Romane & Erzählungen
Lips - Die Phantome, die uns verfolgen ... Teil 3

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"Lips - Die Phantome, die uns verfolgen ... Teil 3"
Veröffentlicht am 18. September 2013, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Lips - Die Phantome, die uns verfolgen ... Teil 3

Lips - Die Phantome, die uns verfolgen ... Teil 3

Beschreibung

Ein unfreiwilliger Ausflug in die Vergangenheit oder Wie werde ich das Phantom meiner Jugend los?

 

Aber was soll's, dachte ich mir, wir waren jung gewesen und da baute man nun mal ab und zu Mist. Und ich hatte mich ja auch kräftig revanchiert, wir waren im Grunde quitt auseinander gegangen. Wenn nur die Küsse nicht so überirdisch gut gewesen wären! Naja, wahrscheinlich auch nur nachträgliche Glorifizierung …

Insgesamt war ich mit der Geschichte im Reinen, nur ihn so unverhofft zu treffen hatte mich ein bisschen aus der Bahn geworfen.

 

Erst mal hieß es wie immer warten. Warten, ob der Kunde den Voranschlag annimmt oder noch einiges zu mäkeln hat. Letzteres dauerte in der Regel länger und so langsam wurde ich nun doch nervös und schrak zusammen, als es wenigstens am frühen Abend plötzlich an meiner Tür klingelte. Nanu? Normalerweise melden die Leute sich kurz telefonisch. Sollte Pershing Zwo da jetzt etwa persönlich vor meiner Tür stehen?

 

Ein Blick durch den Türspion jagte mir dann einen Riesenschreck ein: Da stand der gleiche Bote, den ich heute los geschickt hatte! Warum denn das? Nein, eigentlich keine Frage, das konnte nur eines bedeuten … Mein Kosten-voranschlag war abgelehnt und Mr. Rockstar ließ mir das Original zurück bringen! Wie nobel!!

 

Enttäuscht zog ich die Tür auf. „JA?!”, fragte ich, nicht sonderlich freundlich, wie ich zugeben muss. Da bekam der arme Kerl gerade unverdient meinen Frust ab. °Töte nicht den Boten°, huschte mir kurz durch den Kopf.

 

Na gut, aber seinen Auftraggeber hätte ich in diesem Moment liebend gern in den Hintern getreten. Einfach so, weil's gut tat! Wie es aussah, hatte er mich schon wieder dran-gekriegt …

 

 

Der junge Mann vor meiner Tür straffte nun seine Schultern und schien sich von dem ersten Schreck über meinen Ton erholt zu haben. „Herr Korrnel schickt Ihnen das hier.”

„Jaja. Ähm, 'tschuldigung, Sie können ja nichts dafür. Nun geben Sie schon her!”

 

Nun schaute er mich endgültig an, als hätte ich den Verstand verloren und ich hob be-sänftigend die Hände. „Ich weiß ja, dass er mir meine Aufstellung wieder zurück schickt, also geben Sie schon her!” Erst da bemerkte ich, dass er nicht den großen hellblauen Umschlag mit meinem Firmenlogo in der Hand hielt, sondern einen viel kleineren, pergament-farbenen, den er jetzt vor meinem Zugriff zurückzog, und mir entschlüpfte ein kleines „Oh ..”

 

Froh, nun endlich zu Wort zu kommen, holte der Bote tief Luft.

 

 

Froh, nun endlich zu Wort zu kommen, holte der Bote tief Luft. „Äh, er lässt Sie grüßen und ausrichten, Ihr Konzept ginge in Ordnung. Aber bevor ich Ihnen das hier”, er wedelte leicht mit dem Umschlag, „gebe, soll ich Ihnen wortwörtlich sagen ...”

 

Kurz hielt er noch einmal inne und kramte einen kleinen Zettel hervor, während ich vor Spannung vibrierte. „Also was war das nochmal …” Er räusperte sich. „Ach ja: 'Wer will schon einen labbrigen Waschlappen zum Klienten haben?'

 

Ich schnappte nach Luft. Hatte er sich also doch erinnert!

 

Der Bote fügte noch an, dass er mir den Umschlag nur aushändigen dürfte, wenn ich zustimmte und sah mich erwartungsvoll an.

 

Wahrscheinlich kam ihm das so seltsam vor, dass er förmlich nach Aufklärung lechzte – aber da musste ich ihn enttäuschen, sondern nickte nur stumm und griff nach dem Umschlag. Ich glaube, hätte er ihn noch mal zurück gezogen, hätte ich ihn mit einem Krav Maga-Griff dazu gezwungen! Aber rückte ihn brav raus, bekam noch ein Trinkgeld und ließ mich endlich mit dem Teil allein.

 

 

Ich lehnte mich von Innen an die Tür und ließ mich kraftlos daran herunter rutschen. Was hatte ich getan? Hatte ich mich jetzt dem Mann ausgeliefert, der mich schon mal gedemütigt hatte?!

 

Mit zitternden Händen öffnete ich den ominösen Umschlag und war auf das Schlimmste gefasst. Dann las ich:

 

 

" Liebe Andrea,

 

du hast dich anscheinend entschieden, mich als Kunden zu akzeptieren, da du dies liest.

 

Und die Worte, die ich dem jungen Mann unter Androhung sämtlicher Strafen versucht habe einzutrichtern – erst die Aussicht auf eine Freikarte hat dann geholfen -, haben dir ja offenbar auch genug gesagt.

 

Ja, ich habe dich wiedererkannt. Der Groschen ist zwar spät, aber doch gefallen und mir war schlagartig klar, woher ich dich kenne. Und warum diese Erkenntnis gefühlsmäßig mit einer eigenartigen Mischung aus Wohlfühlen und Scham begleitet war! "

 

 

Jawoll, Scham, die sollte er auch man besser empfinden! Aber warum Wohlfühlen?!?

 

 

" Andi, darf ich dich so nennen? Andi, das ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um ein für alle mal etwas klar zu stellen:

 

ICH WOLLTE DICH DAMALS NICHT REINLEGEN!!!

 

Das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist.

 

 

Aber von Anfang an. Naja, ich erinnere mich dunkel, dass ich in der Disco damals einen Witz über all die – sorry – Tussis gerissen habe, die uns so verzückt anhimmelten. Dass das nun wirklich auf alle Anwesenden gemünzt gewesen war, das hattest du ja begriffen, glaube ich.

 

 

 

Jedenfalls fand ich deine Retourkutsche etwas später EINFACH GRANDIOS. Ehrlich!

 

Deswegen wollte ich ja auch draußen mit dir sprechen. Weil du so cool warst und ich mich entschuldigen wollte. Aber wie ich dich dann da so im Mondlicht stehen sah, weckte das in mir den Wunsch, deine Lippen wirklich mal auszuprobieren.

 

Andi, ich muss schon wieder schwören. Diese Küsse dort mit dir im Mondlicht, das waren bis dato die besten Küsse gewesen, die ich je erhalten habe! Und auch in meinem späteren Leben wurden sie nicht oft getoppt.

 

Was anschließend geschah, hat mich lange verwirrt dastehen lassen. Heute weiß ich, was wahrscheinlich in dir vorgegangen ist und verfluche mich dafür, dass ich nicht schnell genug war. Jawohl, schnell genug,

 

um diesem Gekreische Einhalt zu gebieten und dich zu schützen.

 

Mein Zögern hat dich anscheinend davon überzeugt, das Ganze sei so etwas wie ein abgekartetes Spiel gewesen, stimmt's? Aber das war es nicht!

 

Ich legte mir gerade Worte zurecht, da hast du auch schon losgelegt. Und ich gebe zu, anfangs war ich beleidigt, irritiert und wütend. Bis ich etwas später kapiert habe, wie es dir vorgekommen sein muss. Normalerweise sagt man mir eine extrem große Klappe nach, aber damals hat sie versagt. Als ich das endlich verstanden hatte, war es aber zu spät.

 

Ich habe damals sogar versucht heraus zu bekommen, wie du heißt und wo du wohnst, aber deine Freunde haben gemauert.

 

Eigentlich löblich, aber es hat mir die Chance verbaut, mich zu erklären und mich zu entschuldigen.

 

Das möchte ich auf jeden Fall jetzt nachholen:

 

Es tut mir leid, dass diese Typen dich damals so verarscht haben und ich dir nicht beigesprungen bin.

 

Es tut mir sehr leid, dass du damals denken musstest, ich hätte dich reingelegt und verarscht.

 

Was mir allerdings überhaupt nicht leid tut, ist, dass wir uns geküsst haben. DAS gehört definitiv zu den Highlights meiner Jugend, ja lach ruhig. Auch wenn mein Leben ab da recht aufregend war, deine Küsse waren, wenn auch überschattet, immer eine schöne Erinnerung. "

 

 

Meine Hände zitterten leicht, als ich den Brief kurz sinken ließ.

 

Ich war also jahrelang einem Irrtum aufgesessen? Hatte einen Groll gehegt, der gar keinen Grund hatte?!

 

 

" Aber genug von der Vergangenheit. Jetzt steht die Zukunft an und einen Teil davon würde ich in Form meiner Plattenfirma gerne in deine Hände legen.

 

Meinst du also, du kannst mir den Abend damals verzeihen?

Ich würde gerne einen Neustart wagen und dich endlich einmal richtig kennen lernen.

 

Deswegen hier mein Vorschlag:

 

 

Heute Abend ist für uns um 20 Uhr ein Tisch im Roma Antica bestellt. Ich werde da sein, doch überlasse ich dir die Wahl, ob du kommst oder nicht – würde mich aber sehr freuen, wenn du dich überwinden könntest! Von Angesicht zu Angesicht lässt sich doch alles noch viel besser klären, oder?

 

Bitte sag Ja!

 

Dein labbriger Waschlappen Pershing Zwo "

 

 

Mir schwirrte der Kopf und mein Herz schlug wie wild. Aber das waren keine Anzeichen eines nahenden Infarkts sondern die langsam dämmernde Erkenntnis, dass ich anscheinend damals einem kolossalen Irrtum aufgesessen war.

 

 

Entweder das, oder der Mann versuchte nur Schönwetter zu machen, um sich meine Dienste zu sichern.

 

So oder so, wenn ich ins Restaurant wollte, musste ich mich langsam beeilen. Aber wollte ich überhaupt? Noch einmal überflog ich den Brief und wieder klopfte mein Herz. Nein, das klang absolut aufrichtig. Und unsere Knutscherei hatte ihm sogar Spaß gemacht, immerhin! Was hatte ich also zu verlieren?

 

 

So kam es, dass ich etwa zehn Minuten nach Acht das beste italienische Lokal der Stadt betrat, noch innerhalb des akademischen Viertelstündchens, aber doch spät genug, um ihn ein wenig zappeln zu lassen.

 

 

Der Maître führte mich durch den Raum auf eine der exklusiven Nischen zu und noch bevor er uns bemerkte, konnte ich einen Blick auf ihn erhaschen, auf Pershing Zwo, der sowas wie das Phantom meiner Jugend gewesen war. Und von dem ich jetzt erfahren hatte, dass es ihm mit mir ebenso ergangen war.

 

 

Ich holte tief Luft und lächelte, als der große Blonde uns bemerkte und aufsprang.

 

Zeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen!

 

 

~ Ende ~

 

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Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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QueenMaud Re: -
Zitat: (Original von Zeitenwind am 23.09.2013 - 15:12 Uhr) Hier möchte ich zum ersten Mal ein klein wenig nörgeln. Ich denke, dass ein Mann einen solchen Brief in andere Worte kleidet. Da merkt man, dass das von einer Frau geschrieben wurde. Ansonsten eine nette Geschichte, die es auf alle Fälle wert wäre, weitererzählt zu werden.

Gruß vom Trollbär


Naja, der Mann ist Sänger und so hab ich ihn einfach mal dargestellt. Aber klar, ich bin nun mal eine Frau und das ist auch gut so! :-D

Danke für deinen Kommentar!
LG
QueenMaud
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Zeitenwind Hier möchte ich zum ersten Mal ein klein wenig nörgeln. Ich denke, dass ein Mann einen solchen Brief in andere Worte kleidet. Da merkt man, dass das von einer Frau geschrieben wurde. Ansonsten eine nette Geschichte, die es auf alle Fälle wert wäre, weitererzählt zu werden.

Gruß vom Trollbär
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QueenMaud Re: -
Zitat: (Original von LinneaHazel am 21.09.2013 - 14:30 Uhr) :( Also jetzt bin ich ja nun doch ein klein wenig traurig.
Ich hätte echt gern noch mehr davon gelesen.
Und dennoch, ich liebe deinen Schreibstil einfach. Du weißt eben, wie man eine Geschichte erzählt. :)

Ganz liebe Grüße


*blush*

Vielen lieben Dank!

Vorerst mal musst du ab der letzten Seite mit deiner eigenen Fantasie vorlieb nehmen, aber psst, ich verrate jetzt mal, dass ich an einer Fortsetzung werkel ... Wird aber noch ein bisschen dauern!
GLG
QueenMaud
Vor langer Zeit - Antworten
LinneaHazel :( Also jetzt bin ich ja nun doch ein klein wenig traurig.
Ich hätte echt gern noch mehr davon gelesen.
Und dennoch, ich liebe deinen Schreibstil einfach. Du weißt eben, wie man eine Geschichte erzählt. :)

Ganz liebe Grüße
Vor langer Zeit - Antworten
QueenMaud Re: -
Zitat: (Original von Rehkitz am 18.09.2013 - 17:13 Uhr) Sehr sehr gern gelesen.Eine nette Geschichte, die sich so abgespielt haben könnte. Ein guter Schreibstil.

Mit lieben Grüßen
Theresia


Herzlichen Dank!

Freut mich, dass es dir gefallen hat.
LG
QueenMaud
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Rehkitz Sehr sehr gern gelesen.Eine nette Geschichte, die sich so abgespielt haben könnte. Ein guter Schreibstil.

Mit lieben Grüßen
Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
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