Intentionen und Ideen - Puzzleteile ohne Anleitung

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INTENTIONEN UND IDEEN - PUZZLETEILE OHNE ANLEITUNG

Thema gestartet
von jet_black
am 08.04.2015 - 22:05 Uhr
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jet_black  Hallo zusammen,

kennt ihr das, wenn ihr grobe Ideen für Charaktere, Handlungsorte & Co habt, ihr habt eine gewisse Grundatmosphäre die eure Geschichte / euer Buch haben soll, aber ihr wisst nicht wie ihr anfangen sollt, geschweige denn diese Dinge zu kombinieren?

Mir geht es momentan so. Das Verlangen ein Buch zu schreiben habe ich schon längere Zeit. Viele Dinge inspirieren mich, z.b. die verdorrten Bäume und nebligen Gegenden auf dem Arbeitsweg, melancholische und dunkle Musik (Dark Americana, Gothic Country, Postrock), negative Schicksale von anderen Menschen (Scheidungen, Verlust von Freunden, etc.) und mehr.

Z.b. weiß ich, dass ich eine weibliche Hauptfigur zwischen 25 - 30 Jahren habe möchte, mit einem alternativen, dunklen Lifestyle, sehr introvertiert und möchte sich nicht mit dem Leben zufrieden geben, welches andere von ihr erwarten (gut bezahlten Job, Familie, Mittelstand, lieber auf Sicherheit spielen, etc.). Sie weiß aber auch noch nicht so recht was sie vom Leben möchte und um sie herum ziehen alle ihre (ehemaligen) Freunde fort, gründen Familien, studieren, ergattern gut bezahlte Jobs mit viel Arbeitszeit. Die Gesellschaft sieht sie als schüchternen Träumer, als Verlierer. Durch all diese Verunsicherung bekommt sie auch das Gefühl, dass sie ihr Leben verschwendet, weil sie ständig und fieberhaft auf der Suche nach ihrem persönlichen Sinn ist.

Mit ihrer Geschichte möchte ich unter anderem Ausdrücken, dass es völlig in Ordnung ist, ein Introvertierter Mensch zu sein. Dass man dies auch genießen kann, da man als Introvertierter Mensch geboren wird, es keine Schwäche sondern ein grundlegender Charakterzug ist. Dass man nicht die Erwartungen der Gesellschaft erfüllen muss, sondern das eigene Glück im Vordergrund steht. Auch würde ich gerne das Thema Religion unterbringen, in dem Sinne dass die Hauptfigur sich als Anhängerin des Heidentums sieht, aber noch nicht weiß, wie sie ihren Glauben leben, bzw. fühlen soll.

Ich denke das schwierige ist, dass dies keine reine Fiktion ist, sondern meine eigenen Fragen, Ängste und Probleme die mich auch derzeit beschäftigen, in Form einer fiktiven Geschichte einer jungen Frau, die so aber sicher oft in unserer heutigen Welt stattfindet und mit der sich sicher viele identifizieren können. Die Suche nach dem Sinn und dem eigenen Ich. Dabei habe ich auch gewisse Ängste, dass potentielle Leser gerade bei solch relevanten Themen einen hohen Anspruch haben, den ich vielleicht nicht erfüllen kann. Denn ich schreibe nicht um des schreibens Willen, sondern um Menschen zu erreichen.

Wie seht ihr das? Habt ihr Ideen oder Tipps für mich?

Viele Grüße,
jet_black
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa  Du wirst dir vorher deine Fragen selbst beantworten müssen, wenigstens in Ansätzen, bevor du darüber schreiben kannst - oder es ist, als ob du das Schreiben als Art der Selbstfindung nutzt, was ja durchaus legitim ist. Doch dann wirst du damit rechnen müssen, die Geschichte zig Mal zu überarbeiten, weil das immer ein Prozess ist.

Vielleicht hilft es dir, wenn du dir die Situationen überlegst, die bei ihr die Fragen auslösen. Z.B. die letzte Freundin zieht aus der Umgebung weg zu ihrem Bräutigam, gleichzeitig kommt das Bild eines Babys einer anderen Freundin an - was die Frage auslöst, warum ihr das nicht wichtig ist.
Auch könntest du dir die Konflikte überlegen, die sie bestehen muss - den Konflikt mit ihren Eltern / Freunden, wenn sie z.B. die dritte Ausbildung / Studiengang abbricht; den Konflikt mit einer sehr gläubigen Freundin / einem Freund, wenn es um Religion geht - da wäre eine Diskussion sehr angebracht.

Wichtig dabei ist, dass du dir die Katharsis (wörtl. "Reinigung", im Sinne von "Auflösung") des Problems bewusst machst. Damit komme ich wieder zum ersten Teil meiner Antwort zurück: wenn du dir die Fragen nicht beantwortet hast, wirst du hier Probleme bekommen. Bestenfalls, weil du keine Katharsis findest, schlimmstenfalls, weil du dir eine ausdenkst und in dein eigenes Leben implementierst - doch die Lösung für eine fiktive Person funktioniert im realen Leben selten. Dazwischen gibt es noch eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten. Deswegen werde ich dir auch keine mögliche Katharsis nennen, denn da du schreibst, dass das auch deine Probleme sind und ich dein Leben nicht kenne, wäre das, als wolle ein Mitternachts-Telefon-Psychologe dir nach einem 3-Minuten-Gespräch sagen, was zu tun ist.
Vor langer Zeit - Antworten
Summerfun  Schreib sie auf, deine Gedanken. Alle, die dir durch den Kopf gehen. Nach drei, vier Tagen siehst Du dir die ganze Sache nochmal an. Dann sieht man die Dinge meistens mit anderen Augen.
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