Romane & Erzählungen
Illuminati

Illuminati

Es klopfte an der Tür. Ein alter Mann, der gebeugt an einem schäbigen Küchentisch saß, schaute zuerst auf die Uhr an der Wand gegenüber und dann hinüber zur Zimmertür.

„ Kommen Sie rein, es ist offen“, rief er mit brüchiger Stimme.

Ein stämmiger Herr mittleren Alters - seine spärlichen längeren Haare unter einem Hut versteckend - betrat zögernd den Raum.

„ Sie sind pünktlich! Sehr gut,“ meinte der Alte und forderte den Besucher mit einer Handbewegung auf, sich zu ihm an den Tisch zu setzen.

„ Guten  Abend,“ begrüßte er den Alten knapp, drehte sich um und schloss die Tür.

Am Tisch streckte er ihm die Hand entgegen und wollte sich anstandshalber noch einmal vorstellen.

 „Also nochmal. Guten Abend. Mein Name ist….“ „Ich weiß, wer sie sind, verdammt. Schließlich habe ich sie angerufen, oder! Setzen sie sich endlich!““ Der Besucher schaute den Alten irritiert an – tat aber, was er verlangte. „ Ja, das stimmt. Sie sagten mir, ich bekäme eine unglaubliche Story von ihnen. Also, hier bin ich. Was haben sie mir zu sagen?“ „ Genau. Ich werde ihnen eine Geschichte erzählen, wie sie niemand kennt - glauben sie mir. Wenn ich fertig bin, wird es an ihnen sein, zu entscheiden, was Sie dann mit ihrem

Wissen anfangen wollen,“ meinte er ziemlich nachdenklich, „ aber ich möchte sie warnen, denn die Zusammenhänge sind so komplex und die Tragweite meiner Erkenntnisse sind ungeheuerlich, ja geradezu undenkbar. Man wird ihnen die Geschichte sowieso nicht abnehmen, gleichwohl begeben sie sich zwangsläufig in große Gefahr, sobald die Öffentlichkeit davon Kenntnis erlangt. Man wird sie vermutlich töten.“ Der Besucher nahm seinen Hut ab und warf ihn achtlos auf den freien Stuhl neben sich. Er fixierte sein Gegenüber minutenlang sehr intensiv und nickte dann nur. „Also gut, jetzt gehört ihnen meine ganze Aufmerksamkeit ... Ist ein Aufnahmegerät für sie ok?“

Der alte Mann beantwortete seine Frage nicht, sondern brummte nur: " Auch ein Bier?" Er wartete die Antwort nicht ab, sondern öffnete eine zweite Flasche und stellte beide auf den Tisch. Stille. Ein leises Klicken bestätigte, dass der Recorder jetzt lief. „ Wir schreiben den 22. November 1963. "Eine Flamme ist erloschen für alle Menschen, die auf einen gerechten Frieden und auf ein besseres Leben hoffen. Die Welt ist an diesem Abend sehr viel ärmer geworden".

Wissen sie, wer das sagte? Ich werde es ihnen verraten. Es war Willy Brandt, kurz nachdem er von der Ermordung des amerikanischen Präsidenten in Dallas erfahren hatte.“

„ Sie wollen mir doch jetzt keine Story über JFK auftischen, oder? Das können wir uns sparen, alter Mann! Der Zug ist schon längst abgefahren. Tut mir wirklich leid, aber ich glaube, wir vergeuden unsere Zeit.“ „ Hören sie mir einfach zu. Ich habe schon viel zu lange geschwiegen, und bevor mir die Engel ein Paar Flügel verpassen, will ich es endlich loswerden. Sie wissen nicht, wie das ist, wenn man keine Nacht schlafen kann, aus Angst, den Morgen nicht zu erleben, weil DIE sie umbringen wollen.“ „ Wer sind DIE ? Wovon zum Teufel reden sie überhaupt? Meinen sie die Mafia, die CIA, NSA, das FBI, das amerikanische Militär….? Das hat doch Jim Garrison schon versucht zu beweisen, oder?“

" Oh ja. Garrison war auf einem guten Weg. Wäre ihm David Ferrie nicht weggestorben, hätte es ganz schön eng werden können. Aber so wurde dieses Schwein Clay Shaw frei gesprochen und Garrison konnte einpacken. Oswald war ein kleines Licht und für gewisse Dienste gut zu gebrauchen, aber er hatte nicht das Format für einen Killer. Dafür gab es bei der CIA damals aber ein interessantes Programm mit der Bezeichnung MK ULTRA. In den streng geheimgehaltenen Versuchen wurden Menschen - durch Gehirnwäsche - zu willenlosen Geschöpfen gemacht, zu absolut wesenlosen Killern. Aber das ist alles nur die Spitze des Eisberges. Haben sie schon mal etwas von einem Geheimbund derIlluminatigehört? Nein? Nun, gegründet

wurde der Bund von Adam Weishaupt am 1.Mai im Jahre 1776 in Ingoldstadt. Angeblich wurde er Jahre später verboten und zur Auflösung gezwungen, doch auch das ist so nicht ganz richtig. Der Geheimbund hatte inzwischen die Logen der Freimaurer unterwandert und bestand weiter fort. Sie verteilten sich auf der ganzen Welt, organisierten sich, infiltrierten die Systeme und hatten überall, wo es um Machtpositionen ging, die Hände im Spiel. Die Kennedys hatten Macht und Geld, aber sie waren Freidenker und ließen sich nichts vorschreiben. JFK sprach damals, kurz vor seinem Tod an der Columbia Universität.

Er sagte: "Das hohe Amt des Präsidenten ist benutzt worden, um ein Komplott zu

schmieden, das die Freiheit des Amerikaners zerstören soll, und bevor ich mein Amt verlasse, muss ich den Bürger über diese Bedrängnis aufklären." ….Zehn Tage später war John F. Kennedy tot.“Es herrschte eine unnatürliche Stille im Raum. Keiner der beiden Männer sagte ein Wort. Sie sahen sich nur an. Lange. „ Verstehen sie, was ich sagen will?“ fragte der alte Mann leise. Der Andere bewegte kaum merklich den Kopf. „ Es ging nicht darum, einfach nur diesen Präsidenten zu erschießen. Es ging darum, das ehrgeizige Ziel der Illuminaten zu schützen. Die Weltmacht zu besitzen! JFK war ein freier Geist, der ganz andere Ziele für

Amerika und die verbündeten Staaten zu verfolgen suchte. Mit Kennedy hätte es den Vietnam – Krieg so nicht gegeben. Am 11. Oktober 1963 verfasste er das Memorandum NSAM 263, aus dem hervorging, das er beabsichtigte, schon bis Ende des Jahres 63 eine Großzahl der Millitärangehörigen zurück nach Hause zu holen. Bis 1965 sollte nicht ei Amerikaner mehr in Vietnam sein. Eine Woche nach der Beerdigung von JFK wurde das Menorandum von L.B.Johnson zurück genommen. Kurz darauf war die USA im Krieg.

Wissen sie, die Interessen der Mächtigsten dieser Welt, vereinen sich in diesem Geheimbund der Iluminaten. Ich habe ihnen eine Liste aller mir bekannten Mitglieder und deren Institutionen angefertigt. Vielleicht

macht sie ihnen die Tragweite der Infiltration deutlich.“ Er zog einen Ordner aus seinem Aktenkoffer, der neben ihm auf dem Fußboden stand und legte ihn vor seinem Zuhörer auf den Tisch. Dieser öffnete ihn und blätterte das Deckblatt zur Seite. Er starrte auf die Seiten des bedruckten Papiers – blätterte und las, blätterte und las. Schweigen.„ Warum…ich meine, was soll ich damit. Will sagen, wenn das auch nur im Ansatz der Wahrheit entspricht, dann……..Ich habe gerade das überwältigende Gefühl, mich von der nächsten Brücke stürzen zu müssen. Was für eine Scheiße“, grunzte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„ Was sie damit anfangen sollen? Das will ich

ihnen sagen, mein Freund. Später, wenn alles, was ich weiß, erlebt und getan habe, auf diesem Gerät verewigt sein wird, werden sie gehen und eine Nacht darüber schlafen, oder auch nicht“, er gluckste, „ aber danach sollten sie ihre Feder anspitzen, die Tür ihrer Wohnung abschließen, das verdammte Telefon ausstöpseln und nur noch schreiben. Ja, schreiben sie einen Roman über die Schirmherrschaft der Schattenmacht, denn die Wahrheit wird ihnen ja sowieso niemand glauben………“ ©roxanneworks 2013 / 10