Science Fiction
Der Einsiedler - Teil 3

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"Der Einsiedler - Teil 3"
Veröffentlicht am 09. November 2013, 12 Seiten
Kategorie Science Fiction
© Umschlag Bildmaterial: © by ORD EP 2013
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Über den Autor:

Unterwegs - noch nicht am Ziel. Fragend - auf der Suche nach Antworten. So gehe ich Schritt für Schritt diesen Weg. Jeder Tag ist ein Schritt, führt mich näher dort hin.
Der Einsiedler - Teil 3

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Teil 2 zu lesen unter:

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Verträge

So konnte es nicht weiter gehen. Als mein jüngerer Sohn wieder zu uns ins Schiff kam, um seine Vorräte aufzufüllen - und wahrscheinlich auch, um aus dem Labor etwas mitgehen zu lassen - versperre ich ihm den Weg nach draußen. Nun kann er mir nicht mehr ausweichen. „Setz dich!" Befehle ich ihm, so autoritär ich nur irgend kann. „Wir müssen reden." „Trifft sich gut." kommt promt als lässige Antwort von Devil, so als hätte er dieses Treffen lange vorher gesehen, wenn nicht gar beabsichtigt. „Auch ich muss mit euch reden." Kein bisschen verlegen oder schuldbewusst wegen all der Störungen und Beschädigungen, die er in der letzten Zeit verursacht hatte, klingt seine Stimme zu. Selbstbewusst wie immer, ist mein Sohn. Ganz so, wie ich ihn im Reagenzglas kreiert hatte. Ja, ich habe all dies verursacht! Schlagartig wird mir bewusst, dass all die Eigenschaften, die Devil zu

dem gemacht haben, der er heute ist, dass diese gesamte Persönlichkeit mein genetischer Plan gewesen ist. Eine einzigartige Kombination aus Intelligenz und Kreativität. Selbstbewusstsein und Spontanität wetteifern mit Kraft und Durchsetzungsvermögen. Genau dies waren doch meine Gedanken damals gewesen, als ich die DNS auswählte! Wie konnte ich das nur tun. Aber jetzt ist es wohl zu spät, nicht mehr rückgängig zu machen. Ich kann nur den Schaden begrenzen. Und hoffen, dass wenigstens dieses eine Mal mein Plan gelingt. „Ich habe dir etwas vorzuschlagen.", setze ich deshalb erneut zum Gespräch an, um wieder die Initiative zu gewinnen. „Lass hören, alter Mann. Ich werd ja sehen, ob dein Vorschlag was taugt." Das ist ja wenigstens ein Anfang, denke ich und hole tief Luft. Was ich jetzt zu sagen habe, hatten Logos und ich vorher oft und lange miteinander besprochen. Wir hatten alle Für und Wider

abgewogen. Wir hatten alle Alternativen ausgelotet. Uns war nichts besseres eingefallen, als dies: „Wir teilen das Land in Einflussbereiche auf. Ich habe eingesehen, dass du deinen eigenen Willen hast und dir von uns nichts sagen lässt. Aber es geht nicht an, dass du immer wieder unsere Arbeit zunichte machst." Ich rede immer schneller, so, als könne ich dadurch Devil von einer Erwiderung oder Ablehnung abhalten. Aber er scheint überhaupt nicht solch eine Absicht zu haben. Im Gegenteil, mit offenem Mund hört er staunend meiner Rede zu. „He, alter Mann, kannst du etwa schon Gedanken stehlen? DEN Vorschlag wollte ich dir doch gerade machen!" Diese Worte wiederum versetzen mich in Erstaunen. In diesem Moment muss ich wohl ein ebenso ungläubiges Gesicht gezogen haben, wie gerade noch mein Sohn. Nun kommt also der entscheidende Schritt. Ich hole die von Logos und mir vorbereitete Karte des Planeten und

zeige dann auf die eingezeichnete Linie. „Diese Linie ist die Grenze unserer Einflussbereiche. Jenseits davon kannst du künftig die Welt nach deinen Vorstellungen gestalten. Wenn du Mittel dazu aus dem Labor brauchst, dann bekommst du sie. Einzige Bedingung dafür ist, dass du nie, wirklich nie wieder in unserem Bereich irgend etwas anrührts." „Hmm, ..." Eine ganze Weile sagt mein Sohn überhaupt nichts. Er scheint zu überlegen, ob an diesem Vertrag irgend ein Haken sein könnte, der ihm einen Nachteil bringt. Dann reicht er mir seine Hand: „Schlag ein, alter Mann! Ich störe deinen Frieden nicht und du lässt mich in Ruhe. Das ist ein Deel. Was aber geschieht mit den Tieren? Können die sich frei über die Grenze bewegen?" Daran hatten Logos und ich überhaupt nicht gedacht. Aber, was sollte sich daraus schon für eine Gefahr ergeben? Also egal, die Tiere haben jede Freiheit. So sichere ich Devil zu, dass die Grenzlinie nur für uns gilt. „Alle Lebewesen

dieses Planeten können frei wählen, wo sie leben wollen!" Das ist nun ein feierlicher Moment. Fast möchte ich auf diesen gelungenen Vertragsabschluss mit meinem Sohn anstoßen. Aber das ginge denn wohl doch zu weit. So also bleibt es bei meiner stillen Freude, dass alles viel leichter gegangen ist, als ich vordem befürchtet hatte. Das verschmitzte Lächeln auf dem Gesicht von Devil nehme ich in der ganzen Aufregung gar nicht wahr. Ich kann es jetzt nicht mehr erwarten, meinem Ältesten von diesem Ergebnis der Verhandlung zu berichten. Logos wird begeistert sein. Schließlich öffnet uns dieser Vertrag endlich die Bahn, an unserem Projekt weiter zu arbeiten, das wir seit geraumer Zeit auf Eis gelegt hatten, weil stets zu befürchten war, dass Devil uns wieder in die Quere kommen könnte und alles mit seinen zerstörerischen Einfällen boykottiert, was wir neu schaffen wollen. Jetzt aber kann es los gehen! Zwar haben wir nun nur noch die Hälfte des Planeten für uns, aber dafür diese Hälfte ganz.

Das ist tausend mal besser, als das ganze Land nur halb zu besitzen. Diese Alternative hatten wir lange diskutiert. Nun, jetzt ist es so weit und wir können an die Umsetzung des nächsten Schrittes der Besiedlung gehen. Der nächste Schritt - ja das soll ein Quantensprung in der Entwicklung werden. Nach all den Tieren und Pflanzen, die wir inzwischen schon kreiert haben, sollen nun Wesen geschaffen werden, die das Leben auf unserem Planeten selbst auch aktiv mit gestalten können. Wir haben uns vorgenommen, intelligentes Leben zu generieren.

Natürlich wäre es mir ein Leichtes gewesen, wieder menschliche Gene zu verwenden. Aber Logos hatte da einen viel reizvolleren Vorschlag gemacht. Es sollten dieses Mal Einzeller sein, die durch ein genetisches Programm in der Lage waren, sich eigenständig nach Bedarf zu beliebigen Organismen zu verbinden. Diese Organismen hätten dann sozusagen auch ein kollektives Gedächtnis und die Fähigkeit,

intelligente Entscheidungen zu treffen. Weiterhin sollten sie natürlich auch in der Lage sein, sich selbst und den Gesamtorganismus kontinuierlich weiter zu entwickeln. Auf dieses Experiment bin ich genau so gespannt, wie Logos. Wir wollen uns nach gelungener Implementierung dieser Wesen einfach zurück ziehen und nur noch beobachten, wohin die Evolution unsere Schöpfung treibt. Einige Laborversuche hatten wir schon vorbereitend durchgeführt. Jetzt soll endlich der entscheidende Schritt folgen! Morgen wird es soweit sein und wir werden die Einzeller am Bach aussetzen. In der Nacht kann ich einfach nicht schlafen. Ich sitze draußen auf meinem alten Stein, schaue zu den Sternen empor und erinnere mich an meine ersten Tage auf diesem Planeten, als ich noch allein hier war. An meine Träume und Ideen von damals muß ich denken. Und ich träume von der Entwicklung unseres Experimentes. Am westlichen Horizont blitzt es derweil

ununterbrochen. Ferner Donner hallt von den Berggipfeln zu mir herüber. Was Devil wohl wieder für Unfug treiben mag? Aber nun ist es sein Territorium und seine Sache, was dort geschieht. Es geht mich nichts mehr an! So beruhige ich mich selbst und versuche, die unruhigen Gedanken zu verdrängen, die mir durch den Kopf wirbeln. Dass dies Devils Art ist, seinen Triumph zu feiern, kommt mir dabei nicht in den Sinn. Am Morgen, kurz nach dem wunderschönen Sonnenaufgang gehen Logos und ich feierlichen Schrittes zum Bach. Ich trage den Behälter mit dem Reagenzglas, mein Sohn bringt die Pipette und einen Zerstäuber mit. Eigentlich wollte ich auch zur Beobachtung der ersten Entwicklungsschritte ein Mikroskop mitnehmen, aber Logos hat mich schließlich davon überzeugt, dies doch lieber zu lassen. Wir wollten uns doch heraus halten und lieber abwarten, was geschieht. So muss ich mich wohl oder übel in Geduld üben.

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So gehe ich Schritt für Schritt diesen Weg.
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