Romane & Erzählungen
Engel lügen nicht - Kapitel 1

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"Engel lügen nicht - Kapitel 1"
Veröffentlicht am 24. Oktober 2013, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: aleshin - Fotolia.com
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Engel lügen nicht - Kapitel 1

Engel lügen nicht - Kapitel 1

Einleitung

Fortsetzung des Prologs

 

Erschrocken durch meinen eigenen Schrei fuhr ich hoch und fand mich in meinem Bett wieder. Mein T-Shirt klebte nass an meinem Rücken und die Bettdecke lag neben mir auf dem Boden. Mit zitternden Lippen trank ich einen Schluck aus der Wasserflasche die auf meinem Nachttisch stand. Dabei fiel mein Blick auf den Funkwecker daneben. Kurz nach fünf. Also noch genug Zeit um noch mal einzuschlafen. Wenn ich konnte. Ich konnte nicht. Meine Gedanken kreisten um das rätselhafte Mädchen aus dem Traum. Ich kannte sie nicht und dennoch hatte ich so etwas wie Liebe für sie empfunden, da war ich mir

sicher. Laut meiner Psychologin standen Träume für etwas. Doch für was stand dieser? Ich hatte Angst um ein wildfremdes Mädchen, dass ich liebte und das einen Abgrund hinuntergefallen war? Oder war sie gesprungen? Oh nein, David. Das waren verbotene Gedanken. Ich krallte die Hände in die Decke. Mit aller Macht sperrte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf aus und versuchte die restlichen zu ordnen.                                                                                                                                                                                                                                                                    „Na gut“, knurrte ich halb laut als es mir nicht

gelang. Ich sprang aus dem Bett, tappte ins Bad und stellte mich unter die Dusche.                                                                                                                                                                                                                                                 Nachdem ich mich halbwegs erfrischt fühlte, ging ich wieder in mein Zimmer. Im Haus hatte sich nichts gerührt. Dad kam schon lange nicht mehr hoch, wenn ich im Schlaf schrie. Wahrscheinlich hatte er sich daran gewöhnt. Ich öffnete das Fenster und schaute hinaus in die Nacht. „Oh, Mama, warum hast du uns allein gelassen“, flüsterte ich. Ich wusste, dass sie mich hören konnte. Ich

konnte nicht verhindern, dass meine Augen sich mit Tränen füllten. Wütend knallte ich das Fenster wieder zu. Wie ich es hasste wenn ich schwach wurde. Und das passierte mir leider zu oft. Ich stieg wieder ins Bett, nahm meinen iPod vom Nachttisch und drehte das Ding voll auf. Nachdem ich mich ein paar Minuten lang zugedröhnt hatte und mein Kopf schmerzte, schaltete ich den iPod aus und ließ mich erleichtert ins Kissen sinken. Musik hören war eine todsichere Methode um mich abzulenken. Sie beschäftigte mich und betäubte den Schmerz. Ich kuschelte mich in die Decke und schloss die Augen.

                                                                                                            ***

Laura:

Die Regentropfen prasselten auf die Scheiben unseres Jeeps. Es lief das neueste Abenteuer von Benjamin Blümchen, der mit seinem Freund Otto versuchte, den Neustädter Zoo vor einer Seuche zu retten. Dummerweise war der Akku von meinem iPod leer und ich musste wohl oder übel zuhören. Der einzige Vorteil an diesem Getröte war, dass Leo, mein kleiner Bruder, endlich einmal still in seinem Sitz saß und mich in Frieden ließ. Mein Vater saß pfeifend am Lenkrad. Er freute sich wohl auch auf zu Hause. Nur meine Mutter wäre wohl

lieber noch an der Nordsee geblieben. Sie saß lesend  neben Papa und nahm nichts außer ihrem Buch war. Mir wurde schon vom hingucken schlecht. Ich könnte niemals auch nur im Auto eine Seite lesen, ohne dass mir schlecht werden würde. Stattdessen schaute ich aus dem Fenster. Der graue Himmel hing tief über den Feldern, während der Regen mir die Sicht verschleierte. Ich schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Vergeblich! Wie sollte man auch einschlafen, wenn der verfluchte Benjamin einen mit lautem „Trörööö“ wieder in die Wirklichkeit beförderte, wenn man versuchte, sich in den Schlaf zu flüchten.

„Laura. Lauraaa…“ Erschrocken schlug ich die Augen auf. Jemand rüttelte an meiner Schulter. Zuerst wusste ich nicht, wo ich war. Doch als ich mich umschaute, erkannte ich den Jeep. „Sind wir schon da?“                                                                                                                                                                            „Ja, gerade angekommen. Meine Güte, ich wusste gar nicht, dass du so fest schlafen kannst.“, sagte Mama. Na ich auch nicht.                                                                                                                                                                                           

                                                           „Benjamin Blümchen hat sogar die Vögel aufgeschreckt.“, sagte sie.  Ich musste lachen. Dann stieß ich die Tür auf und atmete die frische Luft ein. Es sah aus wie immer. Die blauen Fensterläden vom Wohnhaus hingen schief in den Angeln und aus dem L-förmigen Stall drangen das Wiehern und Schnauben der Pferde. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne war zwischen den Wolken hervor gekommen. Die Vögel hatten ein frohes Lied angestimmt und man hörte den Nachbarn in seinem Trecker vorbeifahren. Während Papa die Koffer aus dem Auto hievte, lief Mama schon vor zum Haus. Sie hatte immer panische

Angst, dass eingebrochen worden sein könnte oder sonst was. Kaum hatte sie die Tür aufgeschlossen, kam unser Hund Sam angesaust und sprang schwanzwedelnd um uns herum. Wir hatten ihn diesmal leider nicht mitnehmen können. Leo und ich liefen sofort zu ihm hin und Sam ließ sich von uns streicheln. „Na alter Junge“, flüsterte ich zärtlich. Ich hatte Sam genauso vermisst wie alles andere. Mama ging ins Haus und Leo hinterher um Sams Leine zu holen. Ich wollte schon zum Stall gehen als Papa entnervt die Koffer fallen ließ,  sich seine Reisetasche schnappte und  an uns vorbei stapfte. Dabei brummelte er vor sich hin.

Es klang wie „Seht doch zu wie ihr klarkommt, ich bin ja nicht euer Kofferträger.“                                                                                                                                                                                                                                           Kurzerhand griff ich meine Tasche und  schleppte sie die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Auch hier sah alles noch so aus, wie ich es verlassen hatte. Die Decke lag glatt auf dem Bett, und die Bücher standen nach dem Alphabet geordnet im Regal. Kein Kleidungsstück lag auf dem Boden. Meine Eltern sagten immer ich sei die Ordentlichkeit in Person. Ich hatte einmal gehört wie sie darüber geredet

haben. Sie hielten das für unnormal.  Aber ich war es ja auch, in jeder Hinsicht. Aber ich glaubte, dass es sie eigentlich freute, dass ich in meinem Zimmer kein Chaos veranstaltete. Mein kleiner Bruder brauchte höchstens zwei Minuten um seine gesamten Spielsachen aus den dafür vorgesehenen Kartons auf dem Boden zu verteilen. Ich begann meine Tasche auszuräumen.                                                                                                                                                                                                                                             Als ich endlich alle Klamotten in die Wäsche getan und die Bücher

sortiert hatte, war es schon Mittag und ich hatte einen Bärenhunger. Als ich in den Kühlschrank schaute, empfing mich gähnende Leere. Na super. Ich durchforstete alle anderen Schränke. Nichts, außer einem schon ziemlich weichen Schokoriegel. Ich wollte gerade hineinbeißen, als Papa in die Küche geschlurft kam.                                                                                                                                                                                                             „Deine Mutter ist gerade einkaufen gegangen.“ Er schaute gierig auf meinen Schokoriegel, in den ich jetzt genüsslich

hineinbiss.                                                                                                                                                           „Tja, dann wirst du wohl solange warten müssen“, stichelte ich und wedelte mit dem letzten Stück vor seiner Nase herum. Dann lief ich kauend hinaus um mein Pferd zu besuchen.

                                                                                                         ***

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