Die Niederlassung - XII. Verunsicherung

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DIE NIEDERLASSUNG - XII. VERUNSICHERUNG

Thema gestartet
von pentzw
am 17.06.2021 - 08:41 Uhr
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pentzw  Eines Tages fanden wir zwei Frauen weinend und heftig schluchzend vor. Was wir als Grund zu hören bekamen, war unglaublich, etwas, was wir bislang überhaupt noch nicht gekannt hatten. Einer ihrer Männer hatte einer unserer Frauen überfallen und zu Dingen gezwungen, die sie nur mit ihrem eigenen Mann machen wollte. Wie konnte man nur jemand anderen dazu zwingen, zudem ein hilflose, schwache Frau, zu tun, was diese selbst nicht tun wollte? Ich erinnerte mich, dass es sich bei uns schon einmal anders verhielt, in der Höhlenzeit, also als wir noch in Höhlen hausten, aber diese Zeiten waren uns glücklicherweise in Vergessenheit geraten. Wir forschten vergebens nach dem Übeltäter.
Als es aber ein paar Wochen später erneut geschah, waren wir wachsam, legten uns unbemerkt auf die Lauer und siehe da, das dritte Mal konnten wir den Mann fassen. Wir waren fassungslos. Es war nämlich der Häuptlingsbruder der Eindringlinge. Wir brachten ihn zu ihm, damit dieser sorge, dass sein Bruder entsprechend bestraft werden und so mit ihm und der Sache umgegangen werden würde, dass ausgeschlossen war, dass diese Vorfälle sich wiederholten. Was aber geschah? Der Häuptling versicherte uns zunächst, dass er alles tun werde, seinen Bruder zu isolieren, sprich, damit er keinerlei Möglichkeit besaß, unsere Frauen anzugreifen. Dafür müssten allerdings ein paar Mann Bewachung abkommandiert und ein entsprechendes Gehöft gebaut werden, um diesen Übeltäter zu bewachen. Das ging natürlich alles von unseren Steinen ab. Es oblag uns, dass wir den Übeltäter und die Bewacher mit Essen und Material versorgen mussten. Dies ließen wir uns gerne gefallen, das ging schon an, kamen wir zum Schluss. Was allerdings die weitere Folge davon war, raubte uns beinahe unseren Verstand. Der Häuptling nämlich bot uns eine "Versicherung" an, wie er es nannte. Wir sollten noch mehr von unserem Hab und Gut hergeben, damit er dafür sorgte, dass wir von den Übergriffen eines Mitgliedes seines Volkes geschützt wären. Dafür wurden wir also in der Folgezeit heimgesucht, von des neuen Volkes Verbrechern und "Versicherern", wie wir sie nannten. Wir mussten Ihnen Naturalien, Gegenstände aller Art und sonstige Wertsachen abtreten, damit wir von einigen ihrer besonders aggressiven Mitglieder geschützt waren.

Sagen wir es so: Wir mussten hungern und uns einschränken, damit wir von ihnen nicht belästigt, überfallen und gequält wurden. Dabei sackte derjenige am meisten in seine Taschen ein, der uns vor seinen eigenen Bruder schützen musste. Eine Familienangelegenheit: der eine war derartig aggressiv zu Fremden, dass der andere, sein bester Bekannter und Vertrauter, der Bruder, sich anbot, ihm im Zaum zu halten, wisse er doch am allerbesten, wie man ihn in Schach halten könne, wozu er allerdings eine Belohnung brauche. Wir kamen zum Schluss, dass wir letztendlich von der ein und selben Familie behelligt wurden, von einem davon, der aggressiv war, vom anderen derselbigen, der vorgab, unser Wohltäter zu sein, indem er uns vor dem Aggressor schützen wollte. War das nicht ein abgekartetes Spiel? Dahinter steckte Absicht, waren wir geneigt zu schlussfolgern. Die meisten neigten zu einer bejahenden Aussage. War das nicht ein unerträglicher Zustand?

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