Gedichte
Niemandsland - Gedichte

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"Niemandsland - Gedichte"
Veröffentlicht am 20. September 2013, 46 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Das Schreiben hat mittlerweile Ausmaße erreicht, bei denen ich es nicht mehr als Hobby abtun kann. Es ist zur Krankheit geworden und ist gleichzeitig die Medizin. Problem und Therapie. Ich bin süchtig nach meinem Methadon, es ist mir mittlerweile wichtiger geworden als das Heroin. Die Worte sind Hunger und Brot zugleich. Sie halten mich nachts wach und machen mich tagsüber müde. Nichts liebe und hasse ich so sehr, wie das geschriebene Wort. Ich ...
Niemandsland - Gedichte

Niemandsland - Gedichte

Beschreibung

16 Gedichte, die ich in den letzten zwei Monaten in meinem Blog veröffentlicht habe. Diesen findet man unter: http://weltenweiterwandrer.tumblr.com/

Schreibblockade

Warten auf den Schwefelregen.
Sehnsucht die die Erde küsst.
Die Luft in meinen Atemwegen,
wird von Ammoniak begrüßt.
Wegen Zimt-süßer Gefühle,
die mich nach widerlichem Kitsch verlangen,
haben in meinen Träumen, Krokodile
mit dem Koksen angefangen.
Warum es mir an Tiefe mangelt,
was ich durch Reime nur kaschiere,
vertusche ich vor mir,
doch offensichtlich liegt’s an dir,
dass ich nur Scheiße fabriziere.
Da mir zum Anfang nichts mehr einfällt,
lass ich das Wortgewichse stehen.
Es hat sich schon oft ‘rausgestellt,
dass in meinem dadaistischen Gekritzel,
andre irgendeine Botschaft sehen.

Gartenzwerge und Faultiere

Ich habe nichts zu schreiben.

Meine Lyrik ist tot.

Keine endlosen Metaphern-Fäden mehr,

die ich aneinander kette,

um ein weiteres Paar

poetische Wollsocken

aus Seemannsgarn zu stricken.

Ich habe mir alles von der Seele geschrieben

und in Gedichte gepackt,

wo man es nur in Gedichte packen kann.

Es fühlt sich gut an.

Jetzt kann ich endlich,

ohne ein schlechtes Gewissen zu kriegen,

über Gartenzwerge und Faultiere sprechen.

So wie andere Aristoteles und Platon rezitieren.

Ich kann endlich über die kleinen Dinge sprechen.

Aber eigentlich gibt es keine Unterschiede.

Aristoteles und Platon sind selbst nicht

mehr, als Faultiere und Gartenzwerge.

Wusstest du, dass Faultiere oft in den Tod stürzen,

weil sie einen ihrer Arme mit einem Ast verwechseln

und versuchen, daran entlangzuklettern?

Das ist eine dieser Geschichten,

die uns zum Lachen bringen,

egal wie schlecht es einem geht.

Doch eigentlich sollte sie uns zum Nachdenken bringen,

nicht aus Respekt vor den armen Faultieren,

sondern weil wir es selbst nicht besser können.

Wir haben so viele Achilles-Fersen,

dass uns die Beine dafür ausgehen.

Schluss mit Gedichten über Zigaretten und Scotch,

Schluss mit dem immer gleichen,

selbstmitleidigen Thema.

Wir werden immer arroganter,

geben vor alles zu wissen

und kennen uns selbst nicht einmal.

Wo einst unsere Blätter waren,

sind jetzt Dornen.

Wir sind so verholzt,

dass man unter unserer Oberfläche,

nur ein hohles Pochen hört.

Der selbe Verstand,

der auf die glorreiche Idee kommt,

den steilsten Hang der Stadt, in einem Einkaufswagen

hinabzurasen,

glaubt die an den Haaren herbeigezogenen Lügengeschichten

und denkt,

dass er sich, wie Münchhausen,

an seinem eigenen Schopf aus dem Konflikt ziehen kann.

Wer ständig über seine Füße stolpert,

sollte über niemanden Lachen,

dessen einziger Fehler es ist,

dass er seinen Arm mit einem Ast verwechselt.

Das wir es trotzdem tun,

bestätigt nur:

Wir haben das kritische Auge für uns selbst verloren.

Du selbst zum Beispiel,

du nörgelst immer an dir herum.

Du hältst dich für hässlich,

weil du nicht so bist,

wie andere dich wollen.

Weißt du was hässlich ist?

Gartenzwerge!

Mit ihrem künstlichen, falschen Grinsen,

in dem man nicht sieht,

dass es von einem halb verhungerten Kind gemalt wurde,

mit Farben, so giftig,

dass sie bei uns verboten sind.

Weißt du was hässlich ist?

Die fein herausgeputzten Herren,

die dir Unfallversicherungen anpreisen,

von denen du keinen Cent bekommst,

wenn du sie wirklich brauchst.

Die bei jedem Unfall sagen:

Es war Absicht.“

Deren Anwälte ebenfalls hässlich und

überbezahlt sind.

Die dir vor Gericht über Jahre hinweg standhalten,

bis du aufgibst und die Reste frisst,

die sie dir zuwerfen.

Nein. Du bist nicht hässlich.

Du bist wunderschön.

Wie die Prostituierten am Straßenrand,

wie die Penner in der Gosse.

Vielleicht wirst du dich durch dieses Kompliment

gekränkt fühlen,

aber schau dir diese Menschen an.

Sie sind immer noch da!

Du siehst sie jeden Morgen,

auf dem Weg zur Uni oder zur Arbeit.

Sie sind immer noch da,

obwohl jeder ihnen weismachen will,

sie wären unerwünscht,

obwohl man so tut,

als wären sie nicht existent.

Wenn du in ihre zerfurchten, wettergegerbten,

überschminkten Gesichter siehst,

dann erkennst du unter der Maske,

die salzigen Kristalle getrockneter Tränen,

die niemand abwischt.

Doch sie sind immer noch da!

Denn sie sind stärker als die Einsamkeit

und die Angst vor dunklen Orten.

Und wenn sie dich anlächeln,

dann wirkt es etwas unecht,

weil ihre Mundwinkel alt und aus der Übung gekommen sind.

Trotzdem wissen sie immer noch wie man lächelt.

In dieser Stärke liegt die Schönheit,

die niemand sieht.

In deiner Stärke, liegt die Schönheit,

die du selbst nicht immer siehst.

Die Schönheit,

die nur wenige verstehen.

So wie die wenigsten Wissen,

dass Shakespeare auf Klingonisch,

immer noch am schönsten klingt:

taH pagh taHbe’. DaH mu’tlheghvam vIqelnIS.

Doch bevor ich mich in endlosen Gedankengängen

verirre,

könnte ich auch endlich meinen Arsch hochkriegen

und dem fast fertigen Roman,

der in meiner Schublade und auf meiner Festplatte

Staub ansetzt,

den letzten Feinschliff verpassen.

Sonst werde ich noch irgendwann,

Seitenlange Gedichte über Gartenzwerge

und Faultiere schreiben.

Ich sehe es kommen.

Niemandsland

So wie die Nadel in den Vinyl-Rillen,
kratzt ihre Stimme in deinem Kopf.
Dann denkst du daran,
wie dir jemand erzählt hat,
dass man jeden Menschen,
wegen der begrenzten Lichtgeschwindigkeit
und all dem Kram,
immer ein paar Nanosekunden jünger sieht,
als er wirklich ist,
dass er schon längst nicht mehr existieren könnte,
sondern ein vielleicht nur ein nachhallendes
Echo von Leben ist.
Und du wirst nichts daran ändern können,
selbst wenn du ihn mit Lichterketten fesselst.
Gelegenheiten sind zäh.
Während dir im einen Moment
der Weizen um die Füße peitscht,
ist es im nächsten schon wieder Herbst.
Der Boden im Garten ist schon wieder schlammig,
falsch gesetzte Füße
und holprige Schritte wachsen darauf.
Während Zorn auf den Dächern schläft,
schleichen blaue Hunde durch die Nacht
um in die Träume zu schlüpfen.
Du warst so lange weg,
dass sich die Kissen trügerisch weich anfühlen.
Doch im Traum trägst du immer noch deinen Muschelpanzer,
während sich die Schäferhunde auf der Suche
nach dem verlorenen Lamm verzehren.
Du liegst am Strand,
als dir die Wellen auf die Lunge hüpfen.
Aufgerieben von der Strömung,
den wechselwirkenden Gezeiten,
wurdest du an Land gespült
im Nirgendwo.
Neuer Bürger im Niemandsland,
du hast so viele Fragen,
doch die Stille,
ausbleibender Antworten,
klingelt in deinen Ohren.

Keine großen Worte

Ich sitze im Schatten und beobachte die Eidechsen.
Wahre Lebenskünstler.
Immer am Boden,
vollen Kontakt zur Erde.
Zirpende Grillen knabbern an Grashalmen
und untermalen die Stille in meinem Kopf.
Manchmal braucht man keine großen Worte,
sondern schöpft aus dem kleinen,
dem offensichtlichen
und stillt so seinen Durst.

Ich sitze im Schatten,
nur meine Füße strecke ich in die Sonne,
die sie in den roten Stiefeln wärmt.

Keine großen Worte,
nur die Sprache einer lebendigen Welt,
welche in perfekter Vollendung
die Wahrheit spricht.

Und hier,
im Schatten sitzend,
ist alles pur,
ist alles rein,
ist alles gut.


Fliegen lernen

Offenbart sich mir das Unbekannte schneller,
wenn ich zu den Balladen,
den Ouvertüren und Symphonien tanze,
die ich nicht verstehe?
Oder suche ich nur mit tauben Ohren meinen Rhythmus?
Und was sucht eine Melodie,
in einer tauben Welt?
Unsere Kriege werden von Clowns geführt,
die selbst nicht wissen wie man lacht,
so dass sie sich mit Tränen
ihren Unterhalt verdienen müssen.
Sind die Wolken auf denen wir schweben mehr,
als nur Nebel, der sich in den Bergen verlaufen hat?
Doch selbst wenn du nur der Traum eines Verirrten bist,
so ist verirrt-mit-dir-zu-sein,
doch so,
als wäre man etwas weniger verloren,
in dieser wilden, unbarmherzigen Welt.
Die Illusion hat auch ihren Wert!
Und wo, wenn nicht in Träumen,
lernt man noch das Fliegen?

Götterlachen

Wieder oben auf.
Die Mundwinkel zu einem Lächeln hochgezogen.
Wenn man einmal mehr,
den Speichel- und Blut-benetzten Lefzen
um Haaresbreite entkommen ist,
dann ist man… 
wieder oben auf
und nicht unter den Trümmern verschollen.
Unser Lachen ist das Nachbeben.
Wir nehmen die letzte Kugel,
welche immer unseren Namen trug
und schießen mit Kanonen auf Spatzen,
feuern unsere Schüsse in den Himmel,
um dort ein gewaltiges Feuerwerk zu entzünden.
Und die Götter lachen mit uns.

 

Fernlicht

Halbverhungert,
taumeln die leeren Leiber,
aus denen unsere Seelen flüchteten,
durch eine Abwesenheit von Licht-
Durch ein nicht-vorhanden-sein
von allem.
Müde. Müde. Müde.
Wir verbrannten unsere Bibeln.
Wir verbrannten unsere Lexika.
Wir verbrannten unsere Wörterbücher 
und Gesangsfibeln. 
Wir hatten die Lügen so satt,
dass wir die Wahrheit gleich mit ihr
entsorgten.
Jetzt lassen wir unser Fernlicht brennen
und schaffen uns eine Nacht,
heller als der Tag.
Ohne Gefühl für Geschwindigkeit.
Ein heller Blitz nach Mitternacht.
Ohne Gefühl für uns selbst,
denn ein Blitz muss irgendwo einschlagen.
Jetzt lassen wir unser Fernlicht brennen
und brennen selber aus.

Nebelhorn

Ich bin ein Rudel Marienkäfer.
Ein Rudel Marienkäfer,
unter deiner Haut,
das mit seinen winzigen, schwarzen
Insektenbeinen,
von innen gegen dein
ungegerbtes Leder klopft.
Ich bin die Sprache,
die Worte,
welche die Zeit durchbrechen
und zur Unendlichkeit sprießen wollen,
wie das Saatkorn im Stein,
zum Licht.
Ja! Ich bin
der Satz aus den richtigen Splittern
deines zerschepperten Unterbewusstseins,
der auch im Inneren eines schwarzen
Lochs,
immer noch seinen Weg ans Licht findet.
Jede meiner Silben wiegt so schwer,
dass sie den Raum hinter deiner Stirn
krümmen
und deinen inneren Orbit deformieren.
Ich bin das Nebelhorn in deinem Kopf.
Ich bin die Idee,
die sich dem Augenblick,
knirschend in den Knorpel krallt.

Lotoseffekt

Du trägst deine Masken
mit einem unangebrachten Stolz,
als würde der ganze Schmutz,
in dem du dich freudig suhlst,
an deiner aalglatten Persönlichkeit
abperlen.
So selbstverständlich,
wie an einem Lotosblatt. 
Dabei sind wir es die abperlen.
Dreidimensionale Kreidezeichnungen
auf den Fensterläden der Zeit,
die im Regen
verwaschene Winkelzüge planen.
Ich verachte deine Maske,
die Tiefe vortäuscht,
wo jeder Kopfsprung tödlich wäre.
Ich verachte deine 
Lebkuchenherz-Mentalität,
die dem Frühstücksfernsehn-Totalitarismus,
kollaborierend die Tür öffnet.
Ich verachte es, 
wie du dich anzugleichen versuchst,
wie du dir Probleme schaffst,
wo gar keine sind.
„Weltschmerz“ ist das neue Trendwort,
als wäre eine Depression
ein super-schickes Accessoire,
das gut zu deinen neuen Zalando-Schuhen 
passt.
Dass du diesen Nippes brauchst,
zeigt eigentlich nur,
dass es dir viel zu gut geht.

Doch irgendwo,
zwischen all dem,
was ich so hasse,
liegt etwas, das dem widerspricht…

…glaube ich zumindest.
Eine Anomalie
von Persönlichkeit.

Ich habe sie zwar schon lange
nicht mehr gesehen,
aber sie muss da sein.
Es muss ja einen Grund geben,
warum wir soviel Zeit verbringen,
mit Menschen die wir verachten.
Uns sogar VERLIEBEN.

Ich sehe schon,
du hast mich mit deinem Stumpfsinn
infiziert.
Scheiße bleibt kleben,
manchmal sogar an einem Lotosblatt.

Reset

Haare bestehen nur aus toten Zellen
und aus Worten.
Ein brauner, dunkelbrauner Wasserfall
aus Worten,
den ich mal sanft
und an einem hektischen Morgen,
chaotisch von deiner Stirn 
zu deinen Lippen fallen sah.
Worte die den Ursprung suchen.
Worte unruhig wie Gewitter-Träume,
hart wie Asphalt,
mit denen man kämpfen muss,
bis man Muskelkater in der Zunge hat.
Worte wie Brücken
und wie schmutzige regennasse Straßen,
deren klamme Feuchtigkeit sich mit jedem Schritt tiefer
in Schuhe und Socken saugt,
bis das schwammige quietschen unerträglich wird.
Doch man läuft weiter,
denn manche von ihnen offenbaren sich als Disteln,
die zwar piksen,
aber an deren Spitzen der Morgentau,
das Licht in allen Wellenlängen bricht,
bunt wie süßes Konfekt.
Dort wo Tränen auf einen besseren Morgen bangen,
den Staub umschlingen, 
der sie umschlingt,
da findet man Hoffnung.
Wo Sterne erlöschen, 
da leuchten sie am hellsten und
hinter dem gewöhnlichsten Gesicht,
verbirgt sich gerne der stärkste Gedanke.
Er spricht wahre Worte,
die man nicht hört,
weil man vor lauter Ungeduld
nur ein Stummfilmlächeln sieht,
das geräuschlos,
nichtssagende Monologe in den Wind säuselt.
Die kalte Realität hat mich so oft,
gebieterisch in ihre erhabene Stille gelenkt,
dass ich in einem Leben tausend Male gestorben bin.
Doch immer, wenn ich mich ratlos im aschfahlen Schweigen sonnte,
wurde ich
aus einem Tropfen Tinte neu geboren.

Gegen uns selbst

So viele Gedichte gibt es schon,
dass es mir schwerfällt
meinen Worte vor mir selbst Gewicht
zu verleihen.
Was habe ich zu sagen,
das nicht schon unzählige Male,
in allen Sprachen der Welt ausgedrückt 
wurde?

Doch wenn ich sehe,
dass wir uns vom Abgrund nicht
wegbewegt haben,
dass man Menschen in Wertabstufungen
einteilt,
dann kann ich es mir nicht leisten still
zu sein,
auch wenn es mir beizeiten die Sprache 
verschlägt.

In einer immer schnelleren Welt,
lassen wir uns immer mehr
selbst zu Maschinen machen.
Wir sind nie zufrieden,
denn mit dem nächsten Patch
werden wir noch perfekter.
Jede Spur von Emotion wird 
im Keim erstickt,
doch wer nichts fühlt,
verblutet ohne eine Regung,
ohne es zu merken.

Wir nehmen Amphetamine und Koffein
zu uns,
um wach zu werden.
Wir brauchen Sedativa um Einschlafen zu
können,
Alkohol und Nikotin für den Rausch,
Aspirin gegen die Migräne.
Wir haben verlernt zu lieben,
denn wir sind zu Gummipuppenrobotern
geworden,
die sich gegenseitig das Gehirn rausficken,
auf unzählige Arten und Weisen,
gelernt durch die bunte Vielfalt der Internetpornographie,
weil Denken doch zu unangenehm ist.
Bis obenhin high durch Werbung 
und Ernährungspropaganda,
arbeiten wir auf unseren Untergang hin,
weil es uns als die nächste Stufe der Evolution verkauft
wurde. 
Was es auch wäre,
wenn wir nicht den ganzen Planeten mit uns nehmen würden.
Darin liegt also nicht die Lösung.

Wir sollten uns wieder empören,
darüber dass man uns unserer Freiheit beraubt.
Nicht wenn andere um ihre Freiheit kämpfen wollen.
Wir sollten auf die Straße gehen
um für unsere Rechte zu demonstrieren ,
nicht gegen die Freiheit 
oder die Rechte anderer Menschen,
nur weil sie eine Person gleichen Geschlechts lieben
oder einen Fötus abtreiben,
den sie nicht schmerzhaft gebären wollen. 
Welcher von diesen Menschen verletzt uns,
nimmt unserer Existenz den Wert?
Wer sein Glück von so etwas abhängig machen muss,
war noch nie wirklich glücklich. 

Solche Menschen behaupten, sie würden für die
Liebe kämpfen,
aber ihre Transparente tragen Botschaften des Hasses.
Liebe ist nicht traditionell.
Liebe ist nicht schwarz oder weiß.
Liebe ist nicht christlich, muslimisch oder buddhistisch. 
Liebe ist nicht Mann und Frau, 
Frau und Frau, 
Mann und Mann.
Sie ist alles davon und zugleich nichts.
Liebe kommt und geht,
wo es ihr gerade passt.
Man kann sich nicht aussuchen,
wen man liebt,
aber man hat immer die Wahl nicht zu hassen.
Deswegen sollten wir niemals schweigen, 
denn im Schweigen 
liegt unsere Niederlage gegen uns selbst.

Sequels

Von Wolkenloser Heiterkeit
wurde ich auf den Weg geschickt,
doch ich spüre
die Sterilität der kalten Fliesen
und der Halbmond 
spiegelt sich verschwommen,
auf den blankpolierten 
Spitzen meiner Lederschuhe.
Die Zuckerträume der letzten 
Nacht sind karamellisiert,
zu harten Skulpturen,
an denen man sich die Zähne 
ausbeißt.
Dein Zucker-Antlitz verfolgt mich,
hartnäckig,
wie der Efeu,
den du in 7 Metern Höhe
von der Hauswand 
zu kratzen versuchst,
während die Leiter wackelt
und der Staub dir in die Augen bröselt.
Ja, du hast Recht!
Man kann einem Menschen seine
Fehler verzeihen.
So wie ich George Lucas,
Jar Jar Binks verzeihen kann.
Aber es gibt auch Dinge,
die man nie wieder gut machen kann,
wie zum Beispiel den Verkauf
der Star Wars-Rechte an Disney. 
Das hindert einen natürlich nicht daran,
dass man es versucht.
So wie ich versuchen werde dir gegenüber beide Augen
zuzudrücken in der Hoffnung,
dass es Morgen besser wird.
Ich werde mir auch Star Wars Episode 7 
anschauen,
aber während ich im Kino
und dir gegenüber sitze,
werde ich denken:
Warum tue ich mir das an?
Du und ich, wir sind die letzte Staffel von Scrubs,
der zweite Teil von Donnie Darko und
American Psycho 2.
Ja, du wirst jetzt argumentieren,
dass es auch den zweiten Teil des Paten gibt,
aber das ist die goldene Ausnahme, 
die uns nicht gelungen ist. 
Wir haben uns in unnötigen Sequels verstrickt. 
Warum hat man nicht aufgehört,
als es am schönsten war?
Jetzt bleibt ein bitterer 
Nachgeschmack von Unvollkommenheit.

Die Heliozentrik des Gesichts

Auf den Wimpern eine Tuschezeichnung,
nur der Rahmen für das eigentliche Motiv, 
diesen Mond
in Zucchini-Grün gehalten.

Ein Gestirn das Tränen kennt,
Lächeln und,
obwohl man’s besser wüsste,
den ein oder anderen Moment von Spott und Hohn.

Zwei von dien Himmelskörpern erblick’ ich,
verloren in der Heliozentrik des Gesichts.
Doch leicht findbar,
denn man muss 
sich ja wieder darin zu verlieren.

Sie sitzt im selben Zugabteil,
hat immer den Rücken auf das Ziel gerichtet.
So kann ihr Blick Abschied nehmen
von Zuhause,
um dann blinzelnd die aufgehende Sonne 
zu begrüßen und den Horizont zu küssen,
während sie den trockenen Schlaf,
gähnend aus den Augenwinkeln reibt.

Auch wenn ich stets nach vorne blicke,
seh’ ich ich wie das Vergangene hinter mir schrumpft,
schrumpft auf die Größe einer Träne,
die aus einem Zucchini-grünen Auge schmilzt.

Migräne

Mit der Hitze einer zweiten Sonne,
brennen sich die Augen der Welt
in meine Migräne geplagte Stirn.
Tausend Sterne explodieren hinter 
meinem Sehnerv
und für einen Moment reduziert sich
meine ganze Existenz auf Rauschen.
Auf Rauschen das aus dem wächst,
was vom vorherigen Rauschen 
übrig blieb.
Und auch jetzt bleiben wieder
weiße Flecken,
als Artefakte auf der Netzhaut.
Ist das nur Migräne
oder doch mehr?
Da schwingt noch etwas anderes mit,
Ziellosigkeit,
etwas vom verloren sein
in der Welt. 
Und dann wird mir klar,
dass das nie so richtig verschwindet,
dass dieses Gefühl bleibt,
als wehmütiges Winseln 
in meinem Kopf.
So wie wenn einem beim Geruch von 
heißen Esskastanien klar wird,
dass man nie erwachsen wird, sondern
nur immer schneller ergreist.

Dädalus und Ikarus, Version 1.1

Immer wieder sind wir wolkenhoch.
Dädalus und Ikarus, Version 1.1!
Wir lernen aus unseren Fehlern,
wie man stabile Flügel baut.
Nach jeder Hindenburg
schrauben wir an Raketen
für Apollo-Missionen,
denn Trauer ist nur
der Zustand eines Moments,
Glück das Ergebnis
unseres Reboots für
den nächsten.
Wenn du der Sonne nah bist,
dann ist nur eines von Bedeutung:
Cool bleiben.

Hausstauballergiker (Mitautor: Julian Angermeier)

Von dir zu träumen ist,

als schliefe man in schmutzigen Kissen.

Ich bin Hausstauballergiker.

Wie Dominoketten einstürzen zu sehen

und Zwangsneurotiker zu sein.

Ich habe Glutenunverträglichkeit

und du kaufst absichtlich Weizentoast.

Wie eine Atomuhr, die über einem Dali hängt.

Andere vergiften ihre Gatten,

du bist beim Kaffee kochen intolerant,

gegenüber meiner Laktose-Intoleranz.

So schamlos wie der aufgequollene Kim Jong Il

dem Nordkoreanischen Volk

gegenüber steht.

Du weißt,

dass ich deine Eltern hasse und lädst sie

an meinem Geburtstag spontan zum Brunch ein.

So unpassend wie die „geheime Zutat“ in

einer Abschlussballbowle,

für einen trockenen Alkoholiker.

Du lässt den Ersatzreifen zuhause,

damit du mich im Falle einer Panne,

länger mit deinem „Wann sind wir endlich da?“,

erfreuen kannst.

Oder du nimmst ihn doch mit

und stichst einfach zwei Reifen kaputt.

So zynisch wie ein Eisskulpturen-Wettbewerb

in der Sahelzone.

Du gewinnst an meinem Leid,

wie Weightwatchers am Jojo-Effekt.

So grotesk wie, an einer Hochzeit mit

toten Tauben zu werfen.

Wenn das Dünne Eis unter mir nicht brechen will,

organisierst du notfalls darauf ein Konzert

der Wildecker Herzbuben.

Du hinterlässt einen unangenehmen Nachgeschmack,

wie Katzenkot in der Crème brûlée.

Du schaffst es immer,

mit allen fünf Fingern auf die reflektierende Seite

meiner Lieblings-CDs zu fassen.

Mit Antithesen,

wie von Salafisten auf wissenschaftlichen Kongressen.

Wenn ich beim Vorstellungsgespräch mit Drei-Tage-Bart

auftauche, dann liegt es daran,

dass du meinen Rasierer heute absichtlich in der Dusche

gelassen hast,

um mich wissen zu lassen,

dass du dir mit ihm die Beine rasiert hast.

Du bist nur etwas unangenehm,

nicht weiter schlimm,

nur so in etwa,

wie Schiffstaue als Zahnseide zu benutzen.

Wenn du „Frisch gewischt!“-

oder „Frisch gestrichen!“-Schilder siehst,

wirst du zur Kleptomanin.

Du siehst,

ich könnte ewig so weiter machen.

Aber das ist nicht der Punkt.

Egal wie absurd das ganze scheint,

im Endeffekt

besuchst du mich doch Nacht um Nacht.

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Über den Autor

weltenweiterw
Das Schreiben hat mittlerweile Ausmaße erreicht, bei denen ich es nicht mehr als Hobby abtun kann. Es ist zur Krankheit geworden und ist gleichzeitig die Medizin. Problem und Therapie. Ich bin süchtig nach meinem Methadon, es ist mir mittlerweile wichtiger geworden als das Heroin. Die Worte sind Hunger und Brot zugleich. Sie halten mich nachts wach und machen mich tagsüber müde. Nichts liebe und hasse ich so sehr, wie das geschriebene Wort. Ich kann nicht anders als es als meine Berufung zu sehen. Hermann Hesse trifft es mit seinen Worten am besten. Ich will Dichter werden oder Nichts.-Kerim Mallée

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