Kurzgeschichte
HUMANKAPITAL

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"HUMANKAPITAL"
Veröffentlicht am 16. Juli 2013, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
HUMANKAPITAL

HUMANKAPITAL

Beschreibung

Ein leiser, sarkastischter Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft.

HUMANKAPITAL




"Das da sieht vielversprechend aus, " Sagt der Dr. Lieblich "Gute Muskulatur, Gelenke. Schreit recht kraftvoll. Was meinen Sie, Schmolzke?"

Schmolzke, das bin ich, der erste Sekretär, gewissenhafter Berater und stets bemühter Hofnarr meinen, und unser aller Chef, Dr. Lieblich bei Laune zu halten.

"Gewiss doch, Herr Dr., Sie haben wie immer einen zweifellos treffenden Blick auf die Vorzüge dieses Materials. Doch darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf das Gesicht lenken? Diese Augen... und die Partie um den Mund herum verraten einen gewissen Mangel an Intelligenz!"

"Sehr gut Schmolzke! Das da kann man ohne Bedenken im internen Transport einsetzen. Schwere Lasten transportieren erfordert nur einen geringen Anteil geistiger Arbeit."

Ich mache eine dementsprechende Notiz in meinen Unterlagen während wir uns der nächsten Wiege zuwenden. Ganz versunken in seine Verantwortungsvolle Tätigkeit mustert der Dr. das Wesen darin mit seinem unbestechlich - forschenden Blick. Dieser Mann ist zweifellos ein Meister im Erkennen verborgener Potenziale.

"Sehen Sie hier Schmolzke, bei diesem hier ist die mangelhafte Ausprägung an Körperspannung doch sehr auffällig, dazu die inwendige Verformung des Stirnbeins, der listige Blick, der gelangweilte Gesamteindruck des Gesichts verraten uns eindeutig ein gewisses Talent an Überredungskunst. - Käme in Frage für einen Posten im Vertrieb."

"Ist notiert, Herr Dr.!"

"Und vergessen Sie diesmal nicht die genaue Dosierung des Wachstumshormons IGF - 1. Beim letzten gab es Unterfunktionen im Bereich Durchsetzungsvermögen. Hat mir einen Verlust von 0,3 Prozent Marktanteil gekostet. Möcht ich nicht noch mal erleben! Verstanden, Schmotzke?"

"Verstanden und doppelt gespeichert Herr Dr."

Oha, das war ein heftiger Schlag ins Gesicht meiner Effektivität. Das darf ich mir nicht ein zweites Mal erlauben. Sonst erschöpft sich meine uneingeschränkte Hingabe und zügelloser Arbeitseifer für die Lieblich - Chemie u. Pharma AG  am Ende der Woche als Pförtner.
Denn Fehler verzeiht der Dr. nicht.
Sicherlich ein überaus vorteilhafter Wesenszug seines Charakters, der es ihm erlaubte zu einem der erfolgreichsten Unternehmer dieser Republik zu werden. Meine Bewunderung für diesen großen Mann erklimmt ungeahnte Höhen.

"Schmotzke, träumen Sie nicht! Kommen Sie her!"

"Jawoll. Sofort Herr Dr."

"Sehen Sie sich das mal an!"

"Jawoll!"

Da in der Wiege liegt etwas Unbeschreibliches. Weder richtig Mensch noch Tier. Eher etwas Fischartiges, von der Farbe her. Mit Stummeln dran. Oben und Unten. Mir bleibt bei dem Anblick die Luft weg.

"Scheußlich, nicht war?"

"Ein wenig, Herr Dr."

"Stellen Sie sich vor, Schmotzke. Früher war das Ausschuss. Hat man einfach kostengünstig entsorgt. Nun, heute mit unserem HK12 - Programm gibt es auch für so etwas noch eine Gewinn bringende Verwendung. Der Professor Schmalbach aus dem Testlabor Neuentwicklungen wird sich freuen über diesen Probanden."

"Sehr wohl. Herr Dr. Ist notiert."

Einfach unglaublich, dieser Dr. Lieblich! Nicht nur das dieser edle Mensch die Pflege und Aufzucht dieser armen, von ihren Müttern verstoßenen Wesen übernimmt. Nein, er findet auch für den Geringsten unter ihnen auch noch eine sinnvolle Tätigkeit in den Lieblich - Werken. Ein echter Philanthrop, dieser Dr. Lieblich.
Denn natürlich übernimmt die Lieblich Chemie u. Pharma AG auch die Kosten für die schulische sowie handwerkliche Ausbildung dieser Säuglinge gemäß ihrer späteren Verwendung. Ein Transporteur wird lernen wie man Sachen transportiert. Per Hand, einem Wagen oder einem der Last angepassten Gerät. Einem späteren Bandarbeiter werden die nötigen Hand und, - Armbewegungen beigebracht. Einem Packer das Verpacken. Und so weiter...
Einfach eine geniale Idee des Herrn Dr. Lieblich dieses HK12 - Programm einzuführen. Denn seitdem ist die Produktion sehr viel effizienter geworden, sind die Kosten gesunken und der Gewinn hat sich mehr als verdoppelt. Und die Aktionäre konnten sich letztes Jahr über eine Rekord - Rendite freuen.

"Schmotzke! Sie träumen schon wieder! Starren Löcher in meine Luft. Das geht so nicht! Morgen früh melden sie sich beim Pförtner Zwecks neuer Arbeitsanleitung. Verstanden?"

"Jawoll! Herr Dr. Ist notiert."

"Sehr schön! Abmarsch jetzt!"

"Sehr wohl!"

Sicher fragen Sie sich schon ob ich ebenfalls ein Absolvent des HK12 - Programms bin?
Sicher. Ich war einer der Ersten. Würde ich sonst die letzte Anordnung des Dr. Lieblich nicht als überaus weitsichtige Entscheidung loben?





Text by: HarryAltona 2012

Cover: Britta Glass/www.pixelio.de

 

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Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.

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tooshytowrite Schauer...
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Re: Re: Mit spitzer Feder geschrieben! -
Zitat: (Original von HarryAltona am 28.07.2013 - 11:29 Uhr)
Zitat: (Original von baesta am 28.07.2013 - 00:31 Uhr) Dieser Lieblich scheint u.a. auch ein Anhänger der Scientology zu sein, denn da ähneln sich die Methoden.

LG Bärbel



Egal ob Scientologen, FDPler, Katholen, Kommunisten und beinharte Kapitalisten. Sie alle haben so ihre Methoden um uns auszupressen.

Tausend Dank, Bärbel.
lgHarryAltona



Da hast Du vollkommen recht.
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Re: Mit spitzer Feder geschrieben! -
Zitat: (Original von baesta am 28.07.2013 - 00:31 Uhr) Dieser Lieblich scheint u.a. auch ein Anhänger der Scientology zu sein, denn da ähneln sich die Methoden.

LG Bärbel



Egal ob Scientologen, FDPler, Katholen, Kommunisten und beinharte Kapitalisten. Sie alle haben so ihre Methoden um uns auszupressen.

Tausend Dank, Bärbel.
lgHarryAltona
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 27.07.2013 - 21:47 Uhr) Humankapitel,was anderes ist der Mensch auch nicht mehr,wenns nach denen Oben geht.
Aber die unten sind schon zu GERNE Kapital, als das sich daran was ändern könnte.



Man beisst eben nicht gern die Hand, die einen füttert. Auch wenn ´s nur Krümel sind. Traurige Einstellung von Sklavenseelen.

Tausend Dank fürs lesen und den Kommi.
lg.HarryAltona
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Mit spitzer Feder geschrieben! - Dieser Lieblich scheint u.a. auch ein Anhänger der Scientology zu sein, denn da ähneln sich die Methoden.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Humankapitel,was anderes ist der Mensch auch nicht mehr,wenns nach denen Oben geht.
Aber die unten sind schon zu GERNE Kapital, als das sich daran was ändern könnte.
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Re: -
Zitat: (Original von Zentaur am 18.07.2013 - 11:42 Uhr) manchmal könnte man glauben, das es dieses Programm schon lange gibt. Hat doch manch Sachbearbeiter in den Ämtern schon diesen Vonmirkriegstdunichts- oder Waswillstdudennhierblick.

lg Helga



Oder die ach so bekannten Dichter und Denker, die wohl allesamt bei der Zeitung mit den vier Volksverwirrenden Buchstaben arbeiten. Die können einfach nicht echt sein. Die werden irgendwo gezüchtet. Genauso wie diese Amateur - Darsteller in diesen furchtbar unsäglichen Doku - Soaps im Keine - Ahnung - TV.

Tausend Dank,, Helga!
lg. HarryAltona
Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur manchmal könnte man glauben, das es dieses Programm schon lange gibt. Hat doch manch Sachbearbeiter in den Ämtern schon diesen Vonmirkriegstdunichts- oder Waswillstdudennhierblick.

lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Re: Wenn man die Lieblichs dieser Welt -
Zitat: (Original von cassandra2010 am 16.07.2013 - 22:11 Uhr) machen ließe, was und wie sie wollen, gäbe es diese Monstrositäten schon... Dr. Frankenstein zur Freude

Gruß
Cassy



Da bin ich mir sicher. Und noch bewahrt uns wohl ein kleiner Rest von "Humanität" vor diesen Auswüchsen. Doch ich bemerke mehr und mehr einen Trend zur "formbaren Selektion" in unserer Gesellschaft. Das fängt ja schon im Kindergarten an, mit Beurteilungen, Einschätzungen...

Tausend Dank, Cassy
lg. HarryAltona
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Re: Die Vorstellung einer solchen Welt ist einfach gruselig -
Zitat: (Original von Karimela am 16.07.2013 - 21:09 Uhr) Möge uns wer auch immer davor bewahren, dass endgültig nur noch Profit und Produktivität zählen und die Welt von solchen "Züchtern" gelenkt wird.
Gut geschrieben - und wie gesagt: echt gruselig.
Liebe Grüße
Karimela



Sicher. Doch wenn alle darauf vertrauen, dass da mal jemand kommt, fürchte ich, ist es zu spät. Da muss man selber "tätig" werden.

Tausend Dank.
lg. HarryAltona
Vor langer Zeit - Antworten
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