dir alles erklären!“ „Die andere Seite?“ , dachte er sich, sah seine Mutter und seine Großeltern ein letztes mal an, dann schloss sich die Kammer langsam. Im letzten Augenblick gab es zwei weitere laute Explosionen und einen hellen Lichtblitz. Seine Mutter schrie auf. Die Kammer war nun verschlossen, hatte sich mit einem zischenden Geräusch verriegelt und Philipp konnte vor Dunkelheit rein gar nichts mehr erkennen. Er stellte nun auch fest, dass er bis auf die Finger und seine Augen keine Gliedmaßen mehr bewegen konnte. Eine schaumige schleimige schwarze Masse hatte die Ausbuchtungen in die er sich mit dem Rücken gestellt hatte komplett ausgefüllt und nur Hände und sein Gesicht ausgelassen. Langsam hörte er das elektrische Summen wieder lauter werden, dass ihm schon vor dem Turm aufgefallen war. Er bekam es mit der Angst zu tun. Er wollte weglaufen doch konnte er sich keinen Millimeter bewegen. Ein kleiner Bildschirm mit Anzeigen in einer ihm Fremder Sprache leuchtete vor ihm in einer orangefarbenen Schrift auf. Links daneben war eine Schemazeichnung der Kammer und so etwas wie ein Ladebalken der sich nach Rechts bewegte. Das Summen und Surren wurde lauter, die dreieckige Öffnung über ihm fuhr zurück und ermöglichte ihm den Blick auf den schwarzen See an der Decke in dessen Mitte sich nun eine Kuppel aus grünem Licht befand. Er wollte schreien, doch der Anblick der Decke raubte ihm den Atem. Die Außenwände der Kammer begannen sich um Philipp zu drehen, die elektrischen Geräusche wurden immer Lauter, Blitze zucken an der Decke entlang. Es wurde unerträglich laut und er konnte nun vor lauter Helligkeit nichts mehr erkennen, als er mit dem gewaltigen Druck einer Achterbahn in die Höhe geschossen wurde. Kurz darauf wurde ihm schwarz vor Augen.

Unvorhersehbare Konsequenzen

Clement Pascal verließ die Schnellstraße 345B und kam nach einigen weiteren Kilometern Landstraße in Sergy an. Er runzelte die Stirn. Man hatte ihm aufgetragen sich beim Leitenden Wissenschaftler des C.E.R.N Projekts in einem der französischen Labors zu melden, weiteres war ihm noch immer nicht bekannt. Er bog in eine prächtige Allee ein, auf der aber nichts weiter zu sehen war als große Forschungsanlagen auf beiden Seiten, jedenfalls vermutete er dies. Man hatte ihn auf seinem Weg hier her jetzt schon 3 mal kontrolliert und die Sicherheitsbeamten wurden von mal zu mal finsterer. Der Schein der prächtigen Anlage trügte und Clement Pascal wusste, dass der Tag für ihn schon bereits ins Wasser gefallen war.

Er kam an einem Gebäude mit einer auffallenden hohen Kuppel an. „Rue de Noir 25 – Forschungsstation Sergy Alpha. Hier bin ich wohl richtig“, dachte er sich und lenkte seinen Wagen in die Einfahrt der zum Komplex gehörenden Tiefgarage. Er parkte seinen Wagen, stieg aus und nahm sein Gepäck aus dem Kofferraum. Danach verschloss er seinen Wagen und ging langsam in die Richtung der beiden Herren, die ihm in weißen Anzügen gekleidet aus dem anderen Ende des Parkdecks aus einem Aufzug aus entgegenkamen.

Der rechte von ihnen erhob eine Augenbraue. „Monsieur Pascal nehme ich an? Ihr eintreffen wurde uns soeben von verschiedenen Stellen berichtet.“ „So ist es“, erwiderte Pascal. „Vergeben sie mir bitte meine Manieren, Monsieur, wir haben hier alle gerade ein wenig viel an der Backe, wenn der Vergleich gestattet ist.“ Mein Name ist Simon Boem und dies ist mein Assistent Ron Blackwater. „Sehr erfreut“, erwiderte Pascal „Und wie kann ich den werten Wissenschaftlern weiterhelfen? Sie brauchen mich sicherlich nicht um sich eine neue Bahnbrechende Formel bestätigen zu lassen“. „Das eher weniger. Ich informiere sie auf dem Weg in die Zentrale“ erklärte Boem und winkte mit einer Handbewegung ab, „Wir möchten sicherstellen, dass vor dem nächsten Abschuss keine weiteren Zwischenfälle mehr passieren“. Sie hatten Parkdeck 2 hinter sich gelassen und befanden sich nun im Aufzug in eines der Obergeschosse.

Zwischenfälle, darauf hatte sich Pascal natürlich am meisten gefreut. Gerade noch rechtzeitig war er vor knapp zwei Wochen dem Nordkoreanischen Regime mit geheime Plänen zum Bau von Nuklearwaffen entkommen und nun stand ihm schon die nächste heikle Situation bevor. Das C.E.R.N Projekt wurde Anfang der sechziger Jahre von verschiedenen europäischen Staaten ins Leben gerufen und beschäftigte sich mit der Erforschung von Energiequellen. Man baute riesige, kilometerlange Tunnel in Kreisform unter dem Testgelände. Dort wurden dann kleinste Partikel aufeinander geschossen um diese zu spalten und zu Energie machen zu können. Ein Teil dieser Versuchsanlage stand in Frankreich, doch der Hauptteil von über 80% steht auf der Schweizer Seite in nähe der Stadt Genf, soweit war Pascal bereits von Adama Rougé informiert worden.

Aber was konnte bei einer so gewaltigen Anlage als Zwischenfall aufkommen? „Wir haben bei diversen Testläufen einen immensen Abfall der Energiewerte aufgezeichnet,“ ergriff Beom wieder das Wort und zerriss Pascals Ãœberlegungen. „In 40% der Fälle kommt sogar überhaupt keine Energie bei uns an. Deswegen möchten wir, dass sie mit ihren außerordentlichen Spionagefähigkeiten den Tunnelring absuchen. Ist so etwas denn nicht eine Aufgabe für die Wissenschaft?“, fiel ihm Pascal ins Wort und hob eine Augenbraue . Im Normalfall gebe ich ihnen da vollkommen recht, Monsieur, aber hier ist die Wissenschaft eindeutig am Ende. Wir haben unwiderlegbar festgestellt, dass die Energie zwar entsteht aber dann einfach außerhalb des Leitungssystems verschwindet. Und Messfehler beziehungsweise defekte Geräte sind ausgeschlossen? Ja, Monsieur,“ antwortete Boem und zuckte mit den Schultern. Dabei schob er mit dem Zeigefinger seine dicke runde Brille zurück auf die viel zu große Nase. „Dafür brauchen wir ihre Hilfe Monsieur. Sie müssen den Tunnel an seiner Oberfläche ablaufen um Einwirkungen von außen ausschließen zu können. Wann können Sie aufbrechen?“ Sie sahen ihn erwartungsvoll an. „Wenn es die Herren wünschen sofort.“ entgegnete Pascal lässig.

Er packte seine Ausrüstung zusammen und zog seinen Tarnanzug an. Das Nachtsichtgerät, mit dem er eher einem Actionheld aus einem Computerspiel als mit einem Geheimagenten glich saß auf seiner Stirn und wartete auf seinen Einsatz. Gerade erst hatte die Dämmerung eingesetzt und er würde es noch nicht benötigen. Er hatte den Forschungskomplex mit einem hauseigenen Geländefahrzeug verlassen und war bis an den Rand des Tunnelrings vorgefahren, der oberirdisch mit Fähnchen und Warnschildern abgegrenzt war. Von hier aus stieg er aus und machte sich zu Fuß auf den weiteren Weg. Er ging an den Fähnchen vorbei und versuchte sich in der Mitte der grünen Schneise, unter der sich das Tunnelsystem befand, fort zu bewegen. Er hatte über die Hälfte des Wegs hinter sich gebracht und befand sich schon seit geraumer Zeit auf Schweizer Boden. Vor ihm kam ein kleines Fichtenwäldchen zum Vorschein, an dem die Schneise links dran vorbeizog. Auf der rechten Seite konnte der die Umrisse einer Manufaktur oder Hofes sehen. Weiter in der Ferne konnte er die Umrisse eines Kleinwagens erkennen, der von der Hauptstraße auf den Feldweg in die Richtung der erspähten Gebäude fuhr. Er beschloss von nun an gebückter und mehr in der Mitte der Schneise zu laufen um seine Deckung besser nutzen zu können. Das letzte was er wollte war es Schweizer Sicherheitsbeamten erklären zu müssen, warum er sich in voller Agentenausrüstung in einem Sicherheitsgebiet aufhielt. Zwar hatte er keine größere Straftat begangen, doch wollte er sich den Papierkram und die Befragungen doch lieber ersparen. Das C.E.R.N. Projekt war zwar eigentlich ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Staaten, doch hatte die französische Regierung hin und wieder ihr eigenes Projekt geplant und verwirklicht. Kein Aufsehen erregen, keine Fragen stellen und einfach den Auftrag erledigen. So war es in Korea, so war es in den ganzen Aufträgen davor abgelaufen und daran würde sich auch hier nichts ändern. Er kam näher an das Fichtenwäldchen heran und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Feldflasche, der Schweiß stand ihm auf der Stirn, die schwere Ausrüstung mit sich herum zu schleppen mühte ihn ab. Er konnte nun erkennen, dass er sich einer Art Bauernhof näherte, beschloss aber in der Schneise weiterzulaufen und die Gebäude aus der Ferne zu beobachten. Nach weiteren fünf Minuten Fußmarsch sah er weiter vor ihm auf einmal einen kleinen See von nur etwa ein Metern Durchmesser. „Ein See mitten auf dieser Schneise?“, dachte er sich und runzelte die Stirn. „Die Schneise führt zwar durch ein natürliches Gebiet, aber ein kleiner See mitten auf diesem Forschungstunnel, in dem die kleinsten Teilchen fast mit der Lichtgeschwindigkeit, nämlich 299 792 458 Kilometer pro Sekunde aufeinander treffen erscheint selbst mir etwas fragwürdig.“ Er beschloss es dem Forschungskomplex zu melden und setzte seinen Weg fort. Den See Umgang er auf der linken Seite und verspürte eine eigenartige Kälte, als er an ihm vorbeiging. Wieder setzte er seinen Weg durch die Schneise fort, fand bis auf ein im freien kampierendes Pärchen nichts Verdächtiges.

Boem an Agent Pascal! Boem an Agent Pascal!“, krächzte es aus dem Funkgerät. „Hier Pascal, was gibt es Neues“?, wollte Pascal wissen und erhoffte sich neue Erkenntnisse. „Bei uns weiterhin nichts. Der Sicherheitsdienst wurde losgeschickt um das Pärchen weg zuschicken. Der von ihnen gemeldete Anstau von Wasser im nördlichen Planquadrat hat uns allerdings sehr nachdenklich gestimmt. Wir möchten, dass sie nochmals an diese Stelle zurückkehren und diesen sogenannten kleinen See bei aktiven Protonenkolider beobachten.!“ das Funkgerät verstummte jäh. Boem hatte sich irgendwie eigenartig angehört. Fast als hatte er Angst vor etwas gehabt.

Pascal beschloss seine neuen Anweisungen auszuführen und lief weiter. Er kam wieder an dem Hof vorbei, nur musste er nun sein Nachtsichtgerät benutzen um noch etwas sehen zu können. Es war ein tolles Gerät und faszinierte ihn immer wieder aufs neue. Kaum hatte er es über die Augen gezogen und aktiviert, wurde die Nacht zum Tage gemacht. Die Technik machte es möglich bei Dunkelheit annähernd so gut zu sehen wie am Tage. Vereinzelte kleine Lichtpunkte sah man im Dunkeln sehr deutlich, so wie er es zum Beispiel am Wetterturm des kleinen Hofes entdecken konnte. Nach einigen Metern kam er an die Stelle an dem eigentlich der See erscheinen sollte. Nur war dort kein See. Bei näherem betrachten sah Pascal eine eigenartig aussehende Metallkiste auf der Oberfläche an der sich eine Art schwarzer Schleim von unten nach oben bewegte. Des weiteren ragten einige Antennen und Kabel aus dem Kasten und bizarre Summlaute wurden wahrnehmbar.

Ihm wurde wieder ganz kalt und er nahm die Nachtsichtbrille ab. Er traute seinen Augen nicht, als er feststelle dass er schon bis zu den Knien im eiskalten Wassers des Sees stand. „Moment mal!“, dachte er sich. „Der See ist wieder da? Ich glaube so langsam hab ich eine Ahnung was hier gespielt wird.“ Er genoss seinen kleinen Erfolg, zog wieder die Nachtsichtbrille wieder über sein Gesicht und freute sich über den erneuten Anblick des seltsamen Kastens. Der See war wieder verschwunden, doch die Kälte die er an der Stelle verspürte wo er das Wasser noch eben sah blieb. „Ein Tarnfeld!“, schoss es ihm durch den Kopf. Die Labore des DGSE arbeitete nun schon seit Jahren an genau solch einem Versuch, Gegenstände vor unliebsamen Blicken zu schützen, doch das was er da vor sich sah war den Versuchen im Labor um Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte voraus.

Er sah, dass einige der dickeren Kabel in Richtung des Hofes verliefen und er beschloss ihnen zu folgen. Auf dem Weg zum Wetterturm, auf den die Kabel ohne Zweifel zusteuerten, auch wenn sie von dem demjenigen, der sie dort versteckt hatte ziemlich gut getarnt worden waren, erstattete Pascal über Funk Bericht bei Chefwissenschaftler Simon Boem.

Sie haben WAS entdeckt?“ kam eine aufgeregte Stimme aus dem Funkgerät. „Der alte Hof im Norden bei Planquadrat 7 sagen Sie? Pascal war überrascht eine ihm unbekannte und sehr donnernde Stimme zu hören. „Bleiben Sie an Ort und Stelle, Wir werden uns der Sache persönlich annehmen!“ Die unbekannte Stimme verstummte und das Funkgerät war wieder ruhig. Pascal verstand die Welt nicht mehr. Die Sache kam ihm immer mysteriöser vor. Wer war nun wieder der fremde Mann am Funkgerät gewesen und was war mit Simon Boem geschehen?

Er sah in der Ferne drei Fahrzeuge in den Feldweg einbiegen. Die Nachtsichtbrille hatte er wieder aufgezogen. Er hatte beschlossen seine Stellung zu verlassen und näher an das Haus heran zu schleichen. Er war mit Leib und Seele Agent und würde im finalen Schritt bestimmt nicht zurücktreten und Anderen die Aufklärung überlassen. Er legte einen Teil seiner Ausrüstung ab, verschnaufte noch einen kleinen Moment und bewegte sich dann zielstrebig Richtung Hof. Als er sich bis auf wenige Hundert Meter genähert hatte sah er vom Hauptgebäude aus zwei Personen zum großen Wetterturm laufen. Er beeilte sich, die zwei Gestalten schienen es sehr eilig zu haben. Sie hatten bestimmt etwas zu verbergen, dessen war er sich so gut wie sicher.

Nachdem er seinen Weg durch einige Büsche und an einem Rapsfeld hinweg vorbei fortsetze, kam er fast zeitgleich mit den drei Fahrzeugen an den Gebäuden an. Er war hinter einem Gatter in Deckung gegangen, da er beschloss die Situation erst einmal aus der Ferne zu beobachten. Er machte es sich hinter seiner neuen Stellung gemütlich und beobachte die Fahrzeuge durch sein Nachtsichtgerät. Es waren Militärtransporter. Drei Militärtransporter voller Elitesoldaten einer ihm fremden Armee, soviel konnte er erkennen. Von den zwei Personen war niemand mehr zu sehen nur in dem Turm konnte man durch Fenster und Türspalten einen hellen Lichtschimmer erkennen.

Sofort die Tür zum Turm öffnen!“, brüllte der größte der 24 Männer einen der anderen Soldaten an. „Wenn die Tür verriegelt ist, sofort auf sprengen, wir haben keine Zeit! Diesmal dürfen sie uns nicht entkommen, oder es war alles umsonst!“ Jawohl Regent General Jazurok! Für den Ruhm und die Ehre von Kenuron! Er strich sich durch sein gelbliches kurzes Stoppelhaar. „Meine Befehle sollt ihr ausführen ihr Hunde! Oder muss ich euch wieder Nachts in die Brutstätten von Gu'koshs schicken um eure Arbeitsmoral zu steigern!?“ Seine Stimme klang wutentbrannt und wie ein lautes tiefes Donnern, welches selbst Clement Pascal für den Bruchteil einer Sekunde hinter seinem Gatter zusammen zucken lies. „Materiedetonatoren platziert, Countdown aktiviert!“ ,teilte einer der Soldaten lautstark mit. Gerade versuchte Pascal die Lage Richtig zu erfassen als ihm ein heftiger Lichtblitz gefolgt von zwei lauten Explosion die Sinne raubte. Das helle Licht, dass durch die Brille noch verstärkt wurde lies ihn laut aufschreien und ihn hinter seiner Deckung zusammensacken.

Wir haben den Agenten des DGSE gefunden, Regent General.“, hörte Pascal einen der Soldaten schnaufen. Sein Kopf schmerzte noch höllisch und das Denken viel ihm schwer. „Paralysestrahl, fesseln und mitnehmen!“ hörte er die heftige Stimme des großen Mannes auf ihn nieder donnern. „Er sollte außerhalb seine Befehle abwarten, nun wird er für seinen ungehorsam bezahlen und dem neuen großen Imperium als Forschungsmaterial dienen!“. Er drehte sich um und rieb sich die Hände. Dann strich er sich ein weiteres Mal durch die Haare und verschwand hastig im inneren des Turms. Dies war das letzte das Pascal etwas von dem Geschehen um sich herum mitbekam. Sekunden darauf traf ihn ein rötlicher Strahl am Oberkörper. Er krümmte sich vor schmerzen, sackte ein weiteres mal auf den Boden und wurde Bewusstlos. Die Soldaten packen ihn an seinen Füßen und verschwanden mit ihm ebenfalls im inneren des Turms.

 

Philipps Schädel schmerzte stark. Eigentlich schmerzte nicht nur sein Kopf sondern sein gesamter Körper. Er Versuchte seine Augen zu öffnen, doch sie taten ihm weh. Er spürte einen warmen sommerlichen Windhauch in seinem Nacken und er versuchte sich in dessen Richtung, nämlich auf die linke Seite zu drehen. Seine Bewegungen schmerzten noch immer, aber es gelang ihm nun ohne Mühen sich ganz um zudrehen.
„Das kann doch nicht wahr sein.“, stammelte er und blickte Fassungslos auf das große Loch der Turmruine, welches einen Blick auf eine gewaltige mit Gras bewachsenen Hügellandschaft preisgab. „Wo bin ich hier nur gelandet?“. Er hielt sich die Hand an den noch immer schmerzenden Kopf und richtete sich langsam auf. „Was ist nur mit mir passiert, und wo sind die Anderen?“ Nun nahm er allen Mut zusammen und trat durch das gewaltige Loch hinaus ins Freie. Seine Augen schmerzten und der Atem stockte ihm ein weiteres Mal, als er die zwei großen orangefarbenen Sonnen im dunkelgrünen Himmel stehen sah. Er vernahm auf einmal einen süßlichen Geruch in der Luft, der ihm beinahe so vor kam, als würde man in der Weihnachtszeit zu Hause Plätzchen backen. Fast wie in Trance stand Philipp fast für eine ganze Minute im inneren des steinernen Turms, bis er auf einmal bemerkte, dass es auf der Oberfläche seiner rechten Hand zu jucken begann. Noch ehe er wusste was mit ihm geschah, fühlte er sich auf einmal sehr müde und entkräftet. Er hatte das Bedürfnis sich auf den Boden zu legen und die Augen zu schließen, doch bevor er reagieren konnte wurde ihm schon schwindelig und er sackte auf dem grauen Steinboden zusammen.

Ein Narr unter Narren

Glimron Flinkfuß saß am Küchentisch und schnürte sich hastig die Schuhe zu. Er war fast zwei Meter groß (wobei seine beiden Beine etwa zwei drittel seiner gesamten Körpergröße ausmachen), hatte dunkelblondes zerzaustes aber dennoch gepflegtes Haar und trug den blaugrünen Dienstoverall den er über alles hasste.

Vor ihm auf dem großen schweren Eichentisch lag ein Brot mit einer blauen Paste bestrichen auf einem weißen Porzellanteller, der am Tellerrand einen blauen Strich als Verzierung hatte. Glimron hatte erst einmal von dem Brot abgebissen, Krümel lagen vor dem Teller.

Seine Laune war an diesem eigentlich recht freundlich anfangenden Tag im Spätwentober nicht gerade auf ihrem höchsten Stand. Schon wieder hatte ihn seine selbst gebaute Weckvorrichtung im Stich gelassen und schon wieder schien er deswegen zu spät zur Arbeit zu kommen. Eigentlich war er stolz auf seinen Arbeitsplatz. So wie es sich nun mal für einen Flinkfuß gehörte, hatte er sich in jungen Jahren beim Transportamt der Hauptstadt beworben, so wie sein Vater und dessen Vater zuvor auch.

Damals vor der Kapitulation war der Dienst als kaiserlicher Logistiker noch ein ehrbarer Beruf gewesen, doch als die Besatzer kamen wurde alles verändert und auf den Kopf gestellt. Mehr als ein Botenjunge war er jetzt nicht mehr. Die neuen Kenurischen Herrscher hatten sämtliche Einrichtungen auf Mocida umfunktionieren lassen, alles kaiserliche wurde verboten und nach und nach privatisiert.

In ihm stieg wieder die Wut auf. Er biss ein letztes mal von seinem Yunbabrot ab und warf den Rest zurück auf den Porzellanteller. Danach trank er sein Glas mit Hunjupsaft hastig leer und verließ sein Wohnquartier im zweiten Wohndistrikt des ehemaligen Regierungsplaneten in Richtung der Hauptstraße.

Auf Mocida wurden seit knapp 15 Jahren keine Regierungsgeschäfte mehr geführt. Seit der damaligen Kapitulation war der ehemalige Haupt- und Ursprungsplanet des Mocaidischen Sternenkaiserreichs nichts weiter als ein enttechnifizieferter Handelsplanet.

Um den Rebellenplage Herr zu werden wurden damals drei Anti-Tech-Satelliten in die Umlaufbahn von Mocida gebracht, die sämtliche elektrischen Geräte außer Funktion setzte.

Gimron kam am Ende seines Stockwerks an. Sein Quartier befand sich im 25. des 46 stöckigen Wohnhauses. Da auch der Aufzug schon seit Jahren keinen Strom mehr bekam und nur im Falle eines Umzugs oder Notfalles manuell per Hand bedient wurden konnte, verschwand er im dunklen Treppenhaus. Als er im Erdgeschoss ankam und durch die braune Doppelschwungtür trat, sah er auf seinen Zeitmesser. Er trug ihn wie jeder andere Mocidaner auch auf dem linken Handrücken. Der Blick veranlasste ihn dazu, sich noch zügiger in Richtung des Ausgangs zu begeben. Wenn er sich beeilte, dann konnte er vielleicht noch den Dampfdruckbus in die Innenstadt erwischen.

Die Haltestelle befand sich etwa zwei Wohnblöcke entfernt und der Bus würde sie in etwa 7 Minuten erreichen. Die gelben Zwillinge, so wie die beiden Doppelsonnen des Mocidasystems liebevoll von ihren Bewohnern genannt wurden standen schon hoch am Himmel und gaben ihre wohltuende Wärme an den Planeten ab. Gimron spürte die sonnigen Strahlen auf seinem Gesicht und streckte es dem Himmel entgegen. Er lief die Hauptstraße hinunter und bog am nächsten Wohnblock nach rechts ab. Da außer den öffentlichen Verkehrsmitteln kaum ein Fahrzeug die Straßen benutzte musste er beim überqueren des breiten Fahrstreifens kaum auf den Verkehr achten.

Auf Mocida waren die Wohnanlagen fast so ähnlich aufgeteilt wie in den größen Städten der Erde. Je vier bis sechs Wohnhäuser bildeten einen Block. In der Mitte jeden Blockes war immer eine Grünanlage vorhanden, in denen sich meist ein Paar Bäume, Bänke und Spielplätze verbargen.

Nach dem Ausfall der elektrischen Systeme versuchte man so gut wie alles auf Dampfdruck umzustellen, deshalb waren die etlichen Rohre und Leitungen über und unter den Straßen der Hauptstadt auch gar nicht mehr wegzudenken. Gimron war mittlerweile an der Haltestelle, die sich unmittelbar vor einem Backhaus befand angekommen. An dem kleinen roten Wartehäuschen befanden sich noch einige andere Mocidaner, zwei ältere Frauen saßen auf der Bank vor dem Häuschen und unterhielten sich.

Da stehen noch Leute an der Haltestelle, mit dem Bus habe ich nochmal Glück gehabt.“, dachte er sich und lief auf die Leute zu.

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blitzbert

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Kommentare
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Gast Wann geht es denn endlich weiter ???
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Eine tolle Geschichte ich hoffe es geht bald weiter!!!
Vor langer Zeit - Antworten
Gast ich hoffe es geht bald weiter - Tolle Geschichte ich warte schon darauf wenn es weiter geht
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Tolle Geschichte !!!
Vor langer Zeit - Antworten
Gast 
Vor langer Zeit - Antworten
Gast eine sehr spannende Geschichte warte schon auf die Fortsetzung!!!!
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 14.10.2012 - 14:14 Uhr) Bin mal gespannt wies weitergeht


lg
E:W


Ein wenig Geduld Bitte, es soll ja kein Pfusch werden. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Bin mal gespannt wies weitergeht


lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
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