meine ersten Kapitel :)

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MEINE ERSTEN KAPITEL :)

Thema gestartet
von Celinatopia
am 31.01.2015 - 12:59 Uhr
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Celinatopia  EIN AUGENBLICK FÜR DIE EWIGKEIT


"Jack Morgan!"
"Anwesend"
"Jennifer Carter!"
"Anwesend"
"Jane Hunter!"
"Anwesend"
"James Flynt!"
"Auch anwesend"
Mann, war das langweilig... Ich saß in der hintersten Reihe des Raumes und wartete darauf, dass endlich mein Name aufgerufen wurde. Aber natürlich wurden zuerst die "wichtigen" Leute erwähnt. Jack, Jennifer, Jane und James waren die beliebtesten Schüler an der Arcadia School. Sie waren alle vier begabt, reich und arrogant. Und zu allem Überfluss sahen sie auch noch gut aus. Diese eingebildeten Idioten hielten sich wirklich für etwas Besseres. Sie beachteten uns, die normal denkenden Menschen, nicht. Außer natürlich, wenn man ein Autogramm oder ein Foto wollte. Oder wenn man die ganze Zeit immer und immer wieder betont, wie toll und hübsch sie waren. Die brauchten eben einfach ihren Hofstaat um sich.
"Grace Hansley? Ist die anwesend?", hörte ich auf einmal die Stimme von Mr. Brown, unserem Lehrer. Sofort richteten sich alle Blicke nach hinten, zu mir.
"Sie hat wohl ihre Stimme verloren. Wie schade, dann kann das Vöglein wohl gar nicht mehr singen. Und mit diesen Beinen wird es auch schwer sein zu tanzen."
Sofort lachten alle. Dieser, ach so witzige, Spruch kam von vorne... Von Jennifer Carter. Ich murmelte nur ein leises "anwesend", senkte den Kopf und versank wieder in meiner Gedankenwelt.
Diese falsche Schlange war es einfach nicht wert, dass man sich über sie ärgerte. Ich kannte Jennifer schon seit der Grundschule. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass wir mal beste Freundinnen waren. Aber das scheint Jahrhunderte her zu sein.
Grade als ich meinen Blick wieder nach vorne wandte, sah ich, wie Jack Morgan, Jennifers fester Freund und Schwarm fast aller Mädchen an der Schule, zu mir sah. Es war, als wolle er sich für den Witz seiner Freundin entschuldigen. Dieser Blick... Er hatte wunderschöne, meerblaue Augen. Und diese Augen sahen mich an, auf eine Weise, die ich ihnen nie zugetraut hätte.
Fast eine halbe Ewigkeit starrten wir uns an, als auf einmal die Tür aufgerissen wurde und ein hübsches Mädchen hereinkam. Diesmal gebührte ihr die ganze Aufmerksamkeit der Klasse. Auch Mr. Brown blickte kurz von seiner Liste auf, um den Grund für die nun murmelnde Unruhe, zu erfahren.
"Ja bitte?", sagte er höflich und wartete ein wenig ungeduldig auf eine Antwort.
Das Mädchen schloss die Tür nun leise und ging zu dem, immer noch antworterwartenden, Lehrer.
"Ich bin Elizabeth Preston und neu an der Schule. Ich sollte mich bei ihnen melden, damit ich sofort am Unterricht teilnehmen kann." Sie hatte eine zarte, angenehme Stimme. Wie eine Melodie, die man den ganzen Tag hören könnte.
"Achja, Miss Preston. Ich dachte schon sie kommen nicht mehr", sagte er und warf einen Blick auf die große Uhr über der Tür, um dann fortzufahren: "Nun denn, setz dich erst mal neben Grace."
Er deutete kurz mit der Hand auf mich, war sofort wieder in seine Liste vertieft und rief weiter Namen auf.
Elizabeth ging derweil zu mir und setzte sich auf den freien Stuhl. Sie hatte langes, braunes, lockiges Haar und feine Gesichtszüge. Ihre Augen hatten die Farbe von Pfirsichen und ihre Lippen einem blass roten Glanz. Ich bemerkte außerdem ihre langen, dunklen Wimpern, die zu meiner Verwunderung kein Anzeichen von Wimperntusche zeigten. Und auch ihre Augenlider waren nicht mit Lidschatten verschönert. Aber das hatte sie auch wirklich nicht nötig, denn sie war eine wahre Naturschönheit.
Erst jetzt bemerkte ich, dass sie mir ihr Gesicht zugedreht hatte und mich freundlich anlächelte.
"Ich bin Elizabeth. Aber du kannst mich auch Liz nennen. Das ist kürzer und einfacher."
"Grace. Es freut mich dich kennenzulernen, Liz.", flüsterte ich.


ZUFALL ODER SCHICKSAL

In der Pause musste ich die ganze Zeit darüber nachdenkn, warum mich Jack in der Stunde angesehen hatte. Ich sah zu ihm und seinen drei Freunden. Sie lachten. Grade berührte Jennifer Jack sanft am Arm. Lächelnd sah sie ihn an und küsste ihn zärtlich.
"Jenny lass das!", maulte er und wandte seinen Blick kurz in meine Richtung.
"Warum denn? Wir sind zusammen. Das weiss jeder, Jack.", sagte sie und küsste ihn wieder. Er drückte Jennifer sanft aber bestimmt weg und ging auf den Hof.
"Was ist denn mit Jack los?", fragte James und sah ihm hinterher.
"Ich habe keine Ahnung."
Auch Jennifer sah ihrem Freund verwirrt nach.
"Hay, na wie gehts?" Erschrocken zuckte ich zusammen, bevor ich Liz wahrnahm.
"Mach das nie wieder Liz.... Oder willst du mich zu Tode erschrecken?", fragte ich leicht wütend, bombadierte sie dann jedoch mit Fragen: "Mir geht es ganz gut. Und dir? Wie findest du die Schule so? Hast du dich schon umgesehen? Warum bist du eigentlich hierher gezogen und wo wonst du?"
"Ganz langsam okay? Also, mir geht es auch gut. Ich finde die Schule echt toll. Nein, ich habe mich noch nicht umgesehen. Du könntest mich ja nachher mal rumführen, wenn du einverstanden bist.
Und ich bin eigentlich nur wegen der Schule hierher gezogen. Meine Eltern wollten den besten Unterricht für mich, damit ich meinen Traum leben kann. Ich möchte eine professionelle Tänzerin werden." Sie lächelte glücklich, bevor sie weitersprach.
"Ich wohne in der Mainstreet 19. In dieser großen, weißen Villa."
"Was echt? Das ist ein wirklich schönes Häuschen. Das mit dem Rundgang geht übrigens klar. Da du jetzt in unserer Klasse bist, hast du heute eh nur vier Stunden."
"Echt? Wieso das denn?"
"Unser Tanzlehrer hat sich ein Bein gebrochen und ist deswegen das nächste halbe Jahr nicht da. Aber wir sollen uns eine Choreografie ausdenken, die benotet wird. Ausserdem müssen wir alle unsere Choreos beim Sommerfest vorführen. Das heisst: Alles muss perfekt sein!"
"Warum bekommen wir nicht einfach einen Ersatzlehrer? An Lehrern wird es ja hier wohl kaum mangeln."
"Liz, das ist wirklich eine sehr gute Frage, die ich leider auch nicht beantworten kann. Sagmal, hast du vielleicht Lust die Choreo mit mir zusammen zu aufzuführen? Das wäre bestimmt cool."
Es sah so aus, als würde sie zögern, aber dann sagte sie: "Gute Idee. Ich würde gerne mit dir zusammen arbeiten."
Sie sah kurz zu James, um dann: "Wer ist er?", zu fragen. Ich folgte wieder ihrem Blick.
"Meinst du James?"
"James....", wiederholte sie wie hypnotisiert.
"Den kannst du gleich wieder vergessen. An James kommst du nicht ran. Es ist zwar noch nicht offiziell, aber er und Jane sind schon so gut wie zusammen. Zumindest sagt das die Gerüchteküche."
"Denkst du wirklich ich interessiere mich für ihn? So geschmacklos bin ich auch wieder nicht Grace... Bei mir ist das nicht so wie bei dir und Jack. Wenn man mal gesehen hat, wie ihr zwei euch heute im Unterricht angesehen habt, ist es jedem klar. Es grenzt an ein Wunder, dass dir seine Freundin nicht schon längst an die Kehle gesprungen ist."
"Ich weiss gar nicht wovon zu redest. Zwischen mir und diesem Idioten läuft nichts! Und ausserdem, woher weisst du, dass wir uns angesehen haben? Als du reinkamst, habe ich den Blickkontakt sofort abgebrochen. Du kannst das gar nicht gesehen haben."
"So ein Quatsch. Als ich reingekommen bin, habt ihr euch noch mindestens fünf Sekunden lang angesehen."
"Aber ich bin mir ganz sicher, dass du...."
"Grace! Wie hätte ich sonst sagen können, das ich es gesehen habe? Ich kam rein und ihr habt euch angestarrt. Punkt."
Obwohl ich mir wirklich 100%-ig sicher war, dass sie es nicht gesehen haben kann, behielt ich diesmal meine Widerstandsrede für mich. Warum musste sie Jack unbedingt erwähnen...? Jetzt dachte ich schon wieder an diesen einen, besonderen Moment. Und an seine Augen. Seine bezaubernden, geheimnisvollen Augen. Bei diesem Gedanken musste ich unwillkürlich lächeln.
Als es zur nächsten Stunde klingelte, stand ich schnell auf und ging in den Raum. Ich setzte mich auf meinen Platz in der letzten Reihe und sah dann zu Liz. Sie fragte mich nur grinsend: " Hast du nicht irgendwas vergessen?"
Ich sah sie verständnislos an. "Was meinst du?" Grade in dem Moment, stellte sich jemand vor meinen Tisch. Ich sah hoch und erkannte Jack, der mich lächelnd ansah. Ich starrte ihn verwirrt an. Nach gefühlten Stunden, hob er etwas grosses, graues hoch und sagte lässig: "Deine Tasche. Du hast sie im Flur vergessen und ich dachte, dass du sie vielleicht wiederhaben möchtest." Als jedoch irgendetwas cooles zu sagen, starrte ich ihn nur weiter an. Er erwiderte meinen Blick. Allerdings viel charmanter als ich. "Also wenn du sie nicht wiederhaben willst, kann ich sie dann behalten?", fragte er und lächelte mich wieder an.
"Doch, ähm ich will sie wieder haben. Danke fürs herbringen. Das ist nett.", plapperte ich unbeholfen.
Aber anstatt mich zu beleidigen, lachte er nur, stellte meine Tasche neben den Tisch und ging wieder in die vorderste Reihe. Dort wurde er schon sehnsüchtig von Jennifer erwartet, die ihm sofort wieder die Arme um den Hals schlang.
"Der Arme", sagte Liz und wandte sich dann mir zu. "Aber er ist ziemlich höflich. Findest du nicht auch? Außerdem sieht er echt scharf aus."
"Liz! Halt die Klappe!", fuhr ich sie an, da ich diesen ganzen Vorfall als äusserst peinlich empfand. "Darf ich auch die Damen in den hinteren Reihen um Ruhe bitten?", sagte auf einmal Mr. Brooks, unser Mathematiklehrer.
"Ja natürlich, entschuldigen sie bitte."
"Kein Problem Ms Hansley Ich hoffe sie reden jetzt mal mit mir und verraten mir, was die Quadratwurzel aus Pi ist."
Er sah mich erwartungsvoll an. "Also.....ähm Pi ist 3,141. Und die Quadratwurzel ist ähm...."
"Ja? Die Wurzel aus Pi ist...? Na Jack, hilf Grace doch bitte!", forderte er Jack auf.
"Gerne, Mr. Brooks. Die Quadratwurzel aus Pi lautet 1,772."
"Richtige Antwort. Und Sie Miss Hansley, sollten diese einfache Aufgabe langsam können!"
Mr. Brooks wandte sich der Tafel zu und schrieb weitere Aufgaben an. Natürlich hörte ich nicht zu, was er nebenbei erzählte. In Mathe war ich einfach eine Niete. Da konnte auch ein begabter Mathematiklehrer nichts ändern. Zum Glück vergingen diese zwei restlichen Stunden schnell und als es klingelte packte ich mein Zeug zusammen und ging nach draussen, um dort auf Liz zu warten, da sie noch etwas erledigen wollte.
Als sie nach zehn Minuten allerdings immer noch nicht kam, wollte ich sie suchen und ging wieder ins Schulgebäude zurück. Ich ging durch den Haupteingang und auf einmal klingelte mein Handy. Während ich in meiner Tasche danach suchte, lief ich einfach weiter und stiess prompt mit jemandem zusammen.
"Mann, kannst du nicht aufpassen du Idiot!", fauchte ich den Jungen an sah ihm dann ins Gesicht.
"Tut mir leid. Ich wusste ja nicht, dass du gleich beim ersten Mal so stürmisch bist." Jack grinste mich ein wenig verlegen an, während ich nur nach Luft rang. Das konnte doch nicht wahr sein. So viele Zufälle gibt es doch gar nicht.
Ich murmelte nur schnell "tschuldigung" und ging schnell weiter.
"Grace, warte mal...!", rief er mir noch hinterher, aber ich lief einfach weiter. Inzwischen musste er mich wirklich für total bescheuert halten. Ich seufzte, doch als ich Liz sah, vergaß ich einfach alles. Sie stand lässig an die Spinde gelehnt und redete mit James Flynt. Da ich ihr dieses Gespräch nicht verderben wollte, durch meine Begabung mich und wahrscheinlich jetzt auch sie zu blamieren, wollte ich wieder nach draußen gehen.
"Hay, entschuldige mal bitte. Darf ich dich etwas fragen?" Ein gutaussehender Junge stand plötzlich vor mir und sah mich an. Seine Haare waren braun. Haselnussbraun. Und seine Augen erinnerten mich an...Pfirsiche! Irgendwoher kannte ich das doch.
"Ja. Natürlich", antwortete ich verzögert.
"Weisst du zufällig, wo meine Schwester ist? Sie heißt Elizabeth Preston." Für eine Weile konnte ich ihn nur anstarren, aber je länger ich das tat, desto mehr glich er Liz. Er hatte dieselben Augen wie sie. Und ihr wunderschönes Lächeln hatte er auch.
Auf einmal kam Liz angerannt und hielt erst kurz vor ihrem Bruder an. "Hallo Daniel. Ich wusste nicht, dass du mich heute abholen wolltest. Ich habe mich eh schon mit Grace verabredet. Sie wollte mir noch die ganze Schule zeigen und so", plapperte sie drauflos, denn sie bemerkte nicht, dass ihr Bruder die ganze Zeit nur mich anstarrte, was ich ziemlich unheimlich fand.
"Kannst du mich nicht erst mal vorstellen Schwesterherz?", erwiderte er nur und lächelte Liz an.
"Oh, na klar. Also Daniel das ist Grace. Grace das ist Daniel, mein Bruder. Vorstellung beendet."
"Freut mich dich kennenzulernen Daniel." Ich lächelte ihn freundlich an.
"Mich auch...", sagte er und redete dann mit seiner Schwester. Aber ich hörte nicht zu, denn ich sah, dass ich mich bald wieder blamieren würde. Jack kam direkt auf uns zu und ich dachte jetzt schon darüber nach, welche Ausrede ich ihm geben könnte, um nicht mit ihm zu reden. Ich könnte auch einfach wegrennen, doch das wäre dann ein klein wenig peinlicher, als alles andere was passieren kann. Für das Wegrennen war es jetzt eh zu spät, denn er stand nun vor mir und lächelte.
"Tut mir leid, dass ich dich schon wieder belästigen muss, aber du hast vorhin etwas verloren."
Er zog mein Handy aus seiner Jackentasche und hielt es mir hin. Ich sah zögernd seine Hand an und nahm dann mein Handy. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich es verloren hatte.
"Ich wollte es dir ja sofort wieder geben, aber du bist ja vor mir weggerannt."
Das wollte er mir also sagen. Deswegen hat er meinen Namen gerufen. Jetzt war die Situation doch noch peinlicher geworden.
"Danke" Ich muss zugeben, dass das nicht grade sehr kreativ war, aber etwas besseres viel mir einfach nicht ein. War es Zufall oder Schicksal, dass er immer meine Sachen fand und mir zurückbrachte?
"Keine Ursache. Sag mal, kann es sein, dass du häufiger Sachen vergisst oder verlierst?", fragte Jack mich mit einem leicht belustigtem Grinsen.
"Ja, das kommt öfter vor denke ich. Nur meistens bemerke ich es nicht", erwiderte ich ein wenig unbeholfen. "Grace, kommst du?", fragte mich auf einmal Liz. Doch als sie Jack sah, funkelten ihre Augen so seltsam.
"Jack, wenn du Grace weiter stalken willst, dann musst du wohl erst mit deiner Freundin Schluss machen."
"Wir befinden uns hier auf öffentlichem Gelände. Ich stalke also niemandem. Ich wollte Grace nur ihr Handy wieder geben."
"Wie nett von dir. Und jetzt verschwinde! Das hier ist eine Privatparty!", sagte auf einmal Daniel. Hatte ich irgendwas verpasst? Ja, ich war mir ganz sicher, dass ich etwas verpasst hatte. Warum hatte Liz auf einmal etwas gegen Jack? Hatte sie ihn vorhin nicht als nett, höflich und gutaussehend bezeichnet?
"Beruhigt euch bitte mal wieder. Jack, du solltest vielleicht wirklich....", begann ich vorsichtig den Konflikt zu beseitigen.
"Klar, kein Problem." Jack war sichtlich bemüht, die Kontrolle zu behalten. Er sah Liz wütend an und beachtete ihren Bruder gar nicht mehr. Nachdem er weggegangen war, wandte ich meine ganze Aufmerksamkeit wieder Liz zu.

ERINNERUNGEN UND ANDERE KATASTROPHEN

Um mich von Jack abzulenken, ging ich nach der Schulführung für Liz zu meinem Lieblings Café mitten in der Stadt. Ein zweiter Grund war, dass ich ungern wieder in das kleine Häuschen in der Devany Street zurückgehen wollte. Denn dort war grade niemand, ausser meine Katze Malyna, die bestimmt schon wieder Mäuse in mein Bett gelegt hatte.
Ich lächelte nur kurz, da diese schönen und etwas ekeligen Gedanken von einem neuen Hauptthema verdrängt wurden: Kate und Mike, meine Pflegeeltern. Seit meine leiblichen Eltern von irgendeinem wahnsinnigen erschossen wurden, kümmerten sie sich um mich. Als das geschah war ich grade mal 7.
Jetzt, fast 9 Jahre später, fühle ich mich immer noch in einigen Momenten einsam und verlassen, so als ob ein riesiges Loch in meinem Herz wäre, dass sich nicht schliessen lässt. Durch nichts und niemanden.
Kate und Mike haben oft versucht mich zu Aktionen mit ihnen und ihrer Tochter Alisson zu überreden, doch ich lehnte jedes Mal ab.
Ich weiss nicht genau warum ich das tat, aber irgendetwas in mir zwang mich dazu. Vielleicht erinnerten die drei mich einfach an meine Eltern und mich als ich so alt war wie Alisson. Damals wollte ich meine Eltern ganz für mich allein und teilte sie mit absolut niemandem. So genau weiß ich nicht, ob das auch bei Alisson so ist, aber ich denke mal schon.
Wahrscheinlich wollte ich ihr einfach die Zeit mit ihren Eltern geben die ich nie mit meinen hatte. Die Kleine war in den Jahren wie eine Schwester für mich geworden.
Sie war jetzt 6 Jahre, jedoch für ihr Alter schon ziemlich intelligent und...
"Stop! Bleib stehen! Keinen Schritt weiter!", schrie auf einmal eine energische Stimme. Nur wenige Sekunden dauerte es, bis ich hoch flog und dann unsanft auf den Boden knallte. Was war denn jetzt passiert?, dachte ich und realisierte noch nicht, dass ich grade von einem Auto angefahren wurde.
Doch der Schmerz breitete sich schnell aus, besonders in meinem rechten Bein verspürte ich ein unangenehmes Stechen. Ich schloss die Augen. Plötzlich hörte ich laute Schreie. Egal welcher Idiot hier so rumplärrt, dem reiße den Kopf ab, dachte ich, bevor ich bemerkte, dass ich diejenige war, die dieses Gekreische verursachte. Also müsste ich mir ja theoretisch selber den Kopf abreißen, dachte ich nun nach. Bin gespannt, wie ich das anstellen will.
Aber das ist jetzt egal, denn so wie ich mich fühle sterbe ich grade. Ich darf schreien. Wenn man bei einem Autounfall stirbt, darf man schreien. Oder? Da muss ich mich wohl im Himmel mal erkundigen. Und wenn ich gar nicht in den Himmel komme? Sondern in die Hölle? Na ja, da ist es wenigstens schön warm. Aber ich MUSS in den Himmel kommen! Da sind doch meine Eltern! Hoffe ich zumindest.
Meine Güte! Ob sich alle Menschen, die im Sterben liegen, darüber Gedanken machen, ob sie in den Himmel oder in die Hölle kommen? Ja, doch ich denke schon. Also bin ich wenigstens in der Hinsicht ein wenig normal.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich ruckartig aus meiner Gedankenwelt gerissen, da mich wieder diese warnende Stimme ansprach. Doch diesmal war sie nicht warnend oder energisch, nein. Diesmal sprach die Stimme liebevoll, besorgt: "Grace, gehts dir gut?"
Und ich fragte mich nur, woher die Stimme meinen Namen kannte und warum grade diese Stimme mir so vertraut war. Mit einen Mal machte es `klick`. Ich riss meine Augen auf und starrte in das sorgenvolle Gesicht von Jack. Sofort wurde ich rot und auf einmal waren meine Schmerzen vergessen. Er war hier. Er wollte mich warnen.
Ich war ihm dafür dankbar, auch wenn ich trotzdem vor ein Auto gelaufen bin. Doch plötzlich wurde ich wütend. Warum hatte er mich nich eher gewarnt? Warum hat er nicht eher meinen Namen gerufen? Nur ein paar verdammte Sekunden früher und ich würde jetzt nicht auf der Straße liegen! Und jetzt fragte er ernsthaft, ob es mir gut geht?
"Sehe ich so aus, als ob es mir gut geht?!", fauchte ich ihn wütend an, doch sofort verwandelte sich meine bösartige Stimme in ein klägliches Wimmern, da mein Bein wieder mal meine Aufmerksamkeit erregen wollte und noch mehr schmerzte, als zuvor. "Das nehme ich als klares Nein" ?, sagte ein junger Mann, der mich freundlich anlächelte. Ich versuchte zurück zulächeln und Jack musterte den Mann eindringlich, der sich mir nun näherte und sich neben mich kniete. Immer noch freundlich lächelnd fragte er mich nun: "Wo ist der Schmerz am schlimmsten?"
Ich sah nur kurz auf Bein. Er folgte meinem Blick und schob sanft meine Hose am rechten Bein nach oben. Aus Jacks Brust dröhnte ein leises, kaum hörbares Knurren. Ich sah ihn verwundert an. Hatte ich mir das nur eingebildet? Nein. Sein Blick verriet alles. Er beobachtete den Mann genau. Er duldete ihn nur, aber ich sah ihm an, dass er am liebsten seine Berührungen verhindern würde, denn er wollte anscheinend nicht, dass mich ein Fremder berührte. So ein Quatsch. Das bildete ich mir bestimmt nur ein...
Vor langer Zeit - Antworten
Scheherazade  http://www.mystorys.de/forum/k85-Buchveroeffentlichungen.htm

In dem Forum wärst du richtiger ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Zebra  Warum veröffentlichst du die Geschichte im Forum und nicht als Buch?
Vor langer Zeit - Antworten
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