Eine Geschichte, mit der ich mich bereits lange beschäftige. Habe die Charaktere gemeinsam mit meinen besten Freundinnen erfunden und daraus ein Buch gemacht. Jetzt hätte ich gerne Feedback von Außenstehenden.
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 „ Kiano, Destiny ist da!“, ruft Keshia durchs Haus. „ Sei still, Ida macht Mittagsschlaf!“, zischt ihre Mutter aus der Küche. „ Wozu haben wir eigentlich ein Haustelefon, wenn ihr doch nur immer durch die Gegend brüllt?“, fragt sie dann und fährt fort, in ihrer Soße zu rühren. Kiano kommt die Treppe runter und zieht sich währenddessen seine Jacke an. „ Wo willst du hin? Das Essen ist gleich fertig.“, sagt Thalea zu ihm. „ Ich gehe mit Des in den Park, ich esse nicht mit.“ Und schon ist er verschwunden.
Seufzend nimmt Lea einige Teller aus dem Schrank. „ Lass nur Mum, ich decke den Tisch.“ Keshia nimmt ihr die Teller ab und geht ins Esszimmer. „ Danke Schatz, wenn ich dich nicht hätte!“ Kolja kommt mit seinem Papierflieger in die Küche geflitzt. „ Guck mal, was Dad mir gebaut hat! Wann gibt’s Essen, ich hab Hunger!“ Und schon ist er wieder draußen. „ Das Essen ist gleich fertig, bitte geh deine Schwester wecken!“, ruft Thalea ihm nach. Zehn Minuten später kommt Kolja mit Ida wieder und setzt sich an den Tisch. Lea greift zum Telefon und ruft in Codys Arbeitszimmer an. „ Komm bitte runter, wir essen.“, sagt sie
und legt wieder auf. Kurze Zeit später sitzt auch Cody am Tisch und Keshia und ihre Mutter servieren das Essen. „ Wo ist Tiano?“, fragt Ida und lutscht an ihrem Daumen. Sie ist wohl noch verschlafen, ihre dunklen Locken stehen wirr vom Kopf ab und ihre Augen sind klein. Lea versucht Idas Haare zu ordnen. „ Dein Bruder ist mit Destiny unterwegs, er isst woanders.“, antwortet sie dann. Die Kleine akzeptiert das ausnahmsweise, sie ist zu müde zum weiter bohren. Doch während die Familie isst, taut sie immer mehr auf und quasselt munter drauf los. Ihr Bruder verdreht die Augen. „ Sei mal leise!“, rügt er seine
Schwester, doch die lässt sich gar nicht beeindrucken. „ Halt du doch deine Tlappe, ich rede jetzt!“, sagt sie und schaut ihn böse an. Kolja, der grundsätzlich immer nachgibt, sagt lieber nichts mehr, er hat Respekt vor Ida. „ Ida, hör auf, mit den Beinen zu baumeln, du trittst mich!“, beschwert sich jetzt Keshia. Doch die Königin der Zicken denkt gar nicht daran, ihre Beine still zu halten. Statt dessen fixiert sie sich ausschließlich auf die Knie ihrer Schwester und tritt immer fester. „ Aua!“, schreit Keshia. Cody schaut seine Jüngste strafend an. „ Hör sofort auf, deine Schwester zu treten, oder ich überlege mir eine Strafe
für dich!“, ermahnt er. Aber Ida, die immer ausprobieren muss, wie weit sie gehen kann, tritt immer fester und Keshia kommt auf die schlaue Idee, ihre Beine zur Seite zu tun, so dass die Kleine nur noch den Stuhl trifft. „ Okay, heute Abend ist die Sesamstraße gestrichen und der Sandmann auch!“, sagt jetzt Cody und isst weiter seine Nudeln. Jetzt wirft sich das Kind auf den Boden und trommelt mit den Fäusten auf die Fliesen. „ Ich will aba Fernseh tucken!“, heult sie mit hochrotem Kopf und Kolja hält sich die Ohren zu. Jetzt steht ihr Vater auf, packt sie unter den Armen und trägt sie in ihr Zimmer. Hier setzt er sie auf
den Boden. „ Wenn du dich beruhigt hast, darfst du wieder runter kommen.“, sagt er, geht raus und schließt die Tür hinter sich. Kaum ist er zwei Schritte gegangen, öffnet sie sich wieder und Ida schaut ihn mit trotzigem, verheultem Gesicht an. „ Hast du dich schon beruhigt?“, fragt Cody freundlich, doch sie geht nicht darauf ein. „ Nein!“, kreischt sie. Sofort wird sie zurück in ihr Zimmer geschoben und er schließt die Tür erneut. Diesmal bleibt sie zu. Man hört nur leises Schluchzen. Also geht er wieder runter und setzt sich zu den anderen an den Tisch. „ Bin ich froh, das wir dieses Haus besitzen! In einer
Wohnung hätte man uns längst wegen Lärmbelästigung raus geschmissen.“, bemerkt Thalea. Lulu kommt an den Tisch geschlichen und verlangt nach etwas zu Essen. Lulu ist die junge Bordeauxdogge der Familie. Joshi ist vor zwei Jahren im stattlichen Alter von fast vierzehn Jahren gestorben. Ein Jahr später hielt dann die lebendige Lulu Einzug. Auch Micky, die Katze von mittlerweile siebzehn Jahren, versucht sich etwas Leckeres zu beschaffen. Keshia scheucht die Tiere weg. „ Nix da, ihr verfressenen Viecher.“, meint sie und wendet sich wieder ihrem Essen zu. Die Beiden versuchen es auf der anderen Seite des
Tisches. Bei Kolja haben sie Erfolg. „ Mensch Kolja, die haben ihr eigenes Futter!“, tadelt Keshia den Fünfjährigen. Nach dem Essen beginnt sie, den Tisch abzuräumen. „ Danke Schatz, aber geh ruhig hoch, ich schaffe das hier schon.“, sagt ihre Mutter und will ihr die Teller abnehmen. „ Nee lass mal, ich hab ja eh nichts zu tun.“, meint sie und räumt die Teller in die Spülmaschine. „ Ruf doch Rosalie oder Stella an, vielleicht haben die Zeit.“, versucht Thalea weiter ihr Glück. Doch ihre tüchtige Tochter macht weiter. Seufzend gibt die Mutter auf. Da kommt Kiano zurück. „ Schon wieder da? Das war
aber ein kurzes Date.“, meint seine Schwester. „ Das war kein Date.“, antwortet er und geht ohne ein weiteres Wort auf sein Zimmer. „ Oh oh… schon wieder eine gescheiterte Beziehung?“, vermutet Keshia doch er antwortet nicht. „ Ich will wissen, was er diesmal angestellt hat.“, wendet sie sich an ihre Mutter. „ Ich telefoniere gleich mal mit Lucy. Vielleicht hat Destiny ja irgendwas erzählt.“, antwortet diese. Wenig später telefoniert Keshia mit Stella. „ Was fällt deinem Bruder eigentlich ein?“, beginnt diese das Gespräch. „ Wieso, was hat er angestellt?“ „ Er hat mit Des Schluss gemacht!“ Stella scheint
ziemlich aufgebracht. Sie und Kiano führen schon immer eine etwas merkwürdige Beziehung. Zwischen ihnen herrscht so etwas wie eine Art Hass-Liebe. Sie können nicht mit und nicht ohne einander. „ Was?! Wieso denn das?“, fragt Keshia jetzt entsetzt. „ Er meinte, er liebt ne andere.“, seufzt Stella. „ Hat er gesagt wen?“ „ Nein, leider nicht. Aber vielleicht erzählt er dir ja was.“ „ Okay, ich werde versuchen, mit ihm zu reden, ganz unvoreingenommen. Danach rufe ich dich wieder an.“ Keshia legt auf und macht sich auf den Weg in das Zimmer ihres Zwillings. Unterwegs läuft sie ihrer Mutter über den Weg. „ Hast du
schon mit Tante Lu telefoniert?“, fragt sie und Thalea nickt wissend. „ Ich rede jetzt mit ihm.“, erklärt Keshia und läuft weiter. Vor Kianos Zimmer bleibt sie stehen und klopft zaghaft an. „ Was?“, kommt es unfreundlich von hinter der Tür. Vorsichtig steckt Keshia den Kopf ins Zimmer. „ Darf ich rein kommen?“, fragt sie vorsichtig. „ Ach du bist es. Meinetwegen.“, meint er mürrisch. Sie kommt rein, schließt die Tür hinter sich und geht zu ihm. Er sitzt an seinem Schreibtisch und kritzelt auf einem Blatt Papier herum. Darauf sind jede Menge Herzen, in denen ein Name steht. Schnell bedeckt er das Papier mit beiden Händen. „ Hey,
zeig mal!“ Keshia versucht, ihm das Blatt ab zu nehmen. Eine wilde Verfolgungsjagd durchs ganze Zimmer beginnt. Als Kiano gerade vor seinem Bett steht, rennt seine Schwester auf ihn zu und wirft sich gegen ihn, so dass sie zusammen auf dem Bett landen. Nun sitzt Keshia auf ihm drauf und entreißt ihm das Blatt. Als sie den Namen liest, der in den Herzen steht, reißt sie die Augen auf. „ Was!?“, ruft sie entgeistert. „ Rosalie!?“ „ Shhh!“, zischt Kiano und drückt ihr die Hand auf den Mund. „ Rosalie!?“, wiederholt Keshia noch einmal leise. „ Ja, Mann! Hast du ein Problem damit?“, gibt er pampig zurück. „ Nein, so war das nicht
gemeint! Aber wie kommst du plötzlich auf sie? Ihr kennt euch seit sechzehn Jahren und plötzlich verliebst du dich!“ „ Ich fand sie immer schon besonders hübsch! Und jetzt ist es halt passiert… guck mich nicht so an, das sind die Hormone!“, verteidigt er sich. „ Okay…“, meint Keshia nur noch, steht auf und verlässt das Zimmer. Sofort läuft sie in ihres und greift zum Telefon. Stella meldet sich sofort. „ Du glaubst nie, auf wen er steht!“, beginnt sie. „ Sag bloß, er steht auf mich. Das wäre eklig!“ „ Ach Quark, es ist jemand anderes. Aber mindestens genauso merkwürdig wie wenn du es wärst.“ „ Jetzt sag doch
endlich!“ „ Okay, sitzt du?“ „ Ja, Mann, jetzt sag doch endlich.“, meint Stella genervt. Keshia holt noch einmal tief Luft. „ Okay… es ist… Rose!“, sagt sie dann. „ Was!?“ „ So habe ich auch reagiert!“ „ Warum Rose? Er kennt sie seit sechzehn Jahren!“ „ Hab ich auch gesagt, er meint, es wären die Hormone und er würde sie immer schon besonders hübsch finden.“, erklärt Keshia. „ Krass, damit hätte ich nie gerechnet! Mit jeder, aber nicht mit Rose!“ „ Ich auch nicht, das kannst du mir glauben!“, bekräftigt Keshia. „ Sollen wir es ihr erzählen?“, fragt Stella jetzt. „ Ich weiß nicht so recht, aber wieso
eigentlich nicht?“ „ Weil es irgendwie fies wäre? So sehr dein Bruder mir auf die Nerven geht, das macht man nicht!“, sagt Stella jetzt. „ Okay, dann soll sie’s selbst raus finden.“, entscheidet Keshia. Die beiden Mädchen debattieren noch ein bisschen über Kianos neue Leidenschaft und beenden dann das Telefonat. Danach ruft Stella bei Rosalie an. „ Hey, ich wollte fragen, ob du morgen mit uns an den Strand kommst.“, meldet sie sich. „ Wer denn alles?“, fragt Rosalie. „ Die Zwillinge, du und ich.“, antwortet Stella und ihre Freundin sagt zu. Stella ruft bei Keshia an, um ihr Bescheid zu sagen, das
Rosalie zu gesagt hat, woraufhin diese ihren Bruder darüber in Kenntnis setzt. Sie geht in sein Zimmer. „Ach ja, hab ich vorhin vergessen: Wir sind morgen mit Stella und Rose am Strand verabredet.“ Kiano verdreht die Augen. „ Als wenn du das vorher schon gewusst hättest!“ „ Jetzt sei doch dankbar, wir verkuppeln dich!“ „ Wer weiß es noch?“, fragt er drohend. „ Nur Stella.“, meint Keshia unbekümmert und verlässt das Zimmer, bevor er irgendwas erwidern kann. Auf dem Flur stößt sie mit ihrer kleinen Schwester zusammen. „ Pass mal auf, du fettes Trampeltier!“, schnauzt Ida. „ Hey, reiß mal deinen Mund nicht so
weit auf! Erstens bin ich nicht fett, zweitens bist DU gegen MICH gerannt und nicht umgekehrt!“ Gleichzeitig gibt sie der Zicke einen Klaps auf den Hinterkopf. „ Mama, Teshia hat mich dehauen!“, kräht Ida und rennt zu ihrer Mutter. „ So schlimm kann es nicht gewesen sein, wenn du noch petzen kannst! Was hast du denn gemacht?“ „ Gar nix, die hat mich einfach so dehauen!“ „ Wenn du noch weiter flunkerst, hast du morgen auch noch Fernsehverbot!“,
sagt Thalea trocken und kümmert sich weiterhin um den Staubsauger. Jetzt ist Ida ausnahmsweise still und geht wieder.
Am nächsten Tag ist es bereits zwei Uhr nachmittags, als Keshia in Kianos Zimmer stürmt. „ Wo bleibst du denn? Wir sind in einer halben Stunde verabredet!“ Kiano dreht sich mürrisch im Bett rum. „Hey, spinnst du? Warum bist du schon wieder im Bett?“ „Ich glaube, ich habe Fieber.“, antwortet er gequält. „Ach Quark, beim Frühstück warst du noch putzmunter, also erzähl mir nichts!“ Vorsichtshalber fühlt Keshia trotzdem seine Stirn. „Siehst du, eiskalt. Und jetzt steh auf und zieh dich an… keine Widerrede!“ Und schon ist sie draußen. Stöhnend richtet Kiano sich auf und zieht sich an. Fünf Minuten später ist er unten
bei seiner Schwester. „Wir nehmen Lulu mit.“, meint diese und schnallt die Leine am Halsband des Hundes fest. Thalea kommt keuchend mit einem Wäschekorb die Kellertreppe hoch. „Wärt ihr so nett, Ida und Kolja mit zu nehmen?“, fragt sie und schaut ihre beiden Großen bittend an. „Bitte nicht, Mum! Die nerven voll. Kolja geht ja noch, aber Ida ist nervig und peinlich! Da kann ich ja gleich Suizid begehen!“, jammert Keshia. Im nächsten Moment kommt Ida in Strandkleid und Flip Flops mit pinker Sonnenbrille und einem Wasserball unter dem Arm in den Flur. „ Dehen wir?“, fragt sie keck und die Zwillinge
werfen ihrer Mutter einen tödlichen Blick zu. Da kommt auch schon Kolja, ebenfalls mit Flip Flops und Sonnenbrille. „Habt ihr auch Sonnencreme eingepackt?“, fragt er prüfend und als Kiano gequält nickt sagt er „Okay, wir können dann gehen!“ Ida geht vor und öffnet die Haustür. Lulu rennt los und reißt Keshia fast die Leine aus der Hand. „Mensch Lulu!“, schimpft diese ärgerlich und gibt die Leine an Kiano weiter. „Nimm du sie, ich habe keinen Bock auf dieses rum Gezerre.“, erklärt sie. „Dieser Hund hat einfach keine Manieren an der Leine.“, meint ihr Bruder und versucht Lulu dazu zu
bringen, neben ihm zu gehen. Allerdings hat er damit nicht wirklich viel Erfolg. Als die fünf am Strand ankommen, sind Stella und Rosalie bereits da. Als sich Keshia neben die Beiden in den Sand fallen lässt, sind sie nicht sehr begeistert. „Was machen die denn hier?“, zischt Rosalie und deutet mit dem Kopf in Richtung Ida und Kolja. Kiano zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Ging nicht anders, sie wurden uns auf gezwungen.“, erklärt er. „Aha.“, meint Stella trocken. Die Jugendlichen fangen an, sich angeregt zu unterhalten, während Keshia nicht aufhört, ihre kleinen Geschwister im Auge zu behalten und
Kiano mit Lulu kämpft, die unbedingt zu den Kindern will. Schließlich setzt er sich auf die Leine und zwingt den Hund dazu, sich hinzulegen. Während er redet, starrt er außerdem ständig auf Rosalies Bikinioberteil. „Hab ich da nen Fleck?“, fragt diese irgendwann genervt. „N-Nein, keine Sorge.“, stottert Kiano. „Gut, dann hör auf, mich an zu starren!“, weist sie ihn zurecht. Eine Weile kann er sich zusammen reißen, doch schon bald wandert sein Blick wieder in ihren Ausschnitt. „Mann, Kiano!“, sagt sie ärgerlich und er schaut schnell wieder weg. Keshia wirft Stella einen vielsagenden Blick zu. „Wir holen uns
Eis.“, meint sie dann, steht auf und zieht Stella hoch. „Ich komme mit.“, meint Rose schnell und will auch aufstehen, doch Stella drückt sie wieder zurück. „Nee lass mal, wir schaffen das schon!“, meint sie. Rosalie schaut ihren besten Freundinnen verdutzt nach und gibt Kiano dann die Sonnencreme. „Bitte crem mir mal den Rücken ein.“, meint sie und legt sich auf den Bauch. Kiano bekommt Gänsehaut. „O-Okay.“, stottert er schon wieder. „Sag mal, hast du heute irgendwie Sprachfindungsstörungen?“, fragt Rosalie und kichert. Wortlos beginnt er, ihren Rücken mit sanften
gleichmäßigen Bewegungen einzuschmieren. Rosalie schaudert. „Oh Gott, bist du gut! Wie machst du das?“, fragt sie und er zuckt grinsend die Schultern. „Begabung.“, meint er schlicht und macht weiter. Rosalie schließt die Augen und genießt es. „Du solltest Masseur werden!“, stellt sie nach kurzer Zeit fest. „War eigentlich nicht so meine Vorstellung von einem anständigen Beruf.“, antwortet er. „Aber damit kannst du auf jeden Fall Menschen glücklich machen!“ „Wenn du meinst… vielleicht ziehe ich es ja mal in Erwägung.“ „Und was waren deine Vorstellungen?“, fragt Rosalie dann. „Vielleicht werde ich
Hochleistungssportler.“, erklärt er stolz. „Hm, hört sich auf jeden Fall auch gut an!“, meint sie und denkt an sein sportliches Aussehen. Er ist etwa zehn Zentimeter größer als seine Schwester, braun gebrannt und hat ein stattliches Sixpack. Auch seine Arme und Beine sind muskulös. Er spielt in der Schule im Basketball- und im Footballteam und geht dreimal wöchentlich zum Schwimmtraining. Wenn das keine guten Vorraussetzungen zum Sportler sind, dann weiß ich auch nicht. Und süß sieht er auch noch aus, er hätte eine Menge weibliche Fans!, denkt sie sich. „So, fertig.“, meint Kiano und schließt
die Sonnencremetube. „Bitte mach weiter.“ Rosalie schiebt ihre Unterlippe vor und schaut ihn an wie Ida, wenn sie Schokolade will. „Okay.“ Das lässt sich Kiano natürlich nicht zweimal sagen. „Wenn dich das Band vom Bikini stört, mach es ruhig auf. Vorausgesetzt, du schließt es nachher wieder.“, bemerkt Rosalie grinsend. Kiano grinst zurück und öffnet mit zitternden Fingern das Oberteil. Da kommen Keshia und Stella mit Eis und Lulu zurück. Stella begutachtet die Situation grinsend und Keshia ruft Ida und Kolja, damit sie sich ihr Eis abholen. Kiano verzichtet gerne auf sein Eis, er massiert weiter den Rücken
seiner Angebeteten. Dieser ergeht es nicht anders. Keshia beugt sich zu ihr runter und schaut sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was!? Hat dein Bruder dir schon mal den Rücken eingecremt?“, verteidigt sie sich. „Ja…“ „Aber ihr Rücken ist pickelig. Deiner ist wenigstens glatt und weich, da macht es wenigstens Spaß zu massieren.“, quatscht Kiano dazwischen. „Sehr witzig, Kiano!“ Keshia funkelt ihn wütend an. Rosalie grinst und Stella, die hinter Keshia steht und somit einen freien Blick auf ihren Rücken hat, hat alle Mühe, sich ein Kichern zu verkneifen. „Ich hasse dich!“, zischt Keshia, doch Kiano
grinst nur selbstgefällig. „Heute ist Sonntag… morgen ist wieder Schule.“, bemerkt Rosalie nebenbei. „Musstest du jetzt die gute Stimmung versauen?“, fragt Stella. Rosalie grinst nur. „Sollen wir noch zu mir?“, fragt sie dann. „Aber nur, wenn Mum oder Dad die Kleinen und den Hund abholen!“, erwidert Keshia. „Ich ruf sie an.“ Kiano zückt sein Handy und ruft zu Hause an. Kurze Zeit später legt er wieder auf. „Dad kommt.“, meint er zufrieden und massiert wieder Rosalies Rücken. Als Cody kommt, kämpft Keshia gerade mit Ida, die sich nicht ausgraben lassen will. „Ich bleibe hier liegen und warte, bis eine
Welle kommt!“, sagt sie trotzig. „Ida du Sandfloh, komm jetzt!“, flucht Keshia und versucht, die Schwester aus dem Sand zu ziehen. „Komm Lulu, wir helfen Shaya.“ Kiano steht auf und nimmt den Hund mit zu dem Hügel, unter dem Ida vergraben liegt. „Wo ist der Ball, Lulu?“ Der Hund schaut sich mit aufgestellten Ohren um und beginnt dann, die protestierende Ida aus zu graben. Kurz darauf kann Keshia sie aus dem Dreck ziehen. „Na super, jetzt muss ich gleich sowohl zwei schmutzige Kinder auf meine Rückbank, als auch einen schmutzigen Hund in meinen Kofferraum verfrachten!“, jammert Cody und klopft
seiner Kleinsten den Sand aus dem Kleid. „Tja, Pech gehabt, Papa!“, sagt Keshia mitleidlos und beginnt, die Sachen zusammen zu packen. „Kannst du mal aufstehen Rose, ich will die Decke zusammen legen!“ „Wenn Kiano so freundlich ist, mein Oberteil zu schließen, dann mit Vergnügen.“ Grinsend kniet Kiano sich hin und bindet das Bikinioberteil zu. Sein Vater schaut ihn erstaunt an. „Na du bist aber schnell über Destiny hinweg.“, meint er dann und dreht sich um, weil Lulu den Kindern hinterher will, die schon fast am Auto sind. „Des hat Schluss gemacht?“, fragt Rosalie und schaut ihre Freunde an. Kiano öffnet
den Mund um etwas zu erwidern, doch Stella kommt ihm zuvor. „Ja, sieht so aus.“ Kiano schaut sie an und verzieht das Gesicht. „Was machst du da?“, formt er mit den Lippen. Stella grinst und schultert ihre Strandtasche. „Das tut mir Leid.“, sagt jetzt Rosalie, die mittlerweile aufgestanden ist und umarmt ihn. Jetzt lächelt Kiano Stella dankbar an. „Okay, lasst uns gehen.“, meint Keshia und sie machen sich auf den Weg zu Rosalie nach Hause. „Hey Mum.“, meint Rosalie, als sie ins Haus kommen und schleudert ihre Flip Flops in eine Ecke. „Würdest du bitte deine Schuhe vernünftig weg räumen?“, fragt Tracey. „ Wenn du so nett fragst…
nö!“, meint Rosalie und läuft die Treppe hoch. Ihre Freunde laufen hinterher. „Rosalie Jonas!“, ruft Tracey ihr hinterher, doch sie kümmert sich nicht darum. „Das wird Konsequenzen haben!“, ruft jetzt Joe aus dem Wohnzimmer. Auf dem Weg in Rosalies Zimmer machen ihre Freunde mal wieder Witze über die Größe ihres Hauses. „Wenn wir uns beeilen, sind wir in zehn Minuten da!“, meint Keshia und kichert. „Man Leute, ihr sollt nicht immer unser Haus dissen! Ich kann auch nichts dafür, dass es so groß ist!“ Stella lacht und die Zwillinge fallen ein, doch Rosalie findet das noch immer nicht lustig. „Mensch
Rosie, nimm doch nicht immer alles so ernst!“, meint Kiano und hält sich den Bauch. In ihrem Zimmer angekommen, wühlt Rosalie in einer Schublade in ihrem riesigen Kleiderschrank. „Kommt ihr mit ins Bad Mädels? Ich muss meinen Bikini los werden.“ Als die Mädchen im Badezimmer sind, geht Kiano in den Schrank, nimmt sich ein T-Shirt aus einem der unzähligen Fächer und saugt gierig dessen Duft ein. Da kommen die Mädchen auch schon zurück. „Was machst du in meinem Kleiderschrank?“, fragt Rosalie und er legt schnell das T-Shirt zurück. „I-Ich habe ihn nur bewundert, er ist so riesig!“, antwortet er schnell.
„Gut, du hast ihn ja jetzt gesehen.“ Sie scheucht ihn raus und schließt die Tür. „Setzt euch. Was machen wir? Wollt ihr was trinken?“ Keshia stößt Stella an und die nickt. „Hat gerade mein Handy gepiepst?“, fragt Keshia und holt ihr Handy aus der Tasche. „Also ich habe nix gehört.“, meint Kiano. Sie schaut aufs Display. „Doch doch, das ist ne Erinnerung. Ich habe Mum versprochen, auf Ida und Kolja auf zu passen, sie und Dad wollen Essen gehen.“ „Davon weiß ich gar nichts.“, meint Kiano. „Ist klar, sie hat ja auch mich gefragt. Okay, tut mir Leid Leute, ich muss dann nach Hause.“, sagt Keshia bedauernd. „Ich
helfe dir, bei den Beiden weiß man nie und Lulu ist ja auch noch da!“, meint jetzt Stella, steht auf und nimmt ihre Tasche. „Okay Guys, viel Spaß euch noch!“, meint Keshia und dann verlassen sie das Zimmer. Rosalie zuckt die Schultern. „Jetzt sind wir alleine.“, meint sie und Kiano nickt perplex. „Und was machen wir jetzt?“, fragt sie weiter. Er schaut sich unschlüssig um. „Keine Ahnung.“, murmelt er. „Du hast nie ne Ahnung… ich hab ne eigennützige Idee. Würdest du noch mal meinen Rücken massieren?“, fragt sie jetzt und seine Augen leuchten. „Klar, mach ich gerne!“, antwortet er dann und sie
zieht ihr T-Shirt aus und legt sich auf ihr Bett. „Okay, es kann los gehen. Wenn du Verwendung dafür hast, da auf meinem Schminktisch steht Pflegeöl.“ Kiano holt sich das Öl und setzt sich neben sie aufs Bett. Er reibt sich die Hände ein und beginnt zu massieren. „Darf ich den BH öffnen?“, fragt er vorsichtig und Rosalie nickt. Kiano konzentriert sich völlig auf die Massage und sie genießt es. „Ich zeige dir mal einen ganz besonderen Reflexpunkt.“, meint er jetzt und übt Druck auf einen Punkt unterhalb des Halswirbels aus. Rosalie entspannt sich schlagartig, fast wie ein nasser Waschlappen und stöhnt kurz. „Krass,
was war das?“, fragt sie fasziniert und er grinst zufrieden. „Ein Reflexpunkt.“, antwortet er. „Ja das weiß ich auch. Kannst du mir den mal zeigen?“, fragt sie dann. „Ich kann es versuchen, aber es ist nicht so einfach. Dazu bräuchte man eigentlich eine dritte Person, an der man es zeigen kann. Aber vielleicht findest du den Punkt ja bei mir.“, erklärt er, zieht ebenfalls sein T-Shirt aus und legt sich neben sie. „Du musst eine Stelle direkt unterhalb des Halswirbels finden.“, meint er jetzt. „Wo ist denn noch mal der Halswirbel? Du weißt doch, wie schlecht ich in Bio bin!“ Er setzt sich noch einmal auf und zeigt ihr ihren
Halswirbel. „Achtung, ich mache es noch einmal vor. Vielleicht kannst du so die Stelle spüren.“, meint er und drückt im nächsten Moment zu. Wieder sackt Rosalie mit einem Stöhnen in sich zusammen. „Okay… boah, das ist jedes Mal ein Erlebnis!“, meint sie und versucht jetzt, auf Kianos Rücken diesen Punkt zu finden. Auf einmal zuckt er kurz zusammen. „Da, du hast ihn gestreift! Versuch es noch mal in dieser Gegend.“, ermuntert er sie. Konzentriert sucht sie weiter und plötzlich tritt die gewünschte Reaktion ein. „Super! Wenn du es ein paar Mal übst, findest du den Punkt mühelos und ganz automatisch.“, lobt er.
„Danke!“, meint sie und schaut ihm tief in die Augen. Auch er schaut sie an und berührt ihre Hand. Sie kommen sich immer näher, bis sie sich schließlich küssen. Und zwar so richtig. Als sie sich nach dem Kuss voneinander lösen, müssen beide nach Luft schnappen. „Wow.“, sagen sie gleichzeitig und müssen lachen. Verliebt schaut Rosalie Kiano an. „Wow.“, wiederholt sie noch einmal. „Ich hätte nie gedacht, dass man sich beim Massieren verlieben kann.“, sagt sie dann. Er nickt nur, vom Glücksgefühl benommen. „Sind wir jetzt zusammen?“, traut er sich dann endlich zu fragen. „Wenn du willst.“,
sagt sie und zeigt beim Lächeln ihre Grübchen, die er so liebt. Seine Antwort kommt postwendend. „Und ob ich will!“, sagt er und küsst sie zur Bestätigung noch einmal. „Du, morgen ist Schule und es ist spät… ich würde gerne schlafen gehen. Möchtest du hier bleiben oder nach Hause gehen?“, fragt Rosalie und lächelt ihn an. „Wenn es dir nichts ausmacht, dann bleibe ich hier. Sonst müsste ich mir extra ein Taxi rufen oder dein armer Dad müsste mich fahren. Ich sag nur eben zu Hause Bescheid, sonst denkt meine Mum wieder sonst was. Ist es schlimm, wenn ich sage, dass ich bei nem Freund schlafe? Sonst macht sie
sich nämlich auch komische Gedanken, du kennst sie ja, absolut hemmungslos!“, meint er und lacht. „Nee, ist nicht schlimm. Deine Mum kann wirklich peinlich sein und das will ich dir ersparen. Sie wird’s eh
morgen früh von meiner Mum erfahren, wetten?“, antwortet sie und lacht auch. Also ruft Kiano zu Hause an. Keshia meldet sich. „Hey Zicke, ist Mum schon zu Hause?“, fragt er. „Hey Hirnamputierter… äh… die war gar nicht weg! Kannst sie haben… Mum, Kiano!“ Kurze Zeit später kommt Thalea ans Telefon. „Hallo Schatz, was ist denn?“ „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich bei nem Freund
schlafe. Ich komme dann morgen nach der Schule wieder nach Hause.“, erklärt er. „Okay… wer ist es denn?“ „Kennst du nicht, einer ausm Schwimmverein, der auch auf meine Schule geht. Wir fahren dann morgen zusammen hin. Ich muss jetzt Schluss machen, wir wollen was essen.“, antwortet ihr Sohn ausweichend und würde am liebsten sofort auflegen. „Okay Großer, hab dich lieb!“, trällert Thalea und legt auf. „Hast du sie trällern hören? Ich sag doch, voll peinlich.“, meint er an Rosalie gewannt. „Was willst du denn essen?“, fragt sie grinsend. „Hm… Pizza?“ „Gut, ich rufe meinen Pizzamann an.“, meint
sie und greift schon zum Telefon. „Ihr habt nen eigenen Pizzamann?“, fragt Kiano verdutzt und sie lacht. „Aber nein. Das ist halt nur der, der sich um unseren Bezirk kümmert und es kommt so gut wie nie ein anderer. Als ich letztes Jahr mit meinem Dad auf Tour war, hab ich den richtig vermisst!“, erklärt sie und grinst, als sie sein Gesicht sieht. „Wirst du etwa schon eifersüchtig? Gerade mal fünf Minuten zusammen und schon macht er Probleme!“, meint sie und lacht.
Nachdem die Beiden ihre Pizza gegessen und einen Film geguckt haben beschließen sie, schlafen zu gehen. Kiano schreibt eine SMS an
seine Schwester. „Was schreibst du da?“, fragt Rosalie neugierig. „Ich sage der Zicke, dass sie morgen meine Schultasche mitbringen soll.“, erklärt er und schreibt weiter. „Ich würde aber nicht Zicke schreiben, vielleicht überlegt sie sich’s sonst noch mal.“, meint Rosalie. „Nee, das macht sie sicher nicht. Das ist mein Kosename für sie. Ihrer ist noch beleidigender, sie sagt Hirnamputierter zu mir und ich bin auch nicht beleidigt!“, meint er und schickt die SMS ab.
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Am nächsten Morgen wird Kiano davon geweckt, dass seine Freundin ihm mit dem Finger Kringel auf den Bauch malt. „Ey, das kitzelt!“, meint er und ist sofort wach. „Guten Morgen schöner Mann. Möchtest du duschen?“ „Ja bitte Bella.“ „Oh, jetzt wird’s italienisch. Du machst dem Ursprung deines Namens alle Ehre! Ich besorge dir ein paar Klamotten von meinem Dad. Der besitzt eh so viele, ein Drittel davon kennt er gar nicht!“, meint sie lachend und macht sich auf den Weg in den Kleiderschrank ihres Vaters. Als sie zurück kommt, gibt sie
Kiano eine Boxershorts, ein T-Shirt und eine Hose und er geht duschen, im Gästebadezimmer. Währenddessen duscht sie in ihrem Bad und danach treffen sich die beiden zum Frühstück in der Küche. „Was möchtest du essen, Mausebär?“, fragt Rosalie, kurz bevor sie die Küche betreten. Tracey, die mit einem Kaffee am Tresen steht und Joe, der mit seiner Zeitung am Tisch sitzt, heben die Köpfe und schauen die Beiden erstaunt an. „Oh, ihr seid ja schon wach.“, meint Rosalie jetzt und schaut ertappt
zu Kiano. Doch der war schon oft genug in diesem Haus um zu wissen, wo sich alles befindet und holt
zielsicher alles Mögliche aus den Schränken. Rosalie tut es ihm nach und überspielt so locker ihre Verlegenheit. „Ist das mein T-Shirt?“, fragt Joe auf einmal. „Ja, irgendwas musste er nach dem Duschen doch anziehen, Dad!“, wird er von seiner Tochter auf geklärt. „Du darfst es behalten. Und falls der Rest an dir auch mir gehört, dann den auch!“, meint Joe und wendet sich wieder seiner Zeitung zu. „Danke.“, meint Kiano nur und schmiert sich Marmelade auf ein Brötchen. Nach dem Frühstück macht sich das Paar auf den Weg in die Schule. Dort treffen sie auf Stella und Keshia. „Hier.“, meint Keshia
nur und drückt Kiano seine Tasche in die Hand. Sie und Stella schauen ständig neugierig von einem zum anderen, aber die zwei lassen sich nichts anmerken. Bis es zur ersten Stunde klingelt. Die drei Mädchen gehen in den Kochkurs, Kiano hat Technik, so dass sie sich trennen müssen und jetzt gibt es natürlich einen Abschiedskuss. Dann gehen sie in entgegen gesetzten Richtungen in ihre Fachräume. Keshia und Stella hängen quietschend an den Armen ihrer besten Freundin, doch die verliert kein Wort über das eben vorgefallene und grinst nur vor sich hin. „Wie kommt es? Und wann? Habt
ihr in einem Zimmer geschlafen? Und ist sonst noch irgendwas passiert?“ Die Fragen prasseln auf sie ein wie ein Regenschauer, doch sie sagt nichts und wartet einfach still auf den Hauswirtschaftslehrer. Sie will die Beiden ungeduldigen Quasseltanten noch ein bisschen auf die Folter spannen, das hat Keshia auch gemacht, als sie mit Darren zusammen gekommen ist, also bekommt sie das jetzt auch zurück!
Zuhause kämpft Thalea mit der Familienterroristin. „Ich will aber nicht in den Tinderdarten!“, schreit diese gerade. „Warum denn nicht?“, fragt ihre Mutter bereits halb verzweifelt.
„Da sind nur doofe Tinder.“, erklärt Ida sachkundig. „Aber Kolja ist doch auch da und deine Freundin Lisa.“ „Eben. Tolja ist eh doof und die Lisa ist nicht mehr meine Freundin, weil die mir keinen Nachtisch abdegeben hat!“, sagt das Kind und schaut seine Mutter trotzig an. „Aber sie muss dir doch auch gar nichts abgeben. Schließlich ist es ihr Nachtisch und du hattest ja auch deinen eigenen.“, sagt Thalea und beschließt, nicht auf Idas Aussage über ihren Bruder ein zu gehen. „Doch, das machen Freunde so!“ „Aber ich wette, du würdest ihr auch nichts von deinem Pudding abgeben.“ „Pudding ist was anderes.
Außerdem ist sie meine Freundin und ich nicht ihre, also muss sie MIR was abgeben.“, erklärt Ida. Verzweifelt über die Dickköpfigkeit und den Egoismus ihrer Tochter schüttelt Thalea den Kopf. „Jedenfalls wirst du JETZT deine Schuhe anziehen, sonst kannst du barfuss gehen!“, droht sie in einem Ton, der keinen Widerspruch erduldet. Widerwillig schlüpft Ida in ihre pinken Hello Kitty Sandalen und nimmt ihre Puppe in die Hand. Dann geht sie zum Auto, wo Kolja schon seit einer halben Ewigkeit auf sie und seine Mutter wartet. „Aber ich deh nicht in den Tinderdarten.“, wiederholt sie und setzt sich in ihren Kindersitz. Das
werden wir ja sehen.denkt Thalea und schnallt die beiden Kinder an. Dann fährt sie zum Kindergarten. Kolja springt sofort aus dem Auto und rennt zu seinen Freunden, die ihm freudig winken. Ida hat die Arme vor der Brust verschränkt und schmollt. Ihre Mutter löst den Sicherheitsgurt und fordert sie auf, aus zu steigen, doch sie rührt sich nicht von der Stelle. Jetzt packt Thalea
sie und stellt sie vor dem Auto auf den Boden. Doch Ida wirft sich hin und fängt an, ihre Mutter zu tyrannisieren. „Ich will aber nicht in den Tinderdarten!“, schreit sie schon wieder. „Du kannst aber nicht zu Hause
bleiben, weil ich da zu tun habe. Außerdem hole ich euch ja heute Mittag schon wieder ab.“ Normalerweise ist Thalea diese Ausbrüche gewohnt, nicht nur von Ida, doch langsam verliert sie die Geduld. Sie trägt das schreiende und strampelnde Kind ins Gebäude. Dort setzt sie sie auf einem Kinderstuhl ab, wo sie weiter schmollt. „Tschüss Schatz, bis später.“, sagt sie und dreht sich um, um Kolja zum Abschied zu umarmen. Der drückt seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und geht spielen.
Als Thalea Mittags wieder in den Kindergarten kommt, sitzt Ida noch
genauso auf dem Stuhl, wie sie sie verlassen hat. Als sie ihre Mutter erblickt, steht sie auf und stellt sich demonstrativ neben die Tür und wartet, bis sie ihren Bruder eingesammelt hat. „Ida ist eine Schande für Familie Linley!“, begrüßt Kolja seine Mum. „Warum, was hat sie angestellt?“ „Sie sitzte den ganzen Tag nur auf dem Stuhl und hat nicht gespielt!“, erklärt der Kleine. „Vielleicht hatte sie heute einfach keine Lust.“ „Nee, sie hat auch noch ganz zickig geguckt. Wenn die groß ist, kriegt die ganz früh Falten!“, erwidert Kolja. Lachend ergreift die Mutter die Hand ihres Sohnes und sie
gehen gefolgt von einer mürrischen Ida zum Auto.
In der Schule haben Keshia und Stella es selbst in der großen Pause noch nicht geschafft, Rosalie irgendwas zu entlocken. Zumal deren Lippen die halbe Zeit an Kianos fest geklebt haben. Jetzt ist Schulschluss und da Kiano noch Football hat, gehen die Mädchen gemeinsam nach Hause. Mittlerweile kriechen Rosalies Freundinnen fast auf den Knien und betteln, dass sie doch irgendwas erzählt. Schließlich hat sie Mitleid und lässt nach. Abrupt bleibt sie stehen und schaut die beiden anderen an. „Okay, der Ablauf der letzten zwölf
Stunden war wie folgt: Als ihr weg wart, wussten wir erst nicht, was wir machen sollen. Dann habe ich ihn gefragt, ob er mich massiert, was er dann auch getan hat. Dann hat er mir so nen Druckpunkt unterm Halswirbel mit einer total geilen Wirkung gezeigt. Wollt ihr mal sehen?“, fragt sie begeistert und geht einen Schritt auf Keshia zu. „Nee, lass mal. Ich kenn das, probier bei Stella!“, wehrt diese ab und so muss die arme Stella dran glauben. „Ah, spinnst du!?“, kreischt sie, doch Rosalie geht nicht darauf ein und erzählt grinsend weiter. „Naja… und dann haben wir uns geküsst. Und dann hat er zu Hause angerufen, um
Bescheid zu sagen, dass er bei nem Freund schläft. Dann haben wir Pizza gegessen und nen Film geguckt und dann geschlafen. GANZ NORMAL geschlafen! Und heute morgen sind wir genauso normal aufgestanden, haben ganz normal in GETRENNTEN Badezimmern geduscht und sind dann ganz normal frühstücken gegangen. Meine Eltern mit ihrem Scharfsinn wissen jetzt wahrscheinlich schon Bescheid! Nachdem Kiano Dads Sachen an hatte, wollte er sie nicht mehr wieder haben. Jetzt wisst ihr alles.“, meint sie und kichert. Jetzt sind die Freundinnen zufrieden und gehen friedlich nebeneinander her, bis
sie zuerst bei Keshia ankommen. „Bye Leute, vielleicht bis heute Nachmittag! Aber vielleicht will Rose ja lieber was mit Kiano unternehmen.“, flötet sie, zwinkert Rosalie zu und drückt beiden Mädchen links und rechts Küsschen auf die Wangen. Dann geht sie rein und stellt ihre Tasche im Flur ab. Auf dem Weg zum Schuhschrank fällt sie fast über Ida, die mit einem mürrischen Gesichtsausdruck mitten im Flur
sitzt. Schnell stellt sie ihre Schuhe in den Schrank und läuft zu ihrer Mutter in den Garten. „ Was hat sie heute schon wieder?“, fragt sie und drückt Thalea zur Begrüßung kurz einen Kuss auf die Wange. „Sie wollte heute
morgen nicht in den Kindergarten. Folglich sieht sie schon den ganzen Tag so aus und wird noch den Rest des Tages auf mich sauer sein und ihre Wut an der ganzen Familie auslassen. Sitzt sie immer noch im Flur?“ Keshia nickt. „Kiano hat ne neue Freundin.“, erwähnt sie dann ganz nebenbei. „Echt, wer?!“, fragt Thalea und setzt sich auf. „Es ist Rosalie.“, erklärt ihre Tochter. „Also doch. Ich hatte da schon so etwas geahnt. Er hat heute nicht bei nem Freund geschlafen, oder?“ Wieder nickt Keshia. „Aber es ist nichts Welt bewegendes gelaufen, ich habs aus allererster Hand! Ich hol mal den Auflauf aus dem Ofen, es
riecht ein bisschen verbrannt!“, meint sie dann und verschwindet ins Haus. „Oh, ein suizidgefährdetes Kind.“, hört Keshia die Stimme ihres Bruders aus dem Flur und weiß sofort, wer gemeint ist. „Ja, so sieht sie wirklich aus!“, ruft sie aus der Küche. Jetzt wird Ida neugierig. Sie läuft zu ihrer großen Schwester in die Küche. „Was ist susiziddefährdet?“, fragt sie interessiert. „Selbstmord.“, meint Keshia schlicht und trägt den Auflauf zum Esstisch. „Ich bin nicht selbstmordig!“, kreischt die Kleine da auch schon. Keiner beachtet sie, außer Lulu. Und das auch nur insofern, dass sie sie anschaut, kurz knurrt und sich
dann mit dem Rücken zu ihr dreht und weiter schläft.
Abends im Bett unterhält Thalea sich mit ihrem Mann. „Ida treibt mich in den Wahnsinn! Allein das Vorhaben, sie in den Kindergarten zu bringen, ist fast unmöglich!“, klagt sie und lehnt sich an Codys Brust. Der seufzt und krault ihren Nacken. „Ich weiß auch nicht, was wir bei ihr falsch gemacht haben. Alle anderen sind total problemlos, Keshia ist ein Engel, Kiano ein verhältnismäßig braver, gut aussehender Mädchenmagnet und von Kolja brauchen wir gar nicht reden. An unserer Erziehung kann es eigentlich nicht liegen, wir ergreifen ja schon die
härtesten Maßnahmen, die man bei einer dreijährigen ergreifen darf. Wichtig ist, dass wir die Nerven behalten und vor allem dürfen wir uns keine Vorwürfe machen! Ich sehe Ida schon mit sechzehn an einer dieser Teenager außer Kontrolle Serien mitwirken!“, beendet er seine Rede.
Bereits am nächsten Morgen gibt es erneut Probleme. „Ich dehe nicht in den Tinderdarten!“, brüllt Ida schon wieder. „Oh doch, du gehst!“, sagt ihre Mutter streng und zieht das streikende Kind vom Boden hoch. „Gestern war es langweilig!“ „Ja, kein Wunder, wenn du den ganzen Tag nur auf einem Stuhl sitzt! Würdest du wie alle anderen
normalen Kinder spielen, wäre es auch nicht langweilig!“, schimpft Thalea. Doch Ida macht sich weiterhin schwer wie ein Mehlsack. Jetzt verliert ihre Mutter die Geduld. Sie holt aus und gibt dem Kind eine Ohrfeige. „Scheiße!“, flucht sie im nächsten Moment, denn sie hatte sich geschworen, ihre Kinder nie zu schlagen. Jetzt schaut Ida sie erschrocken an und ihr steigen die Tränen in die Augen. Thalea hockt sich hin und nimmt das Kind in den Arm. „Tut mir Leid Schatz, aber ich konnte nicht anders. Du darfst mich nicht immer so ärgern, sonst passiert so was und das möchten weder du noch
ich. Also sei so lieb und geh jetzt in den Kindergarten, ja?“ Auch Thalea ist den Tränen nahe, so erschöpft ist sie von den ewigen Machtkämpfen mit ihrem jüngsten Zögling. Scheinbar hat diese ungewollte Reflexhandlung ein Wunder bei
dem Kind ausgelöst, denn es steht schniefend auf und läuft brav zum Auto. Am Kindergarten steigt sie widerstandslos aus und läuft sofort zu ihrer Freundin Lisa, um ihr ihre neue Puppe zu zeigen. Lächelnd schaut Thalea dem Kind hinterher, dass ihr noch vor wenigen Minuten so eine Anstrengung bereitet hat und die sich jetzt nicht mal von ihr verabschiedet,
so eifrig ist sie bereits in ihr Spiel vertieft.
Keshia, Rosalie und Stella sitzen in der Schule im Matheunterricht und schreiben sich Zettelchen. Ey Rose! Ich wollte gestern bei dir anrufen, die ganze Zeit war besetzt!, schreibt Stella an ihre Freundin. Ich weiß, ich habe mit Kiano getelt :), antwortet diese. Da Keshia zwischen den Beiden sitzt, muss sie ständig die Zettel hin und her reichen. Kurz entschlossen kritzelt sie etwas dazwischen. Könnt ihr euch in der Pause unterhalten!? Wir schreiben nächste Woche die Arbeit und gerade für euch wäre es gut, in Mathe ein wenig aufzupassen!, tadelt sie die
Freundinnen und die stellen ihren Schriftverkehr sofort Schuld bewusst ein, denn sie wissen, das Keshia Recht hat. Während sie eine ziemlich gute Schülerin in Mathe ist, schlagen die Beiden zusammen mit Kiano auf die Seite der Schüler, für die Mathe ein Fremdwort ist. Kiano hat zwar die ganze Zeit zugehört, aber er schaut seinen Lehrer ziemlich ratlos an, als er ihn auffordert, den Lösungsweg zu nennen.
In der Pause können sie sich dann endlich unterhalten. „Ich habe ein Problem, Leute. Morgen Abend habe ich ein Konzert in Miami und mein Schlagzeuger fällt aus, er hat sich die
Hand gebrochen.“, erklärt Rosalie und schaut dann Kiano bittend an. „Du spielst doch so gut, kannst du nicht einspringen?“, fragt sie und klimpert mit den Augen. Kiano ist skeptisch. „ So gut bin ich nicht. Außerdem ist das eine riesen Sache. Du hast mir gestern noch erzählt, es wären fünfzigtausend Zuschauer!“ „Ach Komm schon, du spielst richtig gut! Wenn Rose dir die Noten gibt, kannst du doch bis dahin üben, du hast so was schnell drin. Und ich kann ja dann auch mal dazu singen, schließlich kennen wir alle ihre Lieder.“, versucht Keshia ihren Bruder zu überreden. „Okay. Aber nur, weil du es bist!“, sagt er jetzt entschlossen
und Rosalie fällt ihm um den Hals. „Danke! Du hast gerade den Abend von fünfzigtausend Teenies aus Florida gerettet!“, sagt sie und drückt ihm einen Kuss auf die Lippen. Grinsend löst er sich von ihr. „Für dich doch immer.“, meint er. „ Wollt ihr auch mitkommen?“, fragt Rosalie Keshia und Stella, die gerne einwilligen. „ Komm kurz mit.“, sag sie dann zu Kiano und zieht ihn am Arm ein Stück von den anderen Beiden weg. Die zwei Mädchen schauen skeptisch zu ihnen. Rosalie redet kurz mit ihrem Freund und der nickt begeistert. Dann kommen sie wieder zurück. Es klingelt zum Pausenende und die Freunde gehen
wieder in ihren Klassenraum.
An diesem und am folgenden Tag übt Kiano wie verbissen immer wieder die Noten für das Konzert in Florida. Gegen drei Uhr nachmittags finden sich alle bei Rosalies Jet am Flugplatz ein und landen zwei Stunden später in Miami. Die Crew war schon viel eher da und hat bereits alles aufgebaut. Jetzt geht es an den Soundcheck. Alle sind gespannt auf Kianos Können und achten hauptsächlich auf ihn. Aber er spielt super. „Da hat er zu Hause dauernd Fehler gemacht.“, flüstert Keshia Stella zu, nachdem er eine besonders schwere Aneinanderreihung von Takten gemeistert hat. „Na
hoffentlich klappt das während des Konzerts auch so gut!“, meint Stella und Keshia nickt zuversichtlich. Tatsächlich klappt es dann währenddessen auch ziemlich gut. Etwa in der Mitte des Konzertes kommt Rosalies Stylist zu Keshia und Stella und hält ihnen zwei wunderschöne Kleider hin. „Die sollt ihr anziehen.“, meint er nur und geht dann wieder. Stirn runzelnd schauen sich die Beiden an, gehen aber dann in die Garderobe um sich umzuziehen. Keshia denkt darüber nach, wofür sie wohl die Kleider brauchen. „Vielleicht ist ja gleich noch Aftershowparty.“, meint Stella. „Ja, kann sein.“ Doch als sie
wieder auf ihren Plätzen hinter der Bühne stehen, passiert etwas, mit dem sie nie gerechnet hätten. Rosalie hat gerade ein Lied beendet und schaut kurz hinter sich, um fest zu stellen, dass ihre besten Freundinnen da stehen, wo sie hin gehören. Diese lächeln ihr aufmunternd und nichts ahnend zu. Schon wendet Rosalie sich wieder ihrem Publikum zu. „Hat es euch bisher gefallen?“, schreit sie ins Mikrofon und der Saal bebt vom Getrampel der kreischenden Fans. „Gut, dann wollen wir mal dafür sorgen, dass das weiterhin so bleibt! Ich möchte euch jetzt zwei der wichtigsten Menschen in meinem Leben
vorstellen: Meine besten Freundinnen Keshia und Stella!“, fährt sie fort und den Beiden bleibt fast das Herz stehen. „Die zwei haben wunderbare Stimmen und ich will ihnen hiermit die Chance geben, ihr Talent zu zeigen. Kommt rauf ihr Beiden!“, ruft sie und deutet mit einem Kopfnicken zu ihren Freundinnen. Schüchtern erklimmen Keshia und Stella die Stufen zur Bühne und stellen sich vor die beiden Mikrofone, die bereits für sie auf gestellt worden sind. Keshia nimmt allen Mut zusammen. „Hallo Miami!“, schreit sie ins Mikro und auch Stella hängt ein „Schön euch zu sehen!“, hinten dran. Tatsächlich beginnen die
Teenies in der Halle wieder euphorisch zu kreischen. „Okay, jetzt werden euch Stella Ciara Till und Keshia Linley ihren eigenen, zusammen geschriebenen Song Me and You vorsingen, habt viel Spaß!“, schreit Rosalie noch einmal und tritt dann zurück. Sie weiß genau, dass die Beiden für dieses Lied sogar eine eigene Choreografie haben. Sie hat vorher für ihre Band heimlich die Noten kopiert und mit ihnen geübt. Auch Kiano ist in Kenntnis gesetzt. Überglücklich lächeln Keshia und Stella sich an und beginnen zu singen. Sie performen das komplette Lied trotz ihrer Nervosität und der Tatsache nicht
vorbereitet worden zu sein, ohne Fehler. Als sie fertig sind, scheint das Publikum absolut begeistert und sie fallen Rosalie um den Hals. Nachdem der Applaus abgeebbt ist, übernimmt der Profi wieder und sie verlassen die Bühne. Erst jetzt merken sie, dass sie zittern und ganz weiche Knie haben. „Oh man, was für ein Adrenalinkick!“, bemerkt Keshia geschafft und lässt sich auf eine Couch fallen. Stella ist völlig außer Atem und lässt sich neben sie fallen. „Jetzt habe ich für den Rest des Jahres keine Endorphine mehr übrig!“, lacht sie. Als das eigentliche Konzert zu Ende ist, gibt Rose noch fünf Zugaben. Am Ende
schließlich umarmt sie jeden ihrer Musiker und Kiano bekommt einen Kuss. Die Zuschauer kreischen so laut wie das ganze Konzert über nicht. Hand in Hand kommt das Paar dann die Bühne runter. Keshia und Stella fallen Rosalie um den Hals und bedanken sich bei ihr. Mittlerweile ist es ziemlich spät und die ganze Crew beschließt, in einem nahe gelegenen Hotel zu übernachten und erst morgen nach L.A. zurück zu fliegen. Mit Hilfe von Stella und Keshia können Rosalie und Kiano es bei Joe durch setzen, in einem Zimmer schlafen zu dürfen. „Aber erzähl das nicht deiner Mutter.“, meint er und zwinkert seiner Tochter
zu. Die drückt
ihm einen Kuss auf die Wange und verschwindet im Zimmer. Auch Keshia und Stella verziehen sich auf ihr Zimmer und legen sich ins Bett. Aber sie können noch nicht einschlafen und quatschen noch ein wenig. Nach einer Weile deutet Keshia Stella an, dass sie ruhig sein soll. „ Hörst du das?“, flüstert sie. Jetzt hält Stella ganz ruhig und lauscht in die Dunkelheit. „ Nö.“, meint sie dann. „ Jetzt ist es auch weg. Vielleicht kommt es gleich noch mal wieder.“ Tatsächlich hören die zwei es kurze Zeit später wieder. Stella kichert. „ Das hört sich sehr verräterisch an! Ob das Kiano und Rose sind?“, fragt
Keshia und Stella zuckt mit den Schultern. „ Gut möglich. Bei dieser Geräuschkulisse kann man ja nicht schlafen!“, beschwert sie sich und Keshia kichert. Nach einer Weile schlafen sie dann allerdings doch noch ein und machen sich am nächsten Morgen relativ ausgeschlafen wieder auf den Weg nach Hause. Während sich die vier Jugendlichen im Flugzeug gegenüber sitzen, Kiano und Rosalie auf der einen, Stella und Keshia auf der anderen Seite, wird das Pärchen die ganze Zeit prüfend angesehen. „ Stimmt irgendwas nicht mit uns?“, fragt Rosalie dann und man bemerkt, dass sie ein wenig rot wird. „ Nö, alles
in Ordnung.“, meint Stella mit einem ironischen Tonfall.
„ Schatz, kannst du in einer halben Stunde die Zwillinge vom Flughafen abholen?!“, ruft Thalea durchs Treppenhaus. „ Ja, mach ich!“, kommt die Antwort. „ Darf ich mit dir fahren, Daddy?“, ruft jetzt Ida, die im Wohnzimmer ihre Puppe auf der schlafenden Lulu reiten lässt. „ Meinetwegen.“, antwortet Cody. „ Hüa, Lulu! Die Thalea muss zum Sofa!“, befielt Ida, doch der Hund lässt sich nicht beeindrucken. „ Seit wann heißt deine Puppe wie ich?“, fragt Thalea aus der Küche. „ Seit heute. Morgen wird sie Teshia heißen und übermorgen
Tiano und vielleicht danach Tolja oder Tody.“, erklärt Ida stolz. „ Die Puppe wird einfach so vom Jungen zum Mädchen?“, fragt ihre Mutter. „ Ja, warum nicht? Bei den Jungen schneide ich die Haare ab und wenn sie dann wieder lang sind, heißt sie für immer Ida.“, erklärt ihre Tochter wissend. „ Aber sie hat doch keine echten Haare. Wenn man die einmal abschneidet, bleibt sie für immer ein Junge!“ „ Dann heißt sie eben Ido. Oder die Jungs haben halt lange Haare.“, meint Ida, wirft ihre Locken zurück und läuft wieder zu Lulu. Kurze Zeit später ruft Cody nach Ida. „Willst du auch mit fahren?“, fragt er seinen Sohn, der
seiner Mutter beim Kochen zuschaut. „ Oke.“, antwortet er und hüpft von der Arbeitsplatte. „ Na dann kommt, ihr zwei.“ Gemeinsam gehen die drei zum Auto und steigen ein. „ Darf ich heute vorne sitzen?“, fragt Ida und schiebt ihre Unterlippe nach vorn. „ Dann muss ich extra deinen Sitz umbauen.“, klagt ihr Vater. „ Bitte!“, jammert das Kind und der Vater gibt nach, also darf sie nach vorne.
Der Jet mit den Zwillingen ist bereits am Flughafen angekommen und Keshia schreibt eine SMS an ihre Mutter. „ Dad müsste gleich kommen.“, meint sie ein paar Minuten später zu Kiano. Doch Cody ist immer noch auf dem
High Way und steckt im Stau. Ida sitzt neben ihm und zappelt in ihrem Sitz rum. „ Jetzt halt doch mal still!“, fährt er das Kind an. „ Was macht man damit?“, fragt sie jetzt, zeigt auf den Schalthebel und zieht daran. „ Finger weg!“, schreit Cody, achtet einen Moment nicht auf die Straße und plötzlich rollt das Auto rückwärts. So schnell, dass er nicht reagieren kann. Dem LKW-Fahrer hinter ihm geht es genauso und er fährt ihm hinten drauf. Dadurch wird das Auto nach vorne geschoben und stößt sowohl seitlich in die Leitplanke, als auch auf das Auto davor. Die
Karosserie hält dem Druck nicht stand
und gibt nach innen nach. „ Scheiße!“, schreit Cody und befreit sich mit viel Mühe aus dem Auto. Er bekommt gerade so die Tür auf. Schnell läuft er auf die andere Seite. „ Ida? Kolja?!“, ruft er. Die beiden Kinder sitzen auf der Seite des Autos, die mit der Leitplanke kollidiert ist. Kolja sitzt steif mit weit aufgerissenen Augen auf seinem Platz, doch Idas Augen sind geschlossen. Scheinbar hat einer der umstehenden Autofahrer bereits Polizei und Krankenwagen benachrichtigt, denn diese treffen nach wenigen Minuten ein. Ein Polizist steigt aus dem Streifenwagen und kommt auf Cody zu. „ Wie ist Ihr
Name?“, fragt er und zückt einen Notizblock. „ Es hat im Moment niemanden zu interessieren, wie mein Name ist, meine Kinder sitzen da drin!“, schreit Cody und zeigt aufs Auto. „ Okay, dann kommen wir dazu später.“, sagt der Beamte und winkt seine Kollegen zu sich. „ Wir brauchen Brechstangen, im Auto sitzen Kinder!“, ordnet er an und sofort machen sie sich an die Arbeit. Kurze Zeit später sind die Kinder aus dem zerquetschten Autowrack geborgen und werden in den Krankenwagen gebracht.
Am Flughafen warten die Zwillinge immer noch vergeblich auf ihren Vater.
„Ich rufe jetzt Mum an.“, meint Kiano kurz entschlossen und wählt bereits die Nummer. „ Linley?“, meldet sich Thalea. „ Hey Mum! Dad kommt nicht, wir warten jetzt schon ne halbe Stunde!“, beschwert sich ihr Sohn. „ Komisch, sie sind jetzt schon vor einer ganzen Weile los gefahren. Ich ruf Papa mal auf dem Handy an, danach ruf ich dich zurück.“, meint sie und legt auf. Gleich darauf wählt sie Codys Handynummer. Sein Handy klingelt, als er gerade im Krankenwagen sitzt und den aufgelösten Kolja auf dem Schoß hält. „Cody Linley?“, meldet er sich. „Schatz! Wo bist du?! Die Zwillinge sitzen am Flughafen und warten auf
dich!“, meint Thalea. „Es ist uns was schwer wiegendes dazwischen gekommen.“, meint er kleinlaut und mit besorgtem Tonfall. „Ist der Motor deines geliebten Autos ausgefallen?“, fragt seine Frau sarkastisch. „Nein, schlimmer! Wir hatten einen Unfall und sind auf dem Weg ins Krankenhaus!“, platzt Cody heraus. Jetzt wird Thalea hysterisch. „Oh mein Gott, geht es euch gut? Ist alles in Ordnung? Was ist mit den Kindern und wie fühlst du dich? Kann man mit dem Auto noch fahren? Nichts sagen, ich komme sofort!“, ruft sie und legt auf. Auf dem Weg ins Auto schreibt sie eine SMS an Kiano. Guckt, wie ihr iwie ins
Krankenhaus kommt, Dad hatte einen Unfall!!! Als die Mitteilung wenige Sekunden später auf seinem Handy eintrifft und er sie liest, springt Kiano von seinem Koffer auf. „Komm, wir brauchen ein Taxi! Wie viel Geld hast du noch?“, fragt er seine Schwester und zieht sie bereits in Richtung des Taxistandes. „Jetzt soll ich wieder bezahlen!?“, meint Keshia vorwurfsvoll. „Man, jetzt gib schon was du hast, wir müssen ins Krankenhaus!“, fährt Kiano sie an und sie reicht ihm schnell ihr Portemonnaie. „Wieso ins Krankenhaus?“, fragt sie im Dauerlauf. „Dad hatte einen Unfall!“, erklärt ihr
Bruder nur und springt ins nächste Taxi. „Einmal zum Krankenhaus, bitte. Und zwar möglichst schnell!“, sagt er und zieht Keshia auf die Rückbank. „Deine Freundin sieht aber nicht schwanger aus.“, meint der Fahrer mit einem Blick auf Keshia und fährt los. „Das ist nicht meine Freundin, wir sind Zwillinge und unser Vater liegt da!“, erklärt Kiano und rutscht nervös auf seinem Platz hin und her.
Als sie endlich am Krankenhaus ankommen, springen die zwei aus dem Auto, Kiano drückt dem Fahrer das Geld in die Hand. Sie kommen gleichzeitig mit Thalea an der Rezeption an. „ Da seid ihr ja.
Hoffentlich geht es ihnen gut.“, meint sie zur Begrüßung und wendet sich dann an die Frau von der Rezeption, um sich zu erkundigen, wo die andere Hälfte ihrer Familie ist. „ Wieso ihnen?“, fragt Keshia erschrocken. „ Kolja und Ida waren auch im Auto. Ich glaube, Dad geht es gut, ich habe mit ihm telefoniert.“, meint Thalea und läuft dann los, zu dem Flur, den die Frau ihr angegeben hat. Die Zwillinge laufen hinterher. Als sie auf dem Flur ankommen, läuft Cody dort unruhig hin und her. Alle drei rennen auf ihn zu und umarmen ihn. „Was ist mit den Kleinen?“, fragt Keshia voller Sorge. „Weiß ich nicht, sie werden noch
untersucht.“, antwortet ihr Vater. „Und was ist mit dir?“, fragt Thalea und schaut ihn genau an. „Mir geht es gut, bis auf eine kleine Prellung am Unterarm.“, antwortet er. Nach einer scheinbaren Ewigkeit der Ungewissheit kommt ein Arzt auf die Familie zu. „Wer gehört zu Kolja und Ida Linley?“, fragt er in die Runde. „Wir alle. Ich bin ihr Vater, das ist meine Frau und das sind ebenfalls unsere Kinder.“, erklärt Cody. „Okay, die Eltern dürfen mit kommen.“, sagt der Arzt und führt Thalea und Cody in einen Raum, in dem Kolja steif auf einem Stuhl sitzt und ihnen ängstlich entgegen schaut. „Kolja, Schatz!“, ruft Thalea und läuft
auf den Jungen zu. Sofort streckt er ihr die Arme entgegen und sie hebt ihn hoch. Sie spürt, dass er total verspannt ist und sich in ihrem T-Shirt fest krallt. „Wie Sie sehen, hat ihr Sohn keine körperlichen Schäden davon getragen. Allerdings steht er ziemlich unter Schock und ich empfehle Ihnen, ihn noch eine Nacht bei uns zu lassen. Sie können natürlich bei ihm bleiben. Nun zu Ihrer Tochter. Ida hat es etwas schwerer getroffen.“, erzählt er und Thalea, die sich bisher um Kolja gekümmert hat, schaut ihn erschrocken an. „Wir haben Ihre Tochter in ein künstliches Koma versetzen müssen. Sie können darüber
verfügen, ob wir das weiterhin bei behalten, oder sie aufwachen lassen. Von letzterem rate ich Ihnen allerdings ab. Ida hat drei Rippen gebrochen und das rechte Bein gequetscht.“, erklärt der Arzt weiter und Cody greift instinktiv nach der Hand seiner Frau. Zu Recht, denn deren Unterlippe zittert und sie lässt sich langsam auf den nächsten Stuhl sinken. „ Das tut mir sehr Leid für Sie, aber es ist sehr schwierig, ein dreijähriges Kind für die nötige Zeit ruhig zu stellen. Wenn der Körper in Ruhe heilen kann, wird nachher wieder alles wie vorher funktionieren. Auch das Bein wird sich in dieser Zeit erholen.“, sagt der Arzt.
„Können wir zu ihr?“, fragt Thalea mit Tränen in den Augen. „Natürlich, folgen Sie mir.“, meint der Arzt freundlich und führt die Eltern in Idas Zimmer. Als sie ihre Tochter an Schläuche angeschlossen dort liegen sieht, kann die Mutter sich nicht mehr zurück halten und beginnt zu schluchzen. „ Ich lasse Sie jetzt für ein paar Minuten alleine mit ihren Kindern. Die Geschwister dürfen ruhig auch rein kommen, aber nicht zu lange bitte.“, sagt der Arzt jetzt und verlässt das Zimmer. Kurz darauf kommen Keshia und Kiano rein. „ Oh mein Gott, was ist mit ihr?“, fragt Keshia und auch ihr schießen sofort Tränen in die
Augen. „ Sie hat drei Rippen gebrochen und ein Bein ist gequetscht. Sie ist im künstlichen Koma, damit der Körper die nötige Ruhe hat, um zu heilen.“, erklärt Cody. „ Und was ist mit Kolja?“, fragt Kiano mit einem Stirn runzelnden Blick auf seinen Bruder, der sich verängstigt an Cody fest hält. „ Der steht unter Schock.“, sagt Cody und gibt den kleinen an seinen großen Bruder weiter. Auch hier klammert er sich wieder fest und schmiegt sich
mit dem Kopf an Kianos Hals. Der streichelt ihm sanft über den Rücken und drückt ihn fest an sich. Als Thalea dieses Bild sieht, ist sie gerührt von
der Fürsorge, die zwischen ihren Kindern in solchen Situationen plötzlich vorherrschen kann. Bei seinem großen Bruder fühlt Kolja sich geborgen und wenige Minuten später schließt er die Augen und schläft an Kianos Brust gekuschelt ein. „ Und damit wäre dann ja wohl klar, wer heute Nacht bei Kolja bleibt.“, meint Cody lächelnd und seine Frau nickt zustimmend. Kiano hat nichts einzuwenden, also legt er sich mit seinem Bruder auf dem Arm in das freie Bett neben dem von Ida. Keshia deckt die Beiden liebevoll zu. „ Wer ist hier die Mutter? Du oder ich?“, fragt Thalea lachend. „ Du darfst ihnen
Gutenachtküsschen geben.“, meint Keshia grinsend. „ Ja ja, mir überlässt du wieder mal die Drecksarbeit!“, meint ihre Mutter und beugt sich zuerst zu Kolja runter, um ihm einen Kuss auf die Schläfe zu geben. „ Bitte verschone mich, Mum!“, sagt Kiano und geht mit dem Kopf weiter von ihr weg. „ Nö.“, meint die nur schnippisch, drückt auch ihm einen Kuss auf die Wange und schaut ihn dann grinsend an. „ Das ist unfair, ich kann nicht weg laufen!“, beschwert er sich jetzt und Keshia legt den Finger auf die Lippen. „ Halt die Klappe, sonst weckst du ihn noch auf!“, rügt sie ihn. Eine Stunde später beschließen
Cody, Thalea und Keshia, ihre andere Hälfte zu verlassen und nach Hause zu fahren. „ Wir bringen dir morgen was zu Essen vorbei.“, meint Keshia grinsend zu ihrem Bruder, wirft ihre Locken zurück und läuft grinsend aus dem Zimmer. „ Tschüss Schatz, schlaf gut.“, verabschiedet sich auch Thalea und Cody gibt ihm zum Abschied High Five. „ Dad ist der einzig Vernünftige von euch.“, meint er zu seiner Mutter. „ Nein, er ist einfach nur gleich gesinnt.“ Mit diesen Worten verlässt sie mit einem kurzen Blick auf Ida endgültig das Zimmer.
Am nächsten Morgen wird Kiano von einem sanften Kuss auf die Nasenspitze auf geweckt. „ Man, Mum! Ich hab dir gesagt, du sollst das lassen!“, brummelt er und blinzelt kurz. Dabei bemerkt er, dass das grinsende Gesicht mit den dunklen Haaren nicht zu seiner Mutter passt. Er reibt sich die Augen und öffnet sie ganz. Vor ihm steht Rosalie. „ Ach du bist es. Guten Morgen! Was machst du denn hier?“, fragt er und setzt sich vorsichtig auf, da Kolja immer noch auf seiner Brust schläft. „ Man hat mich geschickt, Euch Essen zu bringen, holder Ritter.“, meint sie und kichert. Dabei zaubert sie eine Tupperdose und eine Tüte Brötchen hinter ihrem Rücken hervor. Da betritt der Arzt das Zimmer. „ Na, haben wir gut geschlafen?“, fragt er und Rosalie und Kiano legen gleichzeitig den Finger auf die Lippen und zischen energisch. „ Oh, tut mir Leid. Ich sah die junge Dame ins Zimmer gehen und dachte, er wäre auch schon aufgewacht. Würden Sie mir bitte Bescheid geben, wenn er wach ist, ich möchte ihn noch mal kurz untersuchen, bevor er nach Hause kann.“, redet er leise weiter. Rosalie nickt und er verlässt das Zimmer wieder. „ Ida sieht schrecklich aus.“, bemerkt sie mit einem Blick auf den bewegungslosen Körper. „ Ja, als Familientyrannin ist sie mir wirklich viel lieber, als wenn sie so still da liegt.“, flüstert Kiano mit leidendem Gesichtsausdruck. „ Woher wusstest du eigentlich, dass ich hier bin?“, fragt er seine Freundin dann. „ Also bitte, deine Schwester ist meine beste Freundin! Wir haben gestern noch lange telefoniert und sie meinte, du würdest dich sicher freuen, wenn ich dir dein Frühstück vorbei bringe, da habe ich nicht nein gesagt.“, antwortet sie und setzt sich neben ihn aufs Bett. Dann reicht sie ihm ein Brötchen und beschmiert ihres dick mit Butter. „Hey, ich hab Hunger! Hör auf, mir alles weg zu futtern!“, beschwert er sich und bekommt dafür einen Klaps auf den Hinterkopf. „ Ich hab auch noch nicht gefrühstückt!“ Etwa fünf Minuten lang sitzen die Beiden schweigend nebeneinander und essen ihre Brötchen. Da bewegt sich Kolja und wacht langsam auf. „ Hey Schatz. Möchtest du was essen?“, fragt Kiano vorsichtig, doch Kolja vergräbt sein Gesicht gleich wieder im T-Shirt seines Bruders. „ Er hat seit gestern mit keinem mehr geredet.“, meint Kiano seufzend zu Rosalie. „ Ich glaube, ich hole mal den Arzt.“, meint diese und steht auf. Kurze Zeit später kommt sie mit dem Arzt wieder zurück. Der spricht freundlich mit Kolja, doch der bleibt, wo er ist. Der Doktor macht einige kleine Untersuchungen. „ Ich denke, er kann nach Hause. Sein Verhalten ist typisch für unter Schock stehende Kinder. Er wird in nächster Zeit viel Nähe und Geborgenheit brauchen und am Besten immer etwas Vertrautes um sich herum. Es sollte oft jemand mit ihm kuscheln, wenn nicht sogar rund um die Uhr. Da kann man sich ja abwechseln, eventuell auch mit Leuten, die nicht aus seiner Familie sind. Wichtig ist nur, dass er sie schon lange und gut kennt und kein schlechtes Verhältnis zu
ihnen hat. Und er sollte bei jemandem im Bett schlafen, so dass er sich immer geborgen fühlen kann.“, erklärt der Mann noch und verabschiedet sich dann von Kolja. Kiano und Rosalie lassen Ida schweren Herzens alleine und fahren mit ihm nach Hause. Dort geben die zwei alles wieder, was der Arzt ihnen mit geteilt hat.
Am Nachmittag klopft Keshia an Kianos Zimmertür. „ Ja?“, fragt er und sie kommt ins Zimmer. „ Ich wollte dich fragen, ob du mit zu Miley und Nick kommst, ich wollte sie mal wieder besuchen.“, meint sie. „ Klar, gerne. Sofort?“, fragt er und steht schon auf. Also gehen sie gemeinsam runter. Cody sitzt mit Kolja auf der Couch. „ Sag Mum, wir sind bei Niley, wenn sie vor uns aus dem Krankenhaus kommt.“, sagt Kiano zu ihm und will zur Tür raus. „ Warte, ich muss noch mal aufs Klo.“, meint Keshia und ihr Bruder verdreht die Augen. „ Warum müssen Frauen immer und überall noch mal aufs Klo gehen?“, fragt er verständnislos. „ Außerdem haben Niley sicher auch eins.“, fügt er noch hinzu. „ Ich muss aber jetzt und außerdem hab ich meine Tage!“, sagt Keshia und knallt die Tür vom Bad zu. Kiano zuckt nur mit den Schultern und wartet ungeduldig, bis sie fertig ist. Nach etwa drei Minuten hämmert er gegen die Tür. „ Bist du bald fertig?“, fragt er. „ Mann Kiano, jetzt chill mal! Hast du das schon mal gemacht? Ich vermute nicht und ich schwöre dir, du würdest mindestens ne halbe Stunde brauchen!“, brüllt sie zurück. Nach weiteren fünf Minuten ist sie dann so weit und spaziert zur Haustür raus. „ Das Problem bei dir liegt nur darin, dass du immer so lange brauchst.“, murmelt Kiano, während er ihr hinterher läuft. „ Tja, das ist halt das Los der Frauen. Dafür will ich deine männlichen Probleme jetzt nicht auf offener Straße erwähnen, es könnten ja Paparazzi vorbei kommen.“, meint Keshia jetzt und steigt in ihr Auto ein. „ Guckst du jetzt so, wegen deiner männlichen Probleme oder weil du immer noch kein eigenes Auto hast? Ich würde ja sagen, das wiederum ist das Los des jüngeren Zwillings. Tröste dich, vielleicht bekommst du ja eins zum Geburtstag.“, sagt sie zufrieden wegen ihrer Überlegenheit und fährt los. „ Hast du vorher bei Niley angerufen?“, fragt Kiano auf halbem Weg. „ Nö, wieso? Wir Frauen sind spontan.“ „ Toll, wehe die sind nicht zu Hause oder haben keine Zeit!“, meckert ihr Bruder. „ Dann haben wir eben Pech gehabt und fahren wieder nach Hause.“, meint Keshia nur und konzentriert sich wieder auf die Straße. Ein paar Minuten später sind sie angekommen. Keshia fährt durch das große Tor und parkt vor dem Haus. Dann steigen sie aus und Kiano klingelt. Nick öffnet die Tür. „Nicky!“, quiekt Keshia und fällt ihm um den Hals. „Hallo meine zwei Lieblingspatenkinder.“, sagt er und drückt Keshia an sich. Kiano gibt er High Five. Keshia drückt ihm einen Kuss auf die Wange und drückt ihn noch mal. „Was ist denn mit der los?“, fragt er Kiano. „ Vielleicht Zuneigungsentzug. Sie hat sich schon vier Tage nicht mehr mit Darren getroffen!“, meint der und grinst. „Haha, sehr witzig Spatzenhirn. Wo ist Miley?“, fragt Keshia und streckt ihrem Bruder die Zunge raus. „Alles wie immer.“, lacht Nick. „Miley sitzt im Wohnzimmer auf der Couch.“, sagt er dann und die drei gehen gemeinsam ins Wohnzimmer. „Miley!“, quiekt Keshia wieder und fällt auch ihrer Patentante um den Hals. „Hey Süße, hey Kiano!“, sagt Miley sichtlich erfreut. „Was führt euch denn mal wieder zu uns?“, fragt sie dann. „Och, wir hatten nur mal Lust euch zu besuchen. Wir müssen euch ja auf dem Laufenden halten. Naja, es gibt sowohl coole, als auch miese Nachrichten.“, sprudelt es aus Keshia raus und plötzlich treten ihr Tränen in die Augen. „Hey, was ist denn los?“, fragt Miley besorgt und klopft auf den Platz neben sich. Die Zwillinge setzen sich nebeneinander, zwischen Miley und Nick. „D- Dad hatte gestern einen Unfall.“, beginnt Keshia stockend zu erzählen. „Oh Gott, geht’s ihm gut?“, fragt Miley sofort und Kiano nickt. „ Ja, ihm geht’s gut, aber Kolja und Ida waren auch im Auto.“ Jetzt fängt Keshia an, zu schluchzen. „ Was ist mit den Beiden?“, fragt Nick alarmiert. „ Kolja geht es verhältnismäßig gut. Er hat einen Schock und hat seit gestern kein Wort mehr geredet. Er spielt nicht und braucht jede Menge körperliche Nähe. Aber Ida hats richtig schlimm erwischt. Sie hat drei Rippen gebrochen und das rechte Bein gequetscht. Jetzt ist sie im künstlichen Koma, bis die Rippen verheilt sind, weil man sie sonst so schwer ruhig stellen kann.“, erzählt Kiano zu Ende und Miley verzieht schmerzlich das Gesicht. „ Oh Mann, die Arme!“, sagt sie nur und streichelt dabei über Keshias Hinterkopf. „ Ich werd sie mal besuchen.“, sagt sie dann entschlossen. Nachdem Keshia sich etwas beruhigt hat, schaut Kiano sie fragend an. „ Was war eigentlich die coole Neuigkeit, die du meintest?“, fragt er und sie grinst. „ Ich meinte eigentlich sogar zwei Sachen. Erstens durften Stella und ich auf Rose’ Konzert in Miami singen und Kiano durfte Schlagzeug spielen, das war so cool!“, erzählt Keshia. „ Cool. Und zweitens?“, fragt Miley. Jetzt grinst Keshia übers ganze Gesicht. „Kiano hat ne Freundin.“ „Och nö, das musste jetzt nicht sein!“, entgegnet ihr Bruder, doch sowohl Nick als auch Miley schauen ihn überaus interessiert an. „Dreimal dürft ihr raten, wer es ist.“, sagt Keshia. „Och nö, im Personen erraten bin ich total schlecht!“, jammert Nick. „Okay, ich sag’s euch. Es ist… Trommelwirbel bitte…
Rosalie!“ Miley schaut Kiano überrascht an. „Ja, ich weiß, damit hat niemand gerechnet!“, sagt der genervt. „ Hey, ist doch cool. Wie läuft’s denn so?“, fragt Nick. „ Den Geräuschen im Hotel in Florida nach zu urteilen, ziemlich gut!“, platzt es aus Keshia heraus. Ihr Bruder wirft ihr einen tödlichen Blick zu und wird im nächsten Moment knallrot. Miley lacht leicht, aber Nick ist voll auf seiner Seite. „Das ist nicht lustig Mädels.“, sagt er trocken und Kiano schaut seinen Verteidiger dankend an.
Zu Hause kommt Thalea gerade zur Tür rein, als das Telefon klingelt. „ Linley?“, meldet sie sich. „ Hey Süße, ich bin’s.“, meldet sich Lucy. „ Wie geht es Kolja und Ida?“, fragt sie dann sofort. Also berichtet Thalea über den derzeitigen Zustand der beiden Kinder und fragt nach dem Grund von Lucys Anruf. „Kommst du in ner halben Stunde zu Starbucks? Tray will auch kommen und ich muss euch was erzählen.“ „Naja, eigentlich müsste ich mich um Kolja kümmern, Cody sitzt jetzt schon den halben Tag mit ihm auf der Couch.“, erwidert Thalea. „Bring ihn doch einfach mit, schließlich geht es um die körperliche Nähe und ich erzähle nix Schlimmes!“, meint Lucy und so sagt Thalea zu. Also treffen sich die drei Freundinnen kurz darauf bei Starbucks. Sie bestellen sich etwas zu trinken und ein Stück Kuchen. „ Das ist in letzter Zeit viel zu kurz gekommen.“, stellt Tracey fest und ihre Freundinnen stimmen zu. Der Kellner beugt sich zu Kolja runter. „ Was möchtest du denn trinken?“, fragt er, doch das Kind schaut ihn nur ausdruckslos an. „ Er möchte eine Eisschokolade.“, sagt Thalea. „Bevormunden sie das Kind immer derartig?“, fragt der Mann jetzt leicht unfreundlich. „Nein!“, antwortet die junge Mutter gereizt. „Ich bevormunde meine Kinder keineswegs, aber mein Sohn spricht im Moment nicht, da er unter Schock steht!“, erklärt sie jetzt laut und einige Gäste schauen zu ihr rüber. Wortlos entfernt sich der Kellner vom Tisch und kurz darauf bringt eine freundliche Kellnerin ihre Bestellung. „Vielen Dank.“, sagt Lucy und Thalea lächelt freundlich. „ Also, was wolltest du uns erzählen?“, fragt Tracey jetzt gespannt und Beide schauen Lucy an. „Ich bin wieder schwanger.“, sagt die und strahlt übers ganze Gesicht. Im nächsten Moment schüttet sie sich tonnenweise Zucker in ihren Eiskaffee und wieder einen Moment später hat sie ihre Freundinnen um den Hals hängen, die sich mit ihr freuen. „ Du solltest dich langsam mal beeilen Tray, du kommst sonst nie mehr nach!“, neckt Thalea Tracey. „Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ich keine Kinder mehr will?!“, antwortet diese leicht gereizt, obwohl sie genau weiß, dass die Beiden sie nur ärgern wollen. Thalea macht einen Kussmund. „Wir haben dich lieb.“, flötet sie leicht provokant. „Ich weiß und ich bin froh, dass wenigstens ihr zwei meine Existenz zu schätzen wisst.“, antwortet Tracey jetzt mit einem leicht wehmütigen Gesichtsausdruck. „Wieso, wer tut das denn nicht?“, fragt Lucy. „Joe.“, sagt Tracey sofort und mit einem schon fast feindseligen Gesichtsausdruck. „So schlimm?“, fragt Thalea und Tracey nickt. „Man könnte es als eine mittlere bis starke Ehekrise bezeichnen!“ „Oh je, was genau ist denn da los bei euch?“, fragt Lucy. „Naja, sagen wir mal alles und nichts mehr! Erstmal ist er nie zu Hause und ich weiß nicht, wo er sich rum treibt. Dann regt er sich auf, wenn ich mal nachfrage wo er denn war und außerdem zetert er furchtbar rum, wenn mal nicht aufgeräumt ist, wenn er nach Hause kommt. Er schreit sowohl mich als auch Rosalie ohne jeden Grund an. Und selbst der Hund bleibt von seinen Launen nicht verschont. Er hat teilweise Phasen, da ist er quasi unberechenbar und ich komme nicht gegen ihn an. Rosalie will keine Freunde mehr mit nach Hause bringen, weil sie Angst hat, er könnte mal wieder ausrasten und sie blamieren. Und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun soll.“, erzählt Tracey ihren entsetzten Freundinnen. „Man müsste ihm mal einen Denkzettel verpassen, damit er merkt, wie gut es ihm eigentlich mit euch gut. Wenn wir nur wüssten, was er noch für euch empfindet.“, überlegt Lucy laut. Thalea schüttelt nur fassungslos den Kopf. „ Warum hast du uns nicht früher davon erzählt?“, fragt sie. „Ja, wir wollen dir doch helfen.“, meint auch Lucy. „Ich dachte, das renkt sich vielleicht wieder ein.“, erwidert Tray. „Wie lange dauert das denn jetzt schon?“, fragt Thalea. „Ein halbes Jahr.“, antwortet Tracey kleinlaut und zieht den Kopf ein, in der Befürchtung, dass ihre Freundinnen ziemlich sauer werden. Doch Lucy und Thalea umarmen sie nur wortlos. Kolja, den Thalea kurzfristig auf ihrem Stuhl abgesetzt hat, steht jetzt auf und kuschelt sich an seine Mutter. Als Tracey wieder los gelassen wird und ihn sieht, klopft sie sich auf die Oberschenkel und hebt ihn auf ihren Schoß. Er nimmt das ohne Widerstand hin und kuschelt sich auch an sie. Nach einer weiteren halben Stunde lösen die Freundinnen ihr Treffen auf und gehen nach Hause. Tracey in die eine, Thalea und Lucy in die andere Richtung. „Weiß du was?“, fragt Lucy und bleibt auf einmal stehen. „Was?“, fragt Thalea. „Ich werde mit Joe reden!“, beschließt sie und läuft weiter. „Och nö, Lucy. Du machst nachher alles noch mehr kaputt. Lass sie das doch lieber alleine regeln.“, widerspricht Lea, obwohl sie weiß, dass es sinnlos ist, wenn Lucy einmal einen Entschluss gefasst hat. „Okay, aber dann komme ich mit.“, sagt sie schließlich. Da sie weiß, dass Lucy ziemlich direkt sein kann, will sie so das Schlimmste verhindern. „Der bekommt was zu hören von uns! Ich bin schwanger und er sollte sich lieber nicht mit mir anlegen!“, sagt Lucy fest entschlossen. „Ja. Ich weiß nicht, ob das was ändert.“, antwortet Thalea nicht wirklich überzeugt. Lucy winkt nur lässig mit der Hand ab und verabschiedet sich bei der nächsten Weggabelung von ihrer Freundin. Thalea läuft Gedanken verloren nach Hause und bekommt nichts um sich rum mit. „Warum guckst du so komisch?“, wird sie da plötzlich von der Seite gefragt. Zuerst realisiert sie gar nicht, wer da mit ihr spricht, bis sie sich an die kleine Hand in ihrer erinnert. Abrupt bleibt sie stehen und schaut ihren Sohn an. „Was hast du gesagt?“, fragt sie. „Ich hab gefragt, warum du so komisch guckst!“, wiederholt Kolja. Jetzt strahlt seine Mutter ihn an, hebt ihn hoch und wirbelt ihn herum. „ Mama!“, sagt er gequält. „Tut mir Leid Schatz, ich habe nur nach gedacht.“, antwortet sie jetzt happy. „ Okay.“, sagt Kolja und strampelt mit den Beinen, damit sie ihn runter lässt. Sobald die Beiden nach Hause kommen, sucht Thalea ihren Mann. „Cody?“, ruft sie und läuft sofort nach oben. „Hier!“, ruft er aus dem Bad zurück. „Kolja hat mit mir geredet, so wie immer!“, ruft sie noch auf dem Weg. Er kommt ihr in Boxershorts entgegen. „Echt?“, fragt er erstaunt. Kolja ist seiner Mutter gefolgt. „Klar, was denkst du denn Papa?“, fragt er und verschwindet gleich darauf in seinem Zimmer. Überrascht schauen seine Eltern ihm nach. „Ich wollte jetzt zu Ida.“, meint Cody an seine Frau gewandt, nachdem er sich von seiner Sprachlosigkeit erholt hat. „Okay, dann werde ich mich mal wieder der Sauberkeit dieses Hauses widmen.“, antwortet Thalea und seufzt. „Gönn dir doch mal eine Pause Hasi!“, fordert Cody sie auf,
doch sie schüttelt den Kopf. „ Nee, ich war ja grad schon Kaffee trinken. Willst du das Neuste wissen?“, fragt sie. „ Na immer doch!“, antwortet Cody. „ Okay, das erfreuliche: Lucy ist wieder schwanger. Und das katastrophale: Tracey und Joe haben seit etwa einem halben Jahr schwer wiegende Eheprobleme und sie hat uns nichts erzählt!“, erzählt sie entrüstet. „ Tja, du erzählst mir ja sicher auch nicht alles!“, meint Cody nur und sucht sich Anziehsachen aus seinem Kleiderschrank. „ Aber das ist was anderes, wir sind beste Freundinnen!“, beschwert Thalea sich. Cody tätschelt ihr provokant den Kopf und geht an ihr vorbei die Treppe runter. Sie schaut ihm nur mit offenem Mund hinterher.
Die Zwillinge sind immer noch bei Niley. Mitten in einem angeregten Gespräch über Lampenfieber klingelt Keshias Handy. Sie meldet sich und hört der Person in der Leitung kurz zu. „ Ja okay. Dann bis gleich!“, sagt sie und legt auf. „ Es war Darren. Er will mit mir reden!“, sagt sie und grinst dabei. Miley lächelt verschwörerisch, während Nick und Kiano nur verständnislos zu den Beiden schauen. „Okay, ich muss in zehn Minuten im Park sein.“, meint Keshia und schlüpft bereits in ihre Schuhe. „ Okay, erzähl mir dann bald wies gelaufen ist!“, ruft Miley ihr noch hinterher und drei Sekunden später ist sie zur Tür raus. Kiano schüttelt nur den Kopf. „Meine Güte, wie kann man nur so übermütig sein?“, fragt er. „Hey, sie ist halt verliebt. Du gleitest sicher auch über den Boden, wenn du mit Rosalie verabredet bist!“, meint Miley und boxt ihn. „Hallo!? Er will reden. Das kann alles heißen. Es könnte etwas Positives sein, aber vielleicht will er ja auch Schluss machen!“ „Denk doch nicht immer gleich so negativ! Warum sollte er denn?“, meint Miley. „Es ist schon alles vor gekommen, also sag mal lieber nichts.“, meint jetzt Nick zu seiner Frau. Kianos Handy piepst. „Ich muss nach Hause, Kolja redet wieder!“, sagt er mit leuchtenden Augen und springt auf. „Cool! Was dagegen, wenn ich mit komme? Ich würde mal gerne wieder mit deiner Mum reden.“, meint Miley. „Ja Leute, lasst mich alle alleine!“, sagt Nick beleidigt. „Hey, du kannst doch mit kommen! Es hat niemand gesagt, dass du hier bleiben musst. Du kannst dich ja dann mit Cody unterhalten.“, meint Miley und wuschelt ihm durch die Locken. Zufrieden willigt er ein und die drei machen sich auf den Weg zu den Linleys. „Bin da Mum, hab jemanden mitgebracht!“, ruft Kiano, während er die Tür aufschließt. Gleichzeitig kommen Kolja und Lulu in den Flur gerannt. Aus dem Wohnzimmer hört man den Staubsauger. Niley gehen rein und begrüßen Thalea. „Hey, ihr zwei! Lange nicht mehr gesehen. Ihr seht gut aus.“, freut die sich und umarmt die Beiden. Die drei Erwachsenen setzen sich auf die Couch und reden, während Kiano einen Kaffee serviert. Kolja hat sich auf Nicks Schoß gepflanzt und Lulu lässt sich von Miley kraulen. Jetzt setzt Kiano sich auch dazu, allerdings liest er nebenbei ein Buch. Nachdem die Freunde sich einige Minuten lang unterhalten haben, hören sie die Haustür. „Das ist sicher Cody, er war bei Ida.“, meint Thalea, doch da rennt Keshia an ihnen vorbei, schluchzend die Treppe hoch. „Ich hab doch gesagt, er macht Schluss!“, meint Kiano triumphierend zu Miley. „Du sollst doch nicht so negativ denken! Vielleicht hat er auch eine unheilbare Krankheit oder muss weg ziehen!“, erwidert diese. Kiano zieht ungläubig eine Augenbraue hoch. „Träum weiter! Alles, nur das nicht. Dann wäre sie nämlich nicht nach Hause gekommen, sondern noch länger bei ihm geblieben, glaub mir!“, entkräftigt er ihre Aussage erneut. „Ich werde es heraus finden!“, sagt Miley jetzt entschlossen und steht auf. Nach etwa zehn Minuten kehrt sie allerdings unverrichteter Dinge wieder zurück. „Keine Chance, sie lässt mich nicht rein.“, meint sie bekümmert. Jetzt steht Kiano auf. „ Ich versuch es mal.“ „Glaubst du, sie lässt dich rein, wenn sie mich schon nicht bei sich haben will?“, fragt Miley zweifelnd. „Das ist was anderes. Ich bin ihr Zwilling, da hat man halt gewisse Privilegien.“, erklärt er und läuft die Treppe hoch. Oben klopft er zaghaft an Keshias Zimmertür. „Hey Lieblingstussi! Bitte mach die Tür auf.“, ruft er, doch von drinnen hört er nur gedämpftes Schluchzen, sonst rührt sich nichts. „Komm schon Shaya, was hast du denn?“, ruft er noch mal, nachdem er zwei Minuten gewartet hat. Nach weiteren Minuten des Bittens kehrt auch er unverrichteter Dinge zu den Erwachsenen zurück. „Jetzt können eigentlich nur noch Stella und Rosie helfen.“, meint er und holt bereits das Telefon. Ein „SOS, bitte herkommen.“, hat gereicht, um Stella und Rosalie innerhalb einer Viertelstunde zum Haus der Linleys zu befördern. „Keshia redet mit keinem von uns, wahrscheinlich hat Darren Schluss gemacht.“, erklärt Kiano nur, als die Mädchen eintreffen und schon sind sie unterwegs zu ihrem Zimmer. Eine ganze Stunde lang stehen die Beiden vor der Zimmertür, ohne Erfolg. „Verdammt Keshia, wir brechen gleich die Tür auf!“, ruft Rosalie gerade, trotzdem keine Reaktion. „ Wie wollen wir das denn machen?“, fragt Stella verwirrt. „Warts ab.“, ist die Antwort und Rosalie zückt ihr Handy und wählt eine Nummer. „ Hey Dad, kannst du mir bitte nen Bodyguard zu den Linleys schicken? Ist ein Notfall… erklär ich dir später. Danke, hab dich lieb!“ Stella grinst schelmisch. „Du bist sowas von gerissen! So lange ich nicht die Tür bezahlen muss.“, meint sie dann. „Also das mach ich, beziehungsweise mein Dad. Das sollte doch echt kein Problem sein. Ich will ja jetzt nicht angeben, aber schließlich hab ich Geld wie Heu!“, erklärt Rosalie nur und dann warten sie auf den Bodyguard. „Ey Rosie, hier steht ein großer, furchteinflößender Mann vor mir und will zu dir!“, ruft Kiano von unten. „Bring ihn hoch, ich hab ihn bestellt!“, ruft Rosalie zurück. „Was hast du vor?“, fragt er, als er neben ihr steht. „Wir brechen die Tür auf.“, meint sie nur trocken, schaut den Bodyguard an und zeigt auf Keshias Zimmertür. Kiano nickt anerkennend. Der Mann nimmt Anlauf und rennt mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür, so dass sie zersplittert und die Freundinnen Zugang in das Zimmer haben. „Danke Rob, du kannst wieder gehen.“, meint Rosalie und geht ins Zimmer. Keshia liegt schluchzend auf ihrem Bett. „Hey Süße, was ist los?“, fragt Stella mitfühlend, setzt sich neben sie und streichelt ihr den Rücken, doch sie antwortet nicht. Eine weitere Stunde versuchen Stella und Rosalie auf sie ein zu reden, doch sie bekommen kein Wort aus ihr raus, nur ein nicht zu deutendes Schulterzucken. Schließlich geben sie auf. Später, als Kiano ihr Abendessen bringen will, ist sie nicht in ihrem Zimmer. Er sucht sie und stellt fest, dass sie sich in seinem Zimmer eingeschlossen hat. Er hämmert erfolglos an die Tür, doch sie will nichts essen und auch nichts trinken. Kurz bevor er schlafen geht, ruft er noch bei Rosalie an. „Sie hat sich in meinem Zimmer eingeschlossen! Ich habe jetzt keine Klamotten, außer die, die ich an habe und ich schlafe in einem rosa-roten Zimmer auf einem voll geheulten Kissen mit Herzchen drauf!“, beschwert er sich und wird von seiner Freundin
bemitleidet. Sie verspricht, am nächsten Abend vorbei zu kommen und ihm in diesem kitschigen Zimmer Gesellschaft zu leisten. „Ich bringe dann auch gleich eine neue Tür mit.“, meint sie noch, schickt ein paar Küsschen durch die Leitung und verabschiedet sich.
Tatsächlich hält sie ihr Wort und taucht am darauf folgenden Abend mit zwei Handwerkern auf, die in wenigen Minuten die neue Tür einbauen. Dann sind sie auch schon wieder weg und Rosalie lässt sich neben Kiano aufs Bett fallen. „Also ich weiß gar nicht was du hast, ich finde dieses Zimmer völlig in Ordnung.“, meint sie grinsend. „ Ja, du! Ich brauche jetzt irgendetwas, was mich von diesem Anblick ablenkt!“, meint er leicht genervt. „ Hm, wie wär’s damit?“, fragt Rosalie und küsst ihn leidenschaftlich. „ Was muss ich tun, um noch mehr davon zu bekommen?“, fragt er grinsend. „Hm, ich weiß nicht… lass dir was einfallen.“, meint sie verführerisch. Jetzt küsst er sie zaghaft und sie geht darauf ein. Die Beiden fangen an, wild rum zu machen. „Hey, ich will das Bett meiner Schwester nicht verunreinigen, lass uns ins Gästezimmer gehen!“, meint Kiano, also gehen sie über den Flur schnell ins Gästezimmer. Hier machen sie weiter, wo sie aufgehört haben. Etwa zwei Stunden später liegt Rosalie auf Kianos Bauch und malt mit dem Finger kleine Herzchen auf seine Brust, während er ihre Haare auf seinen Finger dreht. „Kiano!“, kommt plötzlich Thaleas hysterischer Schrei von draußen. Kiano erschrickt so sehr, dass er aufspringt und Rosalie auf dem Boden landet. „Oh mein Gott Schatz, tut mir Leid!“, sagt er, während er bereits seine Boxershorts anzieht und aus dem Zimmer rennt. Im Badezimmer liegt Keshia auf dem Boden und Thalea hockt neben ihr. „Sie wollte aufs Klogehen und ist zusammen gebrochen! Wahrscheinlich hat sie seit zwei Tagen nichts mehr getrunken!“, erklärt sie verzweifelt. Sofort handelt Kiano und füllt einen Zahnputzbecher mit Wasser und reicht ihn seiner Mutter. Keshia ist mittlerweile wieder zu sich gekommen und schluckt anstandslos, als Thalea ihr die Flüssigkeit einflößt. Nach diesem Zusammenbruch hat Keshia sich einigermaßen gefangen. Ihre Augen sind dick und rot, doch sie mustert ihren Bruder ziemlich interessiert und bringt sogar ein Kichern zustande. „ Was?“, fragt Kiano misstrauisch. „ Das frag ich dich! Du trägst deine Boxershorts verkehrt herum und hast einen richtig fetten Knutschfleck am Hals!“, wieder kichert sie. Kiano schaut in den Spiegel und verdeckt den dicken Fleck an seinem Hals schnell mit seiner Hand. Kurz darauf taucht Rosalie im Bad auf. „Süße, dein T-Shirt ist falsch rum.“, meint Keshia nur grinsend, steht auf und zieht Rosalie hinter sich her in ihr Zimmer. „ Setz du dich aufs Bett, ich nehme den Schreibtischstuhl! Wer weiß, wozu ihr mein Bett missbraucht habt, ich werde es gleich erstmal neu beziehen, oder noch besser: Ich lasse es Kiano machen, ich will das nicht anfassen.“, meint sie und Rosalie lacht. „Keine Angst, wir waren im Gästezimmer. Schön, das du wieder mit mir redest!“, stellt sie fest. Und jetzt ist Keshia bereit dazu, ihr zu erzählen, dass Darren tatsächlich Schluss gemacht hat, weil er ne andere hat. Jetzt bekommt sie wieder Tränen in die Augen und setzt sich neben Rosalie aufs Bett. „ Es tut so weh.“, schluchzt sie. „ Ich weiß, Süße…“, meint Rosie und streichelt ihr behutsam über den Rücken. „Sie ist wahrscheinlich nicht so fett wie ich.“, meint Keshia jetzt. „Hey, wie oft haben wir dir schon gesagt, das du nicht fett bist? Für meinen Geschmack bist du sogar fast zu dünn!“, schimpft Rosalie, doch sie bekommt nur einen zweifelnden Blick. „ Doch, wirklich! Du hast genau die richtige Figur, dünner darfst du gar nicht werden!“ „ Dann ist sie hübscher als ich.“ „ Man Keshia, du bist total hübsch! Man kann kaum hübscher sein als du. Vielleicht stimmt die Chemie einfach besser, daran kannst du nichts ändern!“, erklärt Rosalie. „ Danke, das du es versucht hast, aber geh lieber wieder zu Kiano und hab Spaß.“ Mit diesen Worten schiebt Keshia ihre Freundin aus dem Zimmer und kurz darauf steht diese wieder vor einer verschlossenen Tür. „ Mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen!“, meint sie, als sie in Kianos Zimmer kommt. „ Wieso?“, fragt der verständnislos. „ Du hast mich vom Bett geschmissen!“, hilft sie ihm auf die Sprünge. „ Ach das… ähm, ja… das war aus Versehen, ich hab mich voll erschrocken!“, verteidigt er sich. „ Tut mir Leid.“, fügt er dann noch hinzu. „ Na gut.“, meint Rosalie nur und legt sich in sein Bett. „ Na komm.“, meint sie und klopft auf den Platz neben sich. Kiano grinst und legt sich daneben. Jetzt küsst Rosalie ihn heftig. Als er mit der Hand unter ihr T-Shirt geht, hält sie plötzlich inne und schubst ihn vom Bett. Er landet hart auf dem Fußboden. Jetzt schaut Rosalie über die Bettkante und grinst ihn an. „ Jetzt sind wir quitt.“, meint sie frech. „ Na warte!“, ruft er und springt aufs Bett. Er setzt sich auf ihre Beine und beginnt, sie zu kitzeln. „ Nein, bitte nicht!“, japst sie, doch sie kann sich nicht befreien. Als sie kaum noch Luft bekommt, kommt ihr die rettende Idee. Sie greift schnell nach seinem Kopf, zieht ihn runter und küsst ihn. Im Kuss grinst sie, denn sobald er ihre Lippen spürt, hört er auf, sie zu kitzeln. Gemeinsam verschwinden die Beiden unter der Bettdecke. Zehn Minuten später öffnet sich die Tür. „ Kiano, ich… oh, sorry!“, sagt
Keshia schnell und schlägt die Tür schnell wieder zu. Doch das Paar bekommt davon überhaupt nichts mit.
Spät am Abend kommt Cody aus dem Krankenhaus. Kolja ist bereits im Bett und auch die Großen sind zur Ruhe gekommen. Er lässt sich neben Thalea auf die Couch fallen und grinst sie von der Seite an, doch sie schaut nur auf den Fernsehbildschirm. „ Gut, dass du da bist. Kannst du bitte noch schnell mit Lulu raus?“, fragt sie, ohne ihn anzugucken. Also steht er wieder auf. „ Gut, dann erzähl ich dir halt erst danach von den Neuigkeiten, die ich im Krankenhaus erfahren habe.“ Jetzt wird seine Frau hellhörig und schaut ihn interessiert an. „ Okay, überredet. Der Arzt meinte, weil Ida noch so klein ist und ihre Knochen so weich, verheilen sie viel besser als erwartet. Das Bein hat sich längst wieder erholt und vielleicht können sie sie nächste Woche schon wieder wecken.“, erklärt er. Thalea quietscht vor Glück und fällt ihm um den Hals. „ Du bist immer noch mein kleiner Teenie!“, meint er lachend.
Tatsächlich ist es in der nächsten Woche so weit. Die ganze Familie ist im Krankenhaus und wartet darauf, dass Ida aufwacht. Die Ärzte setzen die Medikamente ab, die das Kind im Koma halten und sie bekommt eine Spritze. Eine halbe Stunde später ist ihre Atmung nicht mehr so flach und sie dreht sich im Bett um. Thalea drückt feste Codys Hand und schaut gebannt zu ihrer Tochter. Eine weitere halbe Stunde später öffnet Ida ihre Augen. Jetzt kann die Mutter nicht mehr still sitzen. Sie läuft zum Bett und setzt sich auf die Kante, so dass Ida sie gut sehen kann. Noch sieht sie etwas verwirrt aus und ist betäubt von den starken Medikamenten. Lange schaut sie ihre Mutter mit ausdruckslosen Augen an, doch von Minute zu Minute wird ihr Blick immer klarer. Jetzt streckt sie ihre Hand nach Thalea aus, die sofort danach greift und ihr behutsam über den Handrücken streichelt. Nach einer Weile streckt die Kleine ihr beide Arme entgegen und sie nimmt sie vorsichtig auf den Schoß. Nun nähert sich auch der Rest der Familie dem Bett. Es dauert noch zwei Stunden, bis Ida wieder fast normal ist. Sie quasselt ohne Unterlass und albert mit ihren Geschwistern rum. Aber sie bewegt sich vorsichtig, da ihre Rippen und auch ihr Bein noch ein wenig weh tun. „ Morgen ist dein Geburtstag, dann darfst du nach Hause.“, erklärt Kolja seiner Schwester. „ Dar nicht. Mama hat destern desagt, ich muss noch zwanzigmal schlafen und das ist noch danz viel.“, widerspricht Ida. „ Aber du hast ganz lange geschlafen, ohne aufzuwachen. Nämlich schon neunzehn Mal und jetzt musst du nur noch einmal schlafen, dann bist du vier.“, erklärt Kolja wieder. Zweifelnd schaut sie nacheinander ihre Eltern und die großen Geschwister an und als die nicken, strahlt sie übers ganze Gesicht. „ Morgen hab ich Deburtstag.“, singt sie und hüpft in die Luft, hört aber sofort wieder damit auf, weil ihr Bein weh tut. Jetzt schaut sie alle Familienmitglieder nacheinander strafend an. „ Ihr hättet mich ruhig mal wecken tönnen! Jetzt hab ich doch danz viele Frühstücke und Mittagessen und Abendbrots und vor allem
Nachtischs verpasst!“, schimpft sie. „ Das kannst du ja alles noch nachholen.“, meint Cody schmunzelnd. „ Ich kann doch nicht zwanzig Mittagessen auf einmal essen!“, erwidert das Kind in einem entsetzen Ton. „ Dann platze ich ja!“, fügt sie noch hinzu. Jetzt lachen alle. Sie weiß zwar nicht warum, aber Ida lacht einfach mit. Jetzt kommt eine Krankenschwester ins Zimmer. Ida geht auf sie zu und betrachtet sie von oben bis unten. „ Hallo.“, sagt sie dann. Die Schwester lächelt sie freundlich an und grüßt ebenfalls. „Wie heißt du? Ich bin schon fast vier.“, erklärt das Kind völlig zusammenhangslos. „ Echt? Ich heiße Zoey und bin schon fünfundzwanzig. Wie heißt du denn?“, antwortet die Schwester. „Ich heiße Ida, das ist deutsch.“, erklärt die Kleine mit ernstem Gesichtsausdruck. „ Na, da hast du aber ganz schön lange geschlafen, Ida.“ „ Ja und mich hat teiner deweckt und jetzt hab ich danz viele Nachtischs verpasst.“, empört Ida sich. Zoey stemmt die Hände in die Hüften. „ Also wirklich, da muss ich aber mal ein ernstes Wörtchen mit deiner Familie reden!“, sagt sie in gespielt ernstem Ton. „ Au ja!“, ruft Ida und klatscht in die Hände. „ Nein, bitte nicht. Wir versprechen, sie beim nächsten Mal immer zu wecken.“, spielt Keshia das Spiel mit und tut verzweifelt. „ Teshia, das war ein Scherz.“, sagt Ida und verdreht die Augen, als würde sie ihre Schwester für doof halten. „ Da kommt das schreckliche Kind wieder zum Vorschein, das wir so sehr vermisst haben.“, murmelt Keshia resigniert.
Als Ida am nächsten Nachmittag wieder nach Hause darf, haben die Zwillinge gemeinsam mit Rosalie und Stella eine große Überraschungsparty auf die Beine gestellt. Sie haben einige Kinder aus dem Kindergarten eingeladen und Thalea versprechen
müssen, auf sie auf zu passen. Ida freut sich riesig und rennt sofort zu dem Tisch mit den Geschenken. Nachdem sie alles ausgepackt und sich über das Meiste gefreut hat, rennt sie zu dem Tisch im Garten, auf dem eine Benjamin Blümchen Torte und diverse andere Leckereien stehen. Nachdem alle Kinder etwas gegessen haben, eröffnen die Großen einige Partyspiele. Abends um sieben Uhr, als endlich die letzten Kinder weg sind und Ida immer noch aufgekratzt mit Lulu durch den Garten rennt, lassen die vier sich erschöpft und todmüde auf die Couch in Keshias Zimmer fallen. „Ich schaff es nicht bis in mein Bett.“, stellt Keshia fest und schließt die Augen. Nach kurzer Zeit sind die drei Mädchen eingeschlafen. Kiano trägt Keshia in ihr Bett, deckt sie zu und sucht eine Decke für Stella. Die lässt er einfach auf der Couch liegen und nimmt Rosalie mit in sein Zimmer. Hier legt er sie auf sein Bett, zieht sich aus und legt sich dazu. Wenige Minuten später ist auch er eingeschlafen.
Als Thalea die vier zum Abendessen rufen will und in die beiden Zimmer schaut, sieht sie vier friedlich schlafende Sechzehnjährige. Lächelnd schließt sie die Türen wieder. „Wir müssen wohl ohne die Großen essen.“, meint sie, als sie wieder nach unten kommt, wo Cody, Kolja und Ida bereits am Esstisch sitzen. „Wieso?“, fragt Kolja. „Sie schlafen schon.“, erklärt seine Mutter ihm und Ida schüttelt fassungslos den Kopf. „Also wirklich, die tönnen an meinem Deburtstag doch nicht einfach so früh schlafen dehen!“, beschwert sie sich.
Am nächsten Nachmittag rufen Thalea und Cody ihre Kinder ins Wohnzimmer. „ Als sie das das letzte Mal gemacht haben, haben sie uns mitgeteilt, dass Joshi tot ist. Bin gespannt, welche Hiobsbotschaft uns diesmal erwartet.“, sagt Keshia zu Kiano, als sie sich auf dem Flur treffen und gemeinsam nach unten gehen. „Vielleicht ist es ja auch was cooles.“, meint Kiano. „ Wetten nicht?“, meint Keshia. „ Okay, ums Taschengeld vom nächsten Monat.“, schlägt ihr Bruder vor und die Beiden besiegeln das mit einem Handschlag. Unten angekommen setzen sie sich auf die Couch und schauen ihre Eltern erwartungsvoll an. Ida klettert auf Kianos Schoß, Kolja setzt sich zwischen die Zwillinge. „ Okay, wir haben euch eine freudige Mitteilung zu machen.“, beginnt Thalea und auf Kianos Gesicht breitet sich ein selbstgefälliges Grinsen aus. „ Um es kurz zu machen: Mum ist wieder schwanger.“, kürzt Cody das Ganze ab. „ Ha, sag ich doch! Ich freu mich auf 45 Dollar mehr nächsten Monat, Kiano!“, sagt Keshia triumphierend. „ Das ist keine schlechte, sondern eine gute Nachricht!“, erwidert Kiano. „ Mal ehrlich. Sag nicht, du freust dich auf noch einen Quälgeist!“ „Doch, ich finde Geschwister grundsätzlich eine sinnvolle Anschaffung. Du bist da die einzige Ausnahme. Durch sie lernt man nämlich soziales Zusammenleben!“, meint Kiano wieder. Die Eltern schauen den Zwillingen irritiert bei ihrem Wortwechsel zu. „Was macht ihr da?“, fragt Cody schließlich. „Wir diskutieren, ob ein fünftes Geschwisterchen gut oder schlecht ist, folglich wer die Wette gewonnen hat.“, erklärt Keshia. „Welche Wette?“, hakt Thalea jetzt nach. „Wir haben gewettet, ob das, was ihr uns mitteilen wollt, gut oder schlecht ist.“, erklärt jetzt Kiano. „Tja und da Keshia offensichtlich keine Lust mehr auf ein Geschwisterchen hat und du dich drauf freust, schlage ich entweder vor, das ihr Beide kein Taschengeld bekommt, oder beide euer eigenes.“, meint Cody schließlich. „Komm schon Maus, was hast du denn gegen noch eins? Wir versprechen auch, dass es das letzte sein wird!“, wendet Thalea sich an ihre Tochter. „ Mann Mum, ihr habt doch wirklich genug zu tun mit uns. Wieso braucht ihr noch mehr? Aber meinetwegen, ist ja nicht mein Problem wenn ihr an euren Aufgaben kaputt geht!“, meint Keshia und steht auf. Thalea fängt an, zu schluchzen. „Mann Keshia, du weißt doch, wie sensibel Mama ist, wenn sie schwanger ist!“, rügt Kiano seine Schwester. „Ja, tut mir Leid Mum… war nicht so gemeint.“, sagt Keshia und drückt ihre Mutter halbherzig. Cody schaut sie mit zusammen gekniffenen Augen an. „ Und da ist ein Baby drin?“, fragt Ida jetzt und legt ihre Hand auf Thaleas Bauch. „ Ja und bald, wenn das Baby größer ist, wird Mamas Bauch ganz dick und dann kannst du es sogar fühlen. Und wenn es dann fertig ist, kommt es aus Mamas Scheide wieder raus.“, erklärt Cody seiner bisher jüngsten Tochter. „ Boah Papa, das ist ja ekelhaft!“, meint Keshia nur und geht wieder in ihr Zimmer. „ Und wie ist es da rein gekommen?“, fragt Ida weiter. Jetzt kratzt Cody sich am Kopf. „ Das kannst du noch nicht verstehen Schatz. Das erkläre ich dir, wenn du größer bist, okay?“, ergreift jetzt Thalea das Wort. Ida macht zwar einen Schmollmund, nimmt es aber so hin. „ Ich bin doch schon vier.“, meint sie noch beleidigt, als sie das Wohnzimmer verlässt und in den Garten stiefelt, wo Lulu in der Sonne liegt. Nachdem sie von draußen kurz das Verhalten ihrer Eltern beobachtet hat, kommt sie wieder rein. „Wenn Mama ein Baby kriegt, krieg ich dann ein Pony?“, fragt sie gerade heraus. „ Schatz, du hattest doch gestern erst Geburtstag. Vielleicht wenn du fünfzig wirst.“, meint Cody. „ Wie oft muss man da schlafen?“, fragt Ida voller Hoffnung. „ Gaaanz oft!“, antwortet ihr Vater. Ausnahmsweise akzeptiert sie diese Antwort mal und geht
spielen. Thalea seufzt und lässt sich auf die Couch fallen. „ Ich dachte, sie nehmen’s besser auf!“, sagt sie betrübt. „ Ach komm, wenn das Baby erstmal da ist, freuen sie sich auch drüber.“, tröstet Cody sie. Jetzt lächelt sie wieder und streichelt über ihren noch flachen Bauch. „Wahrscheinlich hast du Recht… hoffentlich.“, antwortet sie.
Tracey staubsaugt gerade mit Schweißperlen auf der Stirn den Flur, als ihr Mann nach Hause kommt. „ Warum ist es hier so warm?“, ist Joes Begrüßung. „ Weil die Klimaanlage kaputt ist und du sie vor drei Tagen bereits reparieren wolltest. Aber ich darf ja keine Handwerker anrufen.“, antwortet Tracey bissig. „ Wie wäre es mit einem freundlicheren Ton, dann lasse ich mich vielleicht sogar dazu herab.“, meint Joe jetzt und geht an ihr vorbei. „ Herablassen nennst du es also, etwas für das Wohl deiner Familie zu tun!?“, schreit Tracey ihn an. „ Hör auf, mich so anzuschreien! Ich will ein bisschen mehr Respekt, bitte!“, brüllt er zurück und haut mit der Faust auf die Glasablage, auf der die Autoschlüssel liegen, so dass sie zersplittert. Tracey schaut ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an. „ Mach das weg.“, sagt er, deutet auf die Glassplitter und macht sich auf den Weg in die Küche. Rosalie scheint alles mit bekommen zu haben. Sie drückt sich an ihm vorbei und rennt mit Tränen in den Augen zur Tür raus. „ Rosalie!“, unternimmt ihre Mutter einen schwachen Versuch, sie aufzuhalten. „ Was bist du nur für ein Monster geworden.“, sagt sie zu Joe, als sie sich wieder zu ihm umdreht. Doch der steht schon nicht mehr da, wo er gestanden hat.
Rosalie ist derweil auf dem Weg zu Keshia. Dort angekommen schwingt sie sich aufs Vordach und balanciert übers Dach zum Fenster ihrer besten Freundin. Das ist nur gekippt, also greift sie durch die Lücke, entriegelt es, setzt einen Fuß auf den Schreibtisch und springt dann rein. Schließlich setzt sie sich aufs Bett und wartet. Als Keshia in ihr Zimmer kommt und die Freundin mit dem verweinten Gesicht so dort sitzen sieht, erschrickt sie. Nach einem kurzen Blick durch ihr Zimmer hat sie die Lage erfasst. „ Du sollst doch nicht immer durchs Fenster klettern, Süße.“, meint sie, während sie zum Bett läuft, sich neben sie setzt und sie in den Arm nimmt. „ Haben sie sich wieder gestritten?“, fragt sie mitfühlend und Rosalie nickt nur schluchzend. Nach einigen Minuten steht Keshia entschlossen auf und zieht sie mit. „ Ich weiß, dass du nicht willst, das jemand davon erfährt, aber wir fahren jetzt zu Miley und Nick, die wissen immer, was zu tun ist.“, sagt sie bestimmt und Rosalie läuft ihr widerstandslos hinterher. Als die zwei Mädchen die Treppe runter kommen, schaut Thalea Rosalie überrascht an. Die scheint ihr mit ihren roten Augen und dem verzweifelten Blick nicht ganz suspekt zu sein. „ Wo kommt Rosalie denn auf einmal her?“, fragt sie also ihre Tochter. „ Von zu Hause. Wir fahren jetzt zu Niley.“, meint diese nur und schiebt ihre Freundin weiter vor sich her. Vor dem Haus öffnet sie ihr die Autotür und schiebt sie auf den Beifahrersitz. Dann setzt sie sich selber rein und fährt zum Haus von Miley und Nick. Dort angekommen muss sie Rosalie mit aller Kraft aus dem Auto ziehen. Man könnte meinen, sie lebt in einer Art Trance. Seit sie bei ihr ist, hat sie nicht ein Wort gesagt. Endlich an der Haustür angekommen, klingelt Keshia und kurze Zeit später öffnet ihnen eine Frau, die aussieht wie eine Putzfrau. „Wir wollen zu Miley und Nick.“, sagt Keshia und will an ihr vorbei gehen, doch die Frau hält sie zurück. „Ja, das wollen viele.“, sagt sie mit ausdruckslosem Gesicht. „ Aber es ist wichtig! Wir sind ihre Patenkinder und haben grad ein riesiges Problem!“, versucht Keshia sie zu überzeugen, doch sie lässt nicht locker. „Sie sind aber gar nicht zu Hause.“, meint sie. „ Wir warten und wenn sie erst übermorgen zurück kommen!“, sagt Keshia jetzt fest entschlossen, schiebt sie zur Seite und zieht Rosalie hinter sich her ins Wohnzimmer. „ Eigentlich sind sie nur schnell etwas einkaufen.“, sagt die Putzfrau jetzt und hebt hilflos die Schultern. Tatsächlich kommen Niley eine halbe Stunde später nach Hause. Aus dem Flur hören die Mädchen ihre Stimmen. „ Es tut mir so Leid, Mister und Misses Jonas. Da waren eben zwei Mädchen, die wollten unbedingt hier rein und ich konnte sie nicht aufhalten. Ich hoffe, sie sind wirklich das, für das sie sich ausgegeben haben.“, erklärt die Putzfrau gerade völlig aufgelöst. „ Als was haben sie sich denn ausgegeben?“, fragt Nick jetzt freundlich, um seiner neusten Angestellten die Angst vor einer Strafe oder etwas ähnlichem zu nehmen, was im Hause Jonas tabu ist. Miley und Nick versuchen immer ein möglichst lockeres und entspanntes Verhältnis zu den Angestellten aufzubauen, manchmal sogar ein ganz persönliches. Keshia muss bei der Art, wie respektvoll ihr geliebter Patenonkel mit einer eigentlich niedrig gestellten Frau spricht, lächeln. „ Sie sagten, sie wären Ihre Patenkinder.“, antwortet diese jetzt sinngemäß. „Dann haben Sie nichts falsch gemacht, Sarah, das waren mit höchster Wahrscheinlichkeit wirklich unsere Patentöchter, Keshia und Rosalie. Vielleicht auch Stella.“, meint Miley ebenfalls sehr freundlich und kurz darauf hören die Beiden ihre Schritte, die sich dem Wohnzimmer nähern. Miley begrüßt sie mit einem strahlenden Lächeln. „Schön, dass ihr da seid!“, sagt sie, doch ihr Gesichtsausdruck ändert sich sofort, als sie die beiden Mädchen genau anschaut. Sie sehen nicht besonders gut aus, vor allem Rosalies dicke, rote Augen machen ihr Sorgen. „Schatz, komm schnell. Ich glaube, hier muss mal wieder jemand getröstet werden.“, ruft sie nach Nick, während sie sich bereits auf die Couch zwischen die Mädchen setzt und beide in den Arm nimmt. Als Nick rein kommt, schaut er nur kurz zwischen ihnen hin und her, beschließt, das Rosalie schlimmer aussieht und setzt sich neben sie. „Okay Mädels, dann legt mal los.“, meint Miley und schaut erwartungsvoll von einer zur anderen. Keshia schaut nur kurz zu ihrer Freundin, um fest zu stellen, dass die immer noch nicht redet. Also fängt sie an, zu erzählen. Von den Problemen, die in der Ehe von Tracey und Joe in letzter Zeit immer öfter auftreten und die Rosalie ziemlich mitnehmen. Von den Aggressionen, die Joe auch an ihr auslässt und der Tatsache, das sie bisher nur Keshia davon erzählt hat, da sie mittlerweile richtig Angst vor ihrem Vater hat. Miley und Nick hören erstaunt zu, ohne dazwischen zu reden. Vor allem Nick sieht ziemlich schockiert aus. Diese Seite seines Bruders hat er vermutlich nie richtig kennen gelernt, wenn es sie vorher überhaupt schon gegeben hat. Als Keshia fertig mit Erzählen ist, atmet sie hörbar aus. „ Alle Achtung.“, meint Miley nur und Nick sagt erstmal gar nichts. Auf seiner Stirn bilden sich kleine Falten, die er immer aufsetzt, wenn er angestrengt nachdenkt. „Soll ich mal mit Joe reden?“, fragt er schließlich. „ Nein, bloß nicht!“, ruft Rosalie plötzlich. „ Bitte nicht.“, fügt sie leise hinzu. Ihr Atem geht vor Schreck stoßweise und schnell. Sofort nehmen Miley und Nick sie in den Arm. „ Er macht mich fertig, wenn er erfährt, das ich jemandem davon erzählt habe.“, sagt sie noch leise unter Tränen der Angst und Verzweiflung. „ Das wird er nicht, ganz sicher! Dafür werde ich persönlich sorgen. Er muss ja auch nicht wissen, von wem ich es erfahren habe.“, versucht Nick noch mal. „ Nein, dann schlägt er wieder Mum!“, sagt Rosalie schnell und fängt nun richtig an, zu schluchzen. „Er schlägt Tray!?“, fragt Miley jetzt schockiert und Keshia nickt. „Schon zweimal.“, sagt Rosalie. „Nick, wir müssen was unternehmen! Seit wann geht das schon so?“, fragt sie jetzt. „ Seit etwa einem halben Jahr ist Dad schon so komisch drauf, aber so aggressiv ist er erst seit zwei bis drei Wochen.“, meint Rosalie. Miley schaut ihren Mann fassungslos an, mit einem unmissverständlichen Blick. „Ich hab so Angst vor Dad.“, sagt Rosalie jetzt und drückt ihr Gesicht an Nicks Schulter, wo sie sein T-Shirt durchnässt. Jetzt packt er sie an den Oberarmen und drückt sie von sich weg. Durch diese ruckartige Bewegung zuckt sie erschreckt zusammen und zieht ihren Kopf ein, als könnte er sie schlagen. „Hat er dich auch schon geschlagen?“, fragt Nick erschrocken über die Reaktion des Mädchens. Zum Erschrecken aller Anwesenden, auch Keshia, nickt sie jetzt langsam. „Einmal, am Samstag. Da hat er mir eine Ohrfeige gegeben, weil mir mein Brot aus der Hand auf die Hose gefallen ist.“, erzählt Rosalie. Mit Tränen des Mitgefühls und der Wut nimmt Miley sie in den Arm und drückt sie fest an sich. „Hat Tracey das mit bekommen?“, fragt Nick. Rosalie schüttelt mit dem Kopf. „Sie war einkaufen.“, erklärt sie. Miley übersät ihren Kopf mit kleinen Küssen, wie als wäre sie ihre eigene Tochter. „ Schätzchen, wir MÜSSEN mit Joe reden! Sonst verletzt er euch noch irgendwann! Offensichtlich hat er das seelisch ja bereits geschafft!“, beginnt Nick noch mal mit eindringlichem Tonfall. Diesmal widerspricht Rosalie nicht. „Und als ich vor Schreck und Schmerz angefangen hab, zu weinen, meinte er, ich soll mich nicht so anstellen, er hätte als Kind auch öfters Backpfeifen bekommen und lebe auch noch.“, meint das Mädchen plötzlich. „ Das stimmt überhaupt nicht! Unser Vater hat uns nie geschlagen, wir sind prominent gewesen, so was konnte er sich gar nicht leisten und er hat es auch nie gewollt! Er hat als kleiner Junge höchstens mal einen Klaps auf den Hintern bekommen. Wir wurden immer verhätschelt wie der Kronprinz von England!“, empört Nick sich und seine Augen funkeln dabei wütend. Nach diesem Ausbruch sagt niemand mehr etwas. Schließlich steht Miley auf. „ Kommt Mädels, es ist spät. Ihr könnt oben im Gästezimmer schlafen. Ich vermute, vor allem Rosalie will nicht nach Hause.“, meint sie und Keshia steht auf. Als Rosalie sich nicht rührt und immer noch zusammen gesunken auf der Couch sitzt, nimmt Nick sie kurz entschlossen hoch und trägt sie ins Gästezimmer. Dort legt er sie vorsichtig aufs Bett, zieht ihr die Schuhe aus und deckt sie zu. Keshia ist noch unten und hilft Miley dabei, einen kleinen Snack fürs Abendessen vorzubereiten. Mit zusammen gepressten Lippen schneidet sie einen Laib Brot in Scheiben. Miley deckt den kleinen Tisch in der Küche für drei Leute. Plötzlich entweicht dem Mädchen ein tiefer, unkontrollierter Seufzer. „ Mach dich nicht verrückt Süße, wir kriegen das hin.“, sagt Miley zu ihr. „ Aber wie ich sehe, geht’s wenigstens dir wieder gut. Was war denn jetzt eigentlich mit Darren?“, fragt sie dann vorsichtig. „Er hat Schluss gemacht.“, sagt Keshia nur kurz angebunden und wendet sich wieder dem Brot zu. „ Das tut mir Leid.“ Nach einer Weile kommt Nick wieder runter und setzt sich an den Tisch. Die Stimmung beim Essen ist gedrückt. Nachdem sie
ein paar Mal lustlos in ihrem Essen herum gestochert hat, schiebt Keshia ihren Teller weg. „Ich hab keinen Hunger.“, murmelt sie leise. „Ich auch nicht.“, schließt Nick sich an. „Ich hab zwar Hunger, aber keinen Appetit.“, meint Miley und beißt mit verzogenem Gesicht in ihr Brot. „Ich geh hoch und versuche etwas zu schlafen.“, sagt Keshia und steht auf. „Okay, ich rufe mal eure Mütter an, damit sie wissen, wo ihr seid.“, meint Miley. „ Mum weiß, dass wir hier sind.“
Zur selben Zeit steht Tracey vor der Tür der Linleys und drückt gerade den Klingelknopf. Als Thalea die Tür öffnet, schaut sie erstaunt an ihrer besten Freundin runter. Neben ihr stehen zwei große Koffer und sie hat noch drei Taschen in der Hand. „ Ihr habt doch sicher nichts dagegen, wenn meine Tochter und ich für ne Nacht hier einziehen, oder? Rosalie ist wahrscheinlich sowieso hier, oder?“, fragt Tracey. „ Nein, Rosalie ist nicht hier.“, sagt Thalea etwas perplex und macht die Tür frei, damit Tracey rein kommen kann. Als diese sie erschrocken anschaut, lächelt sie leicht. „ Keine Angst, sie ist vor einer ganzen Weile mit Keshia zu Niley gefahren. Und Miley hat eben angerufen, dass die Beiden über Nacht dort bleiben. Wenn du mich fragst, sah deine Tochter vorhin nicht besonders gut aus!“, erzählt Thalea. „ Ja, ich kann dir auch sagen, wieso.“, sagt Tracey, die immer noch regungslos vor der Tür steht. Jetzt greift Thalea nach einem der schweren Koffer. „ Komm erstmal rein.“, fordert sie die Freundin auf. „ Darf ich fragen, was dich zu uns führt?“, fährt sie dann fort. „ Du meinst wohl eher wer.“, meint Tracey mit einem bissigen Unterton. „ Ist es wegen Joe?“, fragt Thalea und sie nickt. „ Was hat er gemacht?“, fragt Thalea jetzt ein wenig erschrocken. Tracey zieht ihre Jacke aus, hängt sie an
die Garderobe und geht ins Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch fallen lässt. „ Willst du was trinken?“ „ Ja, bitte.“ Nachdem Thalea zwei große Gläser Wasser auf den Couchtisch gestellt hat, beginnt Tracey alles zu erzählen, was in den letzten Wochen passiert ist und wovon sie bisher noch niemandem erzählt hat. Thalea reagiert ähnlich wie Miley und Nick, allerdings weiß ja weder sie noch Tracey, das Joe auch seine Tochter geschlagen hat. „ Und als er mich dann eben geschlagen hat, hab ich meine Sachen gepackt und das Haus verlassen. Er war der Meinung, ich wäre Schuld, das Rosalie weg gelaufen ist!“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Beim nächsten Satz fängt sie zutiefst verletzt an zu schluchzen. „ Und er hat mich als Schlampe bezeichnet.“, sagt sie und lehnt sich an Thalea an. „ Er war sonst immer so nett und liebenswert.“, fügt sie noch hinzu und schließt dann erschöpft die Augen.
Mittlerweile ist es ziemlich spät. Nick und Miley liegen jetzt auch im Bett, doch während Nick ruhig neben ihr atmet, kann Miley nicht einschlafen. Nach einer gefühlten Ewigkeit steht sie auf und geht runter ins Wohnzimmer. Dort greift sie nach dem Telefon und schaut es lange unentschlossen an, bevor sie eine Nummer wählt. „ Jonas?“, meldet sich eine verschlafene Männerstimme. „ Hey Joe, ich bin’s, Miley. Kann ich vielleicht mal mit Tracey sprechen, es ist wichtig.“, sagt sie. „ Die Schlampe ist nicht zu Hause.“, sagt er sehr unfreundlich und legt auf. Nachdem sie das gehört hat, ist Miley extrem schockiert. Mit Tränen in den Augen lässt sie sich auf die Couch sinken und starrt das Telefon fassungslos an.
Eine halbe Stunde später wacht Nick auf, weil er aufs Klo muss. Auf dem Rückweg vom Bad schaut er kurz ins Zimmer der Mädchen und als er wieder ins Schlafzimmer kommt und sich hinlegt, fällt ihm kurze Zeit später auf, das Miley nicht neben ihm liegt. „ Miley?“, fragt er leise, doch wie erwartet erhält er keine Antwort. Er schlägt seine Decke zurück und steht wieder auf. Nachdem er im ganzen Obergeschoss keine Spur von Miley gefunden hat, geht er die Treppe runter. Schon im Flur erkennt er, dass im Wohnzimmer Licht brennt. Leise nähert er sich der Tür und schaut durch den Türspalt. Miley sitzt in eine Decke gewickelt auf der Couch und schaut mit leerem Blick gedankenverloren in eine Tasse. Nick öffnet langsam die Tür. Seine Frau schaut ihn nur kurz an und wendet sich dann wieder der Tasse zu. „ Kannst du nicht schlafen?“, fragt er, setzt sich neben sie und nimmt sie in den Arm. Sie schüttelt den Kopf und nimmt einen großen Schluck Tee. Dann schaut sie ihn mit Tränen in den Augen an. „ Hey, was ist denn los? Denkst du immer noch an Rosalie? Wir werden uns morgen darum kümmern, Engel.“, sagt er und drückt ihr einen sanften Kuss aufs Ohr. Wieder schüttelt sie den Kopf. „ Das ist es nicht… nicht direkt. Ich wollte mit Tracey sprechen, damit sie weiß, dass Joe ihre Tochter schlägt. Also wollte ich bei ihr anrufen…“, sagt sie und eine erste Träne rollt ihre Wange runter. Nick wischt sie zärtlich mit dem Daumen weg. „ Und?“, fragt er. „ Joe ist dran gegangen und als ich gesagt habe, ich müsste dringend mit Tracey sprechen, meinte er: , Die Schlampe ist nicht zu Hause.’“ Jetzt fängt sie an zu schluchzen und vergräbt ihr Gesicht in Nicks Schulter. Der streichelt ihr über den Rücken. „ Shhh, das hat er sicher einfach nur so daher gesagt.“, versucht er Miley zu trösten, obwohl er genau weiß, dass dies nicht der Fall ist. „ Ich mache mir Sorgen um sie. Was ist, wenn er sie raus geschmissen hat und sie jetzt
irgendwo mit blauen Flecken alleine herum läuft?“, fragt sie mit einem Anflug von Panik in der Stimme. „ Shhh, ganz ruhig. Wahrscheinlich ist sie von selber da raus. Sie ist sicherlich bei Lucy oder Thalea. Wenn es dich beruhigt, rufen wir gleich dort an.“, versucht er noch mal, sie zu trösten. Schniefend nickt sie und bringt sogar ein kleines Lächeln zustande. „ Ja, das würde mir sehr helfen. Danke.“ Also greift Nick zum Telefon und wählt zuerst Thaleas Nummer. „ Linley?“, meldet Cody sich verschlafen. „ Cody! Hier ist Nick. Kannst du mir sagen, ob Tracey bei euch ist?“, fragt er sofort. „ Sie ist vorhin mit zwei großen Koffern bei uns eingefallen, aber ich weiß nicht, ob sie immer noch da ist. Aber ich glaube schon. Meine Frau ist nicht in ihrem Bett und ich glaube, die Beiden sitzen seit Stunden in unserem Wohnzimmer und reden.“, meint Cody. „ Danke Kumpel, du hast uns sehr geholfen.“, sagt Nick und legt auf. Dann lächelt er Miley an. „ Sie ist bei Thalea, du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Cody meinte, sie wäre mit zwei großen Koffern bei ihnen eingefallen und die zwei Frauen würden schon seit Stunden im Wohnzimmer sitzen und reden.“, erzählt er ihr. Erleichtert atmet Miley aus. „ Komm, lass uns noch mal versuchen zu schlafen, ja?“, fragt Nick, streicht ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht, steht auf und streckt ihr seine Hand hin. Sie greift danach, zieht sich hoch und Hand in Hand geht das Paar die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Im Bett kuschelt Miley sich eng an ihren Mann. Nick drückt sie fest an sich und küsst sie aufs Haar. Schließlich schlafen beide ein.
Am nächsten Morgen werden Keshia und Rosalie von den Sonnenstrahlen geweckt, die ins Zimmer scheinen, als jemand den Vorhang aufzieht. „ Hey, meine Mädels. Wir haben wunderschönes
Wetter und ihr verschlaft den halben Tag!“, ruft Kiano enthusiastisch. Grummelnd dreht Keshia sich auf die andere Seite. „Man, du Honk! Wir haben hier mindestens dreihundertsechzig Tage im Jahr schönes Wetter!“, schnauzt sie ihn an. „Aber heute ist es halt besonders schön.“, erwidert er und zieht ihr die Decke weg. „ Verdammt Kiano! Wir haben einen beschissenen Tag hinter uns und wollen gerne noch schlafen!“, brüllt Keshia jetzt. „ Woher weißt du überhaupt schon wieder, wo wir sind!?“, fragt sie dann noch etwas lauter als nötig. „Ich hab Mum gefragt.“, meint er triumphierend und lässt sich vom Ausbruch seiner Schwester nicht im Geringsten beeindrucken. „Schatz?“, fragt Rosalie jetzt leise. „Ja?“ „Uns geht’s wirklich nicht besonders gut, bitte nimm ein bisschen Rücksicht, ja?“ Sofort geht er zu ihr und setzt sich auf die Bettkante. „Was habt ihr denn? Kann ich euch irgendwie helfen?“, fragt er besorgt und streichelt ihr sanft über den Kopf. „Nein, das kannst du leider nicht… es sei denn, du bist in der Lage aus meinem Dad wieder den netten Vater und Ehemann zu machen, den Mum und ich so lieben.“, sagt sie und greift nach seiner Hand. „Was hat dein Vater gemacht?“, fragt Kiano besorgt, allerdings schwingt auch ein bisschen Feindseeligkeit in seiner Stimme mit. „Das ist eine sehr lange Geschichte und ich möchte im Moment nicht darüber reden.“, antwortet Rosalie. „Okay, aber du kannst jederzeit mit mir reden.“, sagt er sofort. „Danke, das bedeutet mir sehr viel. Ich bin froh, dass so viele Leute für Mum und mich da sind.“, sagt sie und fängt auf einmal wieder an zu schluchzen. Erschrocken nimmt Kiano sie in den Arm und sie hält sich an seinem T-Shirt fest wie eine Ertrinkende.
Zur selben Zeit klingelt es bei den Linleys an der Haustür. „ Ich geh schon!“, ruft Cody und eilt hin. Als er öffnet, steht Joe vor ihm. „Hallo.“, sagt Cody kalt. „ Ich möchte zu Tracey.“, antwortet er. Als Thalea und Tracey Joes Stimme hören, schauen sie sich erschrocken an. Sie haben die ganze Nacht nicht geschlafen und tiefe Ränder unter den Augen. „Okay, was auch immer er will, bleib ruhig! Und wenn er sich entschuldigen kommt, dann lass ihn zappeln! Du darfst ihm auf keinen Fall sofort vergeben!“, flößt Thalea ihrer Freundin ein. „O- okay.“, stammelt diese und knetet nervös auf ihren Fingern rum. Thalea steht auf und deutet ihrer Freundin, ihr zu folgen. Als die Beiden im Flur erscheinen, schaut Joe seine Frau sofort eindringlich an. „Was willst du?“, fragt sie und versucht dabei, möglichst kalt zu klingen. „Ich will mit dir reden, unter vier Augen.“, sagt er. Traceys Finger krampfen sich um die von Thalea, die sie aufmunternd drückt. „Nein.“, sagt sie jetzt mit zittriger Stimme. „Ich habe nichts vor meinen Freunden zu verheimlichen. Wenn du mir was zu sagen hast, dann tu es hier und jetzt. Und ich will, dass Cody und Lea hier bleiben.“ Joe atmet einmal tief ein und lässt die Luft schnaubend wieder entweichen. Ängstlich schaut Tracey ihn an und geht einen Schritt zurück. „Ich… würde mir wünschen, dass ihr wieder nach Hause kommt.“, beginnt er jetzt und sie zieht ungläubig die Augenbraue hoch. „Wirklich! Ich vermisse euch und will mich bei euch entschuldigen.“, sagt er. Mit Tränen in den Augen schaut sie ihn an. Thalea drückt ihre Hand. „Bleib stark, lass ihn noch zappeln!“, raunt sie ihr ins Ohr. Sekunden lang kämpft Tracey mit dem Impuls, ihrem Mann um den Hals zu fallen. Nein, du musst jetzt stark sein. Wenn er merkt, wie schnell ich ihm vergeben kann, dann macht er das vielleicht immer wieder.sagt sie sich. „Joe…“, sagt sie leise und er schaut sie hoffnungsvoll an. „Es tut mir Leid, aber du hast uns in den letzten Monaten einfach zu sehr verletzt. Du hast uns wie den letzten Dreck behandelt. Ich liebe dich, aber es fällt mir zur Zeit sehr schwer dir zu verzeihen und vor allem, dir wieder zu vertrauen. Rosalie und ich brauchen Zeit und ich denke, dir tut es auch ganz gut, mal eine Weile für dich alleine zu sein und über das nach zu denken, was du getan hast. Aber es rührt mich sehr, dass du uns bereits vermisst, obwohl wir gestern erst weg gegangen sind. Trotzdem werden wir vorerst nicht zurück kommen. Ich weiß zwar noch nicht, wo wir hin sollen, aber wir werden schon was finden.“, erklärt sie ihm. Enttäuscht schaut er sie an. Dann dreht er sich um und geht. „Ihr könnt natürlich weiterhin hier bleiben! Übrigens hast du das ziemlich gut gemacht!“, sagt Thalea zu ihrer Freundin. Die dreht sich zu ihr um, umarmt sie und weint in ihr T-Shirt. „Er hat so lieb geguckt. Ich wäre ihm beinahe um den Hals gefallen. Ich liebe ihn so sehr!“, schluchzt sie. „Shhh, alles wird gut. Ich will nur gerne wissen, was er jetzt tun will, um euch zurück zu gewinnen. Keine Angst, Süße. Wenn er das eben wirklich ernst gemeint hat, seid ihr bald wieder zu Hause.“, sagt Thalea und streichelt ihr über den Rücken. Jetzt klingelt es wieder an der Haustür und Tracey zuckt erschrocken zusammen. Doch als Cody die Tür öffnet, ist es nicht Joe, der vor ihm steht, sondern Miley und Nick. „Oh Gott, wie seht ihr denn aus!?“, ruft Miley, als sie Thalea und Tracey ansieht. „Wir haben heute Nacht nicht geschlafen.“, erklärt Thalea. „Wir auch kaum.“, erwidert Nick. „Wie geht es Rosalie?“, fragt Tracey jetzt. „Nicht besonders gut. Kiano ist bei den Mädels und ich glaube, er versucht sie zu trösten.“, erzählt Miley etwas besorgt. „Meine arme Kleine. Das muss sie ziemlich mitnehmen. Sie hat euch doch sicher erzählt, was bei uns in letzter Zeit so passiert ist.“, sagt Tray und Miley nickt. „Ja und ich denke, sie hat uns noch mehr erzählt, als du wahrscheinlich weißt.“, antwortet Nick. „Joe hat Rosalie ebenfalls geschlagen.“, platzt es aus Miley heraus. Fassungslos schauen alle bis auf Nick sie an. „Bitte sag, dass er das nicht getan hat, oder ich bringe ihn um!“, sagt Tracey. Alle Trauer weicht in diesem Moment aus ihrem Gesicht und ihre Augen funkeln wütend. Sie läuft an allen vorbei zur Tür. „Betet für ihn, das er nicht mehr in der Nähe ist!“, sagt sie und stürmt raus. „Tray, nicht!“, ruft Thalea und läuft hinterher. Tracey erblickt ihren Mann am Ende der Straße und rennt immer schneller. „Joe, bleib stehen, verdammt!“, brüllt sie. Als er ihre Stimme hört, bleibt Joe tatsächlich stehen und dreht sich zu ihr um. Wahrscheinlich denkt er, dass sie es sich noch mal anders überlegt hat. Als sie bei ihm angekommen ist, bleibt sie keuchend stehen und schaut ihn mit hasserfüllten Augen an. Plötzlich holt sie aus und schlägt ihm ins Gesicht. In diesem Moment kommen auch die anderen bei den Beiden an und Thalea hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. Schnell geht sie zu Tracey und hält sie fest. „Tracey, was machst du denn!? Das kann man doch in Ruhe klären!“, sagt sie und drückt die Freundin an sich, um die Kontrolle über sie behalten zu können. „Was war denn jetzt auf einmal los?“, fragt Joe verdutzt und hält sich die Wange. „Was los war!? Du hast unsere Tochter geschlagen!“, schreit Tracey und versucht, sich von Thalea los zu reißen, doch Cody ist ihr zu Hilfe gekommen und hält ihre Hände fest. „Ich dachte, dass wüsstest du längst.“, sagt Joe. „Ach ja? Von wem denn bitte? Deine Tochter
hatte bis gestern viel zu viel Angst vor dir, um es irgendwem zu erzählen! Bin ich froh, dass sie es endlich getan hat, sonst hätte ich dir viel zu schnell verziehen!“, schreit sie wieder. Das Geschehen hat Aufsehen erregt. Schon seit einer Weile stehen eine Menge Paparazzi drum herum und schießen ungehindert Fotos oder drehen sogar Videos. „ Auf jeden Fall werde ich dir nicht eher verzeihen, als bis Rosalie das getan hat!“, sagt sie und dreht sich von ihm weg, um ihre Tränen zu verbergen. „Aber Tray.“, beginnt Joe. „Dein aber Tray kannst du dir sparen! Ich hätte nie gedacht, dass du zu so etwas fähig bist!“, ruft sie noch über die Schulter und dann machen sich beide mit hängenden Schultern auf den Weg zu ihrer momentanen Behausung.
Bei Miley und Nick zu Hause liegt Kiano inzwischen ebenfalls im Bett, zwischen Rosalie und seiner Schwester, die erneut alles erzählen, was sie wissen. „Wenn er dich noch einmal schlägt, sag mir Bescheid! Ich komme und mach ihn fertig!“, bietet Kiano wütend an und bringt Rosalie so ein wenig zum Lächeln. „Das ist lieb, Schatz. Aber ich glaube nicht, das dieser Plan aufgeht, mein Vater hat zwölf Bodyguards!“, meint sie. „Außerdem will ich ja nicht genauso sein wie er.“ „Ach ja. Na dann lass ich mir was anderes einfallen!“, meint er entschlossen. „ Wenn er sich wenigstens entschuldigen würde, das wär doch mal ein Anfang.“, meint Rosalie und seufzt laut. Zwei Minuten später kommen Miley und Nick ins Zimmer. „Wie süß!“, meint Miley, als sie die zwei Mädchen sieht, die zu beiden Seiten in Kianos Armen liegen. „Ratet, was passiert ist!“, sagt sie dann. Die drei schauen fragend von ihr zu Nick. „Joe hat sich bei Tray entschuldigt!“, sagt Nick. „Meine Gebete wurden erhört!“, ruft Rosalie happy und springt aus dem Bett. „Aber
sie will ihm im Moment nicht verzeihen.“, trübt Miley die Freude. „Sie will es erst tun, wenn du ihm verziehen hast, weil sie erfahren hat, dass er dich auch geschlagen hat.“, erklärt Nick und Rosalie schaut ihn verdutzt an. „Okay… ich werde warten, bis er von alleine zu mir kommt.“, beschließt sie dann.
Bereits am Nachmittag klingelt es an der Haustür und Joe teilt Sarah mit, dass er zu seiner Tochter möchte. Diese sitzt mit den anderen im Wohnzimmer. Als er rein kommt schauen alle ihn erwartungsvoll an. „ Hey Schatz. Können wir bitte reden?“, fragt er etwas unbeholfen und schaut nur seine Tochter an. Rosalie nickt, steht auf und folgt ihm in den Flur. „ Dieses Lied hat Nick eigentlich mal zu nem ganz anderen Anlass gesungen, aber der Text passt ziemlich gut zu dem, was ich gerade fühle.“, sagt Joe traurig und beginnt ,Sorry’ zu singen. „ Es tut mir wirklich alles sehr Leid, das ich dich geschlagen hab und euch ständig angeschrien habe. Ich würde mich freuen, wenn ihr wieder zu mir nach Hause kommt.“, sagt er, als er fertig ist. Mit Tränen in den Augen fällt Rosalie ihm um den Hals und er drückt sie ganz fest an sich. „ Ich liebe dich.“, flüstert er ihr ins Ohr. „ Ich dich auch, Dad.“, schluchzt sie. „ Ich werde mit Mum reden, dass wir wieder nach Hause kommen.“, sagt sie dann. „ Danke.“, sagt Joe leise und geht schließlich wieder. Fröhlich kommt Rosalie wieder ins Wohnzimmer gehüpft. Scheinbar haben die anderen alles mit bekommen, denn sie sehen alle ziemlich erleichtert aus. Kiano nimmt sie hoch und wirbelt sie herum. Als er sie wieder absetzt küsst sie ihn lange und leidenschaftlich. Miley lehnt sich lächelnd an Nick und schaut den Beiden zu. Keshia ist etwas diskret und schaut nicht hin. Sie spielt nur betrübt mit ihrer Kette. „ Hey, freust du dich nicht?“, fragt Nick
sie und sie schaut ihn mit großen traurigen Augen an. „ Doch, natürlich. Aber ich hätte auch gerne wieder einen Freund.“, meint sie.
Zwei Monate später ist alles wieder beim Alten. Tracey und Rosalie wohnen wieder bei Joe und sind glücklicher denn je. Gerade trägt Thalea zwei große Einkaufstüten in die Küche und stellt sie dort auf die Arbeitsplatte. Dann geht sie ins Wohnzimmer und ruft nach ihrer Familie. „ Leute, ich hab Neuigkeiten!“ Ihre beiden Großen kommen runter und schauen sie misstrauisch an. Kurze Zeit später erscheint auch Cody mit Ida und Kolja. „ Also, ich war vorhin beim Arzt.“, erklärt Thalea und wirkt ein wenig verlegen. „ Ja?“, fragt Keshia
und verzieht das Gesicht, als erwarte sie das Schlimmste. „ Naja, ich glaube Dad und ich haben so eine ganz spezielle Veranlagung.“, meint ihre Mutter jetzt. „ Mum, jetzt sag endlich, was ihr wieder angestellt habt!“, meint Kiano genervt. „ Wir bekommen Zwillinge.“, platzt die Bombe. Cody springt auf und umarmt seine Frau. „ Das ist ja toll Schatz.“ Gleichzeitig reibt Keshia sich verzweifelt die Augen und Kiano schaut seine Mutter mit offenem Mund an. „ Bist du sicher, Mami?“, fragt Ida. „ Ja natürlich. Schau hier, ich habe Bilder.“, sagt Thalea und kramt einen Stapel Ultraschallbilder aus ihrer Handtasche.
„ Boah, echt.“, sagt Kolja fasziniert. „ Und es werden Mädchen.“, fügt die Mutter hinzu. „ Na herzlichen Dank auch. Könnt ihr uns nicht mal Verstärkung beschaffen!?“, jammert Kiano. „ Und wenn das beides Idas werden, dann begehe ich Suizid!“, fügt er noch leise hinzu. „ Was dagegen, wenn ich bis zu meiner Hochzeit zu Rose ziehe?“, fragt Keshia genervt. „ Ich komme mit.“, knurrt Kiano. „ Ich muss hier raus. Ida, wir zwei gehen jetzt shoppen.“, meint Keshia kurz entschlossen und ihre ganze Familie schaut sie ungläubig an. „ Seit wann nimmst du freiwillig deine Schwester mit zum Shoppen?“, fragt Cody
ungläubig. Ida hüpft freudig herum und läuft bereits in ihr Zimmer um ihre Schuhe anzuziehen und ihre kleine rosa Handtasche zu holen. „ Dad, wir brauchen Geld. Ich will Ida mal neu einkleiden.“, meint Keshia und bekommt von Thalea fünfzig Dollar. „ Danke.“, flötet sie, drückt ihr einen Kuss auf die Wange und läuft in den Flur, wo sie ihre Sandalen anzieht und kurz darauf mit Ida das Haus verlässt. „ Hallo!? Warum gibst du ihr einfach so so viel Geld?“, fragt Cody seine Frau. „ Ich vertraue meiner Tochter. Wenn sie sagt, sie will Ida einkleiden, dann tut sie das auch und gibt das Geld für nichts anderes aus. Außerdem
hat sie einen guten Geschmack und Ida liebt es, mit ihr einkaufen zu gehen. Wenn ich mit ihr Klamotten kaufen will, jammert sie nur rum und wir kommen fast nie zu einem akzeptablen Ergebnis.“, erklärt diese ihm. „ Ich glaube allerdings, sie ist verliebt und hat das Kind nur mitgenommen, um auf sich aufmerksam zu machen.“, fügt sie noch hinzu. „ So, jetzt kann’s los gehen.“, sagt Keshia zu ihrer kleinen Schwester, als die beiden im Parkhaus aus dem Auto gestiegen sind. Fröhlich hüpft Ida an ihrer Hand mit ihr zum Ausgang. „ Boah, da will ich rein!“, ruft Ida und zeigt auf einen Laden, in dessen
Schaufenster ein rosa Tüllkleid hängt. „ Och, der Laden ist so teuer, Ida.“, meint Keshia, doch Ida zieht sie bereits durch die Tür des Geschäfts. Dort stellt sie sich mit glänzenden Augen vor ein Kleid mit großen bunten Schmetterlingen. „ Das will ich haben! Bitteee!“, jammert sie und zieht an Keshias Arm. „ Schatz, das ist viel zu teuer. Wenn wir das kaufen, können wir nichts anderes mehr kaufen.“, meint die und fährt sich mit der anderen Hand durch die Haare. „ Bitteee.“, jammert Ida wieder. Von hinten nähert sich ein junger Verkäufer, der etwa in Keshias Alter sein müsste. „ Guten Tag. Kann ich
Ihnen irgendwie behilflich sein?“, fragt er freundlich. „ Ich will das Kleid da!“, kräht Ida sofort. „ Guck doch erstmal, ob du noch was anderes schönes findest.“, meint Keshia und verzieht das Gesicht, angesichts des bunten Kleides. „ Aber nur gucken. Ich will trotzdem das da!“, sagt die Kleine und läuft zum nächsten Kleiderständer. „ Darf ich mir die Frage erlauben, wie alt Sie sind?“, fragt der Verkäufer zurück haltend, ohne seiner Kundin zu nahe treten zu wollen. „ Ich werde in ein paar Wochen siebzehn.“, erklärt Keshia und der Mann zieht erstaunt die Augenbrauen hoch. „ Ich bin gerade siebzehn geworden.“, meint
er und schaut zu Ida und dann wieder zu Keshia. Die weiß jetzt, was er denkt. „ Achso. Ida ist nicht meine Tochter, sondern meine kleine Schwester. Ich weiß, die Ähnlichkeit ist verblüffend. Bin ich froh, dass sie nur meine Schwester ist, sonst müsste ich noch öfter mit ihr zusammen hocken! Außerdem war ich zwölf, als sie geboren wurde!“, meint sie und lacht hell. „ Achso.“, meint der Verkäufer erleichtert und streckt ihr seine Hand entgegen. „ Ich bin Zac Lemon.“, stellt er sich vor. „Lustiger Nachname. Keshia Linley.“, erwidert sie. Jetzt kommt Ida zurück. „ Ich will immer noch das.“, sagt sie entschlossen. „
Tut mir Leid, Ida. Aber das ist mir einfach zu teuer.“, macht Keshia ihre Hoffnungen zunichte. „ Aber ich will das haben.“, heult Ida los und bekommt einen bedauernden Blick ihrer Schwester. „ Tut mir Leid, Süße. Vielleicht schauen wir im Schlussverkauf noch mal vorbei.“, meint Keshia. „ Versprochen?“, schnieft die Kleine und sie nickt. „Darf ich euch auf einen Drink einladen? Meine Schicht ist jetzt zu Ende.“, meint Zac und Keshia nimmt dankend an. Ihre Wangen glühen und sie lächelt ihn glücklich an. „ Wir sind zwar grade erst los gegangen, aber ich glaube, Ida könnte eine Erfrischung
bereits gebrauchen.“, meint sie mit Blick auf ihre Schwester, die zu ihren Füßen auf dem Boden liegt und wehmütig das Kleid anstarrt. Zac grinst. „ Warte, ich hole nur noch schnell meine Sachen und ziehe was bequemes an.“, sagt er und eilt in einen Raum hinter den Kassen. Kurze Zeit später kommt er im Schlabbershirt und kurzen Hosen wieder. „ Okay, wir können los.“, sagt er. Doch Ida macht dem Vorhaben zuerst einen Strich durch die Rechnung. „ Du musst mich tragen, ich kann nicht mehr.“, sagt sie zu Keshia. „ Aber wir sind doch eben erst los gelaufen.“, meint diese. „ Aber ich war ja auch schon im
Kindergarten.“, jammert das Mädchen. Seufzend bückt Keshia sich und hebt ihre Schwester ächzend hoch. „ Na komm, ich nehm sie.“, bietet Zac ihr an. Während Ida sich überwiegend langweilt, haben Keshia und Zac ziemlich viel Spaß. Als es anfängt zu dämmern und Ida laut schreiend verkündet, dass sie jetzt nach Hause muss, weil sie sonst die Sesamstraße verpasst, bietet Keshia ihm an, noch mit zu ihr nach Hause zu kommen und er hat nichts dagegen. „ Dann lernst du meine anderen Geschwister auch noch kennen.“, meint sie, als sie in ihrem Auto sitzen. „ Wie viele hast du denn noch?“, fragt er erstaunt. „ Noch
sind’s nur drei, aber in etwa fünf Monaten werdens fünf sein. Meine Mum ist mit Zwillingen schwanger, dafür haben meine Eltern ein Talent.“, erklärt sie. „ Krass, voll die Großfamilie. Gibt’s denn bei euch noch mehr Zwillinge?“, stellt Zac beeindruckt fest. „ Ja, das mit der Großfamilie ist meistens kein Vorteil. Ich hab noch nen Zwillingsbruder, aber die nächsten werden eineiige Mädchen. Wenn wir noch mehr Babys bekommen, dann zieh ich aus! Bis wir elf waren, war alles wundervoll und dann kam Kolja. Und schon waren wir zu dritt. Und zwei Jahre später hat man uns dann noch Ida aufs Auge
gedrückt.“, beschwert sie sich über ihre Familienverhältnisse. Nachdem sie sich umgedreht und sich davon überzeugt hat, das ihre Schwester schläft, fügt sie noch etwas hinzu. „ Im Übrigen ist Ida das allerschlimmste Geschwisterchen, das man sich vorstellen kann.“ „Ja, ich habe schon bemerkt, dass sie etwas anstrengend sein kann.“, meint Zac schmunzelnd. „ Wenn du schon seit vier Jahren ein Haus mit ihr teilst, findest du das nicht mehr so amüsant.“ Als Keshia die Auffahrt hochfährt und in eine Garage einparkt, in der bereits zwei Autos stehen, schaut Zac sich fasziniert um. „ Euer Haus ist aber
ziemlich groß!“, stellt er fest. „ Joa, es geht. Dann solltest du mal das von meiner besten Freundin sehen, da drin kann man sich verlaufen.“, meint sie lachend und er nickt anerkennend. „ Ach ja, egal was meine Eltern oder mein Bruder sagen, sie meinen es nicht so. Dann strengen sie sich einfach nur an, peinlich zu sein.“, sagt Keshia und hebt die schlafende Ida aus ihrem Kindersitz. „ Okay…“, meint er nur und folgt ihr ins Haus. „Wir sind wieder da!“, ruft Keshia und zuckt im nächsten Moment zusammen, als ihr das schlafende Kind auf ihrem Arm einfällt. Kiano kommt die Treppe runter und bleibt stehen, als er Zac
sieht. Er betrachtet ihn misstrauisch mit hoch gezogenen Augenbrauen. „Zac, Zwillingsbruder Kiano. Kiano- Zac. Sei so lieb und bring Ida in ihr Bett. Danke.“ Mit diesen Worten drückt sie ihm Ida in die Arme und bedeutet Zac ihr zu folgen. „ Wo sind Mum und Dad?“, fragt sie noch. „ Mum ist glaub ich in der Küche und Dad in seinem Arbeitszimmer.“, meint Kiano immer noch perplex. „ Gut, dann wissen wir schon mal, wo wir NICHT hin gehen.“, stellt sie fest und geht mit Zac in ihr Zimmer. Kiano geht mit Ida auf dem Arm in die Küche zu seiner Mutter. „Keshia kam grad nach Hause und ist mit einem
wildfremden Jungen in ihrem Zimmer verschwunden!“, petzt er. Erstaunt schaut Thalea ihn an. „ Na und, lass sie doch.“, meint sie nur. „ Aber erzähls nicht unbedingt Dad, du Petze!“, fügt sie noch hinzu. Beleidigt zuckt Kiano die Schultern und bringt Ida in ihr Bett. Auf dem Rückweg bleibt er vor Keshias Zimmer stehen und lauscht. Doch zu seiner Enttäuschung hört er die Beiden nur reden und lachen. Trotz der Warnung seiner Mutter geht er zu Cody ins Büro. „ Hey Dad.“, meint er scheinheilig. „ Was willst du?“, fragt sein Vater, der ihn mittlerweile gut genug kennt um zu wissen, dass dieser
Tonfall nichts Gutes bedeuten kann. Im letzten Moment besinnt Kiano sich noch. „ Nichts.“, meint er und geht in sein Zimmer. „ Essen!“, ruft Thalea eine halbe Stunde später. Ihre Familie scheint halb ausgehungert, deshalb sitzen kurze Zeit später alle am Tisch- bis auf Ida und Keshia. „ Vielleicht hat sie nichts gehört, sie hat doch einen Freund da.“, meint Kiano. „ Einen Freund? Ich geh sie holen.“, meint Cody alarmiert. Im Rekordtempo sprintet er die Treppe hoch und stürmt ohne an zu klopfen in das Zimmer seiner ältesten Tochter. Diese liegt knutschend und in Unterwäsche mit
einem Typen auf ihrem Bett, den er noch nie gesehen hat. Erschrocken fahren die Beiden auseinander und Keshia schaut ihren Vater schuldbewusst an. Der braucht einen Moment, um zu realisieren, was sich gerade vor seinen Augen abgespielt hat. „ Raus aus meinem Haus!“, brüllt er plötzlich und Beide zucken zusammen. Im nächsten Moment springt Zac auf, zieht seine Hose an und zieht sein T-Shirt im raus rennen an. Fassungslos starrt Keshia ihren Vater an. „ Spinnst du eigentlich!?“, schreit sie dann hysterisch. „ Das könnte ich dich auch fragen.“, erwidert er, jetzt in einem beängstigend ruhigen
Tonfall. Von dem Geschrei aufgeschreckt kommt Thalea die Treppe hoch und begegnet unterwegs Zac. „ Was ist denn jetzt los?“, fragt sie, als sie in Keshias Zimmer kommt. Dann bemerkt sie, dass ihre Tochter knallrot angelaufen und schluchzend in Unterwäsche auf ihrem Bett sitzt. „ Was los ist? Deine Tochter hätte eben fast mit einem Jungen geschlafen, den wir nicht mal kennen!“, sagt Cody wütend. „ Aber es ist doch nichts passiert!“, erwidert Keshia. „ Ja, noch nicht. Hätte ich dich nicht zum Essen geholt, dann wäre garantiert etwas passiert! Ich will das nicht, Fräulein!“ „ Das ist ja wohl meine Entscheidung!
Außerdem ist es dir bei Kiano auch egal!“, schreit sie wieder. „ Das ist etwas anderes.“, erwidert Cody. „Nein, das ist überhaupt nichts anderes! Er ist genau so alt wie ich und nur weil er ein Junge ist, bevorzugst du ihn!“ „ Das stimmt überhaupt nicht.“ Jetzt greift Thalea ein. „ Schatz, darf ich dich daran erinnern, dass ich fünfzehn war? Sie ist fast siebzehn und das mit Kiano finde ich auch übelst unfair!“, sagt sie zu ihrem Mann. „ Ja, aber… und… och man!“, erwidert Cody. „ Schatz, das ist privat! Mein Dad weiß bis heute nicht, wann ich mein erstes Mal hatte. Er wäre wahrscheinlich auch ausgerastet. Da hats dich auch
nicht gestört, dass ich so jung war, weil du dir ja sonst selber in die Quere gekommen wärst!“ Nach diesen vielen, schon fast erschlagenden Argumenten seiner Frau verlässt Cody missmutig Keshias Zimmer. Thalea geht zu ihr und setzt sich neben sie aufs Bett. „ Mach dir nichts draus, in spätestens zwei Stunden hat er sich bei dir entschuldigt.“, meint sie und nimmt sie in den Arm. „ Ja, nur dass mir das nichts bringt, weil ich Zac wahrscheinlich nie wieder sehen werde!“, schluchzt Keshia. „ Er arbeitet in einem Klamottengeschäft, in das Ida unbedingt rein wollte.“ „ Na dann liegt es doch nahe, dass er da
morgen immer noch arbeitet, oder?“, fragt Thalea. „ Aber ich kann ihm doch nie mehr unter die Augen treten! Was denkt er denn jetzt von mir?“ „ Schatz, wieso sollte er negativ über dich denken, wenn dein Vater ihn raus geschmissen hat? Er denkt doch nicht: Was hat Keshia gemacht, dass die so nen Vater hat? Stimmt’s oder hab ich Recht?“, fragt die Mutter und Keshia bringt ein kleines Lächeln zu Stande und nickt zögernd. „Was habt ihr eigentlich gekauft?“, fragt Thalea jetzt. „ Nichts, wir sind nur bis zu Zac gekommen. Eigentlich wollte Ida da so ein buntes Kleid haben, aber ich fand’s hässlich und es war teuer.
Hätten wir das gekauft, hätten wir kein Geld mehr für was anderes gehabt. Ich hab ihr versprochen, dass wir zum Schlussverkauf noch mal vorbei schauen.“, erklärt Keshia und gibt ihrer Mutter die fünfzig Dollar zurück. „ Und dann wart ihr die ganze Zeit in dem Laden?“ „ Nein, seine Schicht war zu Ende und dann hat er uns auf nen Drink eingeladen.“ „ Okay. Ich gehe jetzt mal was essen. Du kannst ruhig hier bleiben, ich bring dir dann was hoch. Und es kann wirklich nicht mehr lange dauern, bis Dad verlegen in deiner Tür steht! Ich muss jetzt noch ein Hühnchen mit deinem Bruder rupfen.“, meint Thalea und steht auf. „
Wieso?“, fragt Keshia misstrauisch. „ Das sag ich dir lieber nicht, sonst hab ich morgen nur noch einen Zwilling.“, meint ihre Mutter und verlässt mit diesen Worten schnell das Zimmer. Als Thalea runter kommt, sind alle anderen bereits fertig mit Essen. Sie packt Kiano, der auf der Couch sitzt und Football guckt am Oberarm und zieht ihn in die Küche. „ Man Mum, was willst du?“, fragt er und versucht sich zu befreien. „ Das Gleiche könnte ich dich fragen. Willst du, dass deine Schwester Ärger bekommt? Warum verpetzt du sie so schamlos? Nur, weil du bereits mit fünfzehn dein erstes Mal hattest, bist du nicht überlegen
und schon gar nicht berechtigt, Keshia so dermaßen bloß zu stellen!“, erklärt sie ziemlich wütend. „ Aber ich hab sie doch gar nicht bloß gestellt, das war Dad!“, protestiert er und versucht wieder, sich aus dem Griff seiner Mutter zu befreien. „ Willst du mich eigentlich verarschen? Es hätte auch gereicht, wenn du nur bemerkt hättest, dass sie es vielleicht nicht gehört hat. Du weißt genau, dass Dad immer irgendwen anders schickt, um ein fehlendes Familienmitglied zum Essen zu holen! Wenn du noch einmal so was machst, dann schwöre ich dir, dass ich dich persönlich enterbe!“, sagt Thalea und rauscht wütend aus der
Küche. Tatsächlich trifft ein, was Thalea voraus gesagt hat. Eine Stunde nach dem Gespräch zwischen Keshia und ihrer Mutter steht Cody im Türrahmen und räuspert sich verlegen. Keshia, die mit dem Rücken zu ihm an ihrem Schreibtisch sitzt, lächelt unbemerkt. „Hey Dad, komm rein.“, meint sie, trotzdem druckst er weiter in der Tür herum. Seufzend steht sie auf, setzt sich auf ihr Bett und klopft neben sich auf die Decke. Langsam kommt ihr Vater näher und setzt sich schließlich. Als er nichts sagt, ergreift Keshia das Wort. „Willst du mir irgendwas sagen?“, fragt sie, bereits leicht
angenervt. „Es tut mir Leid, das ich dich so blamiert habe.“, beginnt Cody endlich. „ Schon gut.“, sagt Keshia. „ Wenn er sich noch mal her traut, lade deinen Freund doch mal zum Essen ein.“, meint er jetzt mit einem leichten Lächeln. Bevor er wieder geht, steckt er ihr eine Packung Kondome zu. Keshia springt auf und fällt ihm um den Hals. „ Danke, Dad.“, sagt sie glücklich. „ Tu mir den Gefallen und benutze sie.“, sagt er und drückt sie noch mal fest an sich und plötzlich hört sie, wie er leicht schnieft. Als sie ihn etwas von sich weg drückt und ihm ins Gesicht sieht, sieht sie, dass seine Augen feucht sind. „ Hey Dad, jedes
Kind wird mal erwachsen. Bei Söhnen sind Väter stolz und bei Töchtern halt traurig. Aber demnächst hast du wieder neue Babys, die du beschützen kannst.“, meint sie und gibt ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. Er lächelt sie an und geht dann aus dem Zimmer. Mittlerweile ist es ziemlich spät, doch trotzdem ruft Keshia noch bei Rosalie an. „Mein Dad ist so peinlich!“, sagen sie beide gleichzeitig, nachdem sie sich begrüßt haben und müssen lachen. „ Okay, du zuerst.“, meint Rosalie, also erzählt Keshia ihr alles, was sich heute ereignet hat. „Boah, das ist krass! Aber voll cool, das du jetzt am Ende doch eine offizielle
Erlaubnis bekommen hast. Fragt sich nur, ob Zac sich noch zu euch traut. Mein Vater ist aber auch nicht besser. Ihm ist heute beim Mittagessen eingefallen, dass er ja noch gar nicht mit Kiano gesprochen hat, wegen unserer Beziehung. Er will das morgen machen, wenn er her kommt. Dad weiß noch gar nicht, was wir schon alles gemacht haben und ich hoffe, Kiano hält seine Klappe, sonst bin ich tot! Wenigstens hast du das jetzt schon hinter dir.“, erzählt Rosalie und seufzt. „ Ja, ich bin auch ziemlich froh drüber! Mal gucken, was dein Dad so Peinliches sagt.“ Die Mädchen kommen überein, Kiano vorerst nichts
von Joes Vorhaben zu erzählen. „ Sonst findet er morgen irgendeine Ausrede, nicht zu dir kommen zu müssen.“, meint Keshia und kichert. „ Feigling.“, meint Rosalie grinsend. Am nächsten Nachmittag geht Kiano gut gelaunt und ohne irgendwelche Ahnungen zu den Jonas und klingelt. Tracey öffnet und macht die Tür frei. „ Rosalie ist in ihrem Zimmer.“, meint sie. „ Na dann werde ich mal mit dem Aufstieg beginnen.“, meint er grinsend und läuft an ihr vorbei durch die große Eingangshalle zur Treppe. Bei Rosalies Zimmer angekommen klopft er und geht rein, ohne auf eine Antwort zu warten. „ Hey Schatz.“, meint sie lächelnd und
küsst ihn zur Begrüßung. Zehn Minuten später klingelt ihr Telefon. „ Ja Dad, er kommt gleich. Ich will ihn nur noch ein bisschen drauf vorbereiten, okay?“, meint sie, legt auf und schaut ihn verlegen an. „ Auf was willst du mich vorbereiten?“, fragt er. „Ähm, auf meinen Dad. Er möchte sich gerne mit dir unterhalten. So von Mann zu Mann, weißt du. So als Vater deiner Freundin. Er wartet in seinem Büro auf dich.“, meint sie und steht auf. „ Ich kann dich hin bringen, du würdest es nicht finden.“, sagt sie und streckt ihm die Hand entgegen. Seufzend steht er auf. „ Na super.“ Als das Paar vor Joes Büro steht, küsst
Rosalie ihn noch mal kurz. „ Du schaffst das. Und denk dran, er weiß noch nicht, was wir schon so alles gemacht haben. Also entweder wird er es dir verbieten was ich nicht hoffe, oder er hält dir einen Vortrag über Verhütung, wovon ich auch nicht sehr begeistert bin, aber das musst du jetzt durch stehen.“, meint sie, klopft ihm aufmunternd auf die Schulter, klopft an die Tür und tritt einen Schritt zurück. Joe ruft „ Komm rein.“ und Kiano zuckt zusammen. Schließlich atmet er tief durch und geht rein. Joe sitzt mit dem Gesicht zur Tür an einem großen Schreibtisch und bittet ihn, sich ihm gegenüber auf einen Stuhl zu setzen. „
Schön, das du meiner Einladung gefolgt bist.“, meint er und grinst. Soll das witzig sein? Denkt Kiano, grinst aber vorsichtshalber auch mal. „ Okay. Wie du sicher weißt wollte ich mit dir mal über meine Tochter reden. Nebenbei gesagt mein einziges Kind!“, beginnt Joe und Kiano fühlt sich jetzt schon ziemlich unbehaglich und nickt nur. „ Ich kenne dich bereits dein ganzes Leben und weiß, dass du ein ziemlicher Macho sein kannst. Deshalb warne ich dich davor, Rosalie zu verletzen! Und da ihr jetzt schon eine ganze Weile zusammen seid und offensichtlich sehr gut miteinander klar kommt, vermute ich, dass ihr auch
bald das Verlangen habt, miteinander zu schlafen.“, sagt er und Kiano schluckt, als er ihm eine Packung Kondome vor die Nase wirft. „Rosalie hat bereits die Pille verschrieben bekommen. Weißt du, wie man das richtig benutzt?“, fragt er und deutet auf die Kondome. Eilig nickt Kiano, um das Peinlichste zu verhindern. „ Gut. Dann hoffe ich sehr für dich, dass hier niemand schwanger wird, sonst hast du ein Problem! Ansonsten viel Spaß mit meinem Kind!“, meint Joe, lächelt freundlich und entlässt Kiano in die Freiheit. Vor der Tür ist Rosalie die ganze Zeit unruhig hin und her gelaufen und schaut ihn ungeduldig an,
als er raus kommt. Grinsend hält er die Kondome hoch und sie umarmt ihn. „ Was hat er so gesagt?“, fragt sie interessiert. „ Ach nur so Sachen, das du sein einziges Kind bist und das ich Probleme kriege, wenn ich dich verletze oder schwängere. Er hat doch ernsthaft gefragt, ob ich weiß, wie man Kondome benutzt! Ich dachte schon, gleich packt er ne Banane aus. Dann meinte er noch, dass du die Pille verschrieben bekommen hast, da dachte ich mir nur: Tja, das weiß ich schon lange! Aber alles in allem hats ziemlich gut geklappt, ich hatte schlimmeres erwartet.“ Jetzt grinst seine Freundin ihn an. „ Was?“, fragt
er. Sie nimmt seine Hand und geht mit ihm wieder in ihr Zimmer. „ Dann lass uns die Dinger mal einweihen!“, meint sie, schmeißt sich auf ihr Bett und zieht ihn mit. „ Heute sind sie übrigens besonders wichtig, ich hab Pillenpause!“, meint sie noch. „ Musstest du das erwähnen? Jetzt bin ich nervös!“, meint Kiano und haut sie leicht. „ Ohh… ich helf dir!“, meint sie grinsend und küsst ihn. Zur gleichen Zeit ist Keshia in der Stadt. Sie betritt den Laden, in dem sie gestern Zac getroffen hat und geht direkt auf die Kasse zu. „ Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragt eine Dame mittleren Alters. „ Ich suche Zac
Lemon.“, meint sie. „ Der ist gerade eben in die Mittagspause gegangen. Sie können ja auf ihn warten.“ „ Okay.“, willigt Keshia ein und seufzt innerlich. Nach einer halben Stunde Warten kommt Zac von seiner Pause zurück. Als er Keshia sieht, bleibt er zuerst unsicher stehen. Doch als sie ihm winkt und verlegen lächelt, geht er doch zu ihr. „ Hey. Das tut mir Leid gestern mit meinem Vater. Eigentlich ist er total nett und cool, aber du weißt sicher wie das ist mit Vätern und pubertierenden Töchtern. Auf jeden Fall hat er sich entschuldigt und meinte, wenn du dich noch mal zu uns traust, soll ich dich zum Essen
einladen. Ich glaube, er möchte sich bei dir auch noch entschuldigen.“, sprudelt es aus ihr heraus. „ Ist schon gut. Ich bin ja mit dem Schreck davon gekommen.“, antwortet er und lächelt. „ Cool. Wann hättest du denn Zeit? Wir essen eigentlich immer zusammen, meine Eltern legen da viel Wert drauf.“, meint Keshia und rollt etwas genervt mit den Augen, woraufhin Zac lacht. „ Hm, ich denke, ich habe schon heute Zeit. Allerdings muss ich noch drei Stunden arbeiten.“, meint er dann. „ Wie wär’s, wenn ich dich dann abhole?“, bietet Keshia an und er nickt. „ Gut, ich freu mich. Dann muss ich aber jetzt nach Hause und meiner
Mum beim Kochen helfen. Die bekommt gleich wieder einen Herzinfarkt, wenn ich ihr erzähle, dass du schon heute kommst.“, erklärt sie und kichert. „ Okay, dann bis nachher.“, sagt Zac und steht etwas unschlüssig vor Keshia. „ Okay, tschüss.“, meint die und geht an ihm vorbei Richtung Ausgang. Kurz entschlossen hält er sie am Arm fest. Sie dreht sich wieder um und schaut ihm fragend in die Augen. Er kommt ihr immer näher und küsst sie schließlich sanft. „ Hey Lemon, Sie sind im Dienst!“, ruft da die Dame hinter der Kasse. Grinsend löst er sich von Keshia, die sich mit leuchtenden Augen
verabschiedet und den Laden verlässt. Rosalie liegt an seine Brust gekuschelt neben Kiano und schaut verträumt an die Decke. Plötzlich klopft es an der Zimmertür. „ Rosalie!? Bist du da drin?“, fragt Joe. Erschrocken setzt sie sich auf und hält sich ihre Decke vor den Oberkörper. „ Ja, aber ist grad ganz schlecht, Kiano schläft. Ich komme gleich zu dir raus, ja?“, ruft sie leise und steht schnell auf, um ihre Sachen anzuziehen. Als sie vor ihrem Vater steht, schmunzelt der über ihr Aussehen. Ihre Haare sind durcheinander und ihren Hals ziert wieder mal ein großer Knutschfleck. „ Und, wie war’s?“, fragt er. „ Hä?“,
meint Rosalie verpeilt. „ Na, dein erstes Mal.“ Jetzt schaut sie ihn entsetzt an. „ Dad! Das werde ich dir sicher nicht erzählen. Nicht mal Mum!“, sagt sie, geht wieder in ihr Zimmer und schließt unsanft die Tür hinter sich. „ Ich vermute mal, dass ihr nicht mit uns essen wollt. Übrigens hat Thalea eben angerufen. Kiano soll bitte um sieben zu Hause sein, sie kriegen Besuch zum Essen.“, sagt Joe noch durch die geschlossene Tür. „ Sieben!? Das ist in ner halben Stunde!“, meint Rosalie enttäuscht und rüttelt Kiano wach. „ Deine Mum hat angerufen, du sollst in einer halben Stunde zu Hause sein!“, meint
sie und er streckt sich und brummelt irgendwas Unverständliches. „ Krieg ich dein Auto? Sonst bin ich nicht schnell genug.“, meint er, als er wach ist. „ Klar. Fang.“, meint sie und wirft ihm die Autoschlüssel zu. „ Hoffentlich bekomme ich bald endlich mein eigenes Auto. Ich komme morgen her und bringe es zurück.“, sagt er. „ Ich komm noch mit runter, dann esse ich jetzt direkt mit meinen Eltern.“, meint Rosalie. Also gehen sie gemeinsam zur Tür und küssen sich zum Abschied ziemlich lange. Joe linst aus der Küche zu ihnen. „ Was für ein Spuckeaustausch.“, meint er Kopf schüttelnd zu seiner Frau, die ihm
einen Teller hin stellt und ihm leicht auf den Hinterkopf haut. „ Du kannst das auch, also läster nicht.“, sagt sie lachend. „ Aber bei anderen sieht das echt eklig aus.“, führt er das Thema weiter aus. „ Joey!“, ermahnt Tracey ihn. Im nächsten Moment kommt Rosalie in die Küche und setzt sich auf ihren Platz. Während des Essens wird sie die ganze Zeit von ihrem Vater beobachtet, doch zu seiner Enttäuschung verhält sie sich so wie immer. Als Kiano zu Hause in die Einfahrt einbiegt, kommt Keshia ihm in ihrem Auto entgegen und winkt ihm. Als er rein kommt, ist der Tisch für eine Person mehr gedeckt. „ Wer kommt
denn, Mum?“, fragt er neugierig. „ Zac.“, antwortet Thalea. „ DER Zac?“, fragt er erstaunt. „ Ja, DER Zac. Und ich erwarte von dir, dass du dich benimmst! Normalerweise sage ich das immer nur zu den Kleinen, aber bei dir ist das scheinbar auch angebracht.“, ermahnt sie ihn. Kurze Zeit später kommt Keshia mit Zac zur Tür rein. „ Hallo Zac.“, sagt Thalea freundlich und reicht ihm die Hand. „ Guten Tag, Miss Linley.“, sagt er etwas schüchtern. „ Kiano, hol doch bitte Dad und deine Geschwister, wir wollen essen.“, trägt Thalea ihrem Sohn auf. „ Hallo Zac. Ich freue mich, dass du gekommen bist.“, begrüßt Cody ihn, als
er die Treppe runter kommt. „ Guten Abend, Mister Linley.“ „ Zac!“, kreischt Ida da auch schon und sprintet auf ihn zu. „ Hey Ida! Ich habe dir was mit gebracht!“, sagt er zu ihr, kramt in einer Tüte und fördert das bunte Kleid zu Tage. „ Mein Kleid!“, ruft das Mädchen begeistert, nimmt es ihm aus der Hand und tanzt damit im Zimmer herum. „ Du bist der beste Freund der Welt!“, ruft sie dann und umarmt ihn dankbar. „ Hab ich doch gerne gemacht.“, erklärt er und errötet etwas. „ Wie hast du das denn bezahlt, das ist doch mega teuer!“, meint Keshia entsetzt, doch er schüttelt den Kopf. „ Für mich nicht,
Mitarbeiterrabatt.“, erklärt er. „ Das ist wirklich nett von dir. Setz dich doch bitte.“, sagt Thalea. Gerade kommt auch endlich Kolja ins Esszimmer und schaut den Fremden skeptisch an. „ Wer ist das, Daddy?“, fragt er und drückt sich an Codys Bein. „ Ein Freund von deinen Schwestern.“, erklärt der. „ Ist der auch so bescheuert wie die?“, fragt der Kleine und kassiert dafür strafende Blicke von der ganzen Familie. Daraufhin setzt er sich auf seinen Stuhl und ist still. „ So, ich hoffe es schmeckt.“, meint Thalea und tut Zac etwas auf seinen Teller. „ Warum kriegt der zuerst?“, fragt Ida. „ Weil er der Gast
ist, Schatz.“, erklärt Cody. „ Keshia, hilfst du mir mal kurz mit dem Braten?“, fragt Thalea und geht mit ihr in die Küche. „ Jetzt weißt du, wieso wir so selten fremde Leute einladen. Ich hoffe, Ida hält für den Rest des Essens ihren Mund.“, sagt sie zu Keshia. „ Das glaubst du ja wohl selber nicht.“, antwortet diese. Als sie wieder zurück kommen, fragt Cody Zac gerade über seine Hobbys aus. „ Dad, möchtest du Kartoffeln?“, unterbricht Keshia ihn. „ Ähm, ja… danke Engelchen.“, meint er nur und wendet sich dann wieder Zac zu. Keshia wird rot und schaut ihn giftig an. Während des Essens redet sie kaum, während
alle anderen sich angeregt mit Zac unterhalten, sogar Kiano. Zac scheint sich ziemlich wohl zu fühlen. Allerdings ändert sich das schlagartig, als Ida sich nach dem Essen neben ihn stellt. „ Du, Zac? Versprichst du mir, dass du mich heiratest, wenn ich groß genug bin?“, fragt sie ihn und klimpert mit ihren langen, dunklen Wimpern. „ Ähm, Ida. Ich verspreche dir das jetzt lieber nicht, aber in ein paar Jahren können wir ja noch mal drüber reden, okay?“, meint er verlegen. „ Okay, dann gehen wir jetzt mal hoch.“, meint Keshia und steht auf. Zac folgt ihrem Beispiel sofort. „ Okay, ich denke wir sehen uns noch.“, meint er und
läuftwas. Ich weiß wie es ist, wenn man von seiner Familie blamiert wird… aber das war jetzt nicht negativ gemeint, deine Familie ist nicht halb so schlimm wie meine!“, rettet er sich noch schnell. Keshia lacht und wuschelt ihm durch die Haare. „ Schleimer.“ „ Mag sein, aber schleimen bringt’s voll!“ Wieder lacht sie und schaut ihm dann in die Augen. Langsam kommen sich die Beiden näher und küssen sich. Kurzerhand zieht sie ihn aufs Bett, doch er hält inne und schaut sie zweifelnd an. „ Was ist mit deinem Dad? Ich will mich wirklich nicht direkt schon wieder unbeliebt machen.“, sagt er. Keshia
steht auf und schließt die Tür ab. „ Keine Sorge, das ist geklärt. Er mag dich wirklich.“, meint sie und geht wieder zu ihm. „ Bist du sicher?“, fragt er noch mal. „ Ja, bombensicher. Ich will das Zac, ich liebe dich.“, versichert sie ihm und schaut ihm dabei tief in die Augen. Grinsend kommt er ihr näher. „ Ich liebe dich auch, Keshia.“ Als Rosalie am nächsten Morgen die Augen aufschlägt, merkt sie sofort, dass etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich leicht schwindelig und als sie aufstehen will, wird ihr übel. Schnell läuft sie ins Badezimmer und übergibt sich dort. Danach geht’s ihr wieder wie
immer. Verwirrt schüttelt sie den Kopf und läuft runter in die Küche, wo Joe und Tracey bereits frühstücken. „ Morgen.“, trällert sie und setzt sich an den Tisch. „ Morgen, Schatz.“, sagt Tracey und Joe, der noch ziemlich zerknautscht aussieht, brummelt nur etwas Unverständliches. „ Ich hab dich auch ganz doll lieb, Daddy.“, meint Rosalie und kichert. Jetzt schaut Joe sie an. „ Gibt es einen Grund für deine gute Laune?“, fragt er und schaut ihr dabei zu, wie sie sich tonnenweise Nutella auf ihr Toastbrot schmiert. „ Nö, nicht wirklich. Ich freue mich einfach nur auf diesen wunderschönen schnell hinter Keshia
her. „ Ich mag deine Familie.“, sagt er oben zu ihr. „ Du hast nicht vergessen.“, knurrt die. „ Nein, wirklich. Sie sind nett und lustig.“ „ Jetzt hast du peinlich vergessen.“, sagt sie wieder. „ Ach komm schon, kleine Kinder sind halt so! Dafür brauchst du dich nicht zu schämen!“ sagt er und schaut sie ernst an. Jetzt lächelt sie wieder. „ Gut. Und ich dachte jetzt, du findest sie schrecklich.“, meint sie erleichtert. „ Ach Tag!“, stellt seine Tochter klar. „ Denkst du auch an deine Pille?“, fragt er im nächsten Moment. „ Man Dad! Ich hab grad Pillenpause. Außerdem bin ich ja nicht verkalkt!“, meint sie
genervt. Joe schaut sie fast ein wenig besorgt an. „ Habt ihr die Kondome richtig benutzt?“ „ Dad, verdammt noch mal! Nein, wir haben sie auf den Kopf gezogen! Ja natürlich! Wir wissen wie das geht, wir haben das schon öfters gemacht! Außerdem lernt man so was in der Schule!“, mit diesen Worten steht sie auf und läuft wütend aus der Küche. Während Tracey in aller Ruhe weiter in ihrem Kaffee rührt, schaut Joe seiner Tochter fassungslos hinterher. „ Hat sie grad gesagt, dass sie es schon öfter gemacht haben?!“, fragt er, ohne seine Frau anzusehen. „ Ja, du hast richtig gehört.“, meint die nur. Joe steht auf und läuft Rosalie
hinterher. Schließlich hat er sie eingeholt. „ Wann war das erste Mal?“, fragt er und versperrt ihr den Weg. „ Im Hotel in Florida. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!“, giftet sie ihn an, drückt sich geschickt an ihm vorbei und rennt die Treppe hoch in ihr Zimmer, wo sie sich einschließt. Joe geht ihr langsam hinterher. Er hört, wie die Tür sich wieder öffnet und sieht sie ins Bad rennen. Jetzt hört er sie würgen und schließlich übergibt sie sich. Schnell rennt er zu ihr und hält ihre Haare fest. „ Schatz, alles in Ordnung?“, fragt er besorgt. „ Ja, muss die Aufregung sein.“, sagt sie und geht wieder in ihr Zimmer. Stirn
runzelnd geht Joe wieder in die Küche zu Tracey. Als Kiano am Nachmittag klingelt, öffnet Joe ihm. „ Hey. Rosalie geht’s heute nicht so gut.“, meint er. „ Wieso, was hat sie denn?“, fragt Kiano und läuft bereits an ihm vorbei, ohne eine Antwort abzuwarten. „ Komm doch rein.“, murmelt Joe und schließt die Tür. Als Kiano in Rosalies Zimmer kommt, liegt sie im Bett und liest. „ Hey. Dein Dad meinte, dir geht’s nicht so gut.“ „ Doch, jetzt geht’s mir wieder gut. Ich hab mich heute morgen nur zweimal übergeben.“, erzählt sie. „ Aha.“, meint Kiano, setzt sich zu ihr und hält ihr ihren Autoschlüssel vor
die Nase. „ Ich war beim Frühstück ziemlich sauer auf Dad, also hab ich in meiner Wut erzählt, dass wir unser erstes Mal schon in Florida hatten. Er war ziemlich sprachlos und hat bisher auch nichts weiter dazu gesagt, weil ich mich direkt danach übergeben habe, aber ich befürchte, das kommt noch.“, erzählt sie zerknirscht. „ Oh, dann hab ich ja Glück gehabt, dass es ihm grade an der Haustür nicht eingefallen ist!“, meint Kiano erleichtert. „ Apropos erstes Mal. Bei Keshia war es gestern so weit.“, erzählt er jetzt. „ Echt!? Warum hat sie mich noch nicht angerufen?“ „ Weil ihr Schwarm immer noch bei uns rum
hockt.“, erklärt Kiano. Nachdem sie sich lange Zeit nicht mehr gesehen haben, treffen Thalea, Tracey und Lucy sich mal wieder zum Kaffee trinken. „ Leute, ihr glaubt’s nicht! Ich war vorgestern beim Ultraschall und ratet mal, was dabei raus gekommen ist!“, beginnt Thalea aufgeregt. „ Ich war gestern. Bin gespannt, was DU uns zu sagen hast.“, meint Lucy und streichelt ihren Bauch. „ Ich bekomme Zwillinge!“, meint Thalea. „ Schon wieder?“, fragt Tracey ungläubig, doch Lucy zeigt sich gänzlich unbeeindruckt. „ Nur?“, fragt sie und grinst, als ihre Freundinnen erst ihr Gesicht und dann ihren Bauch
fassungslos anstarren. „ Wie viele?“, fragt Thalea tonlos. „ Drei!“ „ Oh mein Gott, Lucy!“, ruft Tracey. „ Ja. Eigentlich hatten wir uns noch EINEN Nachzügler gewünscht!“ „ Krass, fünf neue Kinder innerhalb weniger Monate. Eine vermehrungsfreudige Zeit, würde ich sagen.“, meint Thalea und lacht matt. „ Du siehst müde aus, Lea.“, stellt Tracey fest. „ Bin ich auch. Ich hab mir mal wieder ne Nacht mit meinem Mann gegönnt.“ „ Trotz Schwangerschaft?“, fragt Lucy. „ Ja, wir haben da eine spezielle Technik, die wir über die letzten zwei Schwangerschaften perfektioniert haben.“ „ Danke, wir wollen’s nicht
wissen.“, meint Tracey leicht angeekelt und alle drei müssen lachen. „ Nach dem Aufstehen war ich so müde, dass ich Ida Kaffee in ihre Tasse geschüttet habe. Sie meinte dann nur ganz diskret: Mama, ich hätte aber lieber Kakao.“, erzählt Thalea und wieder lachen ihre Freundinnen. „ Bin ich froh, dass sie was gesagt hat! Sie ist eh immer so mega aufgedreht, dann will ich nicht wissen, wie sie abgeht, wenn sie so viel Koffein intus hat. Ich hab nämlich extra was Starkes für Cody und mich gemacht, weil er auch so kaputt ist.“, erklärt sie. „ Boah, ich bestell mir jetzt nen Espresso!“, fügt sie noch hinzu und winkt dem Kellner.
Rosalie schlägt die Augen auf, ihr wird schlecht, sie läuft ins Bad und übergibt sich- Wie fast jeden Morgen in den vergangenen zwei Wochen. Müde schaut sie in den Spiegel. Die letzten Tage hat sie kaum geschlafen, ist immer wieder von Albträumen aufgewacht. Noch hat sie niemandem von ihrem Verdacht erzählt, doch heute Nachmittag will sie mit Kiano darüber sprechen, vielleicht vorher mit Keshia und Stella. Keiner weiß bisher, dass sie sich seit dem
Morgen, an dem ihr Dad es mitbekommen hat, täglich übergeben hat. Immer nach dem Aufstehen und danach war alles wieder in Ordnung. Niedergeschlagen lässt sie sich an der Wand hinunter gleiten. Es klopft an der Tür und Tracey steckt ihren Kopf ins Badezimmer. „ Guten Morgen Schatz, kommst du frühstücken? … Alles in Ordnung?“, fragt sie. „ Ja, alles klar. Ich hab nur ein bisschen nachgedacht. Ich komme jetzt, geh schon mal
vor.“, beruhigt Rosalie ihre Mutter und steht auf. In der Küche setzt sie sich zu ihren Eltern an den Tisch. „ Wir müssen unbedingt einkaufen! Ich brauche dringend neues Nutella und außerdem Gurken. Eis wäre auch nicht schlecht. Und wenn wir schon mal dabei sind, wäre Erdnussbutter ganz angebracht.“, sagt sie, während sie die letzten Reste aus dem Nutellaglas kratzt. „ Okay… am besten gehst du dann gleich mal mit Mum los, damit sie auch nichts falsch
macht.“, meint Joe. „ Nein, heute geht nicht, Kiano kommt gleich.“, erklärt Rosalie. „ Das könnt ihr doch verschieben.“, meint Tracey und kassiert einen tötenden Blick von ihrer Tochter. „ Nein, das können wir sicher nicht verschieben! Ich muss nämlich was mit ihm besprechen und das kann nicht bis morgen warten.“, sagt sie bestimmt und beschmiert sich bereits ihr zweites Brötchen. „ Okay, dann lass uns morgen gehen.“,
schlägt Tracey vor und Rosalie willigt ein. „ Willst du mit ihm Schluss machen?“, fragt Joe interessiert. „ Nein Dad, diese Absicht habe ich nicht! Und hör auf, immer danach  zu fragen, was Kiano und ich machen!“, sagt sie, schon wieder leicht gereizt. „ Okay, ist ja schon gut.“, meint Joe nur zerknirscht.
ihn ins Haus. Kiano schaut auf seine Uhr und runzelt die Stirn. „ Das waren drei Minuten!“, stellt er fest. Rosalie
geht nicht darauf ein und zieht ihn die Treppe hoch in ihr Zimmer. „ Wir müssen reden.“, stellt sie klar und drückt ihn auf einen Stuhl. Sie selber bleibt stehen und läuft vor ihm hin und her. „ Okay… willst du mir wieder mitteilen, dass ich unvorbereitet mit deinem Dad reden muss?“, fragt er vorsichtig. „ Nein, viel schlimmer.“, erklärt sie. „ Ich fange am besten einfach an. Was ich dir jetzt erzähle, habe ich noch
nicht mal Keshia oder Stella erzählt weil ich finde, dass du es zuerst erfahren solltest. Seit wir vor circa zwei Wochen Sex hatten, habe ich mich jeden Morgen übergeben. Außerdem habe ich hin und wieder so ein Ziehen im Bauch. Dazu kommen noch Fressattacken und starke Stimmungsschwankungen!“, erzählt sie und während sie redet, werden Kianos Augen immer größer und sein Gesichtsausdruck immer schockierter. „ Und du meinst,
du bist…“ Rosalie nickt. „ Schwanger.“, vollendet sie seinen Satz. „ Du meinst, so richtig schwanger?“, fragt er jetzt. „ Nein, das ist ein Fake, weißt du? Man Kiano, natürlich so richtig, halb geht ja wohl nicht!“ „ Scheiße.“, sagt er und fährt sich durch die Haare. „ Das kannst du laut sagen.“, antwortet sie bekümmert und mit Tränen in den Augen. „ Hast du schon einen Test gemacht?“, fragt er jetzt und während sie
noch den Kopf schüttelt, holt sie einen Test aus ihrer Tasche. „ Das wollte ich mit dir zusammen machen.“, sagt sie. „ Okay, dann leg mal los.“, meint er und seufzt. Sie nickt, geht ins Badezimmer und kommt kurze Zeit später wieder zurück. „ Und?“, fragt Kiano und läuft zu ihr. „ Er braucht zehn Minuten.“, sagt sie nur und legt ihn auf ihren Schreibtisch. Kiano nimmt ihre Hand und drückt sie feste. Als nach zehn Minuten Rosalies
Uhr piept,
zucken beide zusammen. „ Bitte guck du. Zwei Streifen ist positiv und einer negativ.“, sagt Rosalie zu ihm und schiebt ihn zum Tisch. Als er drauf guckt, sagt Kiano zuerst gar nichts. „ Zwei Streifen.“, sagt er schließlich leise. „ Ich wusste es.“, sagt sie leise und lässt sich auf ihr Bett fallen. „ Scheiße.“,
murmelt sie dann. Kiano geht zu ihr, beugt sich über sie und wischt behutsam eine dicke Träne weg, die ihr über die Wange kullert. Ängstlich schaut sie ihn an. „ Machst du jetzt Schluss?“ „ Nein, ganz sicher nicht. Wir haben das zusammen verbockt und wir werden das zusammen durch stehen! Wann wollen wir es deinen Eltern sagen?“ „ Noch nicht. Ich will auf jeden Fall noch warten. Nenn das Verdrängung, aber es ist so.“, sagt sie erschrocken. „ Okay. Sag mir
Bescheid, wenn du so weit bist. Ich werde dir da auf jeden Fall beistehen. Auch, wenn ich tierische Angst vor deinem Dad habe!“, erklärt Kiano und wischt erneut eine Träne weg. Jetzt lächelt Rosalie ein wenig. „ Ich bin ja bei dir, dann tut er dir nichts.“, meint sie und zwinkert. „ Am Samstag wollen meine Eltern essen gehen und wir müssen auf die Kleinen aufpassen. Willst du vielleicht auch kommen, es ist sonst so langweilig.
Und Zac kommt auch, wenn ich das richtig verstanden habe, dann kannst du ihn kennen lernen.“, wechselt Kiano jetzt das Thema. „ Klar, ich komme gerne. Wird sicher lustig, wenn wir alle zusammen auf Ida und Kolja aufpassen.“, willigt Rosalie ein.
Rosalies Stimme erkannt hat. Lachend begrüßt diese den Hund. „ Hey, und was ist mit mir?“, fragt Keshia gespielt eingeschnappt. „ Du kommst danach. Vorher gibt der Hund doch keine Ruhe.“,
meint Rosalie und umarmt ihre Freundin, als sie sich wieder aufrichtet. „ Ich muss dir unbedingt Zac vorstellen. Er diskutiert im Wohnzimmer mit Ida. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, ihm ein Heiratsversprechen zu entlocken.“, meint Keshia und Rosalie lacht. Kiano kommt aus der Küche und begrüßt seine Freundin. Gemeinsam gehen sie ins Wohnzimmer und Keshia stellt ihr Zac vor. Die beiden verstehen sich
auf Anhieb gut. Ida hüpft ungeduldig neben ihrer Schwester rum. „ Teshia, der Zeiger ist fast oben!“, ruft sie. „ Ja, ich komme jetzt. Setzt euch schon mal auf die Couch.“, meint diese, ohne das Kind richtig zu beachten und unterhält sich weiter. Nach drei Minuten schreit Ida von der Couch aus: „ Jetzt ist er oben, Teshia! Tomm danz schnell, sonst hats schon andefangen!“ Also greift Keshia schnell zur Fernbedienung
und schaltet den Fernseher an. „ Wenn es die Sesamstraße mal nicht mehr gibt, dann stirbt Ida.“, sagt sie zu den anderen, als sie zurück kommt und die lachen. Als die Sesamstraße vorbei ist, kommt Ida zu den Großen. „ Teshia, darf ich die Sesamstraße von destern gucken? Mama hat die aufdenommen, aber ich tonnte die destern nich gucken, wegen den doofen Zahnarzt.“, erklärt sie und schaut ihre Schwester bittend an. „ Na gut.
Aber nicht Mum erzählen und danach geht’s ins Bett!“, meint Keshia und schaltet ihr die Aufnahme ein. „ Mir ist kalt, kann ich nen Tee haben?“, fragt Rosalie und alle schauen sie schräg an. „ Was denn? Darf man nicht mal Temperaturschwankungen haben?“, fragt sie und Keshia eilt in die Küche, um das Wasser heiß zu machen. Gerade, als sie
mit der Tasse wieder zurück kommt, ist es plötzlich stockdunkel. „ Teshia, der
Sandmann ist wed!“, kommt Idas Schrei aus der Dunkelheit. „ Wahrscheinlich ist eine Sicherung raus geflogen.“, vermutet Zac. „ Lass uns mal im Keller nach sehen.“, schlägt Kiano vor. „ Jungs, ihr müsst nachdenken. Geht erstmal vor die Haustür und ermittelt, ob’s an uns liegt oder alle rund rum im Dunkeln sitzen.“, meint Rosalie, die mittlerweile auf der Couch zwischen Ida und Kolja sitzt. Während Kolja sich ängstlich an ihr
fest klammert, beschwert Ida sich nur darüber, dass sie jetzt den Sandmann verpasst. Vorsichtig tastet Keshia sich mit dem Tee vor zur Couch. Als sie fast dort und der Meinung ist, jetzt einen freien Weg zu haben, stolpert sie plötzlich über Lulu. Der heiße Tee schwappt über und landet auf dem Hinterteil des Hundes. Der gibt sofort ein Mark erschütterndes Jaulen von sich und springt auf. „ Oh Gott, das tut mir so Leid. Meine arme
Lulu! Wo bist du, Süße?“ Schuld bewusst sucht Keshia nach dem Hund, nachdem sie Rosalie ihre Tasse gereicht hat. Jetzt kommen Kiano und Zac zurück. „ Okay, es liegt nicht an uns. So weit man sehen kann, ist alles finster, auch die Straßenlaternen. Scheinbar liegt die ganze Umgebung im Dunkeln.“, teilt Zac den Mädchen mit. „ Na super. Dann können wir jetzt nur warten, bis das Licht wieder an geht.“, meint Keshia. „ Habt ihr
Kerzen?“, fragt Rosalie jetzt. „ Ja. Ich glaub, ich weiß sogar, wo sie sind.“, antwortet Kiano und macht sich gleich auf den Weg. Kurze Zeit später ist er mit einer Hand voll Teelichter wieder zurück. „ Toll, hat jemand Feuer?“, fragt Keshia. „ Hab ich direkt mit gebracht. So doof bin ich doch nicht!“, meint ihr Bruder und drei Sekunden später leuchtet die erste Kerze auf. „ Kiano.“, sagt Kolja und streckt seinem großen Bruder die
Arme entgegen, als alle
Kerzen angezündet sind. Der setzt sich auf die Couch und nimmt ihn auf den Schoß. „ Ist doch gemütlich.“, meint er aufmunternd, doch Kolja schüttelt nur den Kopf. Keshia kriecht auf dem Boden rum. „ Lulu! Wo bist du denn? Och komm schon, ich muss mir das angucken, das muss gekühlt werden.“ „ Du bist echt krank, du redest mit deinem Hund.“, meint Rosalie lachend. „ Ja, viele Leute reden mit ihrem Hund!“, erwidert
Keshia leicht eingeschnappt und sucht weiter. „ Ich hab sie!“, kommt es kurz darauf aus der Küche und Keshia zieht den widerstrebenden Hund zum Couchtisch, auf dem die Kerzen stehen. „ Och komm schon, im Dunkeln kann ich doch nichts sehen!“, fleht sie, doch der große Hund denkt gar nicht daran, ihr zu folgen. „ Hey mein Mädchen, komm mal her.“ Als Lulu Kianos Stimme hört läuft sie schnell zu ihm und reißt Keshia von den Füßen,
die an ihrem Halsband hängt. Fluchend steht die auf und klopft sich die Kleidung ab, als sie bei Kiano angekommen sind. „ Lass mal sehen. Oh ja, dein Hinterteil sieht ein bisschen verkohlt aus. Keshia, hol mal was zum Kühlen.“, weist er seine Schwester an. „ Immer ich.“, murmelt die beleidigt und tastet sich in die Küche zurück. „ Armes Lululein, hat die böse Teshia dir weh detan?“, fragt Ida und hockt sich neben den Hund. „ Hallo?
Ich bin gestolpert!“, kommt es empört aus der Küche. „ Hallo? Gucken!“, ruft Ida zurück. „ Es war dunkel, Ida!“ „ Na und? Du hast doch fünf Sinne!“ Rosalie kichert. „ Seit wann fällst du mir in den Rücken?“, fragt Keshia, als sie zurück kommt und Lulu ein Kühlakku aufs Hinterteil presst. „ Ich weiß auch nicht…“ Jetzt zögert Rosalie kurz und beißt sich auf die Unterlippe. „ Obwohl… eigentlich weiß ichs schon. Komm
mit, dann erzähl ichs dir.“, meint sie und schaut Kiano jetzt viel sagend an. „ Was hat sie denn?“, fragt Zac, als die
Mädchen draußen sind. „ Das darf ich nicht ohne ihre Erlaubnis erzählen.“, meint Kiano nur. Als die Beiden wieder kommen, ist Keshia leicht weiß im Gesicht und schaut ihren Bruder entsetzt an, der nur hilflos die Schultern zuckt.
Kleinen?“ „ Kolja hat glaube ich ein bisschen Angst, fühlt sich aber bei Kiano ganz sicher. Und Ida geht’s prächtig, abgesehen von der Tatsache, dass sie den Sandmann nicht zu Ende gucken konnte und deshalb auch keinen Schlafsand abbekommen hat und aus diesem
Grund heute Nacht auch nicht schlafen kann, meint sie.“, erklärt Keshia und ihre Mutter lacht. „ Okay, schick sie nicht ins Bett. Wartet einfach, bis sie einschläft, das kann nicht mehr so lange dauern. Wir kommen, sobald der Strom wieder da ist, okay? Aber wer weiß, wie lange das noch dauert, also wartet nicht auf uns.“, weist Thalea ihr ältestes Kind an und verabschiedet sich dann. Wie von Thalea voraus gesagt, schläft Ida zehn
Minuten nach dem Telefonat in Rosalies Armen ein und auch Koljas Augen sind nur noch winzige Schlitze. „ Komm, wir bringen sie hoch.“, sagt Kiano zu Keshia. „ Und warum kann ich das jetzt nicht machen?“, fragt Rosalie. „ Weil sie zu schwer für dich ist.“ „ Keshia ist das gewohnt.“, fügt er mit einem Seitenblick auf Zac hinzu. „ Na meinet wegen.“, sagt sie und verschränkt trotzig die Arme vor der Brust. Zac betrachtet die
Situation leicht Stirn runzelnd, sagt aber nichts.
ihre Mutter hoch guckt, lächelt sie leicht. „ Tja, wie es aussieht, kriegst du wohl doch noch ein Geschwisterchen.“, meint sie. Mit dieser Antwort hat Rosalie nicht gerechnet. „ Du bist AUCH schwanger?“, fragt sie leicht schockiert. „ Wieso auch?“, fragt Tracey leicht misstrauisch. „ Ähm, ich meine
weil… naja, erst Lucy, dann Thalea und jetzt du halt.“, antwortet ihre Tochter leicht holperig, doch Tracey schöpft keinen Verdacht. „ Achso. Aber sag Dad bitte nichts, ich will ihn überraschen.“ Perplex nickt Rosalie und läuft in ihr Zimmer. Dort lässt sie sich auf ihr Bett fallen, nimmt ihr Telefon und wählt die Nummer der Linleys. Keshia geht ans Telefon. „ Shaya! Gut, dass du direkt dran bist. Ich hab das Problem meines Lebens!“, sagt Rosalie aufgelöst. „
Du bist schwanger?“, fragt Keshia. „ Das hängt damit zusammen. Meine Mum hat mir eben verkündet, dass sie schwanger ist! Dann haben wir zwei Babys im Haus. Und noch schlimmer: Ich muss es ihnen jetzt bald sagen, mein Bauch wächst langsam aber sicher!“ „ Scheiße. Aber ich fürchte, da musst du durch. Ich kann dir da auch nicht helfen, tut mir Leid.“, meint Keshia bedauernd. „ Okay, bitte gib mir Kiano.“, sagt Rosalie
niedergeschlagen. „ Hör zu, ich habe beschlossen, dass wir es morgen meinen Eltern sagen, ich kann es nicht mehr all zu lange verstecken.“, sagt sie zu ihm, direkt als er ans Telefon kommt. „ Okay.“, seufzt er. „ Wann soll ich kommen?“ „ Komm, sobald du kannst, ich will das jetzt hinter mich bringen!“, sagt sie mit weinerlicher Stimme und die beiden verabschieden sich mit einem unbehaglichen Herzklopfen voneinander.
kommt. Um zehn Uhr gehen sie zusammen runter,
um etwas zu frühstücken. Auch Tracey und Joe sind bereits aufgestanden und schauen erstaunt, als sie Kiano sehen. „ Warst du gestern Abend auch schon hier?“, fragt Joe und Rosalie schüttelt den Kopf. Beide setzen sich an den Tisch, bekommen aber keinen Bissen runter. „Geht’s euch gut? Seid ihr krank?“, fragt Tracey und schaut sie prüfend an. Rosalie ist mittlerweile ziemlich blass und schüttelt den Kopf. „ Wir müssen
euch was sagen.“, sagt sie und greift nach Kianos Hand, der sie kräftig drückt. „ Okay ihr Süßen, was habt ihr auf dem Herzen?“, fragt Tracey und lächelt aufmunternd. Gleich lächelt sie nicht mehr. denkt Kiano leicht verzweifelt. „ Wir haben ja… genau, zuletzt… und dann, am nächsten Morgen… und gestern habe ich beschlossen, es euch zu sagen.“, beginnt Rosalie stotternd. „ Ja genau, so war das… und jetzt haben wir den Wurm im Salat. Im übertragenden
Sinne …“, fügt Kiano noch hinzu. Verständnislos schauen Rosalies Eltern die Beiden an. „ Okay, noch mal von vorne bitte und in ganzen Sätzen.“, sagt Joe. „ Weißt du noch, als du uns vor circa nem Monat die Kondome gegeben hast? Und als Rosie Pillenpause hatte? Naja und seitdem sind wir, bin ich… nein, Rosalie ist schwanger.“, bringt Kiano endlich die Wahrheit raus. Joe springt auf und schaut fassungslos auf den Bauch seiner Tochter.
Allerdings kann er nichts sehen, da sie ein weites T-Shirt trägt. Auch Tracey ist aufgesprungen und schaut ungläubig von Rosalie zu Kiano. Sekunden lang ist es totenstill und niemand bewegt sich. Doch plötzlich gibt Joe Kiano eine Ohrfeige. Rosalie schreit auf und umklammert mit beiden Händen den Arm ihres Freundes. Ihre Augen füllen sich mit Tränen und sie sieht ihren Vater enttäuscht an. Dann wendet sie sich Kiano zu
und betrachtet seine Wange.
Behutsam streichelt sie darüber. „Joe.“, sagt Tracey nur, geht um den Tisch herum zu ihm und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „ Ihr habt also Joes Kondome benutzt?“, fragt sie jetzt ruhig und die Beiden nicken mit eingezogenen Köpfen. Jetzt schaut Tracey ihren Mann vorwurfsvoll an. „ Ich hab dir doch gesagt, es lag an den Kondomen.“, sagt sie zu ihm und wendet sich wieder Kiano und Rosalie zu. „ Wir haben nämlich vor etwa zwei
Wochen die gleichen Kondome benutzt und wie ihr sicherlich beide wisst, bin ich ebenfalls schwanger.“ „ Dann ist ja wohl klar, wer hier die Schuld trägt. Wo hast du die gekauft, Dad? In ner öffentlichen Toilette ausm Automaten oder was?“, fragt Rosalie triumphierend. „Nein, die sind aus einem hochwertigen Discounter und tragen das Gütesiegel sehr gut!“, antwortet Joe gereizt. „ Dann sollten die das aber noch mal
gründlich überprüfen!“, meint Kiano ebenfalls gereizt. „ Hätten wir Unsere benutzt, wäre das sicher nicht passiert.“, meint Rosalie, dreht sich um und zieht Kiano hinter sich her aus der Küche. In ihrem Zimmer lässt sie sich auf ihr Bett fallen und atmet erleichtert aus. „ Geschafft!“, sagt sie nur und Kiano nickt, ebenfalls erleichtert. „ Willst du deine Wange kühlen?“, fragt Rosalie jetzt, setzt sich wieder auf und schaut
ihn besorgt an. „Nein, das geht schon wieder.“, beruhigt er sie. Zur selben Zeit läuft Joe in der Küche vor seiner Frau auf und ab und rauft sich die Haare. „ Wir müssen ihnen jetzt zeigen, dass wir sie unterstützen!“, sagt die gerade. „ Ich will sie ja gar nicht unterstützen!“, antwortet er, leicht bockig. „ Joe, sie brauchen jetzt unsere Hilfe, du kannst sie nicht einfach im Stich lassen!“, sagt Tracey eindringlich. „ Stell dir vor, wie es Lucy oder
Lea gegangen wäre, ohne die Unterstützung
ihrer Eltern und Freunde.“, fügt sie noch hinzu. „ Sie haben ja Freunde.“, meint Joe nur trocken. „ Man Joe, verdammt noch mal! Es gibt nichts Schlimmeres, als von den eigenen Eltern zurück gewiesen zu werden und ich verlange von dir, dass du dich mit mir zusammen darum kümmerst. Lea und Cody werden auch helfen und
dann schaffen wir das, alle zusammen. Und ich will, dass du dich bei Kiano entschuldigst, weil du ihn geschlagen hast. Es ist deine Pflicht, dein Kind zu lieben, egal, welche Scheiße es baut!“ Mit dieser Standpauke hat Tracey Joe offenbar endlich auf ihre Seite gezogen, denn er zuckt diesmal nur ergeben die Schultern und seufzt. „ Dann komm.“, sagt Tracey und streckt ihm ihre Hand entgegen. „ Jetzt sofort?“, fragt er bestürzt und sie nickt. Vor
Rosalies Zimmer angekommen, klopft sie kräftig, doch es kommt keine Antwort. Auch nach einem zweiten energischen Klopfen rührt sich nichts. Vorsichtig öffnet Tracey die Tür und schaut ins Zimmer. Kiano und Rosalie liegen eng aneinander gekuschelt auf dem Bett und schlafen. Lächelnd zieht Tracey ihren Kopf zurück und schließt die Tür wieder. „ Sie schlafen. Wahrscheinlich haben die armen Geschöpfe heute Nacht vor
Aufregung kaum ein Auge zu bekommen.“, sagt sie zu Joe und die Beiden gehen gemeinsam wieder runter.
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