bujerlLiebesgedichte 02 - Gedicht
(Ein Liebesgedicht an meine Sprache)
Gedicht,
du stetig keimendes Etwas meiner Sprache,
du bist deinem Wesen nach ja dialogisch,
wie eine Flaschenpost auf der Reise
nach ungewissem Ziel,
aufgegeben in dem wohl nicht allzu starken Glauben,
du würdest irgendwo und irgendwann
an Land gespült,
an Herzland vielleicht oder gar an eine Liebesinsel?
Vielleicht wirst du auch angeschwemmt an verträumtes Eiland?
Du fächeltest dann so kühlen Seelenhauch
über verwandte Gedanken.
Gedicht,
du verloren-zarter Windstoß meines zerbrechlichen Ichs,
du bist deinem Inhalt nach ja manchmal wissend-diabolisch,
wie ein Philossophum unterwegs nach fernen Wertgestaden,
abgesandt in der verwegen starken Hoffnung,
du würdest irgendwo und irgendwann
neues Leben zeugen,
in Geistland vielleicht oder auf einem Berg von Gefühlen?
Vielleicht wirst du auch angeweht, wie bunte Blätter im Herbst?
Du spültest dann hinweg so leise raschelnd
eine ferne Melancholie.
Gedicht,
du oft gewagter Gedankensprung in eben noch fremde Welt,
du bist deinem Ego nach ja oft so anmutig-verlegen,
wie ein erster Liebesbrief nicht sicherer Antwort entgegen,
irrlichternd einer angeborenen Scham entstiegen,
hoffend, du würdest irgendwo von irgendwem
ein wenig nur verstanden werden,
von Wildem vielleicht oder gar von einem Barbar?
Vielleicht trägst du dann arabeskenzart die Liebe
in Unland hinein
und lässt Brüder zu Brüdern werden
und Schwestern zu Schwestern?
Das Unerträgliche würde verirren im Niegewesen,
das Unsein würde im Nirgendland verseufzen.
Ich Dichter würde anmutig lächeln und über dich hinweg
an einer neuen Welt genesen.