Erfahrungs-Tagebuch BoD

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ERFAHRUNGS-TAGEBUCH BOD

Thema gestartet
von millius
am 27.04.2009 - 14:31 Uhr
millius  Hallo zusammen

Wie ich im Thread "Verlagssuche" geschrieben habe, ist mein erster Roman bei BoD erschienen. Das Ganze habe ich vor etwa 10 Tagen ausgelöst. Nun dachte ich, ich nütze die Gelegenheit, sozusagen "in Echtzeit" zu berichten, welche Erfahrungen ich mit dem System "Books on demand" mache, von der Produktion über die Präsenz im Buchhandel usw. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten schon von BoD gehört haben. Sonst in aller Kürze: Dieser "Verlag" bereitet angelieferte Druckdaten so vor, dass bei Bestellungen im digitalen Verfahren sofort ein Einzelstück hergestellt wird. Damit fällt die vorsorgliche Produktion von hunderten oder tausenden von Büchern, die dann verstauben, weg, und ohne dieses Risiko ist es natürlich kostengünstiger. Für Details lest einfach kurz im Internet nach.

Ich habe mich für ein "BoD Classic entschieden, bei dem ich für CHF 69 (ja, bin eben Schweizer) mein Buch kriege. Konkret ist inbegriffen: Die fixfertig angelieferten Druckdaten inklusive Cover usw. werden für den Druck aufbereitet, man kriegt eine ISBN und wird an allen relevanten Stellen angemeldet und gelangt so mit seinem Werk in die Verteilströme.

Theoretisch kann man sein Buch auch lektorieren und gestalten lassen. Da ich in einem (Magazin-)Verlag arbeite, habe ich alles intern machen lassen, um Kosten zu sparen. Der Aufwand, einen Buchblock mit Abständen usw. richtig aufzubereiten, sollte nicht unterschätzt werden, selber hätte ich mir das nicht zugetraut.

Ca. 2 Tage nach Aufgabe des Auftrags (alles online abgewickelt), war mein Roman in den wichtigsten Onlineshops wie libri.de, bol.ch, buch.ch, exlibris.ch (wieder die Schweizer Perspektive...) bestellbar. Ich selbst hatte zu diesem Zeitpunkt das gedruckte Ergebnis noch nicht gesehen. Eigenexemplare muss man kostenpflichtig bestellen, wobei das stark vergünstigt ist. Mein Buch kostet CHF 27.50 (14.80 Euro), und ich kanns ab einer gewissen Menge für CHF 10 pro Stück bestellen, was mir ermöglicht, Direktexemplare mit Gewinn zu verkaufen. Im Buchhandel ist die Gewinnmarge logischerweise deutlich tiefer.

Nun habe ich also 1 einziges Exemplar zur Ansicht bestellt, weil ich wissen will, wie es aussieht, bevor ich 100 oder 200 Stück für Lesungen etc. ordere. Da bin ich ein wenig enttäuscht, dass das relativ lange geht: Das Buch ist nun seit rund 5 Tagen im Buchhandel bestellbar, aber mir wurde es noch nicht zugestellt. Um zu prüfen, wie schnell es für "normale" Kunden geht, habe ich nun ein Exemplar online bei einem Buchladen gekauft.

Stichwort Qualität Digitaldruck. Ich hab früher schon mal in unserem Verlag ein BoD-Buch gemacht, allerdings ein sehr aufwändiges (Hardcover, Grossformat, mit Bildern). Die Qualität im Bildbereich war eher mässig (wie eine gute Kopie aus dem Kopierer), aber das ist eben die Konsequenz aus der kostengünstigen Methode. Der Gesamtenindruck des Buchs war doch professionell. Mein Roman ist ein Taschenbuch, da bin ich nun gespannt, wie das daherkommt. Für mich ist relevant, dass man einem Buch trotz des Siegels "BoD" nicht gleich ansieht, dass es nicht bei einem "echten" Verlag produziert wird.

Ich halte Euch auf dem Laufenden, wie es weiter geht. Hoffe, ich kriege mein Exemplar Anfang kommende Woche.
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millius  Also, nun mal weiter im Text, und zwar mit der wirtschaftlichen Komponente. Ich machs in Schweizer Franken, da ich dann die konkreten Beispiele mache, die Relationen sind in Euro ja dieselben. Das Thema hatte ich schon mal, nun aber etwas konkreter.

Mein Buch ist draussen zu einer Preisempfehlung von CHF 27.50. Die Buchläden, Onlineshops usw. können das machen, wie sie wollen, aber wenn sie Rabatt geben, geht das auf ihre Kosten und kann mir egal sein. Ich verdiene an jedem im Buchhandel verkauften Buch rund 6 Franken. Nun bin ich Realist und weiss, dass das Buch eines unbekannten Autoren im Buchhandel kein Reisser wird. Ich verkaufe pro Monat im Schnitt 10 Bücher auf diesem Weg, reich werde ich also nicht damit.

Mehr ist es, wenn ich Eigenexemplare meines Buchs bei BoD kaufe und weiterverkaufe. Da richtet sich der Preis, den ich zunächst bezahle, nach der Abnahmemenge. Ab 100 Stück kostet mich ein Exemplar knapp CHF 10 (abgesehen von völlig horrenden Porto- und Zollkosten, aber davon ein andermal mehr). Wenn ich es zum Originalpreis von CHF 27.50 verkaufe, bleibt mir also eine sehr satte Marge von CHF 17.50, etwas mehr als 10 Euro. Das ist natürlich sehr nett. Allerdings auch nicht übertrieben, jeder von Euch weiss, wie viel Arbeit hinter dem Schreiben steckt.

Ziel ist es nun bei diesem ersten BoD-Versuch, mein Buch durch den Direktverkauf meiner Eigenexemplare selbsttragend zu machen. Ich muss nichts verdienen, will aber auch nicht draufzahlen. Das wird jedoch happig, denn auch wenn das BoD-Verfahren selbst kaum was kostet, gibt es natürlich Folgekosten, die man einrechnen muss und die man gerne vergisst wie Webseite (Hosting usw.), Werbung für Lesungen (Flyer usw.), Versand von Medien- und Rezensionsexemplaren.

Vor allem letzteres hat es in sich. Von den ersten 100 Stück, die ich bestellt habe, ging rund die Hälfte weg ohne Einnahmen, die habe ich Buchläden, Zeitungsredaktionen usw. geschickt. Das sind noch einmal investierte CHF 600, da Porto noch dazu kam.

Aber natürlich kann sich das lohnen. Gute Rezensionen wie im \"Literaturblog\" sind beste Werbung, siehe hier: http://literaturblog.ch/index.aspx?var1=&var2=&var3=&var4=80 - darauf wurde ich oft angesprochen und es hat sicher den einen oder anderen Käufer gebracht.

Selbst wenn ich letztlich doch drauf zahle, ist es mir persönlich wichtig, zu versuchen, möglichst nah an eine \"schwarze Null\" ranzukommen.

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leonyn  Admin: Text entfernt, da Mitglied nicht mehr registriert ist.
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millius  Ich habe inzwischen sehr gemischte Gefühle, was BoD angeht. Der Kundenservice ist eine Katastrophe. Die speisen konkrete Fragen mit allgemeinen Antworten aus ihren Handbüchern ab.

Ich habe für 1000 Schweizer Franken Eigenbücher bestellt. Gemäss Online-Hilfe auf bod.ch hätte mich das 25 Franken Porto kosten sollen. Nun haben die BoD-Leute meine 100 dünnen Büchlein auf 2 Pakete aufgeteilt - das heisst, ich bezahle ZWEI MAL 25 Franken. Wenige Tage später kam eine gesonderte Rechnung der DHL für Zollkosten, pro Paket 70 Franken, also ZWEI MAL 70 Franken. Summa summarum hat mich eine Bestellung für 1000 Franken rund 200 Franken Porto und Zoll gekostet. 20 Prozent des Warenwerts also...

Ich hatte folgende Fragen an BoD, die bis heute unbeantwortet (beziehungsweise unzureichend beantwortet) geblieben sind:

- Warum werden die 100 Bücher auf 2 Pakete verteilt, obschon davon bei der Bestellung nicht die Rede ist und das Maximalgewicht bei weitem nicht erreicht wurde?

- Warum kriege ich eine Zollrechnung, von der bei der Bestellung nie die Rede war?

- Wieviele Eigenexemplare dürfte ich höchstens bestellen, um ein 2. Paket zu verhindern?

Auf die letzte Frage hiess es, man habe keine Normen, sondern wolle einfach so verpacken, dass alles heil bei mir ankomme. Super Marketingspruch. Die Bücher kommen auch heil bei mir an, wenn Ihr sie NICHT auf zwei kleine Pakete verteilt, Leute!

Aber klar, es gibt auch Erfolgserlebnisse. Zum Beispiel hat durch Medienberichte nun der Verkauf über den Buchhandel plötzlich angezogen. Das wiederum ist allerdings nicht das Verdienst von "Books on demand"...
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Lordkotz  Admin: Text entfernt, da Mitglied nicht mehr registriert ist.
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leonyn  Admin: Text entfernt, da Mitglied nicht mehr registriert ist.
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millius  Nein, die Buchpreisbindung wurde bei uns abgeschafft. Aber derzeit arbeiten diese Hofnarren daran, es wieder einzuführen...

@ Lordkotz: Ich erwarte auch nicht, dass sie Werbung für mich machen. Ich habe lediglich erwähnt, dass das Positive, das ich erlebe, KEIN Verdienst von BoD ist, das Negative aber auf die Brüder dort zurückzuführen ist. Mein Portobeispiel war kein einmaliger Ausreisser, sondern hat System. Wenn die Leute dort wenigstens eine anständige Erklärung abliefern würden.
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Luzi  oli? demnächst designe dann ich unsere bpchercover man unseres sieht wirklich naja sagen wir verzogen aus?! oli und luzi in der länge größe in die länge gezogen blabla das war nicht nett von bod sowas macht man nicht andererseits machts ja schlank und platt ;-)
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Lordkotz  Admin: Text entfernt, da Mitglied nicht mehr registriert ist.
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seelchen  Admin: Text entfernt, da Mitglied nicht mehr registriert ist.
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