Ich ging die kalten Treppenstufen hinunter in den dunklen Keller. Nur ich – Catherina McLucia. Es war dunkel und roch modrig. Gestern sind wir in dieses Haus eingezogen. Von New York in das ländliche Colorado. Darüber war ich nicht sehr erfreut, aber mein Vater -Thomas- bestand darauf. Er hatte dieses riesige Haus gekauft, mit den steinigen Wänden, den knarzenden Türen und den efeu-bewachsenen Dächern, doch es hatte irgendetwas an sich. Es war ziemlich gruselig, vor allem wenn man wusste, dass der ehemalige Besitzer hier starb. Das Haus liegt im Süden Colorados, mitten in einem Wald. Es gibt eine lange Einfahrt, die einer Baumallee ähnelt und viele Schlaglöcher hat.
Hier draußen war es still. Ich war ganz allein zuhause, da mein Vater schon arbeiten musste. Für mich jedoch geht die Schule erst in drei Tagen los. Meine Mutter? Die gibt es nicht. Sie hat uns nach meinem 2. Lebensjahr verlassen. Nun waren wir hier. 13 Jahre später, und probierten einen Neuanfang.
Ich schritt die Stufen weiter zum Keller hinunter. Ich sah nur ein paar Meter zur Seite und nach vorne, denn der Schein meiner Kerze ging nicht weit. Ich hatte die letzte Stufe erreicht und stand nun in einem kleinen Raum mit keiner weiteren Tür. Hier waren keine Möbel, um ehrlich zu sein, war hier nichts, außer eine kleine Maus die gerade über den Boden huschte. Ich wollte gerade gehen, als ich einen Stein gegenüber von mir sah, der den Anderen nicht gleich war. Langsam ging ich darauf zu. Ich stand noch einen Schritt entfernt und musste grinsen. Ich dachte mir, wie in einem Film, als ich den letzten Schritt machte und mit meiner Hand den Stein berührte. Er war kalt, er fühlte sich genauso wie ein gewöhnlicher Stein an, doch etwas sagte mir, er sei nicht normal. Tastend suchte ich nach irgendwelchen Löchern oder ähnliches, als ich mit meinen Fingern in die Ritze, am Rande des Steins, glitt. Ich versuchte ihn heraus zu ziehen, doch er bewegte sich nur einige Zentimeter nach vorne. Kopfschüttelnd drehte ich mich um, und zuckte zusammen als sich die Wand plötzlich bewegte. Erschrocken drehte ich mich um. Die Wand öffnete sich einen Spalt breit nach vorne, wodurch sie einen Eingang zu einem "geheimen" Raum gab. Ich schlüpfte durch diese hindurch und da stand er. Ein Friese. Seine Art wie er wirkte und seinen Kopf hob, war atemberaubend. Er war ungefähr 1,75 Meter groß und ein Rappe. Ich wusste ziemlich viel über Pferde, da ich oft mit meiner Freundin mitgefahren bin, in den Nebenort von New York, und viele Reitstunden hatte . Der Raum war riesig, nicht vergleichbar mit dem Vorherigen. Es gab einen Paddock, ungefähr 84 Quadratmeter, also für 2 Pferde ausgerichtet. Zudem noch eine Tränke und einen kleinen Heuballen. Nebenan war ein kleiner Longier Zirkel, der hoch umzäunt war. Durch die Öffnung, die nach draußen führte, kam das helle Sonnenlicht hinein und durchflutete den riesigen Raum.  Und dann entdeckte ich eine weitere Tür. Ich überlegte, wofür sie wohl sei, jedoch entschied ich mich, erstmal das Pferd anzuschauen. Vorsichtig, um es nicht zu erschrecken, bewegte ich mich auf ihn zu. Er atmete nervös und ich stand nun direkt vor dem Paddock. Es war ein Hengst. Ein wunderschöner, gut gebauter, muskulöser Hengst. Er stand da im Sonnenlicht mit gespitzten Ohren, aufgeblähten Nüstern und erhobenem Kopf. Nun trabte er auf mich zu und meine Hand berührte ihn fast an seinem Gesicht. Meine Gedanken rasten als plötzlich jemand hinter mir erschien und schrie: „Pass auf!“, der Friese erschrak und riss den Kopf höher und galoppierte durch den Paddock. Auch ich erschrak und fiel nach hinten auf den kalten, dreckigen Boden. Schnell sprang ich auf und drehte mich zu dem Fremden. Es war ein sehr attraktiver Junge, um die 18 Jahre jung. Ich sah ihn verwundert und aufgewühlt an und fragte: „ Was machst du hier und wer bist du?“. Der Junge hatte einen Wassereimer in der Hand und stand in der Wandöffnung. „ Ich bin Benjamin, Sie können mich auch Ben nennen. Ich bin der Stalljunge, und habe mich immer um diesen Kerl hier gekümmert. Du musst aufpassen, er ist sehr gefährlich seit...Ach, egal.“ Immer noch verwirrt starrten wir uns an. „ Hm... Ich heiße Catherina. Du kannst mich auch Cat nennen“ „ Sehr erfreut, ist Ihnen etwas passiert?“. Ich antwortete mit einem knappen "Nein.". Grinsend ging er auf den Paddock zu und schüttete das Wasser in die Tränke. Ihn immer noch anschauend fragte ich: „Wie heißt er denn? Und wieso ist er hier?“. „ Das ist Shadow. Er gehörte dem vorherigen Besitzer.“. „ Wieso wurde er nicht auch versteigert, wie die Möbel?“. Ernst antwortete er : „Weil niemand außer ich und Henry, der ehemalige Besitzer, wussten, dass er hier steht. Einen Tag vor seinem Tod, meinte er, falls er stirbt, solle ich mich um seinen einzigen wertvollen Besitz kümmern. Shadow. Doch ich hatte nie eine Ahnung was er mit diesem verrücktem Gaul wollte.“. „He!“, unterbrach ich ihn, „das ist ein Pferd, und kein Gaul!". Verlegen sah er zum Boden und antwortete: “Entschuldigen Sie. Henry war wie besessen von diesem Pferd, und ließ sich nicht einreden es zu verkaufen“ – „ ja, kann ich vollkommen nachvollziehen und hör‘ auf mich zu siezen, schließlich bin ich auch noch jünger  als du.“. Dann fiel mir auf, dass ich ihn schon wieder unterbrochen hatte. Ich murmelte ein Entschuldigung und er fuhr fort: “Ok… Auf jeden Fall war seine letzte Bitte an mich, ich solle mich weiterhin um Shadow kümmern und er habe mir das Gehalt, von einem Jahr, schon überwiesen“. „Wow“, war das Einzige was ich sagen konnte. Ich schaute das Pferd wieder an. Schließlich fiel mir die Tür wieder ein und fragte, um das Schweigen zu unterbrechen, wofür sie sei. „ Dahinten sind Sattel, Trense und Bürsten. Anscheinend dachte Henry er fände irgendjemanden der Shadow reiten könne. Kannst du reiten?“. Trotzig antwortete ich: “Na klar! Kann ich mir die Sachen mal anschauen?“. Er bejahte und gemeinsam gingen wir durch die Tür. Dauernd ging mir der Name durch den Kopf. Shadow. Shadow. Shadow. Doch als wir in den Raum traten waren alle Gedanken weg und nur noch Sprachlosigkeit vorhanden. Der Sattel, der uns gegenüber hing, war wunderbar, die türkise Satteldecke ebenfalls. Das alles muss mindestens über 2500 Dollar gekostet haben. Daneben hing ein gleichfarbiges Halfter. „Perfekt“, dachte ich und musste grinsen. Das Zaumzeug hatte an dem Stirnriemen schöne glitzernde Steinchen und war durch echtes Lammfell geschützt. Das Putzzeug im Korb nebenan war noch unbenutzt. Natürlich war alles staubig, weswegen ich fragte: „Wurde Shadow überhaupt schon einmal geritten?“. Kopfschüttelnd ging Ben hinaus und ich begutachtete noch die Longe und die anderen Sachen, die in dem kleinen Raum waren. Beim Rausgehen fiel mir das Bild ins Auge. Es hing neben der Tür und darauf waren zwei Friesen, eine Stute und ein Fohlen. „Die Sachen sind im perfekten Zustand. Wieso reitet denn niemand den Friesen?“. Ben antwortete: „Da er verrückt istÂ. Er tritt aus und beißt, selbst mich. Darum füttere und tränke ich ihn von außen.“. Verwundert sah ich Shadow an. Sein Fell war verklebt und seine Haare verfilzt. Er muss unbedingt geputzt werden. „ Und wer sind die zwei Pferde auf dem Bild?“, löcherte ich ihn weiter. “Das sind Shadow und seine Mutter, sie starb vor zwei Jahren, als Shadow sechs war.“. Deshalb ist der Paddock so groß, dachte ich. Ich überlegte eine Zeiit lang, während Ben versuchte Shadow hinaus zu treiben. Ich wurde durch wiehern und klappernden Hufen aus meine Gedanken gerissen und sah wie Shadow nach Ben schnappte und austrat. Ben schrie: „Raus. Los!“. Nun rannte er hinaus und Ben schloss schnell die Tür der Öffnung. „Und so machst du es immer?“, antwortete ich überrascht. Nickend ging er zu einer Wand, nahm eine Mistgabel und eine Schaufel und fing an auszumisten. Wir sprachen noch über dies und das und ich erfuhr, dass er 17 war und auf dieselbe High-School ging, auf die ich auch gehen würde. Dann war Stille. Ben hatte fertig ausgemistet und wir ließen Shadow wieder herein, als ich meinen Vater nach mir schreien hörte: „ Cat? Cat? Wo bist du?“. Ich drehte mich um und ging mit Ben hinauf. Leise bat er mich nichts von dem Pferd zu erzählen. Ich gab keinen Widerspruch und als wir oben angekommen waren schaute mein Vater uns misstrauisch an und meinte dann fröhlich: „ Ach, du hast den Sohn unseres Nachbarn schon kennengelernt? Du wirst ihn nun öfter sehen, er ist unser Gärtner“. Ich schaute Ben an und antwortete: „Ja, ich habe ihn unten gesehen als ich“, ich stockte kurz als mir einfiel, dass ich nichts erzählen sollte, „das Haus erkundet hab‘. Da habe ich eine Spinne gesehen und schrie. Dann kam Ben.“. Grinsend schaute ich Ben an und er lächelte mich an. „Ach so, eine Spinne also“, entgegnete mein Vater lächelnd, „ Ben willst du nicht noch zum Abendessen da bleiben?“. Ben bedankte sich, lehnte es aber ab, da er noch Hausaufgaben zu machen habe. „Aber nochmal danke und ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, Mr. McLucia.“. Schon witzig, dass er meinen Vater siezt. Als er gegangen war kochte mein Vater für mich Spaghetti Bolognese und wir aßen gemeinsam an dem viel zu großen Tisch, der eigentlich für zehn Personen gedacht war. „ Na was hast du alles so erkundet?“ fragte er mit vollem Mund. Ich erzählte alles bis auf das mit Shadow. „Dieses Haus ist viel zu groß für 2 Personen! Es gibt 4 Badezimmer, 4 Schlafzimmer, 2 Stockwerke, einen riesigen Garten, 2 Küchen, eine im Erdgeschoss und eine im 2. Stock. Oben im Dachgeschoss ist ein leerer Speicher. Dann sind da noch 3 Garagen und ein Seehaus. Ach ja, wir haben sogar einen eigenen See.“. Grinsend fragte mein Vater noch: “Hast du dir denn schon dein Zimmer ausgesucht?“. Schnell und begeistert entgegnete ich ihm: „Ja klar. Es ist riesen groß und mit schönen Steinen ausgestattet. Es hat einen begehbaren Kleiderschrank und ein eigenes Bad. Es ist im ersten Stock, gleich wenn man nach der Treppe nach rechts geht.“. Er lächelte mich an und gemeinsam aßen wir zu Ende.
Wir räumten gerade das Geschirr ab als mein Handy klingelte, ein Samsung Galaxy drei. Aufgeregt rief ich: „Ohh mein Gott, das ist Kay“. Kay -Eigentlich heißt sie Kayla- ist meine beste Freundin aus New York mit der ich immer reiten war. „Entschuldige Dad, aber da muss ich ran gehen. Dafür mach ich morgen den Abwasch“. Lächelnd meinte er, es sei schon ok und ich solle gehen und ihr alles erzählen. Also ging ich ran. „Kaaaaaaaay“, rief ich fröhlich und ging in mein Zimmer, währenddessen ich über unzählige Kartons stolperte, die alle noch herumstanden. „Caaaaaaaaaat!“, kam es lachend von der anderen Seite der Leitung, ,, Na, wie ist es so im Bauerndorf?". Ich erzählte ihr alles. „Und dann ist da noch dieser gutaussehende Ben, er ist 17 und das darfst du jetzt keinem erzählen, aber es gibt einen Friesen namens Shadow in unserem Keller“. „Einen was?!“, kam es verblüfft von der anderen Seite. Ich berichtete ihr in Kurzform, wie ich ihn gefunden habe und wie er aussieht. Sie war sprachlos und ich dachte schon sie hätte aufgelegt. „Das ist ja perfekt“, antwortete sie, als sie ihre Sprache wieder gefunden hatte. "Jetzt kannst du immer auf ihm reiten“. „Naja, da gibt es ein Problem“, meinte ich traurig, „er ist ziemlich wild. Er beißt, schlägt aus und so“. Fröhlich kam von Kay: „Dann änderst du das halt“. Wir lachten beide und um mich zu ermuntern erzählte sie dass ihre Mutter erlaubt hatte in den Herbstferien zu mir zu kommen. So gegen 21 Uhr legte ich auf. Seufzend legte ich mich in mein Himmelbett und hörte Musik. Es war Summer Paradise von Simple Plan. Meine Lieblingsband. Nach einer halben Stunde war mein Akku schon leer und ich war zu faul das Ladekabel zu holen, also schlief ich ein und träumte.
Ich ritt dahin. Sein Haar flog im Wind und ich fühlte mich so, als würde ich fliegen. Wir ritten der Sonne entgegen und es war einfach perfekt. Doch dann ging er durch. Shadow warf mich ab und alles wurde schwarz. Die Sonne war untergegangen, ich lag am Boden. Shadow wieherte und stieg. Biltze zuckten über den Himmel und Donner gröllten laut durch die Dunkelheit. Verschreckt sprang ich auf und überall stand Ben und wiederholte : “Ich hatte es dir gesagt!“. Doch ich wollte es nicht war haben und schrie und schrie. Plötzlch stand mein Vater über mir und schüttelte mich. „Wach auf! Wach auf!“. Shadow stieg, und kurz bevor er meinen vater traf, schreckte ich auf und war in meinem Zimmer und mein Vater sah mich entsetzt an. „Warum bist du hier?“, fragte ich schläfrig und er antwortete ebenfalls mit leiser stimme: „Du hast geschrien und nicht mehr aufgehört. Du bist nicht einmal aufgewacht.“. „Entschuldigung, ich hatte nur einen Albtraum, aber passt schon. Geh ruhig wieder schlafen, alles ok". Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und meinte noch, er solle gut schlafen. Er ging und ich saß in meinem Bett. Der mond schien durch das große fenster hindurch und beläuchtete mein Zimmer. Viele Kisten waren schon oben. Ein Bett und zwei Holztüren, sonst nichts. Mit offenen Augen lag ich im Mondschein und konnte nicht mehr schlafen. Hoffnungslos schaute ich immer auf meinen Wecker. Halb vier. Ich dachte immer an Shadow. Schließlich entschloss ich mich aufzustehen und mir eine heiße Schokolade zu machen. Ich ging leise hinunter, beziehungsweise versuchte ich es, doch die treppen knarzten wie verrückt. Unten angekommen machte ich das Licht an und ging auf den Kühlschrank zu. Als ich fertig war, saß ich allein im Esszimmer an dem großen Tisch und starrte die verschiedenen Steine an. Ich sah den erschreckten Ausdruck von Shadow aus meinem Traum, als er stieg. Die Ohren angelegt, die nüstern aufgeblasen und die Augen aufgerissen. Erst jetzt fiel mir auf, dass er genau so aussah, als er erschrocken war wegen Ben. Ich stand auf und ging die kalten Treppen in den Keller hinunter. Die Mauer war verschlossen. Ich hatte wieder meine Kerze dabei und suchte den Stein. In diesem Raum war nichts zu hören. Man hörte nur die Mäuse quieken. Da war er, der Stein. Ich zog ihn um die einigen Zentimeter hinaus und wartete. Die tür öffnete sich und Shadow kam angetrabt und schnaubte. „Na, Hübscher. Kannst du auch nicht schlafen hm?“, Shadow senkte wieder den kopf und atmete ruhig. Ich ging ein paar Schritte näher. Er riss den Kopf hoch und schnaubte wild. „Hoo.. alles ist gut.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Doch er trabte schon weg. Ich seufzte und ging wieder in mein Bett. Schließlich schlief ich ein und träumte nichts mehr.