Der ultimative Heimat- und Arztroman - Verbrecher wider Willen IV.

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DER ULTIMATIVE HEIMAT- UND ARZTROMAN - VERBRECHER WIDER WILLEN IV.

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von pentzw
am 22.05.2021 - 12:02 Uhr
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pentzw  4 Wer keine Wahl hat, hat die Qual
Blondy ging nach Betreten der Wohnung stracks in die Küche zum Kühlschrank, fischte sich ein Sechser-Pack Bier heraus, rieß die Plastikhülle ab, entlaschte eine Dose, spülte den Inhalt in einem Zug hinunter und griff sich die nächste. Die Dritte folgte sogleich und dann trat er mit dem Rest Bierdosen an den großen Tisch inmitten des Raumes, um sie dort abzustellen. Daraufhin ließ er sich in einen Sessel plumsen, die Füße auf den Tisch gelegt.
Sein Partner hatte unterdessen die Geiseln einfach in die enge Rumpelkammer, die in diesem Küchen- und Wohnraum eingelassen worden war, geschoben, verstaut und eingesperrt. Vorerst - das konnte nur ein Provisorium darstellen.
Nun überlegten beide beim Blechdosenbiertrinken das weitere Vorgehen.
Nur wurden sie dabei von den Gefangenen gestört, die mit ihrem neuen Asyl nicht zufrieen waren, so daß sie immer wieder an die Tür der Rumpelkammer stießen und maulten, daß es hier so düster und eng wäre.
„Der Arzt wünscht ein Fünf-Sterne-Hotel!“, sagte Blondy sarkastisch.
„Ja, das kann er haben!“, und Blacky stand auf, ging zur Rumpelkammer und schlug mit den Füßen gegen das Holzgitter, womit diese markiert und begrenzt war.
„Haltet Eure Fresse, ihr Blödmänner und, äh, -frauen. Sonst könnt ihr etwas erleben!“
Sofort war Ruhe.
Blacky zeigte kein bißchen Mitgefühl: „Die werden sich schon nicht auf die Füße treten!“
„Na, wie sehr die auf vertrauten Fuß miteinander verkehren, ist das kein Unglück!“
„Ohoho!“, stießen sie darüber mit den Blechdosen an.
„Auf die fette Beute!“
„Und die kommende Ausbeute!“
Danach verfielen sie ins Nachdenken.
Blondy kriegt jetzt Katzenjammer: "Scheiße, dass der Arzt soviel Pinke-Pinke in der Hosentasche mit sich herrumschleppen muß. Da wird man ja zum Diebstahl gezwungen!"
Blacky gefällt das gar nicht.
"Wie meinst das?"
"Naja, ich weiß auch nicht."
"Willst nen Rückzieher machen, Blödmann! Denk mal an den Batzen Geld. Wie sich das anfühlt, wenn du es in Händen hälst!"
"Ja Mann, das ist es eben!"
"Hä!"
Aber mit Blacky ließ sich schlecht philosophieren, wenn man so sagen darf. Die einzige Erkenntnis, der sie schließlich habhaft wurden, war: die Würfel waren gefallen.
Dann begannen sie die verschiedenen, vielfältigen Umstände, die mit so eiñner Entführung und der zwangsläufigen Erpressung zu bedenken waren, zu bedenken.
Allmählich wurde ihnen klar, daß sie viel zu wenig forderten: „He, 1000, was ist das schon? Für die Futzis da. Wir sollten 500 000 verlangen!“
„Oha, das sollten wir!“
Die Frau des Arztes solle es beischaffen. Selbst wenn sie zögere, bei der Höhe der Knete von auszugehen, dann würde ihr der Arzt schon Beine machen. Ein bißchen Druck würde dem schon Vorschub leisten. „Schließlich, der hat bestimmt das Zepter in der Hand!“
„Du sagt es!“
Anderes konnte sie sich nicht vorstellen. Eine Ehefrau, die das Sagen in der Ehe hatte – bei einer Arztehe – eh, da war doch wohl ganz klar der Arzt der King.
Und so würde er schon tun, wie geheißen? Was blieb ihm schließlich übrig? Daß seine Gemahlin von der Nebenbuhlerin erfuhr?
Sie lachten bei dieser Vorstellung heftig: „Auwei!“ Nicht einmal Gewalt würden sie anwenden müssen. Man bedenke die Sprengkraft dieser Pics, dieser Bilder mit Sexszenen – eh, zu kompromittierend! Welcher Involvierte würde zu einer Veröffentlichung dazu gleichgültig stehen?
Bedenke man der Konsequenzen!
Die Öffentlichkeit!
So ein Arzt steht im Zentrum der Öffentlichkeit. Was gebe es da für ein Gerede und Getratsche. Nein!
Und seine Ehefrau erst! Scheidung wird sie wollen, ganz klar! Oder auf jeden Fall wird das weitere Eheleben eine Hölle werden. Nee, nee, eine derartig gestörte Beziehung einer Ehe zu führen, wird auf Dauer zu schmerzhaft und stressig werden für ihn. Der wird parieren und alle Hebel in Bewegung setzen, um dieser Hölle zu entgehen: „Worauf Du Gift nehmen kannst!“
„Prost!“
Sie stoßen auch deshalb immer wieder an, um Zeit zu gewinnen, um weiterdenken zu können. Ganuz so sicher sind sie sich doch nicht. Und das Denken fällt ihnen schwer. Wundert es in ihrer Lage? Mit Erpressung mußte man auch erst einmal vertraut machen. Die Fähigkeiten dazu würde einem auch nicht in die Wiege gelegt.
Man plant, das Lösegeld in den leerstehenden Mercedes Benz Capriolet deponieren zu lassen. Die Frau muss die halbe Mille Euro von der Bank abheben, das Geld zum Auto transportieren und in diesem ablegen, woraufhin sie verschwinden muss. Danach werden sie sich das Geld holen. Daraufhin werden Krankenschwester und Arzt freigelassen. Wenn der Arzt zur Polizei gehen wird, werden die Bilder überall, wo es sinnvoll und weniger sinnvoll erscheint, veröffentlicht. Der Arzt hat keine Chance, die Bilder zu löschen, unwiederbringlich zu löschen. Diese sind millionenfach kopierfähig. Keine Chance für diesen. Hält er ruhig, dann ist es nicht notwendig, die Pics zu verbreiten. Damit wären sie vor einer Polizistenverfolgung sicher.
Der Arzt wird das Geld locker aufbringen können, mit Sicherheit. Auch die Beschaffung der hohen Summe stieß auf kein Bedenken, solch ein Arzt hat Kohle ohne Ende, und die Familie und Verwandtschaft wird schon ein bißchen nachhelfen, sollte es nicht reichen.
Das waren die Konditionen, Bedingung, Umstände.
Nun kam der Zeitpunkt, daß er dazu angehalten werden mußte, seiner besseren Ehehälfte den Auftrag zu erteilen, das Geld zu besorgen.
„Angehalten“ ist ein bißchen zu sanfter Ausdruck. Deckt sich dieser nämlich damit, daß er jetzt rüde aus der Rumpelkammer gezogen wird, so, daß gleichzeitig ein Besen und der einfach kunterbunt zusammengewürfelte Inhalt samt eines Staubsauger mit herausfällt? Dahinterher kommt die Krankenschwester herausgerutscht, die über diese Dinge rutscht und vor ihnen auf dem Boden landet.
„Wer hat gesagt, daß Du aus rauskommen sollst?“
Blondy ist über das Verhalten der Krankenschwester verärgert, zieht sie in seiner Wut nach oben und schleudert sie in eine Ecke.
„Bleib dort und halt still, Schlampe.“
Dann nehmen sie den Arzt ins Kreuzverhör.
Der Dunkle schildert die Bedingungen der Erpressung.
Der Adressat hört sich die Konditionen stumm an und als ihm schließlich sein Telefon in die Hand gedrückt worden ist, tippt er gleich drauf los, eine Geste, ein Verhalten, so ohne Widerspruch,- vielleicht, eh, daß ist aber zu viel Geld, was sie verlangen - stößt doch auf Mißtrauen.
Blacky entreißt ihm wieder das Gerät.
„Weißt Du!“, sagt er zum Blonden. „Ich glaube, für den sind 500 000 ein Pappenstil."
Der Blonde zieht die Augenbrauen hoch.
„Laß uns einfach Verdoppeln. Wir können, wenn's wirklich zu viel ist, immer noch heruntergehen. Immer mehr verlangen zunächst!“
Der Blonde verzieht den Mund um einen breiteren Grad.
„Wie verdammt recht Du doch hast! Erst Maximalforderung, dann wird man sehen.“
Der Arzt zeigt im Ansatz Gesten des Protestest, verstummt aber sofort wieder, als er die unmißverständliche Faust des Blonden zu sehen bekommt. Blondy gefällt das. Er lächelt unversehens über die unverhoffte Macht seiner Gestik.
Die Krankenschwester in der Ecke hat alles mitbekommen, verzieht ein verächtliches Gesicht und begeht den Leichtsinn, daß sie wegwerfend dazu schnaubt. Hat sie den Eindruck gehabt, man würde sie hier behandeln, als existiere sie nicht, zumindest spielte keine keine Rolle, was zwar insofern stimmte, als sie nicht das begehrenswerte Objekt der Erpressung war, so wurde sie aber nichtsdestotrotz sehr aufmerksam von jemanden beobachtet.
Blacky geht zu ihr hin und scheuert ihr eine wortlos.
Blondy guckt erstaunt auf, will etwas sagen, kann sich aber seine Worte sparen, weil er kapiert und tut dies auch.
Dem Arzt wird mit der neuen Forderung wieder das Gerät gereicht. Er tippt einige Zeit herum.
„Hast Du endlich gemailt!“
„Ja, ja!“
„Worauf wartest Du dann noch. Gib das Gerät her!“
„Aber wir müssen noch auf die Antwort meiner Ehefrau warten!“
„Hm. Du hast Recht.“
„Hast Du geschrieben, sie soll keine dummen Fragen stellen!“
„Ja, hab ich.“
„Na, dann dürfte es ja keinen Ärger geben. Du hast doch die Hosen an in der Ehe oder?“
Der Arzt war begriffsstutzig: „Wie bitte!“
„Ich habe gefragt, wer bei Euch in der Familie die Hosen anhat: Du oder Deine Frau!“
„Äh, das kann man so nicht beantworten...“ Aber er kapierte, mit wem er es hier zu tun hatte. Beschränkte, einfach dumme Leute. Also stimmte er zu.
„Ja, ich natürlich!“
Der Blonde lachte. „Na, also!“
Und schon kam ein Piepton.
Der Arzt, noch ein bißchen verdutzt über diesen Dialog, reagierte nicht sogleich, so daß ihn Blondie darauf hin stieß. „Schau schon nach, was Deine Alte geschrieben hat!“
„Ja, natürlich“, und er las die Nachricht vor. Wie erwartet konnte das Geld erst am Montag beschafft werden. Ausdrücklich versicherte sie, nicht die Polizei einzuschalten und die ganze Sache nicht an die große Glocke zu hängen.
„Na also, wer sagt's denn! Sehr vernünftig, die Alte!“, und wandte sich dem Dunklen zu, lachend. Dieser schaute ernst, als ob ihn die ganze Sache missfiel. Der Arzt dachte: aber was wollte der Dunkle dann? Ihm wurde es unheimlich ob dieses ungeheuer undurchsichtigen Unbekannten, dieser düsteren Aura des Dunklen. Vielleicht kam er doch nicht so glimpflich davon? Angstpanik empfand er plötzlich.
Blackys Aufmerksamkeit ist jedoch voll auf die Krankenschwester gerichtet.




Nunmehr blieb ihnen nichts anderes mehr übrig, als auf die Geldübergabe zu warten. Es könnte sich schon ein bißchen hinziehen. Eine halbe Million waren keine Peanuts. Sie hatten natürlich damit gerechnet, daß eine solche hohe Summe nicht einfach aus einem Geldautomaten zu ziehen war und also dazu ein Bankangestellter konsolidiert werden mußte. Und wann war das möglich? Bestimmt nicht morgen, Samstag, nicht übermorgen Sonntag, sondern erst in zwei Tagen. Am Montag also. Genau, wie die Frau des Arztes gesagt hatte. Alles war ihm grünen Bereich. Aber Geduld war da angesagt. Geschlagene zwei, drei, vier Tage, Herumgesitze, Auf-die-Geiseln-Achtgeben undsoweiter. Lauter lästige Dinge! Dinge, die die beiden am wenigsten hatten.
„Mann, mir wird jetzt schon stinklangweilig, wenn ich an die zwei Tage denke, die auf uns warten!“
Alle stehen unschlüssig herum, sie müssen nun warten, es stellt sich die schwierige Frage, wie mit den Geiseln unterdessen verfahren.
Des Dunklen Blick fällt auf die Krankenschwester. Die Aussicht, einige Tage mit dieser hier verbringen zu müssen, irritiert ihn. Sein Blick fällt auf ihre Schulterblöße. Darüber zieht sich der Gummihalter ihres BH. Er wird krebsrot und wendet den Blick ab. Die Krankenschwester zieht schnell die Bluse über die Blöße.
Der Dunkle schaut wieder die Frau an, wird sich seiner Befangenheit gegenüber dieser legeren, weißhäutigen, locker bekleideten Frau bewußt, was ihn ungemein ärgert und erbost. Wie konnte so etwas Verworfenes eine so starke Macht und Ausstrahlung auf so einen integren, ehrlichen, sittenstrengen Menschen wie ihn haben?
„Was machen wir mit der Hure? Die hat uns sowieso keinen Nutzen!“ Er hat diese Worte mit von verzerrten Unterlippen untermauerten Ton der gekränkten Verachtung ausgestoßen.
Der Blonde lachte: „Im Garten vergraben!“ Dass er also locker und ohne weiteres auf sie verzichten konnte, bewies und zeigte, daß er von ihr in keinster Weise berührt war und sich angesprochen fühlte. Sie war ihm offensichtlich völlig egal. Das sollte sich ändern.
Das Objekt des Gesprächs bekommt jedes Wort mit. Entsetzt schaut sie ins Gesicht des Arztes, dieser, heilfroh seine eigene Haut retten zu können, wendet schnell den Blick ab und senkt ihn gen Boden. Nur kein unnötiges, belastendes Mitleid empfinden.
Dann richtete die Krankenschwester einen hilfesuchenden Blick durchs Fenster nach draußen. Nützte dies was? Wenn jetzt ein Passant, eine Person, ein Mensch am Gartenzaun vorbeigeht? Schreit sie laut um Hilfe, würde nicht ein Wort durch die Wände bis nach draußen auf dem Bürgersteig dringen. Vergebliche Mühe. Sie saß gefangen wie eine Maus im Käfig. Eine graue Maus. Eine kleine, graue Maus. Die man nur an eine Katze sinnvoll verfüttern konnte. Ansonsten vielleicht tot und verreckt auf dem Misthaufen werfen, wie dieser Blonde schon angedeutet hatte.
„Ich schlage vor, wir verstauen den Arzt im Keller, Du weißt, schon wohin...“
„Dort, wo Du immer den Hund ankettest!“
„Genau! Die Tussi kommt vorerst wieder in die Rumpelkammer!“
Das taten sie denn.
Der Arzt wurde in einen Kellerraum gesperrt, in dem an der Wand eine Hundekette mit eiserner Halskrause befestigt war. Diese Halskrause legte man um seinen Hals. Verschlossen wurde sie mit einem Schlüssel.
Die Krankenschwester wurde recht unsanft wieder in die Rumpelkammer gestoßen. Aber immerhin verlegte der Dunkle einige Sachen wo anders hin, so zum Beispiel den Staubsauger und auch einige Besen, so daß sie einigermaßen Platz hatte. Die Rumpelkammer, mit einer selbstgezimmerten Tür versehen, bot Licht durch die Bretterschlitze und sie hatte dadurch etwas Sauerstoff. Vorteilhaft oder besser gesagt nachteilig wirkte sich nur aus, daß sie jedes gesprochene Wort in der Küche verstand.

Plötzlich kam der Blonde auf eine Idee: „Du, die Tussi ist doch eine Krankenschwester!“
„Eh! Na und?“
„Na, wenn sie Krankenschwester ist, ist sie doch so etwas wie ein Pflegerin.“
„Kann schon sein!“
„Funkt es nicht?“
„Nein!“
Der Dunkle schaute etwas despektierlich über den Inhalt ihres Gespräches, vielmehr in die Richtung des Objektes selbst, welche zur Rumpelkammer wies.
„Mann, wenn die so etwas kann wie Kranke pflegen, dann kann sie Dich doch auch pflegen oder halt waschen...“
„Bin ich eine alte Krücke oder was?“
„Mann, sei nicht empfindlich. Darum geht es doch nicht, Du bist natürlich nicht alt und gebrechlich, ein Greis!“ Dabei lachte er dreckig. „Nein, trotzdem! Warum sich nicht von so einer Professionellen verwöhnen lassen...“
Dem Dunklen ging allmählich ein Licht auf.
„Genau, schnackelt's!“
Der andere schaute wieder Richtung Rumpelkammer. „Äha, ja, warum nicht...“
Blondie war schon auf dem Sprung, als er sagte: „Na also! Ich laß schon mal heißes Wasser in die Badewanne!“
„Eh, Mann, mach das!“
Die Krankenschwester hatte alles Silbe für Silbe mitbekommen. Ihr wurde zunächst entsetzlich übel im Magen und umklammerte einen Besenstiel. Sie begriff sofort, was auf sich zukam. Aber, so eklig die Vorstellung war, kam sie allmählich zur Besinnung und zur Vernunft und dachte, es sei tausend Mal besser, als sich hier in der düsteren Rumpelkammer im beengten Raum zu verkrümmen, zu verkümmern und dahinzuvegetieren. Zudem eröffnete sich die Möglichkeit, hier herauszukommen und zu entfliehen. Dann ließ sie den Stil los, sie war also schon in 10 Sekunden bereit und wurde bereits am Arm gepackt und herausgezogen.
Sie wurde ins Badezimmer in den ersten Stock geführt.
„Wohin gehen wir?“
„Mädchen, spiel nicht die Ahnungslose! Du weißt genau, was auf Dich zukommt. Oder bist Du taub, he!“ Und er stieß sie unsanft in den Rücken, als sie die knarrende Bretterstiege und verschlissene Holztreppe hinaufstiegen.
„Ja, okay!“
Sie hatte zunächst damit gerechnet, es nun mit Blondie zu tun zu bekommen, was sie erleichterte. Nur nicht jenen düster dreinblickenden Burschen.
In der Badewanne dampfte bereits heißes Wasser und durch den dichten Wasserdunst schälte sich eine Gestalt heraus, die ihr den Atem nahm. Mit dem, der ihre Arme zwängte, wäre es ihr leichter ergangen, weniger gegen den Strich gegangen, erträglich erschienen, dessen Körper zu waschen und alles Weitere, was sich wahrscheinlich nicht vermeiden ließ. Ausgerechnet der mürrische, unberechenbare, zur Geilheit und zur Gewalt, denn dies spürte sie instinktiv, neigende finstere Unergründliche!
Möglichst reibungslos, Augen zu und durch damit und als sie spürte, wie die Armklammer sich löste, tauchte sie in diesen heißen, feuchten, düsteren Nebel hinein, ergriff auf einem Schrankbord über der Wanne ein Stück Seife und Waschlappen, welchen sie anfeuchtete und beide Dinge gegeneinander rieb.
„Na, mach schon, Hure!“
Damit hatte sie nun nicht gerechnet, Empörung schoss wütig in ihren Kopf. Sie würde sich so etwas nicht gefallen lassen – dachte sie eine Zehntelsekunde – und machte sich gefügig an die Arbeit. Auf die nach vorne gebeugte Schulter klatschte sie den Lappen, scheuerte ihn ein und fuhr auf und ab, während der Bearbeitete versuchte Wohllaute zu unterdrücken.
„Stärker doch, Schnalle!“
Sie rieb an ihm, als würde sie über ein Reibeisen hin und her fahren.
„Pass auf, daß Du mir nicht mein Halskettchen zerreißt.“
Ein dicke, goldene Kette hing am Hals.
Sie goss Wasser mit der Duschspritze über seine nach Gel, Parfüm und Sonstigem riechenden, harten und stoppeligen Haare gleich einem Borstenvieh. Daraufhin kam das Haarshampoo in die flache Hand, womit sie ihm gehörig den Kopf wusch.
„Nicht zu hart, Hure!“
Sie erwiderte nichts, wenngleich es auf ihrer Zunge lag: „Was, ein bißchen Gefühl müßte schon drin sein, was?“ Aber ob er dies verstünde?
Danach spülte sie die dreckige Soße aus den Haaren.
Als sie den Duscharm auf den Seitenhalter legte, also dicht über ihn gebeugt war, fasste er ihren Kopf mit einer großen Hand und hielt ihn starr fest. Langsam bewegte er ihn in Richtung seines Schoßes herunter.
„Und jetzt zeig mal, was Du kannst, Weibstück!“
Gleichzeitig entstöpselte er die Badewanne und mit dem langsamen Absinken der Wasseroberfläche tauchte sein schmieriger, ekliger, krummer Schliegel unaufhaltsam auf wie ein Monster aus der Tiefe des Meeres.


© werner pentz
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