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Der Junge mit dem zweiten Gesicht- Kapitel 4

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"Der Junge mit dem zweiten Gesicht- Kapitel 4"
Veröffentlicht am 08. August 2013, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Der Junge mit dem zweiten Gesicht- Kapitel 4

Der Junge mit dem zweiten Gesicht- Kapitel 4

Vier

Der Drache ging zum Sturzflug über. Er durchbrach die Wolkendecke und zeigte eine riesige Insel vor ihnen. Mit leichten Flügelschlägen steuerte der Drache auf die Insel zu.

„Ist das...?“, begann Baza. „Ja, das ist Ilieras. Die Insel des schwarzen Zirkel.“, prahlte der Muezz mit dem Hauch eines Lächelns.

Als der Drache die Ausläufer des die Insel umrundenden Gebirges passiert, konnte Baza die Ausmaße der Inselstadt erahnen.

In die Felsen waren kleine Tunnel gegraben wurden, durch die Galeeren in einen großen Hafen fuhren. In das Gebirge waren Wehrgänge und Türme gegraben worden, in denen Magier, Bogenschützen und  Schwertkämpfer kampfbereit auf einen Angriff des Ordens wartenden. Ungefähr hundert Meter hinter dem Hafen kamen die ersten Häuser zum Vorschein- Gewaltige Bauten aus Sandstein und mit runden Kuppeldächern aus Kristallgläsern.

Eine zehn Meter breite Hauptstraße ebenfalls aus Sandstein zog sich durch die halbe Stadt, bis sie an den Füßen eines gewaltigen runden Platzes mündeten.

Auf jenem Platz stand anscheinend das einzige Gebäude das nicht aus Sandstein gemeißelt war. Ein großer Turm aus weißem Marmor und Glas erhob sich aus der Mitte des Platzes und ragte 25 Meter hoch in die Luft.
Von außen waren Figuren von Heroen und Wesen aus alten Sagen, die seine Eltern im immer erzählt hatten, als er noch ein kleines Kind war, in den Stein gemeißelt worden. Sie schienen Baza zu Mustern und einige öffneten ihre Lieder als er zu ihnen aufsah.
Vor dem großen Eichentor des Turmes standen zwölf Figuren aus Sandstein. Aus ihren geöffneten Augen strahlte blaues Licht. Sie musterten die Männer und Frauen, welche in den Turm liefen oder aus jenem heraustraten.

 

Bazas Aufmerksamkeit wurde auf eine riesige goldene Statue auf dem Dach des Turmes gelenkt. Sie war dreimal so groß wie Baza und zeigte einen Mann mittleren Alters mit langem Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden worden war. In seiner Rechten hielt er einen hüfthohen Eisenstab dessen Griff zu einer Klaue geformt war und einen runden Smaragd fest umklammert hielt.

In seiner Linken hielt er ein rubinrotes Schwert, das er gen Himmel streckte.

„Wer ist der Mann auf dem großen Turm?“, fragte Baza. „Das ist Lam . Er hat den Zirkel gegründet und der „große Turm“ ist der Sitz der zwölf Räte und der zwei Prätoren, die den Zirkel leiten.“, antwortete der Muezz ihm ohne Umschweife.

Über den Straßen waren von Hausdach zu Hausdach Aquädukte gebaut worden, die die Wasserversorgung der Bewohner garantierte. Zur Rechten des Turmes war  ein großer Park errichtet worden. In jenem liefen die unterschiedlichsten Tiere herum und Menschen duellierten sich in verschiedenen Disziplinen. Auf der linken Seite des Turmes waren große Getreidefelder und Apfel und Kirschplantagen angelegt worden.

Danach kamen abermals zweihundert Reihen der dreistöckigen Häuser. Das Gelände fiel nun etwas ab und gab einen großen See zum Vorschein, an dem ein Hort für Drachen errichtet worden war.
Unzählige dieser Ungeheuer tummelten sich in dem kühlen Wasser, sonnten sich auf den großen Vorsprüngen der Berge und tobten auf einer großen Wiese. In den Berg waren riesige Höhlen gegraben worden aus denen Köpfe von Drachen lugten. Einige Drachen schauten kurz zu Baza, dem Muezz und Tarlac. Dann stießen sie riesige Feuersäulen zur Begrüßung in den Himmel. Tarlac tat es ihnen gleich.

Es war ein bewunderndes Schauspiel, welches Baza mit offenem Mund staunend betrachtete. Der Muezz jedoch antwortete nur trocken, dass es das übliche Begrüßungsritual der Drachen sei und nichts Besonderes wäre.

Langsam ließ Tarlac sich zu Boden sinken, drehte eine Runde über dem See und setzte schließlich sanft auf dem Boden auf. Obwohl der Flug berauschend war, war Baza doch froh wieder auf festem Boden zu stehen.

Tarlac breitete seine Flügel aus und ließ die Beiden auf jenen von seinem Rücken herunterrutschen.

Vier Männer kamen auf die Drei zugelaufen und nahmen Tarlac den Sattel ab. Nachdem sie ihm liebevoll die Schulter tätschelten, sprang er mit einem gewaltigen Satz in den Himmel.

Mit vier kräftigen Flügelschlägen flatterte er in eine der Höhlen und ließ sich dort nieder.

Die Männer gingen fort und der Muezz befahl Baza, dass jener mit ihm kommen sollte.

Sie liefen die Hauptstraße entlang, bis sie zu den nördlichsten Ausläufern Ilieras kamen.

Es war eine zehn Meter hohe und zwei Meter breite Mauer mit Schießscharten.

Zwei Frauen in grünen Rüstungen kamen auf die Beiden zu. Sie hielten jede zwei Speere in der Hand, die sie nun auf Baza und den Muezzen richteten.

„Bleib ganz ruhig.“, murmelte der Muezz leise. „Ich habe alles unter Kontrolle.“
 „Wer seid ihr und was wollt ihr in Ilieras?“, fragte die Frau mit den schwarzen Haaren.

„Ich bin der Muezz und das ist Baza. Unsere Absichten müssen euch nicht interessieren.“

„Zeigt euren Ring!“, forderte die Blonde, während die Schwarzhaarige ihren Speer sinken ließ und der Blonden etwas Unverständliches zuflüsterte.

Der Muezz schob seine Hand aus der Kutte und zeigte den beiden Frauen seinen Ring. Es war ein Ring aus schwarzem Metall, geformt wie eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss.

Als die Blonde den Ring sah, ließ auch sie ihren Speer sinken und die beiden Wachen ließen Baza und den Muezzen passieren.

„Warum haben sie uns so einfach passieren lassen?“, fragte Baza. Der Muezz antwortete ihm mit dem Hauch eines Seufzers: „Mein Name hat hier eine sehr hohe Bedeutung und viele kennen mein Gesicht, doch die die es nicht kennen, können mich an meinem Ring Uroboros erkennen. Er ist ein Unikat auf dieser Welt und kann nicht kopiert werden. Jeder, der einmal von mir gehört hat, weiß woran er mich erkennen kann.“

Sie durchquerten den mächtigen Torbogen und liefen durch einen kurzen Tunnel, der nach Schimmel und etwas Verdorbenem roch. Baza war froh, als sie wieder auf die Hauptstraße traten.
Der Muezz wand sich nach rechts, dann nach links und wieder nach rechts. Baza folgte ihm und hatte Mühe mit jenem Schritt zu halten.

 

Schließlich blieb er vor einem schmucklosen Haus stehen, welches neben den riesigen Gebäuden aus Sandstein, Marmor und Glas fehl am Platz wirkte.

Er hob seine Hand und das schmiedeeiserne Tor öffnete sich wie von Selbst und gab einen bepflanzten Innenhof frei.  Ein kleines knochiges Wesen, kam auf den Muezzen losgestürmt und umarmte jenen, als der Muezz die Eichentür aufschob.

„Drem, ich freue mich ja auch dich wieder zu sehen, aber hör auf mich zu umarmen, oder ich schicke dich zurück nach Greifenwald.“ Er drehte sich kurz zu Baza um und flüsterte: „Er ist ein Gnom. Ich habe ihm vor ein paar Jahren das Leben gerettet und nun lebt er bei mir.“ –

Dann stellte er Baza Drem und Drem Baza vor. Der kleine Gnom verbeugte sich tief und schüttelte danach freudig Bazas Hand.

„Es ist schön mal wieder eine andere Seele in diesem Haus zu sehen, als die des Muezzen.“, begrüßte er Baza. „Geht er nicht aus dem Haus?“, fragte Baza den Muezzen flüsternd.

„Nein, er ist eigentlich ziemlich schüchtern, wenn es darum geht neue Bekanntschaften zu machen. Seine Eltern wurden als er noch ein Baby war von dem Orden der Roten getötet. Ich fand ihn und habe ihn mitgenommen. Ohne mich hätte er nie überlebt. Drem hat schon in jungen Jahren angefangen alle Bücher, die er in seine Finger bekam, zu verschlingen.

Mittlerweile ist er einer der schlausten Köpfe Tasakans und erfindet die neuesten Waffen für den schwarzen Zirkel.“, antwortete der Muezz. Für den Hauch eines Moments konnte man eine Emotion, Stolz, in ihm aufflammen sehen.
Also hat er doch jemanden, dem er sich anvertraut, dachte sich Baza, während er dem Muezz und Drem durch den dunklen Flur folgte.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen die Drei in ein großes Atrium. Von außen sah das Haus ziemlich mickrig und kalt aus, doch von innen war es groß und warm. Die Wände waren mit Bildern von Menschen die sich bekriegten und Wesen, die Baza nicht kannte, geschmückt. Kein Mensch, dachte er, dürfte diesen Wesen je wieder begegnen, dachte Baza sich, während ihm der Gedanke kam, dass dies die Wesen waren, von denen der Muezz erzählt hatte, dass der Zirkel sie von den Menschen fernhält.

Ein Wandgemälde zeigte große Wesen mit langen Fanzähnen und spitzen Hörnern auf dem Kopf. Sie hatten ein undefinierbares animalisches Gesicht und der Rest ihres Körpers war von braunen und schwarzen Haaren bedeckt.

Daneben war das Bildnis eines anderen Wesens zu erkennen. Es verbarg sich in der Dunkelheit, so dass man nur den Schatten jenes erkennen konnte.
Dies war wahrscheinlich auch gut so, denn allein der Schatten ließ Baza eine Gänsehaut bekommen. Er zeigte eine Gestalt mit schuppiger Haut und langen Flügeln, wie denen einer Fledermaus. Der Kopf war weder tierisch noch menschlich, sondern eine Mischung aus Beiden. Undefinierbar und furchterregend.


Schnell wandte Baza sein Gesicht von dem Bildnis ab und schaute sich das Nächste an.

Jenes zeigte eine majestätische Mischung aus Löwe und Adler. Ein Greif. Der Greif stand auf der Lichtung eines Laubwaldes und tollte mit seinem Kind herum. Das genaue Abbild, nur waren die Proportionen kleiner.

Ein wunderschönes Wesen, dachte Baza sich.

„Lass dich von dem Anblick nicht täuschen. Diese Greife fressen Menschen, oder stellen noch schlimmeres an. Die einzigen Wesen, die noch schlimmer waren, natürlich abgesehen von den Dämonen, als Greife waren die Einhörner.
Sie haben mein Volk Jahrzehnte lang  gejagt und unsere Magie in ihren verfluchten Hörnern gesammelt. Zum Glück konnten wir sie umbringen, bevor sie mein ganzes Volk ausgerottet haben.“, bemerkte der Muezz, welcher sich hinter Baza gestellt hatte und ihm liebevoll die Schulter tätschelte. „Aber nun komm. Ich habe dir noch einiges zu erzählen und muss dich noch den Prätoren vorstellen, aber zuvor wollen wir doch etwas essen, oder?“

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Baza fand, dass der Muezz sich in seinem Haus verändert hätte, als ob er eine Maske abgenommen und zu dem geworden wäre der er wirklich war.

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Gordon

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