Kapitelaufteilung

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KAPITELAUFTEILUNG

Thema gestartet
von TheLord
am 04.10.2014 - 18:21 Uhr
TheLord  Nun, wie der Titel sagt, geht es mir hier um die Kapitelaufteilung oder besser gesagt darum, wie man Kapitel aufteilen sollte. Denn da habe ich, ehrlich gesagt, nicht mal den blassesten Schimmer!
Bisher habe ich es eher so gemacht, dass ich mehr oder weniger willkürlich ein Kapitelende gesetzt habe, bin jedoch in 90 Prozent der Fälle unzufrieden damit, z.B. dass mir ein Kapitel wie zwei vorkommt, ich aber keine geeignete Stelle für eine Pause finde, oder auch, dass ich zwei Kapitel in eines machen würde, wobei dann die Pause an der völlig falschen Stelle wäre usw.
Und jetzt die Frage: Wie handhabt ihr es? Macht ihr es so ähnlich wie von mir beschrieben oder habt ihr dafür sonst was für ausgefeilte Techniken? Ich bin gespannt!

LG
TheLord
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter  Hmm, ich hab meist ein ungefähres Konzept, was an Handlung geschehen soll und teile mir das in etwa ein, also in ein Kapitel soll jetzt ca. das und das rein. Zwar kommts da auch manchmal vor, das ich einen Handlungs,,block" in zwei Kapitel aufteilen muss weil ich ne Obergrenze habe, was die Kapitellänge angeht, aber bisher hab ich mit dem Konzept nie Probleme gehabt. Aber entweder mach ich dann einen gezielten Cliffhanger, so das der Spannungsbogen für den Leser nicht plötzlich abreist oder Runde es anderweitig ab.
Vor langer Zeit - Antworten
Zebra  Kapitel aufzuteilen gelingt mit 2 Hauptprotagonisten leichter, finde ich.
Wenn die Ansichten wechseln kannst du das problemlos durch einen Absatz oder ein neues Kapitel markieren.
Das hat mir immer recht gut geholfen.

Vielleicht gönnst du deinen Figuren auch einfach mal öfter Denkpausen oder lässt Handlungslücken. Das baut auch Spannung auf, ein hübscher Nebeneffekt!
Vor langer Zeit - Antworten
TheLord  Interessante Vorschläge, ich werde es mal ausprobieren! ^^
@Zebra: Kapitelenden wie von dir beschrieben habe ich auch, nur ist mein Problem, dass ich eher selten selten 2 Protagonisten habe, und wenn doch sind sie meist gemeinsam unterwegs... Außerdem schreibe ich auch gerne aus der Ich-Perspektive, da ist sowas nochmals schwerer!
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Scheherazade  http://www.schriftsteller-werden.de/kreatives-schreiben/die-perfekte-szene-teil-1/

Meine absolute Lieblingsseite, wenn es ums "Handwerk" geht :)
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Kiimi  Ich mach das mit den Kapitel meisten so, wenn eine Handlung (z.B. eine Suche, ein längeres Gespräch, oder ein gemeinsames Treffen) vorbei ist. Oder wenn der Ort gewechselt wird.
Vor langer Zeit - Antworten
MarcPanjai  Kapitel sind schwer ein zu schätzen. Der beste Weg ein Kapitel zu definieren, wie ich finde (also ist jetzt kein Zwang es so zu machen), ist eine saubere Planung. Dh. Auch wenn man viele Kurze Parts hat die nur 1-3 Seiten gehen oder Kürzer. Kann man Handlungsstränge sehr gut gliedern wenn man die Story nach folgenden Gesichtspunkten im NACHHINEIN betrachtet:

Welche Storyline steht im Vordergrund?
Wurde die Etape zum Ziel erreicht?
Ist der Spannungsaufbau an seinem Höhepunkt gewesen?

Der Grund für diese 3 Fragen liegt darin, das man egal wie viele Personen vorkommen und egal wie viele Sachen gleichzeitig ablaufen man den Roten Faden beibehält. Kapitel 1 - Vorstellung der Hauptperson / Handlung Vorgeschichte. Danach kommt Kapitel 1-X Aufbau einer Struktur.

Das Beweisstück
Die Frage die ihn Quält
Der vermeindliche Zeuge
Zufalls Begegnung
Auge in Auge
Jagt über den Wolken
Suche nach der Schuld
usw..

Man erkennt eine Struktur heraus. Dabei sollte man nicht zu viele Kapitel setzen. Niemand schreibt vor wie lange eine Handlung sein muss. Somit kann das Kapitel aus das Beweisstück wie folgt geschrieben sein:

Einführung 1Seite
Hauptperson & was ist passiert, welche Fragen tauchen auf 1-2 Seiten
Sicht des Mörders (unvollständig) 1 Seite
Sicht des Ermittlers 1 Seite

5 Seiten - kleines Kapitel aber wie was wo ist klar und eine Richtung ist ebenso klar.
Man kann die Abläufe auch Globaler fassen. Jedoch habe ich für mich gesehen die Entscheidung getroffen das es besser ist lieber kleine Parts zu schreiben - sauber ab zu grenzen & am Schluss zu beurteilen WO Beginnt ein Kapitel und wo endet es am besten. Man darf nie außer acht lassen das der Leser ungern endlos an einem Kapitel dran sitzt. Die meisten Menschen lesen lieber kurze Parts. Dabei kann auch eine Handlung einer Situation und sogar auch einer Person über mehrere Parts gehen - alles Legitim. SOLANGE der Spannungsbogen existiert. Und am Ende des Kapitel zu seinem Höhepunkt kommt auf das der Leser sich sagt: Hmm geil wie gehts weiter.

DAS und NUR das ist das wesentliche Hauptziel einer guten Kapitel Aufteilung. Und wenn man einen Part extra noch schreiben muss damit es wirklich passt - oder ergänzen muss. Dann IMMER HER DAMIT. Es wird am Ende eh viel gestrichen und gekürzt aber wenn der Rote Faden nicht durchgängig vorhanden ist.. dann.. "naja bla bla bla bla blaaaaa oh. Kapitel? Was macht hier ein Kapitel?" Oder schlimmer: "GOTT SEI DANK endlich ein Ende hoffentlich wirds mit dem Nächsten Kapitel besser."

Es ist wie ich finde sche.. egal ob 2 Personen Reden oder eine Sex Szene beschrieben wird, wobei.. eines haben Erotische Geschichten für sich. Sie bringen einem bei auf einen Höhepunkt hin zu schreiben. Es beginnt damit das sie sich blicke zu werfen. Er geht rüber spricht sie an - sie lächelt und sie lachen über nonsens. Er sieht ihre Blicke und Sie weis was er von ihr will und sie hat auch Lust darauf - doch will sie sich nicht einfach rann schmeißen.. es baut sich auf baut sich auf - sie gehen gemeinsam ins Haus rein, sind angetrunken da wandert seine Hand an ihrem Rücken unter das Hemd. Befremdet erschrocken aber sie wollte es ja so, und je mehr sie es zu lässt um so mehr gefällt es ihr... an der Stelle FSK12 ende. Aber der Aufbau ist verflucht wichtig. Wer es nicht schafft eine Erotische Szene auf min. 1-5 Seiten zu schreiben, der hat entweder noch nie Sex gehabt oder schlicht zu wenig Fantasie. Es geht darum ein Kopfkino ab zu feuern - und DAS meine Lieben Autoren Kollegen bedarf einer Vorarbeit. Ne Erotische Szene in 4 Zeilen - wirkt unglaubwürdig. Wie könnte man das also aufteilen?
Vorspiel, Sex, Höhepunkt und Einschlafen? ÄHHHM Zonk..

Analysiert die Situation - kennen lernen und sondieren.
Spiel Satz und Sieg - Sie zeigt das sie Interesse hat.
Vorspiele & Heimreise zum Schlafzimmer..
usw..

Nun haben wir den Ablauf - aber ist es auch Gut? Was wollen wir in dem Kapitel bezwecken?
Kapitel sind dazu da dem Leser am Schluss ein Gefühl, einen Eindruck zu geben / Hinterlassen. Bei Liebesszenen die gut geschrieben sind kann es sein das eine Frau durch das Kopfkino eine Höhere Erregung verspürt als bei echtem Sex. Warum aber ist das so? Nun weil die Spannung gut aufgebaut wurde. Der Schreiber wollte das die Frau am Ende heiß ist. DAS war und ist meist der Zweck. Wer das als Autor nicht schafft, den Spannungsbogen so zu schreiben das die Frau anfängt sich das vorzustellen und dabei mitempfindet - macht was in seinem Spannungsbogen und dem Aufbau GEWALTIG falsch.

Um auf Kapitel zurück zu kommen - nun - es ist beinahe egal welches Genre. Eine Szene lässt sich immer noch unterteilen. aber ein 499Seiten Buch mit 40 Kapiteln? Uff..... Ein Stilistisches Mittel das aber leider zu selten angewendet wird ist folgendes:

Kapitel Anfang
Part -> Ende, restliche Seite leer
Nächste Seite, Anfang oben.
Part -> Ende, restliche Seite leer
Nächste Seite, Anfang oben.
Part -> Ende, restliche Seite leer
Nächste Seite, Anfang oben.
Kapitel Ende.

BOOM - gar nicht so schwer. Man kann sogar ein Lese Zeichen gut einplanen YEAH !!
Der Spannungsbogen geht so nicht flöten und der Leser hat Zeit einen Break zu machen wenn er auf die Toilette muss. Ein Kapitel kann lang sein - eine Part sollte kurz sein. Dafür spannend - in der Kürze liegt die Würze.

Wer aber zb. keinen Roman sondern ein Fachliches Dokument ausarbeiten will - dem sei dazu geraten mit Gliederungs Werkzeugen zu aaaaaallller erst mal die Themen als Überschrift 1, 2 ,3 zu gestallten. Erstens, sieht man dann ob die Reihenfolge sich so gut einfügt. Man verhindert Geschwafele, doch vor allem hat man eine fertige Struktur und muss nur noch ausschreiben was man zuvor schon geordnet hat.

Vorwort
Die Sache mit den Quarks
---Wer hats erfunden
------Was ist ein..
------Grundlagen der Mathematischen Gleichungen
------------Erläuterungen zu dem Mathematischen Nachweis
Die Theoretische Interaktion mit Quantenteilchen auf subatomarer Ebene
---Idee
-------Erste Nachweise
-------Supraleiter ....

Gut ich bin kein Physiker es sollte aber klar sein was gemeint ist. Klar kann man auch durch einen Ortswechsel wie schon von Andern erwähnt ein Wechsel stattfinden - muss aber nicht zwangsläufig. Allerdings zugegeben bieten sich einige Dinge als Break an:

Zeitlinen & Sprünge vor oder zurück in der Zeit
Große Ereignisse
Tag, Nacht wechsel
Zeitspannen (Serie 24 macht es deutlich)
Charakter Wechsel (von gut nach Böse, von hilflos zu Entschlossen etz)
Planet zu Hauptquartier also ein Ortswechsel
und noch einige Dutzend Optionen mehr.

Sowas nennt man wenn es Stilistisch perfekt platziert ist auch einen Kniff. Denn damit kann man auch eine vollkommen neue Wendung in das geschehen einbringen. Ein Typisches Beispiel für einen Kniff sieht man in dem Film SAW 1. Gegen Ende nutzt der Regiseur / Autor den Wechsel der Sichtweise, zur a) Aufklärung b) Abgrenzung c) Schock und Thrill Momentum. Genial Platziert. Das Kapitel beginnt wie alles aufgeklärt wird, hat Parts die für sich erzählen & am Ende wird man direkt konfrontiert. Bam AUS. Wer sich jetzt an den Anfang des Textes erinnert wo ich sagte das ein Spannungsbogen enorm wichtig ist der sollte langsam verstehen das es NIE nur ein Faktor ist. Sondern die Geschichte und der Schreibstil sowie das Fachliche können in der Umsetzung welche es überhaupt erlauben Kapitel gut zu setzen. Denn ein scheiß Text bleibt ein Scheiss Text. Da hilft einem auch kein Kapitel mehr.






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Wiesenirja  Hallo Der Herr ;)
Das ist wirklich ein schwieriges Thema!
Wenn Du Dich in der Literatur umschaust, wirst Du bald merken, dass es da kein Pauschalrezept gibt. (Einst gab es sogar mal Romane ganz ohne Kapitel ... ;–) ) Im Extremfall kannst Du mal 1 Satz als Kapitel, gleich darauf wieder 30 Seiten nehmen. (Ich rate davon ab. Das Gros der Verlagslektoren und der Leser wird Dir das übel nehmen.)
Einige Aufteilungskriterien wurden ja schon genannt: Ortswechsel, Perspektivenwechsel (kommt natürlich auf Deine Erzählperspektive an), Zeitsprung. Dazu kommen Wechsel des „inneren Inhalts“ bzw. „Szenen-/Gedanken-Themas“, was auch innerhalb einer einzigen (längeren) Szene der Fall sein kann (z.B. Änderung der Gedanken Deiner Person oder ihrer Aufmerksamkeit).
Ob Cliffhanger oder nicht, kommt ebenfalls auf die einzelne Szene und auf die gesamte Stimmung Deines Romans an. Ich als Leserin genieße es durchaus, wenn ein Kapitel damit endet, dass der Protag zu Bett geht – und ich dann ebenfalls beruhigt das Licht ausmachen kann! Wenn der Rest stimmt, freue ich mich trotzdem darauf, am nächsten Abend weiterlesen zu können.
LG, Irja.
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