Zechprellerei

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ZECHPRELLEREI

Thema gestartet
von bujerl
am 21.11.2023 - 20:35 Uhr
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bujerl  Zechprellerei

Hock' in einer Großstadtkneipe,
Warte, auf daß der Kellner kam.
Die Zeche noch, dann bin ich pleite,
Und auf einen Körper ohne Seele, einen Geist voll Scham,
Wartet eine traurig-einsame Denkersnacht.
Oh, wenn ich doch noch ein paar Hunderter hätte,
Dann hätt' ich mir das blonde Schankweib noch schnell angelacht.
So aber bleibt mir nichts als der Wunsch in einer Traumeskette.

Aber der blonde Schopf mit dem prallen Busen dort,
Der sich so müd, wie ich, über die Tische beugt,
Bestürmt mein schweres Herz in einem fort.
Doch halt, hat sie nicht eben zu mir herüber geäugt?
Ihr ernstes augenwinkelsgrinsend Gucken,
Als hätt' sie alles hinter meiner Stirn erraten.
Ich wart' auf ihr verächtlich Mundwinkelzucken,
Aber nichts geschieht dergleichen,
Hab' ich mich nicht verraten?

Oder hat sie genau, wie ich, so Angst vor der Einsamkeit?
Vor den sekundenzählend zu verbringenden Stunden,
Daß sie sogar zum sich verschenken ist bereit?
Nur um zu kommen über die nächsten leeren Runden?
Hey, du alter Griesgram, ein winzig Lächeln schaffst du noch!
Los, du Schwerenöter, setz' alles auf diese letzte Karte!
Da ging sie gerade vorbei, die so smarte, aparte.
Ihr ganzer Körper nach Schweiß und Rauch
Und nicht nach teurer Seife roch.

Fast hätte hochwallender Ekel mein Lächeln verzerrt.
Frage mich, soll ich so etwas Glück erkaufen?
Über diesem duft'gen Schmutz die Nacht verschnaufen? Ach,
Aber schlimmer noch ist's einsam zu sein, Seelenausgesperrt.
Da schaut sie mich plötzlich so allwissend an,
Aus ihren großen, rehbraunen, schlauscheuen Augen,
So als wüßte sie, daß all meine Liebesstammeleien nichts taugen,

Daß ich nur für heute nacht ihr Trost wär, ihr Mann.
Aber ihr Blick ist einverstanden, spricht ein deutliches Ja.
Ich schnippe daumenhaft hin, nach draußen vor die Tür,
Langsam nickt sie mit dem Kopf, im Schaun ein feines Gespür,
Wohl schon oft erprobt, überflüssig ist all das Bla-Bla.
Der Ober kommt, geb' ihm mein letztes Geld,
Drink' aus, steh' auf und geh' aus der Schenke hinaus,
Und warte voller Hoffnung vor diesem Zeitvertreiberhaus.
Vielleicht haben wir zwei heut' diese Welt wieder
Um einen Tag geprellt.

Ich weiß,
`s ist Zechprellerei!
Doch, bin ich deshalb
Auch ein schlechter Mensch?
Die Einsamkeit ist manchmal wie ein läufiger Hund!
Und wenn sie zu Hause eine Dusche hat,
Hat sie ja hoffentlich,
Dann wird Das ein Vorspiel vom Feinsten.

© Copyright by Lothar Krist (irgendwann 1986)
Man bedenke, nach dem Tod meiner Sivvy, da war ich nur noch allein. Manchmal war ich wie ein läufiger Hund. Ich habe gesucht und gesucht. Oh Sivvy, und Ihr Anderen Alle, Entschuldigung!
Und so ein böser Mann war ich dabei nie! Ich habe immer die richtige Lösung für ein Problem gefunden.
Nun ja, fast immer! Für manche Probleme gibt es keine Lösung, da muss man einfach durch! Wenn Jemand tot ist, zum Beispiel?!


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