Romane & Erzählungen
"Titanic" 2. Kapitel - Die etwas andere Betrachtungsweise

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"Sie werden den Untergang der Titanic mit anderen Augen sehen!"
Veröffentlicht am 31. Oktober 2013, 18 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich schreibe hauptsächlich um zu unterhalten. Dabei möchte ich Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts und egal welcher Herkunft unterhalten. Meine Ambitionen liegen bei den spannenden und aufregenden Romanen. Jedoch experimentiere ich hin und wieder auch mal an anderen Genres herum. Mehr über mich: www.porterthomson.de.tl sowie bei Facebook: "Porter Thomson, Autor aus Cuxhaven" und bei Google+ unter der web-Adresse: ...
Sie werden den Untergang der Titanic mit anderen Augen sehen!

"Titanic" 2. Kapitel - Die etwas andere Betrachtungsweise

Kapitel 2

Oberste Admiralität der Royal Navy, London, 8.November 1902 Schweigend schaute Admiral Lord Weston aus dem Fenster seines Arbeitszimmers. Sein Blick ging ziellos durch den neblig dunstigen Schleier hinaus auf die sich vor ihm ausbreitende Themse. Etwas weiter hinten erkannte man trübe die Towerbridge, wie sie majestätisch den breiten Fluss überspannte. Nahezu verloren, kamen einem die vereinzelten Barkassen auf dem Wasser vor, wie sie ihren unterschiedlichen Zielen zueilten.

Die einen fuhren zu irgendwelchen kleineren Schiffen im Hafen um Passagiere oder kleinere Sortimente an Ausrüstung aus- oder abzuliefern, andere setzten einfach nur auf die andere Seite des Flusses. Mit in Lord Westons Arbeitszimmer stand ein Colonel des militärischen Stabes, dessen Oberbefehl Lord Weston inne hatte. Die Nachrichten, die jener Colonel hier nun kund tat, waren schon mehr als beunruhigend. Drohte doch der wirtschaftliche maritime Konflikt mit den USA gänzlich außer Kontrolle zu geraten. „Lord Weston! Nach meiner Auffassung ist es das einzige Ziel der Amerikaner,

mit der Übernahme der White Star Line unser Monopol auf See, vor allem auf dem Transatlantiksektor zu untergraben. Nicht zuletzt, da Sie jenes Konsortium, die International Mercantile Marine IMMC, welche die White Star Line letztendlich geschluckt haben, zusammen mit den Deutschen ins Leben gerufen haben.“ „Das sehe ich genau so, Colonel Miller!“ Lord Weston setzte sich wieder hinter seinen wuchtigen Schreibtisch. „Es steht außer Frage, dass wir darauf adäquat reagieren müssen. Es stellt sich eben nur die Frage, wie?“ „Wenn es denn nur das wäre, Sir!“, erwiderte Colonel Miller besorgt und trat

noch etwas näher an Westons Schreibtisch. „Jedoch habe ich aus informierten Quellen erfahren, dass von der IMMC bereits ein neues riesiges Trockendock und eine völlig neue Dampfschiffklasse geplant werden. Sir, angeblich versucht man damit unsere marktdominierenden Transatlantiklinien zu torpedieren.“ „Wissen Sie genaueres?“, fragte Weston interessiert. „Nicht viel my Lord! Die begünstigte Werft ist die nordirische Harland & Wolff in Belfast, mit der die White Star schon seit Jahren zusammen arbeitet. Die neuen Schiffe sollen angeblich sogar 900 Fuß lang werden und schneller als jedes bisher

da gewesene Passagierschiff sein.“ „Das sind wirklich sehr beunruhigende Neuigkeiten! Colonel, veranlassen Sie bitte umgehend eine Krisensitzung der gesamten Admiralität und Vertretern unserer Cunard Linie. Unsere besten technischen Ingenieure sollten ebenfalls anwesend sein.“ Weston stand entschlossen auf und ging um den Schreibtisch herum. „Über eines soll sich die IMMC im Klaren sein, wer den Wind sät wird den Sturm ernten!“

Werksgelände der Harland & Wolff Werft, Belfast, 25.April

1904 Es war einer der wenigen sonnigen und frühlingshaft warmen Tage mit denen man in Irland nicht unbedingt rechnen konnte. Extra für diesen Tag hatte man die Arbeiten an dem fast fertig gestellten Holzfrachter unterbrochen, um der anstehenden Grundsteinlegung ein etwas würdigeres Umfeld zu verleihen. Wurde doch mit diesem bevorstehenden Spatenstich der Bau des weltgrößten Trockendocks eingeläutet. Extra für diesen Anlass hatte man schon im Winter den Lagerplatz etwas frei geräumt, den Untergrund etwas planiert und kurz vor

der feierlichen Zeremonie eine dünne Schicht von sauberem und gelb leuchtendem Sand aufgetragen. Nun standen alle Gesellschafter von Harland & Wolff, sowie, als Vertreter der White Star Line, deren Chef Joseph Bruce Ismay, und die Bosse und Vorarbeiter der beauftragten Baufirmen in einem Halbkreis um einen errichteten Block aus Mauersteinen, von etwa einem Quadratmeter Grundfläche und etwa einem halben Meter Höhe. Auf ihm stand eine silbern glänzende Röhre, eine sogenannte Zeitenkapsel. In dieser etwa 15 Zentimeter dicken und etwa 50 Zentimeter langen rostfreien Edelstahlröhre befanden sich in der Regel

Dokumente und Artefakte des aktuellen Zeitgeschehens, zum Beispiel eine Tageszeitung und symbolisch ein paar aktuell gültige Silber- oder sogar Goldmünzen, beziehungsweise ein paar einfache Banknoten. Oftmals tat man in eine solche Zeitenkapsel auch eine kleine Bibel oder ein kleines Kruzifix hinein. Was nun genau in dieser Zeitenkapsel enthalten war, wusste nur der Bauherr, also die Harland & Wolff Werft, sprich als ihr Vorstandsvorsitzender, der ebenfalls anwesende Lord William James Pirrie. Thomas Andrews, der Chefkonstrukteur der Olympic - Klasse, für die ja eigens dieses neue Trockendock gebaut wurde,

stand zwischen Pirrie und Ismay etwa im Scheitelpunkt des Kreisbogens aus den Herrschaften und den Vorarbeitern. Er lauschte eher beiläufig den Worten eines Vorarbeiters, dessen Truppe später für die wichtigen Betonarbeiten zuständig sein würde. „Sollte es nach der langen Planungszeit nun wirklich los gehen?“, raunte Andrews leise zu seinem Chef Pirrie rüber. „Ich hoffe es ist kein böses Omen, das just in diesen Wochen bei Hunter & Richardson in Wallsend und bei Brown & Co. im schottischen Clydebank die neuen Flaggschiffe der Cunard Linie bereits auf Kiel gelegt wurden.“ „Seien Sie unbesorgt mein guter

Andrews!“, mischte sich flüsternd Ismay ein, während der bullige Vorarbeiter mit bereits weißem Haar und buschigem Schnauzbart weiter seine Rede hielt. „Mit ihren kleinen Schiffchen wird das Empire vor unserer Olympic – Klasse vor Neid erblassen. Die Mauretania, die Lusitania! Ha! Soweit ich gehört habe werden das, im Vergleich zur Olympic – Klasse, nur bessere Fischerboote sein!“ Ismay schaute milde lächelnd und den Kopf leicht schüttelnd wieder nach vorn zum Redner, der langsam zum Ende seiner Rede zu kommen schien. Thomas Andrews und wahrscheinlich auch Lord Pirrie war klar, dass Ismay den entflammten Wirtschaftskrieg herunter

spielte, welcher zwischen der britischen Gunard Line und der White Star Line entflammt war. Andrews wusste auch, dass dieser Wirtschaftskrieg in Wirklichkeit nur ein Stellvertreterkrieg zwischen den Seemächten England und USA war. Auch Andrews hatte die veröffentlichten Berichte und Tabellen der Mauretania und ihrer Schwester genauestens studiert. Was Andrews daraus erlesen konnte war die Tatsache, dass diese beiden Schiffe um einiges schneller sein würden als die Olympic–Klasse. Aber wie Andrews immer wieder beteuerte würde die Philosophie hinter der Olympic–Klasse eine gänzlich andere

sein! Der letzte Redner schwang sich auf. Es war der ausführende und die Bauaufsicht innehabende Ingenieur. Auch der hob noch einmal in salbungsvollen Worten die Bedeutung dieses neuen Trockendocks für Belfast und ganz Nordirland hervor, erzählte von den technischen Errungenschaften die mit diesem Trockendock einher gingen und bat schließlich Lord William James Pirrie als obersten Bauherren nach vorn um symbolisch die Zeitenkapsel in diesen schreinähnlichen Block aus Mauersteinen zu versenken. Später würde die Zeitenkapsel in den Betonfundamenten des neuen Trockendocks

verschwinden. Pirrie stellte sich hinter den Schrein und schaute in die Runde der versammelten Gesellschaft. Kraftvoll packte er plötzlich mit beiden Händen die Zeitenkapsel, um sie hoch gen Himmel zu recken. „Möge dieses neue und gewaltige Trockendock der Harland & Wolff Werft, der Stadt Belfast und ganz Nordirland eine glorreiche Zukunft bescheren, indem hier die größten und schönsten Schiffe gebaut werden, welche die Welt je gesehen hat!“ Mit diesen Worten lies Pirrie die Zeitenkapsel in die extra ausgesparte Vertiefung des Schreins versinken. Enthusiastischer Applaus und Jubel begleitete die Zeitenkapsel in ihr

steinernes Grab. Für jeden Einzelnen der hier Anwesenden hing an diesem neuen Trockendock der Superlative irgendwie seine weitere Zukunft, für jeden auf seine Art. Würden einige der Anwesenden auf Jahre hinaus einen gesicherten Arbeitsplatz haben, so bedeutete für andere allein die technische Herausforderung dieses neuartigen Trockendocks den wirtschaftlichen Durchbruch, ob nun im Schiffbau oder dem Baugewerbe. Würde dieses Trockendock seinen Erwartungen gerecht werden, wären Folgeaufträge schon fast gesichert. Unter Umständen standen Nordirland goldene Zeiten

bevor. Knapp vier ein halb Jahre später, am 16. Dezember 1908 wurde das erste Schiff der Olympic – Klasse, die „Olympic“, auf Kiel gelegt und mit deren Bau begonnen. Die „Olympic“ erhielt übrigens die Baunummer 400. Nur ein knappes viertel Jahr später erfolgte direkt neben der sich im Bau befindlichen „Olympic“ die Kiellegung der „Titanic“ mit der Baunummer 401. Die Baunummer ist von daher von Bedeutung, dass mit ihr alle Baupläne und sämtliche Dokumentation eines Schiffbaus versehen sind. Des weiterem wird die Baunummer auf allen wichtigen Bauteilen wie an der tragenden

Konstruktion des Schiffskörpers oder an verschiedenen Maschinenteilen des Antriebes eingearbeitet. Die „Olympic“ und ihre Schwester "Titanic" waren geboren.

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PorterThomson
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welpenweste Eine ganz und gar nicht trocken geschriebene Trockendocklegung!
Prima!
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