Romane & Erzählungen
Herzen in Flammen

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"Herzen in Flammen"
Veröffentlicht am 14. August 2013, 66 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Beschreibung

Dies ist meine wahre Geschichte von Liebe und Schmerz.

 

Herzen in Flammen

Eine wahre Kurzgeschichte

 

Es war Oktober 2012 und der Herbst war sehr verregnet.

Ich saß an meinem PC in meinem Zimmer in einer WG.

Zu dieser Zeit wohnte ich in einer betreuten Wohngemeinschaft in Schneverdingen in der Lüneburger Heide.

Vorher war mein Zuhause eine Doppelhaushälfte, die mir aber mit der Zeit zu groß wurde.

Seid 1998 habe ich eine chronische Muskelentzündung, kurz IBM genannt, die mir schwer zu schaffen machte.IBM ist eine Autoimmunkrankheit. Das Immunsystem geht gegen den eigenen Körper vor und zerstört die Muskeln unwiederbringlich.

Also saß ich vor meinem PC und gab die Internetadresse www....ein.

Das ist eine Community für Leute so um die 50 bis 60 Jahre. Die Adresse hatte ich von einer WG Bewohnerin bekommen, die meinte, ich solle mich dort mal anmelden. Sie ist da auch und man könne sich dann im Internet austauschen.

Das Schöne an der Internet-Seite war, dass man dort seine eigene Bildergalerie erstellen konnte.

Da mir ohnehin langweilig war, stellte ich Bilder aus meiner Jugendzeit, welche mit meinen Kindern und ein aktuelles Foto ein.

Ich ahnte zu dieser Zeit nicht, dass diese Aktion mein Leben total verändern sollte.

 

Nach ein paar Tagen las ich in meinem Mail-Postfach „Sie haben eine Sofortnachricht von einem anderen Mitglied bei FA bekommen“.

Natürlich bin ich neugierig geworden, gab ich die Adresse ein und sofort wanderte eine Nachricht von links auf den Bildschirm und blieb in der Mitte stehen.

Die Nachricht kam von einer Userin mit dem Nickname „Eremitin“ und sie schrieb:

Hallo Hans, bin über Deinen Tagebucheintrag auf Deine Visitenkarte gekommen und habe mir Deine Galerie angesehen. Das ist ja lustig. Du hast so tolle Bilder von Dir drin, aber heute gefällst Du mir besser :-) Mag am Alter liegen. Schicke Dir Grüße aus meiner Eremitenhöhle und wünsch Dir ein schönes Wochenende. Wally

 

Ganz gespannt öffnete ich ihr Profil: Ich sah eine hübsche Frau, mit schwarzen Haaren die einen kleinen Hund in den Armen hielt. Da war es um mich geschehen. Ich schickte ihr eine Freundschaftsanfrage, die sie sofort annahm.

So begann die Liebe meines Lebens.

Es folgten Emails, Bilder und Telefonate und wir waren uns da schon einig, das etwas Schönes und Wunderbares entstehen würde. Wir lagen auf der gleichen Wellenlänge, das spürten wir genau.

Ohne uns überhaupt je gesehen zu haben, hatten wir uns ineinander verliebt ?

 

Mail vom 10.10.12 von Waltraud:

Damals war alles vor dem 23.10. Dann wurde alles neu!!!

Mein geliebter Schatz und nach dem Wochenende ist wieder ein neuer Beginn!!!

Nein, ich glaube nicht, das wir den Lauf der Liebe noch lenken können, und ich

bin vertrauensvoll bereit, mich lenken zu lassen.

Das muss ja nicht bedeuten, dass alles einfach wird, aber es bedeutet, dass es ein WIR geben wird.

Hans, ich habe Dich lieb, fühl Dich zärtlich umarmt.

Deine Wally“

 

Da ich gerade eine Beziehung gehabt hatte, in der ich zuletzt nur belogen und betrogen wurde, schrieb ich Waltraud, das wir ehrlich miteinander umgehen sollten. Bitte keine Lügen.

 

Auszug aus einer Mail v. Wally:

Ich freue mich, dass es Dich gibt, ich freue mich, Dich besuchen zu dürfen, ich freue mich, so auf Dich! Ich freue mich darauf, Dich bekannten – unbekannten - Mann kennenzulernen. Ich freue mich, hier rauszukommen und einfach nur Zeit für uns zu haben. Oh je, ganz schön viel Freude, nicht wahr.? Aber so bin ich. Das Leben hat es nicht geschafft, mir diese Freude, die ein Teil von mir ist, zu mindern – ganz im Gegenteil.

Und was die Ehrlichkeit angeht: Ich kann nur ehrlich sein – sonst könnte ich vor mir selbst nicht bestehen. Ich erzähle Dir später mal den Grund – wir haben ja sicherlich noch viel Zeit uns von uns zu berichten.“

 

Was uns sehr verband, war dass wir beide nicht ganz gesund waren. Wir akzeptierten und hatten Verständnis, wenn es dem Anderen einmal nicht so gut ging.

 

Schließlich wollten wir uns auch persönlich kennenlernen. Da ich ja in der betreuten WG lebte und nur ein kleines Zimmer hatte, konnte ich sie nicht bei mir wohnen lassen. Ich schlug vor, dass ich zu ihr nach Hannover fahren könne, um sie zu besuchen.

Sie wollte aber unbedingt nach Schneverdingen in die Heide kommen.

Was war zu tun? Ich versuchte ein Gästezimmer in einer Pension für sie zu organisieren, was sich aber als zu teuer heraus stellte. Es war Oktober und bei uns noch Nachsaison.

Da kam mir die Idee, ein Hotelzimmer für das Wochenende zu buchen. Ich bin davon ausgegangen, dass sie das ablehnen würde. Aber das Gegenteil war der Fall! Sie freute sich darauf und willigte ein. Ich wollte ihr eine Freude machen und buchte die Bahntickets online, dann schickte ich die Fahrkarten nach Hannover.

 

Sie schrieb mir darauf:

Du es wird wahr – es ist wahr - es ist wahnsinnig! Eben sind die Fahrkarten gekommen!!!

Ich habe schon heute Morgen gesprudelt - aber im Moment laufe ich gerade mal wieder über!!!

Du, das ist schon ein unglaubliches Gefühl, ich versuche das tief in meinem Herzen zu behalten, es läuft aber gerade durch meinen ganzen Körper. Freude von Kopf bis in die Zehenspitzen.“

 

Die Tage bis zum Freitag an dem Waltraud kommen würde, wurden für mich immer länger.

Schließlich kam der magische Moment: Der Zug aus Hannover fuhr ein und wir sahen uns

zum ersten Mal…

Mir gegenüber stand eine kleine zierliche Frau, zart geschminkt, mit großen braunen Augen und schwarzen Haaren. Vor meinen Augen stand eine Schönheit!

Es war ein Moment für die Ewigkeit. Ich kann es nicht anders beschreiben.

Wir lagen uns in den Armen und wussten beide nicht, was mit uns geschah. Da wir beide kein Auto hatten, wollten wir uns mit einem Taxi ins Hotel fahren lassen.

In der Wartezeit saßen wir draußen auf einer Bank und rauchten eine Zigarette.

Später im Taxi hielten wir beide auf der Rückbank uns an den Händen und küssten uns ganz sanft.

Nachdem wir im Hotel gut angekommen waren, hatten wir ein wenig Hunger und gingen Hand in Hand im leichten Nieselregen zu einem Jugoslawen. Sie erzählte mir, dass sie mal Alkoholikerin gewesen war und daher kein Alkohol mehr trinken würde.

Da es schon spät geworden war legten wir uns bald zum Schlafen nieder. Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir uns in dieser Nacht immer berührten.

Entweder nahmen wir uns an die Hand oder unsere Füße berührten sich. Es war als wollte keiner den anderen loslassen.

 

Nach dem Frühstück gingen wir wieder in die Stadt um Essen einzukaufen. Immer Essen gehen war uns einfach zu teuer. So gingen wir zu einem Discounter und deckten uns mit Lebensmittel ein.

Als wir auf dem Rückweg an einer Sitzbank vorbei kamen setzen wir uns und fingen schon an zu essen. Es war einfach nur wunderschön.

Anschließend machten wir ein Mittagsschläfchen und gingen dann wieder in die Stadt um zu bummeln.

In der darauf folgenden Nacht kamen wir uns so nahe, wie sich zwei Menschen, die sich lieben, nur nahe sein konnten. Es hat sich einfach so ergeben. Es war einfach nur schön. Wieder wollte in dieser Nacht keiner den Anderen loslassen.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück mussten wir unsere Sachen packen da wir das Zimmer bis 12 Uhr räumen mussten.

Deswegen fuhren wir in meine WG. Zuerst hatte ich ein wenig Bedenken, mit Waltraud dort hinzufahren. Aber das brauchte ich nicht zu haben. Als wir dort ankamen, wurden wir neugierig gemustert aber Waltraud hatte mit ihrer offenen Art keine Probleme neue Kontakte zu knüpfen.

Wir gingen auf mein Zimmer und blieben dort bis es Zeit wurde zum Bahnhof zu gehen.

Bei einer Unterhaltung merkten wir, dass jeder von uns Beiden noch einmal eine Beziehung eingehen wollte. Wir waren beide über Sechzig und Jeder wollte wissen, zu wem er den Rest seines Lebens gehört.

Der Abschied rückte immer näher und wir wurden immer stiller. Am Bahnhof lagen wir uns noch einmal in den Armen und hatten beide Tränen in den Augen. Das WIR hatte begonnen.

 

Als ich wieder zu Hause war, fühlte ich die Leere die mich umgab. Es war unglaublich, wie dieses Wochenende mein Leben verändert hatte. Es gab wieder einen Sinn in meinem Leben.

Wir telefonierten und simsten dann ein paar Mal am Tag.

 

Hier mal eine Mail von mir an Wally:

 

Mein Herz in Flammen.

In meinem Kopf rauscht es wie in einem Blätterwald im Herbst.

Ich bin so froh und glücklich dass es Dich gibt.

Das es UNS gibt.

Jetzt haben WIR eine Perspektive was unser weiteres Leben betrifft und das

gibt mir einen inneren Frieden und eine große Demut breitet sich in mir aus.

Jetzt sitze ich hier und kämpfe mit den Tränen weil sich alles so gut anfühlt.

und ich einfach nur glücklich bin.

Ich bin ein Teil von Dir und Du bist ein Teil von mir,

Wenn ich Deine Bilder anschaue ist da soviel Liebe für Dich in mir, das ist unbeschreiblich.

Jetzt sprudeln meine Gefühle und Gedanken so auf das Papier.

ICH LIEBE DICH SO SEHR.

Dein Schatz, der jetzt gerne bei Dir wäre!!“

 

Antwort von Wally:

 

Wir haben es geschafft!!!

Geschafft durchzuhalten, bis wir uns begegnen konnten. Keiner wusste davon.

Wir habe beide nie aufgegeben, mussten über enorme Belastungsgrenzen gehen,

wurden durch heftiges Leid und Erfahrungen geführt. Jeder auf seine Art geprüft.

Ich denke man wird nicht so leicht für würdig gefunden...gibt es Sieg ohne Kampf?

Fühle mich auch als ein Teil von Dir, und fühle, wie unsere gesammelten

Kräfte nun zusammenfließen und so ganz still und behütet ein NEUES SEIN

entsteht.

Für uns noch ein Mysterium – aber wir können schon das WIR fühlen.

DAS NEUE LEBEN und die Geburtswehen überstehen wir auch noch.

Dann schweigen alle Worte, unsere Seelen lächeln, unser Denken zieht sich ehrfurchtsvoll zurück und wir erleben, empfinden magische Momente – und wenn sie auch nur Sekunden dauern. Mehr können wir noch gar nicht erfassen und wir können sie auch nicht festhalte.

Und die übrige Zeit bin ich weiter der sprudelnde Baum... und hab Dich lieb ohne Ende.

Das waren eben ganz plötzlich meine Gedanken, die einfach zu Dir wollten.

Du hast mich so reichlich beschenkt mit Deiner Liebe, ich danke Dir und ich danke Dir ganz tief nach innen.“

 

Eines morgens beim Telefonieren sprudelte der Satz aus mir heraus

Ich habe Dich so lieb, das ich Dich heiraten könnte“

Oje, dachte ich, was wird jetzt kommen. Jetzt gibt es was hinter die Ohren.

Genau das Gegenteil war der Fall.

Ja, Ja, Ja“ - kam es freudestrahlend zurück.

 

Da wir uns nicht jedes Wochenende besuchen konnten (es ging finanziell nicht), beschlossen wir, dass wir uns erst einmal alle 14 Tage sehen wollten.

Waltraud wollte immer nach Schneverdingen kommen, weil es ihr hier so gut gefiel. Sie fand die WG eine tolle Einrichtung.

Da war natürlich nur das Problem mit dem Einzelbett. Ich hatte auch noch ein kleines Sofa in meinem Zimmer, aber das war zum Schlafen recht unbequem.

Die nächsten 14 Tage zogen sich hin wie Kaugummi.

Dann war endlich wieder Freitag und Waltraud kam zu mir. Diesmal mit Emma.

Emma - eine Jack Russell Dame - und ich, hatten sofort Sympathie füreinander.

Die Leute in der WG mochten sie alle und freuten sich über etwas Abwechslung.

Auch das mit dem Bett war plötzlich kein Problem mehr. Wir kuschelten uns beide aneinander und schliefen dann selig ein.

Jeder freute sich schon auf den Abend und auf das Kuscheln. Es ging nicht darum, zusammen zu schlafen, wir freuten uns darauf uns zu spüren und nur um das Zusammensein.

Schön war auch das gegenseitige eincremen an manchen Abenden. Wir zündeten uns Räucherstäbchen und Kerzen an, machten Wellness und gehörten nur uns.

Es war ein einziger schöner Traum und wir beide dankten Gott, das wir so etwas Schönes noch einmal erleben durften. Wie beide wussten, dass so eine Liebe keine Selbstverständlichkeit war.

Es war der richtige Zeitpunkt, an dem wir uns kennengelernt hatten. Jahre früher wären wir für so eine innige Liebe wahrscheinlich noch gar nicht fähig gewesen.

 

Wir sprachen über unsere Zukunft und waren uns einig, dass wir zusammenziehen wollten. Ich wollte aus meiner WG ausziehen und sie aus ihrem Gartenhäuschen.

Da ich in Schneverdingen geboren und fast mein ganzes Leben hier verbracht hatte

wollte ich hier fort.

Also beschlossen wir uns in Hannover eine behindertengerechte Wohnung zu suchen.

Da ich eine dreimonatige Kündigungsfrist hatte, kündigte ich meine Wohnung zum 1.2.2013.

Allerdings eine geeignete Wohnung in Hannover zu finden, erwies sich als äußerst schwierig.

Meistens waren die Mieten einfach zu teuer. Und außerhalb von Hannover ging auch nicht, weil wir beide kein Auto besaßen.

So vergingen die Wochen mit Wohnungssuche. Es wurde immer deprimierender. Es war einfach nichts zu finden, was uns zusagte.

In der Zwischenzeit hatte Waltraud ihren 63.ten Geburtstag. Er lag auf einem Sonnabend, was natürlich sehr günstig war und sie wollte ihn unbedingt hier mit mir in der WG feiern.

Waltraud durfte sich sogar etwas zum Mittagessen wünschen. Es war einfach wunderbar, wie alle meinen Schatz mochten und respektierten.

Da wir beide nicht viel Geld hatten, gab es auch nur eine Kleinigkeit zu solchen Gelegenheiten.

Sie bekam von mir eine schöne Tasse mit der Aufschrift „ Ich habe Dich lieb“ und ein kleines Elchkuscheltier. Aber was das Schönste war: Wir hatten unsere Liebe und das war das größte Geschenk von allen.

Als Waltraud wieder in Hannover war, fand sei eine behindertengerechte Wohnung, die wir uns anschauen konnten. Auch die Miete war akzeptabel. Also fuhr ich das erste Mal zu Ihr nach Hannover in ihre, wie sie sie nannte, Höhle.

Sie holte mich vom Bahnsteig ab und wir fuhren mit dem Taxi zu der Wohnung, die zu vermieten war.

Die Wohnung war groß, sehr gepflegt und sagte uns zu.

Nach der Wohnungsbesichtigung gingen wir in eine Kneipe, um etwas zu trinken und fragten dann die Bedienung, was dies für eine Gegend sei, da wir gern hier wohnen wollten..

Das würde sie uns auf keinen Fall raten, sagte die Frau. Nach der Dunkelheit würde sich hier keiner mehr aus dem Haus gehen. Dieses Viertel hätte einen sehr hohen Ausländeranteil und jeder hätte hier abends Angst, spazieren zu gehen.

Nun war unsere Stimmung auf dem Tiefpunkt angelangt. Da wir ja Emma hatten, mussten wir natürlich abends im Dunkeln mit ihr Gassi gehen und in solch einem Viertel würden wir uns bestimmt auch nicht wohlfühlen.

Nun sah ich zum ersten Mal Waltrauds Wohnung, ein Gartenhäuschen. Da es tiefster Winter war konnte man von dem Garten natürlich nicht soviel sehen.

Aber drinnen war es behaglich warm. Ihr Sohn Nico hatte die beiden Kohleöfen schon angemacht.

Von einem Wintergarten ging es durch eine längliche Küche rechts ab ins Wohnzimmer und ihren Schlafbereich den sie ihre Höhle nannte. Dies wäre ihr Rückzugsort und ich wäre der erste Mann, der dort auch Zutritt hätte.

Wenn man durch die Küche geradeaus ging, kam man in ein Badezimmer, aber ohne Ofen. Also musste die Badezimmertür immer offenbleiben, so dass die Wärme von der Küche auch das Badezimmer mit wärmte.

Die Wände waren dunkel vom Ruß. Waltraud sagte mir, dass die Öfen nicht mehr dicht wären und nach jedem sauber machen würde es gleich wieder so aussehen.

Jetzt war mir auch klar, warum sie gern nach Schneverdingen wollte.

Dort war es wahrscheinlich für sie schöner und sauberer.

Was mir auch auffiel, war, dass Waltraud sehr viel rauchte. Ich sah sie kaum ohne Zigarette. Das war mir in der WG nicht so aufgefallen. Klar hatte sie dort auch geraucht, aber nicht so viel wie hier. Sie musste auch sehr oft Husten. Soviel Rauchen und zwei defekte Kohleöfen waren einfach keine gute Mischung. Ich sagte ihr das natürlich aber sie sagte, sie hätte ihre Lungen letztes Jahr röntgen lassen und es wäre alles in Ordnung.

Das ich an dem Thema dran bleiben würde, war mir klar.

Die Wohnungssuche zog sich schleppend dahin und langsam bekamen wir Panik.

Eines Abends fing Waltraud an zu weinen und sagte mir, das sie den Stress mit der Suche nicht mehr lange aushalten würde und könne.

Ob ich nicht in der WG anrufen könne und bitten ob sie die Kündigung zurück nehmen könnten.

Auch mir wurde es langsam unheimlich also rief ich die Maklerin an.

Wir hatten Glück und die Kündigung wurde wieder zurückgenommen. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt konnten wir in Ruhe weiter suchen.

Auch hier war das allabendliche Kuscheln wunderschön. Wir rückten ganz nahe an uns heran und ich begann Waltraud aus einem Buch vorzulesen.

Ich kann es kaum beschreiben wie es ist so zu lieben und wieder geliebt zu werden.

Manchmal dachte ich bei anderen Beziehungen, die ich hatte, das irgendetwas fehlen würde und ob ich überhaupt im Stande wäre richtig zu lieben.

Jetzt wusste ich, dass ich angekommen war.

Weihnachten rückte immer näher und wir beschlossen unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest in der WG zu feiern.

Ich erkundigte mich ob dies möglich wäre und es gab keine Stimme dagegen.

Also fuhr ich erst einmal nach Hause und Waltraud würde dann in einer Woche nachkommen.

Was könnte man ihr zu Weihnachten schenken. Sie fand Ebooks so toll und so bestellte ich ihr also einen Ebook Reader.

Am 22.12.kam Waltraud dann zu mir nach Schneverdingen und es wurde ein wunderbares Weihnachtsfest für uns beide.

Sie freute sich riesig über ihren Reader den wir natürlich sofort startklar machten.

Von meinem Schatz bekam ich zwei wunderschöne Sofakissen mit einem roten Elchmotiv geschenkt und das Gegenstück des kleinen Elches, das ich ihr geschenkt hatte.

Auch Emma bekam etwas zu Weihnachten geschenkt. Da sie gerne Stofftiere auseinander pflückte bekam sie von Waltraud einen großen Stofftierelch geschenkt.

Da wir fanden, dass der Elch viel zu schade zum zerpflücken war, luchsten wir ihn Emma mit ein paar Leckerlis wieder ab.

Waltraud fand das Wohnen in der WG so schön, dass es ihr in den Sinn kam, auch dort zu wohnen. Deswegen fragte sie mich, ob es mir viel ausmachen würde, doch in Schneverdingen zu bleiben.

Es war mir eigentlich egal, wo wir wohnen, Hauptsache wir waren zusammen.

Also machten wir einen Termin mit der Pflegeleitung der WG und brachten unser Anliegen vor.

Das Problem war, dass Waltraud noch keine Pflegestufe hatte und das dies eine Bedingung war, um in die WG zu kommen.

Wir ließen uns aber die Laune nicht verderben und gingen nach dem Gespräch in ein Juweliergeschäft um uns unsere Eheringe auszusuchen. Wir fanden natürlich welche, die uns gefielen.

Da Weihnachten und Neujahr dazwischen lagen, würde es ein paar Wochen dauern, bis die Ringe in unserer Größe da waren. Aber was machen schon ein paar Wochen aus wenn man verliebt ist?

Am Silvesterabend blieben wir nach dem Abendbrot auf unserem Zimmer und machten uns einen schönen Wellnessabend mit allem drum und dran.

Kurz nach Silvester war es für Waltraud an der Zeit wieder nach Hause zu fahren, weil sie noch einen Augenarzt Termin hatte.

Diesen Abschied werde ich niemals vergessen. Wir hatten jetzt ein paar Wochen hier bei mir in meinem Zimmer gelebt. Es hatte nie Streit oder Ärger zwischen uns gegeben und wir waren zu einer kleinen Familie zusammengewachsen, die jetzt erst einmal auseinander gehen musste.

Wir hatten beschlossen uns jetzt in Schneverdingen eine passende Wohnung zu suchen und ich wollte erst einmal in Schneverdingen bleiben, um im Internet eine Bleibe für uns zu suchen.

Emma merkte unsere Traurigkeit und lag nur in einer Ecke, den Schwanz eingezogen.

Auch ihre Lieblingsleckerlis lies sie einfach links liegen. Vom normalen Futter ganz zu schweigen. Auch sie wollte lieber hier bleiben.

Jetzt gingen also das Telefonieren und das Simsen wieder los. Waltraud wollte dann so um den 20. Januar zu meinem Geburtstag wieder nach Schwieberdingen kommen.

 

Dann hatte Waltraud im Internet eine Wohnung in Schneverdingen gefunden, die ich mir mal ansehen sollte.

Ich besichtigte die Wohnung also und war am Anfang nicht so begeistert. Sie stand jetzt anderthalb Jahre Jahre leer und sah natürlich dementsprechend schmutzig aus.

Aber ich würde sie mir ja auch noch mit Waltraud ansehen und Frauen denken da ja etwas anders als Männer.

Also fragte ich den Vermieter ob er uns die Wohnung für ca. zwei Wochen zurückhalten könne, bis sich meine Verlobte die Wohnung auch angesehen hatte.

Wir waren sehr erleichtert als er mir das zusagte.

 

Dann passierte etwas sehr Merkwürdiges. Waltraud hatte sich eine schwere Magen- und Darmgrippe eingefangen.

Wir hatten am Abend noch spät telefoniert und waren übereingekommen, dass sie sich am nächsten Morgen melden würde. Eigentlich wie immer.

Aber es kam kein Anruf und bei meinen Anrufen meldete sich Niemand. So langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Wenn sie in der Nacht eine Herzattacke bekommen hätte, würde das niemand bemerkt haben. Ihr Sohn Nico war auch nicht zu Hause, sondern bei seiner Freundin.

Also rief ich bei Waltrauds Schwester an und bat sie, doch mal kurz nach ihrer Schwester zu sehen.

Da diese aber gerade zu einem wichtigen Arzttermin müsse, sagte sie es ginge im Moment nicht.

Wir kamen überein, dass ich die Polizei verständige und Waltraud Schwester dann später wieder anrufen solle.

Ich rief die Polizei in Hannover an, schilderte den Fall und bat sie, doch mal bei Waltrauds Wohnung vorbeizufahren.

Das versprachen sie mir auch und sie würden sich wieder bei mir melden.

Ich hatte schon leichte Panik und malte mir nicht so schöne Szenen aus.

Dann rief die Polizei an und gab Entwarnung. Waltraud ginge es gut, nur das Telefon sei wohl nicht in Ordnung, aber sie würde sich bald bei mir melden.

Kurz danach rief sie mich dann auch an und sagte, dass alles in Ordnung sei und es ihr Leid täte, dass ich mir soviel Sorgen gemacht habe.

Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Ihre Stimme klang anders als sonst. So schleppend und träge. Erst dachte ich mir nicht soviel dabei. Später kam wohl Nico bei Waltraud vorbei und schaute nach dem Telefon.

Einen Tag später rief mich Waltraud an ( das Telefon funktionierte wohl wieder ) und sagte wir beide müssen jetzt ganz tapfer sein. Sie hätte eine so schwere Magen und Darm Grippe, dass sie nicht zu meinem Geburtstag kommen könne. Wieder klang die Stimme undeutlich und schleppend.

Ich war zwar traurig wegen meines Geburtstages, aber wenn jemand krank ist, kann man halt nichts machen.

Es wurde ein trauriger und einsamer Geburtstag. Meine Tochter konnte mit ihren Kindern auch nicht kommen, auch sie waren alle krank.

Waltraud rief mich an, um zu gratulieren und jetzt war es noch schlimmer mit ihrer Stimme. Sie lallte fast ins Telefon, sagte kaum etwas und ließ nur mich reden.

Ich fragte, ob alles mir ihr in Ordnung sei, und da fing sie an zu weinen und sagte mir, sie hätte großen Mist gebaut und ich solle nicht böse sein.

Dann erzählte sie mir, sie hatte verschiedene Beruhigungsmittel und zu allem auch noch eine Menge Alkohol zu sich genommen und stand nun völlig neben sich.

Ich war wie vom Donner gerührt. Was war da los in Hannover?

Ich rief Nico an, ob ich kommen soll. Nico sagte mir, dass seine Mutter schon einmal so einen Absturz vor ein paar Jahren gehabt hätte und dass er mit seinen Nerven am Ende sei und würde sich freuen, wenn ich kommen könnte.

Völlig verwirrt packte ich meine Sachen und fuhr nach Hannover und dachte bei mir, so schlimm könne es wohl nicht sein.

Zwischendurch waren auch unsere Ringe gekommen angekommen und ich nahm den für Waltraud natürlich mit. Als ich bei Waltraud ankam, öffnete Nico mir die Tür. Und dann sah ich Waltraud…

dieses Bild werde ich nicht so schnell vergessen: Diese Frau, die so auf ihr Äußeres bedacht war, saß im Bademantel mit wirren, seid Tagen nicht gewaschenen Haaren in der Küche und versuchte mit zittrigen Händen sich eine Zigarette zu stopfen.

Ich ging auf sie zu und sagte: „ Was machst Du denn für Sachen, mein Schatz?“ Sie sagte etwas, das ich nicht verstand, und sie wäre fast vom Stuhl gefallen, wenn Nico sie nicht gerade noch aufgefangen hätte.

Wir redeten ihr zu, sich doch ins Bett zu legen, was sie dann auch tat. Dort schlief sie dann augenblicklich ein.

Ich hatte Tränen in den Augen und fragte Nico, was um Himmels Willen hier los war.

Er erzählte mir, dass Waltraud schon zwei Mal solche Abstürze gehabt hätte. Ich sah Nico an, wie fertig er war.

Er bot mir an, in seiner Wohnung zu schlafen weil seine Mutter die Nacht zum Tage macht und man keine Ruhe finden würde. Aber ich wollte bei Waltraud bleiben. Gerade in der Nacht.

Waltrauds ganze Persönlichkeit hatte sich verändert. Ich glaube, sie hat mich in den ersten Tagen gar nicht wahrgenommen. Schlimm waren die ersten Nächte. Sie konnte keine Ruhe finden. Kaum lag sie im Bett, war sie auch schon wieder draußen und suchte Zigaretten oder versuchte sich eine zu stopfen. Dass ich neben ihr lag und auch immer wieder wach wurde, hat sie nicht interessiert. Wie gesagt, sie hat mich gar nicht wahrgenommen. Waltraud nahm nichts zu sich: Kein Essen, keine Medikamente und nur sehr wenig Flüssigkeit, die meist nur aus Kaffee bestand.

Ich rief ihre Schwester an und wollte Rat von ihr. Sie konnte nicht begreifen, was Waltraud da gemacht hatte. Sie sagte, dass sie noch vor ein paar Tagen mit Waltraud telefoniert hatte und sie so glücklich am Telefon war. Sie würde sich auf die neue Wohnung freuen, auf das Zusammenleben mit mir. Sie sei die glücklichste Frau auf der Welt.

Keiner konnte begreifen warum Waltraud das getan hatte und was in ihr vorging.

 

Langsam änderte sich Waltrauds Zustand wieder, sie nahm ihre Tabletten und etwas zu Essen zu sich.

Als ich ihr den Ring gab, fing sie an zu weinen, nahm mich in den Arm und fragte mit Angst in der Stimme, ob ich sie trotzdem noch lieb hätte. Natürlich hatte ich sie noch lieb, nur mussten später einige Dinge geklärt werden.

 

Nun musste natürlich eine Entzugsklinik gefunden werden. Waltraud wollte gerne wieder dahin wo sie schon einmal war.

 

Als wir am Vorabend alle zusammen saßen, ging es darum, wo Waltraud nach der Entlassung hin sollte. Nach Hause wollte sie nicht zurück und sie würde am liebsten zu mir in die WG für ein paar Wochen kommen und dann mit mir wieder nach Hannover zu fahren um ihre Sachen zu packen.

In dieser Nacht versprachen wir uns, uns nie mehr alleine zu lassen.

 

Am nächsten Tag fuhr Waltraud in die Klinik und ich wieder nach Schneverdingen.

Wieder telefonierten und simsten wir uns jeden Tag ein paar Mal.

Nach ca. 2 Wochen wurde Waltraud entlassen und kam zu mir mit Emma nach Schneverdingen.

Ich freute mich riesig und hatte doch ein mulmiges Gefühl in mir. Wie würden wir mit dieser neuen Situation umgehen?

Als der Zug dann kam und Waltraud mit Emma ausstieg war das mulmige Gefühl wie weggeblasen. Wir lagen uns in den Armen und jeder freute sich den anderen wieder zuhaben.

Als wir in der WG angekommen waren und Waltraud ihre Winterjacke ausgezogen hatte, sah ich wie dünn sie geworden war und ich sah wie erschöpft sie aussah.

Sie erzählte mir, dass sie einen Blackout hatte, was einige Zeit in Hannover betraf. Sie konnte sich an manche Tage überhaupt nicht mehr erinnern. Sie sagte, das ihr auf einmal alles über den Kopf gewachsen war und sie wie fremdgesteuert gehandelt hätte, aber jetzt wäre, was das betrifft, wieder alles in Ordnung. Sie freute sich, wieder mit Ihrer kleinen Familie zusammen zu sein.

 

Allerdings war im Krankenhaus, beim Röntgen ihrer Lunge, nicht genau definierte Flecken entdeckt worden. Sie sagte,wenn wir wieder in Hannover wären, müsse sie zum Lungenarzt gehen.

Wir waren so glücklich uns wieder zu haben und freuten uns schon auf die abendlichen Kuscheleinheiten. Endlich konnten wir auch einen Termin zum Besichtigung der Wohnung vereinbaren.

Waltraud freute sie riesig, die Wohnung sehen zu können.

Die Wohnung war in der Zwischenzeit ein wenig gesäubert worden und sah jetzt auch besser aus, als wie bei meiner Besichtigung.

Waltraud war ganz begeistert von der Wohnung und wollte sofort einen Mietvertrag machen. Für mich ging das alles ein wenig zu schnell und wir sagten, wir wollten noch eine Nacht darüber schlafen und uns dann morgen wieder melden.

Aber es war eigentlich schon klar, dass wir die Wohnung haben wollten. Die Miete war nicht sehr hoch und sie lag zu ebener Erde. Ich konnte also mit meinem Rollstuhl direkt von der Straße ins Wohnzimmer fahren. Und die Heide lag keine 5 Minuten von unserer Wohnung entfernt.

Wir riefen dann am nächsten morgen den Makler an und sagten, dass wir die Wohnung mieten möchten. In den nächsten Tagen machten wir dann alles Schriftliche.

Waltraud hatte Tränen in den Augen als wir wieder zu Hause waren. Wir hatten eine gemeinsame Wohnung für unsere kleine Familie. Das WIR war wieder ein Stück näher gerückt und wir waren das glücklichste Paar auf der Welt.

 

Es gab immer wieder tolle Momente, Sehr schön war es zum Beispiel auch, wenn ich Fußball schaute und Waltraud im Bett lag und ein Buch las oder nur Löcher in die Luft guckte. Ich verwöhnte sie dann mit Mandarinen, Nüsse oder einem Kuss. Es war ein richtiges Familienleben.

 

In dieser Zeit machte eine Grippewelle die Runde und auch Waltraud hatte sich irgendwo angesteckt. Es fing mit ein wenig Schnupfen bei ihr an, der dann aber zu einer starken Grippe wurde. Ich bat sie dringend zum Arzt zu gehen, da ihr Husten immer schlimmer wurde.

Aber wie immer war sie stur und sagte, dass alles nicht so schlimm wäre. Als sie dann auch noch Fieber bekam war meine Geduld am Ende. Ich wurde richtig böse und schaffte es, sie zu überzeugen, nun doch einen Arzt aufzusuchen.

Sie bekam vom Arzt starke Antibiotika verschrieben, die sie 10 Tage einnehmen musste. Endlich ging es ihr besser und sie kam wieder zu Kräften.

Was uns aber sehr beunruhigte war ihre Luftnot. Ein paar Minuten mit Emma Gassi gehen reichte schon aus, dass sie keine Kraft mehr hatte. Es wurde offensichtlich Zeit nach Hannover zu fahren und einen Lungenspezialisten aufzusuchen.

Auf dem Weg von der WG zum Bahnhof wurde es mit Waltraud kritisch. Wir hatten die halbe Strecke hinter uns (ca. 5 Minuten) als sie plötzlich stehen blieb und nach Luft rang. Ich schlug vor wieder in die WG zu gehen und einen Arzt zu rufen. Aber sie wollte nicht zurück. Ich nahm ihr das Gepäck ab und ging schon vor, um die Fahrkarten zu kaufen. Waltraud kam langsam mit Emma hinterher. Als wir dann im Zug saßen ging es ihr wieder besser.

In Hannover angekommen nahmen wir ein Taxi um in Waltrauds Wohnung zu fahren. Nico hatte die Öfen schon angeheizt und es war mollig warm.

In den nächsten Tagen mussten wir Lebensmittel einkaufen und Waltraud bekam wieder keine Luft als wir unterwegs waren. Ich bekam panische Angst und wollte einen Notarzt rufen. Das wollte mein Schatz natürlich nicht. Wie setzten uns in ein Cafe und Waltrauds Zustand wurde wieder stabil. Zurück nahmen wir dann wieder ein Taxi.

Was war mit Waltraud los? Warum immer diese Luftnot und diese Kraftlosigkeit?

Sie machte einen Termin bei einem Lungenfacharzt, dem sie schilderte was mit ihr los sei und bekam auch innerhalb einer Woche einen Termin.

Waltraud fing langsam an, ihre Sachen für den Umzug zu packen. Sie ging es langsam an und wenn sie nicht mehr konnte, legte sie eine Pause ein.

Meistens nach dem Abendessen fing Waltraud an ihr Zimmer in Gedanken einzurichten. Sie freute sich so auf unsere neue Wohnung, unser neues Leben, mit ihrer kleinen Familie.

Abends lagen wir dann wieder aneinander geschmiegt im Bett und schliefen mit dem Gedanken ein, dass wir eins waren.

Keiner konnte und wollte nicht mehr ohne den Anderen leben.

 

Das war auch einmal ein Thema zwischen uns: Was derjenige machen würde, wenn der Andere nicht mehr da wäre. Wir konnten es uns nicht vorstellen, ohne den Anderen zu sein.

Waltraud sagte, sie würde ihre Herzmedikamente einfach nicht mehr nehmen und der Rest würde sich dann daraus ergeben.

Und was würde ich machen? Ein Leben ohne Waltraud konnte ich mir nicht vorstellen.

 

Dann war der Tag gekommen, an dem wir den Termin beim Lungenfacharzt hatten.

Beim Röntgen ihrer Lungen wurde ein Schatten festgestellt und es musste ein CT gemacht werden um Klarheit zu bekommen.

In der Praxis wurde dann gleich ein Termin mit einer Klinik gemacht, die solche Aufnahmen machten. Es war ein sehr kurzfristiger Termin und so saßen wir bald wieder in einem Wartezimmer.

Waltraud hatte Angst vor dem CT und was dabei herauskommen würde. Nachdem Waltraud in der „Röhre“ gewesen war, ging das Warten los. Sie war sehr unruhig und lief immer im Wartezimmer auf und ab.

Dann wurde ihr Name aufgerufen und sie ging zu der Besprechung. Nach ca. 10 Minuten kam sie wieder heraus und wir gingen in die Cafeteria des Krankenhauses.

 

Waltraud sagte mir, dass sie die Ärztin direkt gefragt hat ob die Diagnose Krebs sei.

Es war wahrscheinlich Lungenkrebs.

Da saßen wir beide, hatten Tränen in den Augen und hielten uns an den Händen. Es können aber auch Pilze sein, die sich von den Herzmedikamenten als Nebenwirkungen in der Lunge verbreitet hatten, sagte Waltraud zu mir. Wir mussten mit den Bildern jetzt wieder zu dem Lungenfacharzt.

Waltraud rief dort an, schilderte ihre Situation und bekam auch gleich einen kurzfristigen Termin.

Wir hatten wirklich immer noch Hoffnung, das dies vielleicht wirklich ein Pilz war, der sich in der Lunge ausgebreitet hatte und unser Leitspruch war „Liebe macht gesund“.

Also gingen wir wieder zu dem Lungenfacharzt. Dieser schaute sich die Bilder an und sagte uns, dass ein Loch in Waltrauds Lunge wäre und zu einer genauen Diagnose müsse Waltraud ins Krankenhaus, um eine Lungenbiopsie machen lassen.

Nun hatten wir ein Problem: In ein paar Wochen war unser Umzug geplant.

Wir erzählten dem Arzt unser Dilemma und fragten ihn, wie wichtig diese Biopsie wäre.

Er schaute uns lange an und meinte dann, je eher die Biopsie, umso besser und er würde für Waltraud einen Termin im Oststadtkrankenhaus machen und wir müssten dann nur noch die Überweisung bei ihm abholen.

Am nächsten Tag rief er an und sagte er hätte einen Termin in zwei Wochen bekommen und wir könnten die Überweisung bei ihm abholen.

Damit begannen zwei schlimme Wochen.

Waltraud nahm rapide ab. Es war furchtbar mit ansehen zu müssen, wie sie immer weniger wurde. Wir kochten fettiges Essen was viele Kalorien hatte, aber es half alles nichts. Nichts schien das Abnehmen zu stoppen.

Ich machte alle Besorgungen, holte die Ãœberweisung ab, ging mit Emma Gassi und half Waltraud bei der Hausarbeit.

Eines Abends kam sie weinend aus dem Badezimmer und sagte mir, dass sie Ihren Körper nicht wieder erkennen würde und ich solle nicht böse sein, wenn sie sich zum Schlafenlegen dicke Sachen anziehen würde. Ich sollte ihren Körper nicht unangezogenen in diesem Zustand sehen.

Es war aber auch traurig, ich konnte täglich sehen, wie ihr Körper immer weniger wurde. Ihre Beine und Arme waren so dünn wie Streichhölzer geworden.

An Umzugskartons zu packen, war im Traum nicht zu denken. Sie hatte einfach keine Kraft mehr.

Ab und zu gingen wir gemeinsam mit Emma am Bahndamm spazieren. Dann zog sich Waltraud immer sehr weite Sachen an, so dass man nicht sehen konnte, wie viel sie abgenommen hatte.

Der Verlobungsring rutschte ihr auch vom Finger und wir machten in an ihrer Halskette fest.

Es war kaum zu ertragen, wir ihr Körper immer mehr zerfiel.

Nachts lagen wir dann eng aneinander gekuschelt im Bett und hielten uns an den Händen. Ich sagte ihr, dass sie ich liebe und immer an ihrer Seite sein werde, was auch passieren würde.

Ich liebte diese Frau wie ich noch niemanden zuvor geliebt hatte.

Sie vielleicht verlieren zu müssen, war für mich undenkbar.

Wir gehörten doch zusammen. Wir waren doch eins!

 

Dann kam endlich der Tag, an dem sie ins Krankenhaus konnte. Sie fuhr mit dem Taxi dorthin und ich musste nach Hause, um mich um meinem Umzug zu kümmern.

Zum Abschied weinten wir beide, umarmten uns und wollten uns eigentlich nicht wieder loslassen.

Sie sagte noch, dass sie mich sehr lieb hat und Gott dafür dankt, dass es mich gibt.

Als ich Zuhause angekommen war, rief sie an, das sie gut angekommen wäre und die Leute alles sehr nett wären und sie noch nicht wüsste, wann sie mit der Biopsie dran sein würde.

Für mich gab es viel zu tun. Die Umzugskartons waren gekommen und ich begann einzupacken.

Waltraud rief mich an und sagte, das die Ärzte gesagt hätten, in ihrem jetzigen Zustand wäre an einen Umzug nicht zu denken. Das hatte ich mir schon gedacht und war daher auch nicht enttäuscht. Auf ein paar Wochen kam es jetzt auch nicht mehr an, und Waltraud hatte ja auch keinen Druck mit dem Umziehen.

Sie sollte erst einmal wieder zu Kräften kommen.

Dann war Waltraud mit der Biopsie dran. Sie rief mich nach dem Eingriff an und sagte, dass sie nun ein paar Tage warten müsse, bis das Ergebnis da wäre und sie hätte große Sehnsucht nach mir. Sie fragte mich ob ich nicht für ein paar Stunden kommen könne. Sie wüsste, dass das sehr stressig für mich sein würde, aber sie würde sich riesig freuen. Auch ich hatte Sehnsucht, große Sehnsucht sogar.

Also lies ich für einen Tag den Umzug sein und fuhr am nächsten morgen früh mit der Bahn nach Hannover. Von dort aus mit dem Taxi zu Waltraud ins Krankenhaus.

Wieder lagen wir uns unter Tränen in den Armen, küssten uns und wollten uns wieder nicht loslassen. Sie sah jetzt besser aus, als vor ein paar Tagen. Der Aufenthalt hier im Krankenhaus schien ihr gut zu bekommen.

Waltraud lag alleine auf dem Zimmer. Es war Wochenende und alle aus ihrem Zimmer waren entlassen worden. So konnten wir es uns in ihrem Zimmer gemütlich machen. Da wir ja schmale Betten kannten, legten wir uns zum Mittagsschlaf in ihr Bett. War das schön, Waltraud wieder zu spüren und ich merkte, dass es ihr genauso ging.

Sie erzählte mir, dass alle auf dieser Station Krebs hätten und sie auch schon mit Einigen Bekanntschaft gemacht habe. Das freute mich, da ich jetzt wusste, dass Waltraud hier nicht ganz so alleine war.

Nico war auch schon mit seiner Freundin Anette hier gewesen und hatte ihr ein paar Sachen zum Anziehen gebracht.

Waltrauds Station lag im ersten Stock und so mussten wir immer mit dem Fahrstuhl

ins Erdgeschoss fahren.

Schnell waren die paar Stunden, die wir gemeinsam hatten, auch wieder vorbei.

Da mein Umzug in wenigen Tagen vonstatten gehen sollte, wollte ich direkt einen Tag nach dem Umzug wieder nach Hannover kommen und dort bleiben, um Waltraud dann jeden Tag besuchen zu können.

Sie sollte wissen, dass sie in diesen Stunden nicht alleine war. Ich da war, der sie über alles liebte.

 

Der Umzug ging reibungslos über die Bühne und ich schlief das erste Mal in meiner neuen Wohnung.

Bei Waltraud musste die Biopsie noch einmal gemacht werden, da die erste wohl keine eindeutigen Ergebnisse gebracht hatte. Diesmal aber unter Vollnarkose.

Diese Biopsie wurde an dem selben Tag gemacht, an dem ich umzog. Waltraud meldete sich noch am gleichen Abend und sagte, dass alles glatt gelaufen wäre, sie noch müde sei und sich schon freue, wenn ich wieder in Hannover wäre und sie besuchen würde.

 

Also packte ich ein paar Sachen mehr ein und fuhr nach Hannover, in Waltrauds Wohnung.

Gegen Mittag - am nächsten Tag - machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus zu meinem Schatz.

Leider war ihr Zimmer jetzt voll belegt, so dass wir uns meist unten im Raucherbereich aufhielten. Sie war sehr unruhig und aufgeregt und so ging es immer rauf auf ihr Zimmer und wieder runter in die Raucherecke. Schön waren die kurzen Momente im Fahrstuhl wenn wir alleine waren.

Die kurze Zeit nutzten wir, um uns zu küssen und zu streicheln.

So ging es einige Tage, bis sie ihr Ergebnis mitgeteilt bekam. An diesem Tag sollte sie auch entlassen werden.Waltraud freute sich riesig, wieder nach Hause zu kommen, zu ihrer kleinen Familie.

 

Schon als ich auf das Krankenhausgelände kam, sah ich Waltraud in Gedanken versunken auf und ab gehen. Ihr Gesicht war sehr ernst und hellte sich erst auf als sie mich sah.

Wir nahmen uns in den Arm küssten uns und setzten uns dann auf eine freie Bank.

Sie hatte ihre Besprechung schon hinter sich und hatte keine guten Nachrichten.

Der Krebs war bösartig und war inoperabel. Sie hatte laut den Ärzten noch eine Lebenserwartung von ca. einem halben Jahr.

Wir beide saßen auf der Bank, hielten uns an den Händen und weinten hemmungslos.

Dann sagte Waltraud, sie müsse noch ihre Sachen packen und auf den Arztbrief warten und dann könnten wir nach Hause.

Sie nahm meine Hand und sagte, dass sie nun doch nach Schneverdingen in unsere Wohnung ziehen wolle. Den Rest ihres Lebens wolle sie mit ihrer kleinen Familie in der Heide verbringen. Jetzt lag auch Trotz in Ihrer Stimme. Es wäre eine neue Umgebung, neue Bekannte und außerdem mache Liebe ja gesund und sie würde sich nicht unterkriegen lassen.

Ich habe selten so eine starke Frau gesehen und noch nie eine Frau so geliebt.

 

War das eine Freude, als wir zu Hause ankamen. Am meisten freute sich die kleine Emma. Ich dachte gleich hebt sie ab, so hat sie mit dem Schwanz gewedelt ?

 

Waltraud ging es den Umständen entsprechend richtig gut. Sie machte mit Nico Umzugspläne und freute sich auf Schneverdingen. Ich schrieb unterdessen Umzugsfirmen an und holte Preise ein.

Der Umzugstermin sollte Mitte bis Ende Juni sein.

Dann können wir ja heiraten, wenn wir in Schneverdingen sind, sagte ich zu Waltraud.

Sie sah mich an und fragte: Bist du verrückt, eine todkranke Frau zu heiraten?“

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littlecrow Re: Es ist eine Schlimme Sache, -
Zitat: (Original von Markus am 14.08.2013 - 18:53 Uhr) die Du hier so wunderbar beschrieben und erzählt hast,dass ich manche Zeile lang dachte, ich wäre neben Euch gewesen
Ich wünsche Dir, dass Du die schöne Zeit, die ihr auch miteinander verbrachtet,aufeinander wartetet,nicht vergessen wirst.
Wahre Trauer ist still und dass will ich jetzt auch sein.
Dir wünsch ich persönlich alles möglich Gute
lieben gruss
markus

Hallo Markus,
vielen Dank für Deine lieben Zeilen.
Diese Zeit werde ich bestimmt nicht vergessen. Diese Zeit wird immer in meinem Herzen sein..
Lg und eine schönes Wochenende.
Hans
Vor langer Zeit - Antworten
littlecrow Re: -
Zitat: (Original von Gezubbel am 14.08.2013 - 22:47 Uhr) Deine Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht und mir fehlen die Worte, zu beschreiben, was ich empfinde.
Behalte die Zeit, die ihr miteinander verbringen durftet, als kostbare Erinnerung in Deinem Herzen.
Die Liebe, die Euch verband, wird Dir Trost geben und Dir helfen, Deine Trauer zu bewältigen.
Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute.

Liebe Grüße,

Nora

Hallo Nora,
vielen Dank für Deine lieben Zeilen.
Ich nehme diese Zeit auch als Geschenk für michr wahr.
Aber ist nicht so einfach sich klar zu machen, dass der Mensch den man geliebt hat, nie mehr wieder kommen wird.
LG Gruß und ein schönes Wochenende.
Hans
Vor langer Zeit - Antworten
Gezubbel Deine Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht und mir fehlen die Worte, zu beschreiben, was ich empfinde.
Behalte die Zeit, die ihr miteinander verbringen durftet, als kostbare Erinnerung in Deinem Herzen.
Die Liebe, die Euch verband, wird Dir Trost geben und Dir helfen, Deine Trauer zu bewältigen.
Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute.

Liebe Grüße,

Nora
Vor langer Zeit - Antworten
Markus Es ist eine Schlimme Sache, - die Du hier so wunderbar beschrieben und erzählt hast,dass ich manche Zeile lang dachte, ich wäre neben Euch gewesen
Ich wünsche Dir, dass Du die schöne Zeit, die ihr auch miteinander verbrachtet,aufeinander wartetet,nicht vergessen wirst.
Wahre Trauer ist still und dass will ich jetzt auch sein.
Dir wünsch ich persönlich alles möglich Gute
lieben gruss
markus
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