Romane & Erzählungen
Der Schatten hinter mir

0
"Der Schatten hinter mir"
Veröffentlicht am 06. Oktober 2013, 96 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: lassedesignen - Fotolia.com
http://www.mystorys.de
Der Schatten hinter mir

Der Schatten hinter mir

Einleitung

Ich habe nie darüber nachgedacht, ob es besser wäre ein Leben lang allein zu sein oder immer wieder unglücklich zu werden, von Dingen die einem das Leben verändern können oder die man liebt.

Ich heiße Alice, bin Achtzehn und lebe in einer Stadt Namens East Sussex in Hastings. Ich liebe sie wegen ihrer Berge und der grünen Landschaft im Sommer. Im Winter weniger aber ich liebe es. Wenn ich ganz hoch auf den Berg gehe, dann kann ich das Meer sehen. Manchmal wenn ich versuche aus meinem Alltag zu flüchten, dann gehe ich hinauf und lasse mich einfach in das gemalte grün der Wiese fallen. Dann schließe ich die Augen und lausche den Vögeln, lasse mir vom Wind, der sanft über meine Haut streichelt, dass Haar ins Gesicht wehen. Oft träume ich einfach so vor mich hin und merke nicht

wie die Zeit verstreicht. Und wenn ich dann meine Augen wieder öffne und merke, dass der Wind aus Richtung des Meeres kälter geworden ist und die Sonne langsam den Horizont streift, dann blühen die glücklichen Momente meines Lebens in mir auf. Die Farben, die das wunderschöne Abendrot mir vor meine Augen führt, ist fast nicht zu beschreiben. Ich sehne mich einfach nur danach, die schönen Gedanken in mir zu behalten und allen Kummer zu vergessen.

  Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und die Luft ist so rein, dass man jeden noch so feinen Windhauch auf der Haut

spürt und jeden Duft der ein umhüllt wahr nimmt. Die längst aufgestiegenen Sterne haben mir meinen Heimweg beleuchtet und den Genuss meines zufrieden Seins gestärkt. Ich laufe auf eine kleine Gasse zu, in der es nur so von Werbebannern leuchtet und schon ist das schöne Gefühl von Freiheit und Stärke wieder mit dem Windhauch davon geflogen. Jetzt spüre ich, dass der angenehme Wind nicht mehr angenehm ist, sondern eher unangenehm kühl wirkt. Mir ist kalt und ich lege einen Schritt zu um schnell Daheim zu sein.

Dort erwartet mich bestimmt schon meine liebevolle Mutter, die für mich wie eine

Schwester oder Freundin ist. Meine beste Freundin. Sie heißt Cheryl und steht in der Blühte ihres Lebens, doch hält sich nicht viel vom älter werden.

Ich habe gerade die Türe hinter mir geschlossen, da höre ich sie schon meinen Namen rufen.

" Alice..? "

" Ja, Mom ich bin es "

" Sehr schön, du kommst gerade richtig..! Ich wollte etwas mit dir besprechen..! "

Ich ging zu ihr in die Küche, wo Mom schon wieder über einen Stapel mit Unterlagen für ein Kollege, auf das ich gehen soll hing. Das macht sie jetzt

schon seit Monaten. Jeden Tag kommen Stapel weise Werbekataloge mit der Post und meine Mom liest jedes von vorne bis hinten.

Meine Mutter arbeitet als Rechtsanwältin in ihrer eigenen Kanzlei und ist so gut wie nie Zuhause. Oft muss sie zu Seminare für einige Tage verreisen oder sie bemerkt nicht, dass ich einfach aus dem Haus gehe und erst spät zurück bin, so vertieft ist sie in ihre Arbeit. Doch wenn ich etwas auf meinem Herzen habe, dann ist sie die Erste, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht.

" Alice mein Schatz setz dich doch bitte kurz mal her zu mir..! "

" Mom was gibt’s...? "

" Alice wie du weißt kommt jeden Tag eine neue Kollegebroschüre für dich und ich suche das Richtige aus, damit ich dir so nah wie möglich sein kann. "

" Mom es sind noch 4 Monate bis ich mit der 12. Klasse fertig bin...! Warum beeilst du dich so sehr damit, darf ich mir nicht selber ein Kollege heraus suchen, was mir zusagen könnte..? "

" Sicher Schatz...! Aber es gibt da noch etwas anderes worüber ich mit dir reden möchte..! "

Meine Mutter machte ein trauriges aber irgendwie doch glückliches Gesicht. Ich konnte nicht wirklich erkennen, was sie mir jetzt gleich hätte sagen wollen.

" Wie du weißt,,! " Fing sie an und ich wusste, dass sie gleich wieder über die Arbeit reden würde.

" Wie du weißt, ist es in den letzten Monaten nicht sehr gut gelaufen seit dein Vater nicht mehr bei uns ist. "

Ach ja mein Vater. Er starb vor etwa 7 Monaten an Lungenkrebs, keiner hatte etwas bemerkt, nur eines morgens wachte er auf und hatte das Gefühl, er würde gleich ersticken. Als dann der Notarzt ankam, war es leider schon zu spät. Sie konnten nichts mehr für ihn tun. Er klagte schon seit längerem über Schmerzen, doch wie es nun mal so ist, einen Mann dazu zu bewegen, einen Arzt

aufzusuchen, ist genauso schwer, als würde ein Kind versuchen einen vollen Eimer mit Wasser zu tragen. Er starb in den armen meiner Mutter. Er war ein wunderbarer Vater und ich höre noch immer wie er mich liebevoll seine Prinzessin nannte. Mom ist eher die Strengere aber mein Vater hat mir soweit alles durchgehen lassen und da ich viele Jahre zeit hatte um auszutesten, wie ich es anstellen muss, um meinen Willen zu bekommen, habe ich ihn schnell um den Finger wickeln können.

Mom vergrub sich seitdem in der Arbeit aber es nutzte ihr nicht viel, denn ohne

Klienten hatte sie nicht wirklich viel zu tun. Mein Vater war der, der immer irgendwo die Klienten her zog und meine Mutter machte überwiegend den Bürokram und die kleinen Fälle. Mein Vater schnappte sich die Großen und fischte sie so ans Land, wie ein Angler mit seinem Fischernetz.

" Alice ich habe ein Angebot aus Philadelphia bekommen und ich könnte schon in zwei Wochen dort anfangen. Ich weiß es ist sehr kurzfristig für dich aber ich habe es mir gründlich überlegt und ich glaube der Tapetenwechsel würde dir auch sehr gut tun. Ich habe bemerkt, dass du seit dem Tod deines Vaters immer

mehr deine eigene Welt aufbaust und niemanden mehr mit einbeziehst. Ich weiß ich habe mich in den letzten Wochen, bzw. den letzten Monaten auch nicht sehr gut um dich gekümmert aber ich liebe dich und möchte, dass es dir gut geht. "

Ich lauschte nur den Worten meiner Mutter und starrte Gedanken verloren aus dem Fenster. Moms Worte rauschten an mir vorbei, als würde ich in freier Luft stehen und ein Wind würde meine Ohren kitzeln. Ich dachte an die schöne Aussicht auf dem Berg, von wo ich das Meer sehen kann und in meiner Fantasie

hörte ich es rauschen, wie die Wellen an der Stadtmauer abprallten. Plötzlich riss mich etwas aus meinem Traum.

" Alice...! Alice Schatz..! Ist alles in Ordnung mit dir..? "

Ich antwortete nur mit einem seichten " Ja ...! "

" Hast du mir gerade zugehört..? " Fragte mein Mom ganz erschrocken, als sie sah, dass ich immer noch Gedanken verloren aus dem Fenster starrte. Er habe zwar mitbekommen, dass sie mir von einem Umzug erzählte aber ich wollte es nicht hören, denn ich müsste hier alles hinter mir lassen und jeder der mir wichtig war, würde ich in den

kommenden zwei Wochen ein letztes mal sehen können.

Als ich meinen Kopf langsamer als in Zeitlupe zu ihr drehte, bemerkte ich, dass meine Mutter Tränen in den Augen hatte.

" Schatz ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll. Seit Wochen siehst du nur aus dem Fenster und redest kein Wort mehr mit mir. Wenn ich frage ob wir etwas unternehmen, dann schließt du dich in dein Zimmer ein und kommst lange Zeit nicht mehr heraus. Bitte sag mir was mit dir los ist. "

Was sollte ich ihr sagen..? Ich wusste selber nicht mal was ich hatte, geschweige was in mir vor ging.

Jedenfalls erklärte mir meine Mom, dass wir in den nächsten Wochen nach Philadelphia umziehen werden und sie mir in der Nähe das beste Kollege aussuchen würde, dass zur Verfügung steht. Besser gesagt, was ihren Ansprüchen gerecht werden konnte. Ich sagte meiner Mutter nur, dass wir morgen darüber reden, weil ich müde bin und nur noch schlafen möchte.

Ich ging hinauf in mein Zimmer und schloss dir Tür hinter mir ab. Ich öffnete das Fenster und lies mich auf mein Bett fallen. Als ich meinen Blick durch das Zimmer wandern lies, fiel mir auf, dass wieder ein Bild an meiner Wand fehlte.

Ich hatte von jedem Jahr meines Alters ein Bild an der Wand hängen um meine Veränderungen der letzten Jahre genauer zu beobachten. Ich zählte nochmals nach und tatsächlich fehlte eins. Es sollten achtzehn Bilder dort hängen aber ich konnte nur siebzehn zählen. Ich stand auf und ging noch einmal runter in die Küche, wo noch immer meine Mutter saß mit den Kollegebroschüren.

" Mom hast du mein Bild gesehen, was ich erst letzte Woche neu an meine Wand gehangen habe..? "

" Nein Schatz, ich wusste ja nicht einmal, dass du wieder ein neues

gemacht hast. "

Woher sollte sie es auch wissen, wenn sie nie in mein Zimmer kam, wenn ich sie immer von meinem Leben abschnitt.

" Hmm...okay vielleicht ist es ja auch von der Wand gefallen hinter meine Kommode. "

" Vielleicht...! " Antwortete sie und warf mir beiläufig ein lächeln zu.

Also ging ich wieder hinauf in mein Zimmer und suchte nach dem Bild hinter der Kommode. Doch als ich sie mehr nach vorne schob, um dahinter schauen zu können, stellte ich fest, dass das Bild nicht da war. " Wo ist es...? " Sagte ich

zu mir selbst und rückte die verdammt schwere Kommode wieder an ihren gewohnten Platz. Seit ungefähr drei Monaten verschwinden verschiedene Dinge aus meinem Zimmer und langsam zweifle ich an meiner Zurechnungsfähigkeit. Bildete ich mir das alles nur ein? Aber wie soll etwas aus meinem Zimmer verschwinden, wenn niemand darin gewesen ist. Ich beschloss mir nicht weiter darüber Gedanken zu machen und verschwand ins Bad um mich für das Bett fertig zu machen. Nach einer ausgiebigen Dusche und langem Zähne putzen warf ich meiner Mom nur ein " Nacht Mom ich

geh schlafen..! " zu und verschwand ohne gehört zu haben, ob sie mir geantwortet hat in mein Zimmer.

Ich legte mich in mein Bett und schloss meine Augen.

 

 

In dieser Nacht konnte ich mal wieder nicht richtig schlafen und wälzte mich in meinem Bett hin und her. In meinem Traum lief ich durch die Straßen Hastings und spürte, dass etwas hinter mir ist. Es war aber kein Gefühl von Angst, was in mir aufstieg. Im Gegenteil ich lief ganz normal weiter und drehte mich nicht einmal um. Ich hörte keine

schritte hinter mir, ich nahm keinen laut war, nur das stapfen meiner eigenen Schuhe auf dem Asphalt. Jedoch spürte ich, dass da etwas ist. Nur wusste ich nicht was es war. Nacht für Nacht hatte ich den Traum und wusste nicht, was er zu bedeuten hatte.

Manchmal wenn ich mit meiner Mom über einige meiner Träume sprach, sagte sie, ich sei außergewöhnlich, so wie es meine Grandma gewesen ist. Sie konnte Dinge im Schlaf sehen, wie sie im realen Leben passieren. Meist kamen die Dinge erst viele Zeit später aber alles aus ihren Träumen wurde real. Meine Grandma war eine herzliche, kleine, zierliche Frau, die

ab und zu mal einen Witz auf Lager hatte um eine Runde voller Miesgesichter aufzuheitern. Oft auf Kosten Anderer. Sie konnte einem das Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermitteln. Sie hatte lange weiße Haare, die sie immer zu einem Zopf geflochten hatte und ihre Augen waren blau wie das Meer. Sie strahlten Liebe und Vertrauen aus. Meine Mom sieht ihr zum verwechseln ähnlich und ich eigentlich auch, nur habe ich braune Haare, nicht wie meine Mutter blonde lockige und meine Augen sind grün wie die einer Katze. Als ich noch klein war nannte mich meine Grandma immer ihr kleiner Tiger, wegen ihrer stechenden Art wenn ich jemanden ansehe. Sie war die

Mutter meines Dad´s und vor zwei Jahren ebenfalls an Krebs gestorben. Sie war bis zum Ende eine starke Frau. Ich vermisse sie!!

Nachdem ich mich die ganze Nacht rum gewälzt habe und immer noch nicht wusste, was dieser Traum Nacht für Nacht zu bedeuten hatte, war ich doch sehr erschrocken darüber, dass ich extrem munter und nicht verschlafen war. Ich schaute auf die Uhr und konnte meinen Augen nicht trauen. Es ist sieben Uhr früh und es ist Samstag. Warum wachte ich an einem nicht schulischen Tag so zeitig auf. Ich wollte den Tag gleich gut beginnen und schaute zum

Fenster hinaus um zu sehen, ob es heute wieder so ein wunderschöner Tag wie gestern werden würde. Als mir auffiel, dass das Fenster geschlossen war und nicht offen stand, wie ich es letzte Nacht, als ich zu Bett ging hinterlassen habe, wunderte ich mich aufs neue. Ich fing wieder an, an mir zu zweifeln aber schob den Gedanken wie immer schnell zur Seite. Vielleicht irre ich mich ja auch und ich weiß es nur nicht mehr, weil ich so müde war und es geschlossen habe, als ich so halb im Tiefschlaf war.

Ich ging die Treppe runter, direkt in die Küche. Setzte für meine Mutter wie jeden morgen ihren Kaffee auf und nahm mir einen packen Joghurt aus dem

Kühlschrank, den ich dann mit meinem Müsli mischte. Durch den sanften Duft von frisch gekochtem Kaffee erwachte meine Mutter und kam ganz verschlafen in die Küche geschlendert.

" Mom wie lange hast du diese Nacht wieder an den Unterlagen gesessen..? " Fragte ich sie mit Sorgen falten auf meiner Stirn.

" Hmm..Guten morgen Alice...! Freut mich auch dich frisch und munter zu sehen..! "

Die Ironie stand meiner Mutter direkt auf der Stirn geschrieben. Ich verzog nur das Gesicht und stellte ihr den heißen Kaffee an ihren gewohnten Platz.

" Wieso bist du schon so zeitig auf

Schatz, wir haben doch heute Samstag...! "

" Ach ich weiß auch nicht, ich bin einfach aufgewacht und war hell wach..! Da die Sonne draußen scheint wollte ich den Tag früh beginnen und nicht faul im Bett liegen und den halben Tag verpassen. "

" Schön..! Und was machst du heute..? Wollen wir mal wieder etwas zusammen unternehmen..? Ich habe gestern alles erledigt, was bis Montag erledigt hätte sein müssen und somit das ganze Wochenende für dich zeit. "

Ich rief mir meine Mutters Worte von gestern Abend wieder in den Kopf und begegnete ihr mit einem " gern..! Was

schlägst du vor..?"

" Hm was hältst du davon, wenn wir heute auf den Jahrmarkt gehen, der unten in der Stadt ist? "

" Ja klingt nicht schlecht "

Ich schlang mein Müsli mit Joghurt runter und verzog mich schnell wieder in mein Zimmer. Nachdem ich mir hundert verschiedene Outfits für den Tag aussuchte und mich nicht entscheiden konnte was ich davon anlegen werde, habe ich mich dann doch wieder für eine einfache Jeans und T-Shirt entschieden.

Mittlerweile war meine Mutter schon fertig und wartete auf mich in der Küche.

" Schatz wie lange brauchst du noch? "

" Ich bin in fünf Minuten unten! "

Als ich die Treppen runter kam, stand meine Mom schon voller Freude unten an der Treppe und wäre am liebsten durch ein einfaches Fingerschnipsen schon beim Jahrmarkt. Meine Mutter freute sich so sehr auf diesen Frauentag, dass sie die ganze Fahrt runter in die Stadt nicht mehr aufhörte zu reden.Endlich waren wir da und das Parkplatzproblem verfolgte uns. Meine Laune war schon tiefer als unser Keller, als meine Mom schrie. " Endlich der gehört mir! "


Wir parkten ein und meine Mutter stürmte aus dem Auto ohne ihren heiß geliebten Mercedes abzuschließen.

" Mom hast du nicht was vergessen? "

Dann bemerkte sie, dass sie noch den Knopf ihrer Fernbedienung drücken musste um das Auto abzuschließen.

Als ich das letzte mal auf einem Jahrmarkt war, war ich sieben, soweit ich mich erinnern kann. Da nahm mich mein Dad mit und er fuhr mit mir auf einem Kinderkarussell. Ich glaube sogar ich saß in einem Schwan. Ich schaute mich um und wurde von den vielen Eindrücken fast verschlungen. Alles war so riesig und Bunt. Meine Mom war schon am nächsten Zuckerwattestand verschwunden und überlegte, ob sie die rote oder weiße Zuckerwatte nehmen sollte. Wobei ich da keinen großen Unterschied erkenne. Manchmal frage

ich mich, wer von uns die Erwachsene ist. Ich schaute mich weiter um und erkannte etwas, was wie eine Achterbahn aussah. Ich überredete meine Mom, dass wir eine runde damit fahren sollten. Zwar war das nicht so leicht, denn meine Mom litt schrecklich unter Höhenangst aber wenn sie mit dem Flugzeug fliegen kann, dann kann sie auch mit mir in einer Achterbahn fahren. Mit diesem Argument überzeugte ich sie und sie folgte mir widerwillig. Als wir endlich drinnen saßen, überkam mir wieder dieses Gefühl was mich seit Monaten umschwirrt. Ich fühlte da ist etwas, was mich beobachtet nur weiß ich nicht was es ist. Ich drehte mich um und schaute,

ob ich jemanden erkennen würde, der mich anstarrt.

" Was hast du Alice? "

" Alice...? "

Meine Mom schaute mich mit ihren wunderschönen großen Augen an und sie hatte wieder diesen Angst erfüllten Blick an sich.

" Nix Mom, ich habe nur geschaut, ob jemand hier ist, den ich vielleicht kenne. "

" Und hast du jemanden erkannt..? " Fragte sie.

" Nein! "

Dann ging es los die Bügel unserer Sitze schlossen sich und ich spürte die Hand meiner Mom, die sich um meine

klammerte. Ich habe meine Mutter nie gesehen, wie sie in einem Flugzeug sitzt und ob sie auch dort vor Angst schwitzen würde. Aber ich war mir einer Sache total sicher, dass sie erleichtert sein wird, wenn wir wieder aus der Achterbahn steigen und sie festen Boden unter sich spürt. Und da ich meine Mutter sehr gut kenne, bin ich mir einer weiteren Sache ebenfalls sehr sicher, dass sie das Thema vom gestrigen Abend nochmal anschneiden wird, werde ich ihr wohl nachgeben müssen, da sie der Achterbahn nachgegeben hat. 


Ich habe hier nicht viele Freunde, weil ich eher ein Alleingänger bin und lieber

die Ruhe genieße als auszugehen. Doch die Freunde, die ich habe, werde ich mit Sicherheit vermissen. Weiterhin verspürte ich die Blicke von irgendwem in meinem Nacken. Jeden Abend spüre ich die Anwesenheit in meinem Zimmer aber da ist niemand. Was ist das nur? Was stimmt mit mir nicht? Von der Fahrt bekam ich nicht wirklich etwas mit, denn ich konzentrierte mich auf die unsichtbaren Blicke, die auf mir ruhten. Als wir endlich zum stehen kamen, war meine Mutter heilfroh und konnte es gar nicht erwarten aus dem Wagon zu steigen. sie zog mich hinter sich her und steuerte Schnurstracks auf den nächsten Süßigkeitenstand zu. In

meiner Familie ist es ein Segen, dass wir soviel Süßes essen können ohne herumzulaufen wie ein aufgeblasener Ballon.

" Mom mir reicht es langsam mit dem Jahrmarkt..! "

" Wieso Schatz wir haben doch noch nicht an jedem Stand die Süßigkeiten probiert..! "

" Ich weiß aber ich fühle mich heute nicht so und die vielen Leute machen das Ganze auch nicht besser..! " Diese ausrede klappte bei mir schon immer.

" Was hast du Schatz..? "

" Nichts nur die vielen Menschen..! "

" Okay dann lass uns heimfahren und dort einen schönen Tag machen. Was

hältst du davon, wenn wir uns etwas bestellen und uns in Bademänteln und Handtüchern im Haar einen DVD ansehen? Wir könnten uns auch wie früher gegenseitig die Nägel lackieren und Haare machen..! "

" Klingt gut..! " Das war gelogen..!

Wir stiegen ins Auto und fuhren langsam aus den Menschenmassen raus und um so näher wir unserem Haus kamen, umso unwohler wurde es mir. Jeden Meter, den wir mit dem Auto zurück legten, festigte sich das Gefühl des unsichtbaren Etwas in meiner Nähe. Immer und immer wieder spürte ich, dass da etwas ist, was mich beobachtet und mein Verlangen es zu finden wuchs zu einer unerschrockenen

Neugier. Meine Mom lies mich schon vor der Garage aus dem Auto aussteigen und ich ging zur Vordertür herein. Als ich meine Hand auf die Türklinke legte durch fuhr mich ein zucken und dann ein leichter Schmerz. Vor meinem Auge erschien ein Schatten und als ich zu Boden fiel, hatte ich das Gefühl, als würden mich Arme auffangen.

Nach ungefähr einer Ewigkeit kam ich wieder zu mir und ein heller Schein des Sonnenlichts störte meinen müden Blick. Meine Mom war gleich zur Stelle und zog die Gardine des Fensters zu. Jetzt konnte ich mich genauer umsehen und erkannte, dass ich in unserem hellen großen Wohnzimmer auf der weißen Ledercouch

lag. Meine Mom kam auf mich zu und ergriff meine Hand.

" Alice wie geht es dir..? "

" Mom..? was ist passiert..? "

"Ich weiß es nicht, als ich ins Haus durch die Garagentür kam, warst du noch nicht drin und ich schaute zur Eingangstür raus und sah dich auf dem Boden liegen..! "

"Aber wer hat mich dann aufgefangen..? "

"Wie meinst du das..? Da war niemand der dich aufgefangen hat..! Obwohl es mich wundert, dass du dir nichts getan hast..! "

" Mom ich bilde mir das doch nicht ein. Du musst mich aufgefangen haben, denn

ich habe Arme unter mir gespürt! "

" Nein Alice ich war nicht da..! Das hast du wahrscheinlich geträumt, in der Zeit, wo du nicht anwesend warst. "

Ich merkte, dass es nichts half mit meiner Mutter weiter darüber zu reden.

" Hm..! Wird wohl so gewesen sein.. "

Umso mehr ich mir sagte, dass ich Arme spürte, umso klarer wurde es mir, dass ich noch einen schwarzen Schatten sah. Dieser Schatten muss mich wohl gehalten haben. Aber was oder wer war es, der mir die Umrisse eines Schattens vor die Augen geführt hatte. Meine Mutter sorgte sich sehr um mich und wollte einen Arzt holen wegen meiner scheinenden Verwirrung. Doch ich war mir ziemlich

sicher, dass ich da jemanden gesehen, beziehungsweise gespürt habe.

Die letzte Nacht lies mich nicht wirklich in den Schlaf fallen, denn ich fragte mich immer wieder, was es war, was mich vor dem harten Fall auf unsere Veranda geschützt hat aber ich fand keine Lösung und fing langsam an zu Glauben, dass ich allmählich den Verstand verliere. Ich schälte mich aus meinem Bett und ging wie gewohnt nach unten um mir mein morgendliches Müsli zu machen, als ich den Geruch von Kaffee wahr nahm. Meine Mutter war schon auf und stand in einem Chaos aus Umzugskartons und Unterlagen. Sie war dabei für Philadelphia zu packen, was ich

natürlich aus meinem Kopf verbannt hatte. Aber so richtig konnte ich es auch nicht verstehen, warum meine Mom ihr heiß geliebtes Hastings verlassen und in einem weit entfernten Land neu anfangen möchte. Mir hingegen macht es nicht wirklich etwas aus, obwohl ich es vermissen werde oben auf meinem Berg im grünen Gras zu liegen und die frische Meeresluft ein zu atmen. Was wird mich in Philadelphia erwarten?

" Guten Morgen Mom..! Bist Du schon fleißig am Packen..?!!! "

" He guten Morgen meine Schlafmütze..! Ja und ich weiß gar nicht, wohin ich das alles verpacken soll, denn es gibt soviel Dinge, die ich nicht wegwerfen möchte.

Es sind auch sehr viele Dinge von deinem Dad "

" Mom wann werden die ganzen Sachen abgeholt, denn ich habe noch gar nicht angefangen zu packen."

" In 2 Tagen kommt der Umzugswagen, der das Ganze dann in unser neues Haus in Phili bringt. "

Oh man 2 Tage, wie soll ich das nur schaffen! Wenn ich nicht gerade Ferien hätte, dann hätte ich neben der Schule noch Umzugsstress. Umso näher der Tag unserer Abreise rückt, umso mehr macht es mir sorgen, wo all die Dinge sind, die seit Monaten aus meinem Zimmer verschwinden. Werde ich sie beim Packen der Kartons wieder finden oder werde

ich für immer darauf verzichten müssen. Naja ich schob alles beiseite, aß mein Müsli und machte mich daran mein Zimmer in unzählig viele Kartons zu verstauen.

Nachdem die Sonne anfing den Horizont zu streifen, viel mir ein, dass ich mich noch gar nicht bei meiner Freundin Ashley Gemeldet habe. Sie war nicht wirklich davon begeistert, dass ich ans andere Ende der Erdkugel umziehen werde. Irgendwie werde ich sie schon vermissen, denn sie war das genaue Gegenteil von mir. Ich bin eher der ruhige Typ und sie plappert 24 Stunden am Stück. Trotz das es mich oft störte, habe ich es auch genossen, weil sie mich

so auf andere Gedanken gebracht hat.

Ihr Telefon klingelte nur einmal, schon war sie am anderen Ende der Leitung und erzählte mir gleich wieder von einem Typen unseres Alters, den sie am Wochenende in der Stadt gesehen hatte. Doch als sie ihm zulächelte wandte er seinen Blick ab. Das verkraftet Ashley gar nicht, denn sie beschrieb ihn als ihren Traummann. Jetzt möchte sie unbedingt herausfinden, wer er ist und woher er kommt.

" Also mein Plan sieht so aus. Du kommst um zwanzig Uhr zu mir und wir gehen dann in den Pub einen Trinken! "

" Ashley ich muss....... " Ich kam gar nicht zum ausreden, da fiel sie mir wie

gewohnt ins Wort.

" Keine Widerrede so machen wir das, denn Alex ist jeden Donnerstag im Pub und mein Traummann stand bei seiner Jungengruppe, also denke ich er gehört zu Alex. "

" Hm okay wir reden später! Bis dann..! "

Na toll mein Plan vom Nachtschicht einlegen und Kartons einpacken ist durchkreuzt, jetzt werde ich morgen wieder nicht ausschlafen und ein letztes mal auf meinen Berg gehen können um mich von meinem Lieblingsort zu verabschieden.

" Mom ich werde später mit Ashley noch auf einen Sprung ins Pub gehen. Wir

bleiben aber nicht lange. "

" Okay Schatz, viel Spass und Grüß Ashley von mir "

 

Die erste Begegnung

The Harrow´s ist unser Lieblings Pub und wir sind seit unserem 18. Geburtstag jeden Freitag hier eingekehrt, doch seit dem Tod meines Dad´s war mir nicht nach Menschenmassen um mich herum und daher bin ich vielleicht in den letzten 7 Monaten nur fünf mal hier gewesen. Was Ashley natürlich jedes mal als Aufhänger benutzte, wenn ich mich mal wieder in meiner eigenen Welt vergrub. Kaum angekommen hörte ich meinen Namen und es wurden aus einer Stimme viele. Ich wollte mich einfach nur in Luft auflösen, denn meine ganze Klasse hat sich im Pub versammelt um meinen Abschied zu feiern. Warum feiert man so was? Sollte man da nicht eher eine Trauerfeier daraus machen, denn man verliert doch einen Menschen, den man mag. Wenn man das Ganze mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, dann ist es eigentlich sehr deprimierend, denn ein Mensch der einem etwas bedeutet, geht womöglich für immer aus dem Leben aller um einem herum und das macht traurig. Doch alle veranstalten eine Party und wenn man es dann falsch versteht, könnte man es als Freude aller auffassen, dass man für immer aus dem Leben der Anderen geht. Aber es ist natürlich nicht so, denn eine Abschiedsparty ist dafür gedachte, einem den Abschied leichter zu machen und alle nochmal beisammen zu haben um sich verabschieden zu können, so fällt es einem leichter „ Bye „ zu sagen.

Alle stürmten auf mich zu und erzählten mir wie sehr sie sich freuen, dass ich gekommen bin. Sicherlich bin ich gekommen, denn gegen Ashley kommt keiner an und was sie sagt ist Gesetz. Eigentlich habe ich einen Dickkopf aber wenn ich den gegen Ashley einsetzen würde, würden wir aus dem Diskutieren nicht mehr heraus kommen, denn sie findet immer wieder Mittel und Wege mich zu überzeugen. Also lasse ich es lieber!

Daniel aus meiner Klasse kam auf mich zu und ich sah ihm schon von weitem an, dass es kein Smalltalk werden wird. Daniel ist circa 2 Köpfe größer als ich und einer beliebtesten Jungen unserer Schule. Ungefähr 90 % der Mädchen unserer Schule schwärmen für ihn, denn er sieht wirklich gut aus. Er ist der Teamchef unserer Kricketmannschaft und mit Muskeln an allen dafür bestimmten Stellen beschenkt. Aber er liebt es zu reden und das nicht wenig.

" Alice wann geht es denn genau los..? "

" Naja am Samstag kommt der Umzugswagen und lädt unsere ganzen Möbel und Kartons ein für die Überlieferung in die USA. Wir Fliegen dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag los. "

" Und wirst Du alles hier vermissen..? "

" Ich denke schon, der Sonnenuntergang von meinem Lieblingsplatz aus zu betrachten wird mir sehr fehlen. "

" Nur der Sonnenuntergang..? "

Mir war klar, dass er das fragen wird und ich musste innerlich lachen.

" Was sollte ich denn noch vermissen..? "

" Hm..! " Sein Blick verriet mir alles. Daniel wollte wieder sein Ego gestärkt haben und hören, dass ich ihn vermissen werde.

Ich lächelte frech und sagte ihm " Dich werde ich natürlich am meisten vermissen!! "

Ich drehte mich um und lies ihn mit seinem gestärkten Selbstbewusstsein stehen und suchte mir eine ruhige Ecke, in der ich mich verkriechen konnte um allen aus dem Weg zu gehen.

Vor Ashley kann man sich nie verstecken, sie findet jeden und alles. Vielleicht sollte ich sie mal auf die Suche schicken nach meinen verschwundenen Sachen.

" Alice was machst du denn hier, ich habe dich gesucht..!"

" Naja jetzt hast du mich ja gefunden! "

" Ich habe den Jungen gesehen, von dem ich dir vorhin am Telefon berichtet habe. Aber jetzt scheint es so, als würde er nicht zu Alex gehören. Er sitzt die ganze Zeit an der Bar und trinkt ganz einsam ein Ale. "

" dann geh doch zu ihm hin und sprich ihn an. Du bist doch eine selbstbewusste starke Frau..! "

" Waaas...? Ich soll zu ihm gehen..? Was soll ich ihm sagen..? "

Das ist Ashley Live, denn sie hat immer eine große Klappe aber wenn es um Jungs geht, die sie süß findet, ist sie extrem Schüchtern und stottert nur so vor sich hin.

" Ach was hast du denn zu verlieren..? Du hast ihn jetzt zum zweiten mal gesehen und ihr habt noch kein Wort gewechselt. Wer weiß, ob ihr euch danach je Wiedersehen werdet. "

" Ja schau ihn dir doch an, seine ganze Ausstrahlung macht mich ganz wirr im Kopf. "

" Süße ich sehe ihn nur von hinten und kann nur sagen, dass er einen schönen Rücken hat. Geh rüber und sprich ihn an, wenn er dich abweist, kannst dich ja wieder zu mir in mein Versteck zurück ziehen."

" Toll du hast gut reden, denn dich sprechen die Jungs ja alle an und musst sie nicht auf dich aufmerksam machen. Neben dir bin ich ja das schwarze Entlein, was das Bild der weißen Schwäne stört. "

" Geh jetzt sonst schiebe ich dich rüber..! "

Ashley stand widerwillig auf und richtete noch einmal ihr Haare und zupfte an ihrem Oberteil herum, dann schlich sie sich von hinten an und tippte mit dem Zeigefinger auf seine Schulter.

Er drehte sich wie in einer Zeitlupe zu ihr um und ich konnte in sein Gesicht blicken. Unwillkürlich fiel mir mein Kiefer auf den Boden, denn ich habe noch nie so etwas schönes gesehen. Es schien fast so, als würde er eingehüllt in einen Schein aus Gold. Bis dahin hätte ich schwören können, seine Haare wären schwarz gewesen aber ich habe ihn ja nur von weitem und von hinten gesehen. Jetzt wo der goldene Schein seine Silhouette beschreibt und ich den Blick nicht abwenden kann, bin ich gezwungen ihn mir genauer anzusehen. Seine Haare sind wie reinste Mahagoni mit zartem braun gestreift, etwas wirre Frisur und einzelne Strähnen fallen durcheinander in seine Stirn. Sein Gesicht scheint wie von einem Pinsel gemalt, die Konturen sind so weich, dass jeder Winkel seines Gesichts sanft erscheint. Die Farbe erinnerte mich an einen goldfarbenen Sonnenuntergang. Und obwohl ich ungefähr acht Meter von ihm entfernt sitze, ist mir so als ob ich in seinen Augen Diamanten glitzern sehe, die sich mit einem türkis vermischen. Ich kann nicht anders als ihn an zu starren. Zum Glück sitze ich in einer Nische, aus der ich mich vorbeugen muss, um ihn zu sehen. Er bewegte seine Lippen und es scheint als würde er leicht lächeln. Bei dem Anblick wurde mir ganz warm um mein trauriges Herz und ich erwischte mich, wie sich ein kleines Lächeln um meine Mundwinkel formte. Plötzlich drehte er sich weiter um und da bemerkte ich, dass Ashley fragend zu mir schaute, doch ihr Blick war nicht wie erwartet fröhlich, sondern eher enttäuscht. Auf einmal schwenkte mein Blick von Ashley auf diesen unbeschreiblich schönen Anblick von Mann. Sein Blick traf meinen, ich erschrack und versteckte mich wieder in meiner Nische. Was war das..? Warum hat es mich so erschreckt ihm in die Augen zu sehen..? Tausende dieser Fragen sausten plötzlich durch meinen Kopf und ich bemerkte nicht, dass Ashley wieder neben mir saß und Trübsal blies.

" Alice woran denkst du...? Alice...? Erde an Alice bitte melden sie sich, ihre Freundin ist traurig."

Ich blickte auf und versuchte meine Gedanken zur Seite zu schieben.

" Was ist denn raus gekommen..? Was hat er gesagt..? "

" Ach wenn er doch nur was gesagt hätte und wenn es nur ein Buuh gewesen wäre aber er schaute mich nur an und lächelte, dann drehte er sich zu dir um und ich stand da wie bestellt und nicht abgeholt. "

" Mensch Süße das tut mir leid aber was hast du denn zu ihm gesagt? "

" Nicht viel, nur dass er mir schon vor ein paar Tagen aufgefallen ist und ich ihn jetzt mal ansprechen wollte. Ging wohl mal wieder in die Hose. Du wanderst aus und ich geh ins Kloster und werde Schwester Mary Clairens, wie die aus Sister Act. "

Endlich die Uhr schlug Zwölf und ich wollte mich auf den Weg nach Hause machen.

" Ashley kommst du mit, ich werde jetzt los gehen.? "

" Alice bitte bleib noch ich möchte auch nicht mehr lange bleiben, lass uns noch rasch austrinken..okay..?!! "

Jede Frage die Ashley stellt ist automatisch ein Befehl und ich kann mich diesem komischer Weise nie entziehen. 

Der Abschied

Als wir auf dem Heimweg waren, fragte ich Ashley noch einmal, was der mysteriöse Unbekannte zu ihr gesagt hat, denn ich war mir sicher, dass ich seine Lippen sich bewegen gesehen habe.

" Und was hat dein Traummann nun gesagt..? "

" Hm naja nur er fühlt sich geehrt und dann drehte er sich zu Dir rüber. "

" Er schaute mich an, als könnte er meine Gedanken lesen und sein Blick verriet mir, dass er wusste, wie genau ich ihn mir angesehen habe und was ich dachte. "

" Er sieht verdammt gut aus, richtig..? "

" Ja er hat etwas Geheimnisvolles an sich. "

" Stimmt aber er scheint sich für niemanden zu interessieren. "

" Vielleicht hat er ja eine Freundin aber ich habe ihn auch nie zuvor hier gesehen. "

" Ja, jetzt wo du es sagst, wo kommt er her? Ich glaube das werde ich wohl nie heraus finden, denn er scheint nicht an mir interessiert zu sein. "

" Ach Ashley du solltest aufhören nach deinen Prinzen zu suchen. "

" Alice du hast gut reden, die ganzen Jungen aus unserer Schule liegen dir zu Füßen und du könntest dir einen aussuchen, ich hingegen wirke so unscheinbar neben dir. "

" Das klingt ja fast so, als würdest du mir einen Vorwurf machen. "

" Nein das tue ich nicht aber ich möchte auch gern mal wieder erfahren, wie es ist, wenn einem der Hunger weg bleibt, weil der Bauch voll gestopft ist mit Schmetterlingen. Seit Jason sich von mir getrennt hat, sind jetzt zwei Jahre vergangen und bei der Auswahl an Jungen hier, muss es doch einen geben, der sich erbarmt. " Ich musste lachen.

" Du klingst wie eine alte Frau, die schon mit einem Bein im Grab steht und die noch einmal einen Kuss ergattern möchte, bevor sie endgültig den Löffel abgibt. "

" Genauso fühle ich mich! "

Vor Ashley´s Haus blieben wir stehen und konnten uns irgendwie nicht trennen, denn das ist der letzte gemeinsame Moment, den wir miteinander haben. Wir wissen nicht, ob es für immer sein wird oder nur für eine lange Zeit. Mit jeder Sekunde rückte der Abflug immer näher und umso weniger wollten wir uns verabschieden. Jetzt wurde es auch mir mulmig, denn erst jetzt begriff ich, dass ich in Phili ganz allein bin, abgesehen von meiner Mutter aber das ist nicht das Gleiche, denn mit Freundinnen im gleichen Alter zu sprechen über Dinge, die einem beschäftigen ist nicht das Gleiche als ein Spruch von einem Erwachsenen. Sicherlich ist meine Mom in vielen Dingen noch Jung geblieben aber sie sieht die Dinge anders und gibt den passenden Ratschlag, woanders als bei einem Mädchen, das noch wenig Erfahrung im Leben hatte. Manchmal helfen auch die falschen Ratschläge um im Leben zu lernen.

" Ashley...es wird Zeit und ich muss gehen. "

" Mensch Alice wieso musst du umziehen..? "

" Das habe ich dir doch erklärt aber ich werde dich schrecklich vermissen! "

Ashley standen die Tränen in den Augen und es war ihr merklich anzusehen, dass der Abschied ihr wirklich schwer fällt.

" Ich dich auch! Und du meldest dich auf alle Fälle, wenn ihr angekommen seit. "

" Es ist ein riesiger Zeitunterschied, du wirst schlafen, wenn bei uns gerade mal Mittag ist. Ich schreibe dir sobald ich meinen Laptop ausgepackt habe, okay..! "

" Ja..ist gut ! "

Langsam stiegen auch mir die Tränen in die Augen und ich wollte Ashley, die mich zum Abschied fest in den Arm nahm, nicht los lassen. Eine Träne kullerte mir über die Wange und ich konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Mein Magen wurde ganz flau und ich hatte das Gefühl, mein Herz würde zerreißen. Ashley war von dem Moment an, wo ich denken konnte meine beste Freundin und wir durchlebten Dinge, die man nur mit ihr durchleben kann. Sie ist in den Jahren unserer Freundschaft ein wichtiger Teil meines Lebens geworden und sie jetzt zu verlieren, scheint mir das Herz aus meiner Brust zu reißen.

" Was soll ich nur ohne dich machen..!? "

" Wir schreiben sehr oft und du wirst eine neue beste Freundin finden. "

" Nein werde ich nicht, denn wir kennen uns schon zu lange, um das was wir hatten mit einer Anderen aufzubauen. "

" Doch wirst du und sei nicht immer so ein Dickschädel! "

Ich löste mich und nahm ihre Hand, drückte sie leicht und drehte mich um. Ich schaute nicht zurück, denn umso weiter ich von ihr ging, umso stärker wurde das Gefühl des Schmerzes in meiner Brust. Ich wusste, wenn ich mich jetzt umdrehe, wird Ashley noch immer da stehen mit Tränen in den Augen. Dieses Wissen machte mir den Abschied sehr schwer, denn mit jedem Schritt entfernte ich mich von ihr und unserer Freundschaft.

Der Heimweg wurde mir von den Sternen beleuchtet, der Himmel war so klar, dass die Sterne mir so nah erschienen, dass ich sie hätte greifen können. Ich stand einfach nur da, schaute in die Nacht und bewunderte die Sterne. Werde ich auch in Philadelphia das Glück haben in einem Meer aus Sternen zu entfliehen und das warme Gefühl, was sie ausstrahlen haben oder werde ich auch das als Erinnerung in mir tragen müssen. All diese Fragen beschäftigten mich so sehr, dass ich keinen hauch von Müdigkeit in mir spürte. Ich verspürte nicht einmal den Drang heim zu gehen, ich wollte nur hier stehen und in die wundervollen Sterne über mir schauen.

Als ich so da stand, bemerkte ich, dass mich ein kalter Schauer übermannte aber es war eigentlich nicht kalt. Ich kam wieder zu mir und schaute mich um. Was war das..? Was hat mir die Gänsehaut zugeführt? Denn erstaunlicher Weise war heute eine sehr warme Nacht, obwohl wir es erst Anfang Mai haben und die Nächte doch noch sehr kühl erscheinen. Ich lief die Straße entlang und hatte irgendwie das Gefühl, ich würde verfolgt werden. Wieder drehte ich mich um aber wie immer war es keine Angst, die in mir aufstieg, wie immer war niemand zu sehen. Ich entschloss mich nicht weiter drüber nachzudenken und lief weiter. Das Gefühl, dass da jemand hinter mir ist wurde immer stärker und ließ es mich nicht zur Seite schieben. Ich blieb stehen und fragte mit leiser Stimme.

" Wer bist Du..? " Ich lauschte und spürte wie mein Herz immer mehr anfing zu schlagen.

Aber nichts, nichts was auf meine Frage antwortete. Ich lauschte noch einen Moment weiter, dann lief ich weiter Nachhause. Mit jedem Schritt überlegte ich, ob ich mir das alles nur einbilde oder ob da etwas oder jemand ist, der mich verfolgt. Ist es der Gleiche, den ich bei meinem Ohnmachtsanfall auf unserer Veranda gesehen habe und der Sachen wie Fotos von mir oder meinen Bären, den ich von meinem Dad geschenkt bekommen habe, verschwinden lässt oder verliere ich doch allmählich den Verstand. 

Der Umzug

Als ich die Augen aufschlug, hörte ich in unserem Haus mehrere Stimmen, die sich unterhielten. Ich stieg aus meinem Bett und warf einen Blick aus dem Fenster und sah, dass ein riesiger Umzugswagen in unserer Einfahrt stand. Ab und zu sah man mal einen Mann mit Kartons laufen oder einem leichten Möbelstück. Schnell warf ich mir noch meinen Trainingsanzug über und schlich die Treppe herunter. Natürlich ist das schleichen nur im übertragenem Sinne gemeint, denn die Stufen unserer Treppe knarrten so arg, da hätte nicht einmal Einbrecher unbemerkt eine Chance. Oben würde wahrscheinlich

meine Mutter schon mit der Flinte auf ihn gezielt warten und hoffen ihn davon jagen zu können. Als mein Vater starb, holte meine Mom Grandpa´s altes Jagdgewähr aus dem Keller und verstaute es unter dem Bett.

" Alice mein Schatz..! Guten Morgen..hast du gestern noch schön gefeiert..? Du bist ja zeitig wieder Daheim gewesen! "

" Du warst noch wach als ich Heim kam? "

" Ja denn ich bin auch sehr spät zu Bett, weil ich den Rest der Sachen bis heute fertig eingepackt haben wollte. Die Transportfirma ist heute schon sehr Früh gekommen. "

" Oh und wie ich sehe, ist auch schon fast alles verladen! "

" Ja und es fehlt nur noch das Zeug aus deinem Zimmer. "

" Gut dann werde ich mir schnell etwas zum Anziehen holen, danach können die Männer meine Möbel und Kartons raus holen. "

" Mach das, ich sag schon mal Bescheid. "

Als ich wieder runter kam, standen nur noch der Küchentisch und zwei Stühle da und meine Mom hat mir mein Joghurt-Müsli schon fertig auf meinen Platz gestellt. Ich lies mir zeit mit dem Essen und beobachtete die Männer beim tragen meiner vielen Kartons. Es ist ein

komisches Gefühl das Haus so leer zu sehen. So lang wie ich denken kann habe ich hier gewohnt und nun sieht es nur noch aus wie eine leere Hülle. Es steigt ein unwohles Gefühl in mir auf, als ich mich so umschaute. leere Wände, keine Bilder die alles angenehmer gestalten, keine Blumen die den Raum mit ihrem Duft füllen und jeder Ton der gesprochen wird hallt ganz klar wieder. Ich würde am liebsten schreien und meine Mutter bitten den Umzug rückgängig zu machen aber es ist zu spät. Die Möbel sind verpackt und die Tür geschlossen.

Jetzt waren meine Mom und ich ganz allein und wir standen im Wohnzimmer, was jetzt viel größer wirkte als mit

Möbel. Sie hatte unser Haus wunderschön eingerichtet, außer dem Wohnzimmer war alles mit alten restaurierten Möbeln bestückt und liebevoll Dekoriert. An den Wänden hingen Landschaftsgemälde oder Bilder mit Stillleben. Mein Zimmer hingegen war das reinste Chaos. Alles was sich in den Jahren angesammelt hat, wurde wirr durcheinander gewirbelt aufgestellt. Und jetzt..? Jetzt ist mein Zimmer einer weitere leere Hülle von mir..!

" Mom..? Es geht jetzt alles so schnell, dass ich das Gefühl habe ich würde ersticken. "

" Ich weiß, es geht mir nicht anders. "

" Hast du nicht auch Angst alles zu

vergessen, alles was dir an einem schlechten Tag ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat..? "

" Ja und am meisten habe ich Angst deinen Vater zu vergessen, zu schnell..! "

" Ich glaube es ist Zeit, wir müssen los. Lass uns noch etwas essen gehen, bevor wir zum Flughafen fahren. "

Wir schauten uns an und wollten nicht wirklich einen Schritt Richtung Ausgang machen. Dann wäre der Umzug endgültig. In meiner Mom´s Gesicht konnte ich erkennen, dass es ihr extrem schwer fiel all das hinter sich zu lassen und weit von ihrem bisherigem Leben, ein Neues zu beginnen. Auf der Fahrt zum Restaurant sprachen wir kein Wort

und ließen uns alles noch einmal durch den Kopf gehen. Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass wir gerade an Ashley´s Haus vorbei fuhren. Plötzlich überkam mir wieder dieses erdrückende Gefühl und ich wäre am liebsten aus dem Auto gesprungen, zu ihr an die Tür gerannt um sie noch einmal zu sehen. Als wir vorbei fuhren, kam es mir so vor, als würde sich alles um uns herum in Zeitlupe bewegen. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen und in meinem Hals bildete sich ein riesiger Kloß, der drohte mir die Luft ab zuschnüren.

" Mom lass uns nur Essen zum Mitnehmen holen, ich habe keine Lust jetzt in einem Restaurant zu sitzen und

auf den Abflug zu warten. Bitte.  "

" Du sprichst mir gerade aus der Seele, denn ich bin auch froh, wenn ich dieses Gefühl des Unwohlseins los bin, denn wir würden immer auf die Uhr schauen und die Zeit würde nicht vergehen."

" Ja du hast recht. "

Endlich wahren wir am Flughafen angekommen und holten unsere Tickets am Schalter ab, als ich, so schien es mir, den Jungen aus dem Pub sah. Bilde ich mir das ein? Aber was sollte er hier machen? Mit einem Kopfschütteln versuchte ich diesen Irrtum abzuschütteln.

" Hmm..Komisch..! "

" Hast du was gesagt..? " Fragte Mom,

weil ich nicht nur innerlich zu mir sprach, sondern laut vor mich hin brummelte.

" Nein ich habe nur laut gedacht. "

Der Mann am Schalter checkte unseren Flug ein und stellte unsere Koffer auf die Waage, wo er dann auf einem Laufband weiter geleitet wurde.

Wir saßen in der großen Halle, wo wir auf den Aufruf warteten, dass es Zeit zum Boarden ist. Ich schaute mich in der Halle um, als mir ein junger Mann auffiel, der mit dem Rücken zu uns saß. Mein Blick wollte nicht von ihm weichen und wieder überkam mir das wohlig warme Gefühl, dass ich bei dem Jungen im Pub hatte. Doch was sollte er hier

machen und warum sollte er den gleichen Flug wie wir nehmen. Ich dachte mir, ich laufe einfach mal eine Runde, um zu sehen, ob es sich um den selben Jungen handle. Als ich aufstand und einen Schritt machen wollte, ertönte eine Stimme aus einem Lautsprecher.

" Now Lady´s and Gentlemen's it´s time for Boarding on the Flight from London to Philadelphia."

Hm mein Plan wurde mal wieder durchkreuzt, Plan B muss her. Also schnell Tasche greifen und eine der Ersten in der Reihe sein, dann kann ich sehen, wo der Junge, dessen Namen ich nicht wusste, seinen Sitzplatz hat. Ich habe ja jetzt den ganzen Flug zeit

herauszufinden, wer er ist und woher er kommt.

Wir stiegen ins Flugzeug ein und fanden gleich unsere Plätze, ich wählte den Fensterplatz, denn meine Mom kämpft schon jetzt mit ihrer Angst, was ihr merklich anzusehen war. Ich beobachtete jeden Passagier, der an uns vorbei lief und als dann plötzlich die Durchsage kam.

" Alle Passagiere an Bord und wir starten in circa zwei Minuten..! "

Stellte sich mir die Frage, wo ist er und warum ist er überall da, wo auch ich bin und ist er der Junge aus dem Pub..? Mir schlüpfte ein lautes " Hmm..! " über meine Lippen und meine Mom wandte

sich wie angesprochen gleich zu mir.

" Alice was hast du..? "

" Nix ..naja irgendwie nix..! "

" Was ist das denn für eine Antwort?! "

" Als ich mit Ashley im Harrow´s war, hat sie mir einen Jungen gezeigt, den sie sehr süß findet aber er sie anscheinend nicht. Als wir vorhin im Wartesaal saßen, dachte ich ich hätte ihn wieder erkannt, denn er strahlt etwas besonderes aus, was meinen Blick an ihn fesselt. Ich dachte er steigt ins gleiche Flugzeug wie wir aber er tat es nicht. "

" Okay ..! Und wer ist dieser Junge..? "

" Das weiß ich ja eben nicht, denn ich habe ihn im Pub zum ersten Mal gesehen und wollte ihn hier im Flugzeug

ansprechen, ob er hier nur im Urlaub war und wie er heißt. Ashley meinte sie habe ihn noch nie gesehen in Hastings. "

" Gut und jetzt quält dich das Ganze, weil du deine Fragen nie beantwortet bekommst. "

" Ja kennst mich ja..! "

Der Flug dauerte ewig und ich versuchte zu schlafen, was mir doch sehr leicht viel und so bekam ich den weiteren Flugverlauf nicht wirklich mit.

" Sehr geehrte Fluggäste wir erreichen in wenigen Minuten den Flughafen in Philadelphia und wir hoffen ihnen hat der Flug gefallen und freuen uns, wenn sie wieder mit Britisch Airlines fliegen! "

Ich schlug meine Augen auf und blickte auf den uns näher kommenden Boden, bis wir endlich ankamen.

 

 


 

Mein neues Zuhause

" Wow Mom ist das unser Haus? "

" Ja mein Schatz! "

Das was sich hier vor meinem Augen auftat, konnte ich nicht fassen, denn im Gegenzug zu unserem Haus in Hastings, was für mich auch schon groß war, war das ein Palast. Als wir mit dem Wagen zur Einfahrt ein bogen, öffnete sich ein riesiger Zaun und in der Mitte der Einfahrt stand ein wunderschöner Brunnen in dessen Mitte ein Engel stand und einen Krug über sich hielt, aus dem das Wasser sprudelte. Wir fuhren mit dem Auto um den Brunnen herum und suchten einen Platz für die Garage, als wir von dem pompösen Eingang überwältigt wurden. Uns entglitt die Unterlippe und viel lautstark zu Boden.

" Mom wer soll das bezahlen? "

" Wenn ich das nur wüsste! "

" Es ist ...wow..Mom ich habe keine Worte um das zu beschreiben. "

" Hmm..! " Eindeutig ging es ihr genauso.

" Schnell lass uns reingehen, ich möchte mein Zimmer sehen. "

Diesmal war ich Diejenige, die wie ein Kind aus dem Auto stürmte und zum Eingang rannte. Ich wollte gerade den Schlüssel ins Schloss stecken, als jemand die Tür öffnete.

" Hello Miss Mc Dowle..Willkommen in ihrem neuen Zuhause! Ich bin Maggi Ihr neues Hausmädchen "

" Ähm..Ja..ebenso..! "

Bitte was? Was rede ich da, die Dame an der Tür war angezogen wie ein Hausmädchen und war schon im Haus.

Sie lächelte nur und begrüßte ebenfalls meine Mom.

" Alice warte renn nicht einfach in das Haus und warte auf mich. "

" Mom beeile dich doch, die Koffer können wir später auch noch holen! "

Während ich auf meine Mom wartete schaute ich mich in der riesigen Eingangshalle um. Alles war in einem hellen Marmor gehalten, es wirkte strahlend und einladend. Das staunen schien nicht aufzuhören.

" Sorry Mam, wo ist denn mein Zimmer? "

Das Hausmädchen begegnete mir mit einem freundlichen Lächeln.

" Kommen sie mit ich werde es ihnen zeigen! "

Wir stiegen die breite lange Treppe hinauf zu meinem Zimmer und von oben konnte ich über den ganzen Eingangsbereich schauen. Auf beiden Seiten gingen Türen ab, die wohl jedes ein Zimmer dahinter versteckten.

" Das ist ihr Zimmer Mam ! "

" Oh mein Gott, wie groß ist das Haus ? "

" Das Haus hat sechs Schlafzimmer mit je einem Bad. "

" Sechs Zimmer..? Wir sind doch nur zu zweit..! "

Das Hausmädchen lächelte und mir wurde es langsam peinlich, denn jetzt kam ich mir vor wie in einem Traum, in dem ich von einer kleiner Hütte in einen Palast ziehe und mich anstelle wie eine Außerirdische, die das erste Mal etwas Unbekanntes probiert.

" Mom komm schnell hoch, du musst dir das ansehen! "

Meine Mutter schritt die Treppe ganz langsam herauf und bei jeder Stufe die sie bestieg, hatte man das Gefühl, dass ihr jeden Moment die Kinnlade auf den Boden fallen würde.

" Mom jetzt beeile dich doch, ich will mir dein Zimmer ansehen. "

" Ja Schatz ich beeile mich ja schon. "

" Davon merke ich aber nichts. Pass nur auf, dass du nicht gleich von einer Schnecke überholt wirst. "

" Bin ja schon da..! Wo ist den Mein Zimmer..? "

Das Zimmermädchen öffnete eine Tür gleich gegenüber meines Zimmers. Und plötzlich hörte man einen riesigen Knall. Unsere Kinnladen haben das Staunen nicht ertragen und haben sich der Schwerkraft ergeben.

" Mom es ist einfach wunderschön. "

" Hmm...! "

" Wie bist du zu dem Haus gekommen? "

" Das Haus gehörte einmal deinem Grossvater, er ist hier aufgewachsen und wir haben es nie verkauft nach dem Tod Beider. "

" Mom ist das ein Witz? Hier her sind Grandpa und Grandma immer im Winter gezogen? "

Ich wusste das mein Grandpa ursprünglich aus Amerika kam aber nicht, dass er in so einem riesigen Haus aufgewachsen ist. Ich fühle mich jetzt wie eine richtige Prinzessin. Unser eigenes kleines Schloss.

Nach der Besichtigung des ganzes Hauses war ich so fertig, dass ich mich in dem überdimensionalen Wohnzimmer auf die weiße Ledercouch schmiss und versuchte die Technik des mega großen Fernsehers an der Wand zu studieren. Alles hier in dem Haus war einfach nur atemberaubend und man kam aus dem staunen nicht mehr heraus. Trotz das alles so groß und Pompös war, wirkte es sehr warm und einladend.

Die erste Nacht in meinem neuen Zimmer war erstaunlich schnell vergangen, denn ich habe seit ewiger Zeit mal wieder richtig tief geschlafen. Leicht drang ein Sonnenstrahl in meine Augen und ich nahm einen leichten Geruch von Kiefern war. Ich streifte mich aus meinem Bett und öffnete die große Tür zu meinem Balkon, meinem eigenen Balkon. Ein weiteres Highlight dieses Hauses. Ich atmete die frische Luft ein und schloss die Augen um den Moment wirken zu lassen.

Dann streifte ich mir meinen Bademantel über und ging die riesige Treppe hinunter in die Küche, wo meine Mom schon an ihrem Kaffee nippte. Plötzlich stand das Hausmädchen vor mir und fragte, was ich zu Frühstücken wünsche.

" Guten morgen Miss Dowle, haben sie gut geschlafen? "

" Danke, sehr gut! "

" Darf ich ihnen etwas zum Frühstück bringen? "

" Ich hätte gern nur eine Schüssel Joghurt mit Müsli! "

" Sehr gern! "

Sie war außergewöhnlich freundlich in ihrer Ausdrucksweise, was ich eigentlich nur von den Engländern kenne.

" Hy Mom, wie hast du geschlafen? "

" Guten Morgen Alice! Sehr gut und bin auch schon zeitig wach gewesen und so ausgeruht. "

" Wann kommt denn der Umzugswagen mit unseren Sachen aus Hastings? "

" Wenn alles klappt, müsste er heute Nachmittag eintreffen. "

" Wow, wenn ich das Haus hier so betrachte, dann frage ich mich, wo wir die ganzen Sachen noch hinstellen sollen. "

" Ja das habe ich mir vorhin auch gedacht und bin daher auf die Suche nach einem freien Platz gegangen und ich habe in einer der Garagen einen Platz gefunden. "

" Eine der Garagen? "

Meine Mutter lachte.

" Ja so habe ich auch reagiert, als mich Maggi den Tipp gab."

Maggi ist das Hausmädchen, sie ist eine sehr zierliche circa dreißig jährige Thailänderin, die schon seit frühen Jahren bei meinen Großeltern arbeitete. Sie ist sehr freundlich und hat sich schnell der amerikanischen Kultur angepasst.

" Mal sehen was für Überraschungen noch auf uns zukommen! "

ich aß mein Müsli auf und begab mich in das wunderschöne Marmorbad, was rund rum mit dunklem Marmor verziert war. Es gab keine Minute die von staunen verschont blieb.

" Mom was machen wir heute? "

" Schatz ich dachte wir fahren ein wenig mit dem Auto und schauen uns hier die Gegend etwas an, was hältst du davon? "

" Klingt gut. "

Es war ein wunderschöner Tag heute und wir fuhren in den Wildlife National Park. Das ist ein Wildpark, der unter Naturschutz steht. Anschliessend besuchten wir das Civil War Library und das Museum. Das sind eine Bibliothek und ein Militärmuseum.

Das Civil Kriegsmuseum von Philadelphia interpretiert den Kampf für Freiheit, Gleichheit, und der nationalen Einheit in der Mitte des 19. Jahrhunderts, es erzählt die Geschichte des Bürgerkriegs aus der Perspektive der Personen, die sie geprägt hat und inspiriert eine erneute Widmung an die Nation, die Gründung und Grundsätze heute. Gegründet wurde es im Jahre 1865 von Veteran Union Army, Navy und Marine Corps Officer. Das Bürgerkrieg Museum von Philadelphia ist die älteste Institution des Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten. Es beinhaltet mehr als 3.000 Artefakte und mehr als 7.000 Fotos, sowie Hunderte von Kunstwerken. Feuerwaffen, scharfe Waffen, Uniformen, und Fahnen sind unter den vielen Objekten in der Sammlung. Es war alles so beeindruckend, dass wir nicht merkten, wie die Zeit verging.

Erstaunlich alles und die Eindrücke, ganz anders als in England. Es ist faszinierend, wie Menschen auf einem gleichen Planeten wohnen können und so unterschiedlich alles um sie herum sein kann. Es gibt so vieles in Phili zu sehen und ich habe ja jetzt eine lange Zeit, zeit wo ich mir alles ansehen kann.

Irgendwie war ich jetzt froh wieder auf dem Heimweg zu sein, außerdem knurrte mir ganz schrecklich der Magen und wenn ich Hunger habe, sollte mir lieber keiner so nah kommen, denn ich muss zugeben, dann werde ich zur Bestie. Ich könnte dann Berge verdrücken!

" Mom wie gefällt dir Philadelphia bis jetzt? "

" Also wenn ich beim Haus anfange und bei der Tour heute aufhöre, dann weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll mit staunen. Es ist alles so fremd, denn ich kenne nur New York und Hastings. "

" Im Gegensatz zu dir kenne ich nur England. Für mich ist das alles so neu und Eindrucksvoll. "

" Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass wir jetzt in Amerika leben. "

" Ja mir geht es genauso, ich denke noch immer es ist ein Traum. "

" Wir werden uns schon daran gewöhnen. Ich denke mal, bei mir wird es schneller gehen, denn ich werde ja ab morgen wieder arbeiten und Du hast noch Ferien, bis September. "

" ja schön ich werde mich langweilen so allein, du bist den ganzen Tag nicht Daheim und ich kenne hier niemanden, der mit mir etwas unternehmen könnte. "

" Alice ich weiss es ist schwer für dich alles zurück zu lassen und woanders neu Anzufangen aber du wirst auch hier neue Freunde finden. Frag doch Maggi, ob sie dir eine Führung gibt, sie scheint ganz nett zu sein. "

" Mom sie ist unser Hausmädchen, als ob es nicht schon schlimm genug ist, dass sie unsere Wäsche macht, da wird sie bestimmt nicht noch meinen Babysitter spielen wollen. "

" Stell dich nicht so an, frag sie doch einfach, wenn du dich langweilst. Du findest schon einen Weg. Ausserdem wenn die Ferien vorbei sind, wirst du schon Freunde in deiner neuen Klasse finden. "

" Ja aber bis es soweit ist, bin ich schon vor Langeweile gestorben! "

" Rede nicht immer so ! "

Daheim angekommen vernahm ich schon den Geruch von frisch gekochtem Essen, womit wir wieder bei meinem riesen Hunger wären, der sich quälend in meinem Magen meldete.

Ich schlang so schnell ich konnte alles in mich rein und machte mich dann auf in mein neues Zimmer. Dort legte ich mich auf mein Bett und wandte den Blick aus dem Fenster. Von da aus konnte ich direkt auf den Sonnenuntergang sehen und mich in meine Gedanken verlieren. Ich schloss meine Augen und wollte den Moment geniessen, als es an meiner Tür klopfte.

" Ja ? "

" Madam ich wollte ihnen ihre Sachen bringen, Ihre Mom meinte, sie wollen sie bestimmt haben."

" Oh ist sie dabei die Kartons auszupacken? "

" Ja sieht wohl ganz danach aus. "

Ich nahm ihr eine kleine Schachtel und einen leichten Karton mit meinen wichtigsten Dingen ab.

Als ich mich im Zimmer umsah, stellte ich fest, dann es keinen Platz gibt für meine Bilder und Erinnerungen. Das Zimmer war einfach perfekt so wie es ausgestattet ist. Jedoch öffnete ich die Schachtel um mir meine Sammlung von den letzten zehn Jahren meiner Entwicklung zu betrachten. Eigentlich habe ich keine grosse Veränderung durch gemacht, nur meine Haare sind länger und mein Gesicht markanter geworden. Doch noch immer sehe ich aus wie meine Mutter in ihren jungen Jahren. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es schon zehn Uhr am Abend ist und ich soviel Zeit damit verbracht habe in Gedanken zu schwelgen und die Zeit zu vergessen.

Ob es heute Nacht auch wieder so eine wohltuende Nacht wird, wie die letzte?

 

Der Besucher

Ein leises klopfen, danach eine sanfte Stimme flüsterte mir ins Ohr

" Alice, steh auf..! "

Ich schlug langsam meine Augen auf um zu sehen wessen Stimme es war, wobei die Auswahl nicht sehr groß ist.

" Mom? Wieso bist du schon wach? "

" Schau doch mal auf die Uhr Liebling, du hast den ganzen Morgen und Mittag verschlafen! "

Sie lächelte spöttisch, was sich in ihrer Stimme wieder spiegelte.

" Oh nein, es ist schon ein Uhr Nachmittags. Warum hast du mich nicht schon eher geweckt? "

" So wie du die Felder abgesägt hast, hat sich keiner in deine Nähe getraut. Du Schlafmütze ! "

" Mom mach dich nicht lustig, wenn ich noch so hilflos verschlafen bin. "

" Ach was, würde ich doch nie machen! "

Mit einem frechen lachen verschwand sie wieder mein Zimmer und ich konnte sie noch beim herunter gehen der Treppe lachen hören. Es ist schön meine Mutter wieder lachen zu sehen aber muss das auf meine Kosten sein? Ich musste selber innerlich lachen.

Ich richtete mich in meinem Bett auf und streckte mich, lies meinen Blick schweifen und freute mich wieder mal über das schöne Zimmer und meinem

riesigen Bett, was mit Vorhängen versehen war.

Mein Blick fiel auf meine Schachtel mit den Bildern und danach auf die vor mir stehende Kommode.

" Was machen die Bilder auf der Kommode in den Rahmen? " Sagte ich zu mir selbst und verzog wunderlich meine Miene. Hat das Hausmädchen als ich schlief die Bilder aus meiner Schachtel genommen und leise aufgestellt? Dem musste ich nachgehen und warf mir schnell meinen Morgenmantel über und rannte die Treppe hinunter.

" Guten Morgen zusammen! "

" Guten Morgen Miss Alice, habt ihr gut geschlafen? "

Meine Mom hatte schon längst eine Antwort parat um sich wieder einmal lustig machen zu können.

" Na das hat man doch gehört, ich dachte das Haus wird als nächstes abgesägt. "

" Moom...! "

Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und das ganze durch das schallende Lachen meiner Mutter noch schlimmer wurde.

" Hat irgend jemand als ich schlief, meine Bilder in Rahmen getan und auf die Kommode gestellt ? "

" Nein Madam, wir wollten sie ja nicht stören, sie haben so friedlich geschlafen. "

" Das war wohl eher unsere Angst

abgesägt zu werden, so wie du geschnarcht hast. "

" Mom ich bin noch nicht wach genug für deine Witze. "

" Ach Schatz lass mich doch etwas Spaß haben. "

Ich verdrehte nur die Augen und machte mich wieder auf in mein Zimmer. Was oder wer war es, der meine Bilder aus der Schachtel genommen hat und woher wusste der Jenige, in welcher Reihenfolge sie aufgestellt werden müssen. Will mir meine Mom nur einen Streich spielen oder wiederholt sich jetzt das Gleiche wie in England? Was will man mir damit sagen und warum passieren mir diese Dinge? In meinem

Magen drehte es sich so heftig, dass es mir schwindelig wurde und ich mich auf mein Bett fallen lies.

Nachdem ich dort eine Weile lag und das Ganze etwas sickern lies, schob ich meinen lustlosen Körper ins Badezimmer um mich für den heute restlichen Tag zu schmücken. Dann beschloss ich mich allein auf den Weg zu machen und mir die Gegend noch etwas anzusehen. Ich lief die Straße entlang bis ich zu einen kleinen Park kam, wo unter einem Baum eine Bank stand, auf der ich mich ausruhte und die frische Luft genoss. Ich schaute mich um und sah riesige Bäume, die in einer Allee endeten. An jedem zweiten stand unterhalb eine kleine Bank

wie diese, auf der ich saß. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte ich in hundert Metern Entfernung einen kleinen Spielplatz entdecken. Dort spielten Kinder und ihre Eltern saßen auf Bänken, die herum verteilt waren. Ich schloss die Augen um den Duft der Bäume einzufangen und um den Vögeln lauschen zu können. Ich verfiel fast wie in eine Art Trance und spürte etwas in meiner Nähe, was mich beobachtet. Ich versuchte die Augen geschlossen zu halten doch es wollten nicht klappen. Ich Öffnete sie und schaute mich langsam suchend um. Ich sah nur die Kinder mit deren Eltern und ein altes Ehepaar, was Arm in Arm durch den Park schlenderte.

Dann sah ich einen Schatten hinter einem Baum vor blitzen und wollte genauer schauen, als er sich bewegte. Ich drehte meinen Kopf leicht weg, um nur aus dem Augenwinkel schauen zu können. Was ich sah, lies mich an mir selber zweifeln aber bildete ich es mir vielleicht auch nur ein?

" Das ist doch der Junge aus dem Pub ? "

Sagte ich leise vor mich hin und erhob mich langsam von der Bank und bewegte mich leisen Schrittes auf ihn zu. Jetzt hat er mich bemerkt und verschwand wieder hinter den Baum. Doch der Schatten war noch da, also konnte er nicht ganz verschwunden sein. Ich kam ihm immer näher und spürte, dass er Derjenige ist,

den ich immer in meiner Gegenwart vernahm und er war wahrscheinlich auch Derjenige, der mich auf unserer Veranda vor den harten Aufprall schützte. Jedoch habe ich nur einen Schatten vernommen und nie das Gesicht gesehen.

Am Baum angekommen bewegten sich meine Lippen mit kaum hörbarer Stimme.

" Wer bist du? "

Ich ging näher auf den Baum zu und legte meine Hand auf dessen Stamm und wollte um ihn herum gehen. Doch der Schatten bewegte sich ebenfalls und ich drehte mich im Kreis.

" Wer bist du und warum verfolgst du mich? "

Eine weile war es still und ich lauschte

auf eine Antwort. Ich wollte gerade los stürmen und auf ihn zu rennen, als plötzlich seine Stimme erklang.

" Ich heiße Haven ! "

" Warum versteckst du dich vor mir? "

" Ich verstecke mich nicht, es war nur noch nicht an der Zeit mich dir zu zeigen! "

" Was ist das denn bitte für eine Begründung dafür, dass ich auf der einen Seite den Baumes stehe und du auf der Anderen. "

" So war das nicht gemeint. "

" Wie dann, dann erkläre es mir! "

" Ich möchte nicht, dass du denkst ich verfolge dich! Ich.....ich beschütze dich..! "

Mein Blick war noch immer auf den Schatten am Boden gerichtet und plötzlich standen ein paar Schuhe da, wo mein Blick weilte.

Ich erhob meinen Blick und konnte meinen Augen nicht trauen. Was ich sah, war die reinste Schönheit und der Schein um ihn herum lies mich nicht weg schauen. Seine Haare hatten einen Haselnusston und waren wirr durcheinander gestylt. Seine Gesichtsfarbe war blass doch seine Haut war glatt und wirkte so zart, dass ich sie einfach nur berühren wollte. Ich ertappte mich, wie ich langsam meinen Arm heben wollte um ihn an zufassen und Röte stieg in mir auf. Ich sah in seinen Augen ein

Lächeln, womöglich hat er es gesehen und meine Reaktion darauf.

" Wovor willst du mich beschützen? "

" Vor dir selber. "

" Wieso vor mir selber? "

" Du wirst es noch verstehen, wenn die Zeit dafür reif ist. "

" Und wenn die Zeit jetzt reif ist ? "

" Nein ist sie nicht, du bist noch nicht so weit und noch nicht so stark um zu verstehen, was in dir passiert. "

" Aber du weißt was in mir passiert, dann sag es mir doch. "

" Wenn es die Zeit erlaubt. "

" Und jetzt, wie soll es weiter gehen? Beschattest du mich jeden Tag um zu sehen, ob ich mich vielleicht in ein

Monster verwandle? "

Er lachte und es klang einfach nur himmlisch. Es erwärmte mein Herz und ich fühlte mich warm und geborgen.

" Erzähl niemandem vom unserer Zusammenkunft. "

" Ich kann Geheimnisse für mich behalten! "

Ich wandte mich ab und wollte noch einmal einen Blick auf ihn werfen, als er plötzlich verschwunden war. Ich schaute mich um und suchte nach ihm, doch er war einfach weg, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Ich ging langsam den Weg des Parks entlang in Richtung Haus und mit jedem Schritt wiederholte ich die Situation

unter dem Baum. Lies alles noch einmal vor meinen Augen erscheinen und überlegte, was er mir damit sagen wollte " Du wirst noch verstehen, wenn die Zeit reif dafür ist." Alles in mir drehte sich, ich fühlte mich immer schwächer und war froh das Tor unserer Einfahrt zu sehen.

" Mom, bist du da? "

" Ja Alice...ich sitze in der Küche! "

" Was hast du den ganzen Tag gemacht? "

" Weißt du eigentlich, wie spät es ist? "

" Nein aber du wirst es mir wahrscheinlich gleich sagen! "

" Du warst vier Stunden weg und ich habe dich versucht auf deinem Handy zu erreichen, bis ich sah, dass du es in

deinem Zimmer hast liegen lassen. "

" Was gab es denn so wichtiges? "

" Ich habe mir nur sorgen gemacht, weil die Zeit verging und du einfach nicht wieder kamst. "

" Ach Mom, als wäre ich noch nie länger als vier Stunden aus dem Haus gewesen. "

" Das schon aber das ist nicht Hastings, wir sind hier in der USA! "

" Okay ich lebe ja noch und das nächste mal werde ich mein Handy mitnehmen. "

" Mom ich möchte schon zu Bett gehen, mir geht es heute nicht so gut. "

Ich wünschte ich hätte es nicht gesagt, denn gleich stürmte meine Mom auf mich zu und legte mir stützend ihre Arme um meine.

" Schatz was hast du, soll ich dir eine Suppe machen? Hast du Fieber? "

" Nein Mom ich bin nur schrecklich müde und möchte mich hinlegen. "

" Okay Schatz ich schaue später nach dir okay! "

" Ist gut mom. "

Meine Mutter macht sich seit dem Tod meines Vaters extrem sorgen um mich und schon der kleinste Schnupfen regt sie dazu an mich wie ein Kleinkind zu behandeln. Schnell war ich durchs Bad gesprungen und in meinem Bett verschwunden. Ich löschte das Licht und schloss meine Augen. Als ich eine Weile in meinem Bett lag, ertönte ein leises Klopfen an meiner Tür und ein

" Schatz schläfst du schon ? " erklang aus dem Mund meiner Mutter.

Ich stellte mich schlafend und hörte wie sie näher kam und mir sanft mit ihrer Hand über die Stirn strich, mir einen Kuss auf meine Wange gab und wieder aus dem Zimmer verschwand.

Nachdem sie die Tür geschlossen hat, öffnete ich meine Augen und schaute durch den Vorhang um meinem Bett aus dem Fenster. Es stand offen! Doch ich bin noch nicht mal zehn Minuten in mein Zimmer und es war geschlossen. Ich habe nicht mal meine Mutter es öffnen gehört. Ich setzte mich in meinem Bett, in dem dunklem Zimmer auf und blickte so um mich. Auf meinem Balkon erschien ein

Schatten, der mich leicht erschreckte und doch ein warmes Gefühl in mir auslöste.

" Haven? "

" Ja Alice, ich bin es! "

" Hast du mein Fenster geöffnet? "

" Ja wie hätte ich sonst herein kommen sollen. "

" Bist du jede Nacht in meinem Zimmer, wenn ich schlafe? "

" Ja um auf dich auf zu passen! "

" Aber ich schlafe doch nur. "

" Schlafen ist die eine Sache aber das was mit dir geschieht ist eine andere. "

Er kam näher und setzte sich am Ende meines Bettes zu mir. Ich wollte ihm tausend Fragen stellen, doch sein Anblick schien mich erstarren zu lassen

und ich brachte kein Wort heraus. Ich wollte ihn einfach nur ansehen, ihn nur bewundern. Er war von Kopf bis Fuß perfekt. Unter seinem Hellblau mit V-Ausschnitt verpasst Pullover, drückten sich die perfekt geformten Muskeln ab. Der Sanfte Schein, der ihn umhüllte erhellte in der Dunkelheit mein Zimmer und lies ihn noch schöner wirken.

" Wieso musst du mich beschützen? "

" Ich bin geschickt worden. "

" Von wem? " Ich wollte es genau wissen, denn ich konnte mir seit unserem Gespräch im Park kein Reim daraus machen.

" Von deinem Vater! "

" Wer oder was bist du? Und wieso von

meinem Vater? "

" Ich bin ein Engel und dein Vater hat mich auserwählt um dich zu beschützen. "

" Beschützen vor was? "

" Ich darf eigentlich nicht darüber sprechen aber in der Nacht sind wir Engel hier auf der Erde geschützt vor dem Zuhören der Anderen da oben im Himmel. "

" Ich habe nie an sowas geglaubt wie an Engel oder das es den Himmel gibt. "

" Wie du nun siehst gibt es uns wirklich und der Himmel ist auch nicht weit davon. "

" Wie geht es meinem Vater? "

" Er sieht dich jeden Tag, leider ist er

noch nicht in der Position um als Engel auf die Erde zurück zu kehren. Es geht ihm gut bei uns und dadurch das er euch sehen kann, wann immer er es wünscht, fällt es ihm auch nicht so schwer sich bei uns ein zu leben. "

" Ab wann kann man als Engel auf die Erde? "

" Wenn du lange genug Tod bist und gelernt hast dich nur dem Menschen zu zeigen, der Dich sehen soll! "

" Und warum will mein Vater, dass du mich beschützt? "

" Du weißt, dass deine Großmutter eine Gabe hatte? Diese Gabe hat sie an dich weiter vererbt mit ihrem Tod und diese Gabe würde dir, wenn du sie nicht

kontrollieren kannst, schneller als du vermagst dein Leben nehmen. "

" Ich weiß nur, dass meine Grandma Dinge im Traum sehen konnte, ehe sie geschehen. "

" Richtig! Aber deine Grandma konnte noch so einiges mehr, sie konnte eine welke Blume wieder erblühen lassen oder Wasser mit ihren Gedanken erhitzen. "

" Ich habe mich immer gewundert, warum sie so schnell zurück war, wenn sie heißes Wasser für den Tee holen wollte aber ich habe mir immer gedacht, sie hat es schon vorbereitet bevor wir kamen. "

" Du wirst auch merken, dass irgendwann du all diese Dinge tun kannst aber wie

ich schon sagte, wenn du die Kraft nicht beherrschen kannst, wird sie dich umbringen. "

" Ich habe schon jetzt manchmal Träume, wo ich Dinge sehe, die passieren werden. Oder wenn ich jemanden berühre, dann sehe ich Bilder vor meinen Augen und weiß was die Person für ein Mensch ist oder was sie erlebt hat. Meine Mom sagt mir immer, wenn ich ihr davon erzähle, dass ich das von meiner Granny geerbt habe. "

Plötzlich wurde er blasser als er es schon war und sein Gesicht erstarrte.

" Du hast schon jetzt solche Träume? Wie lang schon? "

" Unmittelbar nach dem Tod meiner

Großmutter! Warum ist das wichtig? "

" Bitte tue mir einen Gefallen, wenn du wieder so einen Traum hast oder jemanden berührt hast, der dir Bilder vors Auge führt, dann rufe mich! "

" Wieso was ist los? "

" Das kann ich dir noch nicht sagen, ich muss mich erst einmal mit den Anderen besprechen, warum du es jetzt schon kannst. "

" Was denn können? "

" Das du vorher sehen kannst. "

" Ist das denn so schlimm? Es gibt soviele, die die Zukunft vorher sagen können. "

" Ja aber es gibt nur wenige, die es kontrollieren können! Fühlst du dich

nicht immer schwach danach? "

" Ja ich bin dann wie nieder geschlagen! "

" Weil es überraschend zu dir kommt, wenn du nicht damit rechnest. Irgendwann kannst du dich auf etwas konzentrieren und dann wirst du es sehen oder geschehen lassen können. Bis dahin ist es aber ein langer Weg und du musst aufpassen, denn wenn du es nicht tust, wird es dir deine Kraft rauben und du siehst deinen Dad und deine Grandma schneller wieder als es dir vermag. Oder auch nicht. "

" Wie kann ich aufpassen? Was muss ich tun? "

" Ich bin bei dir und werde dir helfen es

zu kontrollieren. "

Er stellte sich auf und ging zum Fenster um wieder zu verschwinden.

" Wo willst du jetzt hin? "

" Ich muss mich mit den Anderen beraten. "

" Aber ich denke du durftest noch nicht mit mir darüber reden? Dann wissen es doch die Anderen? Und wer sind die Anderen überhaupt? "

" Das ist jetzt eine andere Situation, du bist doch weiter als wir alle dachten und deshalb müssen wir eine Lösung finden. Wer die Anderen sind, erzähle ich dir ein anders mal. "

" Und was meintest du, als du sagtest...oder auch nicht? "

Doch er verschwand so schnell aus meinem Zimmer, dass der Vorhang vor meinem Fenster mit dem Wind wehte. Ich versuchte zu schlafen und beim Blick auf die Uhr wurde mir gleich anders. Die Zeit ist nur so davon gerannt und zeigte mir vier Uhr in der Nacht. Jedoch verfiel ich schnell der Traumwelt.

 

 

 


Unwirklichkeit

Die Nacht ist wie im Fluge vergangen und mich weckte die leise Stimme unseres Hausmädchens Maggi, die mich daran erinnerte, dass ich heute einen Termin habe an der Universität in Pennsylvania.

" Mmh...ich möchte noch nicht aufstehen..! Wie spät haben wir es? "

" Es ist schon elf Uhr am Mittag Madam. "

" Waaaaaaas, warum hast du das denn nicht gleich gesagt, um Eins muss ich vorsprechen vor dem Dekan. "

" Aber Madam sie haben noch genug zeit um sich fertig zu machen. Die Uni ist nicht weit weg von hier, nur zwanzig Minuten mit dem Auto. "

" Ich weiß auch nicht, was ich anziehen soll, bitte hilf mir doch dabei Maggi! "

" Sehr gern Madam."

" Maggi tust du mir bitte einen Gefallen? "

" Alles was ihr wünscht Madam! "

" Bitte nenn mich nicht mehr Madam! Sag einfach Alice zu mir. "

" Aber Madam.....!? Das schickt sich nicht für ein Hausmädchen ihre Herrschaft beim Namen zu nennen. "

" Maggi bitte! Du hast gesagt alles was ich wünsche und ich wünsche mir, dass du mich Alice nennst. "

" Wie ihr wünscht Madam....Alice..! "

Ich finde wir leben heute nicht mehr in der Zeit, wo die Bediensteten uns Madam oder Miss nennen sollten. Schliesslich leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert.

" Mom schnell wir müssen los, der Dekan wartet bestimmt nicht auf zu spät Kommer! "

" Alice Schatz wir haben noch genug zeit und du bewirbst dich ja noch nicht für diese Uni, du informierst dich ja erstmal bei dem Dekan. "

" Moooom...bitte, lass uns jetzt fahren. "

" Ja ja ich komme ja du kleine Nervensäge! "

Als wir endlichen los fuhren und der Autostrom der entgegengesetzten Richtung an uns vorbei raste, erinnerte ich mich an meinen Besucher von letzter Nacht und unserem Gespräch. Ich lies alles noch einmal Revue passieren und fragte mich noch immer, warum er mir nicht sagen konnte, weshalb ich Dinge sehe ehe sie passieren oder Sachen spüre die ich berührte. All das verunsicherte mich in meinem Inneren und lies mich schwach erscheinen. Wieso werde ich sterben, wenn ich das , was meinen Körper kontrolliert nicht beherrschen kann. Wie werde ich dann sterben? In mir drehte sich alles und ich wollte nur noch schreien, doch ich durfte mir vor meiner Mutter nichts anmerken lassen, denn ich habe es Haven versprochen. Die lange Fahrt half mir leider nicht dabei diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen und drängten sich immer mehr hinein.

" Und wie lief dein Gespräch mit dem Dekan Harris? "

" Sehr gut, er hat mich auch gefragt, ob ich schon eine Vorstellung davon habe, was ich nach der Uni machen möchte. "

Darauf habe ich noch keine Antwort, denn ich wollte immer eine Schauspielerin werden, doch als ich merkte, dass meine Eltern, die die einfachsten Versuchsobjekte waren, sogar hinter meine Scheinschummelein auf kürzestem Weg kamen, versuchte ich mich als Sängerin. Leider blieb mir auch das vergönnt, denn ich denke bis heute, dass meine Stimme der Grund für das Jaulen der Katzen in der Nachbarschaft war. Dann versuchte ich es im Bereich Sport und wollte Balletttänzerin werden. Doch ich war schon vierzehn Jahre alt und viel zu ungelenk für die Zehenspitzenkunststücke, die man ausbalancieren müsste. Ausserdem esse ich viel zu gern um ständig Diät halten zu können um nicht meinem Tanzpartner als Riesenfettklotz am Boden zu zerdrücken, bloß weil er mich nicht halten kann und ich mal wieder einen Schokoriegel mehr verdrücken musste. Deshalb habe ich bis heute noch keine Ahnung was ich werden möchte. Meine Mom hat ja immer gewollt, dass ich irgendwann die Kanzlei meiner Eltern übernehme aber da werde ich ihr wohl einen Strich durch die Rechnung machen.

" Naja nun brauchst du ja nicht mehr unsere Kanzlei übernehmen aber weißt du trotzdem was du werden möchtest? "

" Nein ehrlich gesagt habe ich noch gar keinen Plan, wie es nach der Uni weitergehen soll. "

" Ja Schatz aber langsam musst du dir Gedanken machen, denn irgendwann ist auch die Uni vorbei und dann stehst du ohne da. "

" Ach Mom jetzt stress mich doch nicht so, es ist noch genug Zeit bis dahin. "

" Wir können ja mal zu einem Berufsberater gehen, mit ihm kannst du dann heraus finden, welcher Beruf am Besten zu dir passt. "

" Wie ihr befielt Madam! "

Meine Mutter grinste vor sich hin, denn sie hatte wieder ihren Willen bekommen.

" So habe ich das gern. "

" Mom ich habe noch einen Informationstermin in Yale und Harvard. Aber die sind soweit weg von dir. "

" Freust du dich nicht, mich dann nicht mehr täglich sehen und meine Sticheleien ertragen zu müssen? "

" Ja jetzt wo du es sagst, ich nehme dann Harvard und packe gleich meine Koffer um so schnell wie möglich eines der besten Zimmer auf dem Campus zu bekommen. "

" Ja gut so machen wir das und dein Zimmer vermiete ich dann auch schon mal unter. "

" Mooom das ist unfair. "

Sie lachte und feierte über ihren Sieg wieder einmal die Oberhand zu haben.

Die Autofahrt zurück verlief viel schneller als der Hinweg und mich quälten auch nicht die Gedanken an die vergangene Nacht. Obwohl es irgendwo in mir drin sich noch immer weiter fragte, was das alles zu bedeuten hat und was auf mich zukommen wird. Auf einer Seite würde ich gern meinen Vater und meine Großeltern Wiedersehen, denn ich vermisse sie so schrecklich aber ich kann meine Mom nicht allein lassen, denn auch wenn sie von außen eine Erwachsene Frau ist, ist sie in ihrem Inneren noch immer ein Kind, um das man sich kümmern muss. Ich glaube sie wird nie erwachsen werden. Wobei vielleicht würde es sie erwachsen machen, denn dann müsste sie sich allein durchs Leben schlagen und lernen auch mal wie ein Erwachsener zu handeln. Oft frage ich mich, was meine Mom ohne machen würde, denn irgendwann ist die Zeit da und ich werde nicht mehr bei meiner Mutter wohnen können. Spätestens dann werde ich merken, dass sie nicht ohne mich kann, denn sie wird mich jeden Tag fünf mal anrufen. So ist sie aber ich liebe sie.

" Was hast du Schatz? "

" Ach nichts, ich habe mich nur gefragt, was du machen wirst, wenn ich einmal nicht mehr bei dir wohnen werde. "

" Kein Problem, dann rufe ich dich jedes mal an, wenn mir langweilig ist. "

" Ich werde mir eine neue Telefonnummer zulegen. "

" Schatz du vergisst wohl, dass ich Anwältin bin und alles heraus finden kann, was ich möchte. "

" Dann werde ich mir eine Sekretärin zulegen, die deine Anrufe den ganzen Tag abfängt. "

" Dann werde ich dir Briefe schreiben. Jeden Tag einen. "

" Moom du bist eine Stalkerin! "

Wir lachten schallend und gleich ging es mir wieder besser bei dem Gedanken, dass ich mir womöglich zu viele Gedanken um meine Mutter machte.

Ich verschwand wie immer auf meinem Zimmer und verweilte auf meinem Bett um in Gedanken zu schwelgen. Auch wenn meine Mom morgen ihren ersten Arbeitstag in der neuen Kanzlei hat, fühle ich mich jedoch nicht in der Lage mit ihr noch weitere Zeit verbringen zu müssen. Außerdem sehe ich sie spätestens morgen Abend und dann wird sie mir viel zu erzählen haben. Meine Mutter kann reden wie ein Wasserfall aber Ashley übertrifft sie noch nicht.

Ich lies wieder einmal den gestrigen Tag vor meinen Augen erscheinen und ich wollte noch nicht wirklich glauben, dass es real ist. Seit Wochen sehe ich einen Schatten, der mich verfolgt aber keine Angst einjagt. Verliere ich langsam den Verstand oder ist es doch Real? Ich öffnete mein Fenster in der Hoffnung, dass Haven mich wieder besuchen kommt und wartete gespannt ohne den Blick vom Fenster zu lassen.

Es dauerte nicht lange und meine Augen wurden schwerer, ich war kurz davor die Tiefschlafphase zu erreichen, als ich eine sanfte Berührung auf meiner Wange spürte und einen Hauch Atem auf meiner Haut vernahm, wollte ich meine Augen öffnen aber es ging nicht. Dann flüsterte mir eine Stimme ins Ohr.

" Schlaf gut mein Schatz. "

Es war die Stimme meiner Mutter, die nach mir sah und mir einen gute Nacht Kuss zukommen lies. So gleich war sie auch wieder verschwunden und ich öffnete meine Augen, die mittlerweile schon schwer fällig waren und da stand er. Versteckt hinter dem Vorhang an meinem Fenster und sein himmlischer Schein, der seinen makellosen Körper umhüllte, lies ihn einfach nur traumhaft wirken. Bei dem Anblick wurde mir fast schwindelig und es schien, als würde ich in Ohnmacht fallen.

" Hallo Alice. "

" Was machst du hier? "

" Ich habe mich mit den Anderen beraten. "

" Wer sind die Anderen? Du wolltest es mir bei unserem nächsten Treffen erklären. "

" Ja das ist richtig! Die Anderen sind ebenfalls Engel. Wie du es dir vielleicht schon denken konntest. Sie sind so was wie die Ältesten und achten auf das Gute und Schlechte in dieser Welt. "

" Was genau machen die Ältesten und wie sind sie darauf gekommen dich zu schicken um mich zu beschützen? "

" Sie haben deine Großmutter schon vor Jahren beobachtet und als sie dann starb sahen sie, dass ihre Kraft am Tag der Beerdigung auf dich über ging. Und seither haben sie ihre schützende Hand über dich ausgebreitet. "

" Bist du auch ein Ältester? "

" Nein ich bin nur ein Wächter. "

" Ein Wächter über was? "

" Ich bin einer der zwölf Engel, die über die zwölf Stunden des Tages wachen. Ich stehe für die Würde. "

" Aber warum wachst du dann über mich, wenn du der Wächter der Würde bist? "

" Weil mich etwas mit deinem Vater verbindet! "

" Und was ist das? Wenn ich fragen darf? "

" Ich habe vor sehr langer Zeit ebenfalls meine Familie durch eine Krankheit verloren. "

" Was war das für eine Krankheit? "

" Ich starb genau wie dein Vater an Krebs, nur war damals die Medizin noch nicht soweit um zu erkennen, was es ist, was mich innerlich zerstört. Zwar wurde der Krebs schon zum ersten Mal im Jahre 1550 vor Christi erwähnt aber noch nicht medizinisch so ausgereift um alle Symptome zu erkennen. "

" Mein Vater hat auch kurz vor seinem Tod erst erfahren, dass er an Krebs erkrankt ist. Da war es schon zu spät. "

" Ich weiß ich habe alles gesehen. "

" Und was sagen die Ältesten zu meinen Träumen? "

" Sie haben sich zu erst sehr lang beraten und sind dann zu dem Entschluss gekommen, dass du dich innerlich schneller entwickelst, als du es vom Äußeren tust. "

" Das heißt was, um genau zu sein? "

" Dass du innerlich schon Jahre voraus deinem äußerem Alter entsprichst. "

" Also bin ich eigentlich keine achtzehn Jahre, sondern vielleicht schon fünfundzwanzig? "

" So in etwa würde ich es auch beschreiben. "

Es war für mich alles sehr verwirrend und neu aber ich wurde immer neugieriger und wollte wissen, wie mein Leben jetzt weiter gehen soll.

" Und was werden wir jetzt machen? "

" Du wirst nichts machen, ich werde versuchen deine Energie in mich aufzunehmen, wenn du wieder eine Vision erhalten solltest. Denn solange du sie nicht kontrollieren kannst, wird jede einzelne dich schwächen und irgendwann bist du so schwach, dass du in die andere Welt übergehen wirst. "

" Was ist die andere Welt? Der Himmel? "

" Nein die andere Welt ist eine Zwischenwelt in, der du für alle Ewigkeit fest hängen wirst und nichts und niemand kann dich daraus befreien. "

" Was passiert mit mir, wenn ich in der Zwischenwelt gefangen bin? "

" Das kann ich dir nicht sagen, denn für uns Engel existiert die Zwischenwelt nicht, denn sie ist der schrecklichste Ort den wir kennen. Doch leider gibt es andere Engel, die dich abfangen und dir den direkten Weg dorthin weisen. Und vor diesen Engeln werde ich dich beschützen. "

" Heisst das, dass nicht nur ihr da oben mich im Auge habt, sondern noch andere? "

" Genauso ist es! "

Es war sehr schwer für mich, mich zu kontrollieren um ihn nicht berühren zu müssen, denn ich wünschte mir jetzt nichts sehnlicher als eine Umarmung nach der ganzen Information. Aber eine Frage quälte mich so sehr, dass sie einfach aus mir raus brach ohne zu überlegen, ob ich ihm vielleicht zu nah treten würde.

" Wann bist du gestorben? "

" Es war im Jahr 1794. Das Jahr als Robespierre verhaftet wurde. "

" Robespierre, war der nicht Franzose? "

" Richtig! Ein französischer Politiker. "

" Dann bist du also in Frankreich geboren? "

" Ja meine Mutter war Engländerin und lernte meinen Vater bei einem Besuch in Frankreich kennen. Er war ein Soldat für den König Ludwig XV. Kurze zeit später zog meine Mutter nach Frankreich und heiratete meinen Vater. "

" Ich bin überwältigt, was du für eine Geschichte mit dir bringst. "

" Wie alt bist du genau? "

Er lachte und verzog kaum seine Mundwinkel dabei und es machte ihn noch schöner für mich. Ein Kribbeln stieg in mir auf und jedes mal, wenn ich ihn anschaute, hatte ich das Gefühl erröten zu müssen.

Er schien es zu bemerken und wandte sich von mir ab und irgendwas in mir drin wollte aufschreien um es zu verhindern, doch ich brachte nicht mehr hervor als eine Berührung. Ich griff nach seinem Arm und spürte seine muskulösen Arme darunter. Er drehte sich zu mir und sagte.

" Tu das nicht! "

" Was soll ich nicht tun? Dich zu berühren? "

" Nein, Gefühle zu entwickeln. "

" Warum darf ich keine Gefühle für dich entwickeln? "

" Weil du keine Ahnung hast, was passieren kann, wenn wir uns dazu hinreißen lassen würden. "

" Also hast du auch Gefühle für mich? "

" Du weißt nicht was du da redest. "

Und mit diesem Satz verlies er schlagartig mein Zimmer und war mit dem Wind wieder verschwunden. Alles was noch übrig war, war das wehen des Vorhangs an meinem Fenster. Wieso durfte ich ihm gegenüber keine Gefühle zeigen? Ich kann es nur nicht kontrollieren, es passiert einfach, wenn er in meiner Nähe ist. Wenn ich allein bin, muss ich jede Minute an ihn denken und wartete gespannt auf seine Rückkehr.

Es stimmte mich so traurig, dass er mich mit einer harten abweisenden Stimme zurück gewiesen hat und versuchte es zu unterdrücken, in dem ich mich in den Schlaf zählte. Es dauerte nicht lange und ich schlief tief und fest, doch in meinen Träumen sah ich nur ihn und wie ich versuche auf ihn zu zugehen, ich aber durch irgend etwas zurück gehalten werde. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und wollte ihn berühren aber immer wieder wurde ich kurz vor dem Ziel zurück gezogen. 

Die Vision

" Maggi wann ist Mom denn aus dem Haus heute morgen? "

" Die Uhr schlug Neun Madam..! "

" Maggi?? "

" Entschuldigen sie bitte junge Madam ich sollte sie ja Alice nennen, ich werde mich bemühen. Bitte haben sie Nachsicht. Ich werde mich bemühen. "

" Kein Problem Maggi. Ich fühle mich nur noch nicht alt genug um eine Madam zu sein, denn ich bin ja eigentlich noch ein Kind. Gibt es auch für ein Kind eine Bezeichnung von Bediensteten? "

" Nein nicht das ich wüsste. "

" Also musst du mich doch Alice nennen. Dann haben wir das beschlossen. Punkt für mich. "

" Ja dann habe ich wohl diese Runde verloren aber eine Revanche werde ich doch sicherlich bekommen oder? "

" Na da bin ich mal gespannt, was das für eine sein soll. "

Sie lächelte schüchtern und ich musste deswegen so herzhaft lachen, weil sie ihre Schüchternheit sich einfach nicht traut abzulegen und lachte dann leise mit mir. Ich nahm ihr die Schüssel Müsli mit Joghurt ab und wollte es mir auf dem riesigen Sofa im Wohnzimmer gemütlich machen, als sich ungewollt unsere Hände berührten. Ich brach plötzlich zusammen und fiel auf die Knie, wo sich mein Blick auf der Rückwand unseres Küchenbuffets, was mitten in der Küche stand festigte. Dann sah ich eine Frau, die von zwei Männern festgehalten wird, die dann einfach wegrennen.

" Madam..? Alice was ist passiert? "

Ich nahm ihre Stimme nur leicht wahr, jedoch konnten sie mich nicht von den Bildern vor meinen Augen befreien. Immer und immer wieder wiederholten sich die Bilder, wie bei einer Schallplatte, die hängt.

" Alice um Gotteswillen, was ist mit dir? Bitte sprich doch mit mir. "

Ich kam langsam wieder zu mir und fühlte mich so schwach, dass ich mich zur Seite fallen lies. Am Boden liegend nahm ich wahr, was gerade passiert war. Ich überlegte, ob ich es ihr erzählen soll oder doch lieber nicht, um ihr nicht unnötig Sorgen zu machen. Dann fiel mir ein, dass Haven sagte, ich sollte ihn rufen, wenn ich wieder solch eine Vision vor mir sehe.

" Maggi ich möchte bitte auf mein Zimmer, ich glaube ich fühle mich heute nicht so gut. "

" Aber sicher ich werde dich hoch begleiten. "

" Danke. "

Der Weg nach Oben kam mir jetzt unendlich vor und ich hatte mit jeder Stufe das Gefühl, ich würde den Boden unter meinen Füßen verlieren. Maggi half mir dabei mich auf mein Bett zu legen und lies mich meines Wunsches dann allein.

" Ach Maggi. "

" Ja bitte ? "

" Ich freue mich darüber, dass du mich jetzt endlich Alice nennst. "

" Das freut mich, wenn es dich glücklich macht. Ich schaue später noch einmal rein um zu sehen, wie es dir geht. "

Sie Verlies das Zimmer und ich hatte das Gefühl ich würde mich in einem riesigen Ball befinden, der unaufhörlich sich dreht und ich mich nicht daraus befreien könnte.

" Haven? "

Es dauerte nicht einmal einen Atemzug und er stand vor mir. Er setzte sich zu mir auf die Bettkante und nahm meine Hand. Es fühlte sich warm und doch leicht kalt an und in meinem betrübten Blick wirkte er noch unwirklicher und schöner als ich es wahr haben wollte.

" Alice wie geht es dir? "

Meine Stimme glich eines Hauches und war kaum hörbar.

" Ich bin so froh, dass du hier bist. "

" Was hast du gesehen? "

" Eine alte Frau! "

" Was genau hast du gesehen? "

" Unsere Hände haben sich versehentlich berührt und dann fiel ich zu Boden, wo ich dann die alte Frau sah, wie sie von zwei Männern ausgeraubt wurde. "

" Du hast Maggis Geschichte gesehen, sie hat einmal einer Dame geholfen, die gerade ausgeraubt wurde und hat als ihr euch berührt habt daran gedacht. "

" Es macht mich so schwach? "

" Ich weiß und deshalb bin ich hier um dir die negative Energie zu nehmen und meine positive zu schicken. "

Er legte seine flache Hand auf meine Stirn und es wurde warm. Vor meinen Augen wurde es strahlend Hell und ich hatte das Gefühl zu schweben. Alles war so leicht und angenehm. Kein böser Gedanke schlich sich durch meinen Kopf und kein Schmerz war zu fühlen. Alles war so friedlich. Ich schloss meine Augen und fiel in eine Art Trance aus der ich mich nicht selbst befreien konnte. Ich träumte von einer Wiese, die mit lauter Margeriten versehen war und ich schwebte nur über sie, so dass ich es wie ein Kitzeln an meinen Füßen wahr nahm. Ich Nahm ein rauschen wahr, was sich vermischte mit leisem Gesang von Vögeln. Ich schwebte weiter in Richtung See und als ich ihn erblickte kam mir ein Seufzer in der Trance über die Lippen. Ich wollte mit meiner Hand das Wasser berühren, doch als ich mich dazu nieder bückte, verwandelte sich das Wasser in tausende Diamanten. Sie glitzerten so schrill, dass ich meine Augen leicht zusammen kneifen musste. Dann wollte ich weitergehen und erblickte einen Baum unter dem eine Bank stand, auf die ich mich gern setzen wollte. Dann erkannte ich am Rande des Baums einen Schatten und ich lies meinen Blick weiter wandern, bis ich erkannte, dass es Haven war, der am Baum gelehnt auf mich wartete. Ich schwebte zu ihm rüber und wollte seine Hand ergreifen, als ich bemerkte, dass diese schon längst auf meiner verweilte.

" Wie kommt es, dass ich dich hier sehen kann? "

" Du bist in einer Art Trance und alles was du dir darin vorstellst passiert so wie es soll. "

" Und warum sehe ich dich diesmal ohne deinen Schein? "

" Weil wir in dieser Welt keinen Zauber brauchen. Alles was wir uns wünschen, wird durch die reine Kraft der Vorstellung vor unserem Auge erscheinen. "

" Also bist du auch nur ein Teil meiner Vorstellung? "

" In diesem Moment schon! "

Alles um mich herum war wunderschön und ich wollte nie mehr aus diesem Traum aufwachen. Ich genoss den Moment der Stille und lauschte ob irgendwo ein sanftes Zwitschern der Vögel ertönte, doch es war still. So still, dass ich meinen Atem hören konnte. Ich neigte meinen Kopf etwas nach oben und jetzt konnte ich in Havens strahlende Augen schauen. Von dem Anblick wurde mir fast schwindelig und ich musste mich an ihn lehnen, weil ich sonst fast in Ohnmacht gefallen wäre. Dann spürte ich eine Hand an meinem Kinn. Haven hob leicht meinen Kopf und unsere Lippen waren nur noch ein Hauch voneinander getrennt. Ich spürte seinen Atem auf meine Lippen und dann. Ich hatte das Gefühl, als würde ich fliegen als seine sanften zartrosa Lippen mich berührten. Während wir uns küssten strich er leicht mit seiner Hand über meine Wange und jedes einzelne Haar auf meinem Körper stellte sich auf. Ein Kribbeln durch fuhr mich und ich musste mich fester an ihn halten, weil meine Beine nicht mehr Stand hielten.

" Alice ...! Schatz..! Wach auf! "

" Haven?!! "

" Nein ich bin es ..Mom..! "

" Mom! Was machst du hier, musst du nicht arbeiten? "

" Ich habe mir heute nur alles zeigen lassen und mein neues Büro eingeräumt! "

" Oh okay! "

" Wer ist Haven? "

" Haven ? Wieso? "

" Weil du kurz bevor du wach wurdest den Namen gesagt hast. "

" Keine Ahnung! Mh..habe wohl nur geträumt. "

" Maggy hat mir erzählt, dass du heute in der Küche umgefallen bist. Geht’s dir schon wieder besser? "

" Ja ich habe etwas geschlafen und jetzt geht es mir schon viel besser. "

" Soll ich einen Arzt kommen lassen? "

" Nein das brauchst du nicht, ich denke es war nur der Hunger, der mich schwach gemacht hat. "

" Gut dann bleib noch etwas liegen und ich bringe dir nachher noch was zu essen. "

" Danke nicht nötig Mom aber ich komme mit runter. "

" Gut wie du willst aber sei vorsichtig. "

Unten angekommen stand schon eine Schüssel Müsli für mich bereit und ich schlang sie so schnell ich konnte hinunter. Als ich Maggy sah, beschäftigte mich noch immer die Frage, ob ich sie darauf ansprechen soll, denn meine Neugierde ist doch größer als der Verstand. Ich verstand langsam nichts mehr. In meinem Kopf drehte sich alles. Das Klingeln an der Türe riss mich aus meinen Gedanken und ich wollte los stürmen, doch Maggy war schon längst am Öffnen. Dann hörte ich meine Mom, wie sie den Besucher begrüßte und hörte, wie sie ihn in den Garten führen wollte. Meine Neugierde war größer als der Hunger, den ich gerade versuchte mit einer riesen Portion Müsli an zu kämpfen. Dann hörte ich auch schon meine Mom, wie sie meinen Namen rief.

" Alice, kommst du bitte mal! "

Hm ich schwankte zwischen Neugierde und Müsli aber schliesslich wollte ich doch wissen, wer an unserer Tür geklingelt hat.

Ich stampfte in Richtung Terrasse, auf der meine Mutter schon mit dem Besucher stand. Als ich um die Ecke kam, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Ich würde ihn selbst dann erkennen, wenn ich blind wie ein Maulwurf wäre. Er stand vor mir, mit dem Rücken zu mir gewandt und sein strahlen zauberte mir ein lächeln in mein Gesicht. Sah meine Mutter denn nicht, in was für einen wunderschönen Schein von Gold er gehüllt war. Ich konnte mich kaum beherrschen und wollte zu ihm rüber rennen und wie in meinem Traum ein Kuss von ihn erhaschen. Ach ja der Traum! Was ist seitdem mit mir passiert. Jetzt spürte ich es wieder, dieses Kribbeln in meinem Bauch und das Gefühl der Schwerelosigkeit. Ich war bis über beide Ohren in Haven verliebt und obwohl ich wusste, dass es eigentlich unmöglich ist, weil er ein Engel ist und ich ein Mensch, wollten diese Gefühle nicht weichen.

" Alice..! Das ist Haven. Er ist der Neffe von meinem Partner und während der Semesterferien hier zu Besuch. "

Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Ich wartete ab wie seine Reaktion war und versuchte einfach mit einzusteigen.

" Hallo Alice, freut mich sehr dich kennen zu lernen. Deine Mutter hat mir schon einiges über dich erzählt. "

" Na da kann ich nur hoffen, dass sie nur gutes von mir erzählt hat. Freut mich ebenfalls....Haven!! "

" Sehr schön, ich habe mir gedacht, da du noch keinen hier kennst Liebling und Haven auf Besuch ist, dass ihr zwei doch etwas zusammen unternehmen könnt. "

" Ganz tolle Idee Mom.! "

Das ist typisch meine Mutter, bringt mich immer in peinliche Situationen, wo ich am liebsten in den Erdboden versinken würde. Doch leider gab es auch hier keine Klappe im Boden, die ich öffnen konnte, um hinein zu springen. Jedoch fand ich es auf einer Seite nicht so schlimm, denn Haven war ja genau der Richtige, mit dem ich jetzt viel Zeit verbringen wollte.

" Alice hast du noch Hunger, denn dann würde ich Maggy sagen, sie soll das Abendessen fertig machen, ich habe Haven für heute eingeladen. "

" Nein nein ist schon Okay. "

Am Abendtisch redeten wir fast kein Wort nur meine Mutter quetschte Haven aus, woher er kam, was er Studieren möchte, ob er jeden Sommer hier in die Ferien kommt und viele weitere Fragen bohrten sich aus ihrem Mund. Ich glaube sie hat die ganzen Fragen schon vorher vorbereitet, für den Fall, dass wir uns nichts zu sagen hätten. Was ja im Grunde nicht stimmt nur für den Moment.

Das ganze Essen war sowas von gestellt und merklich spürbar, dass sich keiner der Parteien wohl fühlte.

" Madam es hat mich sehr gefreut und ich würde mich jetzt gern auf den Heimweg begeben, denn es ist schon spät. "

" Es hat uns auch sehr gefreut Haven und komm mal wieder vorbei. Alice und Du ihr könnt euch ja mal gemeinsam umsehen hier, denn ich denke es gibt noch viel auszukundschaften. "

" Mom du weißt doch gar nicht, ob Haven überhaupt etwas mit mir unternehmen möchte. "

" Nein Madam ich komme gerne wieder! "

Dieses Grinsen auf dem Gesicht meiner Mutter, ist echt nicht zu beschreiben. Ich platzte fast vor Wut.

" Ich wünsche den Damen noch einen schönen Abend. "

Zur gleichen Zeit kam es aus mir uns meiner Mutters Mund. Wie Peinlich!

" Dir ebenfalls! "

Die Tür fiel ins Schloss und ich wollte nur noch rauf in mein Zimmer um zu erfahren, was das Ganze sollte. Warum zeigte sich Haven nun auch meiner Mutter und wie kommt es, dass er der Neffe von Ihrem Partner aus der Kanzlei ist. Ich verstand jetzt gar nichts mehr.

" Oh mein Gott Liebes ist er nicht ein süßer junger Mann? "

" Mom überlege mal wie alt du bist. "

" He he darf eine Frau in meinem Alter denn nicht mehr das Aussehen eines Jungen bekunden? "

" Doch schon aber das hört sich bei dir so ...ach ich finde keine Wort dafür. "

" Und wie findest du Haven? "

" Nett! "

" Was nur nett? Und wollt ihr euch mal treffen? "

" Mom? Ich habe so ein komisches Gefühl, dass das ein Verkupplungsversuch sein soll! "

" Neeeeein, wie kommst du denn darauf! Ich dachte nur, weil du hier ja noch niemanden kennst und vielleicht mal die Gegend erkunden möchtest, da wäre es doch schön, wenn man jemanden hat, der mit einem alles erkundet. "

" Ah so nennt man heutzutage. "

Ich fasse es echt nicht, meine Mutter versucht wirklich mich unter den Hut zu bekommen, als könnte ich das nicht selber. Woher will sie denn wissen, wie mein Geschmack bezüglich Jungs ist und ob ich seinem entspreche. Obwohl ich gestehen muss, dass Haven sehr meinen Vorstellungen entspricht. Aber wessen Vorstellung würde er nicht entsprechen, so wie er ausschaut.

" Mom ich werde zu Bett gehen! "

" Was jetzt schon? Ich dachte wir reden noch ein bisschen über Haven? "

" Mooom bitte! "

Ihr schelmischer Blick klebte auf meinem Rücken, denn Mom hatte mich wieder da, wo es ihr besonders viel Spass bereitete mich zu Sticheln.

Kaum war ich zur Tür rein, flog mir ein wunderschönes himmlisches Lächeln entgegen.

" Na was habt ihr noch besprochen? "

Gott wurde ich rot. Was sollte ich darauf nur antworten, denn lügen kam nicht in Frage, denn der Schriftzug auf meiner Stirn war deutlich zu erkennen.

" Was fragst du denn, wenn du die Antwort schon kennst? "

" ich wollte es ja von dir hören! " Die Frechheit dieser Antwort war mehr als nur deutlich heraus zu hören.

" Du willst nur sehen, wie ich rot werde. Sag mal hast du dich mit meiner Mutter gegen mich verschworen? "

" Nein wie kommst du darauf? Nur weil ich hören wollte, was ihr noch so besprochen habt? "

Er lachte und ich konnte es mir nicht wirklich bei seinem Lachen verkneifen einzustimmen.

" Alice? "

Ich stand noch immer regungslos in der Mitte meines Zimmers und starrte ihn einfach nur an.

" Ja! "

" Was du dir heute Nachmittag in deinem Traum vorgestellt hast, darfst du nicht an dich heran lassen. Versprich es mir bitte. Du darfst mir gegenüber keine Gefühle entwickeln! "

Oh Gott ich war erwischt, war es nicht nur meine Vorstellung, dass er mit mir in meinem Traum gewesen ist und mich küsste, war er in Wirklichkeit auch dort. Ich will im Erdboden versinken. Was soll ich jetzt darauf antworten, denn er wird eine von mir erwarten.

" ich weiß gar nicht, von was du gerade redest. "

Wieder kam das bitter süße Lächeln über seine Lippen und ich schmolz dahin.

" Ich rede von dem, was du fühlst und in deinem Traum ausgelebt hast. "

Mit diesen Worten verschwand er aus meinem Zimmer und es fing an in meinem Kopf zu arbeiten. Wieso darf ich ihm gegenüber meine Gefühle nicht ausdrücken? Was meint er nur damit?

Die Zwischenwelt

Alles um mich herum drehte sich und ich schwebte durch einen Tunnel, der am Ende wunderschön glitzerte und in mir stieg ein wohlig warmes Gefühl auf. Als ich das Ende erreicht hatte, bot sich vor meinen Augen ein Anblick, der mich verstummen lies. Kein Gedanke schwirrte mir durch den Kopf und kein einziger Ton des Erstaunens konnte mir über die Lippen kommen. Meine Augen versuchten jeden einzelnen Augenblick festzuhalten. Ich sah an mir herunter und bemerkte, dass ich nicht mehr in meinen Schlafsachen gekleidet war, sondern ein langes wunderschönes weißes Kleid trug. Ich fühlte mich wie ein Engel.

" Wo bin ich hier? "

Plötzlich antwortete mir eine Stimme auf meine unbewusst gestellte Frage.

" Hallo Alice, schön dich in der Zwischenwelt begrüßen zu dürfen! Ich bins Raven. "

" In der Zwischenwelt? "

" Ja wir haben dich hier her geholt, weil es an der Zeit ist, dass du lernst deine Kräfte richtig einzusetzen. "

" Wie meinst Du das, meine Kräfte richtig einsetzen? "

" Du besitzt eine Gabe, mit der du alles bekämpfen kannst, was du möchtest. Vorausgesetzt, du lernst sie richtig einzusetzen. "

" Und wie kann ich es lernen, sie richtig einzusetzen? "

" Deshalb bist du hier, damit wir dir es beibringen können. Eine Bedingung ist es nur, dass du dies alles für dich behältst und niemanden davon erzählst! "

" Wieso darf ich es niemandem erzählen? "

" Weil es noch Andere gibt, die dich von deinem Weg abbringen könnten. Deine Zeit wird in ein paar Tagen kommen, wo du dich entscheiden musst, auf welche Seite du gehen wirst. Und ich weiß du wirst dich für die richtige Seite entscheiden, denn du willst genau wie wir Gerechtigkeit und du wirst dann die alleinige Herrscherin über die Zwischenwelt sein."

Plötzlich stand ich wieder allein am Rande der Klippe und schaute hinaus aufs Meer, dass Glitzerte wie Millionen Diamanten. Wieder drehte sich in meinem Kopf alles wie tausend Kreisel und ich schwebte unwillkürlich in den Tunnel zurück und das Meer wurde kleiner und kleiner, bis am Ende wieder nur der leuchtende Punkt zu sehen war.

Mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass sich mein ganzer Körper drehte und ich den Boden unter den Füßen verliere. Ich wachte schlagartig auf und war schweißgebadet. Ich schlug meine Augen auf und schon stand meiner wunderschöner Engel vor mir. Es kam mir vor, als hätte ich nur kurz geruht, jedoch ist die Zeit nur so davon gerannt und es ist mittlerweile Mittag.

" Alice wach auf! "

" Haven was machst du hier? "

" Ich habe die ganze Nacht hier gesessen und auf dich gewartet. "

" Auf mich gewartet? Wie du siehst, liege ich in meinem Bett und habe geschlafen? "

" Eben nicht! Ich kam um Mitternacht aber du warst nicht in deinem Bett und dann habe ich hier gesessen und auf dich gewartet. "

" Wie soll ich mich an dich vorbei geschlichen haben, kannst du mir das zufällig sagen? "

" Du kannst dich nicht an mir vorbei schleichen, ich sehe alles. Genau wie ich sah, dass du durch das Fenster in dein Zimmer geschwebt bist. "

" Du machst dich lustig über mich, wie soll ich denn bitte schweben, wenn ich es nicht einmal schaffe, mich auf meinen eigenen Füßen ohne zu stürzen zu halten. "

" Das Gleiche frage ich mich auch! Weisst du noch irgendetwas von der letzten Nacht? "

" Nein wieso sollte ich, denn ich habe tief und fest geschlafen! In meinem Bett. "

" Hast du irgend etwas ungewöhnliches geträumt? "

" Haven! Ich kann mich an nichts erinnern. "

Ich weiß nicht, was ich gerade davon halten soll. Haven schaute, nein er starrte mich an und es kam mir fast so vor, als würde er versuchen sich in meine Gedanken hinein zu versetzen. Als es an meiner Tür klopfte, warf ich mich schnell wieder unter meine Decke und machte so, als würde ich noch immer schlafen.

" Alice? Bist du schon wach? "

Ich versuchte mich nicht zu bewegen, als ich die Stimme meiner Mutter hörte. Oh nein ich hatte ganz vergessen, dass wir heute mit ihrem Chef verabredet waren, um miteinander zu Mittag zu essen. Er wollte mich auch gern einmal kennen lernen, wozu das nötig war wusste ich zwar noch nicht, aber ich würde es wahrscheinlich in einer Stunde heraus finden. So wie Mom erzählt, scheint er sehr nett zu sein und sie verstehen sich sehr gut. Naja ich bin ihre Tochter an mir muss jeder erstmal vorbei, der meine Mutter kennen lernen möchte. Auch wenn es sich nur um den Chef meiner Mutter handelt.

" Schatz ich sehe, dass du schon wach bist. Du warst noch nie sehr gut darin dich schlafend zu stellen. "

" Moooom! Ich möchte noch nicht aufstehen und warum muss ich deinen Chef unbedingt kennen lernen? "

"Alice komm steh auf, was macht das denn für einen Eindruck, wenn wir zu spät kommen? "

" Fahre doch schon mal vor, mein um einen weiteren Tag gealterter Körper neigt heute nicht zum schnellen aufstehen wie die Tage davor. "

" Naja wenn du schon wieder Witze reißen kannst, dann kannst du ja nicht so müde sein. "

" Du nervst! "

" Ich weiß und trotzdem liebst du mich! "

Meine Mom verabschiedete sich aus meinem Zimmer und mit ihr meine Decke unter ihrem Arm.

Wir kamen zu einem richtig noblem Restaurant und am Eingang standen auf jeder Seite ein Mann mit geschniegeltem Anzug und Hut. Als wir rein kamen, stürmte eine ziemlich hübsche Frau auf uns zu und fragte nach unserer Reservierung. Dann führte sie uns zu unserem Tisch, wo der Chef meiner Mom schon auf uns wartete. Er erhob sich von seinem Stuhl und reichte mir die Hand.

" Hallo Alice, schön dich endlich mal kennen zu lernen. Ich bin Jeff! "

Ich war erstaunt, er hatte Charme, sah gut aus und rückte mir den Stuhl zurecht, damit ich mich setzen konnte. Dann begrüßte er meine Mutter und das auch noch mit einem Kuss auf der Wange. Was ist hier los? Habe ich was verpasst? Dann rückte er ebenfalls meiner Mom den Stuhl zurecht und schon stand der Kellner neben mir und bot mir Wasser an. Jeff bestellte gleich für jeden ein Glas Champagner. So einen Luxus habe ich bis jetzt noch nie erlebt. Ich werde es wohl unfreiwillig genießen müssen.

" Und Alice, wie ich gehört habe, verstehst du dich mit Haven sehr gut? Ihr habt euch jetzt schon öfters verabredet. "

" Ja er ist ganz nett! "

" Er wird wahrscheinlich nach den Ferien eine Uni in der Nähe besuchen! Hast du schon eine Uni gefunden, auf die du gehen wirst? "

" Nein noch nicht wirklich! "

" Jeff du musst Alice ihre Art bitte entschuldigen, sie ist neuen Menschen gegenüber immer zurückhaltend und dazu kommt noch, dass sie erst vor einer Stunde aufgestanden und sie ein Morgenmuffel ist. "

" Ach ist doch okay, ich war als Junge auch neuen Leuten zurückhaltend. "

Ich bin nicht zurückhaltend, ich weiß einfach nur nicht, was ich mit Jeff reden soll, denn seine Sprache heißt Paragraphen und meine, mh naja meine ist normal.

Nachdem der Kellner inzwischen den dritten Gang auffuhr, konnte ich es schon nicht mehr erwarten wieder Daheim zu sein. Es gab Salat als ersten Gang, danach eine Champagner – Cremesuppe und jetzt lag vor mir ein Hummer, der mir eigentlich angst einjagte, denn seine Fühler und Scheren waren genau auf mich gerichtet. Als ich meine Augen wieder vom Hummer lösen konnte, wäre ich fast vor erstaunen vom Stuhle gefallen. Mein wunderschöner himmlischer Held stand vor uns am Tisch und entschuldigte sich für die Verspätung. Ich hätte ihn am Liebsten an meiner Seite sitzen gehabt aber da saß schon meine Mutter und ihr gegenüber Jeff. Nun saß Haven mir genau gegenüber und ich musste mich beherrschen ihn nicht anzustarren. Hätte ich gewusst, dass ich Haven beim Essen wiedersehen werde, dann hätte ich mich viel mehr auf dieses Treffen gefreut.

Sei da sein machte die unangenehme Situation wegen der vielen Fragen gleich viel angenehmer.

Jedes Mal wenn er mich anschaute, überkam mir eine Gänsehaut und ich wollte einen lautes schmachten heraus lassen. Öfters trat er mich mit dem Fuß am Schienbein, damit ich mich wieder zu mir kam und mir nichts anzumerken war.

" Alice Schatz, das treffen heute hat einen besonderen Grund. Und zwar wollten Jeff und ich dir sagen, dass wir uns sehr mögen und wir wollten es dir schon eher sagen aber es gab noch nicht den richtigen Zeitpunkt dafür. "

Oh mein Gott, ich wusste das da etwas im Busch war. Mit der Information blieb mir das Fleisch von der Hummerzange im Hals stecken und ich fiel vom Stuhl.

Als ich mich am Boden vor Erstickung regelte, sah ich verschiedene Dinge vor meinen Augen vorbei ziehen. Ich sah mich auf einer bunten Wiese und vor mir ein wunderschönes Funkeln. Einen Mann, der zu mir sprach und wie ich durch die Luft schwebe. Dann sah ich Dunkelheit, lange tiefe Dunkelheit und es wurde kalt, verdammt kalt. Was ist geschehen? Plötzlich wurde es grell vor meinen Augen und ich sah verschiedene Köpfe über mir schweben. Dann hörte ich Stimmen, es schien als würden sie nacheinander meinen Namen sagen. Dann wurde es dunkel.

Ich kam wieder zu mir und das Bild wurde klarer und ich erkannte, dass über mir der Kronleuchter aus dem Restaurant hing, in dem ich gerade an einem Hummer fast erstickt bin. Die Stimme meiner Mutter zeichnete sich deutlich aus allen anderen heraus und ich versuchte wieder einen klaren Blick zu bekommen.

" Oh mein Schatz wie geht es dir? "

" Mom? Was ist passiert? "

" Ich habe dir gerade von mir und Jeff erzählt und dann bist du an einem Stück Hummer fast erstickt. "

" Oh man und ich dachte ich hätte die frohe Nachricht nur geträumt, wie es scheint wohl doch nicht."

Ich versuchte mich wieder auf zu rappeln und auf den Stuhl zu setzen, doch meine Beine wahren noch etwas schwach und wollten mein vollgefuttertes Gewicht nicht halten und ich purzelte erneut vom Stuhl. Aber dieser Sturz war weich, denn ich landete in den Armen von Haven. Wieder wollte mir ein Schmachten entfahren aber Haven übertönte es mit seiner wunderschönen Stimme.

" Na du bist aber ganz schön schwer! "

" Nachdem sie jeden Gang vom Teller geleckt hat, ist es kein Wunder, wenn sie jetzt einem Hinkelstein gleicht. "

" Mom du musst auch jede hilflose Situation von mir ausnutzen um dich über mich lustig zu machen. "

" Wenn du mich schon wieder ausschimpfen kannst, geht es dir wieder besser! "

" Ich glaube ich bringe sie lieber Heim! " Bot sich Haven an.

" Danke Haven das ist lieb von dir. Schatz ich muss dann nur anschließend noch kurz ins Büro um eine Akte zu holen und komme dann auch Heim gefahren! "

" Ist gut Mom. "

Was für ein Tag, der fängt gleich gut an. Können wir nochmals von vorne beginnen?

Als wir dann im Auto saßen, kam mir plötzlich wieder in den Sinn, was ich während meiner Ohnmacht gesehen habe.

" Ja Alice? "

" Woher wusstest du, dass ich dich was fragen wollte? "

" Du bist leicht zu durchschauen. "

" Haven! Als ich auf dem Boden lag und Ohnmächtig schien, habe ich grelles Licht gesehen, einen Mann, der mit mir redete und dann tiefe Dunkelheit. "

" Hast du den Mann erkannt aus deinem Traum letzte Nacht? "

" Ja irgendwie! "

Ich versuchte mich zu erinnern, wie er hieß und dann.

" Raven! Er hieß Raven! "

" Bist du dir sicher, dass er Raven hieß? "

" Ja hundertprozentig! "

" Raven ist der Herrscher der Zwischenwelt und versucht leichte Seelen auf seine Seite zuziehen. Er besucht sie in der Traumwelt, die dann Real wird um so außerhalb unserer Sicht zu sein. Alice pass bitte besser auf dich auf, denn wenn du einmal Kontakt mit der Zwischenwelt hattest, ist es für ihn ein leichtes dich auf seine Seite zu ziehen. "

" Und wie soll ich besser auf mich aufpassen? Soll ich nicht mehr schlafen? Oder soll ich nur noch schlafen, wenn du an meinem Bett wachst? "

" Alice bitte bleib ernst! "

Was bildete Haven sich ein, denn ich brauche meinen Schlaf und es ist nun einmal so, dass Menschen Nachts schlafen und Tagsüber wach sind. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie ich besser auf mich aufpassen soll.

Daheim angekommen ging ich direkt in mein Zimmer und Haven legte mir meine Decke über.

" Ich komme bald wieder! Muss mich nur mit den Ältesten besprechen, was wir unternehmen können, damit er dich nicht zu sich auf seine Seite zieht. Wenn etwas nicht stimmt, ruf nach mir und ich komme sofort. "

Er beugte ganz nah über mir und wir schauten uns tief in die Augen. Ich erkannte ein leichtes lächeln und spürte seinen Atem auf meinem Gesicht.

Dann war er weg und ich ärgerte mich, dass ich nicht zu einem Kuss angesetzte habe. Es wäre doch genau der richtige Moment dafür gewesen. Noch immer fragte ich mich, warum Haven mir verbot ihm gegenüber Gefühle zuzulassen. Aber er scheint auch zu schwanken oder habe ich mir das eben nur eingebildet? Sah ich Gefühle in seinen Augen?

Ich dreht mich in meinem Bett auf die Seite und wollte zum Fenster hinaus schauen, als ich in der Ecke eine dunkle Gestalt wahrnahm. Ich wollte schreien aber schneller als ich schauen konnte, hielt die Gestalt mir eine Hand vor den Mund. Ich fiel in Ohnmacht und als ich wieder aufwachte, war es dunkel und kalt. Eine Stimme rief meinen Namen und ich drehte meinen Kopf um zu erkennen, wessen Stimme ich hörte.

" Hallo liebe Alice, schön dich wieder bei uns begrüßen zu dürfen. "

" Was mache ich hier? "

" Wir wollen wissen wie weit du schon bist und was du noch lernen musst. "

" Was heißt wie weit ich bin und was soll ich lernen? "

" Du sollst lernen deine Kräfte richtig einzusetzen. "

" Welche Kräfte? "

" Das werde ich dir gleich zeigen? "

Er gab mir ein Zeichen ihm zu folgen und wir gingen durch einen noch dunkleren Tunnel in einen Wald. Dort war es finster und nebelig, mir überkam es mit Gänsehaut.

" Alice ich werde dich jetzt allein lassen und versuche dich zu verteidigen, vor dem was auf dich zukommt. "

" Was wird auf mich zukommen und wie soll ich mich verteidigen, ich habe ja nicht einmal eine Waffe! "

" Du trägst die Waffe in dir, du bist die Waffe! Konzentriere dich! "

Seine Stimme verstummte im dichten Nebel und ich konnte nur noch Nebel und Bäume erblicken.

Ich drehte mich um meine eigene Achse und die Gänsehaut wurde immer stärker, ich hatte das Gefühl, dass ich nicht allein hier draußen bin. Dann schloss ich meine Augen um mich zu konzentrieren und was ich sah, lies mich erbarmungslos erstarren. Eine Frau kam auf mich zu, sie trug ein langes rotes Kleid, ihre Haare waren schwarz wie die Nacht doch in ihren Augen erkannte ich Flammen, um sie herum war ein blauer Schein. Vielleicht so was wie ein Schutzschild.

Ich öffnete meine Augen und sie war weg. Als ich sie wieder schloss stand sie direkt vor mir und streckte die Arme nach mir aus. Aus ihren Handflächen schossen Flammen und als sie die auf mich richtete, versuchte ich zu fliehen. Ich wurde getroffen und flog mehrere Meter durch die Luft. Der Aufprall auf dem nassen Moos war erstaunlich schmerzlos, ich schaute an mir herab und erkannte nichts. Keine Schramme, kein Blut. Ich stand auf und schon wieder flogen Feuerbälle auf mich zu, wieder konnte ich nicht fliehen und fiel zu Boden. Was meinte Raven damit, als er sagte ich solle mich konzentrieren, ich bin die Waffe. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt hatte, wollte ich etwas probieren. Ich kniff meine Augen noch fester zusammen und ballte die Fäuste. Dann spürte ich, wie sie zu glühen anfingen und wollte die Flammen, die sich formten loswerden. Sie brannten in meinen Händen, als würde ich mich an reinste Glut klammern. Jetzt spürte ich, wie der mir entgegenkommende Feuerball immer wärmer wurde. Ich versuchte die sich in meiner Hand gebildeten Feuerbälle loszuwerden und schleuderte sie zu der Frau im weissen Kleid. Unsere Bälle trafen sich und explodierten wie ein riesiges Feuerwerk, die Druckwelle warf mich zu Boden. Ich hörte eine Stimme zu mir sagen. " Konzentriere dich! " Ich sprang auf und rannte um mein Leben. Wo war ich und wie komme ich hier wieder weg? Nach einer Weile kam ich an eine riesige Eiche, sie musste mindestens schon über zweihundert Jahre sein. Dort sank ich vor Erschöpfung nieder und spürte, wie sich Kälte und Angst in mir breit machten. Ich fühlte mich verloren in der tiefen Dunkelheit des Waldes und ich fühlte, dass ich nicht allein war. Irgendetwas beobachtet mich und scheint sich zu nähern. Ich kauerte mich fester in die raus ragenden Wurzeln der Eiche und wäre am liebsten unsichtbar. Mein ganzer Körper zitterte und Tränen liefen mir über die Wangen, am liebsten hätte ich laut los geheult aber dann hätte ich mein Versteck verraten und wäre dem Feind hilflos ausgeliefert. Das Gefühl, dass jemand immer näher auf mich zukommt wurde immer stärker und ich fing innerlich zu beten an, dass ich nicht entdeckt werde. Dann plötzlich. Ich sah Raven vor mir stehen und er drehte sich mit suchendem Blick um die eigene Achse. Ich drückte mich fester in die Wurzeln und hoffte nicht entdeckt zu werden. Dann entfernte er sich und meine Tränen flossen in Ströme über mein Gesicht, ein leises Schluchzen entfloh meinen Lippen, ich wollte schreien, rennen und wieder in meinem Zimmer in meinem Bett liegen. Doch war ich irgendwie gefangen in einer anderen Welt, aus der ich nicht wusste zu entfliehen.

" Haven wo ich bin? " Immer und immer wieder sagte ich es leise vor mich hin. Dann auf einmal flüsterte eine Stimme meine Namen.

" Alice ich bin hier, wo bist du? "

" Hier am Baum, ich bin hier! "

" Ich sehe dich nicht wo bist du? "

" Haven ich sehe dich vor mir, warum siehst du mich nicht? "

" Alice versuch meine Hand zu nehmen. "

Als ich Havens Hand in meiner fühlte verschwand meine Angst und die Tränen versiebten im Wind."

" Haven du bist hier, wie hast du mich gefunden? "

" Ich habe deine Rufe gehört und deren bin ich bis hier her gefolgt. Aber wie hast du es geschafft, dass du unsichtbar wurdest? "

" Ich weiss es nicht. Ich hatte solche eine Angst, dass ich mir wünschte nicht von Raven gefunden zu werden. "

" Lass uns schnell von hier verschwinden, ehe sie uns finden. "

Er legte seinen Arm um meine Hüfte und wir schwebten hinauf zu den Baumspitzen und weiter in den Himmel. Die Nacht war so dunkel, dass ich nichts erkennen konnte und unter mir sich ein Meer von Dunkelheit ausbreitete.

 

Die neue Kraft

Mein Tag fing gleich mir der vollen Ladung Regen und Nebel an und ich wäre am liebsten den ganzen Tag in meinem Bett liegen geblieben. Ich habe noch nicht mal meine Augen richtig geöffnet, als meine Mom in meine Zimmer stürmte und mich daran erinnerte, dass wir heute zum Shoppen gehen wollten. Heute Abend war sie zu einem Empfangsdinner mit sämtlichen hohen Tieren der Rechtswelt eingeladen und ich musste sie natürlich begleiten. Da ihr Chef, nein mittlerweile wie es scheint ihr Freund auch anwesend sein wird, will sie ganz besonders gut ausschauen und ich als ihre Modeberaterin muss deshalb schon um neun Uhr früh aufstehen um mit ihr die Shoppingmaile unsicher zu machen. Ich kann mir nicht vorstellen was an solchen Dinner speziell sein soll, ich verstehe ich kein Wort von all den Paragraphen und Gesetzen und wüsste daher auch nicht mit wem ich mich unterhalten sollte. Dieser Abend dient einfach nur der Präsenz. Aber was meine Rolle dabei ist verstand ich noch nicht.

" Mom warum genau muss ich heute Abend nochmals mitkommen? "

" Weil das ein sehr wichtiger Anlass ist und in der Einladung stand mit Begleitung, da Jeff und ich es noch nicht Öffentlich machen können, dass wir jetzt ein Paar sind, müssen wir beide zusammen hingehen. "

" Tolle Erklärung Mom aber deswegen muss ich doch nicht mitkommen! "

" Alice Schatz wie sieht das denn aus, wenn ich dort ganz allein aufkreuze? "

" Aber ich werde den ganzen Abend nur mit Menschen verbringen, die nichts anderes als Paragraphen und Gesetze kennen. "

" Bitte tu mir doch den Gefallen, ich verlasse mich auf dich und ich kann Jeff anrufen, ob er Haven mitbringt, dann wird es für dich kein langweiliger Abend. Du denkst wohl ich habe nicht gemerkt, wie oft ihr in letzter Zeit zusammen hängt und wie ihr euch anseht. "

" Musst du mich jetzt auch noch darauf ansprechen! Ist mir ja gerade gar nicht peinlich. "

" Oh mein Schatz das braucht dir doch nicht peinlich zu sein, mit deiner Mutter über deine Gefühle zu einem Jungen zu reden. Ich werde es maximal beim nächsten Plausch mit den Kolleginnen besprechen. "

" Mom das tust du nicht! "

Ich hasse es wenn sie das tut. Sie stichelt gern, wenn sie merkt, dass mir etwas peinlich ist, obwohl sie recht hat und es mir nicht peinlich sein müsste, denn wir reden ja auch sonst über Gott und die Welt.

" Mom erzählst du mir etwas über Grandma? "

" Ja Schatz was willst du denn wissen? "

" War sie irgendwie anders, ich meine ob sie vielleicht Dinge konnte, die nur ein Zauberkünstler kann? "

Meine Mom lachte und doch schien ihr Blick ernst.

" Alice wie kommst du jetzt darauf? "

" Wie ich darauf komme Mom? Du fragst mich das wirklich? Mit mir geschehen Dinge und ich weiß nicht warum. Hast du dich nie gewundert, warum ich Sachen berühre und dann Ohnmächtig umfalle? "

Plötzlich wurde meine Mutter ganz Blass im Gesicht und sie sank zurück auf meine Bettkante. Das Gefühl, sie wüsste mehr als sie immer zugegeben hat verstärkte sich ganz schnell und ich wartete gespannt auf eine Antwort. Nach wenigen Minuten des Schweigens erlangte sie wieder ihre Stimme, die zitternd versuchte Worte zu bilden.

" Ja ! "

Was ja, was will sie sagen und warum stellte sie sich dabei so merkwürdig an, schon fast ängstlich.

Dann sprach sie weiter.

" Ja Alice, deine Granny konnte Dinge, die kein mir bekannter anderer Mensch vermag. Sie konnte Dinge mit bloßer Hand anzünden oder einen Schutzschild im sich und ihr nahstehenden Menschen bilden. Sie konnte Sachen sehen, bevor sie geschehen und Menschen heilen. Dann legte sie ihre Hand auf dessen Kopf und ein helles warmes Licht erstrahlte den Raum. Jedoch war diese Kraft die, die sie am meisten schwächte. Alice warum stellst du mir solche fragen? "

" Mom aus dem Grund, weil ich Dinge erlebt habe, die mir unerklärlich sind und ich das Gefühl habe, als würde ich mich weiter entwickeln. Als würde ich tief in mir etwas tragen, was dich, mich und all die Menschen um mich herum beschützen könnte. "

" Manchmal trainiere ich Dinge, die mir vorkommen wie in einem Traum und dann wache ich auf und bin sehr erschöpft. Deshalb stelle ich dir diese Fragen, weil ich verstehen will, was mit mir passiert. "

" Aber warum hast du nicht eher etwas gesagt, dann hätten wir einen Weg finden können. "

" Und was soll das bitte für ein Weg sein? Du scheinst ja selbst nicht viel darüber zu wissen. "

" Das ist auch richtig. Deine Grandma hat mich so erzogen, dass ich ihr Geheimnis niemals ausplaudere und akzeptiere, dass es Menschen gibt, die anders sind. "

" Mom ich möchte nicht anders sein. Ich möchte ein ganz normales Mädchen sein, was genauso träumt und lebt wie all die Anderen da draußen. "

" Das verstehe ich aber ändern können wir es jetzt nicht mehr, als deine Granny starb war das ihr Erbe an dich und keine von uns wusste etwas davon. Aber wenn du möchtest, dann sehe ich mal in ihren alten Sachen nach, vielleicht finde ich ja Bücher, wo sie etwas darüber aufgeschrieben hat, was dir etwas weiter hilft. Aber jetzt lass uns in die Stadt, wir haben viel vor. "

" Mom! "

" Ja Schatz ? "

" Danke ! "

Sie lächelte mir nur zu und verließ mein Zimmer. Endlich allein und so machte ich mich auf die Suche nach Kleidung für unsere Shoppingtour. Dann verschwand ich im Bad und nahm eine ausgiebige Dusche. Als ich fertig war und mir mein Handtuch um gewickelt hatte betrachtete ich mich kurz im Spiegel und wäre fast vor Schreck in eine weitere Ohnmacht gefallen.

" Haven! Was machst du hier? "

" Ich wollte kurz nach dir sehen, bevor du aus dem Haus gehst und fragen, wie es dir geht. "

Er streichelte meine Wange und hob mein Kinn mit seinem Zeigefinger leicht nach oben.

" Mir geht es gut! Ich fahre gleich mit Mom zum Shoppen und heute Abend muss ich mit auf so einem Empfangsdinner. "

" Gut dann treffen wir uns dort und du erzählst mir genau, was deine Mom dir erzählt hat. "

" Woher weisst ...! " Und schon war er wieder verschwunden. Das allerdings war eine Angewohnheit an ihm, die mich ziemlich sauer werden lies.

Nach circa vier unendlich langen Stunden fanden wir das richtige Outfit für den heutigen Anlass, jetzt noch schnell zum Friseur die passende Frisur verpassen lassen und ab nach Hause. Meine Sehnsucht nach Haven wurde von Tag zu Tag großer aber mich störte es ungemein ihn nur in meinen Träumen berühren zu dürfen. Warum will er mir einfach nicht verraten. Jedes Mal speist er mich mit der Antwort " Die da Oben dürfen das nicht wissen. " ab. Ich würde so gern in seinen Armen liegen auf einer Wiese mit Blumen und mir den Wind durch das Haar wehen lassen. Zwar hatten wir das alles schon aber nur in meinen Träumen, dort wo ich ihn berühren und küssen darf. Dort wo es kein Ältester oder wer noch da Oben das Wort hat sehen kann.

" Mom ich bin fix und fertig und wir haben es gerade mal um drei Uhr Nachmittags, lass uns doch Heim fahren. "

" Ach junge Dame so schnell geht das nicht mit der Kunst. Ein Künstlerwerk braucht seine zeit."

Dieser aufgedunsene Friseur sollte lieber seine Kunst im stecken der Haare meiner Mutter präsentieren als durch Kreise laufen, statt mit Steckversuchen und albernen Verrenkungen mir die Zeit zu stehlen.

" Mom? "

" Alice ich bin gleich fertig, Pierre ist ein toller Friseur und er wird mir eine wunderschöne Frisur zaubern. Dann fahren wir Heim, ich verspreche es dir! "

Nach weiteren dreissig Minuten des Wartens war Pierre endlich mit seinem Meisterwerk fertig und Mom sah wunderschön aus. Als wir dann auf dem Heimweg waren, viel mir Ihr versprechen wieder ein, nochmals in Grandma´s Sachen nach Dingen zu suchen, worin sie beschrieb wie es Ihr in der Zeit ging, als sie merkte, dass sie diese geheimen Kräfte entwickelte. Gleich kam mir wieder der Gedanke an Haven, der sich immer solche Sorgen um mich machte, wenn ich wieder in meinen Träumen meine entstehenden Kräfte trainierte. Er sagte mir, ich solle nicht mehr in die Zwischenwelt reisen aber wie kann ich das kontrollieren, denn ich schliesse meine Augen und schon bin ich da.

Zuhause angekommen schlang ich mir noch ein Sandwich runter und verkroch mich in mein Zimmer. Mom war schon längst damit beschäftigt sich vor Ihrem Riesen Kleiderschrank mit Ihren neuen Sachen zu Posen und sich ständig an, aus und um zog. Ich setzte mich auf mein Bett und rief leise nach Haven. Sogleich stand er hinter mir und in seinen Augen strahlte es wie ein sanfter Sonnenstrahl.

" Du siehst wunderschön aus! " Ich lief knall rot an, denn ich hatte vergessen, dass auch Pierre mich zu eines seiner Kunstwerke verzaubert hatte. Wir sahen uns nur in die Augen und ich spürte, dass Haven das gleiche wie ich fühlte. Ich wollte auf ihn einen Schritt zu gehen und ihn umarmen, doch meine Mom holte mich aus meinem Traum wieder raus. Auf der anderen Seite meiner Zimmertür schrie sie, wir müssen los, sonst kommen wir zu spät zu dem Empfangsdinner. Ich öffnete die Tür und rief ihr nur schnell zu.

" Mom ich komme gleich, eine Minute. "

Von unten ertönte nur ein kurzes " okay " und ich schloss die Tür wieder. Als ich mich umdrehte, war Haven schon nicht mehr in meinem Zimmer. Wie immer hatte er es geschafft sich still und heimlich aus dem Staub zu machen.

Ich schmiss mir mein Champagnerfarbenes Abendkleid über, schlüpfte in die dazu passenden Schuhe und rannte die Treppe zum Flur hinunter. Mom stand schon fertig dort und klopft mit ihrem Zeigefinger auf dem Treppengellender herum, um mir deutlich zu machen, dass wir hätten längst unterwegs sein sollen.

Endich angekommen kam ein in Uniform gewickelter Mann mit Hut auf mich zu und öffnete meine Tür, reichte mir eine Hand zum aussteigen und begrüsste mich mit einer sanften herzlichen Stimme.

Meine Mom überreichte dem Herren auf ihrer Seite die Autoschlüssel und schritt anmutig mit mir an ihrer Seite die Lange Empfangstreppe zum Eingang des riesigen Schloss ähnlichen Gebäude hinauf. Dort empfingen uns Jeff und Haven. Bei dem Anblick wäre ich fast in Ohnmacht gefallen. Haven trug einen schwarzen Armanianzug über einem weißen Hemd mit Fliege um den Hals, seine Haare wirr wie immer aber für mich der perfekte Anblick. Jeff begrüsste und mit einem Handkuss und hauchte ein leises

" Ihr seht einfach Atemberaubend aus! " hinaus.

Haven seine Augen wanderten noch immer an mir auf und ab und seine Worte schienen gar in Luft aufgelöst. Eine leichte röte machte sich auf seinem Gesicht breit und er lächelte leicht schüchtern. Diesen Ausdruck kannte ich bisher noch nicht an ihm aber es faszinierte mich, dass auch ein Engel einen roten Kopf bekommen kann. Ich hackte mich in seinem Arm ein und wir schritten leicht und geschmeidig in die Empfangshalle, wo Kellner in einem Frack Champagner verteilten. Sie alle erinnerten mich an eine Horde Pinguine. Andere verteilten kleine Häppchen doch als ich abwinkte, bekam ich einen kleinen Seitenhieb von Haven verpasst. Er achtet immer immens darauf, dass ich mich richtig Ernähre und somit nahm ich doch eins von dem goldenen Tablett und stopfte es mir gleich in den Mund. Mittlerweile waren Jeff und meine Mom schon bei der ersten vierer Gruppe stehen geblieben um sich zu begrüssen. Nur die Männer küssten die Hände der Frauen und die Damen begrüssten einander mit einen leichten Nicken. Unsere Blicke trafen sich und sie winkte und gleich zu sich.

" Darf ich ihnen meine Tochter Alice und ihren Freund Haven vorstellen? "

" Alice das sind die Eltern von Jeff.

Ich wollte versinken, Mom hatte es schon wieder getan. Mich in aller Öffentlichkeit blamiert. Ich schaute peinlich berührt zu Haven und sah ein verschmitztes Lächeln in seinem Gesicht.

" Guten Abend Alice ich freue mich sie endlich mal kennenzulernen. Hallo Haven schön dich auch hier begrüssen zu dürfen. "

" Freut mich ebenfalls Mr. Braun, Mrs Braun. "

Zugeben muss ich es aber schon, Haven und ich gaben ein echt schönes Paar ab aber wir durften es leider nicht zeigen, denn die Ältesten würden ihn mir sonst nehmen und das konnte ich nicht riskieren.

Wir gingen ein wenig in dem riesigen Saal umher und plötzlich erklang ein langsamer Walzer. Ich und Tanzen nie gelernt, er brachte man einer Gans das Tanzen bei aber bei mir war aller Mühe Lohn verloren.

" Darf ich bitten kleine Lady? "

Wie frech er doch grinsen kann aber ich liebte es an ihm.

" Haven ich kann nicht tanzen, ich eigne mich nur als Dekoration in einer Ecke. "

" Glaub mir du wirst tanzen können. "

" Wenn du das sagst aber wunder dich dann nicht, wenn ich dir Tausend Mal auf die Füsse steige, ich habe dich gewarnt. "

Wieder sah ich dieses lächeln auf seinen Lippen, was mich innerlich vielleicht auch äusserlich erröten lies und alle Angst war wie im Nu verschwunden. Er umgriff mich mit seinen sanften Händen und wir flogen leicht beschwingt über die Tanzfläche. Um uns herum wurde es still und alles erstarrte. 

0

Hörbuch

Über den Autor

mary2884

Leser-Statistik
107

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Gast wow... und wie gehts weiter??
Vor langer Zeit - Antworten
mary2884 Dankeschön ? ich habe noch keine idee.. Aber es wird weitergehen
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Interessant
Vor langer Zeit - Antworten
mary2884 Re: ... - mercie viel mal, werds bei gelegenheit amol ändern..


Zitat: (Original von adventor89 am 08.10.2013 - 17:21 Uhr) ... Interessant geschrieben ... bis wo ich gekommen bin ;)
Werde mir bei Gelegenheit mit mehr Zeit, die Geschichte noch mal vornehmen.
Vielleicht, solltest Du noch mal neu veröffentlichen, dann aber kapitelweise, z.B. alle 2 Tage eines oder täglich. Das bringt Dir auf alle Fälle mehr Leser und damit mehr Aufmerksamkeit. Kürzere Texte sind immer besser zu lesen.
Und Deine jeweils neu eingestellten Kapitel stehen dann immer wieder in der Liste "Neuerscheinungen" ganz vorn.

Viele Erfolg und beste Grüße
Michael

Vor langer Zeit - Antworten
adventor89 ... - ... Interessant geschrieben ... bis wo ich gekommen bin ;)
Werde mir bei Gelegenheit mit mehr Zeit, die Geschichte noch mal vornehmen.
Vielleicht, solltest Du noch mal neu veröffentlichen, dann aber kapitelweise, z.B. alle 2 Tage eines oder täglich. Das bringt Dir auf alle Fälle mehr Leser und damit mehr Aufmerksamkeit. Kürzere Texte sind immer besser zu lesen.
Und Deine jeweils neu eingestellten Kapitel stehen dann immer wieder in der Liste "Neuerscheinungen" ganz vorn.

Viele Erfolg und beste Grüße
Michael
Vor langer Zeit - Antworten
mary2884 Re: - danke trollbär,

aber ich hätte auch nicht gedacht, dass es soooooviel ist, war selber erstaund..grins..trotzdem danke..!

Zitat: (Original von Zeitenwind am 07.10.2013 - 19:46 Uhr) Also ... ich würde ja gerne, aber ... Deine Geschichte ist mir viiieel zu lang um sie am PC zu lesen. Die ersten Zeilen gefallen mir hingegen gut,

Gruß vom Trollbär

Vor langer Zeit - Antworten
mary2884 Re: - danke trollbär,

aber ich hätte auch nicht gedacht, dass es soooooviel ist, war selber erstaund..grins..trotzdem danke..!

Zitat: (Original von Zeitenwind am 07.10.2013 - 19:46 Uhr) Also ... ich würde ja gerne, aber ... Deine Geschichte ist mir viiieel zu lang um sie am PC zu lesen. Die ersten Zeilen gefallen mir hingegen gut,

Gruß vom Trollbär

Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
7
0
Senden

97321
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung