Fantasy & Horror
Ventus - Freiheit, Mut und Fantasie

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"Ventus - Freiheit, Mut und Fantasie"
Veröffentlicht am 21. Juli 2013, 70 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Ventus - Freiheit, Mut und Fantasie

Ventus - Freiheit, Mut und Fantasie

Beschreibung

Eine alte Prophezeiung sagt, dass ein Auserwählter sich erheben wird, um die Welt vor dem drohenden Unheil zu bewahren. So weit, so gut. Was aber, wenn der ersehnte Held kein Krieger, sondern überzeugter Pazifist und seine Mentorin eine in Lakritz vernarrte Windgöttin ist, der alte Schwertmeister sich als wortkarger Griesgram herausstellt und zu guter Letzt auch noch eine blinde Diebin ihren Weg kreuzt? Lysander steht scheinbar zwischen seinen Überzeugungen und dem, was ihm vorherbestimmt wurde... Und schließlich tritt er eine lange Reise an, deren Ausgang nicht mehr in den Händen der Götter liegt, sondern nur in seinen eigenen.

// 4. Sommermond, 14. Tag, 1366 //

„...so, und das war das Ende der Geschichte.“, sagte ich und nahm die kleine Mara von meinem Schoß. „Was, schon?“, maulte sie sogleich enttäuscht und setzte sich wieder zu dem halben Dutzend Kinder, das sich während des Abends um mich versammelt hatte. Auch die anderen begannen, unruhig zu werden. Ich lächelte und deutete mit dem Zeigefinger in den klaren Sternenhimmel hinauf. Die vielen Augenpaare, deren Besitzer allesamt um die vier bis hin zu zwölf Jahren zählten, folgten ihm neugierig. „Seht mal; es ist schon sehr spät. Wieso treffen wir uns nicht morgen früh direkt wieder hier, bei Sonnenaufgang? Ihr bekommt auch eine Geschichte zu hören, die ihr noch nie gehört habt.“ „Wovon handelt sie denn?“, fragte Jenna, die mit ihren acht Sommern das älteste Mädchen der Gruppe war. „Es geht um...“ sagte ich, und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich noch überlegte. „Wir wollen mal eine erwachsene Geschichte hören!“, forderten die Knirpse sogleich, ehe mir etwas einfallen konnte. „Ja, erzähl die Legende, die du den Großen immer erzählst, Ophelia!“ „Und keine Details auslassen!“, brummte Boris, der währenddessen unruhig mit seinem Holzschwert herumwirbelte, als wolle er ebenfalls gleich auf Abenteuerreise gehen. „Du meinst das Blut, die Tränen und den Tod?“, fragte ich und setzte ein gefährliches Lächeln auf, während ich meine Sachen zusammenpackte. Die Kleinsten schienen bereits verunsichert, ob dies wirklich das war, was sie hören wollten. Ein Blick in die Runde verriet mir aber, dass ich noch nicht alle überzeugt hatte. „Diese Geschichte ist sehr lang und komplex. Ich weiß nicht, ob ihr alle schon in der Lage seid, sie zu begreifen.“

 

„Wir können es versuchen.“, kam es direkt sehr selbtsicher wieder von Boris. Um ihn machte ich mir nicht viele Gedanken – aber um die Kleinen. „Fragt nachher eure Eltern, ob es in Ordnung ist, wenn ich das tue. Bevor sie denken, ich versuche euch Angst einzujagen.“ Die kleine Gruppe Halbwüchsiger war darüber wohl geteilter Meinung. Einige grummelte, andere kicherten, aber alle gingen sie langsam in Richtung ihrer Heimathäuser. Ich wartete noch einen Augenblick, bis sie alle sicher hinter den Türen verschwunden oder in der Obhut ihrer Eltern waren, die mir freundlich zunickten, als sie ihre Sprösslinge abholten. Nur die kleine Mara blieb bei mir und griff nach meiner Hand. „Was ist mit dir? Möchtest du nicht nachhause?“, fragte ich sie und nahm sie auf den Arm, wo ihre zierlichen Fingerchen sofort begannen, mit meinen kupferfarbenen Locken zu spielen. „Mama hat gesagt, du darfst heute bei uns schlafen, wenn du das magst. Sie hat gesehen, dass du immer viel Geld an die Herbergsleute bezahlst.“ Ein wenig erschrak es mich, das sogar eine Fünfjährige bemerkte, dass meine Existenz sich am Rande der Armut bewegte. Ab und zu bekam ich von manchen Zuhörern eine der bunten Münze zugesteckt. Aber es stimmte, alles in Allem hatte ich vielleicht noch zwanzig Anil in meinem Geldbeutel, mehr nicht. Für ein Butterbrot würde es also noch reichen. Das Angebot war ja verlockend, aber... Ich dürfte nicht. Zu groß war meine Angst, dass ich ihnen wehtun könnte. Es gelang mir nicht vollständig, meinen schwermütigen Gesichtsausdruck vollständig mit einem Grinsen zu übertünchen.

 

„Ich würde wirklich gern bei euch übernachten, Mara. Aber...“ „Aber?“, fragte mich die Stimme einer älteren Frau. Überrascht drehte ich mich um. „Mama!“, rief Mara erfreut und strampelte sich von mir los, um ihrer Mutter in die Arme zu fallen. Sie sah mich freundlich an, während sie ihrer Tochter über das sorgfältig glattgebürstete Haar strich. „Was könnte eine junge Frau wie dich dazu bewegen, eine Einladung auszuschlagen, Ophelia? Seit zwei Wochen bist du nun in dieser Stadt und jeden Tag bekommen die Kinder andere Geschichten von dir zu hören. Und es wäre gelogen, wenn ich nicht sagen würde, dass du uns Erwachsenen in dieser Zeit schon ein paar Minuten freier Zeit geschenkt hast. Wie alt warst du noch gleich?“ „Siebzehn. Nächsten Monat bin ich kein Kind mehr.“, murmelte ich etwas zurückhaltend, als ich merkte, wie ihr Blick über meine ziemlich zerlumpte Kleidung streifte, die zweifelsohne einmal sehr teuer gewesen sein musste. „Ich würde wirklich gerne bei Ihnen übernachten, aber es geht nicht.“ „Und warum nicht?“ „Darüber kann ich nicht sprechen.“ „So, so. Ein Geheimnis also, ja?“, fragte sie und lächelte erneut fürsorglich. „In diesem Falle akzeptiere ich kein Nein.“ Und damit schob sie mich ohne ein weiteres Wort zu ihrem Haus.

 

Das Gebäude war allein durch seine Pracht schon sehr einschüchternd. Maras Mutter führte mich an der Laternen beschienenen Steinfassade durch eine hölzerne Tür in ein gemütliches Heim. Die Wände waren mit schweren Wandtteppichen behangen, die Decke mit dunklem Holz verkleidet. Anscheinend war die Familie nicht gerade arm. Nicht reich, aber über der Mittelschicht... Die Einrichtung erinnerte mich an mein Zuhause, und ich zwang meine Augen dazu, auf einem Punkt zu verweilen. Meiner Gastgeberin fiel es wahrscheinlich auf, wie unwohl ich mich fühlte. „Du kannst deinen Umhang ausziehen und dich an dich Tisch dort drüben setzen. Es gibt gleich Essen.“

 

„Vielen Dank.“, erwiderte ich zögerlich. Plötzlich sah Mara zur Tür und lief freudestrahlend darauf zu. „Papa kommt!“ Und tatsächlich hörte man kurz darauf einen Schlüssel im Schloss knacken, ehe ein älterer Herr den Raum betrat. Er wirkte sehr müde, als er mit einem erschöpftem Gesichtsausdruck seine Schuhe auf das Regal fallen ließ und an uns vorbei zur Küche schritt. „Hallo Schatz,“, sagte Maras Mutter und musterte ihn besorgt. „Hattest du einen schweren Tag?“ „Ach, heute haben sie schon wieder drei angefallene Rinder gefunden, draußen, vor den Toren. Aber die Spuren sind zu groß für einen Wolf, gleichzeitig jedoch auch zu unordentlich für einen Wilderer. Wir tippen auf einen Bär.“ „Ein Bär? Seit wann trauen sich denn die Bären in unser Gebiet?“ Er nahm seine kleine Tochter auf den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß es nicht... Aber ich bin froh, endlich zuhause zu sein.“ Dann fiel sein Blick auf mich. „Oh, wir haben Besuch?“ „Ja, das hier ist die Geschichtenerzählerin, bei der Mara ihre Zeit verbringt.“ „Ophelia, richtig?“, fragte er und lächelte mich ebenso warm an, wie seine Frau es kurz zuvor getan hatte. Ich nickte. „Richtig, mein Herr. Oder die Eule, wie man mich in manchen Städten nennt.“

 

Wir traten in das durch Kerzen beleuchtete Wohnzimmer ein. Maras Mutter schaltete das elektrische Licht an. „Die Eule? Weshalb hat man dir denn diesen Titel verliehen?“, grinste er. „Weil ich soviele Geschichten kenne – und durch das Land fliege.“, antwortete ich, war aber keineswegs glücklich dabei. Das Vagabundenleben führte ich jetzt seit fünf Jahren. Ohne festes Heim. Ohne Heimat. Stille kehrte ein. Das Klimpern des Geschirrs war das einzige, das die Ruhe durchnschnitt. Ich schloss meine Augen und sprach flüsternd ein kurzes Gebet, dann fing auch ich an, zu essen.

 

Gegen Abend brachten sie mich in ein spärlich, aber bequem ausgestattetes Gästezimmer, und nachdem ich allein gelassen worden war und mich meiner Kleidung größtenteils entledigt hatte, ließ ich mich müde in das weiche Bett fallen, indem ich am liebsten sofort eingeschlafen wäre. Genussvoll ließ ich meine Arme durch das Meer von Kissen gleiten und fühlte mich wie ein Vogel, der soeben sein Nest nach einem langem Flug erreicht hatte. Lächelnd schloss ich die Augen und schlief ein.

 

Die Sonne lugte bereits über die geziegelten Dächer, als ich mit Mara an der Hand zurück zu der Stelle ging, an der wir uns mit den anderen Kindern treffen wollten. Es war ein strahlender Morgen, und auf dem Weg zum Markt begegneten uns viele Menschen, die hofften, in der Frühe ein paar Schnäppchen machen zu können. Wie erwartet hockte die ganze Meute bereits gelangweilt dort, als wir eintrafen. Der Ort, an dem ich meine Geschichten zu erzählen pflegte, war nichts weiter als der schattige Fleck unter einem Dach der vielen Marktstände, an dem ich eine Decke ausgebreitet hatte, damit die Kinder sich darauf setzen konnten. Jenna und ihre gleichaltrige Freundin spielten mit filigran gearbeiteten Puppen, und die Jungs stritten darum, welche Glasmurmel besser war als die jetzige, bevor sie anfingen, sie untereinander zu tauschen. Allerdings waren es mehr Kindern als gestern, die Kunde von einer Erwachsenengeschichte musste sich herumgesprochen haben. „Seid ihr bereit?“, fragte ich in die Runde, und ein erwartungsvolles Jubeln erhob sich, als ich mich ihre Mitte setzte. Meine Hände griffen im Rucksack nach einem altem, ramponiert wirkenden Buch mit einem schwerem Ledereinband. „Nun, dann lauscht aufmerksam meinen Worten...“

I. Die Legende nimmt ihren Anfang

Lysander! Steh' endlich auf, du Faulpelz.“, rief Kae, und sah strahlend zu dem Fenster hinauf, an dem das verschlafene Gesicht ihres Freundes erschien. „Der alte Fogus schickt mich und lässt fragen, ob du ihn wieder einmal vergessen hast.“ „Oh nein...!“, hörte sie ihren Freund rufen, der keine zwanzig Sekunden später die Treppe seines Hauses hinuntergestolpert kam. Sein Vater war schon lange auf den Beinen und schlug auf ein langes Stück glühendes Metall ein. „Guten Morgen!“, rief er den beiden zu. Kae winkte ihm freundlich zu. „Wieso hast du mich nicht geweckt?“, rief Lysander, während er sich die Sandalen überstreifte. „Du musst dir einen ordentlichen Schlafrythmus angewöhnen, ich würde auch verschlafen, wenn ich die ganze Nacht lang malen würde!“, schmunzelte sein Vater, „Lass dir von dem alten Fogus nicht die Laune verderben.“ „Ist gut...“, antwortete Lysander, schon halb auf dem Weg zur Weide. Kae hatte viel Mühe, mit ihm mitzuhalten, als sie neben ihm herlief. „Lust auf ein Rennen?“, fragte Lysander sie und grinste frech. „Du wirst verlieren!“, prophezeite ihm Kae, stellte ihm ein Bein und brachte ihm zum Stolpern. „Frauen und Kinder zuerst!“, schrie sie lachend und nutzte den Vorsprung, um Lysander zu entwischen. Viel los war um diese Uhrzeit noch nicht.

Es gelang ihm erst an den Grenzen der Weide, sie wieder einzuholen. Eine Handfläche an eine alte Eiche gelehnt, wartete Kae mühselig schnaufend auf seine Ankunft. Ihr auberginfarbenes Haar hatte sich in viele einzelne Strähnen geteilt, klebte aneinander und ermöglichte einen freien Blick auf ihre dunkelbraunen Augen. „Erster.“, stellte sie triumphierend fest und boxte Lysander gegen die Schulter. „Schummlerin...“, neckte sie Lysander und stupste zurück. Sein Blick fiel auf die kleine Gestalt, die in der Ferne auf dem Rasen ruhte. „Mist, das gibt Ärger...“, sagte er und hoffte, der Schafhirte würde nicht allzu streng mit ihm sein. „Lysander?“, hörte er Kae neben sich leise flüstern. Er drehte sich um. „Ja?“ „Darf – darf ich dich etwas fragen?“, sagte das Mädchen und wich seinem Blick aus. Ihre Augen ruhten ebenfalls auf einem weit entfernten Punkt. So melancholisch hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen. „Natürlich, Kae. Du bist und warst schon immer meine beste Freundin. Wenn mich jemand etwas fragen darf, dann bist du das.“ „Wenn du eines Tages fortgehen solltest – dann versprich mir bitte, mich nicht zu vergessen, in Ordnung?“, sagte sie und sah ihm nun direkt in die saphirblauen Augen. „Ich möchte nur nicht, dass dir etwas passiert. Pass einfach gut auf dich auf.“ Lysander brauchte einige Momente, ehe er begriff, wie ernst Kae gerade geworden war. Er grinste. „Natürlich, Kae. Ich könnte dich niemals vergessen. Aber wie kommst du darauf, dass ich hier fortgehen könnte?“ Kae erwiderte sein Lächeln. „Nenn' es weibliche Intuition, es war einfach nur so ein Gefühl. Aber nun mach dich auf, sonst versohlt Fogus dir noch in deinem Alter den Hintern.“ „Du hast Recht, ich bin viel zu spät dran!“, schien es Lysander auf einmal wieder einzufallen, und mit einem letzten Winken verabschiedete er sich von Kae, bevor er sich aufmachte. Kae sah ihm einige Minuten lächelnd nach. „Ich will nur, dass du einfach wieder unbeschadet zurückkommst...“

 

Der junge Veilchenvogel landete auf seinem bevorzugtem Ast, einem aufblühendem Arm einer Birke, gesäumt mit frischen, jungen Trieben. Er zwitscherte erheitert, denn er hatte eine gute Sicht auf alles. Eine zukünftige Partnerin würde leicht zu erspähen sein... Inmitten des grünen Landes erhob sich ein kleines Gebirge, in einem Tagesmarsch zu erklimmen, so atemberaubend schön, dass man ihm einen heiligen Ursprung nachsagte. Weiße Wolken umrandeten in einem großen Kreis den kreisrunden Gipfel des Friedensberges, auf den in majestätischen Streifen das strahlende Licht der orangeroten Morgensonne fiel. Unterhalb von ihm beschien sie den kleinen Schrein. Alte, fast verwitterte Schriftzeichen, unlesbare Runen waren in den Fels graviert. Die Dorfbewohner hatten ihn mit zahlreichen bunten Blüten geschmückt, die sich nach dem langen, aber mildem Winter nun überall wieder sehen ließen. Der Himmel färbte sich allmählich von einem hellen Rosé in ein strahlendhelles Blau, das einen herrlichen Kontrast dazu bildete. Der Vogel putzte ein paar seiner violett schimmernden Federn, bis sie wieder im Sonnenschein glänzten.

Das Rauschen des Windes glitt durch die Baumwipfel der Trauerweiden ringsumher und fuhr durch das Schilf des kleinen Teiches, der sich vor der Stätte gebildet hatte, als plötzlich die klare Kinderstimme eines jungen Mädchens zu vernehmen war, geisterhaft und verlöschend, mehr ein Flüstern als ein Ruf. Der Vogel neigte suchend den Kopf. Es war niemand dort, der hätte sprechen können. „Freiha...“, wisperte die Stimme langsam, „Freiha, gütige Göttin des Windes, erwache. Ich spüre eine nahende Bedrohung; es wird Zeit, die Prophezeiung zu erfüllen.“

Auf einmal erhob sich ein helles Leuchten inmitten des Schreines, als wäre ein Stern vom Himmel gefallen. Blendend, wenn nicht gar gleißend. Eine junge Frau trat gähnend unter dem rotgeziegelten Dach hervor, während sie verschlafen die Arme in die Höhe streckte. Ihre langen, dunklen Haare glänzten in der Sonne, leicht gewellt fielen sie über ihre Schulten. Dann verlöschte das Licht wieder. „Die Wolken nähern sich. Meine Augen vermögen nicht länger zu erblicken, wie lange es noch dauern wird, bis sie den blauen Himmel überdecken werden. Du weißt, was du zu tun hast.“

Als sie die Augen öffnete, erkannte sie unter sich das weite Land, und ihr Blick reichte nicht aus, um alles zu sehen. In der Ferne erhoben sich ein paar Türme, die sie noch nicht kannte. Was war geschehen, seit sie geschlafen hatte? „Wie werde ich den Kontakt zu Euch halten?“

Noch während sie die Frage aussprach, trat mit sanften Schritten eine weiße Wölfin hinter ihr hervor und setzte sich auf den Weg, wo sie Freiha mit ihren schwarzen Augen anblickte, als wäre sie schon immer dagewesen. Fast wie eine Statue wirkte sie, so leicht flogen ihre Pfoten über den Boden. Langsam wedelte ihr Schweif über den Boden. „Meine Getreue Svea wird dich begleiten. Sofern es nötig ist, werde ich über sie zu dir sprechen. Möge sie dir auf dem Weg eine treue Gefährtin und eine helfende Weise sein.“ Mit den letzten Worten wurde die Stimme langsam leiser, bis sie ganz erlosch. Der Blick der jungen Frau wanderte langsam über ihre Umgebung. „Schön, dich wiederzusehen...“, lächelte sie, während sie ihre neue Begleitung wohlwollend musterte, bevor sich die beiden über die steinernen Treppen auf den Weg nach unten begaben. Eine kleine Ansammlung von Häusern war dort gelegen. Von ihrem jetzigen Standpunkt aus wirkten sie so winzig wie Sandkörner auf einem weißen Blatt Papier.

 

Junge, die Arbeit tut sich nicht von allein! Hör auf, Löcher in die Luft zu starren und hilf mir!“ Lysander sah auf. „Seinen Gedanken nachzuhängen ist nicht immer von Vorteil, weißt du? Besonders, wo in letzter Zeit wieder vermehrt Wölfe gesichtet wurden...“, ächzte Fogus, der alte, etwas gebrechlich wirkende Mann, dessen einzige Berufung es seit seiner Geburt gewesen war, die Schafe auf den Hang zu treiben. Morgens hinauf – abends wieder hinunter. Sein ganzes Leben lang. Und seit seine Gelenke vor einigen Jahren begonnen hatten, bei jedem seiner Schritte ein unheilvolles Knacken ertönen zu lassen, nahm er den Knaben des Waffenschmieds mit. Mittlerweile war es fast soweit, dass er den einen Fuß etwas mehr nachzog als den anderen, wodurch es schien, als würde er leicht hinken.

Sei froh, dass du mich hast, für dein mickriges Taschengeld würde sich bestimmt nicht jeder so verausgaben...“, schnaufte Lysander und scheuchte einige Jungtiere auf den Weg zurück, nachdem sie die am Rand stehenden Grashalme für interessanter befunden hatten als die Wanderung auf die Weide. Sie folgten der natürlichen Allee aus Bäumen und Büschen inmitten zweier kleinerer Erdwälle hindurch, die den Pfad vom Rest der angrenzenden, hügeligen Landschaft trennten, bis sie samt Herde auf der weiten Wiese ankamen, umrahmt von einem langen Holzzaun. Blendende Sonnenstrahlen fielen durch die Blätter der umliegenden Bäume und bildeten ein tanzendes Mosaik aus Schatten und Licht.

Nur langsam stapften Lysanders Sandalen durch das kniehohe Gras, bevor er das Tor schloss und sich inmitten der langen Halme niederließ, direkt unter einem großen Kirschbaum, dessen fallende Blütenblätter einen rosaroten Schnee in die Luft zauberten. „Sei du lieber froh, dass du hier arbeiten darfst, sonst gäbe es keinerlei Arbeit für dich zu verrichten. Der arme Rodion... Er kann einem wirklich leid tun. Hast du kein Erbarmen?“ Ozeanblaue Augen trafen den leicht getrübten Blick des alten Hirten. „Mitleid mit einem Mann, der Instrumente für den Krieg schmiedet und damit den Kampf schürt? Nein – ich bin dankbar, für das, was mein Vater für mich getan hat, aber ich bin noch nicht bereit, in seine Fußstapfen zu treten.“

Er starrte in den Himmel, wo zwei Saphirfalter gerade einen eleganten Walzer tanzten, bevor sie einander aus den Augen verloren. Der eine landete nicht weit von ihm auf der rauen Oberfläche eines Felsens. Der andere flog auf, davon in die weite Ferne, bevor er nicht mehr zu sehen war. Einen Moment lang ertappte er sich bei dem Wunsch, Flügel zu erhalten und ihn begleiten zu können. „Ich würde so gerne wissen, wohin es mich noch führt, wenn ich einen anderen Weg wähle als er.“ „Wohin es dich führt? In die Armut, Junge – von deinen Bildern wirst du nicht leben können, wenn du eines Tages das Erbe der Schmiede antreten sollst. Elendig verhungern wirst du.“

Lysander lächelte, während er Papier und Feder herausholte. „Ach, Onkel Fogus, glaubst du das wirklich?“ „Hör zu, früher war ich genauso abenteuerlustig wie du, ein kindischer, unvorsichtiger Hüpfer auf der Suche nach sich selbst, während er mit seinen Schafen im Schlepptau die Welt erkundete.“ Mehr mit Schmunzeln als gespannt hörte Lysander dem verschwörerischem Flüstern zu. „Aber dann - „

Dann bekamst du einen Pfeil ins Knie?“ „Nein, du dummer Junge – ich habe den Fehler gemacht, niemals hier fortzugehen.“ Fogus' Kopf drehte sich entgegen der Hügelkette, die sich ihnen gegenüber erhob. Seine Augen blickten über den Rand seiner Halbmondbrille durch sie hindurch, und wanderten schließlich zum Gipfel der Freiheitsberges, wo sie hängenblieben. „Dort draußen wartet soviel Neues, so vieles, das das menschliche Auge noch nicht zu erblicken wagte.“

Wieso gehst du nicht, wenn du dich so sehr danach sehnst, dass Dorf zu verlassen? Ich könnte für dich auf die Schafe aufpassen.“, bot Lysander an, während seine Finger versuchten, einen der Bögen von den anderen abzuheben.

Fogus lachte laut auf. „Machst du Scherze? Ich bin zu alt für Unternehmungen dieser Art. Ich schaffe es doch nicht einmal mehr, allein die Hänge des Bergs hinaufzuklettern, wie soll ich mich da durch diese weite Welt schlagen? Nein; diese Geheimnisse sind euch junger Generation vorbehalten. Für mich ist es zu spät. Ich werde meinen Lebensabend hier in Menah verbringen, zufrieden, satt und ausgeruht.“

Lysander schwieg. Es kam ihm unhöflich vor, an einer Stelle wie dieser etwas zu sagen. Zwar kam ihm Fogus noch keineswegs so gebrechlich vor, wie er sich gerade gab, aber sobald der Sturkopf sich einmal zu etwas entschieden hatte, war es sinnlos, ihn zu etwas anderem bewegen zu wollen. Ihm selbst wäre es niemals eingefallen, wegen gesundheitlicher Sorgen auf die Erfüllung seiner Wünsche verzichten zu müssen, aber wahrscheinlich sah man das mit den Jahren anders.

Er vertiefte sich in seine Zeichnung und bemerkte gar nicht, dass der Alte ihn unablässig beobachtete. „Was zeichnest du denn da?“ „Die Gestalt aus meinem Traum. Heute Nacht habe ich von einer jungen Frau geträumt, die von einem großen Raubtier begleitet wurde. Diesen Traum habe ich in letzter Zeit immer öfter.“ Lysander machte eine lange Pause. Vor ihm sah er die fröhlichen Augen, das luftige, hellblaue Kleid, dessen leichte Falten besonders schwierig festzuhalten gewesen waren. In Gedanken versunken starrte er nach vorne. Etwas regte sich zwischen den Büschen. „Glaubst du, dass hat etwas zu bedeuten?“

Fogus grunzte amüsiert und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Mein Lieber, ich denke, das bedeutet, dass du langsam zum Mann wirst. In deinem Alter ist es völlig normal, nachts von Frauen ohne Kleidung -“ „Ein Wolf!“, schrie Lysander auf. Mit einem Satz war er auf den Beinen. Tinte befleckte sein Bild und verschlang es schließlich gänzlich. Doch es war zu spät. Zwar ließ der graue Fleck in der Ferne das blutverschmierte Bündel fallen, doch seine Beute rührte sich nicht mehr. Mit eiligen Schritten liefen die beiden Hirten über das Gras.

Verflucht...!“, sagte Fogus und Lysander schüttelte missmutig den Kopf, während er das tote Tier schulterte, dessen Gliedmaßen schlaff herunterhingen. „Das Dritte in dieser Woche. Die Götter sind mir nicht hold, und das so kurz vor dem heiligen Fest. Freiha sollte sich etwas gütiger zeigen, wo wir schon so in Vorbereitungen zu ihren Ehren verstrickt sind. Da fällt mir ein – solltest du deiner Mutter nicht bei den Vorbereitungen helfen?“

Geschockt blieb Lysander stehen, als hätte ihn soeben der Blitz getroffen. Fogus lächelte, trotz des erlittenen Pechs, das ihn gerade heimgesucht hatte. „Besser, du läufst jetzt. Ich weiß nicht, ob du es verkraften würdest, mitanzusehen, was ich dem nächsten Wolf antue, der sich eines meiner Schafe holt, mein pazifistisches Mauerblümchen.“ Lysander streckte ihm noch auf halbem Wege die Zunge heraus, ehe er sich auf den Weg nachhause machte.

// 4. Sommermond, 15. Tag, 1366 //

Wie um alles in der Welt hast du das gemacht?“, fragte Sharik, ein Junge, von dem ich anhand seiner Hautfarbe vermutete, dass er aus der Wüste stammen musste. Ich schloss das Buch mit einem geheimnisvollem Lächeln und die Illusion verschwand. „Was gemacht?“, fragte ich und tat, als wüsste ich von nichts. Die anderen Kinder saßen alle noch mit offenem Mund da, fingen sich aber langsam wieder. Sharik fing an, mit neugierigen Fingern mein Buch zu untersuchen, aber ich hielt es zu fest. „Dieses Bild – war das Magie? Oh, sag es uns doch!“ „Das müsst ihr euch eingebildet haben...“, waren meine Worte, „Ich kann eben sehr lebendig erzählen.“ „Blödsinn!“, fauchte Boris mich an und fuchtelte mehr oder weniger bedrohlich mit seinem von Ungeziefer zerfressenem Holzschwert vor meiner Nase herum, wobei die Mädchen vor Schreck spitze Schreie ausstießen und schleunigst die Füße einzogen, als er an ihnen vorbeitrampelte. „Ich hab's gesehen! Die anderen auch! Du hast es uns gezeigt, du kannst Illusionsmagie!“ „Kann ich nicht. Die Illusionsmagie ist seit Jahrzehnten zusammen mit allen ihren Gelehrten ausgestorben, das weißt du doch. Wir haben die Technik.“ Meine Stimme war vollkommen überzeugt, als ich mich im Schneidersitz an die kühle Mauer hinter mir lehnte. Polternde Protestrufe erreichten mich. „Los, kitzelt die Wahrheit aus ihr raus!“, rief Boris mit einer schelmischen Miene, hob ehrfürchtig seine Spielzeugwaffe und brachte die Kinder dazu, diesen Ausruf wohl allzu wörtlich zu nehmen. Sofort brach die ganze Bande auf mich los. „Nein, aufhören!“, schrie ich mit Tränen in den Augen.

Die Kinder hielten erst ein, als sie die Silhouette eines gut gebauten Mannes vor uns erblickten, dessen dreckverschmierten Schuhe auf unsere Decke traten. „Was geht denn hier vor sich? Wieso fallt ihr wie ein Rudel ausgehungerter Wölfe über das Kotelett her?“, fragte er und grinste süffisant. „Was fällt dir ein, meine Decke mit deinen Schuhen zu beschmutzen und mich als Fleischstück zu bezeichnen?“, erwiderte ich eingeschnappt. „Niemand hat dich eingeladen!“ „Entschuldige...“, sagte die fremde Gestalt, beugte sich zwischen den Kindern zu mir hinunter und starrte mir frech entgegen. Seine Iris hatte die Farbe von Karamell. „Ich wusste nicht, ob die Meute dich am Leben lassen würde. Nebenbei, was macht ihr hier? Es ist viel zu schön, um hier im Schatten zu faulenzen.“ „Die Kinder hören sich meine Geschichten an. Die sollen sie unter anderem so etwas wie Anstand und Sitten lehren. Soll ich diese Wörter für dich einmal buchstabieren?“, fragte ich den brünetten Bär mit einem zugekniffenem Auge. Ein paar der Kinder lachten. Ein lümmelhafter Ausdruck schlich sich auf das Gesicht des Mannes, dessen Alter wohl nur ein paar Jahre über dem meinen lag. „Aber gern! Ich kann nämlich nicht lesen, da kriege ich so selten ein paar gute Geschichten zu hören!“ Und mit diesem Ausdruck ließ er sich vor mich fallen. Mara neben mir kicherte leise, wohl eher über mein verdutztes Gesicht als über sein Verhalten. „Es ist aber schon spät. Wir wollten gerade aufhören...“, sagte ich, ohne ihn anzusehen. „Wieso spät, Ophelia? Die Turmuhr hat noch nicht einmal Zwölf geschlagen!“, bemerkte Jenna erstaunt. Einige nickten zustimmend. Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu, während ich schmollend das Buch wieder aufschlug. „Also ich würde auch gerne noch der Geschichte lauschen, die so ein Leckerchen zu erzählen hat!“, bemerkte der Kerl, drängte sich nach vorn und wollte in das Buch hineinsehen, was ich mit einem gut gesetztem Schlag desselben auf seinen Kopf quittierte. „Hör auf, sowas vor den Kindern zu sagen!“ Wieder herzhaftes Gelächter. „Also gut, gegen so ein schlagfertiges Fräulein komme ich nicht an!“, sagte der Fremde, während er sich schmerzerfüllt den Hinterkopf rieb, „Ich werde die Klappe halten, wenn du endlich anfängst.“ „In Ordnung.“, sagte ich zufrieden, lächelte und erzählte weiter...

Wie ein Windhauch

Der Mond stand hell am Himmel, und schnell verwehende Wolkenschleier verhüllten ihn nur spärlich in der pechschwarzen Nacht. Ein Schatten bewegte sich durch den kniehohen Schnee, bis er den Eingang einer gut verborgenen Höhle erreichte. Das Heulen des Windes verblasste allmählich, je tiefer er vordrang. Mit widerhallenden Schritten, unendlich laut in der Stille, ging die in einen langen Umhang gehüllte, große Gestalt zielgerichtet den von Säulen umrahmten Gang entlang, bis sie schließlich einer hohen Halle ankam. Kaum beleuchtet, war das flackernde Licht der Fackel, die sie in der Hand hielt, das einzige, was den Raum erhellte. Die Decke war so weit entfernt, dass sie in einem Nichts aus Dunkelheit verschwand. Dieser Ort war die pure Finsternis. "Endlich...", sagte sie mit rasselndem, langen Atem, "Es ist soweit." Sie erhob beide Arme, griff sich an ihre Kapuze und zog sie herunter. Ein von einer langen Narbe geprägtes Gesicht kam hervor, die stechend gelben Augen hinter einer runden Brille verborgen. Vorsichtig trat er näher, an dem steinernen Wasserbecken vorbei, bis dahin, wo sich eine hohe Statue erhob, die eine monströse Figur darstellten. Mit ihren ungewöhnlich dünnen Gliedmaßen und den beiden Hörnern auf dem Kopf stellte sie keinerlei menschliches Wesen dar. Eine Sense thronte zwischen ihren vor dem Körper gefalteten Händen, zahlreiche Ketten fesselten die Waffe, als versuchten sie, diese festzuhalten. Es machte fast den Anschein, sie wolle jeden Moment zum Leben zu erwachen.Solange habe ich gesucht – und nun gefunden, was nötig war, mein Fürst. Nicht mehr lange.“

Er öffnete mit langsamen Bewegungen den Beutel, indem einst heilige Reliquien verstaut waren, ließ sie vorsichtig auf den schwarzen Altar gleiten. Amulette, Kelche, Waffen. Jemand, der sich nicht damit auskannte, würde glauben, unnützes Zeug vor sich zu haben statt der machtvollsten Gegenstände, die der Kontinent Thyne zu bieten hatte. Dann holte er ein altes, halb verblasstes Pergament hervor. Doch die Unruhe ergriff nun doch Besitz von ihm. Leise fing er an, die Worte der verbotenen Sprache zu murmeln, während er ungeduldig ständig zur Seite blickte, wo sich der dunkle Dämonenfürst nun schon so bald erheben sollte. Die ganze Welt würde in Ehrfurcht erzittern, wenn er erst wiederbelebt worden war. Es war nur gut, dass noch niemand etwas davon ahnte...

Hier, inmitten der eisigen Kälte des Nordens, konnte er seinem Vorhaben ungezügelt nachgehen. Freiwillig kam niemand hierher, und wenn sich doch eine dumme, verlorene Seele an diesen Ort verirrte, so war ihr Schicksal durch todbringende Ödnis und kargen Fels gezeichnet. Ja, sein Meister hatte wirklich den besten Platz für sein Heiligtum erkoren, wahrlich ein sehr intelligentes Wesen. Es würde einige Zeit dauern, bis seine Lebensgeister ihr Bewusstsein wiederfinden würden, aber verglichen mit den bisherigen Strapazen seiner Reise war es nur noch ein Katzensprung bis zum Erreichen seines Zieles. Das Ende war erreicht. Seine Worte wurden lauter, bis er seine donnernde, melodische Stimme tausendfach von den glatten Wänden erklang. Er wurde energischer, und mit jeder Silbe sprudelten die immer gleichen Worte über seine Lippen, doch jedesmal lauter. Nicht mehr lange.

Es dauerte tatsächlich nicht allzu lange, und in dem Becken vor ihm fingen die gestohlenen Reliquien an zu glühen. Er erwartete, dass die Metalle darin bald zerfließen und eine magmaartige Masse am Boden bilden würden, doch es blieb dabei. Nur das Wasser um sie herum fing an, wie in einem Kessel aufgekocht zu brodeln, und zuerst erhob sich ein Wasserdampf, dann seichter Nebel, der zunächst über die Oberfläche, dann am Rand des Beckens hinaus bis über den Boden waberte. Ehrfurchtsvoll wich er einige Schritte zurück und starrte begierig darauf, was sich vor ihm ereignete. Er war der Einzige, der bei der Wiedergeburt des größten Dämonen, den die Welt je gekannt hatte, anwesend war.

Inmitten des undurchsichtigen Schleiers konnte er eine Silhouette erkennen, sehr klein. Die Augen des Betrachters dieses unglaublichen Schauspiels verengten sich skeptisch, während er versuchte Näheres zu erkennen. Ein paar Füße manifestierten sich vor ihm, und die Wand aus Dunst begann, zu verschwinden. Und gerade, als der Erwecker begann, daran zu zweifeln, ob hier alles seine Richtigkeit hatte, war es ihm, als bliebe sein Herz stehen. Er wusste nicht, was es war, aber eine kühle Aura schien sich über ihn zu legen, wie ein Winterhauch, dessen Kühle sämtliche Knochen erzittern ließ. Was auch immer hier geschah, es ging von einem mächtigen Ursprung aus. Ein Junge, Ein Kind – war dies alles, wofür er diese Arbeit begonnen und beendet hatte? Ein Bube von niederer Gestalt... Doch als sein Gott die Augen öffnete, erblickte er nichts als Kälte. Gefühllose Regungen, die so gar nicht zum Eindruck eines Kindes passen wollten. Und plötzlich eine Welle, wie ein Stoß unsichtbarer Kraft, die ihn fast zurückgeschleudert und zu Boden geworfen hätte, wenn er sich nicht im letzten Moment hätte dagegen stemmen können. Der Diener schlug einen Ellbogen vor sein Gesicht und spähte über den flatternden Ärmel seines Umhanges hinweg. Dann erstarrte er. Rote Augen. Dieses Kind besaß rote Augen... Das musste er sein, ohne jegliche Emotion musterte er sein Gegenüber, dann seine Finger, die er wie zur Probe anzog und entspannte. Er wagte es kaum, auszuatmen. „Meister Amaroth...“, flüsterte er ehrfurchtsvoll, dann wandte er seinen Blick ab und kniete nieder. „Ordathion...“, erwiderte der Junge, desses aus schwarzen Partikel geformter Umhang sich nun endlich auch vollständig zusammengesetzt hatte und ein einheitliches Gesamtbild ergab. Er kannte seinen Namen. Doch woher? „Meister Amaroth, ich ersuche Euch, auf dass Ihr Euch wieder in voller Stärker eheben werdet.“ „Du hegst großen Hass auf meine Göttergeschwister." Die Stimme seines Herren war nicht dunkel oder rau, nein, allein der Tonfall gelang es, dafür zu sorgen, dass sich Schweißperlen auf Ordathions Stirn bildeten. Es war weder eine Vermutung noch eine erboste Äußerung. Es war eine klare Feststellung.. Der Junge mit dem rabenschwarzen Haar blickte ihn verwundert an. „Doch du solltest wissen, dass ich demselben Geschlecht entspringe wie sie. Wir stammen von derselben Sippe ab.“ „Das weiß ich, Herr.“ Ordathions Augen flackerten über den Steinboden, nicht würdig, seinen Lord zu mustern. Doch dann ergriff Entschlossenheit von ihm Besitz, und er blickte ihm direkt entgegen. „Aber mein Weg führt mich hierher. Es bleibt mir keine andere Möglichkeit, wenn ich das Land von diesen unmenschlichen Kreaturen erlösen will.“ „Und dazu ersuchst du mich? Den Herren über alle Dämonen dieser kümmerlichen Welt?“ Es war ihm fast, als hätte er ein kurzes, spöttisches Lächeln im Mund des Teufels vor ihm gesehen, aber er konnte sich geirrt haben. „Unseresgleichen verschafft den Menschen keine Ruhm, keine Macht und keinen Reichtum, und wenn, dann höchstens, um uns selbst zu amüsieren. Wenn die Vernichtung der unmenschlichen Götter dein Bestreben war, berücksichtige - Dämonen sind keinen Deut verlegener,  Menschen und alle anderen Völker zu ihren Zwecken auszubeuten.“ „Es geht mir nicht darum, eine bessere Welt zu schaffen. Es geht mir nur darum, Rache an den Überirdischen zu üben.“, flüsterte Ordathion.

Der dunkle Fürst schwieg. Dann trat er vor und hielt eine Hand über Ordathions Kopf, als wolle er ihn segnen. Dem Menschen stockte der Atem. Vielleicht war er nun, da er den mächtigsten aller Überirdischen erweckt hatte, unnütz geworden. Vielleicht brauchte man ihn nicht mehr und würde ihn gleich entsorgen. Er schloss die Augen. Wenn dies sein Ende sein sollte, dann sollte es so sein. Er hatte nun getan, was er tun musste. Die Götterwelt, so wie er sie kannte, würde bald nicht mehr existieren... Er lächelte. Doch letzendlich spürte er nur eine kühle, kindliche Hand auf seinem Haupt. „Erhebe dich.“, sagte Amaroth, ohne hinzusehen. „Meine Untertanen stehen aufrecht und knien nicht. Demut kannst du dir in meinem Gefolge nicht leisten.“

 

 

Das hier – ist also aus Menah geworden?“, fragte die junge, dunkelhaarige Frau, als sie mit ihrer Begleiterin das Dorf betrat. Vor ihr erstreckten sich kurze Straßen mit einfach wirkenden Fachwerkhäusern bäuerlichen Standes, und an allen Ecken und Enden bekam man das alltägliche, geschäftige Treiben mit.
Anders als sonst waren nur die vielen Verkaufsstände, die an jeder Ecke zu finden waren und die feinsten Dinge anpriesen, die sonst nicht hier zu finden waren. Leute aus den unterschiedlichsten Gegenden kamen hierher, wie jedes Jahr. Klopfen und Hämmern ertönte, ebenso wie die vielen Rufe der Marktschreier. Kindergelächter.
Und dennoch, obwohl alles auf seine Art gehetzt wirkte, konnte nichts die unverkennbare Ruhe verbergen, die an diesem Ort vorherrschte. Ein dicker Bauer saß, die Hand am Griff eines erfrischenden Kruges Met, im Schatten und sah den Hühnern dabei zu, wie sie sich gackernd auf der Suche nach heruntergefallenen Brotkrumen in der Straße verteilten. Die Krümel stammten von einer Greisin, die gerade ihr Kopfkissen am Fenster ausschlug und dabei wohl die Überreste des Naschwerks verlor, dass sie sich letzten Abend zu Leibe geführt hatte. Der Hut einer vorüberziehenden Dame wurde dabei getroffen, und es gab ein fürchterliches Gezeter, das nun samt des tiefen Lachens des Bauern in die Umgebung einfloss.
Ein wissendes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Es ist genauso, wie ich es in Erinnerung habe...“ Sie atmete einen tiefen Zug der frischen Luft ein, die nach Heu und frischgebackenem Brot roch. Ihre linke Hand fuhr durch ihr Haar und strich ihr einige der wilden Haare aus dem Gesicht. Störrisch und ungezähmt, wie sie selbst. Es tat gut, wieder lebendig zu sein. „Hallöchen, junges Fräulein...!“, sagte eine Stimme neben ihr. Sie sah zu ihrer Seite hinunter und erkannte einen braungebrannten Gnom, unter dessen Knollennase halb verdeckt ein buschiger Schnauzbart hervorlugte.
„Heute ist ein wahrhaft toller Tag. Hättet Ihr Interesse an der Auswahl von Zahids besten Lakritzspezialtiäten, Rezepte gesammelt aus aller Welt?“ Ein prüfender Blick traf die Süßigkeiten, die auf einem kleinen Bauchwagen mit buntbesprenkelter Plane auslagen. Glänzende Ringe, in Krokant getauchte Schnecken und Schnüre, auf die lange Reihen Zuckerperlen aufgereiht waren, gab es dort zu bestaunen. Zahid drehte eine halbe Piourette um sich selbst und zauberte eine einfache Stange hervor, die er wie einen Zauberstab vor sich hielt. Der dicke Bauch samt der merkwürdig grazilen Haltung seiner kurzen Beine wirkte dabei recht komisch. „Wenn Fräulein probieren möchte?“
Geschmeichelt nahm die Angesprochene die Stange entgegen – wusste nun aber nicht recht, was sie damit tun sollte. Sie glänzte finster, und als ihre Haut die klebrige Oberfläche berührte, die vermutlich in der Wärme aufgeweicht war, fühlte sie sich an Baumharz erinnert. Also biss sie einfach ein Stück davon ab und kaute genüsslich darauf herum. Ein lautes Knacken ertönte, als die Stange, hart wie ein stählerner Stab, zwischen ihren Zähnen entzwei barst. „Aber Fräulein – Ihr müsst sie lutschen!“, erwiderte der Verkäufer entsetzt, nachdem er zuerst einige Sekunden schockiert zugesehen hatte.
„Achscho – nun, dasch erklärt, warum meine Schähne scho verklebt schind...“, nuschelte sie zurück und grinste. „Aber davon abgeschehen schmeckt esch schehr gut. Wie heischt es noch einmal?“ „Lakritz, junges Fräulein, Lakritz...“, sagte Zahid und starrte der jungen Gestalt hinterher, die winkend von dannen zog. Angeheitert rief er ihr hinterher. „Wenn ihr zwanzig Anil entbehren könnt, so besucht den Laden des alten Zahid doch noch einmal!“ Seine Augen verengten sich zuerst und wurden zunehmend größer, als er versuchte, auszumachen, was hinter der potenziellen Kundin herschlich. „Ist das – ein Wolf?“
Freiha indes ließ sich den herben, aber dennoch ungewöhnlich süßlichen Geschmack auf der Zunge zergehen, während sie sich alle Zeit der Welt nahm, um durch die kleinen Straßen zu schlendern. Einige Passanten wichen vor dem ungewöhnlichen Haustier der Göttin zurück, ein Dutzend spielender Kinder, die bis gerade einem Ball hinterhergejagt hatten, blieben stehen, um ihr nachzusehen. Es hatte nicht einmal lange gedauert, denn das Dorf war nicht sehr groß. „Svea, hast du den Auserwählten schon gefunden?“, fragte die Schwarzhaarige und hockte sich neben sie. Die Wölfin schüttelte den Kopf, als hätte sie jedes Wort verstanden. „Dann müssen wir weitersuchen. Wenn es sein muss, bis in die Nacht hinein.“, sagte Freiha mit ruhiger Stimme und wandte sich, um zurückzugehen.


„He, komm zurück! Das wirst du mir ersetzen!“, brüllte die wütende Stimme ihm hinterher. Lysander rannte weiter, während er sich noch einmal stolpernd nach hinten umdrehte. „Tut mir leid!“
Gehetzt von der Vorstellung, zum zweiten Mal an diesem Tage zu spät zu kommen, war er geradewegs in die Vasen eines Keramikhändlers gerannt. Nun wurde er nicht nur von zwei Wachen verfolgt, sondern auch von einem wütenden Töpfer, der seine Waren ersetzt haben wollte. Aber wieso stellte man auch seine zerbrechlichen Waren einfach so auf die Straße? Er drehte sich zur Seite, um sich besser zwischen zwei am Bachlauf, der sich durch das Dorf schlängelte, tratschenden Weibern mit Kopftuch hindurchzuquetschen, und landete wenig später im kühlen Nass. „Sofort da raus, du Bengel!“, kreischte eine von ihnen, als Lysander ihre Schürze mit Wasser befleckte. Mit ihnen reihten sich zwei weitere Personen in die Liste seiner Verfolger ein. „Wachen! Unruhestifter!“
Seine Füße schlitterten über den glitschigen Grund, und wie ein Schlittschuhläufer rutschte er die Arme Halt suchend durch die Gegend schwenkend bis zum Ende, wo er rasch heraussprang. Mittlerweile waren ihm zwei Soldaten auf den Fersen, die in ihren silbrig glänzenden Rüstungen hinter ihm hereilten. Er rannte schneller und warf sich geradewegs unter einem vorüberfahrenden Wagen hindurch. Seine Knie rutschten schmerzend über das Pflaster, aber er ignorierte den Schmerz.
Der Kutscher hatte Mühe, zu verhindern, dass das Pferd sich aufbäumte. Krüge mit Gewürzen fielen von der Ladefläche, und mit einem schnellen Satz wich Lysander ihnen aus. Er flüchtete sich in eine abgelegenere Seitengasse. „Stehenbleiben! Halt an, du Rüpel!“
Doch Lysander hatte bereits einen Plan entwickelt, um sie auszutricksen. Einem in der Nähe befindlichen Stoffhändler, der allerlei bunte Tücher anpries, drückte der Junge eine durchsichtige, in einem dezenten Violett getönte Münze in die Hand und schnappte sich einen besonders großen, bunt gemusterten Fetzen. Seine Finger griffen in einen Korb herumstehender Asche.
„Wohin ist er verschwunden?“, fragten die hechelnden Soldaten, als sie schnaufend und keuchend den Platz erreichten, wo der Mann mit Turban und Bart an dem Pferdestall lehnte. „Herr, habt Ihr hier einen Störenfried gesehen? Blond, strubbeliges Haar, etwa so groß?“, fragte der Schmächtigere der beiden und zeigte mit der Hand etwa die Größe eines normalgewachsenen Siebzehnjährigen. „Trägt eine beige Tunika...“ Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf. „Mir es leid tun. Ich eure Sprache nicht ganz verstehe. Du gute Pferd kaufen wollen?“, fragte er mit einer tiefen Stimme und klopfte dem nächstbesten Reittier auf den Hals, worauf es unruhig anfing zu wiehern. „Oh, verzeiht, das wusste ich nicht...“, grummelte der Wachmann und wandte sich gerade zum Gehen. „Du da! Was fällt dir ein, fremdes Eigentum an den Mann zu bringen?“
Die beiden drehten sich um und sahen ihren Gesprächspartner panisch flüchten, während er sich die Asche vom Kinn wischte. Eifrig spurteten sie ihm hinterher, als er in der nächsten Gasse verschwand. Doch da ertönte nur noch ein lautes Krachen. Polternd flog der Staub durch die Gegend, ein Rad rollte aus dem zerstörten Wrack von einem Bauchwagen, in dem unruhig Lysanders zappelnde Beine strampelten. Ein aufheulender Schrei gellte durch das ganze Dorf. „Meine Lakritze!“

Mit einem unsanften Schubser landete Lysander vor dem Haus seines Vaters, das Gesicht schwarz von dem mittlerweile rußverschmiertem falschem Bart. Der Schmied stand direkt neben dem brennenden Feuer, wo ein längliches Stück Metall aufglühte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, zog die Handschuhe aus und mit einem Seufzer landete auch die staubige Schürze dort, wo sie hingehörte. „Was hat er denn diesmal wieder angestellt?“ Lysander senkte schuldbewusst den Kopf. Der Soldat schulterte seine Lanze. „Was er angestellt hat? Den ganzen Marktplatz hat er verwüstet, der Lausbub. Ihr könnt euch nur glücklich schätzen, dass wir ihn davon abgehalten haben, noch mehr Schaden anzurichten.“
Rodions graue Augenn wanderten ruhig über Lysanders reumütige Haltung, während er sich die verschwitzen Finger abwischte. „Ist das so?“ „Es tut mir leid, Vater. Ich werde dir nie wieder soviel Ärger bereiten.“ Nicht das erste Mal bekam er diesen Satz zu hören. Rodion winkte die Soldaten ab. „Ihr könnt gehen. Sagt den Leuten, ich werde sie heute Abend besuchen und für den enstandenen Schaden aufkommen. Und der hier -“ Der Schmutzlappen traf Lysander am Kopf. Er rührte sich nicht. „ - wird später seine Strafe erhalten.“ Die beiden Aufpasser nickten, dann machten sie sich auf den Weg zur nächsten Taverne, wo sie sich wahrscheinlich besaufen würden bis zum Umfallen. Feierabend.
Erneut seufzend bedachte Rodion seinen Sohn mit einem enttäuschtem Blick. „Was soll nur aus dir werden, wenn du so weitermachst, Lysander?“ „Ich war in Eile. Mutter bat mich, ihr bei den Vorbereitungen zu helfen und ich habe...“ „Du hast wieder einmal vergessen, was deine Pflichten sind, weil du mit deinem Kopf in den Wolken gesteckt hast. So war es doch, nicht wahr?“
Lysander nickte. „Nun, deine Mutter ist bereits zum Schrein aufgebrochen, einen Korb voll Meereslilien in der Hand, um den Schrein zu schmücken. Ehe du oben angekommen bist, ist sie schon dreimal wieder hinunter gestiegen.“ Er biss sich auf die Lippen. Er war zu spät. Alles umsonst. Mutter würde nicht gerade erfreut sein. Rodion trat auf das Blasebalg und feuerte den Ofen an. Ein langes, prachtvolles Stahlschwert wurde unter seinen Händen geboren. Die Hitze des glühenden Metalls schien ihm nichts auzumachen. Einige Minuten unangenehmes Schweigen folgten, in denen Lysander es nicht wagte, seinen Vater anzusehen. Er biss sich auf die Lippen, als der Schmied weitersprach.
„Ich will dir doch nichts Böses. Aber manchmal denke ich, du hängst viel zu sehr deinen Träumereien hinterher, als dich darum zu bemühen, deinen Platz in der Welt zu finden. Ich war bereit zu verstehen, dass du meine Nachfolge nicht antreten willst und meine Schmiede wohl ohne nicht in der Familie bleibt, dass du einem anderen Handwerksweg folgen würdest – aber so langsam wird es Zeit für dich, erwachsen zu werden. Du solltest wissen, welche Zukunft du für dich ersehnst und wohin dein Leben dich einmal bringen soll. Oder dir zumindest Gedanken darüber machen. Und nun möchte ich, dass du bis zur Abenddämmerung in deinem Zimmer bleibst und darüber nachdenkst, was ich dir gerade gesagt habe.“

Draußen ging bereits die Sonne unter. Lysander lag auf seinem Bett und starrte mürrisch an die Decke. Was er sich von der Zukunft erhoffte... Wie in Lucias Namen sollte er das wissen? Er war noch nicht soweit. Einmal das Dorf verlassen, die Welt sehen, das war es, was er wollte. Das tun, was er niemals zuvor getan hatte. Aber das konnte er seinen Eltern unmöglich erzählen. Manchmal kam er sich vor, als würde er nicht hierher gehören. Niemand verstand, dass er wirklich lieber träumte als sich Gedanken um die Arbeit oder den Ernst des Lebens zu machen. „Liebling?“, klang die Stimme seiner Mutter durch die geschlossene Zimmertür. Er setzte sich auf, als sie ins Zimmer trat, eine schlanke Frau, deren Haar ebenso ebenholzfarben war wie das ihres Mannes. Sie trug es hoch zu einem langen Pferdeschwanz gebunden, der bei jedem ihrer Schritte leicht schwenkte, als sie sich auf den Rand von Lysanders Bett setzte.
„Ich bin nicht wütend auf dich. Ich war nur ziemlich enttäuscht, dass du mich vergessen zu haben schienst, das ist alles. Hier.“, sagte sie und stellte ein Tablett auf den Tisch, das voll beladen mit Lysanders Abendessen war. „Du solltest etwas essen.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann erhob sie sich wieder und streckte den Kopf ein letztes Mal durch die halb geschlossene Tür. Ihr Blick streifte die mit zahlreichen Tuschebildern verzierten Wände. „Ich werde mit Vater reden. Jetzt mach dir keine Sorgen mehr.“
Er seufzte tief. Hunger hatte er keinen, besonders nicht, nachdem er seinen Eltern wieder einmal einen gigantischen Ärger eingebrockt hatte. Er schritt zum Fenster hinüber und sah hinaus. Vom Dachboden aus gab es eine weitreichende Aussicht. Der Himmel nahm die Farbe von frischem Rübensaft an. Raben krächzten der abendlichen Ruhe entgegen, und die Leute, die heute Morgen noch so geschäftig den Vorbereitungen zu Freihas großem Ehrenfest nachgegangen waren, gönnten sich langsam ihrem wohlverdienten Feierabend, feuerten die Öfen zur Bereitung ihres Abendmahls an. Kleine Rauchschwaden stiegen aus den Schornsteinen eines jeden Hauses.
Er nahm seine verkleckste Zeichnung zur Hand. Nachdem ihm sein Tintenfass darüber ausgelaufen war, konnte man nur noch ein einziges Auge der darauf abgebildeten Frau erkennen. Sein Gesichtsausdruck war betrübt, als er sich erneut die Worte seines Vaters ins Gedächtnis rief. Als Künstler hatte man es schwer. Künstler – das war keine brauchbare Alternative. Ohne darüber nachzudenken warf er das Papier einfach zum Fenster hinaus, und verfolgte mit den Augen, wie es segelnd unter ihm auf der Straße landete, bis sie hinter einer Hauswand aus seinem Blickfeld verschwand.
Zur selben Zeit kam aus eben jener Straße eine weiße Wölfin gelaufen, majestätisch in ihrem Gang. Zuerst dachte er, er hätte einen gewöhnlichen Hund gesehen. Lysander hatte sich schon halb herumgedreht, da wurde ihm bewusst, was er da gerade wahrgenommen hatte, und er musste sich die Augen reiben, um ihnen glauben zu können. Besonders, als auch noch jene Frau aus seinem Traum einfach so die Straße entlangspazierte. Das war sie, kein Zweifel – er erkannte das hellblaue Kleid ganz genau an seiner Asymmetrie. Es war an einer Seite viel länger als auf der anderen. An Armen und der Hüfte waren Lederschienen angebracht, die von dünnen Riemen gehalten wurden und ihre auffallend schöne Figur betonten wie eine Rüstung.
Doch so schnell wie sie gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder. Und er blieb allein zurück. Unfähig, irgendeinen Gedanken in Worte fassen zu können. Das konnte doch nicht sein; seine Zeichnung, zum Leben erweckt? Er starrte gen Abendsonne, die langsam versank und alles in einen goldenen Glanz tauchte. Bis zur Abenddämmerung, hatte Rodion gesagt. Genau genommen war sein Hausarrest aufgehoben. Also warum war er noch hier?

// 4. Sommermond, 15. Tag, 1366 //

...und sowas hören sich deine Kinder an? Ist ja nicht gerade die spannendste Gute-Nacht-Lektüre.“, mäkelte der Fremde, während er die Arme über den Kopf streckte und herzhaft gähnte. „Du kannst an meiner statt weitermachen, wenn du möchtest.“, sagte ich lächelnd und sah ihn an. „Nein, danke – ich habe noch zu tun, meine Liebe. Auch wenn ein Filetstück wie du sicher ein wenig nette Begleitung gebrauchen könnte.“, grinste er. Dann stand er auf. „Es ist gleich acht. Um wieviel Uhr müssen deine Racker denn ins Bett?“ „Jetzt noch lange nicht, wir sind ja nicht mehr klein!“, sagte Mara. „Ach wirklich?“, fragte der große Mann, beugte sich zu ihr hinunter und sah sie vergnügt an. „Wie heißt du denn, Kleine, und wie alt bist du?“ „Ich heiße Mara – und ich bin schon fünf Jahre alt!“ „Whoa, fünf Jahre, Donnerwetter!“ Er beglückte das Mädchen mit einem gespielt erstaunten Pfeifen. „Also, dann habe ich nichts gesagt.“ „Wie heißt du denn?“, fragte sie ihn daraufhin. Der Fremde beäugte mich von oben bis unten kritisch, während er ein raubtierhaftes Grinsen aufsetzte. Ich stand langsam auf und lehnte mich mit einem vorwurfsvollem Blick an die Wand hinter mir. Dieser Mensch war schlimmer als die meisten Rabauken, mit denen ich bisher zutun gehabt hatte! „Ich bin Claw, der talentierteste Krieger im ganzen Land – sag bloß, ihr kennt mich nicht?“ „Nein!“, riefen viele im Chor, und fragten, ob er denn berühmt sei. „Natürlich bin ich das! Sogar sehr! Aber wenn man mich hier nicht kennt, nützt es doch nichts, euch davon zu erzählen. Bis zum nächsten Mal...“, sagte er und verschwand, jedoch nicht, ohne mir vorher noch einmal in den Hintern zu kneifen. „He, was fällt dir ein...!“, sagte ich und holte erneut mit dem Buch aus, aber da war war er schon längst in der Menge verschwunden, die sich langsam über den Markt verteilt auflöste. Die Kinder lachten laut auf. „Was für ein rüpelhaftes Verhalten... Nun, aber er hat Recht. Es ist schon spät.“, sagte ich und fand es traurig, dass ich schon wieder diejenige war, die alles beenden musste.

Als ich Mara gerade zurück nachhause brachte, fiel ihr plötzlich in der Ferne ein flackerndes Licht auf, dass man durch die geöffneten Tore weit außerhalb der Stadtmauern sehen konnte. „Was ist das?“, fragte sie. Es wirkte aus der Ferne, als habe man einen gewaltigen Scheiterhaufen errichtet – aber das war Unsinn. Selbst, wenn mich die Jungen damals in der Schule wegen meiner roten Haare immer 'Hexe' gerufen hatten, waren die Verbrennungen von Magiebegabten schon lange nicht mehr Sitte. Es war nur ein dunkles Kapitel aus den Anfängen der Zauberei... Ein paar Kühe liefen panisch die Straße hinauf, in Richtung Stadt, es gab aber niemanden, der sich um sie kümmerte. Verhallte Rufe schwebten durch die Luft, aber von hier aus verstand man sie nicht. Ich sah ein paar Silhoutten flüchtig vor dem Feuer vorbeihuschen – sie wirkten aufgeregt. „Komm, Mara.“, sagte ich, nahm ihre Hand und zog sie hinter mir her in eine der Seitengassen.

Erst, als ich an ihre Tür klopfte und Maras Mutter mir die Tür öffnete, konnte ich aufatmen. Ich wusste nicht, was es gewesen war, aber etwas hatte mir ein sehr unbehagliches Gefühl in der Magengegend beschert... „Da seid ihr ja. Nun, komm rein, Mara, die Badewanne ruft!“, sagte ihre Mutter und die Fünfjährige schlüpfte freudig an ihr vorbei. „Hat sie Probleme gemacht?“ „Nein, gar keine.“, sagte ich und lächelte. Aer ihr Blick wurde wieder wehmütig. So sahen mich die meisten Leute an – mit einer Mischung aus Mitleid und Verständnis. „Ophelia... Ich habe mit meinem Mann geredet. Du kannst wirklich gerne noch ein paar Tage bei uns bleiben. Das Gästezimmer steht ohnehin leer und wir würden es begrüßen, wenn du...“ „Nein, ich kann nicht.“ Ich zog das Band aus meinem aufwendig am Kopf geflechtetem Haar, und meine spitzen, länglichen Ohren kamen zum Vorschein. Meine Stimme war nicht die einer verschüchterten Halbelfe; obwohl ich eigentlich genau dies war. Meine Miene wirkte zwar niedergeschlagen, aber deswegen nicht weniger entschlossen. „Ich muss weiterziehen, sonst bringe ich euch alle in Gefahr. Das ist es nicht, was ich will.“ Eine leicht bekleidete Mara erschien wieder in der Tür. „Wo gehst du hin?“ „Ophelia muss noch etwas erledigen, mein Schatz.“, sagte Maras Mutter, „Du kommst doch wieder, nicht wahr?“ „Natürlich...“, sagte ich, beugte mich hinunter und legte die Spitze meines Zeigefingers auf Maras Stupsnase. „Und wenn ich damit fertig bin, erzähle ich euch die Geschichte weiter. Versprochen. Jetzt geh wieder rein, sonst erkältest du dich noch.“ Sie nickte mutig und ging wieder hinein, obwohl ich sah, dass sie einige Tränchen verdrückt hatte. „Du bist die, die sie suchen, nicht wahr?“, fragte Maras Mutter mich. Ihr Blick war ernst. „Wieso gehst du nicht zurück?“ „Ich kann nicht. Ich muss diese Sache noch zuende bringen – dieses Vorhaben kann niemand anderem anvertraut werden.“, sagte ich und zog die Kapuze meines Mantels über, als es zu regnen begann. „Dann wünsche ich dir viel Glück. Ich hoffe, du hast Mara nicht angelogen. Falsche Hoffnung ist ein schlechter Lehrmeister.“, sagte sie, lächelte ein letztes Mal und schloss die Tür.

Ich war es gewohnt, allein zu reisen. Ich war es ebenso gewohnt, Abschied von denen zu nehmen, die mi vielleicht ans Herz gewachsen waren. Aber ich wusste auch, dass es wieder Zeit wurde, weiterzuziehen, bevor man die ersten Bänder knüpfte. Meine Kleidung sog sich voll Wasser. Vorsichtig zog ich die schützende Schicht Wolle meines Mantels stärker an mich, doch auch sie war schon so durchtränkt, dass sie keine Wärme mehr bieten konnte. Meine Schuhe platschten durch den knöchelhohen Matsch, als ich die gepflasterte Ebene der Stadt verließ. Der helle Vollmond über mir Ich stütze mich an meinen Stock, der mir von einem netten Ladenmagier an seiner Spitze mit einem Leuchtzauber versehen worden war. Ob es das Geschäft noch gab? Immerhin bevorzugten die Leute heute lieber elektrisches Licht als wahre Magie...

Stille umgab mich. Die Bauern hatten ihren kleinen Aufstand wohl wieder beigelegt, wie es schien. Nur das prasseln der Regentropfen auf den Waldboden umgab mich. Gerade, als man die Umrisse der Gebäude und Dächer Kamikulars in der Ferne nicht mehr sehen konnte, meinte ich Schritte hinter mir zu hören. Der Griff um meinen Stab wurde fester. „Ist da wer?“, fragte ich laut und drehte mich um. Aber dort stand niemand. Seltsam, sonst hatte ich doch keine solchen Halluzinationen... Ich drehte mich um und sah in das grinsende Gesicht eines großen Mannes. Mein lauter Schrei ließ einige Vögel aus den Baumwipfeln auffliegen.

Möge Amaroth dich holen, Claw, du hast mich zu Tode erschreckt!“ „Wieso bist du dann nicht umgefallen?“, fragte Claw und ließ ein eingebildetes Lachen hören. „Warum bist du noch unterwegs um diese Uhrzeit? Die Sonne geht gleich auf!“ „Ich weiß. Sonst wäre ich jetzt nicht hier.“, sagte er leise. Einen Moment sah ich etwas Schwermütiges in seinen Augen glitzern, doch es war genauso schnell verschwunden, wie es gekommen war. „Du bist also auch auf den Weg in diese Richtung? Genug von den Bälgern?“ „Nein, nicht genug. Ich habe noch etwas zu tun.“, sagte ich und wollte an ihm vorbei. „Oh, gut. Dann komme ich mit.“, bestimmte er und drängte sich neben mich. „Du weißt doch gar nicht, wo ich hingehe!“, sagte ich vorwurfsvoll. „Eben – auf so ein hübsches Mädel wie dich muss man doch aufpassen. Sonst dreht dir einer am Ende nur noch mehr Bälger an. Außerdem mag ich wissen, wie die Geschichte weitergeht.“ Er legte die Arme hinter den Kopf und schloss die Augen, als er so gemächlich neben mir herschritt. Es war mir ein Rätsel, wieso mir jemand folgen wollte, den ich erst seit einigen Stunden flüchtig kannte, noch dazu um diese Tageszeit. Aber vielleicht konnte ein wenig Begleitung wirklich nicht schaden. Ich war so oft alleine... „Na gut. Du kannst mich ja noch bis zum nächsten Dorf begleiten. Ich muss in den Süden.“ „In den Süden? Lust auf ein wenig Sonne?“, fragte Claw und grinste wieder sein räuberisches Lächeln. Seine Eckzähne blitzten hervor und verliehen ihm im Schein der Dunkelheit etwas vampirartiges. Jetzt, wo ich ihn mir so ansah, schimmerte seine muskulöse Brust durch seine Gewandung hindurch. Ob er ein geflohener Söldner oder dergleichen war? Waffen konnte ich jedoch keine erkennen. Nicht einmal Gepäck schien er dabei zu haben. Mein Blick legte sich wieder auf den Berg in der Ferne, der zwischen den vielen Blättern sichtbar war. „Nein. Ich muss dort etwas erledigen.“ „Hört sich ja Mysteriös an. Wäre es zuviel verlangt, wenn ich um einige weitere Informationen bitte?“ „Ja.“ „Gut. Du hast deine Geheimnisse, ich habe meine. Gefällt mir.“ Ich blickte ihn verwundert an, sagte aber nichts. „Sag mal...“, fing er dann an. „Wo du schon nicht rasten willst, kannst du doch zumindest weitererzählen, oder? Du hast mich ganz schön neugierig gemacht, weißt du?“ „Wenn das so ist...“, sagte ich. „Dann kommt jetzt ein Teil, der dir vielleicht mehr gefällt.“ „Gibt es genug Blut und Weibsvolk?“ „Teilweise.“ „Na, worauf wartest du noch?“

 

Geheimnisse

Es war stockdunkle Nacht, als der junge Mann sich auf den Weg machte, seinen Auftrag zu erfüllen. Ihm zur Seite standen an diesem Abend zwei weitere Mitglieder seiner Gilde, die skrupellose Rhin, deren Satanismus keine Grenzen kannte, und der grobschlächtige Derek, dessen Denken nur von seinen Fäusten beherrscht wurde. Heute Nacht würden die Drei etwas bewältigen, was seit langem niemand mehr gewagt hatte. Heute Nacht – würde einer der elf Fürsten sterben. „Der dort ist es...“, sagte Nero, als er den Adligen entdeckte, der in einem edlen Mantel durch seinen Garten spazierte. Sicher fühlte er sich wohlbehütet; hätte er gewusst, dasss die Wachen, die den Eingang seines Hauses patrollierten, längst tot waren, wäre ihm wohl anders zumute gewesen. „Der da? Bist du sicher?“, fragte Rhin und pulte sich mit den Fingern zwischen den Zähnen herum, als würde sie das alles nicht sonderlich interessieren. „Schau doch genau hin!“, brummte Derek, „Der Typ ist reicher als 'ne Ratte im Vorratslager. Schnappen wir ihn uns und dann ab.“ „Nein.“ Neros Stimme zerschnitt die Luft. „Wenn wir ihn hier töten, wird er zu schnell gefunden. Folgt mir.“, sagte er, und ging voraus, um einem kleinen Pfad zu folgen. „Wo willst du hin? Fürst Grathil geht doch in die andere Richtung!“, zischte Rhin empört. „Er wird hier entlang gehen.“, wiederholte Nero nur und setzte seinen Weg unbeirrt fort, während er die anderen über die Schulter zu sich herüberwinkte.

Die kleine Gruppe verbarg sich in einem Busch, direkt an den Ufern eines kleinen Teiches, als plötzlich Schritte zu vernehmen waren. „Woher hast du das gewusst?“, fragte das Mädchen mit den strubbligen Haaren ihn und musterte ihn voller Argwohn. „War nur so ein Gefühl...“, antwortete Nero, obwohl dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber er wusste viele Dinge, die anderen verborgen blieben... Sehr viele. „Aha.“ Rhin war ihr Unmut deutlich anzumerken, „Still, er kommt!“ Grathil betrat einen kleinen Steg, kaum breiter als eine gewöhnliche Türschwelle. „Dann wollen wir mal...“, sagte Derek, breit grinsend und zog einen kleinen Dolch hervor. „Nein, es ist noch zu früh...“, sagte Nero und betrachtete sein Opfer genaustens. Sein Blick ruhte auf dem adipösen Körper, dessen Kopf der bewegungslosen Wasseroberfläche zugeneigt war. „Er ist bewaffnet.“ „Woher weißt du das?“, fragte Rhin und betrachtete den jungen Mann prüfend, „Ich sehe keinerlei Waffenscheiden oder Taschen.“ „Die braucht er auch nicht. Ihr solltet ihn nicht unterschätzen.“ „Pah, du und deine Besserwisserei.“, lächelte Derek höhnisch und starrte Nero provozierend in die blutroten Augen. „Ich habe zwar noch nie solch eine Augenfarbe gesehen, aber nur, weil man dich in der Gilde den Dämon nennt, heißt das noch lange nicht, dass du mir das Wasser reichen könntest. So, und jetzt pass auf – ich zeige dir, wie sowas gemacht wird.“ Nero erwiderte nichts. Er war still, als Derek aus dem Gebüsch hervortrat. „Guten Abend...“, sagte er, und vielleicht deutete der angsterfüllte Ausdruck in Grathils Gesicht wirklich auf einen ehrlichen Schreck hin. Doch im selben Moment schwand dieser Eindruck auch wieder.

 

Lord Grathil,“ Das mordlustige Lächeln auf Dereks Gesicht wurde breiter, als er einen breiten Dolch zog und die Scheide achtlos in die Ecke warf. Grathil wich zurück, merkte dann aber, dass ein weiterer Schritt rückwärts ein Schritt ins Nichts bedeuten würde, als er hinter sich nichts als Wasser erblickte. „Sicher wisst Ihr, weshalb ich hier bin.“ „Er hat uns entdeckt.“, flüsterte Nero leise, der die ganze Zeit Grathils Augen beobachtete. „Wie sollte er uns entdeckt haben? Er ist abgelenkt!“, beharrte Rhin, die ebenfalls das Geschehen genau verfolgte. „Bitte, lasst mich am Leben, Herr – ich weiß nicht, wer mir nach dem Leben trachtet, aber – ich schwöre, ich werde alles tun, was ihr wollt!“ Die Stimme des alten, schwerfälligen Mannes war von purer Furcht beseelt. „Nein. Du musst jetzt dran glauben, alter Sack!“, spuckte Derek aus und stieß mit dem Dolch zu – doch der alte Mann griff entgegen aller Erwartung nach seiner Hand, um die Klinge gegen ihren Führer zu richten. Eiskalter Stahl stach durch Derek Bauchdecke. „...wie?“, war das letzte, was er zustande brachte, bevor er die Augen verdrehte und auf dem Boden zusammensank. Blut tränkte das Gras. „Mit Technik.“, antwortete ihm der Alte und starrte voller Abscheu auf den Leichnam zu seinen Füßen. „Das reicht!“ Rhins Lautstärke verriet sie nur allzuschnell, als sie aus zwischen den Ästen hervortrat. Ehe Grathil sich umdrehen konnte, warf sie mit einer geübten Handbewegung ein Dutzend vergifteter Nadeln nach ihm. Doch der Fürst wich ihnen mit einem Schritt zur Seite aus, bevor er nach vorne stürzte und Rhin mit einem kräftigen Stoß zu Boden beförderte. „Idioten!“, zischte Nero unhörbar , als er ebenfalls aus dem Schatten trat. Die Klinge ihres Kameraden wurde schmerzhaft in ihren Oberschenkel gestoßen. „Scheiße, wieso bist du auf uns vorbereitet?“, fragte sie mit schmerzverzogenem Gesicht und starrte ihrem Widersacher in die Augen. „Ich bin nicht umsonst der Fürst Caladras. Man hat mich dazu bestimmt, weil ich der beste bin. Nicht, weil ich auf diesem Posten gut aussehe.“, sagte Grathil. Dann fiel sein Blick auf Nero.

 

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Yunavi

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Yunavi Re: -
Zitat: (Original von Gaenseblume am 24.07.2013 - 17:48 Uhr) Gefällt mir, bin gespannt auf die weitere Geschichte LG Marina Gaenseblume


Freut mich und danke, ich versuche, so schnell wie möglich weiterzuschreiben. ^^

LG
Yunavi
Vor langer Zeit - Antworten
Gaenseblume Gefällt mir, bin gespannt auf die weitere Geschichte LG Marina Gaenseblume
Vor langer Zeit - Antworten
Karimela Re: Re: Und auch ich sitze auf diesem Platz und warte;-) -
Zitat: (Original von Yunavi am 22.07.2013 - 20:50 Uhr)
Zitat: (Original von Karimela am 22.07.2013 - 09:24 Uhr) Ein sehr schöner Anfang einer sicherlich spannenden Geschichte. Du hast einen guten, flüssigen Schreibstil und für meinen Geschmack streust du geschickt ein paar "Häppchen" ein, um den Leser auf den Fortlauf der Geschichte neugierig zu machen. Bei mir hat es jedenfalls gewirkt; ich würde gerne erfahren, was es mit diesem jungen Mädchen auf sich hat und auch die "Erwachsenengeschichte" interessiert mich;-)
Liebe Grüße
Karimela


Ich danke dir! ^^
Du darfst dich gern dazu setzen, ich freue mich! *dir Kekse reicht*
Die anderen Kapitel folgen bald, weil ich sie erst noch überarbeiten wollte. Aber wenn ich es durchalte, wird es eine seeeehr lange Geschichte... :D

LG
Yunavi


Oh, ich mag seeeehr lange Geschichten (schreibe ich selber ja auch;-))
Dann hoffe ich, du lässt nicht zu lange auf die Fortsetzungen warten, sonst verliert man zu schnell den Faden der Geschichte und das fände ich echt schade. Aber fühl dich jetzt bloß nicht unter Druck gesetzt;-))
Bis hoffentlich bald
Liebe Grüße
Karimela
Vor langer Zeit - Antworten
Yunavi Re: Und auch ich sitze auf diesem Platz und warte;-) -
Zitat: (Original von Karimela am 22.07.2013 - 09:24 Uhr) Ein sehr schöner Anfang einer sicherlich spannenden Geschichte. Du hast einen guten, flüssigen Schreibstil und für meinen Geschmack streust du geschickt ein paar "Häppchen" ein, um den Leser auf den Fortlauf der Geschichte neugierig zu machen. Bei mir hat es jedenfalls gewirkt; ich würde gerne erfahren, was es mit diesem jungen Mädchen auf sich hat und auch die "Erwachsenengeschichte" interessiert mich;-)
Liebe Grüße
Karimela


Ich danke dir! ^^
Du darfst dich gern dazu setzen, ich freue mich! *dir Kekse reicht*
Die anderen Kapitel folgen bald, weil ich sie erst noch überarbeiten wollte. Aber wenn ich es durchalte, wird es eine seeeehr lange Geschichte... :D

LG
Yunavi
Vor langer Zeit - Antworten
Karimela Und auch ich sitze auf diesem Platz und warte;-) - Ein sehr schöner Anfang einer sicherlich spannenden Geschichte. Du hast einen guten, flüssigen Schreibstil und für meinen Geschmack streust du geschickt ein paar "Häppchen" ein, um den Leser auf den Fortlauf der Geschichte neugierig zu machen. Bei mir hat es jedenfalls gewirkt; ich würde gerne erfahren, was es mit diesem jungen Mädchen auf sich hat und auch die "Erwachsenengeschichte" interessiert mich;-)
Liebe Grüße
Karimela
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Re: Re: -
Zitat: (Original von Yunavi am 21.07.2013 - 23:33 Uhr)
Zitat: (Original von EagleWriter am 21.07.2013 - 23:21 Uhr) Schon mal ein durchaus gelungener Beginn, noch nicht all zu spannend,
aber was nicht ist kann ja noch werden.


Danke! Ja, bin dran, an der Spannung zu arbeiten, die nächsten Kapitel werden etwas aufregender. ^^



Der Einstieg kann ruhig mal etwas ruhiger sein :-) Nur Spannung, wenns die Story wirklich zulässt.
Vor langer Zeit - Antworten
Yunavi Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 21.07.2013 - 23:21 Uhr) Schon mal ein durchaus gelungener Beginn, noch nicht all zu spannend,
aber was nicht ist kann ja noch werden.


Danke! Ja, bin dran, an der Spannung zu arbeiten, die nächsten Kapitel werden etwas aufregender. ^^
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Schon mal ein durchaus gelungener Beginn, noch nicht all zu spannend,
aber was nicht ist kann ja noch werden.
Vor langer Zeit - Antworten
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