Hörst Du verzweifelt Herzensruf
Nacht für Nacht im Schlafe?
Bin Deiner Seele Kammerpage!
Unruhige Nacht, die ich Dir schuf.
Wenn auf flammumzingelt Ross
Seele springt in dunkles Schloss,
Du wälzt Dich hin und her,
möchst mich zum Teufel schicken.
Doch ich selber, Satan,
tu Dich umstricken,
bin ich morgens weg,
wünscht Du die Wiederkehr.
Ho, ich Seele raubend Kobold lache,
lache, wenn tät gern weinen.
Ist schon scheußlich Sache,
drum find ich Liebste keine.
Auf Händen möcht` Dich tragen,
aber hyänenfeig tu ich's nicht wagen.
Was liegt mir wirklich dran,
an wahrer Liebe Deiner Seele?
Am liebsten biss ich Dir die Kehle
auf! Und dann?
Wir wären so vampiriges Gespann!
Lustmordend tät ich dann vernaschen!
Nicht mehr Dich ruhen lassen!
Lippenverbrennen Dich zu Aschen!
Wärst tot mit mir, nach Liebe-Verbrassen!
Keiner könnt' Arme noch schlingen,
unmöglich Schamhügel bezwingen.
Dich zu Grabe getragen,
wir pferdig springen aus der Traumruine.
Zurücklassend totwertlosleuchtende Rubine.
Keiner würd' nach Dir und mir noch fragen.
(irgendwann Ende 1979 nach einem Selbstmordversuch. Er war 19, sie, seine Sivvy, etwas über 16, als er sie kennen lernte. Zwei so wunderbar duftende Maiglöckchenfelder später war sie tot. Diagnose: Tumor einer Jugendlichen. Und er war dann zu feige, um einfach hinterher zu gehen. Das Gedicht ist eigentlich "verkehrt rum" geschrieben, denn der Junge weiß ja gar nicht, ob es sie irgendwo da draußen (in einer Art Himmel) noch gibt. Sie geistert bloß Tag und Nacht in seinem Ich herum und lässt ihn keine Sivvy mehr finden. Der Nachsatz aus 2022.)
