danielbleyerMeine Füsse graben sich mit jedem Schritt tiefer in den Sand. Die Sonne sollte bald wieder aufgehen und die Nacht vertreiben. Dunkelheit entspannt mich, im Leerlauf ruhen die Sinne. Staubige Erinnerungen verblassen in den hintersten Ecken meines Verstandes, haben Angst in Vergessenheit zu geraten. Ich nehme an dass irgendwann die Rechnung kommt, für die steckengebliebenen Worte, nicht verfolgten Träume, unbegründeten Ängste, und ehe man sich versieht, steht die Zeit still. Der Zeiger bleibt stehen, und die Uhr hört auf zu ticken.
Tief einatmen, auf keinen Fall aus. Atmen. Bei jedem Atemzug merke ich, wie die Luft die Leere verdrängt. Plötzlich verliere ich den Kontakt zum Boden, Schwerkraft wird zum Fremdwort, und es versetzt mich in luftige Höhen. Die Luft kennt nur zwei Richtungen, an mir vorbei und in mich hinein. Kurz bevor ich platze, kann ich spüren dass die Reisehöhe erreicht wurde. Am höchsten Punkt, die Wolken in greifbarer Nähe, kommt der Aufzug endlich zum stehen.
Ich spüre einen Stich und der Druck verringert sich nach und nach. Implosion im Zeitlupentempo, meine Hülle kollabiert und verwandelt sich in einen Punkt der ununterbrochen seine Dichte erhöht. Jetzt beginnt die sanfte Fahrt nach unten. Der Wind trägt mich ins offene Meer der Vergangenheit, das Land verschwindet im Horizont. Wie eine Feder treibe ich gen Wasser. Von der Öberflächenspannung spüre ich kaum was, nach einer kalten Umarmung sinke ich gemütlich bis zum Grund.
Unten angekommen, nimmt meine leere Hülle ihre alte Form erneut an, und macht sich auf die Suche nach ihrem verloren gegangenen Inhalt. Ich muss meine Seele aus dem Gefängnis von Gestern retten um ab dem Punkt weiterzuleben, an dem es zu einem abrupten Stillstand kam. Vielleicht ergibt, am Ende dieser Reise, die Summe meiner einzelnen Teile, wieder ein Ganzes.
Hi, bin neu hier. Ich wollte einfach mal diesen kurzen Text loswerden. Freue mich über Fedback/Kritik.
