Science Fiction
Antiwelt (3) - Kapitel 2

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"Antiwelt (3) - Kapitel 2"
Veröffentlicht am 23. September 2013, 16 Seiten
Kategorie Science Fiction
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Über den Autor:

Ich ...bin Österreicherin ...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte ...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist ...lese quer durch viele Genres ...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken
Antiwelt (3) - Kapitel 2

Antiwelt (3) - Kapitel 2

Beschreibung

ANTIWELT (3) Kapitel 2 (14 Seiten)

 

KAPITEL 2

 

 

 

Nebel sickert durch die Ritzen,

wabert wogt, kommt zum Erliegen;

ganz tief drin die Zweifel sitzen,

werden bald das Selbst besiegen,

werden haltlos, völlig frei. 

Kalter Wind peitschte mir ins Gesicht, als ich die Tür des Taxis hinter mir zuschlug und das Fahrzeug umrundete, um die Straße zu verlassen. Ob der eisigen Temperaturen, die völlig untypisch für diese Jahreszeit waren, trat ich von einem Fuß auf den anderen und hielt die Hände in den Taschen meiner Jacke versteckt. Mein Gesicht war den Launen der Natur jedoch schutzlos ausgeliefert, weshalb ich dauernd blinzeln musste und schon bald jegliches Gefühl in Nase und Ohren verloren hatte.

Als ich jedoch unwillkürlich erschauderte, lag das nicht am Wetter sondern an der Frau, die soeben neben mich getreten war. Erst jetzt im ersten Licht des neuen Tages konnte ich ihre Gestalt genauer betrachten. Ihr langes Haar, das in einem unnatürlichen Schwarz glänzte, hatte sie hochgesteckt, sodass nur einzelne Strähnen in das schmale Gesicht hingen und ihre grau-blauen Augen umrahmten. Ihre Stirn schien andauernd ein wenig gerunzelt zu sein und es sah generell so aus, als wäre sie 

angespannt. Und doch konnte man sie nicht anders als schön nennen, obwohl von ihrer schmalen Gestalt eine Bedrohlichkeit ausging, die ich mir nicht erklären konnte. Wir waren in etwa gleich groß und doch schien sie mich um Längen zu überragen. Ich konnte mir den Gedanken nicht verwehren, dass es ihre Aura sein musste, die diesen Eindruck auf mich ausübte. Und das, obwohl ich alles andere als ein Fan von Esoterik war.

„Wohin?“, fragte sie mich kurz angebunden, woraufhin ich in eine bestimmte Richtung zeigte. Sofort setzte sie sich in Bewegung, ohne sich davon zu überzeugen, dass ich ihr folgte. Was blieb mir auch anderes übrig? Diese Frau hatte mich sosehr eingeschüchtert, dass ich schon Angst hatte, in ihrer Gegenwart zu laut zu atmen.

Hastig schritt ich ihr hinterher. Zu unserer Linken ragte der Stephansdom auf. Mag sein, dass es daran lag, dass ich nun seit beinahe 24 Stunden wach war oder einfach, dass ich mich in unangenehmer Gesellschaft befand. Auf 

jeden Fall erschien mir jenes Bauwerk der Gotik auf das die Wiener so stolz waren, plötzlich auf unbeschreibliche Weise bedrohlich. Ich war schon öfters in Wien gewesen, hatte den Dom sowohl von außen als auch von innen bereits ausgiebig betrachtet, doch nie zuvor hatten mir diese spitz zulaufenden, fein verzierten Türme, Pfeiler und Fenster solche Angst eingejagt, wie dies heute der Fall war.

So wird es niemanden überraschen, dass ich froh war, als das Gebäude endlich in meinem Rücken lag und wir die Kärntnerstraße entlangeilten, die zu dieser frühen Stunde zwar nicht gerade überfüllt, aber genauso wenig völlig verwaist war. Die ersten Geschäfte hatten bereits geöffnet und auch einige Touristen hatten sich schon aus ihren Hotelbetten gerollt.

Für all dies hatte meine Begleiterin jedoch keinen Blick übrig. Entschlossenen Schrittes eilte sie voran.

 

Als wir uns der Gasse näherten, in die wir einbiegen mussten, um die Wiener Hofburg zu erreichen, räusperte ich mich, doch dies schien überhört worden zu sein. Es dauerte eine Weile, bis mir wieder einfiel, welchen Namen sie mir genannt hatte, als ich sie auf der Fahrt hierher danach gefragt hatte.

„Haveda, hier müssen wir rechts rein“, erklärte ich mit gesenkter Stimme, als könnte es jemanden interessieren, wohin wir unterwegs waren.

Wortlos folgte sie meiner Anweisung und nur wenige Schritte später ragte das gesuchte Gebäude vor uns auf. Tief atmete ich durch und schloss näher zu der vor mir Gehenden auf, als mir bewusst wurde, dass sie ihren Schritt beschleunigt hatte.

„Wo ist der Eingang?“, fragte sie mich mit rauer Stimme.

Anstatt es ihr zu erklären, trat ich vor sie und führte sie zu der gesuchten Stelle.

 

„Das Museum schließt erst um 9 auf“, erklärte ich, während sie an der verschlossenen Tür rüttelte.

„So lange können wir nicht warten“, meinte sie nur und warf einen Blick gen Himmel. Dann sah sie sich in ihrer Umgebung um und entfernte sich ein paar Schritte von mir.

„Wärst du so freundlich jetzt endlich zu tun, weshalb ich mich mit dir zusammengetan habe“, raunte sie in die Luft.

Stirnrunzelnd sperrte ich die Ohren auf und versuchte mehr von ihrem Selbstgespräch mitzubekommen.

„Kein aber, Krenn! Du hast doch gewusst, was ich vorhabe, also zier dich nicht so. Ich trage die volle Verantwortung, versprochen, aber du kannst mir glauben, dass diese kleine Störung keinerlei Bedeutung mehr haben wird, wenn wir sie erst haben.“

Sie schwieg für eine Weile, als würde sie auf eine Antwort lauschen, die es nicht gab. 

Jedenfalls nicht für mich.

„Tu was ich dir gesagt habe, Krenn, sonst lernst du mich bei meiner Rückkehr erst richtig kennen, klar?“

Nur wenige Sekunden später hörte ich ein leises Klicken.

„Komm mit“, befahl mir meine Entführerin und ging erneut auf die Tür zu, die sich zu meinem Erstaunen problemlos öffnen ließ.

„Wie…?“, setzte ich zu einer Frage an, doch sie schüttelte unmissverständlich den Kopf. Von ihr würde ich nichts erfahren, das war mir klar. So fügte ich mich in mein Schicksal und trottete ihr angespannt hinterher. Absolut niemand schien zu dieser frühen Stunde hier zu sein. Auch keine Alarmanlage machte sich bemerkbar, was allerdings nichts zu bedeuten hatte. Schließlich war es heutzutage kein Geheimnis mehr, dass es auch stummen Alarm gab.

Zielstrebig suchte Haveda den ersten Raum auf, blickte sich in den lichtlosen Vitrinen um, 

deren Inhalte nur schemenhaft zu erkennen waren und ging dann weiter, als sie nicht fand, was sie gesucht hatte. Beunruhigt wie ich war, heftete ich mich an ihre Fersen wie ein Schatten. Geschah dass alles hier gerade wirklich? Irgendwie konnte und wollte ich das nicht glauben. Gestern noch war ich mit dem Gedanken weggenickt, dass ich es im Leben nicht besser hätte treffen können. Heute jedoch schien das alles ganz anders zu sein. Immer noch hatte ich keine Ahnung, was diese Frau Ferdinand angetan hatte. Ob er  noch lebte, verletzt in der Küche lag oder bereits tot war. Diese Angst nagte an mir, machte mich noch empfindlicher und band mich an Haveda, die inzwischen vor einem Schaukasten stehen geblieben war.

Undeutlich zeichneten sich Umrisse hinter dem Glas ab.

Die Reichsinsignien.

Für einen kurzen Moment hielt ich den Atem an. Wie konnte das so leicht sein? Immerhin 

waren wir gerade in die Hofburg eingestiegen und das auch noch ohne Spuren zu hinterlassen. Irgendetwas musste sich uns doch in den Weg stellen. Diese Sache konnte doch nicht einfach so zu Ende gehen.

„Komm her“, fuhr sie mich an und ich gehorchte, stellte mich direkt neben sie.

„Schlag das Glas ein und gib mir die Lanze“, erklärte sie völlig emotionslos.

Entgeistert starrte ich ihr ins Gesicht, von dem ich in dem vorherrschenden Zwielicht nicht viel erkennen konnte. Einzig ihre Augen funkelten mich bestimmt und fordernd an.

„Das kann ich nicht“, erwiderte ich mit zitternder Stimme und trat einen Schritt zurück.

„Tu es.“

In ihrem Blick sah ich den aufglühenden Zorn und fürchtete schon, sie würde mich schlagen, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen starrte sie mich weiter an.

 

„Ich….womit denn?“, fragte ich ergeben, während ich alles daran setzte, nicht in Tränen auszubrechen.

Haveda musste sich nur einen kurzen Augenblick lang umsehen, dann verschwand sie im Vorraum und kehrte mit einem Besen zurück, den sie mir in die Hand drückte.

„Los jetzt. Ich habe schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.“

„Aber wie…“, setzte ich an, doch anstatt den Satz zu beenden, seufzte ich nur und holte zum Schlag aus. Ich legte all meine Kraft hinein, woraufhin meine Arme erbebten, als der Stock auf das Glas niedersauste und wirkungslos davon abprallte, so wie ich es erwartet hatte.

„So funktioniert das nicht“, sagte ich nur und ließ die Arme sinken.

„Nichts da“, fuhr meine Begleiterin mich an, griff selbst nach dem Stiel, woraufhin ich diesen losließ.

 

„Nicht loslassen“, knurrte sie.

Mäßig begeistert griff ich erneut nach dem Besen. Als Haveda zum Schlag ausholte, machte ich die Bewegung mit. Gerade als sich der Stock erneut der Vitrine näherte, spürte ich plötzlich, wie sich etwas zu ändern schien. Der Besen wog auf einmal viel mehr als es für Holz üblich sein sollte und das metallische Klingen, das erschallte, als die beiden Materialien aufeinander trafen, summte mir noch lange in den Ohren nach. Sofort folgte das Klirren von Glas und nur wenige Sekunden später das Sirren einer Sirene.

Wie erstarrt ließ ich den Besen zu Boden fallen und trat mehrere Schritte zurück. Wie hatte das nur funktionieren können? Das musste doch ein Traum sein. Dieses ganze Geschehen war doch schlicht und einfach viel zu irreal als dass etwas Wahres dran sein könnte.

„Nimm die Lanze“, brüllte Haveda über den anschwellenden Lärm hinweg.

 

Wie in Trance schritt ich auf den Scherbenhaufen zu und musterte die Gegenstände, die auf den weichen karmesinroten Polsterungen lagen. Ich konnte doch nicht einfach so die Heilige Lanze stehlen. Das war nicht richtig.

Ehe ich weiter zögern konnte, traf mich noch einmal der Blick meiner Entführerin und so griff ich nach dem Gegenstand, dessen Grundkörper von drei Manschetten aus Eisen, Silber und Gold und von einem Lederriemen zusammengehalten wurde. Seltsamerweise fühlte sie sich warm an, als ich sie in Händen hielt und irgendetwas Unbeschreibliches schien von ihr auszugehen. Fast fühlte es sich so an, als würden kleine Blitze von ihr über meine Fingerspitzen auf mich übergehen und in meinen Körper eindringen.

Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen  konnte, wurde mir die Lanze aus den Fingern gerissen.

Haveda stieß einen Freudenschrei aus und 

schien irgendetwas in die Luft zu sprechen. Augenblicklich begann eine der Wände weiß zu leuchten. Das Licht wurde immer gleisender, bis es so sehr in den Augen brannte, dass ich nicht umhin kam, die Augen zu schließen.

„Sofort stehen bleiben! Heben Sie die Hände!“

Erschrocken folgte ich den Anweisungen, die mir eine unbestimmte Stimme entgegenschrie. Vorsichtig versuchte ich die Augen zu öffnen, um zu erkennen, was vor sich ging, doch das einzige, was ich sah, waren bunte Lichter und Havedas Schemen, die keinerlei Anstalten machte, den Befehlen der Polizisten, die vermutlich mit gezogenen Waffen im Eingang zu diesem Raum standen, Folge zu leisten.

Ohne allzu große Eile schritt sie auf die Quelle des Leuchtens zu. Bevor sie die Wand erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal zu mir um. Ein höhnisches Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, als sie sagte:

 

 

„Dankesehr, Milana. Ab jetzt komme ich allein zurecht.“          

Im nächsten Moment war sie verschwunden. Genauso unauffindbar wie das Licht, das Sekunden zuvor noch mein ganzes Denken bestimmt hatte. Noch ehe ich mir einen Reim auf all das machen konnte, wurde ich von kräftigen Händen gepackt und zu Boden gerungen. Unsanft landete ich mit dem Gesicht voran. Etwas knackte.

„Sie sind verhaftet.“

 

© Fianna 22/09/2013

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Fianna
Ich
...bin Österreicherin
...studiere Archäologie, Germanistik und Geschichte
...vertrage Kritik, solange sie begründet und ehrlich ist
...lese quer durch viele Genres
...glaube anders als Max Frisch und ähnlich wie Bert Brecht dass Literatur sehr wohl (wenn auch nur in geringem Maße) dazu beitragen kann, gesellschaftiche Veränderungen zu erwirken


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Fianna Re: -
Zitat: (Original von Milan01 am 26.09.2013 - 14:31 Uhr) Hab jetzt deine 3 Teile gelesen, find es spannend und bin auf weiteres neugierig.
5*
Lg Milan


Freut mich, dass es dir bisher gefällt!

Danke dir für's Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: -
Zitat: (Original von Zentaur am 25.09.2013 - 10:30 Uhr) deine Story klingt sehr mysteriös
und ich bin gespannt wie es weiter geht.

lg Helga


Freut mich, dass die Spannung noch anhält.

Danke dir für's Lesen und den Kommentar!

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: Sehr ominös das Ganze -
Zitat: (Original von baesta am 23.09.2013 - 19:54 Uhr) war das das Ende? Oder geht es weiter.
Fragen über Fragen....

Liebe Grüße
Bärbel


Wäre wohl ein etwas abruptes Ende, deshalb wird es wohl noch ein wenig weitergehen :-)

Dankesehr für's Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße
Anna
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 23.09.2013 - 16:16 Uhr) Wieso hab ich damit schon ab der Sekund gerechnet, in der ausgerechnet Miliana das Glas einschlagen sollte ?
Das is echt fies.
Udn beantwortet nach wie vor kaum Fragen^^
lg
E:W


Naja..Fremde, die einen mitten in der Nacht entführen sind eben nicht die besten Komplizen :-)

Danke dir für's Lesen und Kommentieren!

Liebe Grüße
Fianna
Vor langer Zeit - Antworten
Milan01 Hab jetzt deine 3 Teile gelesen, find es spannend und bin auf weiteres neugierig.
5*
Lg Milan
Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur deine Story klingt sehr mysteriös
und ich bin gespannt wie es weiter geht.

lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Sehr ominös das Ganze - war das das Ende? Oder geht es weiter.
Fragen über Fragen....

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Wieso hab ich damit schon ab der Sekund gerechnet, in der ausgerechnet Miliana das Glas einschlagen sollte ?
Das is echt fies.
Udn beantwortet nach wie vor kaum Fragen^^
lg
E:W
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