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Radiogeschichten - Geschichte rund um die Geschichte des Rundfunks

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"Radiogeschichten - Geschichte rund um die Geschichte des Rundfunks"
Veröffentlicht am 16. November 2013, 248 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Radiogeschichten - Geschichte rund um die Geschichte des Rundfunks

Radiogeschichten - Geschichte rund um die Geschichte des Rundfunks

Deutschstu

Kapitel 1 Deutschstunde Zeitpunkt: September 1923 Wir blicken in eine mittelgroße Dachkammer eines netten kleinen Hauses am Rande der Stadt. Ein Jungenzimmer mit zwei Betten aus dunkelbraunen, ein wenig abgewetzten Holz mit weißer Bettwäsche, ein großer älteren Kleiderschrank, zwei Schreibtische - nein nennen wir es lieber zwei Schreibarbeitsplätze. Jeweils zwei Holzplatten an die Wand geschraubt und vorne mit zwei Beinen

gehalten. Alles schön blau angemalt, könnte aber mal wieder einen neuen Anstrich gebrauchen. Für ein Jungenzimmer sieht es recht Ordentlich und fast aufgeräumt aus. Eigentlich sehen wir nichts, denn es fängt gerade erst an zu dämmern. Am Horizont kann man die Sonne schon erahnen, die Luft ist Herbstlich kühl und klar. Nun ist Hermann, ein strohblonder Junge von 12 Jahren, wach geworden, hat er da ein Geräusch gehört? Es ist ja noch alles dunkel im Zimmer und Hermanns Bruder Fritz atmet ruhig in dem Bett gegenüber. Also dreht Hermann sich noch einmal um, weil er weiter schlafen will. Seine Gedanken

drehen sich um den heutigen Tag, seine Mutter hat Geburtstag. Wird sie sich über sein Geschenk freuen? Er hat ihr ein kleines Schmuck- Kästchen aus Sperrholz in Vaters Werkschuppen gebastelt. Seine kleine Schwester Klara hat ihm beim anmalen geholfen, sie hat da mehr Geschick. Da hört er seine Mutter schon auf der knarrenden Treppe, wie sie heruntergeht. Er erkennt Sie am Gang. Sie wird wie jeden Morgen als erstes in der Küche den Herd anheizen. Da kann Geburtstag sein oder nicht, das ist ihre Aufgabe. Den Herd anheizen, Kaffee kochen, Milchsuppe vorbereiten, Brote schneiden, schmieren, belegen und

einpacken und alles was in der Küche anfällt. Kurze Zeit später, vielleicht hört Hermann es schon nicht mehr, da er wieder eingeschlafen ist, geht der Vater, Hermanns Vater runter. Er wird noch vor dem Kaffee die Kaninchen füttern. Das ist seine Aufgabe. Er wollte diese Aufgabe schon lange an die Kinder abgeben, immerhin ist Fritz schon bald 15, aber er liebt den Geruch von frischen Heu, die schummrige Atmosphäre im Stall – und auch seine Kaninchen, sicher ist sicher. Im Winter würde Vater dann auch noch den Ofen anfeuern, aber jetzt im September ist es noch warm genug und in der Küche heizt der Herd sowieso fast den ganzen

Tag. In der Küche nimmt Vater seine Frau erst einmal richtig in den Arm um Ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Was er ihr wohl schenken wird? Ja richtig, sie waren doch letzte Woche eine neue Schürze kaufen. Na das wird ja auch einmal Zeit, man kennt Mutter nur in dieser Schürze – von Montags bis Sonntagsmittags immer in der gleichen Schürze. Sonntagnachmittags aber, da hat Sie dann keine Schürze um, da wird sich Sonntagsschön gemacht. Ja doch, Mutter hat zwei Schürzen, eine zum Anziehen und eine zum Waschen. Aber beide haben das gleiche Muster, sie unterscheiden sich nur durch einen

Flecken, der selbst bei der Kochwäsche nicht verschwindet. So könnte man meinen, dass sie Tagein, Tagaus - Woche für Woche immer die gleiche Schürze tragen würde, so wie eine zweite Haut. Ob Vater ihr wieder zwei gleiche Schürzen schenken wird? Nach den Glückwünschen gibt es in der Küche den Kaffee und die Milchsuppe. Ein Frühstück wie jeden Morgen. Hatte Mutter die Blumen auf dem Tisch selbst gepflückt? Mit Sicherheit! Ihr Bauern- und Gemüsegarten war ihr ein und alles. Dort durften die anderen nur rein zum umgraben und Unkraut jäten. Nach dem Frühstück musste Vater dann wie jeden Morgen gleich los zur Arbeit. Brote,

Henkelmann und Thermoskanne einpacken, ein verschämtes Küsschen, heute vielleicht ein wenig intensiver, aber dann auf zur Arbeit. Er arbeitet als Schmied bei den Bartels. Zu Fuß gut eine dreiviertel Stunde von ihrem Haus entfernt. Um 7 Uhr hat er an seinem Platz zu sein, sonst gibt es Ärger. Auf Pünktlichkeit beharrt der alte Bartels, und so ist Vater lieber eine viertel Stunde zu früh als auch nur eine Minute zu spät. Ansonsten ist es eine „faire Arbeit“ wie Vater zu sagen pflegte. Die Bartels sind über mehrere Ecken mit den Ahlers verwandt, dass spielt aber bei der Arbeit keine Rolle. Der alte Bartels hat die Schmiede schon

von seinem Vater übernommen, jetzt werden seine drei Söhne das Werk fortsetzen. Der alte Bartels war aber schon immer sehr fortschrittlich, so hat er seine Söhne Schmied, Schlosser und den jüngsten Elektriker lernen lassen. Alle haben in fremden Betrieben gelernt und sind mit einem Meistertitel zurückgekommen und nun kann man in seinen Betrieb Pferde beschlagen lassen, eine Heizungsanlage bestellen und sein Haus mit Elektrizität bestücken lassen. Unser Haus war eines der ersten in unserer Straße mit Stromanschluss, und nun haben wir in der Küche und im Wohnzimmer eine elektrische Lampe. „Aufstehen! Es wird Zeit!“ schallt es die

Treppe herauf. Mutter steht unten an der Treppe und die Kinder müssen sich fertig machen. Zuerst einmal Wasser durch das Gesicht ziehen. In jedem Schlafzimmer steht eine Waschschüssel mit frischem Wasser. Eine für die beiden Brüder und eine für das Mädchenzimmer für Klara und Lisel und eine im Elternzimmer. Fritz ist 2 1/4Jahre älter als Hermann, also darf er sich zuerst waschen und Hermann kann eine Minute länger liegen bleiben. Meistens sind es aber mindestens 5 Minuten, da Fritz sich erst nach dem dritten ärgerlichen Rufen von Mutter aus dem Bett bequemt. Er ist ein richtiger Morgenmuffel, Hermann hingegen könnte immer direkt aus dem

Bett hüpfen. Wehe aber er versuche vor Fritz aufzustehen und das Wasser in der Waschschüssel zu benutzen, dann kann Fritz auch aufbrausend aus dem Bett springen und sein Vorrecht an der Waschschüssel behaupten. Da er das Hermann dann den ganzen Tag zu spüren lässt, versuche er es gar nicht erst und warte ab, bis Fritz fertig ist. Heute steht er aber schon nach dem zweiten Rufen von seiner Mutter auf, wohl weil er auch an Ihren Geburtstag denkt. Was er Ihr wohl schenken wird? Er hatte die ganzen letzten Tage ein großes Geheimnis darum gemacht. Die kleine Lisel war als erste unten bei der Mutter. Sie hat ihr ein Bild gemalt

und will ihr ein Gedicht dazu aufsagen. Damit wir anderen Kinder nicht als Publikum anwesend sind, sie ist ein wenig schüchtern, ist sie gleich runter gerannt. Beim Aufsagen des Gedichtes kann ihre Mutter gleich wie jeden Morgen die Zöpfe flechten. Klara wartet auf Hermann, da er das Schmuckkästchen in Verwahrung hat, sie wollen es ihrer Mutter ja gemeinsam schenken. Klara hat auch noch ein Bild gemalt. Hermann fand, er hatte die meiste Arbeit mit dem Kästchen und musste die beiden Scharniere für den Deckel kaufen, da brauche er nicht noch mehr schenken. Als sie Mutter gratuliert hatten und das Geschenk überreichten,

worüber sie sich sehr gefreut hatte, gab es ganz normal Frühstück – Michsuppe. Die Brote mit ordentlich was drauf die sind für die Schule, man soll ruhig sehen, dass sie sich das Leisten können. Leider werden die Brote in letzter Zeit immer Dünner. Auch die Wurst oder der Käse fällt schon mal ganz weg, dass sind die schlechten Zeiten sagt Mutter dann. Meistens isst Hermann schon auf dem Schulweg eine der 3 Schnitten. Jetzt kommt auch Fritz runter. Er schenkt seiner Mutter eine schöne Holzschale, die hat er in der Schule im Werkunterricht gemacht, die war wirklich toll. Ganz glatt von innen und außen, die sanfte Holzmaserung kam gut

zum Vorschein. Er behauptet dafür eine Eins bekommen zu haben. Fritz möchte einmal Tischler werden. In den Sommerferien hat er schon bei Tischler Krömer geholfen, und wenn alles gut geht, darf er nächstes Jahr dort eine Lehre machen. Werken gibt es leider nur in der 7. und 8. Klasse – darauf freut sich Hermann schon, aber er ist jetzt erst in die 6. Klasse gekommen. Die Schule beginnt um 8 Uhr. Die Kinder gehen ungefähr 20 Minuten zu Fuß, ein Fahrrad kann sich hier kaum einer leisten. Sie gehen wohl alle gemeinsam aus dem Haus, aber schon an der ersten Biegung wohnt Hans-Hermann, der Freund von Fritz. Er

muss ihn jeden Tag herausklingeln, er scheint noch ein größerer Morgenmuffel zu sein als Fritz. Vier Häuser weiter wohnt Hermanns Freund Peter, der wartet immer schon und sie sehen zu, dass sie schnell wegkommen, so dass Fritz und Hans-Hermann sie nicht auf dem Schulweg ärgern können. Zwischen den beiden Jungengruppen laufen dann meist die beiden Schwestern. Sie gehen immer zusammen bis zur Schule und trennen sich erst auf dem Schulhof. Hier haben sie meist noch etwas Zeit, bis die schrille Klingel uns zum Unterricht ruft. Die Tornister werden in die Ecke gestellt und die neuesten Nachrichten werden schon vor dem Unterricht

ausgetauscht. Natürlich bleibt auch noch etwas Zeit um die Hausaufgaben zu korrigieren, oder gar zu erstellen, immer in der Sorge, keinem Lehrer zu begegnen. Und hier und da gibt es auch schon mal die erste Rauferei. Doch dann kommt unwiderruflich der unüberhörbare Klingelton von der elektrischen Klingel. Als Hermann eingeschult wurde, gab es noch keinen Strom im Schulgebäude, der Hausmeister hatte eine Handglocke und lief damit über den Schulhof und durch die Flure, je nachdem ob eine Stunde anfing oder aufhörte. Ohne elektrisches Licht fing die Schule im Winter auch erst um 8:45 Uhr an, weil es vorher noch

zu dunkel war, selbst da mussten wir oft in den ersten Minuten Singen lernen, weil das auch ohne Licht ging. Jetzt ist in jedem Klassenraum eine große elektrische Lampe. Nach dem Klingeln müssen die Klassen 1 bis 6 sich auf dem Pausenhof aufstellen und werden vom Lehrer in die Klasse geführt. Nur die Oberstufe darf alleine die erhabenen Klassenräume betreten. Die Aufstellung geht ganz hierarchisch vonstatten. Zuerst die Jungen, immer zwei nebeneinander, dann die Mädchen und wie beim Militär natürlich der Größe nach. Eigentlich sieht es komisch aus, wenn die abfallende Reihe durch die großen Mädchen in der Mitte

unterbrochen wird, aber die klare Trennung zwischen Jungen und Mädchen wird strikt eingehalten auch wenn es jetzt überwiegend gemischte Schulen gibt. Die höheren Schulen sind meist noch in reine Mädchen- oder Jungenschulen aufgeteilt, die Volksschulen wurden aber nach dem Weltkrieg für alle Kinder, also auch die Mädchen geöffnet. Der Deutsch Lehrer Herr Bley kommt um die 6.Klasse abzuholen. Ein alter Kriegskamerad, und so versucht er auch mit ihnen umzugehen. “Stillgestanden, Augen gerade aus, Abmarsch! Nicht Rennen, Hinten aufschließen”. So betreten sie das alte von roten

Ziegelsteinen erbaute Schulgebäude. Erst die Eingangstreppe hinauf, dann durch die große Eingangstür. Hier auf der Empore steht der Direktor, wenn er der ganzen Schule etwas zu sagen hat. Hier hat man die Übersicht über das ganze Schulgelände. Im Flur riecht es nach Bohnerwachs und Schweiß. Ist das der Angstschweiß der Kinder, der den typischen Schulgeruch entstehen lässt? Die 6. Klasse liegt ganz am Ende des unteren Flures auf der rechten Seite. Die Jungen und Mädchen blicken auf die Straße herunter. In der Klasse sind 36 Schüler versammelt, vorausgesetzt es sind alle anwesend. Aber es ist immer einmal jemand nicht da, weil er krank

ist. 20 Mädchen sitzen 16 Jungen gegenüber. Die Jungen haben ihre Reihen am Fenster, die Mädchen zur Flurseite des Klassenraumes. Fein säuberlich getrennt Jungen und Mädchen. Die Kinder stellen sich an ihrem Platz auf. Mit dem Singen hat es der Lehrer Herr Bley nicht sonderlich, also sagt er kurz, nachdem alle ruhig am Platz stehen und man eine Stecknadel zu Boden fallen hören könnte „setzen“. Innerhalb kürzester Zeit Sitzen alle Kinder still am Platz und der Unterricht kann beginnen. „Hausaufgabenhefte raus“, wie immer die erste kurze Anweisung von Lehrer Bley. Er ist ein Herr mittleren Alters,

sein voller dunkler Bart lässt ihn wohl älter aussehen. Er ist von stattlicher Figur und seine Weste, welche er unter seinem dunklen Anzug trägt, spannt schon verdächtig. Ein kramen beginnt und jeder holt nun das Hausaufgabenheft aus der Schultasche. „Das geht leiser und schneller“, immer schnell, schnell die Devise von Lehrer Herr Bley. Nachdem alle ihre Hefte auf ihrem Pult liegen hatten, kam: „Frauke, wie lautete die Hausaufgabe für heute?“, eine lösbare und dankbare Aufgabe. Derjenige der die Hausaufgabe sagen durfte, wurde meist nie selber danach gefragt. Frauke stand langsam auf, man sah es ihr an, wie

sie sich beim Aufstehen die Sätze zurechtlegte. Dann sagte sie: „Goethe und Schiller in Weimar, einen Aufsatz“. „Richtig – setzen“ kam als schnelle und kurze Antwort vom Lehrer. Frauke setzte sich mindestens doppelt so schnell, wie sie aufgestanden war. Der Lehrer Herr Bley überlegte kurz und ließ die Augen über seine Schüler gleiten. Es sah so aus als wollte er sich jemanden herauspicken. Alle schienen verschämt auf das Heft zu Blicken, jeder gab damit zum Ausdruck – ich möchte meinen Aufsatz nicht vorlesen. Doch dann kam ein kurzes und verblüffendes „Einsammeln“ von Lehrer Herr Bley. Alle kannten den Ablauf, der sich jetzt

vollzog. Der jeweils letzte der Reihe stand auf, nahm sein Heft und die der Vorderleute, welche ihr Heft an den Tischrand geschoben hatten und sammelten diese ein. Die Hefte wurden dann auf das Lehrerpult in vier Stapeln abgelegt. Zwei Stapel zu 8 von den Jungen und zwei Stapel zu 10 von den Mädchen. Dort lagen nun die Hausaufgaben der letzten 3-4 Wochen. In diesen Abständen pflegte Lehrer Herr Bley die Hefte einzusammeln. Nichts ist mehr zu korrigieren oder nachzutragen. Aber noch etwas anderes war den Kindern damit klar, heute gab es etwas zum Auswendiglernen als Hausaufgabe auf, denn die Hefte waren ja

unterwegs. „Nehmt jetzt bitte alle das Lesebuch und das Schulheft heraus“. Wieder wurde es nach dieser Anweisung von Lehrer Herr Bley unruhig in der Klasse und wieder kam die Aufforderung: „Das geht leiser und schneller“. „Auf Seite 84 findet Ihr das Lied von der Glocke“, kurze Pause, alle suchten die Seite 84 im Deutschbuch. Eigentlich war allen klar, wie die Deutschstunde enden würde und selbst die Hausaufgabe stand damit schon fest. Zuerst durfte Maria das Gedicht vorlesen. Zum Vorlesen, erst recht bei Gedichten, nahm der Lehrer Herr Bley immer die Mädchen dran, weil diese es einfach

besser betonen konnten. Danach war abschreiben angesagt, na ja und als Hausaufgabe die ersten 3 Strophen bis morgen. Eine ganz gewöhnliche Deutschstunde. Es folgte eine kurze Pause von 5 Minuten. Sie ist eigentlich dazu gedacht, den Klassenraum zu wechseln, da wir aber keinen Wechsel vornehmen mussten, konnten wir kurz auf den Pausenhof. Die nächste Stunde war Religion mit Pastor Jepsen. Evangelische Religion war klar. Alle waren evangelisch, daran bestand kein Zweifel, ob jemand von den Kindern das Wort katholisch oder gar jüdisch kannte, war wohl nicht genau klar, und ob

wirklich Katholiken oder Juden oder gar anderer oder keiner Religionszugehörigkeit Zugehörende unter ihnen waren war für die evangelischen Kinder keine Frage. Am Religionunterricht in der Schule haben alle teilgenommen. Sicher, der eine oder die andere wurden nicht Konformirrt, aber welche Gründe dieses hatte, darüber war niemand informiert. Religion war Privatsache und in der Schule gab es evangelische Religion basta. Pastor Jepsen war aber ganz in Ordnung. Er war noch ziemlich jung, hatte eine schlanke Figur und war sehr groß dabei. er sah nahezu schlaksig aus. Im

Verhältnis zu seinem jungen alter hatte er sehr wenig Haare auf dem Kopfe. Nur ein Kranz, fast wie ein Heiligenschein, war zu sehen. In der Kirche zum Konfirmationsunterricht hatte er immer einen schwarzen Talar um, so dass man nicht wusste, was er darunter trug, hier in der Schule war er, im Gegensatz zu den meisten anderen Lehrern recht leger gekleidet. Hemd und Hose mit Hosenträgern, manchmal trug er eine Strickjacke. Zum Beginn der Stunde brauchten die Kinder nur kurz zur Begrüßung aufstehen und gemeinsam „Guten Morgen“ zu wünschen, ansonsten durften sie sitzen bleiben auch wenn sie eine Antwort geben sollten. Natürlich

musste viel Auswendig gelernt werden, die 10 Gebote, den kleinen Katechismus, die Bücher der Bibel, Kirchenlieder. Das war alles aber nicht so schlimm. Pastor Jepsen war ja auch der Lehrer zum Konfirmationunterricht, donnerstags nachmittags in der Kirche. So wiederholte sich dort vieles. Und wer beim Aufsagen hängen blieben, und sie blieben viel hängen, so half Pastor Jepsen ihnen immer aus der Klemme. Auch war es in seinem Unterricht wohl am lautesten. Man konnte schon mal ein kleines Pläuschen mit seinem Nachbarn halten, wenn man allerdings zu laut wurde, dann kam man dran und durfte „eine Antwort für alle geben“, wie Pastor

Jepsen zu sagen pflegte. Nach dem Religionsunterricht folgte eine 20 Minütige Pause. Alle hatten sich auf dem Schulhof aufzuhalten. Hier wurden jetzt die Butterbrote rausgeholt. Das einzigste Vernünftige an der Schule meinte Peter. Auch er bekam von seiner Mutter eine ordentliche Stulle, so nannte man die deftig belegten Butterbrot hier, mit. Man kann sich fragen, wie die Mutter von Peter es schaffte, ihm immer ordentlich gekleidet mit einer Wurststulle zur Schule zu schicken. Peters Vater war arbeitslos und musste “stempeln”, die Familie lebte von der „Stütze“. Einzig Peters große Schwester hatte eine Arbeit als

Verbkäuferin in der Stadt. Hermann konnte es Hautnah miterleben, wie ärmlich es bei Peters Familie zuging. Nach außen wurde es aber nicht gezeigt, und das Peters Vater ein Trinker war, wurde totgeschwiegen. Er war auch eher ein heimlicher Trinker, der auch wenn er total zu war immer still und ruhig war. Einer der wohl mit seinem Schicksal abgeschlossen hatte, meinte Hermanns Vater einmal. Auch diese Pause ist heute ohne größere Zwischenfälle vorüber gegangen. Nächste Stunde war Sport angesagt. Alle Schüler hatten die Turnsachen schon mit in die Pause genommen. Jetzt konnten sie direkt zur Turnhalle gehen, um sich

dort in den Umkleidekabinen umzuziehen. Der Sportlehrer war Herr Schulte. Auch er war ein ehemaliger Soldat. Seine Sprüche fanden bei den meisten Wohlgefallen. So motivierte er sie mit: „Wir machen Sport für unser Deutschland“, oder an die Mädchen gerichtet: „Ihr sollt kräftig werden, um gesunde Kinder für unser Deutschland zu bekommen“. Ganz selten kamen aber auch Äußerungen, die Hermann zum Nachdenken brachten: „Das müssen wir jetzt machen, um Tapfer und Kräftig für den Krieg zu werden“ oder so ähnlich. Hatten wir nicht gerade erst einen Krieg hinter uns gebracht, den großen Weltkrieg? Haben wir da nicht erst

verloren? Hermann war erst 7, als der Krieg zu Ende war. Er hatte eigentlich nichts groß mitbekommen vom Krieg. In dieser Gegend wurde nicht gekämpft. Sichtbare Schäden waren nicht da. Klar, gehungert haben sie alle nach dem Krieg, aber niemand ist dabei verhungert, jedenfalls niemand den Hermann kannte. Hermanns Vater war im Krieg und nur sehr selten zu Besuch. Alle waren froh, wie es hieß, der Krieg ist aus und die Väter kommen nach Hause. Leider nicht alle, und so gab es in vielen Familien trauer. Allein in Hermanns Klasse gibt es 3 Kriegsweisen. Auch Hermanns Onkel Horst ist im Krieg geblieben, irgendwo

in Russland, sie haben nie wieder etwas von ihm gehört. Vater war auch nicht lange in Kriegsgefangenschaft und kam bald nach dem Krieg wieder zurück. Alle haben sich sehr schnell wieder an ihn gewöhnt, zumal er gleich bei den Bartels als Schmied wieder anfangen durfte und somit wieder den ganzen Tag unterwegs war. Warum spricht der Sportlehrer dann vom Krieg? Soll es den wieder Krieg geben? Ja, Deutschland war unzufrieden mit dem verlorenen Krieg, die junge Demokratie wurde auch noch nicht von allen akzeptiert, viele sehnen sich nach dem Kaiserreich zurück, das Lied “Wir wollen unseren alten Kaiser Willhelm wieder haben”

prägte die Zeit. Auch die Reparationsforderungen der Entente, das waren die Siegerländer, war als ungerecht angesehen und so wuchs der Hass auf die Nachbarländer, erst recht wenn es in Deutschland schlecht ging, wie zum Beispiel jetzt im Jahr 1923 zur Zeit der großen Inflation. In der Sportstunde hatte sich die Klasse mit einem Waldlauf warm gemacht, dann auf dem Sportplatz Weitsprung geübt und sich eine Weitsprungnote abgeholt. Da war Herr Schulte übrigens sehr gerecht, er hat nicht alleine die Weite zur Notenfindung herangezogen, sondern auch den Ehrgeiz und die Technik mit Beurteilt, so dass keiner schlechter als 4

zu notieren war. Die 4 hat übrigens die pummelige Gertrud bekommen. Die Weite war nicht einmal eine 5 wert, aber sie grüßt Herrn Schulte immer besonders freundlich. Nach dem Springen haben sie dann noch Prellball gespielt, Mädchen gegen Jungen, die Mädchen waren lange Zeit in Führung, erst in der letzten Rund konnten die Jungen das Blatt noch wenden und gewinnen. Die Sportstunde war immer eine Doppelstunde dafür aber gab es sie nur einmal die Woche. In der Pause nach dem Sport haben alle Kinder träge auf dem Pausenhof abgehangen, zu Rennspielen hatte keiner mehr Energie. Schließlich hatten sie auch

noch eine Stunde Mathe. Mathe in der 5 Stunde sollte man verbieten, war die einhellige Meinung – aber die wollte niemand hören. Herr Suhrkamp hieß der Mathelehrer. Ein im Gegensatz zu den anderen Lehrern junger Mann. Er ist erst vor 2 Jahren auf diese Schule gekommen. Er ist auch streng, wie fast alle Lehrer an der Schule aber er ist äußerst gerecht. So kann man eigentlich ganz gut mit Ihm auskommen. In Mathe wird gerade den Satz des Pythagoras bearbeitet. Herr Suhrkamp kann ganz gut erklären und so macht Mathe sogar Spaß. Nur einen Fehler hat auch Herr Suhrkamp, er gibt immer wahnsinnig viel Hausaufgaben auf. Da morgen schon

wieder Mathe ist, graut es Hermann schon vor heute Nachmittag, da wollte er doch mit seiner Mutter Geburtstag feiern. Zum Glück hatten sie heute nur 5 Stunden. Halb Eins war die Schule aus. Um 1 Uhr könnte Hermann zu Hause sein. Um 1 Uhr gibt es auch immer Mittagessen. Wer 6 Stunden hatte, der musste dann nachessen. Heute hatte nur Fritz 6 Stunden. Die beiden Mädchen waren schon zu Hause. Dort angekommen roch es lecker nach frisch gebackenem Kuchen, wohl für heute Nachmittag. Zu Mittag gab es Möhreneintopf - von gestern. In der Woche gibt es meistens Eintopf und der

wird immer mindestens für zwei Tage gekocht. Alles was der Garten so her gibt im Sommer und Herbst. Im Winter wird dann der Kartoffelvorrat angebrochen und das Eingekochte verzehrt. Im Frühjahr – na da ist sowieso Fastenzeit. Man wartet darauf, dass es im Garten anfängt zu sprießen. Fleisch gibt es höchstens einmal am Wochenende zu essen, und dann natürlich Kaninchen. Heute hatte Mutter zur Feier des Tages ein Stück Kochwurst in die Suppe geschnitten. Man schmeckt es gut heraus. Jeder bekommt nur ein ganz kleines Stückchen, Mutter achtet peinlich genau darauf, das jeder nur ein Stück bekommt, aber der ganze Eintopf

schmeckt dadurch viel besser. Mutter achtet auch darauf, dass für Vater genügend übrig bleibt. Für Vater bleiben übrigens noch zwei Wurststückchen übrig, schließlich „verdient er ja auch das Geld für die Wurst“, sagte Mutter. Nach dem Essen wurde abgewaschen. Mutter wäscht in der Regel ab und die Mädchen trocknen ab. Heute an Ihrem Geburtstag hatte sich Hermann zum abwaschen angeboten , was Mutter auch prompt an nahm. Sie müsse ja auch noch so viel vorbereiten, wenn um 4 Uhr die Gäste kommen. Die Küche war fertig und die üblichen Streiterein mit den Schwestern waren behoben. Fritz war in der Zwischenzeit auch gekommen, hatte

sein Essen hinuntergeschlungen und nun hatten sie noch Zeit für die Hausaufgaben. Die Hausaufgaben wurden auf den Zimmern gemacht. Die Jungen im Jungenzimmer und die Mädchen im Mädchenzimmer. Wer Fragen hatte konnte immer die Mutter oder seine Geschwister fragen. Bei Mutter hatte man aber meist mehr Erfolg. Die Geschwister wollten selbst so schnell wie möglich fertig werden mit den Aufgaben. Das schlimmste war, noch 2 oder 3 Aufgaben machen zu müssen und die Anderen sind schon spielen gegangen. Noch schlimmer war es bei Regenwetter, dann hatten sie auf ihren Zimmern gespielt, ja da war

sämtliche Konzentration vorbei. Wer Fertig war hatte die Aufgaben der Mutter zu zeigen. Diese Achtete mit strengen Augen auf Sauberkeit und Vollständigkeit. Sie war es auch, die es meisterlich verstand, alle Kinder möglichst zur gleichen Zeit fertig werden zu lassen. Bei dem ersten, der die Aufgaben gezeigt hatten, hatte sie am meisten Geduld und auch jede Kleinigkeit gefunden. Wenn der nächste noch nicht in die Küche mit den Hausaufgaben kam, dann hatte sie immer noch eine kleine Aufgabe für denjenigen, der schon fertig war. Da musste noch die Küche gefegt werden, oder Löwenzahn für die Kaninchen

gesucht werden, oder frisches Holz für den Herd geholt werden, irgend etwas war immer zu tun. Darum war niemand erpicht darauf, schneller vor den anderen mit den Aufgaben fertig zu werden. Heute musste Herrmann das Gedicht auswendig lernen, na ja die ersten drei Strophen, so etwas wird immer nach hinten geschoben. Hiermit kann man sich viel zu lange aufhalten, bis es perfekt sitzt. Oder aber man lernt es zu oberflächlich, dann hat man morgen in der Schule die Hälfte vergessen. Also erst einmal Rechnen, das war sowieso der größte Brocken. 6 Aufgaben – pro Aufgabe sicherlich 10 Minuten – eine

Stunde hatte Hermann ausgerechnet. Also gut, fangen wir mit der ersten Aufgabe an: Berechne den Flächeninhalt des Dreieckes. Hört sich einfach an – nanu da fehlt ja eine Angabe! Ach so da muss ich den Pythagoras anwenden also……. Fertig. Hm nur 8 Minuten. 6 Aufgaben mal 8 Minuten = 48 Minuten. Also doch nur eine gute Dreiviertelstunde. Nächste Aufgabe ….. wieder 8 Minuten. Die nächste war dann in 4 Minuten fertig. Hm wie rechne ich den jetzt die Zeit aus, dachte Hermann? 8+8+4 = 20 Minuten – noch mal 3 Aufgaben also noch mal 20 Minuten. Gut weiter, die nächsten beiden Aufgaben waren dann in 7Minuten fertig

– Endspurt, die letzte Aufgabe. 20 Minuten und immer noch nicht fertig – ich gebe auf, muss morgen vor der Schule das Ergebnis von Peter abschreiben – nützt nichts. Für Mutter hatte Hermann einfach mal eine Zahl, die dem Ergebnis nahe kommen sollte hingeschrieben. Bei Mathe kann sie sowieso nicht mithalten. Alles in allem – mit ausrechnen wie lange Hermann für die Aufgaben benötige hat es doch genau eine Stunde gedauert. “Siehste, habe ich doch gleich gesagt” dachte Hermann. „Wie weit bist du den?“, hatte Hermann Fritz gefragt. Normalerweise reden sie immer erst eine Zeitlang, bevor sie mit

den Hausaufgaben anfangen. Heute wollten sie aber beide schnell fertig werden. „Nur noch Mathe zu Ende, dann fertig „ kam die kurze gedankenversunkene Antwort. Fritz und Hermann verstehen sich eigentlich ganz gut, vorausgesetzt sie sind alleine. Sie können Stundenlang zusammen mit der Holzeisenbahn spielen ohne auch den geringsten Streit zu haben. Kommt aber eine oder beide Schwestern hinzu, dann wird gleich Partei ergriffen. Fritz hält zu Lisel und Hermann zu Klara. Noch schlimmer ist es, wenn ihre Freunde da sind. Sie dürfen immer nur einen Freund einladen, entweder Fritz den Hans-Hermann oder Hermann den Peter,

sonst wird das der Mutter zu viel und so groß ist das Zimmer auch nicht. Ist Hans-Hermann zu Besuch, dann versuchen beide Hermann mit aller Gewallt aus dem Zimmer zu drängen. Das fängt mit Beschimpfungen an und geht bis zur Körperlichen Attacken. Hermann gehe dann schon immer freiwillig. Ist Peter zu Besuch, dann lässt Fritz den großen Bruder raus kehren. Er weis alles Besser, mischt sich überall ein, alles gehört ihn und darf nicht berührt werden und seine Ecke im Zimmer darf sowieso nicht betreten werden. Das hatte Hermann auch einmal Probiert, seine Ecke zu verteidigen, Da sein Bett an der Tür steht

und der Schreibtisch auf der anderen Seite der Tür, muss man also durch seine Ecke, um in das Zimmer zu gelangen. Also sind sie dann dauernd zur Tür gegangen und taten so als wollten Sie das Zimmer verlassen und mussten so Hermanns Ecke betreten – das konnte er ihnen nicht verbieten, also hatte er es gleich wieder aufgegeben. Nun hatte Hermann die Glocke herausgeholt. Erst noch einmal lesen. Erster Vers: Fest gemauert in der Erden Steht die Form, aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke werden. Frisch Gesellen, seid zur Hand. Ja, das hört sich sinnig an. Noch zweimal

dann hatte er es. Nächster Vers: Zum Werke, das wir ernst bereiten, Geziemt sich wohl ein ernstes Wort; Wenn gute Reden sie begleiten, Dann fließt die Arbeit munter fort. Ist schon etwas schwerer – hm geziemt sich wohl ein ernstes Wort, was soll das heißen? „Fritz, was heißt geziemt?“ – Kurze Pause „Weiss ich nicht“. Also erst mal lernen. So noch einmal die erste und dann die zweite Strophe – klappt. Nehmet Holz vom Fichtenstamme, Doch recht trocken laßt es sein, Daß die eingepreßte Flamme Schlage zu dem Schwalch hinein. Wieder so ein Wort – Schwalch – nö da Frage ich gar nicht erst. Ob Mutter das

weiß? Ach die hat heute anderes im Kopf. Da gehen die Mädchen schon mit Ihren Hausaufgaben die Treppe herunter. Auch Fritz scheint zusammen zu räumen. „Fertig“ frage Hermann kurz. „Mhm“ kommt als Bejahung zurück. Also noch einmal den letzen Vers lesen – Nehmt das Holz vom Fichtenstamme, klar, Fichte brennt am besten, Eiche glaubte er am längsten. Doch recht trocken laßt es sein, - Klar, trockenes Holz brennt besser als feuchtes - “Ach, denn Vers bekomme ich jetzt sowieso nicht mehr rein” dachte er. Er nahm sich vor, ihn heute Abend im Bett noch einmal zu lesen und zu lernen. Er packe das Deutschbuch unter sein Kopfkissen.

Fritz nahm seine Sachen und ging die Treppe herunter. Die Mädchen kamen schon wieder hoch – hoppla das ging ja schnell. Also nahm Hermann seine Sachen ungeachtet der Aufgabe vom Pastor, da dass vierte Gebot, welches sie auf hatten wohl noch in seinem Kopf zu finden ist, runter zur Mutter um die Hausaufgaben zu zeigen. Indes kam Fritz schon wieder hoch, „Das ging ja schnell“ war Hermanns Kommentar und ohne eine Antwort abzuwarten flitzte er runter in die Küche. Mutter war aber im Wohnzimmer und hat den Tisch gedeckt. „Na zeig mal schnell her“, sagte sie mit einer Kaffeetasse in einer Hand und ich hielt ihr mein

Rechenheft hin. Sie überflog es schnell und bemängelte wie immer die Eselohren, sonst sagte sie nur „Gut“ und gab ihm das Heft zurück. „Und Deutsch?“ kam die Frage. „Ein Gedicht von Schiller, das Lied von der Glocke“ sagte Hermann „auswendig lernen“ fügte er noch schnell hinzu. „Oh, das ist ja eines meiner Lieblingsgedichte, na dann fang mal an“. Also leierte er los. Erster Vers – kein Problem, beim zweiten ein Hänger bei geziemt, viel ihm aber doch noch ein. „Nur die ersten beiden Strophen“ log er. „Na dann schau sie dir heute Abend im Bett noch einmal an“ sagte Mutter. Das wars für heute. Religion interessierte seine Mutter nicht

so sehr, warscheinlich kannte sie Pastor Jepsen ganz gut um zu wissen, das er es mit den Hausaufgaben nicht so genau nahm. Also konnte Hermann wieder in sein Zimmer gehen. Bevor er losging sagte sie aber noch „Kannst deine Schulsachen heute anlassen, aber nicht draußen spielen!“. Hermann ging in sein Zimmer zurück um die Schulsachen zu sortieren und den Tornüster für morgen fertig zu machen. Heute Abend blieb sicher keine Zeit. Fritz saß am Schreibtisch und las in einem Buch. Da sollte man ihn lieber nicht stören. Also ging Hermann ins Mädchenzimmer. Die beiden Schwestern machten sich gerade schön und zogen

Ihre Sonntagskleider an – da störte er nur. Da dachte er, vielleicht benötigt Mutter noch etwas Hilfe. Wahrscheinlich quälte auch sein schlechtes Gewissen, weil er sie wegen dem Auswendig lernen angelogen hatte. Er ging also zu ihr hin und wollte gerade etwas Fragen, da klopfte es an der Tür. Hermann rannte zur Haustür, da viel ihm ein, das Mutter heute wohl zuerst die Gäste begrüßen dürfte. Er war dann etwas vor der Tür stehen geblieben und hatte auf Mutter gewartet. Sie guckte ihn entfremdet an und fragte „Warum machst du nicht auf?“ – „Ist doch dein Besuch oder?“ war seine Antwort. Mutter öffnete die Tür, es war Opa

Keller, Mutter Vater. „Ach du bist das schon Vater“ sagte sie zu Ihm, „Ich hatte beinahe Angst, das die Gäste schon kommen, aber komm rein“, fügte sie noch hinzu. „So, so, bin ich also kein Gast?“ fragte Opa Keller. „Ach Opa, du weißt doch wie ich das meine“, sagte Mutter. Wenn die Kinder in der Nähe waren sagte Mutter zu Opa auch Opa, waren die Kinder nicht anwesend, so sagte sie Vater zu Opa. Opa Keller nahm Mutter erst ein Mal in die Arme und gratulierte seine Tochter ganz herzlich. Als Geschenk bracht er eine dicke Salami - Wurst vom Fleischer mit. Er sagte dazu: „Mehr ist leider bei der Inflation nicht drin“. Aber Mutter freute

sich sehr darüber. Als Opa auch die Kinder begrüßt hatte, die anderen waren natürlich in der Zwischenzeit alle runtergekommen sagte Mutter zu Opa er sollte sich erst einmal zur Mutter in die Küche setzen, dann könnten sie sich noch etwas erzählen wenn sie den Kaffee kocht und den Kuchen schneidet. Die Kinder sollte solange wieder hoch gehen, würden nur stören – also zogen sie ab. Die Kinder wussten, dass sie noch genug vom Opa mitbekommen, da er es vorzog mit den Kindern in der Küche Kaffee zu trinken, da zu Mutter Geburtstag immer nur „olle Tanten“ zum Kaffee kommen, da zog er deren Anwesenheit vor. Auf

den Weg ins Kinderzimmer ging Hermann das Wort Inflation, welche Opa eben zur Mutter sagte nicht aus dem Kopf. Im Zimmer angelangt fragte er Fritz, bevor er sich sein Buch wieder vorgenommen hatte. „Du Fritz – was ist Inflation?“ „Da ist wenn das Geld immer weniger Wert ist“ gab er zu Antwort. „Was meinst du damit? Geld ist doch Geld oder“, fragte Hermann schnell hinterher. „Geld ist Geld, das ist richtig, aber letzte Woche zum Beispiel hat ein Brot noch 50 000 Mark gekostet. Heute musst du da schon 100 000 Mark für bezahlen und das wird immer noch teurer hat Hans-Hermann sein Vater gesagt. Und nächsten Monat sind wir

bestimmt Millionär, soviel verdient unser Vater dann wohl“ erklärte Fritz. Millionär und alles wird teurer, das hatte Hermann verstanden. Aber was ist so schlimm daran, wenn sie doch Millionäre sind. Millionäre können sich doch alles leisten – aber wenn alles teurer wird –er wurde Nachdenklich. Gut eine halbe Stunde später trudelten nach und nach die anderen Gäste ein. Zuerst Tante Maria, Vater jüngste Schwester. Sie bekommt bald ihr erstes Kind, man sieht es an ihrem dicken Bauch. Sie brachte Mutter eine große Sahnetorte mit, die hatte sie sich auch gewünscht, dann brauchte sie nicht so viel zu backen. Dann kam Tante Martha,

die Frau von Onkel Josef, der Bruder von Mutter. Sie hatte den dicken Bernhard im Schlepptau, der Cousin der Kinder Ahlers. Er war 10 Jahre alt und hing immer nur am Rockzipfel seiner Mutter. Es kam kaum vor, dass er mal mit ihnen gespielt hatte. Dann kamen die drei Nachbarsfrauen, Frau Michels, die wohnt gleich nebenan, Frau Brode, die wohnt noch ein Haus hinter Frau Michels und Frau Gerke, sie wohnt genau gegenüber. Auf der anderen Seite wohnen die Kropps, Frau Kropp ging aber nie mit zu den Nachbarn. Die Nachbarn brachten Mutter zwei Flaschen Wein und eine Flasche Eierlikör mit. Zuletzt kam noch Tante Ursula, die

Schwester von Mutter. Mit Ihr kamen Erich und Hannelore mit, die Lieblings Cousinen der Ahlers Kinder. Sie spielen Feiertags und auf Geburtstagen immer zusammen und kamen gut miteinander aus. Erich ist etwas älter als Hermann aber jünger als Fritz und Hannelore ist älter als die kleine Liesel aber noch nicht so alt wie Klara. Die beiden würden also altersmäßig in unsere Familie passen meint Mutter immer. Zuerst gab es Tee und Kuchen. Die Kinder, außer dem dicken Bernhard, saßen in der Küche. Die Erwachsenen, außer Opa, saßen im Wohnzimmer. Die Kinder haben auch keinen Tee getrunken sondern Saft, den Mutter letzte Woche

selbst aus Äpfeln gemacht hatte. Jedes Kind hatte ein kleines Stück Sahnetorte bekommen, vom Apfelkuchen bekam jeder ein großes Stück. Sicher hätten sie gerne noch etwas mehr von dem leckeren Kuchen gegessen, aber dann hätte es nicht für alle gereicht. Der Kuchen war schnell gegessen, der Saft ist auch schon leer, die Kinder wollten spielen gehen. Wenn Erich und Hannelore bei Ahlers zu Besuch waren bauten sie meistens zuerst die Holzeisenbahn auf. Also gingen die Kinder in ihre Zimmer. Hermann ist noch Kurz beim Opa sitzen geblieben. Er wollte doch noch genau wissen, was das mit der Inflation auf sich hatte.

So saß er mit dem Opa in der Küche. Opa schob sich gerade das letzte Stück Apfelkuchen in den Mund. „Na Hermann, willst du mir noch Gesellschaft leisten? – kannst aber ruhig zu den anderen rauf gehen.“ Sagte er, nachdem er den Mund wieder leer hatte. „Ja gleich“, sagte Hermann darauf. Er wusste nicht so genau, wie er anfangen sollte. Am besten immer gerade heraus sagte Hermanns Vater immer, also fragte er kurzerhand: „Opa, sag mal was bedeutet eigentlich Inflation?“. „Oh“, sagte da Opa verblüfft mit der Teetasse in der Hand. Bevor er anfing, nahm er erst einmal einen

Schluck. „Ja“, war das nächste was er sagte, Hermann war bewusst, dass er ein schwieriges Thema angefasst hatte und war dann Verblüfft als Opa sagte: „Das ist ganz leicht. Alles wird immer teurer und zwar soviel, dass man eigentlich nichts mehr kaufen kann.“ „Und wie bist Du an die Wurst gekommen, für die Mutter?“ wollte Herman wissen, wenn man doch nichts mehr kaufen kann. „Ja, das ist eine gute Frage. Von meiner Rente könnte ich nicht einmal mehr einen Zipfel von der Wurst bekommen, so wenig bekommen ich. Das heißt, wenig ist es ja gar nicht, für das Geld

hätte ich vor einem Jahr die ganze Fleischerei kaufen können, und heute lohnt es sich nicht einmal mehr, das Geld abzuholen“. Gab er zur Antwort. So richtig wurde Hermann aber nicht schlau daraus. „Und die Wurst?“ fragte er dann doch noch einmal. „Wenn du mich nicht verrätst“ sagte er dann und Hermann gleich „Nein, Nein“ „Also ich habe dem Fleischermeister Möller mein Pracht Kaninchen gegeben und er hat mir dafür zwei Würste gegeben. Tauschhandel nennt man das. Tscha und eine Wurst habe ich deiner Mutter geschenkt, die andere esse ich selber, – so zwei Wochen sollte sie wohl

für mich reichen.“ Hatte er erklärt. „Aha“, sagte Hermann dann. Ein bisschen hatte er wohl verstanden, aber jetzt wollte er lieber mit den anderen Kindern oben spielen. Er sagte kurz „Danke Opa”, und schwirrte ab. „Ja, ja, geh nur spielen, ich werde zu den Damen gehen“ hatte Hermann noch von Opa mitbekommen, da war er auch schon fast oben. Oben angekommen war natürlich schon alles verteilt, Fritz, obwohl er sich eigentlich schon zu alt für dieses Spiel fand, hatte natürlich die Lokomotive, Erich hatte den Bahnhof unter sich, Klara bediente den Bahnübergang, Hannelore und Lisel hatten je ein Haus und ein Auto. Für

Hermann blieb die Feuerwehr übrig. Kurze Zeit später kam auch Bernhard die Treppe hoch und blieb schüchtern im Türrahmen stehen. „Willst du mitspielen?“ fragte Klara sofort. Bernhard blieb aber nur regungslos im Türrahmen stehen. „Was ist nun“, fragte sie noch einmal nach, was nur ein zögerliches Kopfschütteln hervorbrachte. Die Kinder haben ihn einfach nur Ignoriert. „Alle einsteigen - der Zug fährt gleich los“ rief Erich und setzte das Signal auf Ausfahrt. „Tsch Tsch Tsch Tsch“ machte Fritz und ließ den Zug langsam anfahren. „Du musst die Schranken runterkurbeln“ sagte Bernhard ganz

unvermutet, da Klara nicht aufpasste und mit den beiden anderen Mädchen über die Schule quatschte. „Kannst sie gleich übernehmen“, sagte sie gleich zu Bernhard, „ich nehme dann die Bäckerei“. Bernhard antwortete aber abweisend „Pfu, mit so einer kleinen Bahn spiele ich doch nicht erst“ und drehte sich um und ging wieder runter. Die Kinder spielten dann noch eine kleine Weile weiter. Dann haben sie zusammengeräumt. Die Mädchen sind dann in das Mädchenzimmer gegangen um sich um die Puppen zu kümmern. Hermann hatte Erich dann seine elektrische Klingel vorgeführt, die er sich selbst zusammengebastelt hatte. Die

Anleitung zum Bau dieser Klingel hatte er in dem Buch ´Der junge Elektriker´ gefunden, welches er von seinem Patenonkel Hans-Dieter zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Onkel Hans-Dieter ist der Bruder von Hermanns Vater. Er ist aller Kinder Lieblingsonkel, und ganz besonders Hermanns Lieblingsonkel, weil er auch sein Patenonkel ist. Er macht den Kindern immer die tollsten Geschenke. Auch die Holzeisenbahn stammt von Ihm, sie habe sie vorletztes Jahr zu Weihnachten von ihm bekommen. Hans-Dieter Ahlers lebt in Berlin, er ist dort Schauspieler. Er ist schon vor dem Weltkrieg nach Berlin gezogen und hat

dort eine Anstellung als Schauspieler bekommen. Er war so gut, dass er nicht einmal in den Krieg ziehen musste. Er bewohnt dort eine große Wohnung mit seiner Verlobten Pauline. Sie wollten aber noch nicht Heiraten, was Opa Keller sehr ärgert. Auch Vater sagt, er lebe in ´wilde Ehe´, was damals noch sehr gewagt war und nur in einer großen Stadt möglich war. Pauline ist sehr nett, die Kinder haben sie kennen gelernt, als Hans-Dieter und Pauline letzten Sommer zu Besuch waren. Pauline ist auch Schauspielerin, am gleichen Theater wie Onkel Hans-Dieter. Sie hat den Kindern gleich verboten, `Tante` Pauline zu ihr zu sagen, dass würde sie so alt machen.

sie sollten einfach nur Pauline sagen, das gefiel den Kindern. Zu Hermanns letzten Geburtstag hatte er ´nur´ ein Buch von seinem Onkel bekommen, wegen der schlechten Zeiten. Zuerst war er ein bisschen enttäuscht. Dann ist er aber angefangen zu lesen und hatte das Buch nicht mehr aus den Händen gelegt. Dann hatte er sich verschieden Sachen besorgt und viele der Versuche in dem Buch nachgebastelt. Zuerst benötigte er eine Batterie, eine Spannungsquelle. Der Strom aus dem Lichtnetz ist viel zu gefährlich, hatte sein Vater gesagt und ihm bei Prügelstrafe verboten, die Leitungen anzuzapfen. Er besorgte sich

also einen Kohlestab und Säure aus der Apotheke und baute sich so seine eigene Stromquelle. Leitung hatte er von seinem Vater geschenkt bekommen, der hat ein paar Reste von seiner Arbeit mitgebracht. Einen Taster und die Klingel hatte er sich selbst gebastelt. Die Klingel will er vor der Zimmertür des Jungenzimmers anbringen, dann müssen alle die da Zimmer besuchen wollen zuerst klingeln. Erich fand das alles sehr aufregend. Abends gab es Kartoffelsalat. Die Kartoffeln und die Gurken wachsen in Mutters eigenen Garten. Ein paar Eier hierfür hatten sie vom Opa bekommen, der hat nämlich noch eigene Hühner.

Tante Marta mit dem dicken Bernhard sind schon vor den Essen nach Hause gegangen, der arme Bernhard muss noch so viel Hausaufgabe machen schließlich soll er auf die “höhere Schule”. Die Nachbarn sind auch schon nach Hause, die Männer kommen von der Arbeit und wollen ihr Essen haben. Auch Vater ist von der Arbeit nach Hause gekommen und Onkel Rudolf, der Vater von Erich und Hannelore ist auch noch gekommen. Alle haben sie zusammen im Wohnzimmer gegessen. Danach wurde es draußen schon langsam dunkel, und Fritz hatte die Idee, draußen Verstecken zu spielen. Das macht allen Kindern viel Spaß. Als Hermann das

tollste Versteck hatte, hinterm Kaninchenstall, kam der Ruf von Tante Ursula, sie mussten schon nach Hause, da morgen wieder Schule war und Onkel Rudolf auch wieder zur Arbeit musste. So sind auch Opa und Tante Maria nach Hause gegangen, die Geburtstagsfeier war zu Ende. Mutter hatte noch aufgeräumt, Vater hatte geholfen und die Kinder mussten in die Betten, wo die Glocke auf Hermann wartete. Kapitel 2 Glückliches armes Weihnachten 1923 Als Hermann heute Morgen wach wird,

ist es schon etwas hell im Zimmer. Er steht sofort auf und läuft zum Fenster. Ja hurra, es hat noch mehr geschneit. Gestern Nachmittag fing es langsam an und jetzt ist alles Weiß, die ganze Straße, im Garten auf den Bäumen überall Schnee und es schneit immer noch. Jetzt schnell aufstehen, schnell waschen und anziehen. Fritz wird auch langsam von seinem Krach wach. „Komme Fritz, es liegt ganz viel Schnee draußen.“ Aber Fritz drehte sich nur noch einmal um und schlief in seinem warmen Bett weiter. Hermann ist die Treppe runtergerannt, Ihm war klar, dass seine Mutter schon auf war, heute ist Heiliger Abend und da ist noch viel zu

tun. Sie war in der Küche und schälte Kartoffeln. Sicher für den Kartoffelsalat, den es heute Abend geben wird, wenn Opa Keller kommt. Vater sitzt auch schon in der Küche und Frühstückt. Er muss nicht zur Arbeit, weil er kurz nach Mutter Geburtstag entlassen worden war. Der alte Herr Bartels hatte genug zu tun, sich und seine drei Söhne durch die schlechte Zeit zu bekommen. Arbeit wäre noch genug da gewesen, aber Material konnte man nicht mehr kaufen da das Geld immer weniger Wert hatte. Jeder Händler hat lieber seine Ware behalten, als diese in wertloses Geld einzutauschen. So haben sie gelogen und

gesagt, sie hätten selber nichts zu verkaufen. Die Kunden von Bartels wollten gerne ihre Heizung für den Winter repariert wissen, aber Herr Bartels hat fast kein Material mehr. Die Inflation wurde immer heftiger, bald kostete ein Brot eine Millionen Mark, dann eine Milliarde und zuletzt fast eine Billion Mark, wenn es überhaut etwas zu kaufen gab. Genau an Hermanns Geburtstag, den 15 November wurde dann aber ein neues Geld ausgegeben, man nannte sie die Rentenmark. Für eine Billion Mark bekam man eine Rentenmark, das war nicht viel aber die Leute haben ganz schnell ihr letztes Geld umgetauscht, da

gab es ganz lange Schlangen vor der Bank. Kurze Zeit später konnte man auch alles wieder kaufen und am letzten Samstag, also vor 2 Tagen war der alte Herr Bartels bei den Ahlers. Er kam unangemeldet und brachte einen großen Korb mit Brot und Wurst, Käse, Nüsse, Butter und noch andere schöne Sachen vorbei. Alle hatten sich natürlich sehr gefreut. Als er dann fragte, ob Vater schon eine andere Arbeit gefunden hätte, und er dieses verneinen musste, fragte der alte Herr Bartels, ob er nicht wieder bei Ihm anfangen wolle. Da waren wir alle froh, dass Vater gleich im neuen Jahr wieder für ihn arbeiten darf. So saß der Vater jetzt vergnügt in der

Küche und hat die letzten Stunden ohne Arbeit genossen. „Wenn man weiß, dass man nächsten Monat wieder arbeiten darf, macht es richtig Spaß, einmal frei zu haben“, sagte er gerade zu seiner Frau, als Hermann die Küche betrat. „Guten Morgen – habt ihr schon gesehen, das es schneit und draußen alles weiß ist?“ fragte er ganz schnell. „Aber sicher doch, ich habe sogar schon den Weg zum Kaninchenstall freigeschaufelt“ sagte sein Vater zu ihm. „Bevor du den Weg zum Haus freischaufeln darfst, wird erst einmal ordentlich gefrühstückt, möchtest du ein Brot mit Butter“ fragte seine Mutter und stellte ihm eine Stulle und ein Glas

Milch auf den Tisch. „Ist das das Brot von Herrn Bartels?“ fragte Hermann seine Mutter. „ja, ja das reicht für das ganze Fest“ sagte sie. „Kommst Du auch mit raus?“ fragte er dann seinen Vater. „Nein“, sagte er mit einem zwinkernden Auge. „ich muss noch dem Weihnachtsmann im Wohnzimmer helfen“. Plötzlich wurde die Küchentür aufgerissen und die Mädchen stürmten im Schlafrock herein. „Habt ihr den Schnee draußen schon gesehen?“ fragten sie im Chor. „Na klar“ haben wir im Chor zurück geantwortet. „Aber jetzt erst einmal Waschen und anziehen“ sprach die Mutter zu den Mädchen. „Aber es ist so kalt in unserem Zimmer“

sagte Klara. „Keine Wiederrede“ sagte Mutter streng, da kannte sie kein Pardon, im Schlafanzug wird nicht durch das Haus gelaufen, erst recht nicht im Winter. Die Mädchen zogen ab und Hermann war auch schon fertig mit dem Frühstück. Hermann hatte sich dann warm eingepackt mit einem Mantel, Schal, Handschuhe, Stiefel und Pudelmütze, dann ist er rausgegangen in den tiefen Schnee. Der Schneeschieber stand gleich neben der Tür. Der Weg zum Schuppen und den Kaninchenställen war schon freigeschaufelt, aber durch das ständige schneien lag schon wieder neuer Schnee auf dem Weg. Also hatte er jetzt den Weg

zur Straße freigeschaufelt. Mindestens 15cm hat es schon geschneit. Soviel Schnee hatten gab es am Heilig Abend lange nicht mehr. Für den Weg zur Straße hatte er bestimmt eine halbe Stunde gebraucht. Auf der Straße musste auch ein Fußweg freigeschaufelt werden. Einige Nachbarn sah und hörte man auch Schnee schaufeln. Die Luft war ganz komisch, sie Geräusche der Nachbarn hörten sich im Schnee ganz anders an, alles war gedämpft. Jetzt kamen auch Fritz und die Mädchen nach draußen. Fritz hat Hermann gleich den Schneeschieber aus der Hand gerissen und gesagt „Da lass mal einen Fachmann ran“. Herrmann hatte sowieso schon

genug Schnee geschoben und war eigentlich froh, dass er den Schieber nahm. Die Mädchen versuchten einen Schneemann zu bauen, der Schnee war aber so kalt, dass es ihnen nicht gelang eine Kugel zu rollen. „Jetzt müsste man einen Schlitten haben, dann könnten wir eine schöne Schlittenfahrt machen“ hauchte Fritz in die Winterluft, aber leider hatten sie keinen Schlitten. Die Hände wurden langsam kalt, da hatte Herrmann sie bei den Kaninchen aufgewärmt. Es waren aber nur noch 4 Kaninchen in den Ställen, drei Weibchen und ein Rammler. Die werden im Frühjahr wieder für Nachwuchs sorgen. Gestern waren es noch sechs Kaninchen

aber der Vater ist mit 2 Kaninchen zum Opa gegangen, die Kinder durften nicht mit. 3 Stunden später kam er wieder, und brachte den Weihnachtsbraten mit. Die Kinder sind dann immer sehr traurig, wenn ein Kaninchen geschlachtet werden muss, dass ist beim Festessen dann aber schon wieder vergessen. Mittags gab es nur eine Suppe, dann wurde das Haus geputzt, nur das Wohnzimmer war schon lange fertig und durfte von den Kindern nicht betreten werden. Vater hat sicher den Weihnachtbaum schon geschmückt und ein paar Geschenke aufgestellt. Viel dürften sie dieses Jahr sicher nicht

erwarten, nachdem der Vater ĂĽber 3 Monate keine Arbeit hatte und dieses Jahr fĂĽr alle in Deutschland sehr schwierig war. Die Kinder kannten es aber auch nicht anders, zuerst der Krieg, dann nach dem Krieg war es auch nicht besser, da Deutschland den Krieg verloren hatte. Es wollte in Deutschland nicht richtig vorangehen sagte der Opa. Jetzt mit dem neuen Geld hatten sie aber alle wieder Hoffnung, dass das Leben in Deutschland wieder besser wird. An Heiligabend warten immer alle Kinder ganz aufgeregt den ganzen Tag auf die Bescherung. Vorher geht es aber noch in die Kirche. Dort treffen die Ahlers Familie auch Opa Keller und

viele anderen Verwandte. Pastor Jepsen liest die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vor und alle singen zusammen einige Weihnachtslieder. Dann wünschen sich alle frohe Weihnachten und können wieder nach Hause gehen, endlich denken die Kinder. Der Opa kommt immer mit zu den Ahlers, um bei ihnen die Bescherung zu feiern, er soll natürlich am Heilig Abend nicht alleine sein. Zu Hause wird erst einmal der Kartoffelsalat gegessen. Heute gab es sogar ein halbes Würstchen dazu, aus Herrn Barthes Fresskorb. Nach dem Essen wurde die Küche wieder aufgeräumt, Mutter hat abgewaschen, die Mädchen haben abgetrocknet, Vater

hat eingeräumt, Fritz und Hermann haben gefegt und der Opa hat auf alle gewartet, es sah so aus als ob Opa Keller am aufgeregtesten vor der Bescherung war. Der Vater ist schon einmal in das Wohnzimmer gegangen und kurze Zeit später durften die anderen nachkommen. Das ist für die Kinder immer der schönste Augenblick des ganzen Weihnachtsfestes, wenn man das geputzte Wohnzimmer betritt und der Weihnachtsbaum im Kerzenschein den Raum erhellt. Alle stellen sich vor dem Baum auf und sangen 3 bis 4 Weihnachtslieder, Vom Himmel hoch da komm ich her, Ihr Kinderlein kommet,

Stille Nacht, Heilige Nacht, Oh Tannebaum. Beim Singen schauten die Kinder schon einmal auf die Geschenke. Das meiste war aber eingepackt und man konnte nur erahnen, was darin steckt. Dieses Mal stand aber ein Schlitten unverpackt vor dem Baum - schade dass es schon dunkel ist, da dĂĽrfen die Kinder sicher nicht mehr raus. Hermann hatte einen selbstgestrickten Pullover von seiner Mutter bekommen, ein selbstgebautes Feuerwehrhaus von seinem Vater, passend zu ihrer Eisenbahn und ein Buch mit einem Brief von seinem Patenonkel Hans-Dieter. In dem Brief stand

folgendes: Berlin, Dezember 1923 Lieber Hermann, ich wĂĽnsche Dir und Deiner Familie ein frohes und gesundes Weihnachtsfest. Du wirst Dich sicher wundern, warum ich Dir ein Buch ĂĽber Rundfunktechnik schenke. Wie Du sicher schon mitbekommen hast, wurde hier in Berlin der erste Rundfunksender in Betrieb genommen. Andere Rundfunksender in Deutschland sind schon im Bau oder werden geplant. Sicher haben Dir Deine Eltern auch schon gesagt, dass ich sein einigen Wochen keine Anstellung mehr

im Theater habe, die Leute haben leider kein Geld, um die Vorstellungen zu besuchen, so wurden viele Schauspieler entlassen. Ich könnte in der nächsten Saison dort wieder anfangen, aber ich habe eine Stelle als Radiosprecher bei der Deutschlandstunde hier in Berlin angenommen. Ein Radiosprecher sagt die nächsten Darbietungen im Radio an. Dort kannst Du mich vielleicht bald hören. So ein Radio ist aber sehr teuer. Da Du aber doch technisch sehr geschickt bist, wirst Du sicher bald Dein eigenes Radio bauen können. Wie das gemacht wird, zeigt Dir das Buch. Die Bauteile, die Du benötigst, werde ich Dir dann sicherlich besorgen

können. So, nun wünsche ich Dir viel Erfolg beim Bau eines Radios und ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Vielleicht kannst Du mich im Sommer einmal Besuchen. Die allerliebsten Grüße von Deinem Patenonkel Hans-Dieter Alle wussten ja, dass dieses Jahr Weihnachten sparsamer ausfallen wird, so haben sich doch alle sehr über die Geschenke gefreut. Vor allem auf den Schlitten, den der Vater wie alles andere die letzten Wochen in der Werkstatt für

die Kinder gebastelt hatte. Die Kinder konnten den nächsten Morgen kaum abwarten, um den Schlitten auszuprobieren. Natürlich hatten sie sich im Haus schon alle einmal auf den Schlitten gesetzt, nur ziehen und schieben durften sie natürlich nicht, da er sonst stumpf werden würde, sagte der Vater. Wahrscheinlich aber hatte die Mutter doch mehr Angst um ihren Fußboden. Das Buch vom Onkel Hans-Dieter hatte Hermann natürlich auch schon durchgeblättert und auch angefangen zu lesen. Was Radio aber wirklich bedeutet, konnte er sich nicht richtig vorstellen. Auch die Eltern und Opa wussten nicht

genau was Rundfunk ist, sie stellten sich dann vor, dass dort Geschichten vorgelesen werden oder jemand ein Musikstück spielt. So ein Radio kann man ganz einfach bauen, einen Detektorempfänger, man benötigt dafür nur einen Kopfhörer und einen Detektor. Alles andere kann man sich selbst herstellen. Für die Antenne die man benötigt, bekäme Hermann sicherlich vom dem Vater den Draht, er hatte ihn schon gefragt und er hatte zugestimmt. Als alle Geschenke ausgepackt und begutachtet waren, haben sie noch alle zusammen Weihnachtlieder gesungen und „Mensch ärger dich nicht“ gespielt.

Dann musste der Opa wieder nach Hause gehen und die Kinder sind ins Bett gegangen. Am ersten Weihnachtstag war die ganze Familie morgens nach dem FrĂĽhstĂĽck wieder in die Kirche gegangen. Mittags hatten sich alle auf den Weihnachtsbraten gefreut. Auch wenn es nur die Kaninchen waren, freuten sich alle ĂĽber das Fleisch. Nachmittags war die Familie Ahlers bei Onkel Rudolf und Tante Ursula eingeladen. Die Kinder durften den Schlitten mitnehmen. Der Vater hat die Kinder abwechselnd alle einmal gezogen. In einer guten halben Stunde waren sie da. Erich und Hannelore

hatten auch einen Schlitten bekommen, hat natürlich auch Hermanns Vater gebaut. Aber viel toller als der Schlitten war die elektrische Eisenbahn, die die beiden bekommen hatten. Damit haben die Kinder gleich zusammen gespielt, nachdem sie die Geschenke ausgetauscht hatten. Hermann hatte eine neue Pudelmütze bekommen. Nach dem Kaffee sind alle zusammen Spazieren gegangen, in den Bürgerbusch. Dort gab es den einzigen Rodelberg in der Nähe. Er war nicht besonders hoch aber dort konnten die Kinder ihre Schlitten ausprobieren. Sie waren ganz durchfroren als sie abends im Dunkeln wieder bei Onkel Rudolf und

Tante Ursula ankamen. Am Kamin beim heiĂźen Tee wurden aber alle schnell wieder fit. Nach dem Abendessen haben sie noch die vielen anderen neuen Spielsachen von Erich und Hannelore bewundert. Onkel Rudolf arbeitet bei der Stadt und hatte dort eine gute Position. Manchmal sind die Ahlers Kinder ein wenig neidisch auf Erich und Hannelore.

GlĂĽckliches armes Weihnachten

Kapitel 2 Glückliches armes Weihnachten 1923 Als Hermann heute Morgen wach wird, ist es schon etwas hell im Zimmer. Er steht sofort auf und läuft zum Fenster. Ja hurra, es hat noch mehr geschneit. Gestern Nachmittag fing es langsam an und jetzt ist alles Weiß, die ganze Straße, im Garten auf den Bäumen überall Schnee und es schneit immer noch. Jetzt schnell aufstehen, schnell waschen und anziehen. Fritz wird auch langsam von seinem Krach wach. „Komme Fritz, es liegt ganz viel Schnee

draußen.“ Aber Fritz drehte sich nur noch einmal um und schlief in seinem warmen Bett weiter. Hermann ist die Treppe runtergerannt, Ihm war klar, dass seine Mutter schon auf war, heute ist Heiliger Abend und da ist noch viel zu tun. Sie war in der Küche und schälte Kartoffeln. Sicher für den Kartoffelsalat, den es heute Abend geben wird, wenn Opa Keller kommt. Vater sitzt auch schon in der Küche und Frühstückt. Er muss nicht zur Arbeit, weil er kurz nach Mutter Geburtstag entlassen worden war. Der alte Herr Bartels hatte genug zu tun, sich und seine drei Söhne durch die schlechte Zeit zu bekommen. Arbeit wäre noch

genug da gewesen, aber Material konnte man nicht mehr kaufen da das Geld immer weniger Wert hatte. Jeder Händler hat lieber seine Ware behalten, als diese in wertloses Geld einzutauschen. So haben sie gelogen und gesagt, sie hätten selber nichts zu verkaufen. Die Kunden von Bartels wollten gerne ihre Heizung für den Winter repariert wissen, aber Herr Bartels hat fast kein Material mehr. Die Inflation wurde immer heftiger, bald kostete ein Brot eine Millionen Mark, dann eine Milliarde und zuletzt fast eine Billion Mark, wenn es überhaut etwas zu kaufen gab. Genau an Hermanns Geburtstag, den 15

November wurde dann aber ein neues Geld ausgegeben, man nannte sie die Rentenmark. Für eine Billion Mark bekam man eine Rentenmark, das war nicht viel aber die Leute haben ganz schnell ihr letztes Geld umgetauscht, da gab es ganz lange Schlangen vor der Bank. Kurze Zeit später konnte man auch alles wieder kaufen und am letzten Samstag, also vor 2 Tagen war der alte Herr Bartels bei den Ahlers. Er kam unangemeldet und brachte einen großen Korb mit Brot und Wurst, Käse, Nüsse, Butter und noch andere schöne Sachen vorbei. Alle hatten sich natürlich sehr gefreut. Als er dann fragte, ob Vater schon eine andere Arbeit gefunden hätte,

und er dieses verneinen musste, fragte der alte Herr Bartels, ob er nicht wieder bei Ihm anfangen wolle. Da waren wir alle froh, dass Vater gleich im neuen Jahr wieder für ihn arbeiten darf. So saß der Vater jetzt vergnügt in der Küche und hat die letzten Stunden ohne Arbeit genossen. „Wenn man weiß, dass man nächsten Monat wieder arbeiten darf, macht es richtig Spaß, einmal frei zu haben“, sagte er gerade zu seiner Frau, als Hermann die Küche betrat. „Guten Morgen – habt ihr schon gesehen, das es schneit und draußen alles weiß ist?“ fragte er ganz schnell. „Aber sicher doch, ich habe sogar schon den Weg zum Kaninchenstall

freigeschaufelt“ sagte sein Vater zu ihm. „Bevor du den Weg zum Haus freischaufeln darfst, wird erst einmal ordentlich gefrühstückt, möchtest du ein Brot mit Butter“ fragte seine Mutter und stellte ihm eine Stulle und ein Glas Milch auf den Tisch. „Ist das das Brot von Herrn Bartels?“ fragte Hermann seine Mutter. „ja, ja das reicht für das ganze Fest“ sagte sie. „Kommst Du auch mit raus?“ fragte er dann seinen Vater. „Nein“, sagte er mit einem zwinkernden Auge. „ich muss noch dem Weihnachtsmann im Wohnzimmer helfen“. Plötzlich wurde die Küchentür aufgerissen und die Mädchen stürmten im Schlafrock herein. „Habt ihr den

Schnee draußen schon gesehen?“ fragten sie im Chor. „Na klar“ haben wir im Chor zurück geantwortet. „Aber jetzt erst einmal Waschen und anziehen“ sprach die Mutter zu den Mädchen. „Aber es ist so kalt in unserem Zimmer“ sagte Klara. „Keine Wiederrede“ sagte Mutter streng, da kannte sie kein Pardon, im Schlafanzug wird nicht durch das Haus gelaufen, erst recht nicht im Winter. Die Mädchen zogen ab und Hermann war auch schon fertig mit dem Frühstück. Hermann hatte sich dann warm eingepackt mit einem Mantel, Schal, Handschuhe, Stiefel und Pudelmütze, dann ist er rausgegangen in den tiefen

Schnee. Der Schneeschieber stand gleich neben der Tür. Der Weg zum Schuppen und den Kaninchenställen war schon freigeschaufelt, aber durch das ständige schneien lag schon wieder neuer Schnee auf dem Weg. Also hatte er jetzt den Weg zur Straße freigeschaufelt. Mindestens 15cm hat es schon geschneit. Soviel Schnee hatten gab es am Heilig Abend lange nicht mehr. Für den Weg zur Straße hatte er bestimmt eine halbe Stunde gebraucht. Auf der Straße musste auch ein Fußweg freigeschaufelt werden. Einige Nachbarn sah und hörte man auch Schnee schaufeln. Die Luft war ganz komisch, sie Geräusche der Nachbarn hörten sich

im Schnee ganz anders an, alles war gedämpft. Jetzt kamen auch Fritz und die Mädchen nach draußen. Fritz hat Hermann gleich den Schneeschieber aus der Hand gerissen und gesagt „Da lass mal einen Fachmann ran“. Herrmann hatte sowieso schon genug Schnee geschoben und war eigentlich froh, dass er den Schieber nahm. Die Mädchen versuchten einen Schneemann zu bauen, der Schnee war aber so kalt, dass es ihnen nicht gelang eine Kugel zu rollen. „Jetzt müsste man einen Schlitten haben, dann könnten wir eine schöne Schlittenfahrt machen“ hauchte Fritz in die Winterluft, aber leider hatten sie keinen Schlitten. Die Hände wurden

langsam kalt, da hatte Herrmann sie bei den Kaninchen aufgewärmt. Es waren aber nur noch 4 Kaninchen in den Ställen, drei Weibchen und ein Rammler. Die werden im Frühjahr wieder für Nachwuchs sorgen. Gestern waren es noch sechs Kaninchen aber der Vater ist mit 2 Kaninchen zum Opa gegangen, die Kinder durften nicht mit. 3 Stunden später kam er wieder, und brachte den Weihnachtsbraten mit. Die Kinder sind dann immer sehr traurig, wenn ein Kaninchen geschlachtet werden muss, dass ist beim Festessen dann aber schon wieder vergessen. Mittags gab es nur eine Suppe, dann wurde das Haus geputzt, nur das

Wohnzimmer war schon lange fertig und durfte von den Kindern nicht betreten werden. Vater hat sicher den Weihnachtbaum schon geschmĂĽckt und ein paar Geschenke aufgestellt. Viel dĂĽrften sie dieses Jahr sicher nicht erwarten, nachdem der Vater ĂĽber 3 Monate keine Arbeit hatte und dieses Jahr fĂĽr alle in Deutschland sehr schwierig war. Die Kinder kannten es aber auch nicht anders, zuerst der Krieg, dann nach dem Krieg war es auch nicht besser, da Deutschland den Krieg verloren hatte. Es wollte in Deutschland nicht richtig vorangehen sagte der Opa. Jetzt mit dem neuen Geld hatten sie aber alle wieder Hoffnung, dass das Leben in

Deutschland wieder besser wird. An Heiligabend warten immer alle Kinder ganz aufgeregt den ganzen Tag auf die Bescherung. Vorher geht es aber noch in die Kirche. Dort treffen die Ahlers Familie auch Opa Keller und viele anderen Verwandte. Pastor Jepsen liest die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vor und alle singen zusammen einige Weihnachtslieder. Dann wünschen sich alle frohe Weihnachten und können wieder nach Hause gehen, endlich denken die Kinder. Der Opa kommt immer mit zu den Ahlers, um bei ihnen die Bescherung zu feiern, er soll natürlich am Heilig Abend nicht alleine sein. Zu Hause wird erst einmal der

Kartoffelsalat gegessen. Heute gab es sogar ein halbes Würstchen dazu, aus Herrn Barthes Fresskorb. Nach dem Essen wurde die Küche wieder aufgeräumt, Mutter hat abgewaschen, die Mädchen haben abgetrocknet, Vater hat eingeräumt, Fritz und Hermann haben gefegt und der Opa hat auf alle gewartet, es sah so aus als ob Opa Keller am aufgeregtesten vor der Bescherung war. Der Vater ist schon einmal in das Wohnzimmer gegangen und kurze Zeit später durften die anderen nachkommen. Das ist für die Kinder immer der schönste Augenblick des ganzen Weihnachtsfestes, wenn man das geputzte

Wohnzimmer betritt und der Weihnachtsbaum im Kerzenschein den Raum erhellt. Alle stellen sich vor dem Baum auf und sangen 3 bis 4 Weihnachtslieder, Vom Himmel hoch da komm ich her, Ihr Kinderlein kommet, Stille Nacht, Heilige Nacht, Oh Tannebaum. Beim Singen schauten die Kinder schon einmal auf die Geschenke. Das meiste war aber eingepackt und man konnte nur erahnen, was darin steckt. Dieses Mal stand aber ein Schlitten unverpackt vor dem Baum - schade dass es schon dunkel ist, da dĂĽrfen die Kinder sicher nicht mehr raus. Hermann hatte einen selbstgestrickten Pullover von seiner Mutter bekommen,

ein selbstgebautes Feuerwehrhaus von seinem Vater, passend zu ihrer Eisenbahn und ein Buch mit einem Brief von seinem Patenonkel Hans-Dieter. In dem Brief stand folgendes: Berlin, Dezember 1923 Lieber Hermann, ich wĂĽnsche Dir und Deiner Familie ein frohes und gesundes Weihnachtsfest. Du wirst Dich sicher wundern, warum ich Dir ein Buch ĂĽber Rundfunktechnik schenke. Wie Du sicher schon mitbekommen hast, wurde hier in Berlin der erste Rundfunksender in Betrieb genommen. Andere Rundfunksender in

Deutschland sind schon im Bau oder werden geplant. Sicher haben Dir Deine Eltern auch schon gesagt, dass ich sein einigen Wochen keine Anstellung mehr im Theater habe, die Leute haben leider kein Geld, um die Vorstellungen zu besuchen, so wurden viele Schauspieler entlassen. Ich könnte in der nächsten Saison dort wieder anfangen, aber ich habe eine Stelle als Radiosprecher bei der Deutschlandstunde hier in Berlin angenommen. Ein Radiosprecher sagt die nächsten Darbietungen im Radio an. Dort kannst Du mich vielleicht bald hören. So ein Radio ist aber sehr teuer. Da Du aber doch technisch sehr geschickt bist, wirst Du sicher bald Dein

eigenes Radio bauen können. Wie das gemacht wird, zeigt Dir das Buch. Die Bauteile, die Du benötigst, werde ich Dir dann sicherlich besorgen können. So, nun wünsche ich Dir viel Erfolg beim Bau eines Radios und ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Vielleicht kannst Du mich im Sommer einmal Besuchen. Die allerliebsten Grüße von Deinem Patenonkel Hans-Dieter Alle wussten ja, dass dieses Jahr Weihnachten sparsamer ausfallen wird, so haben sich doch alle sehr über die

Geschenke gefreut. Vor allem auf den Schlitten, den der Vater wie alles andere die letzten Wochen in der Werkstatt für die Kinder gebastelt hatte. Die Kinder konnten den nächsten Morgen kaum abwarten, um den Schlitten auszuprobieren. Natürlich hatten sie sich im Haus schon alle einmal auf den Schlitten gesetzt, nur ziehen und schieben durften sie natürlich nicht, da er sonst stumpf werden würde, sagte der Vater. Wahrscheinlich aber hatte die Mutter doch mehr Angst um ihren Fußboden. Das Buch vom Onkel Hans-Dieter hatte Hermann natürlich auch schon durchgeblättert und auch angefangen zu

lesen. Was Radio aber wirklich bedeutet, konnte er sich nicht richtig vorstellen. Auch die Eltern und Opa wussten nicht genau was Rundfunk ist, sie stellten sich dann vor, dass dort Geschichten vorgelesen werden oder jemand ein Musikstück spielt. So ein Radio kann man ganz einfach bauen, einen Detektorempfänger, man benötigt dafür nur einen Kopfhörer und einen Detektor. Alles andere kann man sich selbst herstellen. Für die Antenne die man benötigt, bekäme Hermann sicherlich vom dem Vater den Draht, er hatte ihn schon gefragt und er hatte zugestimmt. Als alle Geschenke ausgepackt und

begutachtet waren, haben sie noch alle zusammen Weihnachtlieder gesungen und „Mensch ärger dich nicht“ gespielt. Dann musste der Opa wieder nach Hause gehen und die Kinder sind ins Bett gegangen. Am ersten Weihnachtstag war die ganze Familie morgens nach dem Frühstück wieder in die Kirche gegangen. Mittags hatten sich alle auf den Weihnachtsbraten gefreut. Auch wenn es nur die Kaninchen waren, freuten sich alle über das Fleisch. Nachmittags war die Familie Ahlers bei Onkel Rudolf und Tante Ursula eingeladen. Die Kinder durften den Schlitten mitnehmen. Der Vater hat die

Kinder abwechselnd alle einmal gezogen. In einer guten halben Stunde waren sie da. Erich und Hannelore hatten auch einen Schlitten bekommen, hat natürlich auch Hermanns Vater gebaut. Aber viel toller als der Schlitten war die elektrische Eisenbahn, die die beiden bekommen hatten. Damit haben die Kinder gleich zusammen gespielt, nachdem sie die Geschenke ausgetauscht hatten. Hermann hatte eine neue Pudelmütze bekommen. Nach dem Kaffee sind alle zusammen Spazieren gegangen, in den Bürgerbusch. Dort gab es den einzigen Rodelberg in der Nähe. Er war nicht besonders hoch aber dort konnten die

Kinder ihre Schlitten ausprobieren. Sie waren ganz durchfroren als sie abends im Dunkeln wieder bei Onkel Rudolf und Tante Ursula ankamen. Am Kamin beim heiĂźen Tee wurden aber alle schnell wieder fit. Nach dem Abendessen haben sie noch die vielen anderen neuen Spielsachen von Erich und Hannelore bewundert. Onkel Rudolf arbeitet bei der Stadt und hatte dort eine gute Position. Manchmal sind die Ahlers Kinder ein wenig neidisch auf Erich und Hannelore.

Der erste Detektor

Kapitel 3 Der erste Detektor Heute war der erste Schultag nach den Osterferien. Da fängt immer ein neues Schuljahr an und Hermann ging jetzt in die 7. Klasse der Volksschule. Damit gehörte er schon zu den Großen. Sie können nach dem Klingeln direkt in die Klasse gehen und brauchen sich nicht mehr auf dem Schulhof aufstellen und auf den Lehrer warten. Einen neuen Klassenlehrer haben sie auch, Herr Sauer. Er ist aber nur sauer, wenn es nicht läuft hat er gesagt, sonst versucht

er Kameradschaftlich mit ihnen umzugehen. Wir wollen es einmal abwarten, wie er sich macht dachte Hermann. Heute war er jedenfalls ganz human und besser als Herr Bley ist er bestimmt. Es gab keine Schläge, keine Strafarbeit und sogar keine Hausaufgaben, weil es der erste Tag im neuen Schuljahr war. Zumindest in seinen Fächern, Deutsch und Naturkunde gab es keine, die Klasse hatten aber auch noch Rechnen bei Herrn Suhrkamp und der meinte, im neuen Schuljahr müssten sie alles nachholen, was sie bisher versäumt hatten und hatte uns gleich doppelt so viel Hausaufgaben aufgegeben wie sonst

üblich. Auf dem nach Hause Weg diskutieren Herrmann mit Peter über den neuen Lehrer und den neuen Stundenplan. Sie wussten ja, dass es ab der 7. Klasse fast täglich 6 Stunden auf dem Programm stehen. Nur montags und dienstags haben sie 5 Stunden und samstags sogar nur 3 Stunden. Na ja auch dieses Schuljahr wird wieder vorüber gehen. Sie hatten sich auch über Fritz unterhalten, der die Lehrstelle in der Tischlerei Krömer bekommen hatte. Der hat es gut, bracht nicht mehr büffeln und ruhig in der Schulbank sitzen. Er muss keine Hausaufgaben machen und hat somit frei, wenn er abends von der

Arbeit heim kommt. Der kann den ganzen Tag mit Holz basteln – noch zwei Jahre, dann können auch sie sich eine Lehrstelle suchen, meinten die beiden. Hermann hoffte ja, bei dem Bartels als Elektriker unterzukommen. Peter wusste noch nicht genau, was er mal machen wird. Als Hermann zu Hause ankam, fragte er wie jeden Mittag „Was gibt es heute zum Mittag?“, „Reste von Gestern“ kam die Antwort von seiner Mutter. Montags gab es eigentlich immer Reste vom Sonntag, aber das hatte er wohl vergessen. Die Mädchen waren schon am Mittagstisch, hatten heute wohl nur 4 Stunden. Bratkartoffeln, Rotkohl und für jeden

noch ein kleines Stück Fleisch. Lecker – und vom Pudding war auch noch für jeden etwas übrig. Vater und Fritz bekommen jeden Tag einen Henkelmann mit zur Arbeit. Das ist eine kleine Blechdose, in der das Essen eingefüllt wird und die direkt auf der Arbeit heiß gemacht wird und es wird auch daraus gegessen. Mutter muss jetzt für zwei Männer das Essen vorkochen, oder Sie kocht gleich genug, das es für die Henkelmahlzeiten auch noch langt. Fritz arbeitet zwar gleich nebenan, hat aber wie alle anderen Lehrlinge und Tischler nur eine halbe Stunde Mittag. Da lohnt es sich nicht rüber zu kommen um zu Essen. Außerdem hat Herr Krömer schon

bei der Einstellung gesagt, dass er auch über Mittag im Betrieb bleiben müsse, dass sei wegen der Versicherung so. Manchmal sind sie ja auch außerhalb der Werkstatt tätig, um zum Beispiel eine Küche einzubauen. Dann nimmt man den Henkelmann gleich mit dahin. Das stelle sich Herrmann spannend vor. Man braucht keinen Tisch zu decken und hat hinterher nicht den abwaschen. Den Henkelmann gibt man abends zuhause ab und bekommt ihn morgens gewaschen und gefüllt wieder mit. Nach dem Essen wollte Hermann gerade in sein Zimmer flitzen um die Matheaufgaben zu machen, da sagte Mutter, dass für ihn ein Päckchen von

Onkel Hand-Dieter gekommen sei. Oh, da schlug sein Herz sehr viel höher, bestimmt waren da der Kopfhörer und der Detektor drinnen. Und richtig, ein nagelneuer Kopfhörer, einen Detektor mit Kristall, einige Buchsen und Draht. Alles was man für den Bau eines Detektorempfängers benötigt. Vier Stangen Sahnebonbons waren auch noch drin, diese legte er aber gleich beiseite. Den Brief vom Onkel auch. Er hatte schon Ostern angefangen sich einen Kasten aus Sperrholz für den Detektor zu bauen. Die Löcher für die Buchsen musste er nur noch einbohren. Die Schiebespule hatte er auch schon fertig gebastelt. Jetzt wollte er den Apparat

aber erst einmal ohne Buchsen ausprobieren. Dazu verband er alle Teile mit Draht. Zuerst die Antenne, welche er schon vor Ostern über den Hof gespannt hatte, an die Spule. Auf der anderen Seite der Spule einen Draht zur Erde. Hier hatte er eine Eisenstange in der Nähe des Misthaufens in die Erde geschlagen und einen Draht in sein Zimmer gelegt. Jetzt den Detektor und einen Kondensator anschließen und den Kopfhörer mit dem Apparat verbinden. So nun sollte es funktionieren, also Kopfhörer aufgesetzt, es wurde Spannend. Welchen Sender er wohl zuerst hören würde? Also los. Vorsichtig die Spule verschieben und immer wieder

den Kristall neu justieren, Manchmal hörte er es Knacken oder ein leichtes Knistern – aber sonst – nichts, keinen Sender, keine Musik, keinen Onkel Hans-Dieter, nichts. Was für eine Enttäuschung. Hatte er etwas falsch gemacht? Alles noch einmal genau und in Ruhe kontrollieren, nichts - alles so wie es sein sollte. Haben die Kontakte keinen richtigen Kontakt, vielleicht sollte er doch erst die Löcher für die Buchsen einbauen und dann alles richtig verlöten. Er baute also alles wieder auseinander und nahm das Kästchen und wollte damit in den Schuppen laufen. Auf der Treppe viel ihm aber ein, dass er ja erst einmal die Hausaufgaben

machen sollte. Mutter kam auch gerade im Flur entlang und schaute ihn fragend nach den Aufgaben an, sie brauchte aber nichts zu sagen, er ist gleich wieder umgekehrt und hatte die Rechenaufgaben gemacht. Oh vielen ihm die Hausaufgaben heute wieder schwer. Zwischendurch sind ihm die Sahnebonbons aber wieder eingefallen, da hatte er sich gleich eines genehmigt. Trotzdem ging ihm der Fehlversuch von vorhin nicht aus dem Kopf, immer wieder musste er darüber nachdenken, was wohl falsch gelaufen war. Es viel ihm äußerst schwer, sich auf das Rechnen zu konzentrieren. Ach den Brief, der im Päckchen lag, wo ist

der den wohl geblieben? Unter seinem Tisch hatte er ihn gefunden: Berlin, Ostern 1924 Lieber Hermann, heute kommen endlich die schon Weihnachten versprochenen Teile zum Bau eines Detektors. Ich hoffe es gelingt Dir damit Rundfunk zu empfangen. Ich sage zwar fast jeden Abend die Musiksendungen an, aber Radio Berlin wirst Du wohl ohne Röhren nicht empfangen können. Aber im Mai wird in Hamburg ein neuer Sender eröffnet, den solltest Du mit einem Detektor aber schon hören können. Noch

einen Tipp, versuche abends im Dunkeln deinen Detektor aus, da sind die Reichweiten der Sender sehr viel höher. Ich hatte hier in Berlin sogar schon mal englisch hören können, allerdings habe ich einen Einröhren-Rückkopplungsempfänger. Solltest Du mal nicht weiter kommen, schreibe mir Dein Problem, ich werde es dann unseren Ingenieuren weiterleiten, da ich leider von der Technik auch keine große Ahnung habe. Die Bonbons teilst Du doch sicher mit Deinen Geschwistern. Wie war Euer Osterfest, habt Ihr auch Ostereier gesucht? Bald kommen ja auch die Sommerferien, da wolltest Du mich doch

besuchen? Oder hast Du es Dir anders überlegt? Wenn nein, dann teile mir doch bitte das genaue Datum mit, alles andere werde ich dann von hieraus erledigen. Am liebste wäre es mir, Du reist an einem Montag an und bleibst dann für eine Woche. Urlaub bekomme ich wohl nicht, aber ich werde dafür sorgen, dass Du nie alleine sein wirst. So nun noch recht viele Grüße an Deine Geschwister und auch an Deine Eltern. Die allerliebsten Grüße von Deinem Patenonkel Hans-Dieter Als Hermann seine Matheaufgaben

endlich fertig hatte, hatte er den Brief von Onkel Hans-Dieter gleich mitgenommen zur Mutter. Sie will ihn sicher auch lesen. Die Matheaufgaben waren schnell nachgesehen, nachrechnen konnte Mutter sie sowieso nicht, aber der Brief von Onkel Hans-Dieter, den hat Sie genau durchgelesen. Hermann musste Ihr dann aber noch einmal erklären, wie das mit dem Radio funktionieren soll, obwohl er es schon Weihnachten und kurz vor Ostern, beim Bau der Antenne erklären musste. Wenn es funktionieren sollte, hatte er Ihr versprochen, es Ihnen zu zeigen. Nun hatte er Zeit in Ruhe seinen Detektor Apparat zu Ende zu bauen. Er

hatte im Schuppen die Löcher für die Buchsen gebohrt, dann die Buchsen eingebaut und verlötet. In seinem Zimmer hatte er dann alles zusammengesteckt und noch einmal versucht, etwas zu Empfangen – wieder nichts. Was hatte Onkel Hans-Dieter geschrieben, im Dunkeln geht es besser, also werde ich heute Abend nach den Abendessen noch einmal einen Versuch starten, dachte er sich. Außerdem soll der Sender in Hamburg ja erst in 2 Wochen in Betrieb gehen. Vielleicht hörte er ja dann etwas. Um halb Sieben Uhr gibt es immer Abendessen bei den Ahlers. Manchmal noch Reste vom Mittag, aber meistens

ein oder zwei Scheiben Schwarzbrot. Wenn es ihnen gut geht, gibt es Butter auf dem Brot und sind die Zeiten schlechter gibt es Marmelade. Diese macht die Mutter selbst und der halbe Keller steht mit dem Eingemachten voll. Im Sommer gibt es auch mal Radieschen oder Gurkenscheiben zum Brot, im Winter wird auch mal ein Glas Gurken oder Kürbis aufgemacht. Zum Trinken gibt es abends meistens Tee. Um kurz vor Sieben waren sie dieses Mal fertig, draußen war es aber noch nicht richtig Dunkel. Hermann ging trotzdem in sein Zimmer um es noch einmal zu versuchen, aber noch war alles ganz ruhig im Kopfhörer. Fritz kam auch in

ihr Zimmer. Ihm hatte er erst einmal alles gezeigt. Den Kopfhörer, den Detektor, und das Kästchen mit den Buchsen. „Das Kästchen hättest Du aber wohl sauberer zusammenbauen können“, war sein einziger Kommentar. Natürlich ein gekaufter Detektor sieht anders aus. In der Fabrik haben sie ja auch andere Möglichkeiten so einen Kasten zu bauen. Hermann mit einer Handsäge und einem Handbohrer habe da keine Chance. „Du kannst mir ja mal ein besseres Gehäuse bauen, wenn Du willst“ war Hermanns Antwort. „Na, dann sollte es aber auch erst einmal Funktionieren“ sagte er und er

hatte Recht. „Ach gib doch einmal her“ sagte er noch und hatte den Kopfhörer schon aufgesetzt. „Hier musst du schieben und dort den Kristall einstellen“ gab Hermann Ihm zur Erklärung. Und er schob und stellte ein. „Ach das wird ja doch nichts“ meinte Hermann gerade als er abwinkte „sei doch mal still - pst ganz leise höre ich etwas, hier nimm doch mal dem Hörer“. Und wirklich, ganz leise konnte man jemanden Sprechen hören. Man konnte es eigentlich nur erahnen. Vielleicht muss der Kristall besser eingestellt werden und Herrmann

versuchte es, da war das Signal wieder weg. Aber er probierte so lange, bis ich wieder etwas hörte. Fritz neben ihm wurde schon ganz nervös. Aber jetzt hatte er klaren Empfang. „Hier Sender Hamburg – Versuchssendung“ und dann kamen noch eine Tonfolge und wieder der gleiche Text „Hier Sender Hamburg – Versuchssendung“. So ging es die ganze Zeit. Sie hatten das erste Signal empfangen. Ein wenig traurig war Hermann schon, dass ausgerechnet sein Bruder Fritz etwas zu hören bekam. Aber er versprach ihm, ein schönes Kästchen zu bauen, wenn er auch ab und zu der Apparat mal haben

dürfte. Als es ganz dunkel war, hatte Hermann auch noch einen anderen Sender hereinbekommen. Aber nur für 5 Minuten, dann war er wieder weg. Es wurde aber nur Musik übertragen, daher wusste er nicht, welcher Sender es war. Er hatte sich die Stelle auf der Schiebespule gemerkt, so dass er es später noch einmal versuchen konnte. Natürlich haben Sie den Empfänger auch den Eltern gezeigt. Dazu mussten sie natürlich in das Jungen-Zimmer kommen, da Hermann dort den Anschluss für die Antenne und die Erde hatte. Auch die Mädchen kamen natürlich an und jeder durfte einmal

hören. Man muss zugeben, sehr spannend war das ja nicht „Hier Sender Hamburg – Versuchssendung“ und die Tonfolge, aber Hermann war stolz auf seinen ersten Empfänger. Wenn er jetzt noch ein schönes Kästchen von Fritz bekommen sollte, dann ist die Sache ja perfekt. Vielleicht sollte er noch ein wenig mit der Antenne experimentieren, um den Empfang zu verbessern. Auch ein Drehkondensator wäre schön, dann kann man den Sender noch exakter einstellen. Mal sehen was die Zukunft so bringt. Auf jeden Fall war es wirklich so wie Onkel Hans-Dieter vorhergesagt hatte, je dunkler es wird, umso besser wurde der Empfang. Und kurz vor dem

Einschlafen, ja hatte Hermann sogar im Bett noch gehört, hatte er sogar eine Ansage von Onkel Hans-Dieter gehört. Er hat ein Stück von Mozart angesagt. Er hat wirklich eine schöne Radiostimme. Insgesamt kam er auf 5 verschiedene Sender. Das Radiofieber hatte ihn gepackt! Noch am selben Abend hat Fritz sich die genauen Maße für das Kästchen, die Buchsen aufgeschrieben. Am nächsten Tag hat er seinen Meister, den Herrn Krömer gefragt, ob er die Geräte zum Bau des Kästchens benutzen dürfte, natürlich nach der Arbeitszeit. Und Herr Krömer hat Fritz ausgefragt, was das mit dem Radio und der Antenne, welche man

von seinem Hof gut einsehen kann, auf sich hat. Herr Krömer hatte nämlich schon gerätselt, was das für Drähte sind in unserem Garten, zu Wäsche aufhängen sind sie zu hoch und als Zaun auch. Fritz hat alles so gut es ging erklärt und durfte dann das Kästchen Bauen. Da es ja nur ein kleines Gerät ist, durfte er sich sogar das Holz von den Resten zusammensuchen. Schon am Samstagnachmittag hatte er den fertigen Kasten mitgebracht. Sogar Lackiert war er schon und sah wirklich toll aus. Nachdem Hermann die Bauteile eingebaut hatte, sah ihr Detektor aus wie ein gekauftes Gerät aus und Fritz und Hermann waren sehr Stolz auf die

gemeinsame Arbeit. Natürlich wollte Herr Krömer das Gerät auch einmal sehen, und so sind sie eines Abends zusammen mit ihrem Vater und dem Gerät zum Herrn Krömer gegangen. Er war noch in der Werkstatt, und er meinte, das wäre der beste Platz, um das Gerät auszuprobieren. Einen langen Draht hatten Hermann und Fritz gleich mitgebracht und im Garten zwischen die Bäume gespannt und durch das Fenster an den Detektor angeschlossen. Die „Erde“ schlossen sie an den Wasserhahn an, der im Aufenthaltsraum vorhanden war. Dann haben sie zuerst Radio Hamburg eingestellt, weil der am lautesten ist. Hier kamen jetzt schon

öfters Testsendungen mit Musik. Herr Krömer war ganz überwältigt, als er den Kopfhörer aufsetzte und der Musik lauschte. Am liebsten hätte er das Gerät gleich behalten. Hermann erklärte Ihm, dass so ein Gerät mit einem Drehkondensator sehr viel besser funktionieren würde. Dann fragte er noch, wo den der Akkumulator versteckt wäre. Da mussten sie alle lachen, da der Detektor ja ganz ohne Batterien auskommen würde. Erst wenn man eine Röhre dort einbaut, dann müsse man auch Akkumulatoren einsetzen. Dann fragte er noch, was den so ein Gerät kosten würde, und er hätte gehört, dass das Hören mit so einem Gerät auch

etwas kosten würde. Das wussten sie alle nicht so genau. Wie teuer die Bauteile waren wusste Hermann auch nicht, da er die Bauteile ja geschenkt bekommen hatte. Den Drehkondensator kann man per Versandt bestellen, das hatte Hermann einmal in einer Zeitung gelesen. Frau Krömer kam dann auch noch hinzu und hatte auch noch eine Hörprobe gemacht. Auch Sie fand das ganz ausgezeichnet und meinte, dass mit dem Radio wird wohl Zukunft haben. Vater erkundigte sich noch bei Herr und Frau Krömer, ob der Fritz in der Lehre gut zurecht kommt. Fritz und Hermann haben in der Zwischenzeit die Leitungen

wieder eingesammelt und das Gerät wieder eingepackt. Mit schönen Grüßen für die Mutter sind sie dann wider abgezogen. Zu Hause hatte Hermann noch einmal die Zeitung gesucht, in der der Kondensator angepriesen wurde. Es war ein Versandhandel in Frankfurt. Dort konnte man sich einen Katalog bestellen, was er noch am selben Abend, mit Erlaubnis der Eltern tat. Wenn man auf dem Weg von der Schule nach Hause einen kleinen Umweg macht, kommt man am Postamt vorbei. Die 5 Pfennige für die Briefmarke hatte Vater ihm geschenkt. 14 Tage später erhielt Hermann einen Brief mit dem

gewünschten Katalog. Der Katalog war eine reine Goldgrube für Hermann. Dort konnte man wirklich alles bestellen, von der Buchse für 5 Pfennige bis zum 3 Röhrenempfänger für 203,05 Mark. Fertige Detektoren gab es für 15 Mark bis 30 Mark. Hinzu kommt noch ein Kopfhörer für 9,50 Mark der einfache bis hin zu 15 Mark die „guten“. Wollte sich Herr Krömer so ein Gerät zulegen, so bräuchte er mindestens 25 Mark. Dann kommt natürlich auch noch eine Antenne hinzu. Und wenn seine Frau gleichzeitig hören möchte, dann kostet das Gerät 22,50 Mark + 2 Kopfhörer für je 10 Mark machen zusammen 42,50 Mark. Und

letzte Woche hatte Hermanns Vater es zufällig in der Zeitung gelesen, dass das Radio hören im Jahr 60 Mark kostet. Lizenzen sind bei allen Poststellen zu bekommen. Da jetzt erst einmal der Sommer kommt, wollte sich Herr Krömer das mit dem Radio noch einmal überlegen.

Sommerferien

Kapitel 4 Sommerferien Hurra, heute gibt es Sommerferien aber ausgerechnet heute regnete es in Strömen. Auf dem nachhause Weg sind Peter und Hermann mit der Strickjacke über dem Kopf gerannt. An der Hauptstraße, welche sie bei ihrem Schulweg überqueren müssen steht eine dicke große Eiche. Dort konnten sie die erste Pause einlegen. Großartig unterhalten konnten sie sich dort aber nicht, weil es doch sehr eng unter dem Baum war, da auch andere Passanten

diese Überdachung nutzen. Bei Peter vor der Haustür konnten sie die nächste Pause einlegen. Sie hatten einen kleinen Dachüberstand vor der Tür, wo man vor dem Regen einigermaßen sicher war. Peter fragte gleich was Hermann außer der Arbeit den noch so alles vor hätte in den Ferien. Da fiel ihm natürlich der Besuch bei Onkel Hans-Dieter ein. “Die letzte Ferienwoche fahre ich mit Onkel Hans-Dieter nach Berlin. Er kommt uns das Wochenende davor besuchen und nimmt mich dann gleich mit. Zurück muss ich dann alleine mit der Bahn fahren, da bin ich jetzt schon ein wenig Aufgeregt.” sagte Hermann. Schließlich ist er noch nie in meinem Leben mit dem

Zug gefahren und jetzt soll er ganz alleine Fahren. Au ja auf die Arbeit freute Hermann sich auch schon ganz besonders. In den Ferien darf er ab und zu mit dem Vater zu seiner Arbeit gehen um dort das Taschengeld aufzubessern. Er war ja mal gespannt, was er alles machen durfte. Von dem erarbeiteten Geld wollte er mir dann einen Drehkondensator für seinen Detektor kaufen. Sicher musste er auch zu Hause im Garten der Mutter helfen. Tagsüber war er jetzt der einzige Mann am Hof. Vater und Fritz waren ja den ganzen Tag auf der Arbeit und kamen erst am späten Nachmittag nach Hause. Peter hatte eigentlich nichts vor in den

Ferien und wollte Hermann öfters besuchen kommen, dann wollten sie gemeinsam Spielen. Nachdem Hermann sich von Peter verabschiedet hatte, wurde der Regen auch schon weniger. Bis nach Hause waren es jetzt ja auch nur noch ein paar Meter. Zu Hause angekommen, kam auch schon die Sonne wieder aus den Wolken hervor. Die Schulsachen wurden gut verstaut in die äußerste Ecke gestellt. Keine Hausaufgaben, morgens ausschlafen und vielleicht dürften sie ja einmal zum See zum Schwimmen, das wird ein herrlicher Sommer. Gleich nach dem Mittagessen musste Hermann den Kaninchenstall ausmisten.

Das ist jetzt schon lange seine Aufgabe ganz alleine. Bevor Fritz die Lehre angefangen hatte, haben sie die Kaninchenställe gemeinsam ausgemistet. Doch nun ist er alleine hierfür verantwortlich. Einmal die Woche ausmisten, jeden zweiten Tag Gras mähen, die Schwestern mussten dafür jeden Tag Löwenzahn suchen. Samstagnachmittag müssen dann alle Männer mit in den Garten. Vater und Fritz kommen dann schon mittags wieder nach Hause. Nach dem Essen wird dann im Haus und auf dem Hof klar Schiff gemacht. Die Mädchen und Mutter im Haus und die Männer im Stall und auf dem

Hof. In gut einer Stunde hatte Hermann die Ställe fertig. Ahlers haben jetzt 15 Kaninchen in 6 Ställen. 4 Muttertiere mit 9 Jungtieren und zwei Rammler, das sind die Männer bei den Kaninchen. Die haben beide einen eigenen Stall, da sie sich mit den anderen Tieren nicht gut verstehen. Da braucht man gar nicht versuchen, sie mit zu den anderen in den Stall zu setzten, dass gäbe dann nur Unruhe. Die würden sogar Ihre eigenen Kinder totbeißen sagte der Vater. Jetzt muss Hermann nur noch etwas Gras mähen und schon hatte er frei, falls der Mutter nichts Neues einfällt. Die Sense wird geschärft und schon durch das hohe

Gras von der Obstwiese geschwungen. Bis vor ein paar Monaten sagte Vater noch, Fritz solle es machen, weil es zu gefährlich sei für Hermann. Jetzt wo er nicht da ist, darf er mit der Sense schneiden, ob es wohl nicht mehr so gefährlich ist? Gerade als er fertig war, kam auch schon Peter um die Ecke gebogen, um Hermann zu spielen abzuholen. Nachdem er die Kaninchen noch einmal sehen und streicheln wollte, fragte er Hermann: „Wo ist eigentlich deine Antenne geblieben?“ „Die musste ich wieder abbauen. Nachdem Vater erfahren hatte, dass man

zum Radioempfang Gebühren bezahlen muss, wollte er nicht dass wir etwas Unrechtes tun und nachher noch Strafe zahlen müssen. Also darf ich kein Radio mehr hören.“ erwiderte Hermann. „Und warum habt ihn nicht einfach die Gebühr bezahlt?“ fragte Peter. „Na – 60 Reichsmark im Jahr, das sind 5 Mark im Monat, die haben wir nicht über. Vater meint dafür müsse er über eine Woche für arbeiten. Nee nee, da solle ich mir ein billigeres Hobby suchen!“ sagte Hermann. „Und haste ein anderes Hobby?“ kam es prompt. „Wenn Du nichts verrätst erzähle ich dir ein

Geheimnis“. „Ehrenwort“ und er hob seine Hand zum Schwur. „Ich habe die Antenne jetzt unter dem Dachboden gespannt. Da hängt sie sogar noch höher und keiner kann sie sehen.“ flüsterte Hermann und sagte weiter „Da die Gebühren jetzt aber nur noch 2 Mark pro Monat betragen, werde ich wohl eine Lizenz für den Rundfunk erwerben. Dazu müsste ich nur das ganze Jahr arbeiten können und nicht nur in den Ferien um das Geld zusammen zu bekommen.“ Ja, so war es wirklich damals. Mitten in der Inflationszeit wurde die erste Rundfunksendung ausgestrahlt, im

Oktober 1923. Die Rundfunkgebühr wurde auf 25 Mark im Jahr festgesetzt. Da das in der Inflation natürlich viel zu wenig war, ein Brot kostete zu der Zeit schon 100.000 Mark, hatte man den Betrag mit einem Inflationsfaktor multipliziert. Es gab nur wenige Hundert angemeldete Rundfunkteilnehmer Anfang des Jahres 1924. Nachdem man dann die Gebühr Anfang des Jahres auf 60 Reichsmark erhöht hatte, hatte sich fast keiner mehr angemeldet. Erst im Mai hatte man die Rundfunkgebühr auf 2 Mark pro Monat gesenkt. Da haben sich dann die Leute auch angemeldet, denn es gab hohe Strafen für die Schwarzhörer, sogar bis

zu einem halben Jahr Gefängnis. Daher musste die Antenne natürlich aus dem Garten verschwinden, da man sie sogar von der Straße aus sehen konnte. Vater sagte Hermann, dass er es auf keinen Fall jemand anderen sagen dürfe, das er einen Detektor besitze, ansonsten würde er die Augen zudrücken. Gleich am nächsten Tag war es dann soweit, Hermann durfte schon mit Vater zur Arbeit. Gestern Abend hatte Vater beim Abendessen gesagt, dass Herr Bartes dringend jemand für sein Lager benötigt. Also war es nichts mit ausschlafen. Mutter hatte Hermann schon um halb 6 Uhr leise geweckt. Nur Vater und Hermann müssen so früh raus,

da sie ja schließlich noch eine Dreiviertelstunde zur Arbeit laufen müssen. Auf dem Weg zur Arbeit hat Vater ihm dann schon einmal erzählt, wie es auf der Arbeit so läuft, wer etwas zu sagen hat, das er immer schön freundlich sein soll, immer das machen, was die Bartels ihm Aufgeben wird und so weiter. Viel haben sie sich aber nicht unterhalten, dafür war es einfach noch zu früh. Pünktlich um 5 Minuten vor 7 Uhr waren sie angekommen. Die Arbeitskleidung hatten sie schon zu Hause angezogen. Der Vater hatte nur noch einen grauen Kittel übergezogen, dann haben sie Herrn Bartels gesucht.

Obwohl sie Verwandt sind, sagen sie Herr Bartels zu Ihm. Er hat Hermann überaus freundlich begrüßt. Er sagte zu Vater, dass er mir alles zeigen solle, danach sollte er im Lager anfangen, die Rohre zu sortieren. Mit den Rohren war Hermann ganz schön beschäftigt. Sie sollten nach Durchmesser und nach Länge geordnet werden. Eigentlich sollte er Handschuhe tragen, weil ihm aber so heiß war, hatte er sie kurzerhand beiseitegelegt. Einen blauen Daumen und einen breiten Ratscher auf dem Handrücken waren die Blessuren die er als Lehrgeld zahlen musste. Danach hatte er die Handschuhe doch wieder angezogen. Um 9:00 Uhr gab es eine

Viertelstunde Frühstückspause. Hermann saß mit Vater auf dem Hof und sie aßen ihre mitgebrachten Stullen. Vater trank dazu den warm gemachten Kaffee und Herrmann hatte eine Flasche verdünnte Milch mit. Vater hatte heute Morgen schon 2 Pferde beschlagen und das nächste wartete auch schon. Nach der Pause haben sie Ihre Henkelmänner in das warme Wasserbad gestellt, wo auch die Kaffeeflaschen gewärmt wurden. Dieses Wasserbad steht in der Schmiede und wird vom Schmiedefeuer gleich mit gewärmt. Zum Mittag ist das Essen dann warm. Hermann freute sich schon darauf. Aber erst muss er noch die Winkelstücke sortieren. Zwischendurch

kam Herr Bartels immer mal wieder vorbei und hat ihm Tipps gegeben oder auch mal gesagt, wie er es besser machen könnte. Bis zum Mittag war das Rohrlager soweit fertig. Er musste es nur noch gründlich durchfegen. Als er damit fertig war, kam Her Bartels, und zeigte ihm, wo ich überall das Fegen wohl vergessen hätte. Beim zweiten Mal hatte er sich dann doppelt angestrengt, allen Staub und Dreck auch aus den Ecken zu bekommen. Das erste Mal ist Herr Bartels immer ganz freundlich, wenn man mal etwas verkehrt oder zu Schluderig macht, das zweite Mal kann er aber auch sehr unangenehm werden, sagte der Vater heute Morgen auf dem

Weg zur Arbeit. Also versuchte er es gar nicht zum zweiten Mal kommen zu lassen. Kurz vor Mittag musste Hermann einkaufen gehen. Zwei Straßen weiter ist ein kleiner Laden, wo die Bartels immer einkaufen. Da der Schlosserlehrling heute frei hatte, war es an Hermann, für die Männer einzukaufen. Herr Bartels und sein Sohn der Schlossermeister Kurt wollten jeder eine Flasche Bier. Herr Bartels anderer Sohn Max, der Elektromeister wollte zwei Flaschen Limonade und eine Schachtel Zigaretten. Herr Bartels und auch sein ältester Sohn, der Schmiedemeister sind zu Mittag immer

zu Hause, gleich um die Ecke. Und Vater und Hermann hatte alles für das Mittagessen mit. Jeder hatte ihm das Geld mitgegeben und er musste sich alles sehr genau merken. Zum Glück war alles richtig und der Max hat Hermann von den zwei Flaschen Limonade eine abgegeben und gesagt, dass wäre ein kleines Begrüßungsgeschenk und er solle ja nicht glauben, dass er das jeden Tag bekommen würde. Hm hat die Limonade geschmeckt. Dazu die Erbsensuppe aus dem Henkelmann, das war ein Festessen für Hermann. Er hatte die Limonade nur halb ausgetrunken und den Rest bei Vater im Schrank eingestellt, so hätte er am nächsten Tag

noch etwas. Nachmittags durfte er dann das Kabellager aufräumen. Dass es so viel verschieden Kabel gab hätte er nicht gedacht. Viele Kabelrollen waren verwirrt, diese musste er über den Hof ausrollen und die Knoten rausbekommen und dann ganz ordentlich wieder auf die Rolle aufrollen. Da war er mit zwei Rollen schon den ganzen Nachmittag beschäftigt. Um Viertel nach Vier Uhr kam Herr Bartels und sagte, er solle langsam fertig werden, weil gleich Feierabend wäre. Dann gab er ihm den ersten Lohn. Er öffnete sein Portemonnaie und gab ihm 5 Groschen. Das sind 50 Pfennig, er sagte noch, dass

er sehr fleißig war und seine Arbeit gut gemacht hätte, wenn Hermann Lust hätte, dürfte er am Sonnabend wieder kommen. Sonnabends gibt es natürlich nur die Hälfte, dafür ist es aber auch nur ein halber Tag. Hermann bedankte sich artig und sagte, er freue sich schon auf Sonnabend. Kurze Zeit später holte Vater ihn ab und sie sind nach Hause gegangen. Herrmann war sehr stolz auf sein erstes selbst verdientes Geld. Er rechnete aus, dass er ungefähr 8 Tage für einen Drehkondensator arbeiten müsste, da er schon 1 Mark gespart hatte und ein Drehkondensator ungefähr 5 Mark kostet. Ob er das Geld in den Ferien

zusammen bekommen würde? Aber, es kam alles anders als alle sich es dachte. 5 Mal war Hermann mit Vater bei den Bartels und hatte dort fleißig gearbeitet. Dabei hatte er schon 2,65 Mark zusammen bekommen. Herr Bartels gab ihm fast jeden Tag den er arbeitete einen anderen Lohn. Das zweite Mal, an einem Sonnabend gab es 35 Pfennige. Das war ja auch nur ein halber Tag. Den nächsten Arbeitstag gab es dann 45 Pfennige und so weiter. An einem freien Nachmittag haben Peter und Hermann an Ihrem Baumhaus im Garten weitergearbeitet. Da war Hermann wohl ein wenig zu unaufmerksam im Baum, ist weggerutscht

und aus 3 Metern auf den Boden geknallt. Dort ist er so unglücklich aufgekommen, dass es einen Knacks im linken Bein gab. Ihm wurde schwarz vor den Augen und er hatte nur noch Sterne gesehen. Peter kam gleich angerannt und wollte ihm aufhelfen, aber Hermann wollte erst einmal liegen bleiben. Ganz langsam kamen die Schmerzen, und jedes Mal wenn er sich jetzt bewegte hatte er große Schmerzen im Bein. Peter hat dann Hermanns Mutter geholt. Die hat kurzerhand einen Stock genommen und mit zwei Geschirrtüchern an seinem kaputten Bein befestigt, damit das Bein Stabilität bekommt, falls es gebrochen ist. Dann

hat sie den Handwagen aus den Schuppen geholt und Hermann auf den Wagen geholfen. Mit vielen Decken und Kissen ist dann sein Bein ab gepolstert worden. Trotzdem gab es jedes Mal einen heftigen Schmerz, als sie auf dem Weg zum Arzt durch ein Schlagloch oder über einen Stein gefahren sind. Der Arzt hat Hermann gleich auf der Straße untersucht und gesagt, dass das Bein geröntgt werden muss. Dazu müsse er in das Krankenhaus. Er würde gleich über Telefon eine Ambulanz bestellen. Gut dass der Arzt ein Telefon hat, den Weg bis zum Krankenhaus hätte Hermann in dem Handwagen bestimmt nicht ausgehalten. Als der

Ambulanzwagen eintraf, wurde Hermann auf eine Bahre gelegt und in den Wagen geschoben. Seine Schwestern, die natürlich mit waren hatten den Auftrag den Handwagen wieder zurück zu ziehen und heute Abend Vater Bescheid zu geben, wo wir sind und was passiert war. Er solle sie dann mit dem Handwagen abholen. Im Krankenhaus musste Hermann sehr lange warten bis er dran kam. Dann wurde das Bein vom Arzt abgetastet, unter Schmerzen hin und hergeschoben, und zuletzt durchleuchtet mit einem Röntgenapparat. Jetzt bekam er erst einmal eine Spritze gegen die Schmerzen. Der Arzt sagte Hermann

hätte noch einmal Glück gehabt, das Bein ist nur angebrochen. Jetzt kommt das Bein in Gips und nach 6 bis 8 Wochen könnte er wieder rumspringen. Na toll, die Ferien waren gelaufen, dachte sich Hermann. Keine Arbeit mehr, denn mit einem Gipsbein will ihn der Herr Bartels bestimmt nicht. Und auch die Fahrt nach Berlin konnte er wohl vergessen. „Mist“ war sein einziger Kommentar. Die ersten Tage sollte er sein Bein ruhigstellen. Die Mutter sorgte dafür, dass er im Bett liegen blieb. Ganz schnell sollte er seinem Onkel Hans-Dieter einen Brief schreiben, dass er leider nicht die letzte Ferienwoche bei

Ihm verbringen kann. Hermann hatte ihm dann auch gleich mitgeteilt, wie gut sein Detektor funktioniert und dass er ihn fast jeden Abend hören kann. Seine Schwestern haben den Brief dann zur Post gebracht. Hinterher hatte er sich geärgert, dass er das mit dem Detektor geschrieben hatte, weil wir ja gar keine Lizenz zum Hören hatte. Hoffentlich liest das keiner außer Onkel Hans-Dieter. Lesen war das einzige, was man in solch einer Situation machen konnte. Herrmann hatte die Bücher über das Radio mindestens 2-mal durchgelesen. Die Schaltungen zu verstehen war gar nicht so einfach. Für eine Schaltung habe er sich besonders interessiert. Dazu

hatte er schon Bilder gezeichnet, wie man sie am besten verwirklichen kann und hatte Bauteilelisten geschrieben. Anhand des Kataloges, welche er sich Ostern bestellt hatte, konnte er genau ausrechnen wie viel das Gerät kosten würde. Entwürfe für ein schönes Gehäuse hatte er dann auch gezeichnet. Vielleicht könnte er ja Fritz überreden solch ein Gehäuse zu bauen. Theoretisch hatte er sein erstes Röhrenradio schon fertig, es fehlten nur 18,25 Mark für die Bauteile. Nach einer Woche durfte er auf Krücken, welche sein Vater selbst gebaut hatte, wieder aufstehen. Das schlimmste war die Treppe, wenn alles

Flach war und keine Hindernisse im Weg waren kam er schnell mit den Krücken zurecht. Er durfte jetzt sogar mal nach draußen und in den Werkstattschuppen. Dort hatte er die Spulen von seinem Detektor verbessert und schon Spulen für sein zukünftiges Projekt, dem Röhrenradio, gefertigt. Nach ein paar Tagen kam dann sein Onkel Hans-Dieter zu Besuch. Mutter und Opa Keller hatten ihn vom Bahnhof abgeholt. Sie sind dann gleich zu Hermann nach Hause gekommen, und da es schon Abend war, haben sie alle gemeinsam zu Abend gegessen. Mutter hatte eine leckere Fleischsuppe für alle gekocht und Hermann musste diese auf

dem Herd warm halten, bis alle wieder da waren. Meine Schwestern hatten den großen Tisch im Wohnzimmer gedeckt und dort hatten sie alle zusammen das Wiedersehen gefeiert. Onkel Hans-Dieter wohnte bei Opa, weil der einfach mehr Platz hat. Er war aber fast jeden Tag bei den Ahlers und Hermann hatte ihm natürlich den Detektor gezeigt. Er wunderte sich, dass Hermann so heimlich mit dem Gerät umgegangen ist. Als er ihm die Sache mit der Genehmigung erzählte, versprach er Hermann, diese zu seinem Geburtstag zu schenken. Gleich am nächsten Tag ist er zur Post gelaufen und hat für Hermann die Genehmigung

geholt. Hermann hatte Onkel Hans-Dieter natürlich auch seinen Plänen für ein Röhrenradio gezeigt. Er war sehr interessiert, aber er nahm mir den Wind aus den Segeln. Zum Bau eines Audionsgerätes, also eines Röhren-Radios benötigt man auch eine Genehmigung! Dazu muss man sogar eine Prüfung ablegen und in einem Funktechnischen Verein Mitglied sein. Selbst für den Bau eines Detektorgerätes wird eigentlich eine Genehmigung benötigt, aber er meinte Hermanns Gerät sehe so professionell aus, so dass er da ohne auskommen würde. Hier auf dem flachen Land wäre das allerdings alles

kein Problem. Die Genehmigung zum Bau und zum Betrieb eines Röhrengerätes war eingeführt worden, weil sich die Geräte bei unsachgemäßer Einstellung gegenseitig stören. Da Hermann in ihrem Postbezirk der erste war mit einer Genehmigung zum Empfang, die Leute auf der Post hatten sich sehr gewundert darüber, kann er hier ja auch keinen anderen Stören. Wenn er mal so ein Gerät zusammen bauen würde, sollte Hermann es nur nicht an die große Glocke hängen, sagte er noch. Die Zeit mit Onkel Hans-Dieter ging viel zu schnell vorüber, als er abgereist war, war Hermann ein wenig traurig,

dass ich nicht mitkonnte. Der Sommer ging schnell vorüber. Die Schule fing ohne Hermann an. Mit dem Gips konnte er unmöglich zur Schule laufen. Peter kam aber jeden Tag um ihm die Hausaufgaben zu bringen und ihm das neueste aus der Schule mitzuteilen. Nach drei Wochen kam der Gips dann endlich ab und der Alltag hatte ihn wieder.

Der Ingenieur

Kapitel 5 Der Ingenieur „Puh, das war wieder eine Woche“, sagte Hermann zu Fritz, als sie gerade damit beschäftigt waren, Holz im Schuppen zu stapeln. Heute Morgen hatten sie für den beginnenden Winter eine Fuhre Brennholz bekommen und diese muss nun schnell in den Schuppen, bevor es wieder anfing zu Regnen und das Holz nass würde. „Was hast du nur zu stöhnen?“ fragte Fritz eher als Vorwurf, den als Frage. „ Du kannst dich doch jeden Tag in der

Schule ausruhen und nachmittags hast du frei. Ich muss aber immer fleißig sein und schuften.“ „Wir haben diese Woche drei Arbeiten geschrieben, in Deutsch einen Aufsatz, eine Mathe Arbeit und noch eine in Geschichte. Und dann jeden Tag die vielen Hausaufgaben und dann noch Mutter helfen und die Kaninchenställe ausmisten. Du kannst jedenfalls den ganzen Tag was Sinnvolles tun, Tischlern, Möbel herstellen und so“. Da musste er stocken. Hermann wusste wirklich nicht viel von Fritz seiner Arbeit und dieser erwiderte auch gleich. „Du hast ja wirklich keine Ahnung. Gibt es den beim Bartels keine Lehrlinge? Bei

uns kann mich jeder Geselle herum kommandieren. Mach mal hier den Dreck weg, das Holz muss ordentlich gestapelt werden, ´mir sind die Nägel runtergefallen, sammle die mal auf`, und jeden Abend, wenn die Gesellen schon auf dem Heimweg sind, muss ich die Werkstatt ausfegen. Und im Winter bin ich auch noch für den Ofen zuständig, dass der immer am Lodern ist. Und wehe, die Henkelmänner sind mittags nicht heiß, dann gibt es auch schon mal eine Ohrfeige. Wenn dann mal Zeit bleibt, dann darf ich mal bei einem Gesellen mit helfen, aber das ist eher die Ausnahme.“ Doch, auch die Bartels haben Lehrlinge,

die müssen natürlich auch die Aufräumarbeiten machen, aber sie müssen auch immer bei den Arbeiten mithelfen. Aber auf diese Diskussion wollte Hermann gar nicht weiter eingehen. Der Vater brachte auch schon die nächste Schubkarre voll Holz und sagte zu Fritz, er solle ihn mal ablösen und die nächste Karre aufladen. Vater hatte sich erst einmal auf die alte Bank gesetzt. Er hatte jetzt bestimmt schon 15 Schubkarren voll Holz gebracht. Nur kurze Zeit später kam Fritz ohne Schubkarre angerannt. „Vater, Vater schnell, da ist ein Auto vorgefahren und ein Mann fragt nach dir! Komm schnell“. Vater ist sofort

aufgesprungen und die Jungen hinterher, schon alleine um das Auto anzusehen. Es kommt höchstens einmal am Tag vor, dass in ihrer Straße ein Auto vorbei fährt, und dann auch noch hält. Wirklich, da stand ein nagelneuer blitzeblanker Opel hinter dem Holzhaufen. In der Tür des Wagens stand ein gut gekleideter älterer Herr. „Guten Tag Herr Schröder“, sagte Vater gleich und fügte noch hinzu: „womit kann ich Ihnen dienen?“ „Guten Tag Herr Ahlers, entschuldigen Sie die Störung“, war die Antwort von Herrn Schröder, dessen Krawatte ein wenig schief saß, „Oh Ihre Söhne?“ fragte er gleich. Und Vater hat uns

vorgestellt: „Das ist Fritz, der macht eine Lehre als Tischler und hier ist Hermann, der geht noch zur Schule“ sagte Vater zu dem Herrn und zu den Jungen gerichtet „sagt schön Guten Tag“. Sie gingen auch brav zu dem Herrn und gaben ihm die Hand. „Freut mich euch kennen zu lernen.“ Und dann wieder zu Vater gerichtet “Herr Ahlers, weswegen ich sie hier am Sonnabendnachmittag störe, wir haben morgen eine kleine Feier bei uns zu Hause und jetzt ist die Heizung ausgefallen. Der Ofen im Keller der lodert gut, aber die Heizung im Wohnzimmer bleibt eiskalt. Jetzt war ich schon bei den Bartels, aber da scheint

keiner zu Hause zu sein – sie sind meine letzte Rettung, sonst müssen die Gäste morgen einen Pelzmantel mitbringen“, fügte er noch scherzhaft hinzu. „Der Herr Bartels liegt mit einem Schwächeanfall im Krankenhaus, seine Söhne besuchen ihn wohl gerade. Ich suche gleich ein wenig Werkzeug zusammen, und dann komme ich zu ihnen“ sagte Vater und ging schon Richtung Werkzeugschuppen. „Ich werde sie selbstverständlich fahren“ rief der Herr Schröder Vater noch hinterher. Die Jungen standen mit dem Herrn Schröder jetzt alleine an der Straße. Der Haufen mit dem Brennholz war schon ziemlich geschrumpft. Da

nahm Fritz allen Mut zusammen und fragte Herrn Schröder: „Wie viel macht der den in der Stunde?“ er zeigte dabei auf das Auto. „Oh den Opel, den habe ich erst seit 2 Wochen. Der muss noch eingefahren werden, deswegen darf ich nicht so schnell mit ihm fahren. Aber der Autoverkäufer sagte, dass der seine 80 Stundenkilometer schaffen würde. Nächstes Wochenende will ich mit meiner Familie eine längere Spazierfahrt unternehmen“. erwiderte Herr Schröder. Da kam auch Vater schon wieder mit seiner alten Aktentasche, wo er jetzt das Werkzeug drinnen hatte. Er hielt sie mit beiden Händen, was darauf hin deutete,

dass sie schwer war. „Steigen Sie ein“ sagte Herr Schröder zu Vater. Aber Vater zögerte: „Mit meiner schmutzigen Hose kann ich mich doch nicht in Ihr schönes neues Auto setzen“. „Doch doch, nur zu, das sind Ledersitze, die kann ich wieder reinigen wenn wirklich etwas schmutzig wird. Nur das Werkzeug, das packen wir besser in den Kofferraum“ erwiderte Her Schröder. „Sagt Mutter Bescheid, und macht doch bitte mit dem Brennholz weiter, bis ich wieder da bin“ sagte er noch zu den Kindern, stieg ein. Herr Schröder startete den Motor und schon brausten sie los. Mit großen Augen sahen die

Jungen hinter her. Gerne wären wir auch mit dem Auto gefahren. Das einzige Mal wo Hermann mit einem Auto fahren durfte, war im Krankenwagen, als er das Bein angebrochen hatte. Als der Wagen um die Ecke bog, sind die Jungen gleich zur Mutter und haben alles berichtet. Sie meinte dann nur, sie sollten sich dann mal mit dem Brennholz beeilen, es sieht nach Regen aus. Vater Hilfe fehlte natürlich. Nicht nur dass die beiden sich stritten, wer das Holz holen soll und wer das Holz stapeln soll, nein auch Gedanklich waren doch bei Vater und Herrn Schröder. Wer dass wohl war? Alle warteten natürlich gespannt auf Vater Rückkehr. Eine Stunde später fuhr

das Auto wieder vor und Vater stieg mit seinem Werkzeug aus. Am Abendessentisch berichtete er dann. Das war der Ingenieur Herr Schröder. Er ist der technische Leiter der Elektrizitätswerke Nord. Er wohnt in einem großen Haus ungefähr eine viertel Stunde von hier. Mit dem Auto waren sie in nicht einmal 5 Minuten da. Vater kannte ihn, weil er mit den Bartels die Heizungsanlage in seinem Haus installiert hatte. Herr Schröder wusste wo Vater wohnt, weil Herr Schröder kurz vor dem Krieg bei ihnen in der Straße, vier Häuser weiter zur Miete gewohnt hatte. Der Fehler in der Heizungsanlage war

schnell behoben, meinte Vater. Die Heizkörper hatten Luft gezogen, er musste sie nur Entlüften und dann noch etwas Wasser in die Heizungsanlage nachfüllen und schon lief wieder alles. Herr Schröder war wohl sehr froh und wollte Vater reichlich belohnen, dieser lehnte aber ab, weil er doch ein ehemaliger Nachbar war und dass ganze unter Nachbarschaftshilfe laufe. Er bat nur, ob Hermann den Herrn Schröder einmal Besuchen dürfte und er ihm sein Freizeitbeschäftigung zeigen könne. Da war Hermann natürlich äußerst Gespannt. Soviel konnte er von Vater herausbekommen, dass Herr Schröder ein Funkamateur war. Hermann sollte am

Sonnabend in 14 Tagen zu 4 Uhr bei Herrn Schröder sein. Obwohl Hermann zwischendurch Geburtstag hatte und er 14 Jahre alt wurde, waren die 14 Tage bis zu diesem Sonnabend unheimlich langsam vorangeschlichen. Er malte sich schon aus, da Vater etwas von einem Funkzimmer sagte, wie die Geräte dort wohl aussahen und überall Schalter und Knöpfe und Anzeigen zu sehen sind. Er sah auch, wie Herr Schröder zwischen all diesen Geräten mit einem Kopfhörer auf dem Kopf saß und die Geräte bediente. Heute war es endlich soweit. Hermann sollte sich meinen Sonntagsanzug

anziehen und machte er sich auf den Weg. Das Fahrrad, welches er zum Geburtstag bekommen hatte durfte er nicht benutzen. Mutter hatte Angst um den schönen Anzug und Vater sagte das Fahrrad mache zu wenig her, es ist schließlich nur ein gebrauchtes. So ging Hermann mit dem Blumenstrauß, welchen Mutter ihm mitgegeben hatte, die letzten Herbstastern, die Straße entlang zu dem Haus, wo Herr Schröder wohnte. Vater hatte ihm letzte Woche den Weg schon beschrieben und so hatte er gestern den Weg schon einmal mit dem Fahrrad abgefahren. Jetzt stand Hermann vor der Tür und klopfte mit dem schweren Anklopfer der

Tür an. Er hatte sich schon eine nette Begrüßung zu Recht gelegt. Wenn Herr Schröder die Tür aufmacht, hätte er einen schönen Guten Tag gewünscht, sich für die Einladung bedankt, und den Blumenstrauß für die Frau von Herrn Schröder übergeben. Wenn Frau Schröder aufmacht, würde er erste den Blumenstrauß abgeben mit besten Empfehlungen von seiner Mutter und nach Herrn Schröder fragen. Wenn eine Hausangestellte öffnete, würde Hermann gleich nach Herrn Schröder fragen. Er hoffte nur, eine Hausangestellte von der Frau Schröder zu unterscheiden, aber die würde ja wohl eine Schürze tragen und Frau Schröder nicht. Es kam aber

anders, als er es sich ausgedacht hatte. Die Tür wurde geöffnet und ein junges Mädchen, ungefähr in Hermanns Alter stand vor ihm. Jetzt fehlten Ihm die Worte. „Ich, ich wollte – die Blumen, zu Herrn Schröder“ stammelte er. „Ach du bist es nur“ bekam Hermann zur Antwort, dass hieß aber auch, dass man ihn schon erwartete, sie hatte aber wohl jemand anderes erwartet. Mit einem Satz drehte sie sich um, ihr blaugetupftes Kleid und Ihre blonden Zöpfe wirbelten mit der Fliehkraft und ein lautes: „Vater – für dich“ schallte durch den Flur. Kurze Zeit später kam Herr Schröder und Hermann konnte seine

vorbereitete Begrüßung loswerden. „Guten Tag Herr Ingenieur Schröder, vielen Dank für die Einladung. Diese Blumen hat Mutter mir für Ihre Frau mitgegeben“ sagte er schließlich. „Moin Herrmann, freut mich, dass du mich besuchen kommst. Lass den Ingenieur mal einfach weg, Herr Schröder reicht schon, und die Blumen kannst du gleich meiner Frau persönlich überreichen. Wir sind gerade beim Tee, ein Stück Kuchen isst du doch wohl gerne mit?“ fragte er. Schon hatte er Hermanns Jacke an die Garderobe gehängt und ihn in das Esszimmer geschoben. Da saßen Frau Schröder und das Mädchen von eben. Hermann steuerte

gleich auf Frau Schröder zu, um seinen Blumenstrauß los zu werden. Sie freute sich und gab ihn gleich der Hausangestellten, die gerade das Zimmer betrat. „Bringen Sie bitte auch noch ein Gedeck“ sagte Frau Schröder auch noch und bat Hermann Platz am Tisch an. „Das ist unsere Hannelore“ sagte sie noch zu ihm und fragte wie alt er wohl wäre. Sie stellten fest, dass wir gleich alt waren. “Hannelore ging auf das Mädchengymnasium in der Stadt”, sagte Frau Schröder noch und Hermann berichtete, dass er nächstes Jahr eine Lehre als Elektriker machen wolle. Frau Schröder fragte gleich, ob er sie im

Elektrizitätswerk bei Ihrem Mann machen wolle und Hermann sagte, dass Herr Bartels ihm schon eine Lehrstelle versprochen hatte. Kurze Zeit später Klingelte es erneut und Hannelore sprang wieder zur Tür. „Sie erwartet Ihre Freundin“ sagte Herr Schröder und sie sahen Hannelore heute nicht wieder. Der Tee war lecker, der Kuchen schmeckte ausgezeichnet, aber Hermann brannte darauf, das Funkzimmer von Herrn Schröder zu sehen. Endlich sagte er, „Nun lass uns mal schauen. Dein Vater sagte, du wärst ein Radiobastler?“ Hermann erzählte ihn auf den Weg in den Keller, denn dort war wohl seine

Funkerzimmer, dass er schon einen Detektor gebaut hatte und wie viele Stationen er schon empfangen hatte. Auch sagte er, dass er auf ein Röhrengerät spare, natürlich selbstgebastelt und erst wenn er eine Genehmigung dafür habe. Das Funkerzimmer befand sich am Ende des langen Kellerganges. Anders als in dem Keller der Ahlers roch es hier nicht nach Feuchtigkeit oder Moder. Es war auch sehr warm im Keller, das kommt sicher von der Heizung, welche hier im Keller von den Bartels eingebaut worden ist. Im Funkzimmer war es recht hell, am Ende des Zimmers war oberhalb der normalen Höhe ein breites

Fenster eingebaut. Anders wie im anderen Keller waren hier Holzdielen auf dem Boden und die Wände waren schneeweiß gestrichen. Einige Urkunden, Plakate und Schaubilder waren an den Wänden angebracht. Auf einem Plakat war eine große aufgeschnittene Röhre von Telefunken zu sehen. Es standen aber auch einige Schränke an der einen Wand, eine Werkbank mit Lötkolben und einem Messgerät, und einem Tisch mit einem Gerät, was aussah wie ein Radio, nur ein wenig Größer und in einem Metallgehäuse. Dieses Gerät hat Herr Schröder als erstes Vorgestellt. Das war ein Radio, mit dem er verschieden

Wellen empfangen kann, ein Superhetempfänger. Daneben war noch ein Sender in dem Kasten eingebaut. Diesen hat Herr Schröder aber nur versuchsweise Ausprobiert, er wartet nur noch auf eine Genehmigung zu Senden. An dem Sender war eine Morsetaste angeschlossen. „Die Funkamateure unterhalten sich im Morsecode“, sagte Herr Schröder. Er stellte das Gerät an und kurze Zeit später hatte er auch schon die erste Station aufgespürt, auf Kurzwelle sagte er. Man hörte ein leises Pipsen. Tüt, tüüüt, tüt, tüt, tüt, Pause, tüüt, tüüt….. „Ein Engländer“ sagte Herr Schröder, Hermann sagte das Piepsen

nichts. „Morsen ist noch das A und O in der Funktechnik“ sagte Herr Schröder, „Der ganze Funkverkehr rund um die Welt funktioniert mit Morsen, wenn du auch Funkamateur werden willst, dann must du das Morsen lernen. Ich habe das im Krieg als Funkoffizier gelernt.“ Ergänzte er noch. „Am besten lerne man das Morsen in einem Funktechnischen Verein, aber so etwas gibt es in unserer Stadt noch nicht.“ Sagte er auch noch. Dann schaltete er das Gerät wieder aus. Sie gingen dann zu seiner Werkbank. Er öffnete dort einen Schrank, dort sah man verschiedene Röhren und andere Bauteile. „Du wolltest dir doch einen

Röhrenempfänger zusammenbauen?“, fragte er Hermann. „Was benötigst du denn dafür alles?“ „Eine Empfangsröhre, das ist der fetteste Posten“, damit meinte er, die Röhre kostet am meisten. „einen Gitterwiderstand, einen HF-Kondensator, einen Übertrager“ zählte er langsam auf. „Na warte mal“, unterbrach Herr Schröder ihn, nahm ein Blatt Papier von dem anderen Tisch und einen Bleistift und fragte “weißt du wie eine Rückkopplungsempfängerschaltung aussieht?”. “Ja klar”, war die kurze aber bestimmte Antwort. “Na dann Zeichne doch mal

eine auf” Nach kurzem Überlegen fing Hermann an zu Zeichnen. “ Sehr schön” sagte Herr Schröder und weiter „na, da gönnen wir dir noch einen Verstärker“ und zeichnete noch einen NF-Verstärker auf den Zettel. Dann hat er noch die Werte an die Bauteile geschrieben und gefragt: „Verstehst du die Schaltung auch?“ „Na klar, die erste Röhre ist der Rückkopplungsempfänger ausgekoppelt an diesem Kondensator“, dabei zeigte ich auf die Zeichnung, „es folgt der Niederfrequenzverstärker mit einem Lautsprecher.“ „Und, würdest du dir das Zutrauen dieses Gerät selber zusammen zu bauen?“

fragte er gleich. „Na klar“ sagte Hermann prompt, „aber ich darf das doch gar nicht, ich habe keine Lizenz“ fügte er scheu hinzu. „Du sollst das Gerät ja nur zusammenlöten, zur Inbetriebnahme kommst du dann wieder hierher. Und ICH darf das Gerät in Betrieb nehmen! ICH habe eine Lizenz!“ sagte er sehr bestimmt. Dann nahm er einen Karton und suchte die Bauteile zusammen. Zwischendurch fragte er Hermann bei einigen Bauteilen, was es wäre und er konnte alles auf Anhieb sagen. Dann gab er ihn den Karton und sagte, “melde dich, wenn du soweit bist”. „Was wollen Sie denn dafür haben“,

fragte Hermann noch schnell als Herr Schröder ihn schon zur Tür begleitet hatte. „Ist schon gut, dafür hat dein Vater mir vor 14 Tagen sehr geholfen, schöne Grüße“, kam noch von Herrn Schröder und dann war die Tür auch schon zu. Hermann machte sich auf den Heimweg. In Gedanken hatte er das Radio schon zusammen gebaut. Ein eigenes Radio, sogar mit Lautsprecher. In einer Woche war wieder Samstag, das könnte er schaffen. Lange beschäftigen wollte Herr Schröder sich nicht mit ihm, dass merkte man schon, aber es war unheimlich nett, ihm die Bauteile für ein Radio zu schenken. Eigentlich waren es

ja Vaters Bauteile, schließlich hat er die Heizung repariert, aber ob er das Radio zusammengebaut bekommt? Zu Hause musste Hermann natürlich erst einmal alles erzählen, was er erlebt hatte. Die Begegnung mit Hannelore, die genauso wie seine Cousine hieß, hatte er aber nicht erzählt, Fritz würde ihn nur damit aufziehen. Nachdem er sich umgezogen hatte musste er zuerst noch im Keller helfen aufzuräumen. Danach wurde gebadet, sonnabends war immer Badetag. Zuerst die beiden Mädchen zusammen in eine Wanne. Dann kam neues Wasser in die Wanne und Fritz durfte baden, danach musste Hermann dann in das Wasser von Fritz. Dann kam

noch einmal neues Wasser für die Eltern in die Wanne. Danach durften sie sich natürlich nicht mehr schmutzig machen und nicht mehr hinaus. Zu gerne wäre Hermann heute Abend schon angefangen im Schuppen zu löten, aber Mutter hat es ausdrücklich verboten. Am Sonntag nach dem Mittagessen konnte Hermann aber keiner mehr aufhalten. Er hatte die Alltagssachen angezogen und ist in den Schuppen mit seinen Bauteilen gegangen. Einen provisorischen Holzkasten hatte er sich schon vor langer Zeit hierfür angefertigt. Diesen musste er nur noch für eine zweite Röhre und den Lautsprecher herrichten. Dann zuerst die

Röhrensocken einbauen, den Drehkondensator zum Abstimmen der Frequenz, einen Drehkondensator für die Rückkopplung und einen Lautstärkeregler. Dann die Spule, Übertrager und noch ein paar andere Bauteile auf die Grundplatte einbauen. Dann alles sorgfältig nach Plan verbinden. Er hatte ohne Pause bis zum Abendessen durchgearbeitet und gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit verflogen war. Zwischendurch kam immer mal wieder jemand von der Familie und hat beobachtet, wie weit er wohl war. Fritz hat ihm versprochen, ein schönes Gehäuse für das Radio zu bauen, wenn es dann mal läuft. Vater

hatte ihm Tipps zum Löten gegeben. Mutter und die Schwestern hatten nur gestaunt. Mutter vor allem, Hermann glaubte sie kann sich das mit dem Radio und den Funkwellen immer noch nicht richtig vorstellen. Dann war er fertig. Noch einmal alles kontrollieren, da hatte er schon den ersten Fehler entdeckt. Dieses war schnell behoben und nun war alles korrekt, dachte er. Er räumte die Werkstatt auf und brachte sein Werk in sein Zimmer. Nach dem Abendessen hatte er noch einmal alles genau kontrolliert und siehe da – noch ein Fehler, eine Verbindung vergessen. “Werde ich morgen gleich nach den Hausaufgaben korrigieren”, sagte

Hermann zu sich selbst. In der Woche hatte Hermann noch 2 Fehler in der Schaltung gefunden und bereinigt. Sonnabend hatte er sich wieder frei genommen, er hatte seine Aufgaben schon am Freitag erledigt, und ist wieder zum Herrn Schröder mit seinem Radio gelaufen. Dort angekommen, öffnete wieder Hannelore die Tür und sagte ihr Vater wäre das ganze Wochenende verreist, Hermann solle doch nächste Woche mal wieder kommen. Da war er enttäuscht wieder abgezogen. Allerdings hatte am Montag darauf Fritz das neue Gehäuse mitgebracht. Da konnte Hermann die Bauteile gleich umbauen und neu

verlöten. Das ging dieses Mal viel schneller und sah hinterher wesentlich sauberer aus. Am folgenden Sonnabend hatte er es noch einmal bei Herrn Schröder versucht. Und dieses Mal hatte er Glück. Herr Schröder hat sich das Gerät angeschaut und gesagt, das wäre eine saubere Arbeit. Wo er den das schöne Gehäuse her hätte fragte er natürlich auch. Nun setzte er sich und verfolgte die Drähte der Schaltung ganz genau. Er hat keinen Fehler gefunden. Nun hat er zwei Akkumulatoren geholt und diese angeschlossen. Zuerst die Heizung der Röhren. „Wenn man den Deckel ein wenig runter

klappt, dann sieht man das Leuchten der Röhre“ und sie schauten beide in die Lücke zwischen Deckel und dem Kasteninneren. Das sah fantastisch aus, wie die beiden Röhren dort glühten. „Jetzt wir die Anodenspannung angelegt, passe auf, dass du diese Stecker nicht am Metall berührst, sonst bekommst du einen Stromschlag“ sagte Herr Schröder. Die Antenne und die Erde hatten sie schon angeschlossen gehabt. Nach kurzer Zeit hörte man ein leises Rauschen im Lautsprecher. „Wir prüfen zuerst die Rückkopplung“ sagte Herr Schröder und drehte vorsichtig an dem Regler. Dann begann es im Lautsprecher zu

quietschen. „Wenn du dieses Geräusch hörst, musst du gleich wieder zurück drehen, weil sonst dein Empfänger zum Sender wird und du andere auf dieser Welle stören könntest“ meinte Herr Schröder. „Es zeigt aber auch, dass die Rückkopplung funktioniert. So, kurz bevor es pfeift, können wir die Rückkopplung stehen lassen. Jetzt können wir einen Sender suchen“ und er drehte am Drehkondensator. Schon hatte er einen Sender drin. Es war das erste Mal, dass Hermann Musik aus dem Radio über einen Lautsprecher gehört hatte, er war begeistert. „Das ist Radio Nord aus Bremen, da bin

ich mir sicher. So stark wie der hier reinkommt“ sagte Herr Schröder. „Lass uns mal weiter suchen, vielleicht bekommen wir ja noch den Hamburger rein“ sagte er noch. Und siehe da, ganz leise aber er war sich sicher, dass war der Hamburger Sender. „Abends wirst du sicher noch viel mehr Sender rein bekommen“ sagte Herr Schröder noch und klemmte die Akkumulatoren wieder ab. Dann nahm er wieder einen Karton packte alles ein und gab es Hermann. Er erzählte ihm noch, wo man die Akkumulatoren wieder aufladen könne wenn sie leer sind und dass Hermann bei Problemen immer wieder gerne vorbei kommen dürfe. Schon stand Hermann

wieder auf der Straße und machte sich auf den Weg nach Hause. Die Akkumulatoren waren ganz schön schwer, und man darf sie nicht kippen, weil da Säure drin ist. Zu Hause angekommen hatte er ganz schön lange Arme. Hermann hatte natürlich sofort sein Radio vorgeführt. Die Antenne hatte er schon vorher in das Wohnzimmer verlängert. Auch einen geeigneten Erdanschluss hatte er dort gefunden. Nun stand das Gerät auf dem Wohnzimmertisch und er hatte es in Betrieb genommen. Es funktionierte auf Anhieb, alle waren begeistert. Jetzt hatten sie öfters nach dem Abendessen

im Wohnzimmer gesessen und Radio gehört.

Die Reise nach Berlin

Klarer kräftig blauer Himmel nur am Horizont wurde es wenig blasser, kleine schneeweiße Schäfchenwolken zogen eilig darüber. Die Luft war angenehm warm und selbst in der prallen Sonne war es gut auszuhalten. Weit ausragende Felder bis zum Horizont getrennt durch Gräben oder Buschreihen lagen an der gut ausgebauten Schotterstraße. Der pralle Duft von frischem Heu und Stroh lag in der Luft, hier und da sah man kräftige Männer und schneidige Frauen mit Kopftüchern auf den Felder bei der Ernte. “Der Sommer ist heute besonders gut zu

uns”, sagte Hermann zu Peter. Beide machen einen ausgedehnten Ausflug mit dem Fahrrad nach Bremen. Gestern sind die lang ersehnten Sommerferien angebrochen und nach hingabevollen bitten und betteln haben die Eltern von Hermann und Peter endlich zugestimmt, dass die Beiden mit dem Fahrrad nach Bremen fahren dürfen, dort gibt es nämlich ein Radio Geschäft und Hermann möchte dort neue Bauteile für seine Radiobasteleien erstehen. Natürlich hatten die Eltern ein wenig Angst, zwei 14 jährige Jungen auf eine Fahrt in die 50 km entfernte Nachbarstadt zu schicken. Zwei Nächte wollten sie weg bleiben, das heißt über 2

Tage keinen Kontakt zu den Kindern. Wenn etwas passieren sollte, sind die Kinder ganz aus sich gestellt. Gut ein Fahrrad flicken, was bei dem Material damals schon mal vorkam, dass konnten sie, sollte aber eines der Fahrräder so defekt sein, dass man damit nicht mehr fahren konnte, so musste man den Rest laufen! Gut, dass die Jungen überfallen würden, das wäre unwahrscheinlich, da man es ihnen ansah, dass bei ihnen nicht viel zu holen war, außerdem waren beide sehr kräftig gebaut und schon fast ausgewachsen. Trotzdem hatten die Eltern gesagt, sie sollten sich aus jedem Streit heraushalten und lieber das Weite suchen und auf jeden Fall immer

zusammen bleiben. So sind die beiden Jungen dann am nächsten Morgen nach dem Frühstück aufgebrochen. Gut 5 Stunden müssten sie für die Hinfahrt einplanen. Zuerst an der Hunte entlang Richtung Weser dort mit der Fähre die Hunte übersetzen und Richtung Berne, dort weiter parallel zur Weser nach Bremen. “Hoffentlich lässt der Wind morgen etwas nach, sonst haben wir ganz schön zu strampeln” meinte Peter zu Hermann. Der Wind blies wie es so üblich ist hier in der Gegend vom Nordwest. Da sie zuerst Richtung Westen und dann Richtung Süden fuhren hatten Sie die ganze Zeit starken

Rückenwind. “Dafür kommen wir heute aber sehr geschwind voran, wir können es in 3 1/2 Stunden schaffen, wenn nichts dazwischen kommt” sagte Hermann. “Ich bin dafür, dass wir ohne Pause durchfahren”, war der Kommentar von Peter worauf Hermann gerne zustimmte. Und wirklich in 3 Stunden und 45 Minuten waren sie am Radioladen. Zwischendurch mussten sie in Bremen aber immer wieder nach dem Weg fragen, was natürlich die Fahrt aufhielt. In dem Radioladen hatte Hermann sich gute 2 Stunden aufgehalten und den Ladeninhaber ausgefragt, wie man dieses oder jenes technische Problem am

besten lösen konnte. Schaltpläne wurden durchgesehen und Skizzen wurden angefertigt. Zwischendurch hatte der Ladenbesitzer andere Kunden bedient. Peter hatte sich gelangweilt aber er war geduldig und hat sich die schönen neuen Rundfunkempfänger angesehen. Hermann hatte dann für etwas über 20 Mark Bauteile und eine Zeitschrift gekauft. Hiermit, gut eingepackt sind sie zur Jugendherberge weitergezogen. Auf einer Wiese hatten sie halt gemacht und einige der mitgebrachten Stullen gegessen. Am späten Nachmittag hatten sie dann die Jugendherberge gefunden. Der Herbergsvater war ganz nett und hatte die beiden in alles eingewiesen und

ihnen ein nettes Zimmer zugewiesen. Es gab sogar noch Abendessen. Dafür hatten sie auch gerne in der Küche mitgeholfen. Am Abend hatten sie gelesen, Peter in einem mitgebrachten Schmöker und Hermann in der im Radiogeschäft gekauften Bastelzeitung “Der Funkbrief”. Am nächsten Morgen nach dem ausgiebigen Frühstück in der Jugendherberge ging es weiter. Sie wollten zurück aber einen anderen Weg nehmen. In Ganderkesee wohnt eine Tante von Peter, welche sie besuchen wollten. Ostern war sie bei Peter zu Besuch und auch Hermann war zum Kaffee eingeladen. Da hat Peters Tante

die beiden Jungen zu sich nach Hause eingeladen. Letzte Woche hatte Peter ihr dann eine Postkarte geschickt mit dem Termin. Sie wollten zu Mittag bei ihr sein und dann am nächsten Tag wieder nach Hause fahren. Bevor sie Bremen verlassen hatten, wollte sich Hermann unbedingt im Postgebäude an der Domsheide den Sender von Bremen ansehen. Die Sendeantenne war zwischen dem Telegrafenamt und dem Ostturm des Doms gespannt. Mehr gab es hier leider nicht zu sehen, aber Hermann war begeistert und Peter war ein wenig enttäuscht von diesem Umweg obwohl die Bremer Innenstadt doch sehr imposant war. Auch den Vortrag von

Hermann auf der Weiterfahrt, wie der Sender aufgebaut ist, wieviel Leistung er hat und wo die Vortragsräume sind und wie sie aussehen hatte Peter nicht wirklich interessiert, er wusste aber dass das Radio Hermanns Hobby war und hatte nur eine Frage gestellt: “Sag mal Hermann, glaubst du wirklich das Radio eine Zukunft hat?” und hat damit eine begeisternde Diskussion angestoßen. “Was glaubst du den, warum in ganz Deutschland die vielen Sender gebaut wurden und noch gebaut werden. Bald steht in jeder Stadt ein Sender und die Radios werden immer günstiger, das kommt, weil immer mehr Röhren produziert werden und die Radios bald in

großen Serien gefertigt werden. Du sollst mal sehen, in ein paar Jahren steht in jedem Haus ein Radio und Versuche mit der Übertragung von Bildern werden auch schon gemacht, bestimmt kann man eines Tages in jedem Haushalt Kino schauen, ist alles nur eine Frage der Zeit. Ich habe sogar gelesen, dass es eines Tages möglich sein kann, das jeder einen kleinen Sender bei sich trägt und mit anderen die auch ein solches Gerät haben sich unterhalten kann - so ungefähr wie telefonieren” war die Antwort von Hermann. “Na da müssen wir dann alle die Technik lernen, ob meine Mutter da mit macht?” sinnierte Peter. “Ach, die Geräte werden immer

einfacher zu bedienen sein, irgendwann kann das jeder - zu Autofahren musst du ja auch nicht wissen, wie der Motor funktioniert” antwortete Hermann. Und so ging die Unterhaltung weiter, bis sie schließlich ihr Ziel erreichten. Bei Peters Tante war es ganz nett. Am Nachmittag hatten sie mit Ihrem Hund gespielt und abends hatten sie alle zusammen bis weit nach Mitternacht Gesellschaftsspiele gespielt. Am nächsten Tag konnten die Jungen ausschlafen und mit einem guten Frühstück mit Speck und Eiern gestärkt und einer Tasche voll Butterbrote und selbstgeernteter Johannesbeeren ging es vollgepackt auf den Rückweg, wo sich

die Jungen Zeit gelassen hatten. Die nächsten Tage hatte Hermann wenig Zeit, mit den neuen Bauteilen herum zu experimentieren. Er sollte die nächsten 4 Wochen bei den Bartels mithelfen und sich Taschengeld verdienen. Das musste er auch unbedingt, den von den 20 Mark, die er im Radiogeschäft ausgegeben wurden, hatte er sich 5 Mark von Fritz geliehen. Auf jeden Fall blieb von dem jetzt verdienten Geld noch genug übrig, um in Berlin, wo er dieses Jahr unbedingt hin wollte, wo es doch letztes Jahr nicht geklappt hatte, noch ein paar schöne Tage bei seinem Onkel Hans-Dieter zu machen. Zwei Wochen vor dem Ende der

Sommerferien kam sein Onkel Hans-Dieter mit seiner Verlobten, der Pauline zu einem Wochenendbesuch in die Heimat. Auf dem Rückweg wollten sie dann Hermann im Auto mitnehmen. Dieses Mal hatte alles geklappt. Nach ungefähr 8 Stunden Autofahrt waren sie in Onkel Hans-Dieters Wohnung angekommen. Hans-Dieter und Pauline wohnen in einer großen Wohnung mitten in Berlin. Als Hans-Dieter zu Hermann sagte: “So in diesem Haus wohnen wir”, prustete Hermann gleich heraus “Booo das ist ja eine Villa”. “Keine Angst”, sagte Hans-Dieter, wir wohnen nicht alleine in diesem Haus. Mit uns wohnen hier noch 3 Familien”. Die Zimmer

kamen Hermann alle riesig groß vor, was sicher auch daran lag, dass diese alle über 3 Meter hoch waren. Als allererstes fiel Hermann im Wohnzimmer das Radiogerät ins Auge. Man konnte meinen, alles andere sähe Hermann jetzt nicht mehr. Hans-Dieter sagte “das Radio machen wir heute Abend einmal an, sieh dir erst einmal an, wo du schlafen kannst”. Hermann bekam sogar für seinen Besuch ein eigenes Zimmer und hier stand auf dem Nachttisch sogar ein Detektor. “Wenn dir am Abend mal langweilig wird, dann kannst du jederzeit Radio hören” erklärte ihm Hans-Dieter. Am nächsten Tag hatten sie alle drei

zusammen Berlin erkundet. Zuerst mit dem Auto und dann zu Fuß den Kudamm rauf und runter. Zwischendurch haben sie in einem Restaurant zu Mittag gegessen, dass war das erste Mal für Hermann das er das Essen vorher aussuchen durfte und dann von einem Ober das Essen gebracht bekam. Das war alles sehr interessant für Hermann, aber am allerbesten war der nächste Tag. Hans-Dieter musste am Nachmittag im Radio ansagen machen und Hermann durfte mit in das Studio. Schon gleich nach Mittag sind sie zum Sender gefahren, diesmal mit der Straßenbahn “Es lohnt sich nicht für die kurze Strecke den Wagen an zu machen”, sagte

Hans-Dieter. 3 Stationen später sind sie schon wieder ausgestiegen und nach 2 Querstraßen weiter standen sie vor einem großen Haus in der Potsdamer Straße 4. “Am Anfang stand uns nur ein Zimmer im dritten Stock hier für den Senderaum zur Verfügung, und dieser muss noch mit dem Telegraphentechnischen Reichsamt geteilt werden, so dass eigentlich für die ausübenden Künstler nur ein kleiner Raum bleibt.” sprach Hans-Dieter und weiter “Der Raum wurde durch gespannte Pferdedecken geteilt, an den Wänden hingen Seidenpapier, später Scheuertücher zur Dämpfung, damit es nicht so hallte. Die

Decke wurde teils durch Bindfaden, teils durch Papierbehänge ‚akustisch’ hergerichtet. Ein Klavier, eine Sprechmaschine, Stühle und Notenständer bilden das Mobiliar, und dann die Sensation: das ‚Kohle-Mikrophon’. So ging es los damals. Ich war allerdings damals noch nicht dabei.” Inzwischen sind sie die Treppen heraufgestiegen in den 4. Stock. “Und wie bist du hier her gekommen?” fragte Hermann als ihnen gerade ein Mann auf dem Flur begegnete.” “Guten Tag Adolf” sagte Hans-Dieter zu dem Mann, welcher kurz zurück Grüßte. “Adolf, darf ich dir meinen Neffen Hermann vorstellen, er will gerade

wissen, wie ich hier her gekommen bin” sagt Hans-Dieter zu Adolf. “Guten Tag Hermann”, begrüßte der Herr den Jungen und wieder zu Hans-Dieter “na, dann erzähle ihm mal die Geschichte - aber immer bei der Wahrheit bleiben. Ich habe jetzt leider keine Zeit die nächste Ansage warte - bis bald” und weg war er. “Das war Adolf Braun”, holte Hans-Dieter dann aus. “Er war der erste Sprecher hier am Rundfunk, er hat die ersten historischen Worte gesprochen: ´Achtung! Achtung! hier ist Berlin auf Welle 400m´. Er ist Schauspieler und gut bekannt mit unserem Direktor. Ich hatte einmal mit ihm im deutschen

Schauspielhaus ein Stück aufgeführt. Seitdem sind wir Freunde. Eines Tages kam er auf mich zu und fragte, ob ich nicht Sprecher beim Rundfunk werden wolle, ich hätte eine gute Stimme. Klar, ich wusste schon aus der Presse, was Radio war aber ich konnte mich nicht vorstellen, ein Radiosprecher zu sein, ich bin doch Schauspieler. Dann hatte ich mir den ganzen Laden hier angesehen und - ich hatte dir ja erzählt, wie es am Anfang hier aussah - hatte ich mich gefragt, warum soll ich die schöne große Bühne mit diesem kleinen improvisierten Raum tauschen - und sehen kann mich auch keiner, also habe ich

abgesagt.” “Aber du bist doch hier Sprecher oder” viel Hermann Hans-Dieter ins Wort. “Ja ja, warte es ab. Eines Tages kam der Direktor Knöpfke zu mir nach Hause und erzählte Adolf ist heiser, kann keine Ansage machen und ob ich nicht für ihn einspringen könnte. Da ich gerade keine Aufführung hatte habe ich spontan zugesagt. Na und seitdem bin ich jetzt hier und mache zusammen mit Adolf die Ansagen.” “War Adolf damals wirklich krank” fragte Hermann noch und Hans-Dieter schmunzelte und zwinkerte mit dem Auge “das habe ich nicht rausbekommen. Nach zwei Tagen war er

jedenfalls wieder da und Putzmunter”. Die beiden betraten gerade einen kleinen Raum. Hinter einem Schreibtisch saß eine Dame mittleren Alters, Frau Strom, die Sekretärin vom Direktor. An der Wand standen mehrere Aktenschränken auch 3 mit braunem Leder bezogene schwere Stühle. Nachdem Hans-Dieter Hermann Frau Strom vorgestellt hatte, bat er ihr, Hermann noch etwas von der Geschichte des Hauses zu erzählen. Später hatte Hans-Dieter einen Termin mit Herr Walter abgemacht, er solle Hermann die Technik und die Räume zeigen. Frau Strom fing dann auch gleich an zu erzählen: “Am 29. Oktober 1923, dem

Beginn des Unterhaltungsrundfunks, hatten wir Null zahlende Hörer; am 31. Dezember 1923: 1025.” erklärte Sie “1924 erhielt das Telegraphentechnische Reichsamt für seine Anlagen einen eigenen Raum. Wir können uns also ‚vergrößern’. Der Aufnahmeraum ist jetzt 7 m lang und 3,70 breit. Die Wände und die Decke erhielten Friesvorhänge. Das ‚Kohle-Mikrophon’ ist längst durch das ‚Telegrafen-Mikrophon’ abgelöst. Ganz Vorzügliches leisten das ‚Kathodophon’- und das ‚Bändchen’-Mikrophon. Begeisterte Zuschriften aus dem In- und Ausland. Nach eigenen Plänen wird ein neuer, moderner Aufnahmeraum in Angriff

genommen (14 m lang und 6,60 m breit). Um die Weihnachtszeit waren wir fertig. Es heißt Abschied nehmen von dem lieben, kleinen, alten Raum, von dem wir uns Berlin, Deutschland - ich glaube, die ganze Welt eroberten. Bald nach Festsetzung der Teilnehmergebühren auf monatlich 2 Mark im April setzt der Aufstieg ein. Im April noch 3 520 zahlende Hörer und am Ende des Jahres 220 592. Und dieses Jahr sind wir in dem neuen Räumen. 50 bis 60 Mann Orchester werden bequem untergebracht; die größten Sendespiele mit 150 Mitwirkenden wickeln wir dann glatt ab. Die Akustik ist hervorragend und dazu das neue, alles weit in den

Schatten stellende ‚Reiß’-Mikrophon. Rastlos größtenteils in 15stündiger Arbeitszeit ging der Betrieb die steile Bahn hinan; von Tag zu Tag wurde er umfangreicher. Wir haben auch das Große Funk-Orchester und den Funk-Chors gegründet. Aber auch jetzt wird es wieder zu eng. Es heißt wiederum: Arbeitspläne machen. Ein ganzes Stockwerk wollen wir hinzunehmen. Ein großer Raum, 18 m lang und 9 m breit, wird für einen zweiten Senderaum bestimmt. Pläne entstehen, werden verworfen, neue skizziert und endlich ausgeführt, und so schließen wir das Jahr inmitten voller Arbeit und emsigster Bautätigkeit, und

der Lohn: 443 607 Hörer, aber bestimmt noch jede Menge Schwarzhörer” führte Frau Strom weiter aus. Da kam auch schon Herr Walter, er nahm Hermann mit in die Technikräume, im Senderraum, wo sich Hermann besonders gründlich umsah sagte Herr Walter: ”Der Sender hier ist selbst gebaut und hatte am Anfang für ein paar Monate seinen Dienst getan. Dann hatten wir einen Sender am Magdeburger Platz stehen, welcher vor kurzem noch unser Hauptsender war, unser neue Sender ist jetzt der Sender Witzleben unter dem Funkturm untergebracht. Dieser kleine Sender hier hatte eine Leistung von 250 Watt, der am Magdeburger Platz dann

schon 500 Watt und der neue am Funkturm hat 1500 Watt.” Danach sind sie dann in den Regieraum gegangen. Hier durfte nur ganz leise geflüstert werden. Durch eine Glasscheibe konnte man in den großen Aufnahmeraum sehen. Vorne rechts stand ein Mikrofon, dahinter stand Hans-Dieter und wartete auf seinen Einsatz. Im ganzen Raum waren Musiker mit ihren Instrumenten verteilt. Vor den Musikern stand der Dirigent an einem Pult mit dem Taktstock in der Hand. Ein Mann in dem Regieraum drückte auf einen Knopf und alle hörten Hans-Dieter sagen: "Achtung, Achtung. Hier ist Berlin, Vox-Haus. Sie hören als nächstes

die Kapelle Bernard Etté. Sie bringt Ihnen einen Foxtrott zu Gehör: 'Wenn die Jazzband spielt' ". Und kurze Zeit später spielte die Band los. Herr Walter und Hermann sahen noch etwas zu, dann haben sie wieder ganz leise den Raum verlassen. Auch auf dem Flur durfte nur geflüstert werden, so dass keine Fremdgeräusche über den Sender gingen. Herr Walter hat Hermann noch diverse andere Räume gezeigt, Das Archiv, wo die vielen Schallplatten lagerten, den kleinen Sendesaal, welcher gerade nicht benutzt wurde, den Akkuraum, wo die Batterien für die Verstärker standen. Hermann hat den Herrn Walter “Löcher in den Bauch

gefragt”, so dass Herr Walter wohl froh war als er Hermann bei Frau Strom wieder abgeben konnte. Diese sagte, es werde wohl noch zwei Stunden dauern, bis Hans-Dieter fertig wäre, er könne sich ja unten im Hause umsehen, dort gibt es einen großen Plattenladen. Hermann ist aber auf die Straße gelaufen, um sich die alte Antennenanlage genau anzuschauen. Danach hatte er sich doch noch im Plattenladen umgesehen, aber von Musik verstand er nicht viel. Es gab aber auch einen Zeitungskiosk gegenüber vom VOX-Haus. Hier hatte sich Hermann von seinem Taschengeld eine Rundfunkzeitung gekauft, in welcher es

sehr viele Technikseiten gab. Diese hat er dann im Büro von Frau Strom gelesen, bis sein Onkel ihn für die Heimfahrt abholte. Insgesamt hatte Hermann ein paar schöne Tage in Berlin. Auch die Rückfahrt mit dem Zug war einfacher als er sich vorstellte. So gingen auch diese Sommerferien vorbei und sein letztes Schuljahr fing an.


(Wir fortgesetzt!)

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Bajazzo

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