Fantasy & Horror
Cold Bodies - Letale Flucht

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"Cold Bodies - Letale Flucht"
Veröffentlicht am 10. November 2013, 64 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Live each day as if it?s your last?, that was the conventional advice, but really, who had the energy for that? What if it rained or you felt a bit glandy? It just wasn?t practical. Better by far to simply try and be good and courageous and bold and to make a difference. Not change the world exactly, but the bit around you. Go out there with your passion and your electric typewriter and work hard at?something. Change lives through art maybe. ...
Cold Bodies - Letale Flucht

Cold Bodies - Letale Flucht

Prolog

In verbotenen Büchern steht geschrieben, dass sich an Orten großer menschlicher Pein der Vorhang hebt. Jener schwere, blutrote Vorhang, der Grenze ist zwischen unserer Welt und jener anderen, die unsere fahle Dimension seit dem Fall des Lichtengels umschließt, wie eine verheerende Feuersbrunst. Weiter steht geschrieben, dass wir, wenn wir diesen Moment der Offenbarung erleben, da der schützende, göttliche Schleier sich lüftet, erkennen werden, dass unser Leben bloß ein Schatten ist, den jene, nur für uns züngelnden, nach Marter und Schmerz gierenden und leckenden Flammen des Höllenfeuers, in unser stetes Halbdunkel werfen. Und obwohl diese, zumeist in Menschenhaut gebundenen, verbotenen Bücher, seit den Zeiten der heiligen Inquisition, gehalten mit starken, gesegneten Ketten, verschlossen durch stählerne Schlösser,

verborgen in tiefsten Verliesen hinter mächtigen Klostermauern liegen, so ahnen wir doch, wissen es allesamt unbewusst, dass die Wahrheit um unser elendes Dasein nicht anders ist, als es in diesen dreifach verfluchten Werken in verbotener Sprache geschrieben steht. Diese Orte, aber, diese dunkelsten Herzen menschlichen Elends, an denen sich der schützende Vorhang hebt, oder gar von schrecklicher, krallenbewehrter Klaue zerrissen wird, finden wir überall dort, wo Menschen sich niedergelassen haben, gehäuft deshalb in unseren Städten, den Metropolen, moderner Auswurf der verdammten, gottlosen Urstadt Babili. An diesen Orten werden unsere Schmerzen zur Pforte, unsere verzweifelten Schreie ihr Schlüssel. Die Fenster klapperten, der Wind sauste. Der Schimmer des Mondes erhellte die kleine Bibliothek. Tom lag in seinem Bett und schlief. Schweißgebadet drehte er sich hin und her. Ein sich öfter

wiederholendes „Nein“ gelang aus seinem Lippen. Seine Brust bebte - er hatte einen Alptraum. Ein schmerzendes Gefühl überzog seinen nackten Körper. Der Gestank nach verbranntem Fleisch fuhr in seine Nase. Er öffnete seine Augen, ein grelles Licht blendete ihn. Sein Kopf hob sich, seine Augen blinzelten und blickten umher. Egal wo sie hinsahen, sie sahen Flammen. Er versuchte sich zu bewegen, jedoch erfolglos, sein Körper verweigerte wie seine Stimme den Dienst. Helle Flammen zogen vom schwarzen Boden nach oben. Lodernde Feuersäulen umgaben den Jugendlichen. Sein schwebender Körper stieg immer weiter nach oben. Er brannte. Er schrie so laut er nur konnte, jedoch hörte ihn niemand. Seine Stimme drang nicht aus seinem Körper hinaus. Sie war die Geisel, der den Weg nach draußen verwehrt wurde. Er schrie seine Lunge heraus, solange bis irgendetwas in seinen Körper brach und endlich zerbarst. Dieser wehtuende Schmerz

ließ ihn nicht aus. Ein ohrenbetäubendes Geräusch ließ ihn innerlich zusammenzucken. Mit aller letzter Kraft hob er seinen Kopf, sein verschleierter Blick wanderte umher und blieb bei einer dunklen Gestalt hängen. Er schon wieder, dachte er sich und versuchte weg zu blicken, zu groß war die Angst vor der furchteinflößenden Person. Trotzdem merkte die Gestalt die Anwesenheit von Tom. Der schwarze Unbekannte blickte zu ihm und humpelte langsam auf ihn zu. Er war so groß wie ein Haus. Dunkle, ölige Schuppen überzogen den wuchtigen Körper des Monstrums. Ein grünlicher Schleim troff von den armenlangen gelblichen Zähnen. Die erhobenen Fäuste, diese hasserfüllten Augen, die heraustretenden Adern an seinem Hals und in seinem Gesicht. Der Mann drehte sich um und rammte mit rhythmischen Abständen in eine Mauer hinein. Seine Stirn und Nase waren eine einzige, blutige Masse, aus der vereinzelt

Knochensplitter ragten. Auch der Oberkiefer war längst weggebrochen. Einzig die untere Zahnreihe war zwischen Unmengen Blut auszumachen. Trotz dieses elenden Zustandes fuhr der Mann kontinuierlich damit fort, seinen Schädel an der Wand zu zerbrechen. Ein starker, stechender Schmerz durchzog blitzartig Toms Körper. Er kniff seine Augen zusammen, die Schmerzen sogen immer mehr von seiner Lebenskraft. Seine alte Haut verbarg sich langsam unter einer dunkelbraunen bis schwarz gefärbten Schicht, die sehr stark nach verkohlten Fleisch roch. Er schrie, bis ihm die Augen aus seinen Höhlen traten. Kein Laut verließ seine roten schmalen Lippen, die allmählich bei der Hitze schmolzen. Seine Brust hob sich. Er spürte Hände, wirklich Hände, die über seine Brust streiften. Obwohl er unerträgliche Schmerzen litt, spürte er jede einzelne Berührung der Fingerkuppen, wie sie über seine Brust tippten. Sie hielten über sein

Herz. Sie gruben sich in sein zerfetztes Fleisch. Kratzten, schnitten über seinem Herzen eine Mulde aus. Dabei fühlte er keinen Schmerz, nein, die Nervenenden zerrannen, vergingen wie alte Haut, aber er spürte diese Finger, die in seinen Körper hineinglitten, und sich an den Rippen vorbei um sein wie wild hämmerndes Herz schlossen. Der Druck um seine Herzkammern erhöhte sich. Die Flammen fauchten auf und erloschen. Tom merkte wie sein Körper zu Boden fiel. Die Dunkelheit umhüllte ihn immer mehr. Er hörte lediglich das Zischen der Luft, das durch den Fall des verbrannten Fleischklumpen, was noch von Tom übrig geblieben war, lauter wurde. Die kühle Luft schmiegte sich an seinen Körper, die ein schmerzlinderndes Gefühl in ihm auslöste. Plötzlich spürte er einen harten Widerstand. „Tom“, hörte er in seinen Gedanken. Er kniff seine Augen ganz fest zusammen. Der Jugendliche dachte, dass dies nur ein Traum sei

und, dass er sofort aufwachen würde. Jedoch geschah nichts. Er lag noch immer auf der gleichen Stelle im Nirgendwo. Angst und Panik durchzogen seinen Körper. „Tom“, hörte er abermals schreien. Die Stimme wurde immer lauter. Den Kopf im Nacken blickte er ins unbekannte Nichts. Woher kommt diese Stimme, fragte er sich; plötzlich verspürte er einen leichten Widerstand an seiner Schulter. Es war eine Hand. Sein Kopf wanderte zu seiner Schulter. Langsam wanderten seine Augen den blassen dünnen Arm des Unbekannten hinauf, bis sie schlussendlich beim Gesicht hängen blieben. Er blickte in zwei wunderschöne, leicht funkelnde, grüne Augen, die ihn in den Bann zogen. Dieser Anblick: ein kleine Stupsnase; leicht definierbare Wangenknochen; die langen zur Seite geschobenen braunen Haaren; die schmalen leicht rostfarbenen Lippen, nach denen er schon lange danach trachtete sie zu

küssen, und das schneeweiße verlegene Lächeln, das die Person immer aufsetzte. Plötzlich erweiterten sich seine Pupillen. Sein Atem begann zu stocken, da der Druck, der bei seinen fast freigelegten und von der Hitze gegarten Herzen höher wurde, bis schlussendlich die Fasern seines Herzens nachgaben und rissen. Alles verstummte und verdunkelte sich – er fiel in Ohnmacht. Er schlug seine Augen auf. Sein Blick verschärfte sich: eine cremefarbene Decke, dunkle Fenster, schwarz-weiße Bilder an der Wand, alte Bücherregale – er hatte die Traumwelt verlassen. Tom lag verheddert im Bettlaken. Seine Finger verkrallten sich in sein Polster. Er tastete langsam seinen Körper ab. Alles ist noch da – alles ist da, wo es sein sollte. Er befreite sich langsam vom dunkelblauen Bettlaken und schob den Knäuel zur Seite. Schweißgebadet lag er da und betrachte die Decke. Was hat dieser Traum zu bedeuten, fragte er sich und fiel in seine

Gedanken. „Tom, komm' runter frühstücken, wir werden nicht alle auf dich warten“, hörte er ungeduldig sagen und blickte erst verzögernd zur Tür hinüber. „Ich komm' gleich, ihr könnt' schon ohne mich anfangen“, antwortete er darauf und schleifte gleichzeitig seinen Körper zur Bettkante. Er setzte mit seinen Füßen an den kühlen Bodendielen, die ein leichtes Knarzen von sich gaben, und rappelte sich gemächlich auf. Er trottete gelassen zum Schreibtisch hinüber und setzte sich auf den Stuhl. Er streifte mit seiner Hand durch sein blondes Haar und seufzte leicht. Er kniff öfters seine Augen. Ein erdrosselndes Gefühl drückte ihn immer mehr in den Stuhl hinein. Seine Glieder waren schlaff - er fühlte sich müde. Er hörte Schritte; sein Kopf richtete sich auf. „Onkel Tom“, schrie ein kleiner Junge, der ziemlich schnell auf ihn zu rannte. „Tante Nina“, braucht dich, „Komm runter“, fügte er hinzu. „Ach, Marcel komm' her», sagte Tom. Er

stand auf und hob den kleinen Jungen auf. „Guten Morgen. Wie hast du geschlafen“ er warf einen fragenden Blick auf den vor Fröhlichkeit strampelnden Jungen. „Ach, könnte besser sein. Tante Nina hat bei mir geschlafen“, antwortete er, ein kleines Lächeln blitzte in seinem Gesicht auf. „Schön zu hören. Geh‘ wieder runter. Du weißt ja, was du sagen musst“, schwatzte Tom und kicherte ein wenig. Tom setzte Marcel wieder auf den Boden. Der kleine Sprössling rannte aus dem Raum und Tom setzte sich wieder auf den Stuhl. Viele Ereignisse, manche gut, manche auch schlecht und bedrückend, zogen an ihm vorbei. Doch das Ereignis, dass alles in seinem Leben in einen Schlag verändert hatte, war genau vor sechs Monaten geschehen. Kurz nach dem dieses Chaos ausgebrochen war, war die ganze Menschheitsgeschichte mit einen mal besiegelt worden. Die ganze Infrastruktur, die die Menschen seit Jahrhunderten aufgebaut haben,

war zusammengebrochen. Regierungssitze wurden auf die Flugzeuge verlegt, provisorisch – wie es den Menschen gesagt wurde -, jedoch hielt das auch nicht lange. Es gab immer jemanden, der infiziert war und alle anderen ansteckte. Wie ein Fegefeuer breitete sich dieser Virus über die ganze Erdkugel aus und vernichtete alles Schöne und Fröhliche. Die Welt wurde von nun an, vom Bösen, Schlechten vor allem vom Tode regiert. Die Angst zu sterben oder alleine irgendwo zu Grunde gehen, waren Gedanken, mit denen sich jeder auseinander setzen musste. Manche früher, manche später. Viele wichtige Personen in seinen Leben starben, vor allem die, die immer zu ihn hielten und unterstützten. Doch nicht nur dieser Virus war ausschlaggebend für seinen jetzigen Zustand. Der dunkle Schreibtisch aus Ebenholz stand in einer kleinen privaten Bibliothek des Vorbesitzers. Einzelne Lichtstrahlen drangen

durch einen Spalt der beiden zusammengeschobenen, pechschwarzen Vorhänge und warfen einen hellen Strich, der den Raum in zwei Teile teilte. An allen vier Wänden standen Bücherregale. Hier und da hingen Bücher halb heraus. Selbst die Regale schienen als seien sie aus abertausenden kleinen Zahnstochern gebaut und doch hielt das Ganze. Eine alte Couch wurde in den Raum hineingeschoben. Irgendetwas hielt Tom in diesen Raum, sodass er extra auf ein eigenes Schlafzimmer verzichtete und lieber sich für eine Couch entschied. Das Festini-Anwesen bestand aus fünf Gebäudetrakten, im mediterranen Baustil erbaut, und stand auf einer Kippe in einer abgelegenen Provinz in Italien. Pinienwälder umgaben das riesige Herrenhaus. Die Ausräucherung dauerte mehrere Tage, welche die Jugendlichen gerne in Kauf nahmen. Tom schloss seine Augen und schnaufte tief durch. Dieser Traum verfolgte ihn schon seit

jener stürmischen Nacht. Ich konnte nicht anders, ich musste es tun, dachte er sich, sein Körper rappelte sich langsam auf. Er ging zum Fenster hinüber und betrachtete das wunderschöne Meer. Das unberechenbare Wasser, das an die Kippe klatschte und Einbuchtungen hinterließ. Im fernen Horizont sah er herannahende schwarze Wolken. Seit dem drastischen Rückgang der Zahl der Menschheit übernahm die Natur immer mehr ihre Rechte auf ihr Territorium, das von den habgierigen Menschen beansprucht wurde. Das Funkeln des Goldes schimmerte in den Augen der Ausbeuter. Ihnen war die Erde relativ egal. Der Kapitalismus war wichtiger als unsere Mutter Natur. Dies ist nicht mehr der Fall! Nur wenige tausend Überlebende wandeln auf der Welt umher und flüchten jede Sekunde vor dem wandelnden Tod. Die Hölle war voll, deshalb kamen sie auf die Erde, sagte ein alter Herr zu Tom. Damals wo er verängstigt in der Ecke saß

und hoffte, alles würde vorübergehen. Die Natur holte schon immer ihren Besitz zurück, der Mensch war der größte Fehler, den sich die Natur erlaubte und den korrigierte sie auch. Tom schüttelte leicht seinen Kopf und wandte sich dem Fenster ab. Er ging zur Tür hinüber. Der Boden knarzte unter seinen nackten Füßen. Er betrachte den langen, dunklen Gang. Blutfleckenreste zeichneten die weiße Wand. Er trottete langsam den Gang entlang. Schwarz-weiße Bilder hingen an manchen Stellen des Ganges und zeigten die damalige Familie, die hier einst gelebt hatte. Tom hielt an und ging in das Badezimmer hinein. Er drehte den Wasserhahn auf und wusch mit dem kühlen Wasser sein Gesicht. Die Müdigkeit verflog langsam, die Frische verdrängte die Erschöpfung in seinen Gliedern. Tom blickte in den Spiegel. Wassertropfen kullerten über sein markantes Gesicht. Leblosigkeit und Tod drückten die

pechschwarzen Augen des Jungen aus. Er schloss seine Augen. Was ist der Sinn des Lebens, fragte er sich – dies tat er schon lange nicht mehr. „Tom“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Ein berauschendes, bekanntes Gefühl durchzog seinen Körper. Die Fröhlichkeit ließ jede Zelle in ihm heiter stimmen. Diese weiche Stimme ließ ihn jede Trübsal blasende, Depression ähnliche Stimmung vergessen. „Philipp“, murmelte Tom leise und drehte sich lächelnd um. „Wie lange brauchst du noch“, fragte der Jugendliche genervt und pustete seine Stirnfransen zur aus seinem Blickfeld. „Ach, ich hatte wieder diesen Traum. Er wird immer realer“, Toms Gesicht sank ein wenig herab. Philipp ging auf den Jugendlichen zu und klopfte auf seine Schulter. „Es wird schon wieder“, der Jugendliche zog seinen Freund aus dem Raum hinaus. Die Jugendlichen gingen nebeneinander gelassen den dunklen Gang entlang. Philipp betrachtete das traurige Gesicht

seines Freundes, in einer gewissen Art und Weise stimmte es ihn selbst schmerzlich. „Es kommt mir so vor, als sei es gestern gewesen, als dieses Chaos über uns hereinstürzte“, murmelte Tom vor sich hin

Kapitel 1

Eine Woche zuvor … Es war ein herrlicher Frühlingstag. Tom hatte sich wieder ohne bemerkt zu werden, Zutritt aufs Dach verschafft. Er ging zum Geländer hinüber um den Park, der am Schulgebäude angrenzte, zu beobachten. Er betrachtete die sonnige Blumenwiese und atmete die frische Frühlingsluft ein. Auf der grünen Wiese, die voll mit gelben, violetten und roten duftenden Blumen war, verwurzelten sich die majestätischen Bäume mit ihren aufspringenden weiß-rosa Knospen. Langsam schloss er seine Augen und atmete noch einmal eine große Portion

Frühlingsluft ein. Er vernahm nur noch das muntere Singen der Vögel und das Rauschen des Windes. Der Himmel war strahlendblau und wolkenlos, sodass sich die Sonne mit aller Pracht zeigte.   Plötzlich durchfuhr ihn ein schmerzliches Gefühl, die Erinnerungen kamen in ihm wieder hoch. Eine Träne kullerte über seine Wange. Er wischte mit seiner Hand das überflüssige Wasser von seinen Augen weg. Ein drückendes Gefühl von seiner Magengegend ausgehend, überschwemmte seinen ganzen Körper. Ich kann bald nicht mehr, dachte er sich und streifte mit seiner Hand durch sein blondes Haar. Er öffnete seine errötenden Augen, der

Tränenschleier brach das Licht der Sonne. Seine Augen blinzelten öfters, blickten in den Himmel - in den fernen Horizont. Geprägt von Verletzungen, Gewalt und den Wunsch nach unerfüllter Liebe in der Vergangenheit hatte er sich immer mehr und mehr zurückgezogen und sich von seiner Umwelt distanziert. Das abgeschnittene Gefühl umzingelt von Menschen zu sein, die in ein rasendes Tempo an einen vorbei huschten, als ob jemand auf eine Vorspieltaste gedrückt hätte, ist für ihn alltäglich geworden. Er hatte schnell gemerkt, dass er nicht willkommen war. Es fing alles vor zwei Jahren an, als sein Elternhaus abbrannte und er zu seinem zornigen Onkel ziehen

musste. Es zog sich durch seine ganze Schulzeit, der damalige Musterschüler kämpfte jetzt um seinen Abschluss. Die Angst zu versagen saß ihm immer im Nacken; er wollte niemanden enttäuschen und doch zog er sich immerzu zurück, wenn er versagte, und grübelte darüber nach, was er besser machen hätte können. Während andere das Problem schon vergessen haben, beschäftigte es ihn oft noch tagelang.   Tom holte aus seiner Hosentasche eine Zigarettenschachtel heraus, zündete sich eine Kippe an, nahm einen Zug und lehnte sich am das Geländer an. Er hörte den leisen Stadtlärm in seinen Ohren summen. Sein Blick wanderte umher,

alles hatte seinen gewohnten Zyklus. Der Mann von der Stadtreinigung säuberte die Gehwege und sammelte die weggeworfenen Zigarettenstummel auf. Die alte Frau Meyer stand wieder bei ihrem Wohnzimmerfenster und betrachtete die Schüler, die sie durch die Panoramafenster der Schule sehen konnte. Die alte Wirtin des einzigen Cafés der Straße hielt immer nach Kundschaft Ausschau. Toms Kopf sank ein wenig herab. Anscheinend geht es jeden besser, als mir, dachte er sich und warf seine Zigarette auf den Boden und kehrte wieder in das Schulgebäude hinein.   Er blickte in die leere Aula und ging

langsam hinein. Riesige kalte, glattpolierte, graue Steinplatten zogen durch den ganzen Gebäudetrakt. Auf der linken, wie auch auf der rechten Seite sah Tom unzählige grüne Türen; Gespräche drangen aus den Klassenzimmern. Der Gang schien nie zu enden, dachte er sich. Langsam schritt er nach vorne. Ein mulmiges Gefühl durchzog seinen Körper. Ein merkwürdiges Geräusch lies seinen Körper erstarren. Was ist das, fragte er sich. Adrenalinstöße schlugen dauernd auf seinen Magen ein. Seine Pupillen erweiterten sich. Der Lebenssaft in ihm wurde von Sekunde zu Sekunde schneller. Sein Herz schien in jeden

Moment aus seiner Brust zu bersten. Das Knirschen, das durch das Aneinander-Reiben zweier Zahnreihen ertönte, ließ Tom in Panik fallen. Sein Kopf bewegte sich langsam nach hinten, seine Augen waren geschlossen. Er hatte Angst.   Langsam öffnete er seine Augen, eine dunkle Gestalt stand auf der anderen Seite des Ganges. Sie stand da und knirschte mit ihren Zähnen. Blut sickerte aus ihren rechten Arm und tropfte auf den Boden. Dunkel war das Blut, zu dunkel, - fast schwarz - dachte sich Tom. Was ist mit dir passiert, fragte er sich und wollte die unbekannte Person fragen, jedoch ging es nicht. Trockenheit breitete sich in seinen Mundraum aus.

Seine Angst hatte die Oberhand in seinen Körper übernommen. Zu furchteinflößend war die Aura der blutenden Person.   Tom betrachtete die Person, sie starrte ohne die Wimpern zu zucken in die Luft. Es schien, als sähe die Person ihn nicht. Tom drehte sich um. Wie von Donner gerührt starrte er auf ein rothaariges Mädchen. Erst verzögernd stellte er fest, das es sich um Anna handelte. "Tom, wo bleibst du?", fragte Anna in einen aggressiven Ton. "Pscht!", Tom hielt mit seiner Hand den Mund seiner Schulkollegin zu, zugleich zeigte er mit seiner anderen Hand zur furchteinflößenden Person, die hinter ihm stand. Anna nickte und Tom zog

seine Schulkollegin zu seiner Klasse, die sich genau neben ihnen befand. Er griff nach der Türklinke und drückte sie nach unten, das ein Quietschen auslöste. Plötzlich hörte er ein ohrenbetäubendes Geschrei eines Menschen, er blickte in den Gang hinein und sah wie die Person auf ihn zu ran. Er lief in die Klasse und hielt zu Tür zu. "Was soll das werden?", der Professor rückte seinen Stuhl nach hinten und starrte auf die beiden vor Angst zitternden Schüler. Anna schnaufte leicht, "Eine merkwürdige Person ran auf uns zu. Blut tropfte von ihrem Arm" Die restlichen Schüler der Klasse

starrten auf die Beiden. "Sie scherzen. Warum sollte eine blutende Person auf sie zu rennen. Setzt euch bitte", der Professor tippte mit seinen Fingern leicht über den dunkelbraunen polierten Schreibtisch und ging langsam auf die Jugendlichen zu. "Ich kann nicht", murmelte Tom.   Er schloss seine Augen. Plötzlich lief es ihm kalt über den Rücken, ein leichtes Kratzen an der Tür von der anderen Seite wurde immer lauter und heftiger. Der Geschmack von Staub, von dicker, schlechter Luft breitete sich in seinen Mund aus. "So glauben Sie mir doch", krächzte Tom aus seiner trockenen Kehle, jedoch ging

sein Professor näher auf ihn zu. Seine Hände hoben sich und berührten Tom. "Setz dich. Keiner rennt euch nach", sagte der Professor in einen leicht gereizten Ton und packte Tom. Toms Pupillen erweiterten sich, er roch nichts außer der nackten Angst, obwohl sein Atem raste. Die Schläge seines Herzen wurden immer heftiger, als er merkte, dass sein Professor die Tür öffnete und geschockt vor der Person stand. In einen Moment auf den anderen spritzte eine gewaltige Menge Blut in Toms Gesicht. Blutstropfen kullerten an seinen bleichen Gesicht hinunter. Mit aufgerissen Augen blickte Tom auf die unbekannte Person, wie sie voller Blut im Gesicht etwas

kaute. Der Körper seines Professors drehte sich zum Jugendlichen. Toms Augenbrauen zogen sich blitzartig nach oben. Die Nase und Teile des Oberkiefers wurden abgebissen. Blut floss seinen Hals hinunter. Einzelne Zähne der oberen Zahnreihe war zu entziffern. Alles war voller Blut. Eines seiner Augen hing heraus und baumelte leicht, als sich der Kopf hin und her bewegte.   Ein klägliches Hilfe drang aus dem Rachen des einst normalen Menschen. "Tom, runter!", Tom kauerte sich zusammen und schloss seine Augen. Ein lauter Schrei ertönte, gleich darauf war alles still. Tom war wie betäubt. Da war

nur das Gefühl, dass ihn jemand die Kehle zudrückte, tausend Stiche von Nadeln, die sich immer wieder in die gleichen Wunden bohrten.   Er spürte eine Hand auf seiner Schulter, er blickte auf und sah in das Gesicht seines Schulkollegen Alex. "Steh auf", er half Tom auf. Tom blickte zur Tür und sah einen weißen Stab der durch beide Personen gestochen wurde. Die Leichen lagen auf den Boden. Blut floss in allen Seiten und bildete nach und nach einen kleinen See aus Blut und Staub. "Wieso hast du das getan?", schrie ein blondes Mädchen, das im hinteren Teil des Klassenraumes bitterlich weinend in

der Ecke saß. Tom blickte in das Tränen umströmte Gesicht. Rote, glasige Augen starrten ihn an. Tränen kullerten über ihre lieblichen Wangen. Ihre Stupsnase verfärbte sich ins Rötliche. "Sein Gesicht ist halb weg gewesen und die unbekannte Person fiel ihn an", er trat in die Mitte des Raumes. Die Augen der restlichen Schüler verfolgten ihn. Angst strahlten sie aus. Sie verfielen alle in eine Starre. Schweiß bildete an ihren Stirnen. "Warum hast du ihm nicht geholfen?", schluchzte das Mädchen, sie schlug ihre Hände über ihren Kopf und machte sich ganz klein. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, das Atmen fiel ihr schwer.

Ihr Herz raste und schien bald aus ihrer Brust zu barsten. Sie schloss ihre Augen und versuchte an nichts zu denken, jedoch scheiterte ihr Plan schon nach wenigen Sekunden. Hunderte von Gedanken flogen in ihren Kopf herum. Sie kniff ihre Augen und stand blitzartig auf. Sie blickte zu Boden, ihre langen, blonden Haare hingen und verdeckten das traurige Gesicht. Eine Träne fiel zu Boden. "Warum antwortest du nicht?", ihre Hände ballten sich zu Fäusten.   Verstummt blickte er sie an und zuckte mit den Schultern. "Das heißt doch nicht, dass du ihn töten sollst!", schrie sie und warf einen

giftigen Blick ihrem Schulkollegen zu. Sie fing wild zu gestikulieren an, als sie plötzlich wie erstarrt auf die Hand ihres Professors sah, die leicht zuckte. Sie ran zu ihrem Klassenlehrer hinüber. Knapp davor spürte sie einen Widerstand, erst verzögernd stellte sie fest, dass Tom seinen Arm vor ihr hielt. "Er kann nicht am Leben sein, der Stab ging durch sein Herz und durch den Kopf der anderen Person. Es ist einfach unmöglich", er blickte in ihr Gesicht. Sie blickte zu Boden und kurz darauf in die graublauen Augen ihres Schulkollegen. Aber wie kann das sein, fragte sie sich und blinzelte öfters, ihren Kopf schräg liegend schaute sie zu ihren Professor

hinüber und beobachte wie seine Hand sich hin und her bewegte. Ihre Augenbrauen schoben sich blitzartig zusammen, als sich der Oberkörper des Mannes aufrichtete. Beide Arme waren überdreht, sein rechtes Bein knickte nach innen. Warum steht er ohne einen Mucks auf, er müsste doch vor lauter Schmerzen schreien, fragte sie sich. Der Mann rappelte sich langsam auf und blickte zu Tom hinüber. Dunkles Blut rann aus allen Öffnungen. "Herr Professor", fragte Tom, jedoch reagierte die Person überhaupt nicht, nein, sie drehte sich um und rammte in die Mauer hinein - immer und immer wieder. Die unheimliche Person drehte

sich um, ihre Stirn und Nase waren eine einzige blutige Masse, aus der vereinzelt Knochensplitter ragten. Auch der Oberkiefer war längst weggebrochen. Einzig die untere Zahnreihe war zwischen Unmengen Blut auszumachen. Trotz dieses elenden Zustandes fuhr der Mann kontinuierlich damit fort, seinen Schädel an der Wand zu zerbrechen. Es knirschte.   Toms Körper zitterte. Sein Kopf wendete sich dem Mann ab, er kniff seine Augen. Ekel durchzog seinen Körper. Er musste auf seine Zunge beißen, um nicht zu schreien. Leichtes Wimmern seiner Schulkolleginnen summte in seinen

Ohren. "Wer will mitkommen, ich will von hier flüchten", Alex Kopf drehte sich, er sah in verzweifelte Gesichter. Es herrschte Totenstille. "Ich", Tom ging zu Alex hinüber. "Ich auch", sie schlug leicht in Toms Schulter, der darauf mit seiner Hand an seiner Schulter reibend sie verwirrt ansah. Anna räkelte sich leicht nach oben und flüsterte ihn ins Ohr, "Einer muss ja auf dich aufpassen" Seine Augen überdrehten sich.  "Und was ist mir dir, Clara?" Alex Blick wendete sich dem blonden Mädchen zu, ihre Fäuste lockerten sich, sie ging zu Tom und streifte Alex, ohne ihn

anzuschauen ging sie an ihm vorbei, zu groß war die Verachtung. "Sonst niemand mehr?", fragte Tom und blickte umher. Schüttelnde oder wegblickende Köpfe umgaben ihn. Er ging zur Tür hinüber, seine Freunde folgten ihm nach. Er blickte nach links und nach rechts, jedoch war noch alles normal. Woher wohl diese Person kam, fragte er sich und bog nach rechts ab und schritt in einem schnelleren Tempo den Gang entlang, das Klacken der Schritte wurde durch die Steinplatten verstärkt und hallte an den Wänden wider. Am Ende des Ganges sah er die Tür, die zum Treppenhaus führte. Plötzlich hallte ein hoher Ton in seinen

Ohren. "Eine Durchsage. Es gibt eine große Schlägerei im Schulgebäude. Die Schüler werden gebeten die Anweisungen der Lehrer zu befolgen und nach draußen zu gehen. Es ist keine Übung, ich wiederhole es ist keine Übung!", erklang eine verzweifelte feminine Stimme. "Beeilt euch, sie sind schon da! Helft mir! Sie wollen mich töten! Helft mir!", fügte sie hinzu. Ein lautes Klacken ertönte und kurz darauf ein Todesschrei eines Menschen, das im ganzen Gang hallte. Angst und Panik durchzogen die Körper der Jugendlichen. Sie rannen den Gang entlang. Da vorne müsste doch das Sekretariat sein, dachte sich Tom, als er

eine riesige doppeltürige Glastür aus dem Fernen auf der rechten Seite sah. Als er dort ankam, merkte er das die Glastür voller Blut war. Er riss seine Augen auf, seine Kinnlade klappte runter, als er das Blut bei der Tür herausfließen sah. Er trat zur Tür, zitternd griff er nach dem blutverschmierten Türgriff und öffnete sie behutsam. Seine Pupillen erweiterten sich, er hielt seine Hand vor seinem Mund, um den Brechreiz zu unterdrücken. Ganz hinten in der Ecke sah er seinen Direktor, der gerade die Gedärme der Sekretärin heraus riss und hastig hinunterschlang. Das Mikrofon hing beim grünen Schreibtisch hinunter,

das Kabel spannte sich und bewegte sich langsam hin und her. Der Telefonhörer lag auf dem Tisch, ein leises immer sich wiederholendes "Hallo" hörte man aus dem kleinen Lautsprecher. Plötzlich lief es ihm kalt über den Rücken, als er einen Widerstand an seiner Schulter spürte, es war eine Hand. "Tom, wir können hier nicht länger bleiben", sagte Alex und zog Tom ein wenig an seiner Hand, der erstarrt in das Sekretariat blickte. Tom holte blitzartig tief Luft als er den zu ihn werfenden Blick des Verseuchten bemerkte. Sein Blutdruck schnellte in die Höhe. Der Direktor sprang auf und rann zur Glastür. Tom schloss so schnell wie möglich die

Tür. Es erklang ein lauter Knall. Der Verseuchte steckte in der Glastür halb fest. Es war alles voll mit Blut. Die Schuluniformen der Jugendlichen waren mit Blut übersät. Der Zombie versuchte sich zu befreien, doch es gelang ihm nicht, im Gegenteil, umso mehr er sich bewegte umso mehr schlitzten die Glasspitzen den Körper auf. Die Jugendlichen blickten entsetzt.   Alex zog mehr am Arm von Tom. Tom merkte, dass der Lärmpegel immer lauter wurde, die Schüler in den Klassen wurden immer unruhiger. "Rennt", schrie Tom, plötzlich schlugen alle Türen auf. Ein Ansturm von verängstigen Schüler kamen ihnen

entgegen. Die Augen der Mitschüler wurden immer größer, die Angst stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie verspürten ein flaues Gefühl und merkten wie ihr Herz zu rasen begann. Die Schüler gerieten in Panik, sie liefen in den Gängen und versuchten so schnell wie möglich nach draußen zu kommen. Es herrschte ein Gedränge in den Gängen. Es wurde geschubst und getreten, wer hinfiel wurde nieder getrampelt. Die vier Schüler drängten sich durch die Menschenmenge, die zum Haupteingang lief und den Treppenaufgang nicht beachtete, und eilten nach dem Erreichen des Treppenhauses die Treppen hastig

hinunter.   Unten angekommen, liefen sie den kleinen Gang, der mit rotbraunen Fließen verfließt und am Ende mit einem beigefarbenen Teppichboden ausgelegt wurde, entlang bis zur Doppelglastür. Tom öffnet schnaufend die Glastür. Ein helles Licht kam ihn entgegen, es erhellte den sonst so dunklen Gang, von wo er kam. Er trat langsam ein, der Geruch nach neuen Sportgeräten und Schweiß hing in der Luft. Tom blickte um sich und merkte das niemand im Turnsaal war. Seine Freunde stellten sich neben ihn und schnauften laut. Tom kniff seine Augen, steifte mit seinen Händen durch sein Haar und dachte gerade

darüber nach, was sie jetzt machen sollen. Alex trat weiter in den Raum hinein und drehte sich. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Was passiert hier gerade, fragte er sich und ging herum. Plötzlich entdeckte er Baseballschläger, die verstreut im Saal lagen. "Tom", schrie Alex; Tom öffnete schlagartig seine Augen und blickte zu Alex hinüber, der zu den Baseballschlägern zeigte. Er grübelte und ging zu den Baseballschlägern. Tom nahm einen Schläger in die Hand und holte aus, mit einem lauten Zischen preschte er den Holzstock nach vorne und wieder nach hinten. "Das könnte funktionieren", murmelte

Tom vor sich hin. "Wir sollen uns so schnell wie möglich verbarrikadieren, wer wohnt von hier aus am nächsten?" Clara wendete sich Tom zu. "Du wohnst doch in St. Agnes, das ist doch von hier aus am nächsten ... Tom" .Die Augen von Tom wurden immer größer. Ein unerklärliches Gefühl von seiner Magengegend ausgehend überschwemmte seinen Körper. An seinen Onkel hatte er schon lange nicht mehr gedacht. Der unfreundlichste Mensch der Welt hielt nichts von Besuchern, geschweige von Freunden. Er wird mich umbringen, dachte er sich. "Ich weiß

nicht" "Komm schon, Tom. So schlimm kann es ja nicht sein. Für was schämst du dich den?", fragte Clara und trat sehr nahe zu ihm und griff nach seiner Hand. Clara und Tom kannten sich schon seit dem Kindergarten. Sie waren jede freie Minute zusammen, zumindest bis zum Ereignis, was alles verändert hatte. "Okay fahren wir mit den Mopeds zu mir nach Hause, nehmt die Baseballschläger mit, man weiß ja nie", sagte Tom zu seinen Freunden mit überzeugter Stimme, obwohl er selbst nicht glücklich über diese Entscheidung war.   Die fünf Schüler gingen durch den riesigen Saal zum Hinterausgang. Tom

stand vor der Tür, sein Atem wurde schneller, die Unwissenheit über den Zustand, der draußen herrschte, lies ihn Angst fallen. Stirnrunzelnd blickte er zu Clara hinüber, die auf ihre Unterlippe beißend auf den Boden blickte, gleich darauf blickte er wieder zur Tür. Er holte tief Luft und drückte beide Türflügel nach außen. Die schwüle Luft traf ihn wie ein Schlag, die Hitze schien in seine Lungen zu dringen, zusammen mit den Abgasen, dem Smog, dem Geruch von feuchtem Zement, Schmieröl, Rauch und den schwachen Aroma einer offenen Kanalisation. Seine Augen schimmerten eine gewaltige Feuerbrunst wieder. Er

kniff seine Augen und schüttelte seinen Kopf. Das darf einfach nicht wahr sein, redete er sich ein und wagte nochmals einen Blick. Vor wenigen Minuten war noch alles normal, dachte er sich und trat langsam nach draußen. Ein dicker, schwarzer, beißender Rauch fuhr ihm in die Nase. Der ganze Platz vor der Schule war zerstört. Aufgebrochene Autos und zerbrochene Scheiben ornierten den Parkplatz. Das ausgelaufene Benzin zog seine Schlieren und floss die Beton-Rinnplatten der Bordrinnen entlang. Dunkle Rauchwolken stiegen langsam den Himmel hinauf und verdeckten die Sonne. Eine düstere Stimmung breitete

sich aus. Lodernde Flammen aus allen Räumen vom Keller bis zum Dachgeschoß des Wohnblocks, der sich neben der Schule befand, schlugen empor. Tom beobachtete, wie das Feuer langsam sich Richtung Park bahnte. Das Fröhliche und Schöne wurde langsam vom heißen Tod verschluckt. Geschrei von Menschen war zu hören; die Todesqualen der armen Seelen, wie sie um ihr Leben bangten. Hier ist es, wie in der Hölle, dachte sich Tom und schritt weiter nach vorne. Angst durchzog seinen Körper. Seine Sicht war getrübt, lediglich schwarze Schemen huschten um ihn im zuckenden Feuerschein herum. Ruß legte sich auf seinem Körper ab.

Sein Schweiß mischte sich mit feiner Asche; schwarze Schweißtropfen bahnten sich ihren Weg über sein bleiches Gesicht. Seine Zunge ragte leicht heraus und bewegte sich von links nach rechts. Der Qualm legte sich in seinen Mundraum ab und kratzte allmählich seinen Rachen.   Die schwarzen Männchen kamen immer näher auf ihn zu. Stirnrunzelnd sah Tom die herannahenden Unbekannten an. Blut tropfte aus ihren Mündern, die Kleidungen waren zerfetzt und verdreckt. Der Gang der Biester war unregelmäßig, Beine und Arme waren verdreht oder auch teils herausgerissen. Das Jüngste

Gericht, dachte sich Tom und wendete sich seinen Freunden zu. Verängstigte Gesichter sahen ihn an. "Zu den Mopeds", schrie Tom und lief über den Parkplatz. Zombies kamen aus dem Gebäude. Zehn, zwanzig und weitere Köpfe türmten sich hinter ihm auf. Seine Pupillen erweiterten sich, sein Lebenssaft beschleunigte sich immer mehr. Lass dies ein Traum sein, redete er sich ein und lief weiter. Die Konturen seines Mopeds wurden immer schärfer. Die Schwüle lies Tom in Hitzewallungen fallen. "Stopp", sein Blick wanderte nach rechts, plötzlich spürte er einen harten Widerstand. Seine Füße verloren ihren Halt und er fiel zu Boden. Ein leicht

stechender Schmerz überschwemmte seinen Körper. Seine Augen blitzten auf, die Panik erfasste ihn; eine Hand bewegte sich langsam auf ihn zu. Behutsam wanderten seine Augen den blassen dünnen Arm des Unbekannten hinauf, bis sie schlussendlich beim Gesicht hängen blieben. Er blickte in zwei wunderschöne, leicht funkelnde grüne Augen, die ihn in den Bann zogen. Seine Augenbrauen zogen sich blitzartig nach oben. Das kann nicht sein, dachte er sich und rappelte sich auf. Ich kenne das Gesicht, diese strahlenden Augen, dachte sich Tom, der den fremden Jungen verdutzt ansah. "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht

anrennen", sagte der Junge. Sein Gesicht war bleich, leichte Schnittwunden zogen durch sein Gesicht. Blut, von den Schnittwunden ausgehend, bahnte sich nach unten. Er trug ein weißes ärmelloses T-Shirt. Weiß, nein, rote Blutflecken und schwarze Rußpartikel verfärbten das T-Shirt. Blaue Flecken zogen sich seinen rechten Arm entlang. Er trug eine kurze blaue Hose, die an den Enden zerrissen war. "Philipp", murmelte Tom und lächelte ein wenig. "Ist nicht so schlimm, komm mit mir und meinen Freunden mit. Wir wollen von hier fliehen.", sagte Tom und blickte zu seinen Freunden zurück. "Gerne, Tom", sein Blick wanderte zum

Jungen. Strahlend weiße Zähne blitzten aus seinem vom Ruß gefärbten Gesicht. Philipp, eigentlich Philipp Chevron, war von Statur her klein. Er hatte braune, wuschelige Haare, für die er von vielen Mädchen beneidet wurde. Er hatte tiefgrüne Augen. Seine Gesichtsform war oval und seine Gesichtszüge waren sehr weich. Deshalb hielten ihn viele für ein Mädchen, allerdings nur solange, bis sie Philipps Fäuste zu spüren bekamen, die, obwohl Philipp den meisten Gleichaltrigen körperlich unterlegen war, überaus überzeugend wirkten, da Philipp flink war und die Kunst beherrschte, dorthin

zu schlagen, wo es wehtat. Auf Äußerungen, die sein Äußeres betrafen, reagierte er gelassen, da er schon an den Kommentaren gewöhnt war, und konterte doppelt zurück. Obwohl er ansonsten ein hilfsbereiter und vernünftiger Junge war, ließ er sich immer wieder zu ganz und gar nicht vernünftigen und lebensgefährlichen Mutproben herausfordern, wahrscheinlich um sein Mädchenimage abzulegen.   Ein klägliches Hilfe gellte in seinen Ohren, sein Kopf drehte sich. Anna saß zusammengekauert in einer Ecke und bangte um ihr Leben. Ein Schüler, nein, ein Zombie kroch langsam auf sie zu. Zu

groß war die Angst. Sie konnte sich nicht bewegen; fast regungslos starrte sie in die blutunterlaufenen Augen des Schülers. Dunkles Blut quoll aus seinem Mund und tropfte zu Boden. Sie konnte keinen einzigen Muskel bändigen, ihr Körper verweigerte den Dienst. Sie schrie ihre Lunge heraus. Toms Augen tränten vor lauter Rauch. Wie aus Erz gegossen stand er da und blickte zu seiner Schulkollegin hinüber. "Anna", murmelte er vor sich hin. "Was soll das werden", schrie eine tiefe kratzige Stimme, Tom spürte wie etwas aus seinen Händen entrissen worden ist - der Baseballschläger. Seine Augenbrauen schoben sich zusammen; Philipp lief mit

seiner ganzen Kraft zum Mädchen hinüber.   Toms Kopf sank ein wenig herab, sein Blut stieg allmählich in seinen Wangen. Seine Augen schlossen sich. Eine Träne kullerte über seine Wange. Warum habe ich nicht geholfen, fragte er sich und wendete sich von der Situation ab und drehte sich um. Ein fauler Geruch stieg ihm in die Nase. Sein Gesicht entgleiste, seine Augen blitzten auf. Dieser Anblick: dunkle zerschellte Haut, Blut, das aus den Augen des Monstrum sickerte, ein Hautfetzen - womöglich von einem Menschen - hing in den noch vorhanden Zähnen des Oberkiefers, eine schleimige

dunkle Schicht überzog seinen Körper. Der verfaulte Geruch nach verwestem Fleisch löste einen Würgereflex in Tom aus, den er letzten Moment noch verhindern konnte. Es tut mir leid, lispelte Tom, seine linke Hand ballerte sich zu einer Faust und hob sich. Mit all seiner verbleibenden Kraft schlug Tom in den Kopf seines Professors. Seine Faust grub sich immer tiefer in das verweste Fleisch hinein. Blut drängte sich in allen Seiten. Es knirschte. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper, seine Hand schmerzte ihm leicht.  Tom zog seine Hand heraus, Blut tropfte auf dem Boden. Die leblose Hülle sank. "Tom", sein Blick wanderte nach rechts.

Alex und Clara standen neben ihn, schnaufend blickten sie auf die Leiche, sie trauerten. Wo ist Philipp?, fragte er sich und lugte verwundert nach hinten. Sein Freund war weg. Nur ein Kopf rollte die leichte Steigung des Gehweges, wo Anna war, hinunter. Eine dunkle Blutspur zog hinter dem rollenden verwesten Fleischklumpen. "Tom komm", sein Blick richtete sich wieder nach vorne. Alex hielt Toms Moped. Er trat mit einen Fuß auf den Kickstarter, ein grölendes Geräusch hallte von den Mauern des Schulgebäudes wieder. Die Köpfe der Zombies drehten sich in

Sekundenbruchteilen zu den flüchtenden Schülern. Ein ohrenbetäubendes Gegröle gellte in den Ohren der Jugendlichen. Der Wille nach Menschenfleisch war in den Stimmen der wandelnden Toten zu hören. Die Verzweiflung packte die Jugendlichen. In ein rasendes Tempo fuhren die Jugendlichen auf die Hauptstraße. Die Häuser auf der linken, wie auch auf der rechten Seite waren der Feuerbrunst zum Opfer gefallen. Wer mag wohl der Verursacher sein, fragte sich Alex; das Flammenmeer schimmerte in seinen Augen. Tom saß hinter ihn und hielt sich an ihm fest. Tom schloss seine Augen. Der Fahrtwind schmiegte sich an seinen Körper. Ein unbeschreibliches

Gefühl überschwemmte seinen Körper. Es war keine Trauer, keine Wut. Es war mehr eine Taubheit, jedoch war Tom sich nicht sicher. Er dachte an Philipp, den er zurücklassen musste. Hunderte von Gedanken blitzen in seinem Kopf auf. Bilder seiner Vergangenheit, genauer, die Erlebnisse mit ihm und Philipp tauchten abwechselnd auf. Ich hätte es tun sollen, nicht er, dachte er sich. Seine errötenden Augen blickten in die schwarze Lederjacke von Alex. Die Chancen, Philipp wieder zu sehen, sind gleich null, dachte er sich. Trotzdem gab er nicht auf. Es half ihn, ein wenig Hoffnung zu schöpfen. Kleine Funken, die ihn nicht verrückt werden ließen, die

ihn nicht aufgeben ließen. Und am Ende war es doch der Zufall, der einem das neue Glück in die Arme trieb, auch wenn er mit sich im Moment noch nicht sicher war, ob er gerade Gegenwind habe.

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Hörbuch

Über den Autor

MH
Live each day as if it?s your last?, that was the conventional advice, but really, who had the energy for that? What if it rained or you felt a bit glandy? It just wasn?t practical. Better by far to simply try and be good and courageous and bold and to make a difference. Not change the world exactly, but the bit around you. Go out there with your passion and your electric typewriter and work hard at?something. Change lives through art maybe. Cherish your friends, stay true to your principles, live passionately and fully and well. Experience new things. Love and be loved, if you ever get the chance.

Understand that sexuality is as wide as the sea. Understand that your morality is not law. Understand that we are you. Understand that if we decide to have sex whether safe, safer, or unsafe, it is our decision and you have no rights in our lovemaking.

Life is too SHORT, so kiss slowly, laugh insanely, love truly and forgive quickly.

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AmelieRenee Ich schlisse mich einfach Sutcliff an... Weiter so. Falls dir noch was gutes einfallt.

LG Amelie
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Gast :D :D
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Gast dein Schreibstil ist mega *_*
Vor langer Zeit - Antworten
Sutcliff Hey,
zunächst einmal, ich finde dein Buch richtig gut. Mir gefällt es sehr wie du Handlungen beschreibst und die Situation genau schilderst.
Meiner Meinung nach hast du einen einzigartigen Schreibstil, der einfach unglaublich ist.
Ich finde den Prolog gelungen und warte auf den nächsten Teil.
Eine kleine Sache die du noch verbessern könntest. Versuche mal ein paar Absätze zu machen. Dann lässt sich der Text noch leichter Lesen und ist Übersichtlicher.

LG Sutciff
Vor langer Zeit - Antworten
MH Danke für dein Fazit; freut mich, dass es dir so gut gefällt. Ich arbeite gerade an der verbesserten Version des nächsten Kapitels, in den nächsten 1, 2 Tagen lade ich ein neues hoch, O.K. ich werde mehr Absätze machen :P :D
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