Montagmittag
Im Laufe des Vormittags hatte ich kaum ein Wort mehr mit Julienne gewechselt, was wohl größtenteils an mir lag.
Aber es hatte immerhin einen Vorteil gehabt: Ich war mit Claude ins Gespräch gekommen, als wir von unseren Lehrern an einigen Jugendstil-Häusern vorbeigelotst wurden.
Wir hatten uns über alles Mögliche unterhalten. Zum Beispiel erwähnte er, in was auch immer für einem Zusammenhang, dass er Tiere möge und Tiere auch nichts gegen ihn hatten. Aber Katzen wären aus irgendeinem Grund ganz verrückt nach ihm.
Als er das erzählte, musste ich unwillkürlich grinsen. Perfekt, wo ich doch eine Katze besaß.
Leider hatte sich dieses Gespräch wieder verloren, als Hendrik in ansprach und ihn zu einer Meinung zum Thema Umwelt aufforderte, welches er zuvor mit Finn diskutiert hatte. Finn hatte man wie immer nicht gehört, doch Hendrik war so laut gewesen, dass man ihn bis zu Claude und mir, am Ende der Gruppe, hatte hören können.
Damit war der Gesprächsfaden dann leider verloren und zuerst sah es aus, als würde ich ihn nicht allzu bald zurückerhalten. Ich seufzte leise.
Doch nun, als wir den Rosengarten
betraten, der um diese Jahreszeit ziemlich tot wirkte, war es, als würde Claude den Faden persönlich aufheben und zu mir bringen.
„He, Lina!“, rief er. „Nicht anfassen.“ Er berührte eine der halb überwucherten Säulen, die aus Stein gemacht waren, der wohl einst mal glatt und edel gewesen war.
Natürlich machte er nur Scherze, natürlich durfte man alles hier anfassen, aber was wäre dieser Tag langweilig, wenn man keinen Spaß hätte? Und ohne solche Späße fiele der komplett weg.
Ich rief daraufhin: „Claude!“
Er sah zu mir, genau in dem Moment, in dem ich auf die Rasenfläche sprang.
„Nicht den Rasen betreten!“
Claude grinste und ich ging wieder zurück auf den Weg, um weiter unseren Lehrern zu folgen, bis zu dem, was wohl eine moderne Skulptur sein sollte, aber eher aussah, als würde es total fehl am Platz sein.
Katja schnappte mich am Arm und zog mich zurück zu Julienne, um eine Gruppe für die Mittagspause zu bilden.
Ich warf einen Blick in Richtung Claude, um den gerade die halbe Klasse herum stand, um eine der Reiswaffeln abzugreifen.
Aus seiner Nähe hörte man Hendrik sagen: „Und plötzlich war Claude beliebt!“
Er lachte und Claude stimmte mit ein.
Ich seufzte wieder.
Die Klasse setzte sich in Bewegung und ging in Richtung Innenstadt.
„Was machen wir jetzt eigentlich in der Stadt in der Zeit?“, fragte Katja.
Julienne zuckte mit den Schultern.
Die beiden sahen mich an.
„Ich weiß es doch auch nicht besser als ihr! Mensch, Leute…“, murmelte ich.
Als wir ankamen, klärten unsere Lehrer noch einmal alles mit uns.
„In einer Stunde müsst ihr wieder hier sein“, erwähnte Herr Ingold vorsichtshalber.
Herr Moreno warf unnötigerweise, da es eh jeder wusste, hinterher: „Wir treffen
uns genau hier wieder!“
Wir nickten und durften verschwinden.
