Welken
Der Herbst hat längst die Macht bekommen.
Fast über Nacht kam er gegangen,
hat überall schon Laub genommen,
es farbenfroh sich eingefangen.
Ihm nochmals Leben eingehaucht.
Zum letzten Tanze es verleitet,
in bunte Farben eingetaucht,
mit Winden durch die Luft verbreitet.
Und auch zu mir ist er gekommen,
doch hat er Tanzen mir verwehrt,
mir meine Farben fortgenommen,
mich, wie das Blättergrün versehrt.
Nicht, wie das Laub das wieder sprießt,
sobald der Winter ist vergangen,
weiß ich, dass es für immer ist,
hat erst mein Welken angefangen.
Noch zeige ich, was mir geblieben,
sind meine Farben auch nicht prächtig.
Bin da und nicht hinweg getrieben,
und aller meiner Sinne mächtig.
Aus dem, was mir der Herbst gelassen,
web ich mir nun mein letztes Kleid.
Sobald ich es, nicht mehr kann fassen,
leg ich es ab im Buch der Zeit.
© Barbara Kopf