Kurzgeschichte
Kämpfernatur

Einleitung

Du glaubst, dass sie uns kriegen können. Dass sie jetzt über uns Bescheid wissen. Dass sie wissen, wer für alles verantwortlich ist. Du glaubst, dass sie uns finden werden und uns fertig machen. Ich muss dir gestehen: Mittlerweile glaube ich es auch.

Du glaubst, dass sie uns kriegen können. Dass sie jetzt über uns Bescheid wissen. Dass sie wissen, wer für alles verantwortlich ist. Du glaubst, dass sie uns finden werden und uns fertig machen. Ich muss dir gestehen: Mittlerweile glaube ich es auch.

Dabei hat alles doch so harmlos angefangen. Wir haben uns mit ihnen geprügelt, aber das ist ja nichts Besonderes. Und jeder Schlag, der gegen uns fiel, hat uns wütender gemacht. Jedes Mal, wenn ich eine Faust an meinem Wangenknochen spürte. Wir wollten sie leiden lassen für diese Schmach. Jedes blaue Auge, jeder Bluterguss sollte vergolten werden. Vielleicht, ja, ich gebe es zu, vielleicht sind wir dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen. Vielleicht hätten wir aus einer Kneipenprügelei nicht so ein großes Ding machen sollen. Aber wir hatten doch Blut geleckt. Und wir wollten diesen Durst stillen, der in uns entstand. Und so heckten wir diesen Plan aus, der alles nur noch schlimmer machte. Das konnten wir ja nicht ahnen, besessen von dem Gedanken, Rache zu üben. Dass wir die Prügelei gar nicht wirklich verloren hatten, weil es keine Gewinner und Verlierer gab, war uns gleich. Du wurdest verletzt, Ich wurde verletzt. Weitere Gründe brauchten wir nicht. Ich sehe jetzt ein, dass wir damals besser darüber hätten nachdenken sollen. Aber wer braucht ein Gehirn, wenn er eine Faust hat? Und wofür eine Faust, wenn man sie nicht einsetzen wollte? Wir waren keine großen Kriegshelden. Heimlich träumten wir davon. Wie Köpfe rollten, und wie Blut spritzte.

Dabei hatten wir vergessen, dass wir keine Mörder sind. Aber kann man es jetzt noch ändern? Als wir ihnen auflauerten, hatten wir noch nicht den Plan gefasst, dass einer sterben sollte. Ich glaube nicht, dass du wolltest, dass jemand wirklich zu Tode kommt, als du dein Messer zücktest und aus dem Schatten tratst. Aber die dachten, wir machen nur Spaß. Einer hat dich ausgelacht und es hat deinen Stolz verletzt, so verhöhnt zu werden. Da hast du einfach zugestochen. Man sollte meinen, so ein Tod sei kurz und schmerzlos. Doch er schrie, als du dein Messer in seinen Körper stießst, als er auf den Boden fiel und seine Kameraden mit dem Lachen aufhörten.
Sie rannten davon. Ich wäre auch am Liebsten davongerannt, aber ich halte zu dir. Vielleicht werden sie uns beide ins Gefängnis stecken, aber das ist mir egal. Wir sind Kämpfernaturen. Wir schlagen uns schon irgendwie durch.