Romane & Erzählungen
Jajang ga Naga - Lied der Kälte

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"Jajang ga Naga - Lied der Kälte"
Veröffentlicht am 06. August 2013, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Jajang ga Naga - Lied der Kälte

Jajang ga Naga - Lied der Kälte

Beschreibung

Diese Geschichte fiel mir gerade spontan beim zeichnen ein, würde mich über Vorschläge und Meinungen sehr freuen... Hier die Geschichte bis Kapitel 1...

Prolog

 

Die Dorfälteste lächelte freundlich das vor ihr auf dem Boden sitzende Kind an, das Kind lächelte zurück. Es war ein Junge von knapp vier Jahren mit dichtem, schwarzen Haar und Augen, in welchen sich stets der Wald zu spiegeln schien. Die Haut des Kindes war etwas dunkler als gewöhnlich und auch seine Statur fiel auf. Seine Eltern saßen einige Schritt entfernt mit bangen Blicken da und warteten.

Im Dorf Mauuna hatte der Winter Einzug gehalten und die weiße Kälte beruhigte die Gemüter.

„Du bist wohl wirklich ein kleiner Ausnahmefall, was?“ Die hellhäutige Frau reichte dem Jungen ihre Hand, er ergriff sie lachend und schaute sie interessiert an. „Wie magst du wohl heißen?“ „Bitte, Ivennah, wir brauchen eine deiner spirituellen Eingebungen.“ Seine Mutter spielte unruhig mit ihren Händen und es war, als würde sich die Anspannung der letzten Jahre noch ein mal mit aller Gewalt auf sie legen. Seit nun fast vier Jahren hatte ihr Sohn weder einen Namen noch je ein Wort gesprochen. Manchmal war es ihr, als würden die Götter seine Geburt ganz einfach ignorieren.

Ivennah bedachte das Kind mit einem sanften Blick, sprach jedoch zu der rothaarigen Frau auf der anderen Seite des Raumes. „Mache dir keine Sorgen, Mirinn, es ist noch lange nicht so schlimm dass du gleich die Fassung verlieren müsstest.“ Nun schaute sie auf.

„Es ist schon erstaunlich, selbst eine Kriegerin wie du es bist gerät wegen ein paar Worten die nicht gesprochen werden ins Wanken.“ Die andere Frau schwieg und sah ernst in das von Falten umwobene Gesicht, welches so nah an dem ihres Kindes war. Sein Vater legte eine kräftige Hand in seinen Nacken. „Hört mal, so lange hat die Namensgebung schon ewig nicht mehr gedauert. Warum geben wir ihm nicht einfach einen Namen und -“ „Nein!“ Mit heftigem Ton schnitt ihm seine Frau das Wort ab. „Das du auch nur so etwas denkst. Er wird einen Namen erhalten, darauf hast du mein Wort.“ „Schön dass es dir wieder besser geht, meine Liebe.“

Ivennah beobachtete den Jungen wie er zu Remus, einem großen Wolfshund krabbelte und dann immer wieder vorsichtig mit den Händen gegen dessen Fell klopfte. Remus, den Ivennah vor kurzem in den Bergen aufgelesen hatte, hob seinen schwarzen Kopf, sah das Kind an und legte ihn dann neben dem kleinen Wesen ab. Ivennah schmunzelte.

„Ich nehme an dies wäre ein guter Zeitpunkt um es auf einen neuen Versuch ankommen zu lassen.“ Noch während sie sprach erhob sie sich und ging andächtig zu einem kleinen Tisch auf welchem einige Steine, Blätter und Knochen lagen. Diese Dinge hob sie behutsam auf und schloss ihre Hände darum, als würde sie etwas sehr zerbrechliches berühren. Mit nun geschlossenen Augen schaukelte sie ihre Hände sacht hin und her und schien dabei geräuschlos ihre Lippen zu bewegen. Nach einer Weile ließ sie wie aus Versehen alles wieder auf den Tisch fallen, was alle Anwesenden zusammenzucken ließ. Selbst der kleine hatte sich von dem Hund abgewandt und schaute zu Ivennah herüber, welche sich nun mit einem Gesichtsausdruck zu ihnen um wandte, den niemand zu deuten vermochte. Für einige Augenblicke sagte sie nur ein einziges Wort, welches seit dem Zeitalter der Saphire nur noch mit leiser Ehrfurcht ausgesprochen worden war.

„Rin.“

I Der Ort am Rande der Zeit

 

Eine kühle Sommerbrise bewegte sacht die Baumkronen des angrenzenden Waldes und das Dorf Mauuna lag wie eine Oase des Friedens am Rande eines zerworfenen Königreiches. Die älteren pflegten gern darüber zu scherzen dass Seuchen, Krieg und andere Plagen stets zuletzt in diesem Dorfe Einzug hielten. Die Leute gingen ihren Beschäftigungen nicht zu verbissen aber mit der nötigen Umsicht nach, was der Atmosphäre im Allgemeinen recht gut tat.

Nicht weit von der Hütte der Dorfältesten entfernt saß ein blonder Junge von nicht ganz sieben Jahren und kratzte, völlig in diese Arbeit versunken, kleine Figuren mit einem Stecken in die Erde. Es waren Menschen zu erkennen und allerlei Wesen deren Existenz viele der Dorfbewohner bezweifeln würden. Der Kleine merkte nicht wie jemand bedächtig von hinten an ihn herantrat und sich dann etwas zu ihm herunterbeugte..

„Was zeichnest du denn heute, Tammy?“ Der kleine Junge zuckte zusammen und zog beim herumwirbeln versehentlich einen dicken Strich über einen Teil seines Werkes. Der ältere Junge lächelte ihn an, Tammy griff sich übertrieben theatralisch an die Brust, so wie er es immer sah wenn seine Mutter auf dem Markt feilschte und etwas hörte was ihr nicht gefiel.

„Rin! Willst du mich umbringen?“ Das Lächeln des schwarzhaarigen Jungen wurde noch etwas breiter. Er tat so als müsse er kurz nachdenken. „Hm, das stand heute eigentlich nicht auf meiner Liste. Ich wollte nur mal wieder bei meinem kleinen Leidensgenossen vorbeischauen.“ Er hockte sich nun seinerseits auf den Boden und Tammy sah ihn mit großen Augen an. „Aha.“ sagte er nur. Rin, der zehn Jahre älter war als sein kleiner Freund, betrachtete die in den Boden gekratzten Figuren schmunzelte. „Ist das etwa ein Drache?“ fragte er interessiert und deutete auf eine Figur mit langem Schweif und Flügeln. „Mhm.“ Tammy nickte. „Das ist ein Rebickdra. Die können bis zu zehn Metern lang werden und sind sehr stark. Manche leben mit anderen zusammen, manche sind allein. Man sagt damals im Zeitalter des Lapislazuli haben einige von ihnen zusammen mit den Menschen gegen die Armee eines mächtigen Zauberers gekämpft, und deswegen haben die Menschen ihnen irgendwo ein Denkmal errichtet.“ Rin schaute ihn verblüfft an. „Aha. Und... woher weißt du das alles?“ Tammy verdrehte die Augen. „Das hab ich mir gerade ausgedacht.“ Rin lachte. „Du meine Güte! Ich dachte schon du wüsstest mehr als ich.“ Tammy schien etwas sagen zu wollen was er sich letztlich doch verkniff.

Er respektierte seinen Freund Rin zutiefst da er ihn für einen der klügsten des ganzen Dorfes hielt und weil er noch dazu einen guten Charakter hatte. Rin war einer der wenigen im Dorf welche sich mit dem Lesen und Schreiben auseinandersetzte, was bei seinem Vater gelegentlich zu Spott geführt hatte. „Was ist das überhaupt für eine Sprache?“ hatte er Rin eines Tages bei seinen Ãœbungen gefragt. „Die selbe in welcher du mich das gerade gefragt hast.“ antwortete Rin darauf ohne aufzuschauen.

Rin setzte sich etwas gemütlicher hin und atmete tief ein. Auch wenn er es manchmal nicht wahrhaben wollte genoss er das Leben in Mauuna. Er wusste welche Legenden man sich über diesen Ort erzählte und er kam nicht umhin zu glauben dass einige davon wahr waren.

Es hieß dass eine Art wohltätiger Dämon einst einer Gruppe aufrichtiger Menschen half, indem er diesen scheinbar trostlosen Flecken Erde mit einem Zauber belegte welche den Boden fruchtbarer und die Zeit langsamer vergehen machte. Irgendetwas musste an dieser Geschichte dran sein, denn nicht wenige Besucher hatten sich schon gewundert das während ihres mehrtägigen Aufenthaltes in ihrer Heimat kaum einer vergangen zu sein schien. Der Lauf der Zeit in Mauuna war eine Art lebendes Mysterium, welches die Gelehrten seit einiger Zeit als ,Zeitverschiebung, abtaten. Es sei etwas ganz natürliches, bedingt durch die Bahnen des Planeten. Rin glaubte nicht an diese aberwitzige Theorie und doch interessierte sie ihn. Aber wie wollten diese schlauen Leute dann erklären dass dieser Effekt in alle Richtungen vom Dorf aus der Fall war, nicht etwa nur in Richtung Norden. Des weiteren war kein anderer Ort bekannt der eine ähnliche Eigenschaft aufwies. Für Rin war klar: Die einzig logische Erklärung für dieses Phänomen war Magie.

Als Rin sich aus seinen Gedanken rief sah er wie Ivennah, durch ihr Alter leicht gebeugt und doch mit einer gewissen Anmut zur Tür ihrer Hütte lief und sie betrat, ihr nach lief der nicht weniger alt wirkende Remus und sein Schweif wedelte kaum merklich hin und her. Rin machte ein etwas betrübtes Gesicht, was seinem Freund nicht entging. „Was ist los?“ „Hast du dir Remus in den letzten Tagen mal angeschaut?“ Tammy verstand. Verlegen suchte er nach Worten. „Nun...“ begann er unsicher. „Auch in Mauun bleibt die Zeit für niemanden stehen, auch nicht für Remus. Für einen Hund hat er ein ziemlich hohes Alter erreicht und ein, wie ich finde, annehmbares Leben geführt. Die Götter holen ihn nicht eher als es nötig ist und wenn der Tag kommt wird es ihm gut gehen damit.“ Erstaunt schaute Rin den kleinen Jungen neben sich an. Dann lachte er und legte seine rechte auf Tammys Kopf. „Ich sag's ja immer wieder! Bei den Göttern, du bist viel zu weise für dein Alter.“ Tammys Wangen röteten sich leicht. „Naja, stimmt doch, oder?“ „Natürlich Tammy, du hast vollkommen Recht.“ Rin stand auf und hob zum Abschied die Hand, so als wolle er winken. „Hab Dank mein Freund.“ Er begab sich in Richtung Wald. „Wir sehen uns zur Abendzeit.“

Tammy fragte nicht wohin er ging, er wusste dass es keinen Zweck hatte und sich nicht gehörte. Er ging zu einem Ort, der ihm vorbestimmt war, und solange er Tammy nicht dorthin einlud ging es ihn auch nichts an.

Mauuna gehörte zu den wenigen Dörfern im Land in welchen man sich auf einen Glauben geeinigt hatte. Dem Glauben der hier lebenden Menschen nach hatte jedes Wesen einen winzigen Flecken auf der Welt der ihm in gewisser Weise zustand, der für es eine besondere Bedeutung im Leben haben würde. Jeder im Dorf ehrte die so genannten Pinanga. Sie waren auf unmissverständliche Weise gekennzeichnet und niemand wagte es unbefugt das Pinanga eines anderen zu betreten oder es in irgendeiner Art zu entweihen, das galt als der Gipfel der Respektlosigkeit und konnte mit allerlei Strafen geahndet werden.

Vor nunmehr sechzehn Jahren hatte Ivennah den Rin zugeteilten Flecken Erde ausfindig gemacht, was ungewöhnlich schnell gegangen war. Er hatte Glück dass sein Pinanga nicht weit entfernt vom Dorf lag, einige Menschen mussten Jahre lang warten bis sie es erfuhren, einige erfuhren es nie. Beinahe täglich suchte Rin sein kleines Refugium im Wald auf und er fand dass es die Götter nicht besser hätten wählen können.

Es lag mitten im Wald Megerinnya, weit genug vom Dorf entfernt um ungestört zu sein und doch nah genug dass man sich kaum verlaufen konnte. Rin liebte die Luft die ihn in diesem Wald umgab. Sie hatte etwas belebendes, doch wurde hier auch schon oft seine kochende Wut bezwungen. Der Junge kannte den Wald bald besser als sein Elternhaus, er erkannte einzelne Bäume und wusste genau auf welche Erhebungen im Waldboden er besser nicht treten sollte. Unweit eines leisen Baches auf einer Lichtung um welche sich die scheinbar grünsten Wipfel drängten lag ein großer Stein der einem großen Mann bis über die Kniekehlen ragte. Und genau dieser kleine Fels den manche ,das Herz des Waldes, nannten, war Rins kleiner Flecken Erde, den er liebte und beschützte wie ein Freund den anderen.

Behutsam strich Rin über den kühlen Stein bevor er sich mit einem beachtlichen Satz nach oben schwang und platz nahm wie ein König auf seinem Thron, der über sein kleines Reich wachte. Sacht ließ er die Füße baumeln und sah sich um. Ein angenehmer Hauch von Sonnenlicht war alles was mit dem Wind von außen in die grünende Lichtung drang. Rauschendes Grün wie von Smaragden, wie von Jade, wie von jungem Getreide wog sich im Einklang mit dem Wasser des Baches und den Lebewesen ringsumher. Dies war ein Ort des scheinbar unendlichen Friedens an welchem selbst der blutigste Krieg keinen Schaden anrichten konnte, nicht jetzt und nicht in aller Ewigkeit, das war Rins feste Überzeugung.

Er sah wie eine braune Maus erst durch das Unterholz und dann auf die Lichtung huschte. Das kleine Wesen sah sich schnüffelnd um und erhaschte einen Blick auf den Jungen. Plötzlich schien das Tier wie eingefroren. Rin verschränkte sie Beine und bettete seine Ellenbogen auf den Knie. „Keine Sorge, mein Großer. Ich will hier nur ein bisschen singen. Ich hoffe, ich störe dich nicht?“ Die Maus begann wieder zu atmen, regte sich ansonsten jedoch kein Stück. „Fein.“ Er zuckte mit den Schultern. „Da du dich nicht beschwerst...“ Er beendete den Satz nicht sondern atmete ein paar Mal tief ein und aus bevor er sich sammelte.

Still und doch gewaltig hob nun ein Lied an welches den Wald in wundersames Träumen versetzte.

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Zeitenwind Ja, ich fand es auch sehr flüssig geschrieben. Ansonsten muss ich mich der Shirley anschließen.
Bin auf weitere Stories gespannt.

Gruß vom Trollbär
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Skythett Re: Da steckt Charakter und Können drin. -
Zitat: (Original von shirley am 06.08.2013 - 15:16 Uhr) Schön, jemandem wie dich hier zu finden.

Es ist Sommer, sei nicht traurig, wenn wenig gelesen wird. In vier Wochen ist hier sicher mehr los.
Ich muss viel arbeiten, bin aber über dich gestolpert, und was soll ich sagen? - Genial, schön und fliessend.
Man kann gut in die Szene eintauchen, aber noch besser wäre, zu wissen, wann und wo wir uns befinden.
Sehe ich farbige Menschen vor meinem inneren Auge? Oder Weiße?
Der Vorhang meiner Kinoleinwand wollte sich noch nicht recht öffnen.
Dafür fand ich deine Formulierungen gelungen. Die Sätze sind flüssig, nicht verkrampft.
Mach weiter....
LG Shirley

Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und das Lob!
Vielleicht überarbeite ich den Prolog dahingehend nochmal, hoffe es wird dir gefallen!

GLG Skythett
Vor langer Zeit - Antworten
shirley Da steckt Charakter und Können drin. - Schön, jemandem wie dich hier zu finden.

Es ist Sommer, sei nicht traurig, wenn wenig gelesen wird. In vier Wochen ist hier sicher mehr los.
Ich muss viel arbeiten, bin aber über dich gestolpert, und was soll ich sagen? - Genial, schön und fliessend.
Man kann gut in die Szene eintauchen, aber noch besser wäre, zu wissen, wann und wo wir uns befinden.
Sehe ich farbige Menschen vor meinem inneren Auge? Oder Weiße?
Der Vorhang meiner Kinoleinwand wollte sich noch nicht recht öffnen.
Dafür fand ich deine Formulierungen gelungen. Die Sätze sind flüssig, nicht verkrampft.
Mach weiter....
LG Shirley
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