Fantasy & Horror
Gefährtin des Lebens

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"Gefährtin des Lebens"
Veröffentlicht am 26. Juni 2013, 240 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Gefährtin des Lebens

Gefährtin des Lebens

Einleitung

Wie konnte das der schüchternen Heather Milton nur passieren? Plötzlich steht dieser Mann vor ihr und beansprucht sie als seine Gefährtin. Drake Lancer ist der Alphawolf von Sykeville und weiß genau was er will. Nach langer Suche findet er in Heather seine Gefährtin. Aber die schüchterne junge Frau weiß nicht, was sie mit dem dominanten und selbstbewussten Wolf anfangen soll. Mit der Zeit entwickelt sie eine innere Stärke, um in der Welt der Werwölfe zu überleben.

Du gehörst zu mir!

„Du gehörst zu mir!“


Ich wusste, dass diese Worte mein Leben verändern würden. Doch wie schwer es werden würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Drake Lancer blickte mich an und machte mich zu der Seinen, ohne dass ich etwas dazu sagen durfte. Als ob ich etwas dagegen gesagt hätte, auch wenn ich gekonnt oder gewollt hätte. Dazu war ich erstens viel zu schüchtern und zweitens wollte ich auch gar nicht widersprechen. Er war mir schon öfter aufgefallen, obwohl er mich niemals bemerkt hatte. Warum auch? Ich war schüchtern und zurückhaltend und

hätte mich niemals getraut einen Mann wie Drake anzusprechen.

Als er jetzt so vor mir stand, erlaubte ich mir ihn richtig anzusehen, obwohl ich dabei leicht errötete. Er hatte braune Haare, die ein wenig durcheinander waren, als wäre er mit der Hand hindurch gefahren, und seine grünen Augen schauten mich an, als würden sie alles über mich wissen. Das machte mir Angst und doch wurden meine Knie weich. Das schwarze Shirt ließ der Fantasie kaum freien Lauf, da man die Muskeln seines Oberkörpers und seines Bauches deutlich sehen konnte. Seine muskulösen Beine steckten in Jeans, die sich eng an seinen Po und sein Geschlecht schmiegten. Es war kein

Geheimnis, dass er gut gebaut und wahnsinnig beliebt bei den Frauen war. Daraus machte auch er kein Geheimnis. Man konnte fast wöchentlich zuschauen, wie er die nächste Frau aussuchte. Aber das hatte nur einen Zweck: Er war auf der Suche nach seiner Gefährtin.

„Hast du mich gehört?“, fragte er nun ein wenig ungeduldiger, wobei mir auffiel, dass ich ihn nur stumm angestarrt hatte. Nun senkte ich ein wenig beschämt den Kopf und ich konnte spüren, wie sich meine Wangen röteten. Natürlich war es mir peinlich, dass er mich dabei erwischt hatte, wie ich ihn angestarrt hatte. Doch schließlich war er es gewöhnt, dass Frauen ihn ansahen, sodass er auch jetzt nur

amüsiert grinste.

Drake war der Anführer der Wölfe, daher sagte niemand etwas über seine vielen Frauen. Schließlich war es die Pflicht eines Alpha sich seine Gefährtin, zu suchen. Viele glaubten, dass es vorherbestimmt war, welche die Frau an seiner Seite wurde. Denn sonst würde es niemals solange dauern bis Drake die geeignete Kandidatin gefunden hatte. Es hatten sich genügend Frauen bei ihm „beworben“ und keine schien davon die Richtige zu sein.

Nun stand Drake vor mir und blickte mich abwartend mit seinen grünen Augen an. Es wunderte mich, als er den kleinen Buchladen betreten hatte, in dem ich arbeitete. Ich hatte ihn vorher noch nie

hier gesehen und als er direkt auf mich zugekommen war, hatte mein Herz heftig geklopft und auch jetzt hörte es nicht auf, wie wild zu schlagen. Drake musste es hören, denn seine Sinne waren besser, als die der Menschen und sogar besser als die, der anderen Wölfe. Sein Rudel bestand aus vielen Männern, die sich genauso wie er bei Vollmond in einen Wolf verwandelten. Daher suchte er weiter nach seiner Gefährtin um diesem Schicksal zu entkommen. Ich kannte nicht alle Einzelheiten, die mit den Wölfen verbunden waren und doch hatte ich das Gefühl, dass ich schon bald alles erfahren würde.

Drake verschränkte die Arme vor der Brust

und blickte mich weiterhin abwartend an. Bis jetzt hatte ich kein Wort herausgebracht und ich war mir nicht sicher, ob sich das in den nächsten Minuten ändern würde. Er hatte mich so unerwartete erwischt, dass ich mich einfach nicht richtig darauf vorbereiten konnte. So musste es immer bei mir sein. Ich hasste Überraschungen, denn wenn etwas unerwartetes auf mich traf, wusste ich nie, wie ich zu reagieren hatte. Das war lästig, aber so war es schon immer bei mir gewesen. Ich musste mich vorbereiten und innerlich wissen, dass ich dafür bereit war. Doch Drake stellte mich nun auf die Probe.

Nach einigen Sekunden bemerkte ich, wie mich jemand von hinten anstieß und sich

räusperte. Ich schüttelte leicht meinen Kopf und wandte meinen Kopf nach hinten. Es war Jill, meine Arbeitskollegin. Gelegentlich gingen wir was zusammen essen und kamen uns so ein wenig näher. Ich hatte nur wenige Freundinnen gehabt, sodass ich Jill erst langsam vertrauen konnte. Doch sie kannte mich einfach zu gut und jetzt wollte sie mir helfen. „Sag was, Heather! So eine Chance bekommst du nicht noch mal.“, schien sie mir mit den Augen zu signalisieren und deutete mit dem Kinn auf Drake. Sie hatte recht. Wenn ich jetzt nicht reagieren würde, würde er wahrscheinlich gehen und mich nie wieder ansprechen. Doch ich kannte ihn viel zu wenig, sodass ich mich täuschen sollte.

Ich hörte ihn genervt seufzen und er kam einen Schritt näher auf mich zu. „Eigentlich ist es mir egal, was du zu sagen hast. Ich habe keine Zeit um mich mit irgendwelchem Kinderkram zu beschäftigen.“ Jetzt blinzelte ich einige Male, ehe ich meinen Kopf hob und ihm direkt in die Augen blickte. Das machte mich schon ein wenig wütend. Kinderkram? Was bildete er sich denn ein? Das er einfach in den Laden kommen kann und über mein Leben bestimmt? Anscheinend dachte er das wirklich. Auch wenn ich erst 22 war, benahm ich mich älter, als die meisten in meinem Alter. Das sagten mir zumindest viele. Sogar mein letzter Freund hatte gesagt, dass ich zu erwachsen für ihn

war, obwohl er vier Jahre älter war als ich. Das war nun einige Jahren her und seitdem hielt ich mich von Männern fern. Ich kam auch ohne sie klar. Drake war da keine Ausnahme, auch wenn er ein ganze besonderes Exemplar ist. Soweit ich wusste, war er auch erst 29. Doch bei Werwölfen war das sicher anders. Oder?

Ich räusperte mich. „Ich versichere dir, dass ich mich noch nie mit irgendwelchem Kinderkram beschäftigt habe.“ Das war normalerweise nicht meine Art, aber ich musste es einfach sagen. Auch er schien verblüfft darüber zu sein, denn alle in der Stadt kannten mich als die Ruhige. Niemals war ich jemandem gegenüber frech geworden. Es gab wohl wirklich für alles

ein erstes Mal. „Und ich verstehe nicht wirklich, was du meinst. Du kannst doch nicht hier rein kommen und... und...“

Ich brachte es einfach nicht über die Lippen. Da war nun wieder die alte Heather.

Drake schien sich wieder gefasst zu haben, denn er löste seine Arme vor der Brust und beugte sich zu mir vor. Ein selbstsicheres Lächeln lag auf seinen Lippen. „Natürlich kann ich das. Du musst doch schon davon gehört haben. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass ich es zu einer Frau sage. Doch ich glaube, dass du die Letzte sein wirst. Ob du nun willst oder nicht.“ Leicht legte er den Kopf auf die Seite und unterbrach den Blickkontakt nicht. Mir

wurde heiß bei seinen Worten, ohne das ich es verhindern konnte. Sein Blick ging mir durch und durch und ich musste mich leicht auf der Theke abstützten. Er wusste, was er für eine Wirkung auf Frauen hatte und das nutze er aus. „Bislang habe ich dir keine Beachtung geschenkt, doch das war ein Fehler. Jetzt kann ich es spüren. Nur du allein kannst meine Gefährtin sein.“ Seine Stimme jagte mir eine Gänsehaut ein und ich schluckte hart. Fasziniert starrte ich auf seinen Mund, obwohl ich es versuchte zu lassen.

Ich konnte nur da stehen und ihm zuhören, während Jill sich um die Kunden kümmerte. Zum Glück war es heute nicht voll im Laden und sie kam gut allein

zurecht. Doch die wenigen, die da waren, sahen ebenfalls neugierig zu uns rüber und versuchte etwas von dem Gespräch mit zu bekommen. In einer Stunde würde jeder in der Stadt wissen, dass Drake bei mir gewesen war. Besonders den Frauen würde das nicht gefallen.

Ich holte tief Luft und zwang mich ihm in die Augen zu blicken. „Mag sein, dass du das glaubst, aber ich bin mir da gar nicht sicher. Schließlich weiß jeder in der Stadt, wie du zu den Frauen stehst. Wahrscheinlich bin ich nur die einzige, die du noch nicht hattest.“ Ich nahm das Buch, dass vor mir auf der Theke lag und ging hinüber zu einem Tisch, um es einzupacken. Drake ließ sich nicht

abschütteln und folgte mir. Die ganze Zeit war ich mir seiner Nähe bewusst und das gefiel mir gar nicht. Ich versuchte mich auf das Einpacken zu konzentrieren, was gar nicht so einfach war, weil er fast direkt hinter mir stand. Ich konnte seinen männlichen Duft einatmen und konnte sogar seine Wärme spüren. Eins wusste ich noch: Werwölfe waren immer ein wenig wärmer, als die normalen Menschen. Diese Wärme zog mich fast magisch an und umhüllte mich. Ich konnte nur mit Mühe widerstehen und den Drang bekämpfen, mich an ihn zu lehnen.

„Ich denke, du musst mir in dieser Sache schon vertrauen. Ich habe mehr Erfahrung damit, als du. Auch wenn du dich jetzt

noch dagegen sträubst, wirst du bald einsehen müssen, dass ich recht habe. Jetzt, wo ich dich gefunden habe, wird die Sehnsucht und das Verlangen zwischen uns nur größer.“, hauchte er leise und sein Atem streifte meinen Nacken. Nur mit Mühe konnte ich ein Seufzen unterdrücken, biss mir auf die Zunge und zwang mich dazu, dass Buch weiter einzupacken. Drake hatte sich zu mir hinunter gebeugt, sodass unsere Körper sich fast berührten. „Schon bald wirst du nicht mehr ohne mich können, genauso wie ich mich nach dir sehne. Du spürst es schon jetzt, nicht wahr?“ Bei seinen Worten beugte er sich noch tiefer hinunter und ich konnte spüren, wie er mit seiner Nase über meinen Hals

strich. Er atmete meinen Duft ein und ich konnte hören, wie er auf seufzte. Ein erleichterter Laut, als wäre er endlich am Ziel. „Wann hast du Feierabend?“ Mittlerweile hatte ich die Augen geschlossen und den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Das Buch war vergessen. Seine Nähe berauschte mich und ich wollte mehr davon.

Als ich seine Frage hörte, wurde mir wieder bewusst, wo wir waren und ich riss erschrocken die Augen auf. Ich drehte mich zu ihm um und schob ihn ein wenig von mir weg. So vieles wollte ich ihm an den Kopf werfen. Ich wollte ihn anschreien und ihm eine Ohrfeige geben. Doch alles was ich heraus brachte war: „Um 7.“ Meine

Stimme klang rau. Fremd für meine Ohren.

Drake grinste mich nur an und nickte leicht. „Ich werde auf dich warten.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Laden. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, als er außer Sicht war. Hatte er das mit seinen Worten gemeint? Spürte ich schon jetzt diese unerklärliche Sehnsucht nach ihm?

Tut mir leid. Ich hab dir nicht zugehört.

Je später es wurde, desto nervöser wurde ich. Was sollte ich nur tun? War es sein ernst gewesen? Würde er wirklich nach der Arbeit auf mich warten? Ich war mir nicht sicher, aber ich traute ihm alles zu. Der Laden leerte sich langsam und sofort kam Jill zu mir. Es wunderte mich nicht, dass sie neugierig war, denn schließlich waren alle Frauen hinter Drake her. Er war der Junggeselle Nummer Eins in der Stadt und obwohl er schon mit vielen Frauen zusammen gewesen war, gab es noch wenige, die nicht zu seinen vielen Geliebten gehörten. Jill war eine davon. Doch das beruhigte mich kein bisschen.

„Jetzt erklär mir das endlich. Was wollte Drake von dir? Eigentlich war es ja unmöglich es nicht zu hören, aber trotzdem verstehe ich es nicht ganz. Er will also mit dir reden, weil er dich für sich beansprucht. Klingt ziemlich mittelalterlich, wenn du mich fragst.“ Jill nahm kein Blatt vor den Mund und sie sagte immer, was sie dachte. So schnell würde ich sie nicht los werden. Auch wenn sie es niemandem erzählen würde, wollte sie alles wissen.

Ich seufzte leise und zuckte mit den Schultern. Dabei ging ich zu einem Regal und sortierte den Stapel Bücher dort ein, den ich auf dem Arm trug. „Ich weiß es doch auch nicht genau. Normalerweise würde er mich nicht mal bemerken. Das er einfach hier rein kommt und so was sagt, war für mich doch auch vollkommen überraschend. Ich war nicht mit ihm zusammen und bin es auch nicht.“ Wir waren allein im Laden, daher konnte ich offen mit ihr reden. Sie wusste nichts über die Werwölfe, die mitten unter uns Menschen lebten.

Einige wussten davon. Einige aber auch nicht.

Das war nicht so einfach zu erklären, aber es schien so, als würden einige Menschen sich davor schützen. Als würden sie an solche Dinge einfach nicht glauben wollen und ignorierten es. Doch die meisten Menschen in dieser Stadt wussten es, weil Drake mindestens mit zwei Drittel der Frauen zusammen gewesen war. Allein deswegen verbreitete es sich schneller. Doch da wir in einem modernen Zeitalter lebten, glaubten die Menschen nicht mehr an die bösen Werwölfe, die sie mit einem Biss verwandeln konnten. So einfach war es nicht. Man musste das Wolf-Gen im Blut haben, damit man zum Rudel gehörte. Mit Sicherheit konnte ich nicht sagen, dass ich nicht dieses Gen hatte, da man es bei den Frauen erst bemerkte, wenn sie ihren Gefährten gefunden hatten. Wenn es bei mir so wäre, hätte ich dann nicht auf Drake heute reagiert? Oder musste etwas anderes passieren, damit es sich aktivierte? Ich wusste es nicht und hatte jetzt auch keine Zeit um darüber nachzudenken, weil Jill mich bereits mit weiteren Fragen löcherte.

„Hallo? Bekomme ich mal eine Antwort?“, fragte sie ein wenig genervt und verdrehte die Augen. Sie hatte mir wohl erneut Fragen gestellt, doch ich hatte ihr einfach nicht zuhören können. Das Ganze war für mich genauso neu und ungewohnt. Normalerweise wurde ich von den Männer gemieden und daher hatte ich nur wenig Erfahrung mit ihnen. Gerade ein Mann wie Drake war mir ein Rätsel. Solche Männer wie er bekamen immer, was sie wollten und im Moment hatte er sich in den Kopf gesetzt, mich zu bekommen. Es war mir einfach ein Rätsel.

„Tut mir leid. Ich hab dir nicht zugehört. Was hast du gesagt?“, fragte ich ein wenig verwirrt und schaute von den Büchern auf.

Jill seufzte leise und schlug sich mit einer Hand auf die Stirn. „Unmöglich. Du bist schon genauso wie die anderen Frauen, die Drake getroffen haben. Kannst du mir mal sagen, was so besonders ist an diesem Typen?“ Es war schon ein wenig seltsam, dass Jill seinem Zauber nicht erlegen war. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie selber verheiratet war und drei Kinder hatte. Sie wusste und ahnte nicht mal etwas von den seltsamen Dingen, die sich hier in der Stadt abspielten. Vielleicht war es auch besser so. Sie hatte ein glückliches Leben und ich beneidete sie oft dafür.

„Er ist eben der ewige Junggesellen-Typ. Die Frauen hier hoffen eben darauf ihn vor den Altar zu zerren. Da du verheiratet bist, musst du dir deswegen keine Gedanken mehr machen.“ Ich drehte mich vom Regal weg und ging wieder zur Kasse. „Ich glaube, es ist seine Ausstrahlung, die Frauen irgendwie anzieht. Er hat eine besondere Art mit ihnen zu reden.“ Verzweifelt hob ich die Arme und schloss die Augen. „Ich weiß es wirklich nicht. Viele Frauen würden sich glücklich schätzen seine Aufmerksamkeit erregt zu haben, aber mir macht es ein wenig Angst. Ich weiß nicht, wie ich mit so was umgehen soll. Männern wie er... Sie interessieren sich normalerweise nicht für eine Frau wie mich.“ Mit Jill konnte ich über alles reden, daher musste ich vor ihr auch nichts geheim halten. Sie wusste, dass ich bis jetzt nur eine ernsthafte Beziehung hatte. Aber dieser Mann war ganz anders gewesen als Drake Lancer. Vermutlich gab es keinen Mann, der so war wie er.

Ich erwachte aus meinen Tagträumen über Drake, als Jill mich immer und immer wieder leicht an der Schulter berührte. Langsam schüttelte ich den Kopf und blickte sie an. Sie nickte zum Fenster und sagte grinsend: „Ich glaube, du solltest deinen Lover nicht warten. Er läuft schon ganz nervös hin und her.“ Tatsächlich konnte ich sehe, wie Drake an dem Schaufenster der Buchhandlung vorbei ging und kurze Zeit später erneut daran vorbei lief. Er schien ungeduldig zu sein. Wie ein Löwe. Oder wie der Wolf, der er war. Er mochte es anscheinend nicht, wenn man ihn warten ließ. Leicht leckte ich mir über die Lippen und schaute unsicher zu Jill. Ich wusste, dass es unfair ihr gegenüber war, wenn ich jetzt schon gehen würde. Doch sie schob mich nur Richtung Tür und gab mir meine Jacke. „Keine Sorge. Den Rest schaffe ich auch allein. Amüsier du dich mal lieber und erzähl mir morgen alles!“, sagte sie grinsend und öffnete die Tür. „Aber...“ Doch ich kam gar nicht weiter, da Drake uns nun bemerkt hatte, stehen blieb und zu uns kam. Seine grünen Augen fixierten mich wachsam, als wartete er nur auf eine Reaktion von mir. Meine Wangen färbten sich rot, sobald ich seinen Blick auf mir spüren konnte. Ich brachte einfach nicht die Kraft auf, um ihn anzusehen. Jill schien da viel unbefangener zu sein, schließlich war sie auch nicht seinem Charme verfallen. „Viel Spaß ihr beiden! Bring sie mir bitte in einem Stück wieder!“, ordnete sie Drake an, der daraufhin nur leicht nickte und wieder sein selbstsicheres Grinsen aufsetzte.

„Jill!“, zischte ich leise, doch sie schob mich nur weiter und achtete gar nicht auf meinen Protest. Nur weil sie schon soviel älter war als ich, brauchte sie sich nicht wie meine Mutter benehmen. Davon hatte ich genug. Gleich darauf hörte ich nur noch wie die Tür sich hinter mir schloss und ich mit Drake allein war. Ganz allein. Nur er und ich. Um Gottes Willen!

„Wie zuvorkommend von deiner Freundin sich Sorgen um dich zu machen. Als ob ich dich nicht heil wieder zurück bringen würde. Bis jetzt hat sich noch keine bei mir beschwert und du wirst sicher nicht die Erste sein.“ Seine Stimme trotzte nur so vor Selbstbewusstsein und das jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Er schien sich seiner so sicher zu sein, dass es mich nur noch unsicherer machte. Langsam zog ich mir meine Jacke über und warf mir vorsichtig das Haar über die Schulter.

„Na ja, sie... sie ist meistens so. Ich bin sicher, dass es nicht böse von ihr gemeint war.“ Oh Gott! Das klang doch wirklich dumm, aber was sollte ich sonst sagen? Er machte mich total nervös. Dagegen konnte ich nichts tun. Dafür wurde ich auch gleich mit einem tiefen, sehr männlichen Lachen gestraft. Mein Herz schlug schneller und ich ermahnte mich dazu ruhiger zu werden. Er würde es merken, wenn er irgendeine Wirkung auf mich haben würde und das war das Letzte, was ich wollte.

„So hatte ich es auch nicht aufgefasst, aber das ist jetzt auch egal.“ Wie um seine Worte zu bekräftigen, nahm er meine Hand und zog mich mit sich. „Deine Freundin ist die Letzte über die ich reden will. Es gibt interessantere Themen über die wir sprechen können.“ Langsam hob ich meinen Kopf und begegnete seinem Blick. Ich sah ihn ein wenig erschrocken an, da sein Blick mir durch und durch ging. Fast so, als könnte er in mich hinein sehen. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass gerade er alles erfuhr. Er würde es gegen mich nutzen, aber ich kannte ihn nicht gut genug um das mit Sicherheit sagen zu können. Ich traute ihm einfach nicht, weil ich viele Dinge über ihn gehört hatte, die ich nicht glauben wollte.

Schnell wandte ich meinen Blick ab und biss mir auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht. Ich habe keine Ahnung über was für Dinge du sonst mit deinen Frauen sprichst.“ Ich kniff die Augen zusammen und wartete darauf, dass er irgendetwas dazu sagte. Doch es blieb aus. Stattdessen zog er mich weiter bis er vor einem Wagen stehen blieb.

„Ich bin sicher, dass du Hunger hast. Schließlich hast du den ganzen Tag gearbeitet, nicht wahr?“ Seine Stimme war samtig und sehr charmant. Es war einfach unmöglich sich dieser Stimme zu entziehen. Drake öffnete die Wagentüre für mich und ich stieg ein. Ich hatte keine Ahnung von Autos, aber ich ahnte, dass es ein sehr teures sein musste. Sekunden später stieg auch er in den Wagen und wir fuhren los. „Wir werden genug Zeit beim Essen haben um über alles zu reden. Sicher hast du einige Fragen.“ Ich konnte nur stumm nicken und blickte aus dem Fenster. Hier im Inneren des Wagens spürte ich seine Gegenwart noch deutlicher. Sie engte mich regelrecht ein und ich wurde, ohne das ich etwas dagegen tun konnte, in seinen Bann gezogen.

Du bist dazu geboren worden die Gefährtin eines Alphas zu werden. Meine Gefährtin zu werden.

Ich war überzeugt davon, dass wir zu dem einzigen Restaurant in der Stadt fahren würden. Da Sykesville eben nur eine kleine Stadt war, gab es auch nur ein wirklich gutes Restaurant, genauso wie es auch nur einen Supermarkt gab. Jetzt konnte man „Silvies Stube“ nicht wirklich als feines Restaurant bezeichnen, aber es war nunmal das Beste weit und breit.

Ich traute mich nicht Drake direkt zu fragen, wo wir hinfuhren, daher schwiegen wir schon einige Minuten. Mein Herz klopfte weiterhin laut und ich konnte es

nicht unterdrücken. Das Blut rauschte ihn meinen Ohren und ich war mir sicher, dass er es hören konnte. Das machte die ganze Sache nur noch peinlicher.

Die ganze Zeit schaute ich aus dem Fenster und erst jetzt viel mir auf, dass draußen keine Lichter zu sehen waren. Leicht riss ich die Augen auf und wandte meinen Kopf in seine Richtung. Er hatte meine Reaktion anscheinend bemerkt, denn sein tiefes Lachen erfüllte den Wagen. „Du hast es also endlich bemerkt?“

Ich schluckte hart und sah erneut nach draußen. „Wo fahren wir hin?“, traute ich mich endlich zu fragen und ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort hören wollte. Es war stockdunkel draußen und

durch die Scheinwerfer des Wagens konnte ich links und rechts nur Bäume ausmachen. Anscheinend fuhren wir durch den Wald, aber weit und breit war kein Licht zu erkennen.

„Ich hatte mir gedacht, dass wir in einem Restaurant sicher nicht in Ruhe über alles reden könnten. Außerdem möchte ich nicht gestört werden. Doch das wäre sicher der Fall, wenn wir an einen öffentlichen Ort gegangen wären. Ich weiß meine Privatsphäre zu schätzen und möchte nicht, dass jeder uns belauschen kann.“ Er machte eine kurze Pause, in der ich die Luft anhielt. Ich wusste, dass mir seine Antwort nicht gefallen würde. „Daher fahren wir zu mir.“

Ich wusste es. Ich hatte gewusst, dass es mir nicht gefallen würde. Seine Worte ließen mich erzittern und ich konnte mich nicht dazu überwinden, ihn anzusehen. Warum fuhren wir gerade zu ihm? Sicher hätte es einen Ort gegeben an dem wir ungestört hätten reden können. Bezweckte er damit noch etwas anderes oder war es schlicht die Wahrheit? Ich kannte ihn viel zu wenig um wirklich sicher sein zu können.

Ich ballte die Hände in meinem Schoß zu Fäusten und biss mir auf die Unterlippe. „Vielleicht hättest du mir das gleich sagen sollen.“, sagte ich ruhig.

„Wärst du dann mitgekommen?“

Mein Schweigen war Antwort genug für

ihn. Erneut wurde das Innere des Wagens von seinem Lachen erfüllt und ich konnte spüren, wie meine Handinnenflächen feucht wurden. Er machte mich nervös.

„Entspann dich. Ich werde schon nicht über dich herfallen. Wir werden nur reden.“, versuchte er mich zu beruhigen und ich spürte seinen Blick auf mir. Da ich spürte wie meine Kehle enger wurde, konnte ich nur nicken und das schien ihm zu reichen.

Wieder wurde es still zwischen uns. Jetzt, da ich wusste, wo wir hinfahren würde, wurde ich noch nervöser. Zu ihm. Ich würde sein Haus sehen. Doch sofort drängte sich mir ein zweiter Gedanke auf: Brachte er alle seine Frauen in sein Haus? Wahrscheinlich, denn er schien auf seine

Privatsphäre zu bestehen. Eine Enttäuschung wallte in mir hoch, die ich nicht kontrollieren konnte. Bis jetzt war mir nicht klar gewesen mit wie vielen Frauen er wirklich zusammen gewesen war. Beinahe war ich ein wenig dankbar, dass wir nicht in der Stadt geblieben waren, denn sonst hätte uns vermutlich eine seiner Geliebten gesehen und das hätte natürlich für Gerede gesorgt. Wahrscheinlich sorgte es schon für Gerede, wenn man uns nur zusammen sah. Diese ganze Situation war einfach unglaublich! Wenn ich an heute Mittag zurück dachte, kam mir alles wie ein Traum vor. Es konnte einfach nicht wahr sein, dass er einfach so in den Laden gekommen war und... ja was eigentlich?

Mich zu der Seinen gemacht hatte? Dafür gesorgt hatte, dass ich an ihn denken musste? Gerade das wollte ich nicht, aber jetzt hatte ich keine Wahl mehr.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als der Wagen hielt und erst jetzt bemerkte ich, dass das Haus beleuchtet war. Zumindest war eine Lampe angegangen, als wir mit dem Auto vor dem Haus hielten. 

Als Drake ausstieg, machte ich es ihm nach und sah mich draußen um. Das Haus war nur von Wald umzingelt, sodass es aussah, als wären wir die einzigen Menschen hier draußen. Da zeigte sich mal wieder, wie sehr er seine Privatsphäre schätzte. Es wäre nicht leicht das Haus zu finden, wenn man sich nicht aus kannte, obwohl es so groß

war. Es war wirklich ein schönes Haus und zum ersten Mal lächelte ich leicht. Ich hatte mir schon immer ein eigenes Haus gewünscht und dieses hier kam meiner Vorstellung sehr nahe.

Drake wartete nicht bis ich mich satt gesehen hatte, sondern führte mich am Ellbogen direkt zur Tür. Wir gingen drei Stufen hinauf, die zur Veranda führte. Auf dieser standen nur zwei Stühlen, was mich ein wenig verwunderte. Es wäre so ein schöner Platz für eine Hollywoodschaukel oder etwas ähnliches. Doch er schien auf Äußerlichkeiten keinen Wert zu legen. Das Haus sah schließlich aus wie eine einfache Blockhütte. Auch wenn es etwas größer war.

Drake öffnete die Tür ohne einen Schlüssel heraus geholt zu haben. Wie es aussah, schloss er nicht mal ab. War wohl hier draußen auch nicht nötig. Er ließ mir den Vortritt und erneut sah ich mich um. Er hatte mich neugierig gemacht und ich fragte mich, wie er wohl wohnte. Der äußere Eindruck schien wirklich zu täuschen. Als ich nun in dem kleinen Flur stand, musste ich eingestehen, dass es ziemlich gemütlich wirkte. Vor mir lag eine Treppe, die nach oben führte und rechts von mir lag das Wohnzimmer. Ich konnte nur kurz hinein sehen, aber ich konnte einen großen Kamin erblicken. Ein Teppich lag davor und ich hatte das Bedürfnis mich davor zu legen. Leicht riss

ich die Augen auf und schüttelte den Kopf. Das war nun mehr als unsinnig und ich betrat die Küche, die links lag. Die überraschte mich am meisten. Sie war groß und sehr modern eingerichtet. In der Mitte des großen Raums stand eine Theke mit vier großen Hockern, wobei der Tisch jetzt gedeckt war. Er wollte also wirklich hier mit mir über alles reden. Die ganze Atmosphäre wirkte zu intim und ich fühlte mich gleich ein wenig unwohl. Drake stand hinter mir und wartete anscheinend auf irgendwas. Langsam drehte ich mich zu ihm und sah ihn an. Den Kopf ein wenig auf die Seite gelegt, blickte er mich ruhig an. Das machte mich nun noch nervöser.

„Ähm... Das ist wirklich ein sehr schönes

Haus. Es wirkt von draußen ganz anders.“, sagte ich leise und wollte gerade meine Jacke auszuziehen. Sofort war er wieder zur Stelle und half mir die Jacke auszuziehen. Das ließ mich leicht erröten. „Danke...“

„Setz dich. Ich kümmere mich um das Essen.“ Schon verließ er die Küche und brachte meine Jacke weg. Ich ging ein wenig näher an den Tisch heran und kletterte auf den Hocker. Erst jetzt bemerkte ich auch das Essen, welches auf dem Herd vor sich hin kochte. Er hatte sich wirklich die Mühe gemacht selber zu kochen. Das hatte ich nicht erwartet. Er kam mir nicht gerade wie ein Hausmann vor. Aber der Tisch war schon gedeckt

worden und auch eine Flasche Wein stand vor mir.

Nur wenige Minuten später kam Drake wieder herein und kümmerte sich um das Essen. Wir redeten nicht miteinander. Leicht knetete ich meine Hände im Schoß und blickte auf den Tisch. So konnte ich wenigstens widerstehen, dass ich Drake ansah. Er stand mit dem Rücken zu mir und präsentierte mir seine äußerst reizvolle Rückansicht. Als ich kurz hinsah, röteten sich meine Wange und ich schaute gleich wieder weg. Zum Glück hatte er mich dabei nicht erwischt. Das wäre ziemlich peinlich geworden.

Drake kam mit zwei Tellern zum Tisch und stellte einen vor mich hin. Es roch

ziemlich gut. Das musste ich sagen und erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich wirklich war. Er hatte sich richtig mühe gegeben. „Danke. Das sieht ziemlich lecker aus.“ Irgendwie kam ich mir komisch vor, weil er nichts sagte. Denn wieder nickte er nur und widmete sich der Weinflasche, die er öffnete und dann jedem etwas Wein einschenkte. Ich wusste langsam nicht mehr weiter. Er war doch derjenige, der reden wollte und mir endlich erklären wollte, was hier los war. Doch wie es schien hatte er es nicht eilig. Seufzend fing ich an zu essen und musste feststellen, dass es wirklich gut schmeckte.

„Mhm... das ist wirklich gut. Ich glaube, das hätte ich dir niemals zugetraut.“

Endlich entlockte ich ihm ein kleines Lächeln, was mein Herz höher schlagen ließ. „Hast du gedacht ich würde nur Tiefkühlzeug essen? Da lerne ich lieber zu kochen.“ Irgendwie faszinierte mich diese Eigenschaft an ihm, auch wenn sie hätte unmännlich wirken müssen. Meine Mutter hatte mir wieder und wieder eingeschärft, dass es die Frau sein musste, die für den Mann kochte. Bis jetzt waren meine Erfahrungen mit Männern ähnlich gewesen. Keiner von ihnen konnte kochen.  „Du scheinst der einzige Mann zu sein, der so denkt.“, gab ich leise zu und nahm noch einen Bissen. Es schmeckte wunderbar und schon bald wurde es auch zwischen uns lockerer. Ich hatte nicht mehr das Gefühl

ständig auf die Uhr schauen zu müssen oder irgendwas anderes zu tun, was mich von ihm ablenkte. Ich genoss es schon eher in seiner Nähe zu sein. Jetzt konnte ich zumindest die vielen anderen Frauen verstehen. Er hatte eine faszinierende Seite an sich, die er nur wenigen zeigte. Es freute mich, dass ich dazu gehörte.

Wir unterhielten uns über alle möglichen Themen, nur nicht über die Dinge, weswegen ich eigentlich her gekommen war. Ich lernte viele neue Dinge über ihn, die ich so nicht erwartet hatte. Seine Eltern waren früh gestorben, sodass er sich allein um seine Brüder hatte kümmern müssen. Aber Geld war nie ein Problem gewesen, da seine Eltern genügend zurückgelegt

hatten und Drake ebenfalls ein guter Geschäftsmann war. Früh hatte er lernen müssen die Verantwortung für alles zu übernehmen, was ihn manchmal ein wenig älter aussehen ließ. Vielleicht machte auch gerade das ihn so attraktiv. Auf mich wirkte es jedenfalls sehr attraktiv. Für mich wirkte schließlich nicht nur das Äußere attraktiv, weil ich auch einen Mann wollte, der mit seinem Leben zurecht kam. Ich bemerkte, dass ich Drake ganz nach oben auf meine Liste setzte. Das war auch vermutlich nicht das schlechteste im Moment.

Jetzt, da wir ein wenig warm geworden waren, konnten wir auch endlich zum Kern der Sache kommen. „Vielleicht könntest du

mir jetzt endlich die Sache von heute Mittag erklären.“

Drake sah mich einige Sekunden nachdenklich an, ehe er leicht schmunzelte und sagte: „Ja, das sollte ich wohl. Heute Mittag habe ich dich ein wenig überrumpelt. Aber das musste eben so sein.“ Er machte eine leichte wegwerfende Handbewegung und lehnte sich entspannt zurück. „Ich habe das Gefühl, dass du es selber sehr gut weißt. Du schienst mir jedenfalls nicht unwissend zu sein. Erzähl du mir, was du weißt!“

Ich knetete leicht die Hände in meinem Schoß und senkte den Kopf. Ich hatte nicht erwartet, dass er mich dazu auffordern würde. Anscheinend hatte ich heute mehr

preisgegeben, als ich eigentlich wollte. „Nun... Es ist offensichtlich, dass du eine Frau suchst. Schließlich hat man dich in den letzten Wochen mit fast jeder hier gesehen.“ Ich biss mir auf die Unterlippe, ehe ich leise weiter sprach. „Ich weiß, dass du eine Frau suchst, weil... weil du zu den Werwölfen gehörst.“ So jetzt war es raus. Ich traute mich nicht ihn anzusehen, sodass ich weiterhin auf den Tisch starrte. So entging mir sein konzentrierter Blick und sein anschließendes Schmunzeln.

„Wirklich? Ich hatte nicht erwartet, dass gerade du soviel zu wissen scheinst. Aber es erleichtert die Sache.“ Nun blickte ich doch auf und unsere Blicke trafen sich. „Es ist nervig jeder einzelnen Frau es genau zu

erklären. Zum Glück konnte ich es bei den meisten gleich ausschließen, aber bei dir ist es anders. Du weißt von uns und versuchst nicht, wie die meisten andere es zu verdrängen. Dich umgibt eine besondere Aura, die mich anzieht. Es kann nur eines bedeuten.“ Leicht zuckte Drake mit den Schultern und nahm noch einen Schluck von seinem Wein. Selbst das wirkte sexy bei ihm und ich musste den Kopf abwenden.

Als er weiter sprach, war seine Stimme ein klein wenig rau und jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. „Bedauerlicherweise bin ich zu spät auf dich aufmerksam geworden und hätte mir dadurch einigen Ärger sparen können. Du

wirkst so unscheinbar, dass man kaum eine Wahl hat und dich übersehen muss. Was jedoch auch zu meinem Glück ist. Kein anderer meiner Art konnte so auf dich aufmerksam werden und dich mir vor der Nase wegschnappen.“ Sein Blick glitt prüfend über mich und ich konnte ihn schon fast körperlich spüren. Als würde er mich anfassen.

Ich schluckte einmal hart, ehe ich antworten konnte. „Es kommen nicht viele... Werwölfe in den Laden und da bin ich die meiste Zeit. Es ist mir noch nie aufgefallen, dass irgendeiner von ihnen mir besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat.“

„Das wird sich ändern, sobald du an meiner Seite gesehen wirst. Jeder wird wissen

wollen, wer du bist und warum du mit mir zusammen bist.“ 

„Warum?“, fragte ich ein wenig verwirrt und blickte ihn wieder an. Warum sollten sich alle dafür interessieren mit wem er zusammen war? Natürlich sah er gut aus und viele Frauen reagierten einfach nur eifersüchtig auf eine neue Frau, aber ich glaubte nicht, dass ich so eine große Rolle spielen würde.

Drake lachte leicht auf und streckte mir die Hand über dem Tisch entgegen. Nach kurzem Zögern legte ich meine Hand in seine und blickte ihm direkt in die Augen. „Jeder wird es wissen wollen, weil ich der Stärkste und Mächtigste von allen bin. Ich bin der Alpha und gleichzeitig der reichste

Mann hier in der Gegend. Wusstest du das nicht? Selbst der Bürgermeister respektiert mich und steht praktisch unter mir. Es gibt viele Dinge, um die ich mich in der Stadt kümmere.“ Natürlich wusste ich das. Er war der Anführer, aber mir war nicht klar gewesen, dass er auch in der Stadt eine große Rolle spielte. Das machte mir zumindest klar, was es hieß mit ihm zusammen zu sein. Alle würden mich beobachten und ich würde nicht mehr unbemerkt irgendwo hingehen können. Wollte ich das? Wollte ich so ein öffentliches Leben führen? Aber was hatte ich schon für eine Wahl. Drake würde mir keine Wahl lassen. Er war auf der Suche gewesen und hatte mich nun gefunden. Er

würde mich nicht gehen lassen.

Seine Hand fühlte sich warm an und ich genoss es von ihm berührt zu werden. Schon jetzt wurde ich vollkommen schwach in seiner Nähe. Das war kein gutes Zeichen, oder? Schließlich erging es den meisten Frauen genauso und ich wollte nicht zu seinen zahllosen Affären gehören. „Was... Was spiele ich für eine Rolle?“

Leicht strich er mit dem Daumen über meine Hand und lächelte leicht. „Du bist meine Lupa. Ich wusste es, als ich dich vor zwei Tagen gesehen habe. Du bist über die Straße zu deinem Haus gegangen und hast mich kurz angesehen. Als sich unsere Blicke gekreuzt haben, wusste ich es. In dir steckt das Werwolf-Gen. Du bist dazu

geboren worden die Gefährtin eines Alphas zu werden. Meine Gefährtin zu werden. Ab heute gehörst du zu mir.“, sagte Drake leise und hob meine Hand an seine Lippen. Er hauchte einen Kuss auf die Handinnenfläche und ließ mich erschaudern. Ich biss mir auf die Unterlippe und spürte, wie meine Wangen rot wurden. „Ich...Ich habe wohl nichts dazu zu sagen?“, fragte ich leise und blickte ihn schüchtern an. Ich konnte einfach nicht aus meiner Haut heraus. Er war so beeindruckend, dass ich mich nur noch kleiner fühlte.

„Nein. In dieser Sache lasse ich dir keine Wahl. Es wird in den nächsten Tagen nicht einfach werden, aber mit der Zeit wirst du

dich an unsere Lebensweise gewöhnen und je länger wir zusammen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch dein Gen aktiviert.“

Ich nickte nur leicht und konnte das alles noch nicht wirklich glauben. Mein Leben würde sich von Grund auf ändern. Das Leben, das ich bisher kannte, würde es nicht mehr geben. Nun war mein Platz hier bei Drake. Wieso ich das so einfach akzeptierte? Weil ich mich mein ganzes Leben nach einem Mann gesehnt hatte, der sich für mich interessierte und Drake war derjenige. In diesem Moment kam mir gar nicht der Gedanke, dass er an etwas anderem als an mir interessiert sein könnte. 

Als er nun aufstand, mich vom Hocker und

in seine Arme zog, schlug mein Herz schneller. Ich war mir sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich war mir immer noch sicher, als Drake mich küsste und eine wohlige Wärme in mir aufstieg.

Mehr konnte ich doch gar nicht wollen... Oder?

Weist du einen von ihnen ab, weist du alle ab!

Dieser Abend war nun eine Woche her. Seitdem hatte sich eine Menge für mich geändert. Es war nur bei diesem einen Kuss geblieben, weil ich für mehr einfach zu unsicher war. Schließlich kannte ich ihn kaum und hatte mich nun an ihn gebunden. So hatte ich ihm gleich klar gemacht, dass ich ihn zuerst näher kennen lernen wollte. Das hatte er so wörtlich genommen, dass er jeden Tag in meiner Mittagspause vorbei kam und mich zum Essen ausführte. Dabei ließ er keine Situation aus um mich zu berühren. Immer wieder fuhr er mit seiner Hand über meinen Arm oder über meinen Nacken und jedes Mal jagte es mir eine

Gänsehaut über den Rücken. Ich würde mich wohl niemals an seine Berührungen gewöhnen, die jedes Mal heiß durch mich schossen. So war es bei den Wölfen nunmal. Sie waren sehr Körper betont und zeigte ihre Zuneigung deutlich durch Berührungen, auch untereinander im Rudel. Das hatte mir Drake zumindest erklärt, als ich ihn einmal kleinlaut darauf angesprochen hatte.

'Du wirst dich daran gewöhnen müssen. Wenn ich dich meinem Rudel vorstelle, werden sie dich ebenfalls berühren. So zeigen wir unseren Respekt und unsere Loyalität. Du bist meine Gefährtin und somit ebenfalls für das Rudel verantwortlich. Weist du einen von ihnen

ab, weist du alle ab! Das solltest du niemals vergessen.'

Mittlerweile wusste die ganze Stadt, dass wir zusammen waren, es gab kein anderes Thema. In so einer kleinen Stadt war es kein Wunder, dass jeder nur wenige Minuten später wusste, dass Drake und ich zusammen in „Silvies Stube“ saßen. Privatsphäre hatte ich kaum noch. Jeder versuchte diskret etwas über Drake zu erfahren, in dem sie vorsichtig versuchten mich auszufragen. Doch ich konnte ihnen nichts erzählen, wenn ich es selber nicht wusste. Das stimmte mich jedes Mal erneut nachdenklich. Drake schien so viel über mich zu wissen, dass es seltsam für mich war. Für mich war er immer noch ein

Fremder.

Ich kam gerade nach einem langen Tag nach Hause und stellte meine Tasche auf den Tisch. Drake würde später noch vorbei kommen, aber erst mal wollte ich etwas Zeit für mich haben. Das kam in den letzten Tagen weniger vor, sodass ich die wenigen Augenblicke nutzen wollte. Drakes besitzergreifende Art engte mich ein, vor allem weil ich es nicht so kannte. Ich war schon lange mein eigener Herr und wollte, dass es so blieb.

Plötzlich passierte es. Ein Schleier legte sich vor meine Augen und schottete mich von der Außenwelt ab. Nun war ich nicht mehr in meinem Wohnzimmer, sondern stand plötzlich in Drakes Schlafzimmer.

Woher ich das wusste? Natürlich hatte er mir sein Haus gezeigt und dieser Raum war dabei besonders in Erinnerung geblieben. Das große Himmelbett in der Mitte des Raumes nahm fast den ganzen Platz ein, zumindest stand es im Mittelpunkt dieses dunkel eingerichteten Raumes. Auf den ersten Blick hatte ich mich in dieses Bett verliebt und hatte das Bedürfniss...

Ein heiseres Lachen riss mich aus meinem Gedanken. Es kam vom Bett auf dem, bei näherem hinsehen, zwei Gestalten lagen. Ich befeuchtete mir die Lippen mit der Zunge und ging langsam auf das Bett zu. Ich wusste nicht, ob ich wirklich sehen wollte, was da los war. Es war Drakes Lachen, dass mich aus den Gedanken

gerissen hatte. Es wunderte mich, dass keiner der beiden Personen mich bemerkte, als ich nun neben dem Bett stand. Sie lagen auf der Seite, wobei die Frau mir den Rücken zu gedreht hatte. Ich beobachtete, wie seine Hand über ihre Taille strich und schließlich bei ihrer Hüfte liegen blieb. Langsam beugte ich mich etwas vor und blickte in sein Gesicht, doch er war nur auf die Frau in seinen Armen konzentriert und schien mich nicht zu bemerken. Ich biss mir auf die Unterlippe, als ich seine Stimme vernahm: „Warum zweifelst du immer noch? Du gehörst mir. Es spielt keine Rolle, dass wir uns erst 2 Wochen kennen. Ich halte es einfach nicht mehr aus.“ Die letzten Worte endeten in einem

leisen Knurren, dass tief in seiner Kehle entstand. Bei seinen Worten riss ich die Augen auf und begriff langsam. Vorsichtig, als würde es enden, wenn ich mich zu schnell bewegte, ging ich ans Fußende des Bettes und blickte nun in mein eigenes Gesicht. Meine Doppelgängerin hatte gerötete Wangen und verwuscheltes Haar. So kannte ich mich gar nicht. Es bestand kein Zweifel daran, was hier passierte. Ich sah eine Vision von... von Drake und mir. Das musste es sein. Ich hatte nur wenig darüber gehört und es bis jetzt nur für Schwindel gehalten, doch anscheinend hatte die Begegnung mit Drake irgendwas in mir ausgelöst. Das Wolf-Gen wie er es genannt hatte.

„Ich... Ich möchte dich auch gar nicht länger hinhalten...“, holte mich meine eigene Stimme wieder aus den Gedanken und ich blickte abwartend zum Bett. „Aber ich habe Zweifel. Das alles kommt mir so seltsam vor, dass es nicht wahr sein kann. Und vielleicht... vielleicht habe ich auch einfach etwas Angst.“

Drake blickte sie ruhig an und legte seine Hand an ihre Wange. Sein Blick war so sanft, dass mein Herz schneller schlug. „Ich weiß, aber du brauchst keine Angst haben. Es wird Zeit, dass ich dir mein Zeichen aufdrücke. Ich will nicht, dass du ohne Schutz durch die Stadt läufst. An dir haftet bereits mein Geruch, sodass jeder Wolf wissen wird, dass du zu mir gehörst.

Aber sie werden auch merken, dass ich dich noch nicht gekennzeichnet habe. Das ist gefährlich. Ich will nicht, dass dir etwas passiert, wenn ich nicht dabei bin.“, hauchte er leise und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie waren beide nackt, was ich erst jetzt wirklich bemerkte. Fasziniert starrte ich Drakes Körper an, der nur aus Muskeln zu bestehen schien. Sein ganzer Körper schien aus glatten und harten Muskeln zu bestehen... so hart, wie sein Glied. Mein Mund öffnete sich und ein leiser Seufzer entrang sich mir. Er schien so... groß und...einfach unglaublich zu sein. Kein Wunder, dass meine Doppelgängerin ängstlich die Arme vor ihre Brüste hielt und die Beine angezogen

hatte. Dieser Mann haute einen einfach um. Seine Ausstrahlung war so männlich, dass mein Körper allein bei seinem Anblick vibrierte.

Ich schluckte hart, als er sich nun über sie beugte und sie so auf den Rücken drückte. Er kniete sich zwischen ihre Beinen und ich bekam einen guten Blick auf seinen knackigen Po geboten. Langsam ging ich einige Schritte, sodass ich sie nun wieder von der Seite sehen konnte. Drake legte sich ihre Arme um den Nacken und blickte ihr in die Augen. Langsam beugte er sich zu ihr herunter und nahm ihre Lippen in beschlag. Dieser Kuss weckte in mir den Wunsch, sofort ihren Platz einzunehmen. Ich konnte beobachten, wie ihr Körper sich

entspannte und sich weich und sinnlich an ihn schmiegte. Mit einem einzigen Kuss konnte er mich so weit bringen. Das jagte mir eine kleine Angst ein. Es wäre so einfach sich in seine starken Arme sinken zu lassen und ihn alles machen zu lassen. Es wäre zu einfach sich in ihn zu verlieben und das durfte ich auf keinen Fall zulassen. Damit würde ich ihm die Macht geben mein Herz zu zerstören.

Als Drake nun den Kuss löste und mit den Lippen an ihrem Hals herunter wanderte, legte ich mir automatisch eine Hand auf den Hals, als hätte er mich berührt. Ich beobachtete, wie er ihre Brüste in die Hände nahm und die Lippen um ihre harten Brustwarzen schloss. Ein leises Stöhnen

drang aus ihrem Mund, während sie ihre Hände in seinem Haar festkrallte. „Bitte.. Drake... ich....mhm....“ Doch Drake kannte keine Gnade und forderte alles von ihr. Als er kurz aufblickte, erkannte ich den Wolf in seinen Augen. Das Verlangen hatte ihn vollständig in der Hand.

Ich musste mich abwenden. Langsam ging ich zum Fenster und erkannte den Mond oben am Himmel. Leises Stöhnen drang vom Bett zu mir, als das Treiben weiter ging. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper und schloss die Augen. Solche Dinge waren mir fremd.

Leidenschaft. Verlangen. Liebe.

Ich wusste nicht, wie ich mit meinem Verlangen nach Drake umgehen sollte. Er

war immer noch ein Fremder für mich und doch war da dieses starke Gefühl, als würde ich brechen, wenn ich mich von ihm fern hielt. Ich konnte es nicht. Ich war jetzt an ihn gebunden und konnte das nicht rückgängig machen. Auch wenn er mich noch nicht gekennzeichnet hatte, wie er es gerade beschrieben hatte. Doch seine grünen Augen verfolgten mich bis in den Schlaf und bescherten mir so manche schlaflose Nacht. Mit Jill konnte ich nicht über meine Gefühle zu Drake reden. Sie würde es nicht verstehen. Sie verstand es nicht einmal, was so faszinierend an ihm war. Ich würde mir kindisch vorkommen.

Als ich mich nun wieder zum Bett wandte, stieg mir die Röte ins Gesicht. Meine

Doppelgängerin kniete nun auf dem Bett und war ihm vollkommen ausgeliefert. Er schmiegte sich an ihren Rücken, sodass sie vollkommen perfekt zueinander passten. Ein tiefes Knurren ging von Drake aus, dass mich näher treten ließ. Sein Kopf war über ihren Nacken gebeugt, den er ausgiebig verwöhnte. Seine Lippen und seine Zunge glitten immer wieder über ihre Haut bis er seinen Mund öffnete und sie seine Zähne spüren ließ. Er biss sie in den Nacken. Gab ihr sein Zeichen und machte sie nun vollständig zu der seinen. Ich schluckte hart, als sie den Kopf ein wenig hob und laut aufstöhnte. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Ich allerdings auch nicht. Doch Drake zeigte keine Gnade.

Während sie noch von seinem Biss abgelenkt war, schob er sich näher an sie heran und drang mit einem Stoß in sie ein. Das erschütterte nun ihren ganzen Körper und sie wäre fast zusammen gesackt, wenn Drake sie nicht festgehalten hätte. Er löste sich von ihrem Nacken und hauchte sanfte Küsse darauf. „Es ist alles gut.“, hörte ich ihn flüstern. „So ist es richtig... Nun gehörst du nur mir.“ Er ließ seine Hüfte ein wenig kreisen, damit sie sich an seine Größe gewöhnen konnte. Schließlich war es mein erstes Mal. Ich hielt mich bereits am Bett fest, weil nur der Anblick mich schon vollkommen durcheinander brachte. Nicht nur durcheinander. Ich war auch erregt und konnte meinen Blick nicht abwenden. Ich

wollte Drake beobachten und seinen Körper bewundern. Seine Hüfte bewegte sich gegen ihren Po und ließ sie jedes Mal erneut aufstöhnen, als er in sie eindrang. Ihre Körper bewegten sich nach einigen Moment in vollständigem Einklang, was nur zeigte, dass sie nicht genug von ihm bekommen konnte. Immer wieder drängte sie sich an ihn und verlangte nach mehr. Auch das ließ mich Rot werden, weil ich das nicht von mir kannte. Es war ja fast schon peinlich, was Drake mit mir anstellen konnte.

Ich weiß nicht, wie lange ich die beiden nun schon beobachtete und wie lange ich noch in dieser Vision gefangen bleiben würde. Ich weiß nur, dass dieser Moment

hier meine Sehnsucht nach Drake verstärkte. Ich wollte bei ihm sein und meine Arme um ihn schlingen. Das Summen in meinem Kopf, dass ich bis jetzt kaum vernommen hatte, wurde lauter, sodass ich die Augen zusammen kniff. „Heather!“ Als ich meinen Namen hörte, dachte ich zuerst es würde vom Bett kommen. Doch als ich meine Augen langsam wieder öffnete, bemerkte ich, dass das Bild vor meinem Augen sich löste und der Schleier weg zog. „Heather!“ Erneut wurde mein Namen gerufen. Jemand rüttelte an meiner Schulter und sagte immer wieder meinen Namen. „Verdammt, Heather! Wach auf!“

Ich riss die Augen auf und erblickte nun

Drake vor mir. Nur langsam kam ich wieder ganz zu Bewusstsein und bemerkte, dass ich wieder in meiner Wohnung war. Ich lag auf der Couch vor der Drake kniete und nun erleichtert seufzte. „Du hast mir einen richtigen Schrecken eingejagt, als ich dich auf dem Boden liegen sah. Du war fast 10 Minuten bewusstlos.“

Ich fasste mir mit einer Hand an den Kopf und setzte mich vorsichtig auf. „Was... Ich weiß nicht. Mir wurde auf einmal so komisch. Ich kann mich nicht genau erinnern.“, sagte ich leise und blickte ihn an. Ich würde ihm nichts von meiner 'Vision' erzählen. Was hätte das auch für einen Sinn? „Schon gut. Jetzt geht es dir ja wieder gut. Hier trink einen Schluck.“ Er

reichte mir ein Glas Wasser, dass ich bereitwillig annahm und in einem Zug leerte. Meine Kehle fühlte sich trocken an und mein Herz raste bei der Erinnerung an die Vision. Bald würde ich es am eigenen Leib erfahren. „Danke. Ich fühle mich schon viel besser.“ Ich lächelte ihn an und leckte mir leicht über die Lippen. Drake blickte sofort auf meinen Mund und mein Herzschlag setzte kurz aus. Eine Spannung entstand zwischen uns, die mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

„Drake...“ Sein Name reichte aus um uns in Bewegung zu bringen. Er schlang seine Arme um mich und drängte mich zurück auf die Couch. Er ließ sich auf mir sinken und ich schlang bereitwillig meine Arme

um seinen Hals. Ich wollte ihn genauso sehr. Unsere Lippen trafen sich zu einem wilden Kuss, der mir den Atem raubte. Seine Zunge drang in meinen Mund und machte mich fast wahnsinnig. So kannte ich mich wirklich nicht. Das musste eine Nachwirkung der Vision sein. Der Anblick hatte mich zu sehr erregt. „Drake...“, erneut hauchte ich seinen Namen, aber dieses Mal war es mehr ein Keuchen. Da er zwischen meinen Beinen lag, konnte ich seine Erregung spüren, die sich heiß und hart an meinen Oberschenkel schmiegte. Meine Finger fuhren durch sein seidiges Haar und brachten es durcheinander, genauso wie er es mit meinem Verstand tat. Ich konnte nicht mehr klar denken.

Erst nach einiger Zeit lösten wir uns keuchend voneinander und sahen uns in die Augen. Keiner sagte ein Wort, aber das schien auch gar nicht nötig zu sein. Immer noch lagen wir in dieser innigen Umarmung auf der Couch. Für alles bereit. Doch ich wollte diesen Schritt noch nicht gehen. Irgendwas hielt mich zurück. Drake beugte sich vor und vergrub sein Gesicht an meinem Hals. Ich konnte seine Lippen an meinem Puls spüren und gleich darauf seine Zunge und Zähne. Er machte mich wahnsinnig, aber ich konnte nicht.

„Warte... Drake... ich... ich kann nicht....“ Nur langsam drangen meine Worte zu ihm durch. Als er nun den Kopf hob und mich ansah, schluckte ich hart. Begierde und

Verlangen stand in seinen Augen und ließ mein Herz schneller schlagen. Nur mit Mühe konnte er sich zurückhalten.

„Ich habe gesagt, ich respektiere deine Entscheidungen und das werde ich auch tun. Aber du machst es mir nicht gerade leicht. Dein Körper will mich, aber dein Verstand ist noch nicht so weit. Auch das muss ich respektieren und meine eigenen Bedürfnisse erst einmal hinten anstellen. Aber ich werde nicht lange warten.“ In seinen letzten Worten lag ein Hauch von Drohung, welche mich erschaudern ließ. Während er die Worte sprach, hatte er sich bereits aufgesetzt und war sich mit der Hand durch die Haare gefahren.

Nein, ich konnte ihn wahrlich nicht lange

aufhalten. Vor allem weil ich ihn selber so sehr wollte. Trotzdem brauchte ich noch etwas Zeit. „Danke. Ich weiß es zu schätzen, dass du so verständnisvoll bist.“, hauchte ich leise und lächelte ihn zaghaft an, als ich mich auch aufsetzte. Die Spannung war immer noch da und ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte. Wahrscheinlich war es das Beste einfach wieder zum Alltag zurück zu kehren. „So... hast du Hunger? Ich könnte uns was machen.“ Schon stand ich auf und ging in die Küche. Ich konnte seinen heißen Blick auf mir spüren und zwang mich dazu nicht zurück zu blicken. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich ihn nun angeblickt hätte. Aber wahrscheinlich hätte ich mich

einfach auf ihn gestürzt...

Ich gebe nichts her, was mir gehört.

Ich schaffte es ganze zehn Minuten ihm nicht in die Augen zu sehen.

Während ich in der Küche stand und das Essen zubereitete, saß Drake weiterhin im Wohnzimmer. Zumindest dachte ich das. Doch als ich mich langsam umdrehte um einen Blick auf ihn zu riskieren, stellte ich erschrocken fest, dass er am Türrahmen lehnte und mich die ganze Zeit beobachtet hatte. Er hatte die Ärmel seines schwarzen Hemdes bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, was seine muskulösen Unterarme bestens zur Schau stellte. Dabei half es auch nicht wirklich, dass er die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Das

ließ mich nur noch schwacher werden. Daher wandte ich mich schnell ab und beschäftigte mich wieder mit dem Essen. Ich konnte spüren, dass mein Gesicht rot angelaufen war, weil er mich ertappt hatte. Wie peinlich...

Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich unsinniges Zeug vor mir her plapperte: „Das Essen wird wohl noch einige Minuten dauern. Ich kenne mich nicht so gut mit den Zutaten aus wie Jill, aber zumindest versuche ich es. Ich war eigentlich noch nie eine besonders gute Köchin, aber wenn man allein wohnt, muss man es irgendwann mal lernen. Für mich reicht es zumindest. Hoffentlich schmeckt es dir auch. Ich gebe mir zumindest Mühe. Wenn es dir nicht

schmeckt, muss du es auch nicht essen. Ich zwinge dich natürlich zu nichts. Wie sollte ich auch. Schließlich...“

Ich hörte abrupt auf zu reden, als ich seine Hände auf meinen Hüften spürte und im nächsten Moment seinen Oberkörper an meinem Rücken. Ergeben schloss ich die Augen, weil ich seiner Wärme kaum widerstehen konnte. Welche Frau konnte das schon? Ich gehörte jedenfalls nicht zu ihnen und musste es eigentlich auch nicht. Aber trotzdem sträubte ich mich immer noch dagegen mich ihm zu öffnen.

„Heather!“, raunte er leise meinen Namen und ich konnte seinen Atem auf meinem Hals spüren. Ich unterdrückte ein Seufzen. „Entspann dich! Es sind nur wir beide hier.

Du musst nicht so verkrampft sein. Ich werde dir schon nichts tun.“ Ich spürte, wie sein Atem auf meinem Hals wanderte und zu meinem Nacken glitt. Nur wenige Sekunden später konnte ich an derselben Stelle seine Lippen spüren. „Du bist die Einzige, die keine Angst vor mir haben muss. Du stehst unter meinem Schutz.“

Seine Worte gaben mir die Wärme, die mir seit Jahren gefehlt hatte. Endlich gehörte ich zu jemandem. Das gab mir mehr Halt, als Drake sich vorstellen konnte. Etwas schüchtern drehte ich mich zu ihm und schlang meine Arme um seine Taille. Mit gerötetem Gesicht schmiegte ich meine Wange an seine breite Brust und lächelte leicht. Ich konnte ihm gerade jetzt nicht

ins Gesicht blicken, aber ich konnte spüren, dass dieser Moment wichtig für uns war. Er band uns enger aneinander und machte uns zu einem richtigen Paar.

„Danke!“, sagte ich leise und schloss die Augen. Auch Drake schloss seinerseits die Arme um mich und drückte seine Lippen auf mein Haar. Ich konnte spüren, dass er ebenfalls lächelte.

„Gern geschehen. Obwohl du es hättest wissen müssen. Ich gebe nichts her, was mir gehört.“ Seine Worte ließen mich strahlen und ein leises Lachen entrang sich mir. Ich fühlte mich im Moment so glücklich, dass ich gar nicht anders konnte, als zu lachen. Auch Drake stimmte in mein Lachen ein und seine raue Stimme ließ

mich erneut erschaudern. Vielleicht gehörten wir wirklich zusammen so wie Drake es von Anfang an behauptet hatte. Auch wenn es für mich immer noch ein Wunder war, dass er mich gefunden hatte. Ich wollte diesen Mann nie wieder los lassen und mich in seinen Armen verlieren. Vielleicht war ich jetzt bereit für ihn.

So löste ich mich langsam von ihm und blickte zu ihm. Meine Wangen waren immer noch leicht gerötet, aber ich fand den Mut ihm in die Augen zu blicken und mich ihm entgegen zu recken. Sogleich kam er mir entgegen und presste seine Lippen auf meine. Natürlich ließ er sich diesen Moment nicht entgehen, indem ich mehr als willig war. Die ,Vision‘ hatte ich

ganz verdrängt, sodass mir nicht bewusst war, dass dies noch nicht der richtige Moment war.

Drake drängte mich zurück an die Küchentheke und ließ den Kuss wilder werden. Meine Hände entwickelten ein Eigenleben, als sie an seinem Körper hinauf wanderten und meine Finger sich in seinem Haar vergruben. Mein ganzer Körper stand in Flammen und verlangte nach diesem Mann. Ein leises Keuchen entrang sich meiner Kehle, dass ich nicht unterdrücken konnte. Sein Körper presste sich eng an meinen, sodass er seine Erektion nicht verstecken konnte. Das wollte er wahrscheinlich auch gar nicht. Drake war ein sehr leidenschaftlicher und

sinnlicher Mann. Das konnte man in jeder Bewegung sehen, die er tat. Er war praktisch... Sex auf zwei Beinen! Oder eher auf vier? Das konnte ich nicht beurteilen, da ich ihn noch nie in seiner tierischen Gestalt gesehen hatte. Doch das spielte auch keine Rolle. Dieser Mann brachte mein Blut in Wallung und ließ mein Herz schmelzen. Ich gehörte vollständig ihm.

Doch unser sinnlicher Augenblick wurde durch ein Geräusch gestört. Erschrocken fuhren wir auseinander und blickten uns an. Wir keuchten und rangen nach Atem, dabei ließen wir uns nicht aus den Augen. Etwas verlegen presste ich meine Lippen aufeinander und ließ ihn los. Der

Augenblick war vorbei. Langsam nahm ich meine Hände von seinem Körper und entfernte mich ein Stück von ihm. Ich hörte ihn verhalten fluchen, was mir nur wieder zeigte, wie nah wir uns gewesen waren.

„Ich muss los!“, hörte ich ihn sagen und wandte mich ihm zu. Ich konnte sehen, dass er einen Pieper in der Hand hielt. Anscheinend musste es wichtig sein, wenn er so dringend los musste. Daher nickte ich nur leicht und versuchte zu lächeln.

„Schon gut. Ich versteh das. Mhm... Sei vorsichtig!“, fügte ich noch leise hinzu und wandte mich wieder dem Herd zu. Eine Weile war es still, während ich mich wieder um das Essen kümmerte. Daran

musste ich mich gewöhnen, wenn ich mit einem Rudelführer zusammen war. Der Gedanke machte mir immer noch ein wenig Angst, weil ich noch keinen seiner Freunde kennen gelernt hatte. Anscheinend hielt er mich von ihnen fern. Zumindest war das mein Eindruck.

„Du kommst mit!“ Als ich schon nicht mehr mit etwas gerechnet hatte, hörte ich plötzlich seine Stimme. Etwas erschrocken drehte ich mich zu ihm um und blickte ihn aus großen Augen an.

„Was?“

„Ich sagte, du kommst mit!“

Ich bin hier. Bei dir. Diese anderen Männer interessieren mich nicht.

Ich saß wie erstarrt im Auto neben Drake und schaute in die Dunkelheit. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, dass er mich plötzlich seiner Familie vorstellen wollte. Das alles kam ein wenig plötzlich, sodass ich nicht wirklich Zeit hatte darüber nachzudenken. War ich richtig angezogen? Würden sie mich mögen? So viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, während Drake stur geradeaus blickte und vor sich hin schwieg. Seit wir die Wohnung verlassen hatten, hatte er keinen Laut mehr von sich gegeben. Entweder war etwas wirklich schlimmes passiert oder er

bereute es bereits mich mitgenommen zu haben. Ich weiß wirklich nicht, welche Variante ich beunruhigender fand.

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe und faltete die Hände im Schoß. Drake fuhr seinen Geländewagen – ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt, dass er jedes Mal mit einem anderen Auto zu mir kam – tiefer in den Wald. Aber da ich den Weg nicht erkannte, war ich mir sicher, dass wir nicht zu ihm fuhren. Langsam blickte ich zu ihm hinüber.

„Wo... Wo fahren wir hin?“, fragte ich leise und unterbrach somit die Stille. Einige Sekunden erhielt ich keine Antwort. Erst nachdem ein weiterer Moment verstrichen war, blickte Drake mich kurz

an, ehe er wieder auf den Weg vor uns blickte. „Zu meinen Brüdern.“, war die knappe Antwort von ihm. Seine Brüder... Okay... Ich denke mit denen sollte ich fertig werden... oder?

Ich blickte aus dem Fenster und überlegte, was er mir über seine Brüder erzählt hatte. Es war schon einige Tage her, sodass ich erst einmal überlegen musste. Er hatte drei jüngere Brüder. Luca war der Älteste nach Drake. Er war siebenundzwanzig Jahre alt und arbeitete in der nächst größeren Stadt als Architekt. Er hielt sich nicht oft hier auf, sodass ich ihn noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Dann war da noch Nasim. Ihn kannte ich schon etwas länger, da er mit Jills Mann zusammen bei der

Feuerwehr arbeitete. Für seine vierundzwanzig Jahre wirkte er schon sehr erwachsen und reif. Wobei ich hier wohl eingestehen sollte, dass ich ein wenig für ihn schwärmte, als Jill mich ihm damals vorgestellt hatte. Doch das lag nun schon einige Jahre hinter mir. Therry war der Jüngste der Lancer-Brüder und mit seinen neunzehn Jahren schon eher in meiner Altersklasse. Ich hatte ihn einige Male in unserem Buchladen gesehen und mich sonst nicht weiter mit ihm beschäftigt. Schließlich war er zwei Jahre jünger als ich und als Frau... schaute man sich eben nach älteren Männern um. Trotzdem war er immer sehr nett zu mir gewesen. Im Gegensatz zu den anderen Männern in der

Stadt.

Mein Blick glitt wieder zu Drake, der einige Jahre älter war als ich. Um genau zu sein, war er acht Jahre älter als ich, wirkte aber so viel reifer und erwachsener als seine Brüder. Ihn hatte ich damals nur als Legende gekannt. Voller Ehrfurcht hatten die Menschen von ihm geredet, sodass ich mir niemals hatte vorstellen können, dass er mir irgendwann einmal mehr als nur einen Blick schenken würde. Doch jetzt saß ich hier neben ihm und war auf dem Weg seine Familie kennen zu lernen. Persönlich kennen zu lernen. Ein wenig nervös knetete ich meine Hände im Schoß und biss mir auf die Unterlippe. Ständig fragte ich mich, was mich erwarten würde. War ich wirklich

schon bereit mich seiner Familie zu stellen?

Drake lenkte den Wagen zu einem elegant aussehenden Haus, welches an ein freiliegendes Feld grenzte. Als ich aus dem Wagen stieg, ließ ich meinen Blick über das leere Feld schweifen. Weiter hinten konnte ich den Wald erkennen. Für einen Wolf war es sicher praktisch hier zu wohnen. Ich folgte Drake zur Tür, die er einfach ohne zu klopfen aufstieß. Mit flatterndem Herzen betrat ich ebenfalls das Haus und schloss die Tür hinter mir. Ich konnte bereits Stimmen hören. Mehrere Stimmen. Das hieß, ich konnte mich dem ganzen Rudel gegenüberstellen. So kam es mir jedenfalls vor. Er blieb in einem

Türrahmen stehen und ich konnte erkennen, dass er die Arme vor der Brust verschränkt hielt. Vorsichtig blickte ich an ihm vorbei und sah mir das Chaos an. Therry, soweit ich das sehen konnte, saß auf einem Stuhl und um ihn herum standen zwei Frauen, die irgendwas mit seinem Gesicht taten. Er trug nur eine abgeschnittene kurze Jeanshose. Mein Blick wanderte ohne es zu wollen über seinen Oberkörper, der ebenso muskulös zu sein schien, wie Drakes. Wahrscheinlich lag es in der Familie. Oder einfach an dem Wolf-Gen in ihnen. Etwas weiter von ihm entfernt, erblickte ich einen mir fremden Mann, der einige blutende Wunden auf dem Oberkörper hatte.

"Was ist passiert?" Drakes Stimme erfüllte

den Raum, sodass jeder sofort aufblickte und zu uns herüber sah. Therry erwachte als erster aus seiner Starre und grinste seinen älteren Bruder frech an. Nun konnte ich sehen, dass er einen tiefen Riss über dem rechten Augen hatte und sich Blut an seinem Mundwinkel gesammelt hatte.

"Wonach sieht es denn aus? Ich frage mich, wer mal wieder gepetzt hat.", fragte Therry leicht angesäuert und verzog das Gesicht. "Brody hat dieses Mal angefangen. Also brauchst du mich gar nicht so schuldig ansehen, klar!" Die beiden Frauen, die um ihn herum gestanden hatten, traten einige Schritte zurück und eine von ihnen stemmte eine Hand in die Hüfte. "Jetzt halt mal still! Sonst verpasse ich dir eine."

Sie drückte ihn mit einer Hand zurück auf den Stuhl, nahm der anderen Frau das Pflaster aus der Hand und klebte es Therry über den Riss. Zum Schluss drückte sie noch einen Kuss darauf und ging zu Brody.

Drake ging nun einige Schritte auf seinen Bruder zu und ließ mich somit schutzlos zurück an der Tür. Als die anderen mich nun erblickten, verstummte wirklich alles. Ich konnte spüren, wie meine Wangen sich rot färbten. Mussten sie mich denn alle so komisch anstarren? Schüchtern biss ich mir auf die Unterlippe und blickte zu Drake. Doch dieser schien von alldem gar nichts bemerkt zu haben, sondern befasste sich weiter mit seinem Bruder. So stand ich wieder mal ganz allein da, während diese

fremden Menschen mich forschend anblickten.

"Nun mach aber mal halb lang, Drake! So schlimm war es nun wirklich nicht. Keiner wurde verletzt. Na ja, zumindest nicht ernsthaft verletzt. Also mach hier mal nicht einen auf Alpha." Therry erhob sich vom Stuhl und schob seinen Bruder einfach auf die Seite. Dabei fiel sein Blick auf mich. "Sieh mal an. Wen haben wir denn da? Heather, richtig? Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen."

Ich hatte mit einem Handschlag gerechnet, doch schüchtern waren die Lancer Brüder natürlich nicht. Während Drake uns dabei beobachtete, schlang Therry seine Arme um meine Taille und hob mich hoch.

Automatisch versteifte ich mich dabei, weil ich es einfach nicht gewöhnt war von fremden Männern so angefasst zu werden. Ich konnte spüren, wie er sein Gesicht an meinem Hals vergrub und einmal tief durchatmete. Das war wohl ihre Art der Begrüßung.

"Mhm... du riechst gut. Kein Wunder, dass mein Bruder ganz verrückt nach dir ist." Grinsend stellte er mich wieder auf die Beine und blickte auf mich herunter. Obwohl er einige Jahre jünger war als ich, war er doch gut einen Kopf größer. Na ja, wahrscheinlich lag es auch an diesem Gen...

"Äh.. danke...", erwiderte ich ein wenig schüchtern und blickte vorsichtig zu Drake.

Dieser stand ungerührt an derselben Stelle wie eben und blickte eher uninteressiert zu uns. So schien es mir zumindest. Doch wirklich sicher konnte ich mir bei ihm nie sein. Er ließ nicht wirklich zu, dass jemand seine Gedanke las.

Während Therry immer weiter redete, kamen nun auch die anderen näher zu uns. Auch sie wollten wohl meinen... Geruch einatmen. Meine Hände wurden ergriffen und eifrig daran gerochen. Ich leckte mir mit der Zunge über die Unterlippe und ließ es über mich ergehen. Was hatte ich schon für eine Wahl? Drake hatte mir damals erklärt, dass ich niemanden von ihnen zurückweisen durfte.

Nur Brody blieb auf seinem Stuhl sitzen

und ließ sich von einer Frau verarzten. Seine Verletzungen waren wohl doch schlimmer als wir alle es angenommen hatten. Oder als Therry es uns hatte glauben lassen.

"Lasst sie jetzt in Ruhe! Sie ist mit diesen Dingen noch nicht vertraut." Drake stellte sich hinter mich, sodass ich seine Wärme spüren konnte. Ebenfalls konnte ich seine Hand an meiner Taille spüren. Heiß. Besitzergreifend. Die anderen schienen das Zeichen zu verstehen und gingen zurück zu ihren Plätzen. Nur Therry blieb vor uns stehen und legte den Kopf leicht auf die Seite. Eigentlich hatte ich ihn schon immer gemocht. Er war meiner Meinung nach der Umgänglichste der Lancer Brüder. Schon

als er früher in den Laden kam, hatte er versucht mich aufzumuntern, wenn man mir meine Trübe Stimmung hatte ansehen können. Er war immer sehr nett zu mir gewesen und oft hatte er mich auch zum Lachen gebracht. Eigentlich war er wirklich ein netter Bursche..

"Ist schon in Ordnung. Ich werde mich schon noch daran gewöhnen.", sagte ich leise und blickte hoch zu Drake. Unsere Blicke trafen sich. Für einige Sekunden blickten wir uns einfach nur an, ehe ich den Blicke verlegen senkte. Es war einfach überwältigend. Er war einfach überwältigend.

Therry beobachtete uns interessiert und hatte natürlich auch die besitzergreifende

Geste bemerkt. Ob uns das noch in Schwierigkeiten bringen würde?

"Mein Bruder hat dir anscheinend ein paar Sachen verschwiegen." Den ernsten Blick, den Drake ihm daraufhin zuwarf, hatte ich nicht gesehen. "Aber dafür bin ich ja jetzt hier. Ich denke, wir werden gute Freunde." Daraufhin befreite er mich von Drakes Griff und zog mich mit sich zum Stuhl.

Wahrscheinlich war Therry einer der wenigen, der es sich erlauben konnte gegen Drake zu rebellieren. Ich bin sicher, dass er niemand anderem erlaubt hätte so mit mir umzugehen und mich aus seinen Armen zu reißen... oder?

Therry drückte mich auf den Stuhl und begann mir die anderen Leute im Raum

vorzustellen. Schließlich kannte ich ihre Namen nicht. Insgesamt befanden sich acht Leute im Raum. Da ich jedoch nicht so gut darin war Namen zu merken, war es wohl vergeudete Zeit mir alle mit Namen vorzustellen. Trotzdem lächelte ich die ganze Zeit tapfer und nickte jedem freundlich zu. Ich wollte nichts falsch machen oder jemandem vor den Kopf stoßen. Seine anderen beiden Brüder waren nicht da, sodass ich mich wenigstens ihnen nicht stellen musste. Für den Anfang reichte es mir einen kennen zu lernen.

Wir blieben noch einige Zeit, sodass ich die Gelegenheit bekam Drake bei seinem Rudel zu beobachten. Man konnte deutlich sehen, dass er der Anführer war. Es waren

die kleinen Dinge, die es deutlich machten. Für jemanden, der vielleicht nicht so genau darauf achtete, wäre es nicht aufgefallen, aber ich war neugierig auf diese Dinge. Würden sie mich auch bald so behandeln? Ich war froh, dass sie mich für heute Abend so weit in Ruhe ließen und keine Frage stellten oder so was in der Art. Ich hätte nicht gewusst, was ich hätte sagen sollen, wenn sie mich nach meiner Beziehung zu Drake gefragt hätten. Beziehung? Konnte man es denn so nennen? Sofort schossen mir die Bilder des Nachmittages durch den Kopf, als wir uns fast auf der Couch herum gewälzt hätten. Und natürlich die Vision von uns beiden, die ich gesehen hatte. Leicht senkte ich den

Blick, damit niemand meine geröteten Wangen sah. Allein der Gedanke an die Szene auf dem Bett, ließ mein Herz höher schlagen. Noch 7 Tage... Dann waren wir zwei Wochen zusammen...

Während ich meinen Gedanken nachhing, bemerkte ich nicht, wie Drake mich die ganze Zeit nie aus den Augen ließ.
 

"Therry mag dich."

Gute zwei Stunden später saßen wir wieder im Auto und waren auf dem Rückweg zu mir. Der Abschied war genauso emotional ausgefallen, wie das Ankommen. Alle hatten zum Schluss Drake irgendwie berührt. Ob es ein Handschlag, eine leichte Berührung am Arm oder an der Hand war.

Jeder hatte den Alpha noch einmal berührt, bevor wir gefahren waren. Ich hatte mich im Hintergrund gehalten und war schon mal ins Auto gestiegen. Ich kam mir vor, wie ein Außenseiter, auch wenn es nicht so sein sollte, aber so fühlte ich mich nunmal. Das war nicht meine Welt, auch wenn es jetzt meine werden sollte. Therry hatte sich natürlich nicht einfach so abspeisen lassen. Er war mir zum Auto gefolgt, hatte die Tür aufgemacht und mich nochmals umarmt. Dabei hatte er mir zugeflüstert, dass er einfach nicht genug bekommen konnte von meinem Duft. Ich hatte daraufhin nur gelacht, während er mir spielerisch zugezwinkert hatte. Als Drake näher kam, war er auch sofort wieder gegangen. Ich

wusste, dass es nur freundschaftlich gemeint war. Männer interessierten sich nicht für mich. Aber anscheinend schien Drake das vergessen zu haben.

Mein Blick glitt zu ihm, während ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr schob. "Nun, das ist schön. Ich hoffe deine anderen Brüder denken genauso von mir.", sagte ich leicht lächelnd und blickte wieder in die Dunkelheit. Ich konnte nicht das Geringste sehen. Zum Glück musste ich kein Auto fahren.

Drake lachte kurz auf, sodass mein Blick erneut zu ihm wanderte. Einen Arm stützte er an der Fahrertür ab, sodass er den Wagen nur mit einer Hand steuerte. Die Hand hielt er nachdenklich vor seinen

Mund. "Ich denke, es ist etwas mehr als nur mögen. Er hat dir gewissermaßen aus der Hand gefressen. Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, wie er dich angesehen hat? Als hätte er Witterung aufgenommen." Drakes Stimme klang tief und rau.

War das Eifersucht, was ich da heraus hörte? Das konnte doch nicht sein ernst sein? Er war eifersüchtig auf seinen Bruder? Ich wusste immer noch nicht wirklich, wie ich mit ihm umgehen sollte, aber so konnte ich das nicht stehen lassen. "Drake...", begann ich ruhig. "Er ist dein Bruder. Natürlich ist er nett zu mir und versucht mich zu mögen. Aber... ich bin sicher da ist nicht mehr dran. Ich bin... nicht der Typ, der Männer anzieht. Das

solltest du doch wissen."

Ich wandte mich ihm zu und schlug dabei ein Bein unter das andere. Meine Hände lagen in meinem Schoß, während ich sie nervös knetete. Das hier gefiel mir nicht. Ich kannte solche Situationen nur aus Filmen oder Büchern. War noch nie Bestandteil dieser Situation gewesen, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es mir nicht gefallen würde, was noch folgte.

Wieder stieß Drake ein raues Lachen aus. Ein Schauer durchlief mich, weil das Lachen dem aus meiner Vision ähnelte. "Natürlich denkst du so. Nur, weil du nicht auf die Männer in deiner Umgebung achtest. Selbst im Laden starren dich Männer an. Du hast eine Ausstrahlung, die

jeden anzieht." Ich spürte, wie der Wagen plötzlich schneller fuhr und Drake mehr Gas gab. Erschrocken blickte ich erst nach draußen, dann zu ihm.

"Fahr langsamer!"

"Ich hätte dich heute Abend nicht mitnehmen sollen. Es war mein Fehler." Ich konnte sehen, wie sich sein Griff um das Lenkrad verstärkte. War das Wut?

"Drake, bitte! Beruhige dich! Das alles ist doch total sinnlos.", sagte ich nun fast etwas hysterisch. Meine Hand legte sich sanft auf seinen Oberarm, obwohl ich mich lieber am Sitz festgekrallt hätte. "Ich bin hier. Bei dir. Diese anderen Männer interessieren mich nicht. Therry... war nett zu mir. Nichts weiter. Er könnte ein guter

Freund werden, aber sonst nichts."

Ich konnte spüren, wie Drakes Anspannung nachließ. Ich konnte sehen, wie er kurz die Augen schloss, was mich kurz in Panik verfallen ließ. Dann ganz plötzlich lenkte er den Wagen an den Straßenrand und schaltete ihn aus. Ohne das ich es richtig wahrnehmen konnte, wandte er sich mir zu, zog mich an sich und küsste mich leidenschaftlich.

Drake umschlang mich vollständig mit seinen Armen und presste mich fest an seine starke Brust. Ich konnte mich ihm einfach nur hingeben. Seine sinnlichen Lippen brachten mich fast um den Verstand. Mit seiner Zunge fuhr er auffordernd über meine Unterlippe und

neckte sie leicht, sodass ich keine andere Wahl hatte, als meinen Mund zu öffnen. Ein erregtes Stöhnen entwich meinem Mund, welches ich nicht mehr unterdrücken konnte. Seine Hände wanderten fieberhaft über meinen Körper und berührten jede Stelle, die sie erreichen konnten. Dieser Kuss hier war anders, als der heute Mittag. Jetzt stand nur noch das Verlangen im Vordergrund. Doch es war der falsche Ort, die falsche Zeit. Wieder einmal.

Als er den Kuss löste und mit den Lippen über meinen Hals fuhr, schloss ich die Augen und keuchte erneut leise. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Hände sich in sein Haar krallten und ich nie wieder los lassen wollte. Erst als auch Drake sich leise

keuchend zurück lehnte und mich anblickte, kam ich zu mir. 

"Bald wirst du mein Zeichen tragen!"

Seine leise gehauchten Worte drangen zu mir durch und ließen mich erröten. Er wusste gar nicht, wie bald. Ich schon.

Lust muss dir nicht peinlich sein! Es liegt in der Natur der Frau, Lust zu empfinden.

Ich wusste zuerst nicht, wo ich mich befand. Alles um mich herum schien dunkel zu sein, doch als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich zumindest einige Bäume und Büsche erkennen. Dann wurde mir auch bewusst, was hier geschah. Eine Vision. Schon wieder. Gerade hatte ich meine Mittagspause begonnen, als mich diese Vision heim suchte. Langsam ging ich durch den Wald und blickte mich immer wieder um. Was sollte das hier? Was sollte das bedeuten?

Langsam wurde ich nervös und biss mir auf die Unterlippe. Erst als ich einige Meter weiter ging und einige Äste aus dem Weg schob, erkannte ich die Situation. Ich blickte direkt auf eine Lichtung, die vom Mond erleuchtet wurde. Mitten auf dieser Lichtung wälzten sich zwei Menschen auf dem Rasen. Meine Wangen färbten sich rot, weil ich nun an meine letzte Vision denken musste. Das hier schien erneut eine eindeutige Szene zwischen Drake und mir zu sein. Fast musste ich lächeln, als ich nun ein wenig näher trat. Doch etwas hielt mich zurück. Einige Meter von mir entfernt hörte ich Zweige knacken. Zuerst wollte ich nicht darauf achte, doch aus den Augenwinkeln bemerkte ich eine Person.

Oh Gott! Jetzt wurden wir auch noch von jemandem beobachtet. Als wäre die Situation nicht schon peinlich genug in der Öffentlichkeit Sex zu haben, jetzt wurden wir auch noch beobachtet.

Oh mein Gott! Was wurde hier gespielt? Ich blickte die Person neben mir mit großen Augen an, während diese ebenfalls mit schreck geweiteten Augen auf die Szene blickte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schüttelte ihren Kopf. Sie konnte es anscheinend nicht glauben. Ich blickte mir selbst in die Augen, als mein anderes Ich die Szene weiter beobachtete. Sehr langsam ließ auch ich den Blick wieder auf die Lichtung gleiten. Erst jetzt wurde mir klar, was ich hier beobachtete.

Drake wälzte sich dort auf der Lichtung mit einer anderen Frau. Erstarrt ließ ich mich gegen einen Baum sinken und legte eine Hand an die Stirn. Vielleicht würde das gar nicht wirklich passieren. Vielleicht träumte ich das nur, weil ich so unsicher war. Vielleicht... Nein... Ich konnte spüren, dass es kein Traum war. Alles war genau wie beim letzten Mal. Mein anderes Ich konnte mich nicht sehen, genauso wenig wie Drake und diese andere Frau. Als ich nun weiter auf die Lichtung trat und mich zwang die Augen nicht abzuwenden, blutete jedoch innerlich mein Herz. Wieso tat er mir das an?

Diese andere Frau kniete vor Drake, während dieser hinter ihr kniete, sich über

ihren Nacken hermachte und seine Hände über ihren Körper gleiten ließ. Ich schluckte hart und schlang die Arme um mich. Ich musste mich zwingen dieser Frau ins Gesicht zu blicken. Ich musste sie sehen, damit ich sie wieder erkennen konnte. Gott, war sie attraktiv! Es wunderte mich nicht wirklich, dass Drake sie mir vorzog. Sie hatte ein schönes Gesicht mit schmalen Augen und verführerischen Lippen. Ihre Hautfarbe schien natürlich gebräunt zu sein, aber so genau konnte ich es in diesem schwachen Licht nicht erkennen. Nun öffneten sich ihre Lippen zu einem wollüstigen Stöhnen, welches mir eine Gänsehaut bescherte, als Drake in sie eindrang. Kurz ließ ich

meinen Blick zu Drake wandern. Seine Miene war verschlossen. Er hatte die Augen geschlossen und die Lippen aufeinander gepresst. Ich erinnerte mich an seinen Gesichtsausdruck, als wir miteinander geschlafen hatten. Im Gegensatz zu der letzten Vision schien er jetzt viel emotionsloser. Aber was hatte das zu bedeuten? Die Vision löste sich in Luft auf, als mein anderes Ich einen spitzen Schrei ausstieß und die beiden so auf sich aufmerksam machte. Das letzte, was ich sehen konnte, war Drakes um Verzeihung bittende Miene.

So wachte ich auch auf. Jill stand mit weit aufgerissenen Augen neben mir und hatte eine Hand auf meinen Arm gelegt.

"Heather! Ist alles in Ordnung? Du hast so laut geschrien." Jetzt konnte ich meine Umgebung auch wieder klar erkennen. Ich befand mich im Pausenraum des Buchladens. Vor mir auf dem Tisch stand eine umgekippte Tasse mit Kaffee, der sich nun auf dem Tisch verteilte. Ich blickte kurz zu Jill und konnte nur leicht nicken. Erst einmal musste ich das gesehene verdauen. Drake würde mich mit einer anderen Frau betrügen...

"Nun, wenn das so ist. Als ich vorhin kurz hinein geschaut habe, schienst du eingeschlafen zu sein. Hast wahrscheinlich ne anstrengende Nacht hinter dir." Sie zwinkerte mir frech zu. "Wahrscheinlich hast du nur davon geträumt. Ich muss

schon sagen: Irgendwie beneide ich dich ja. Der Kerl ist wirklich verrückt nach dir."

"Ja, vielleicht...", brachte ich nur leise hervor und strich mir das Haar aus dem Gesicht. Langsam stand ich auf um meine weichen Knie zu testen und holte mir dann einen Lappen für den verschütteten Kaffee.

"Ganz bestimmt sogar. Sonst würde er jetzt nicht wieder im Laden rum hängen. Hat er eigentlich nichts zu tun? Ich meine, so oft wie er hier manchmal rum hängt, kommt es mir schon fast so vor..." Den Rest ihrer Worte hörte ich schon gar nicht mehr. Drake war hier. Ich wusste nicht, ob ich jetzt schon stark genug war für eine Begegnung mit ihm. Nicht nach dem, was ich da gerade gesehen hatte. War das

dumm? Konnte ich ihm jetzt schon vorwerfen, was irgendwann mal vielleicht eventuell geschehen würde? Sollte ich mich nicht eher auf den morgigen Abend freuen, wo wir endlich miteinander schlafen würden? Nach meiner letzten Vision würde es morgen Abend soweit sein. In Drakes Haus gab es morgen Abend eine Party. Dann würde es passieren. Mein erstes Mal...

"Also, was ist jetzt? Soll ich deinem Adonis da draußen sagen, dass er sich verziehen soll?", fragte Jill nun doch etwas ungeduldig. Nun blickte ich sie zum ersten Mal an und lächelte leicht. Diese Vorstellung stimmte mich wieder ein wenig milder. Ich stellte mir gerade vor, wie

meine kleine Freundin Jill sich dem bösen Wolf stellte.

"Nein, ich denke das würde nicht viel bringen. Drake lässt sich so leicht nicht ab wimmeln." Obwohl es nett von Jill war, so etwas vorzuschlagen. Sie würde immer zu mir halten. Deswegen stand ich auf und umarmte sie einmal herzlich. Sie stieß einen überraschten Laut aus, weil sie mit so was nicht gerechnet hatte. Eigentlich war ich für solch spontane Zuneigung nicht bekannt. "Danke!", flüsterte ich ihr leise ins Ohr und verließ den Pausenraum.

Sofort fiel mein Blick auf Drake. In Jeans und Lederjacke strahlte er unheimlich viel Sexappeal aus. Es gab kaum eine Frau, die sich im Laden befand und ihn nicht

anschauen konnte. Dafür zog er die Frauen viel zu magisch an. Dabei achtete ich besonderes auf jede einzelne von ihnen. Doch die eine war nicht dabei...

Als er nun seinerseits mich bemerkte und seine grünen Augen auf mich richtete, fing mein Herz an zu hüpfen. Er sah mich an, als wäre ich die Einzige für ihn. Wahrscheinlich war ich das auch, sonst hätte er nicht so lange nach der Richtigen gesucht und gerade mich ausgewählt. Trotzdem verstand ich nicht wirklich, warum das Schicksal mir gerade diesen Mann an die Seite stellte. Mit langen und selbstbewussten Schritten ging er auf mich zu und blieb so dicht vor mir stehen, dass nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen

uns gepasst hätte. Er schlang seine Arme um meine Taille und führte sein Gesicht nah an meines. War dieser Mann wirklich dazu fähig mich zu betrügen? Besitzergreifend presste Drake seine Lippen auf meine. Da ich wie Wachs in seinen Armen wurde, ließ ich es geschehen und schlang meine Arme sogar noch um seinen Nacken. Ich hörte die Frauen im Raum seufzen, doch selbst das störte mich im Moment nicht. Alles was jetzt zählte, war dieser wundervolle Mann, der ganz mir gehörte. Zumindest redete ich mir das ein. Ich wollte mich gar nicht mehr von ihm lösen, bis mich ein Räuspern aus diesem Moment der Lust riss.

Da ich mich nicht vom Fleck bewegt hatte,

stand ich noch im Rahmen der Tür zum Pausenraum. Jill, die die ganze Zeit hinter uns gestanden hatte, war nun Zeugin dieses Spektakels geworden, was mich rot anlaufen ließ. Ich drückte meine Hände gegen Drakes Oberkörper und schob ihn somit ein Stück von mir.

"Mein Gott, Kinder! Nehmt euch ein Zimmer, bevor ihr das ganze Haus in Brand steckt.", kam nur der trockene Kommentar von ihr, als sie sich an uns vorbei schob und sich mit der Hand Luft zu fächelte. Was meine Wangen nur noch roter anlaufen ließ. Verstohlen blickte ich zu Drake auf, dem es nichts auszumachen schien. Im Gegenteil. Er grinste sogar so sexy wie immer und blickte mich an. "Das hört sich

nicht schlecht an. Vielleicht tun wir das sogar." Bei seinen Worten beugte er sich über meinen Hals und bedeckte diesen mit heißen Küssen. Leicht schloss ich die Augen und leckte mir über die trockenen Lippen. Beinahe hätte ich mich wieder fallen gelassen, aber ich konnte mich gerade noch so beherrschen.

"Drake... Warte... Ich... Ich muss.... doch noch arbeiten.." Mein Gestammel klang selbst in meinen Ohren hohl. Doch irgendwie musste ich ihn ja aufhalten. Nach der Vision war ich nicht bereit jetzt schon mit ihm ins Bett zu springen, nicht wenn ich ihn gerade noch mit einer anderen Frau gesehen hatte. Nach einem letzten heißen Kuss auf meinen Nacken, lockerte

er seinen Griff etwas und sah mich an. Es schien fast so, als würden diese Augen direkt in mein Innerstes blicken. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass er etwas ahnte. Dass er irgendwie bescheid wusste. Doch dieser Moment war genauso schnell wieder vorbei, wie er gekommen war.

"Ich warte heute Abend auf dich. In deiner Wohnung. Lass mich nicht zu lange warten!", hauchte er mir gegen die Lippen, ehe er mir einen letzten leidenschaftlichen Kuss aufdrückte. Als er mich los ließ, kam ich mir einsam vor. Als hätte man mir etwas sehr wichtiges genommen. Einen Teil von mir. Drake blickte mich noch kurz an, bevor er sich ab wand und den Laden

verließ. Draußen stieg er auf sein Motorrad und brauste auch schon wieder davon. Die Frauen blickte ihm hinterher. Dann warfen sie mir neidische Blicke zu. Doch mein Gehirn war noch vollkommen benebelt von diesen fantastischen Küssen. Jill stupste mich von der Seite an, sodass ich wieder zurück in die Wirklichkeit kam.

"Manche Frauen würden für so einen Mann töten. Lass ihn dir bloß nicht durch die Lappen gehen!"

Wieder brachte ich nur ein Nicken zustande. Die Blicke bemerkte ich nicht einmal mehr.
 

Um Punkt sieben Uhr schloss ich den Laden ab und machte mich auf den Weg

nach Hause. Eigentlich konnte ich es kaum erwarten Drake wieder zu sehen, aber trotz allem hatte ich diese Bilder in meinem Hinterkopf. Dabei beschäftigte mich besonders Drakes reservierter Gesichtsausdruck. Es schien mir gar nicht seine Art zu sein sich so zu verschließen. Zumindest nicht beim Sex. So ein temperamentvoller Mann würde nicht stillschweigend den Sex genießen.

Irgendetwas musste dahinter stecken, doch im Moment konnte ich das noch nicht sagen.

Es war bereits dunkel, als ich mich auf den Weg nach Hause machte. Doch es war kein langer Weg, sodass ich schon bald das Haus erblickte. Ich kramte meinen Schlüssel

hervor und öffnete die Tür. In der Wohnung kam es mir sehr still vor. Anscheinend war Drake etwas dazwischen gekommen. Natürlich breitete sich in mir zuerst ein Gefühl der Enttäuschung auf. Ich sollte es besser wissen, als mich auf einen Mann zu verlassen, den ich gerade mal zwei Wochen kannte. Seufzend stellte ich meine Tasche ab und zog den Mantel aus. Vielleicht sollte ich mir einfach was zu essen machen und ein schönes Bad genießen. Genau das brauchte ich jetzt nach so einem Tag.

Ich durchquerte die Wohnung und öffnete die Tür zum Schlafzimmer, als ich ihn erblickte. Drake lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen. Er schien

eingeschlafen zu sein, als er auf mich gewartet hatte. Sein Hemd war aufgeknöpft, sodass ich seine muskulöse Brust und seinen Waschbrettbauch sehen konnte. Während ich ihn so betrachtete, fing mein Herz schneller an zu pochen. Ihn so auf meinem Bett liegen zu sehen, schien mir so intim zu sein, als wären wir schon ewig zusammen. Langsam leckte ich mir über die Lippen und trat näher zum Bett heran. Er war die pure Versuchung, wie er hier auf dem Bett lag. Eine Versuchung, der auch ich mich nicht entziehen konnte. So setzte ich mich auf den Rand des Bettes und blickte ihm ins Gesicht. Er wirkte jetzt gerade so verletzlich, dass er kaum vergleichbar war mit dem Mann am Tag.

Auch das ließ mein Herz höher schlagen. Ich streckte meine Hand aus und strich ihm mit den Finger leicht über die Wange und das Kinn. Mein Blick wanderte dabei erneut über seinen Körper und ich spürte ein ungewohntes Gefühl in mir aufsteigen. Verlangen. Verlangen nach diesem einen Mann, der mit keinem anderen vergleichbar war.

Plötzlich schlug er seine Augen auf, packte mich bei den Armen und warf mich auf den Rücken. Ich stieß einen erschrockenen Schrei aus und blickte mit großen Augen zu ihm auf. Ich lag flach auf dem Rücken, während er sich über mich beugte und mich jetzt erst zu erkennen schien.

"Heather!", hauchte Drake leise und setzte

wieder mal seinen verführerischen Blick auf. Ein Schauer ging durch meinen Körper und ich konnte mich ihm nicht entziehen.

"Drake...", hauchte ich genauso leise und ließ mich entspannter in die Kissen sinken. Er schien zu merken, wie empfänglich ich für ihn war, denn ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er mich auch schon küsste. Stöhnend gab ich mich ihm hin und ließ meine Hände über seine Schultern gleiten. Ich krallte meine Hände in sein Hemd, als Drake meine Beine spreizte und sich dazwischen legte. Nun konnte ich deutlich seine Erregung spüren, die sich jetzt schon sehr groß anfühlte. Sein Kuss nahm mir den Atem. Keuchend wand ich mich unter ihm. Wie jedes Mal,

wenn er mich berührte, war ich Wachs in seinen Armen. Seine Hände glitten über meinen Körper und schoben das Oberteil über meine Brüste. Als sein Blick über meine Brüste in dem knappen BH wanderte, überzogen sich meine Wangen mit einem leichten Rot. Es war das erste Mal, dass ein Mann mich mit so viel Verlangen anblickte. Sofort wurden seine Hände durch seine Lippen ersetzt, sodass er mein Dekolleté mit heißen Küssen bedeckte. Als er den BH herunter schob und seine heißen Lippen um meine Brustwarze schloss, stand ich in Flammen. Ich hätte niemals erwartet, dass ein Mann mir solche Lust verschaffen konnte. Im Nu hatte Drake mir das Shirt über den Kopf gezogen, den BH einfach

aus dem Bett geworfen und machte sich nun über meine Hose her. Auch diese blieb nicht lange an ihrem Platz, sondern gesellte sich zu den anderen Kleidungsstücken auf dem Boden. Er hatte ebenfalls nur noch seine Jeans an, sodass meine nackten Brüste sich an seinem Oberkörper rieben, als wir uns erneut leidenschaftlich küssten. Unsere Körper passten perfekt zueinander, als wären wir wirklich füreinander geschaffen. Daran musste ich glauben. Und für einen Moment hatte ich wirklich das Gefühl, dass meine komischen Visionen nur Einbildung waren. Jetzt würde es passieren. Deswegen konnte es einfach nicht stimmen.

Drake löste sich von meinen Lippen, küsste sich an meinem Körper herunter. Meine

Hände krallten sich in seine Haare und zogen ihn näher zu mir heran. "Drake... bitte..." Eine ungeahnte Hitze staute sich in meinem Inneren und wollte frei gelassen werden. Ich schloss meine Augen und warf den Kopf in den Nacken. Er strich mit seinen Lippen über meinen Bauch und alles in mir zog sich zusammen. Was hatte er vor?

"Warte... was... was hast du vor?"

Drake legte seinen Kopf auf meinen Unterleib und blickte mich grinsend an. "Warts nur ab, meine Süße. Ich werde dich auf ungeahnte Wege führen. Vertrau mir und genieße es einfach!" Ich vertraute ihm, aber trotzdem konnte ich die klitzekleine Angst nicht verbergen. Ein wenig zittrig

lächelte ich und brachte ein Nicken zustande. Ich biss mir auf die Unterlippe und wartete einfach ab. Ich konnte schon gar nicht mehr hinblicken, weil ich so nervös war. Als Drake meine Beine noch weiter spreizte, kniff ich die Augen zusammen. Oh Gott, wie peinlich!! Ich legte mir die Arme vor die Brust, presste eine Hand auf meinen Mund und wandte den Kopf zur Seite. Er riss mir einfach den Slip herunter und ich konnte gerade noch sehen, wie das rote etwas auf dem Boden landete, als ich die Augen aufriss. Doch anstatt seine Hose auszuziehen, beugte Drake sich hinunter und... Überrascht stöhnte ich auf, als ich seine nasse Zunge spüren konnte, die mich an meiner

empfindlichsten Stelle reizte. Auch seine Finger konnte ich spüren, aber eigentlich stand nur dieses unbeschreibliche Gefühl an erster Stelle. Es war mir gar nicht so wichtig, was er tat, solange er nur nicht aufhörte. Ich stöhnte seinen Namen, wand mich hemmungslos auf dem Bett und krallte mich mit einer Hand in seinem Haar fest. So kannte ich mich gar nicht. So hemmungslos und leidenschaftlich. War das wirklich ich? Drake hörte nicht auf mich zu berühren und reizte mich immer weiter mit seiner Zunge. Als er mit seinem Finger ein Stück in mich drang, stieß ich einen überraschten Laut aus. Schon im nächsten Moment schienen Sterne um mich herum zu explodieren. Mein Körper bäumte sich ein

letztes Mal auf, bevor ich ins Schwarze eintauchte...

Erst sehr viel später kam ich wieder zu mir und öffnete langsam die Augen. Ich lag in Drakes Armen, der die Decke um uns gelegte hatte. Mein Kopf lag auf seiner nackten Brust und ich kuschelte mich an ihn. "Drake?" Oh Gott! War das etwa meine Stimme, die sich so heiser und sinnlich anhörte. Leicht räusperte ich mich, ehe ich mich aufsetzte und auf Drake herunter blickte. Er wirkte mehr als zufrieden, doch verstehen tat ich es nicht. "Was.. was ist passiert?"

Nun setzte auch er sich auf und legte seine Hand an meine Wange. "Meine süße, unschuldige Heather! Du bist ohnmächtig

geworden." Er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und ich spürte erneut das Verlangen durch meinen Körper schießen.

"Ohnmächtig?", brachte ich ein wenig atemlos hervor und legte mir eine Hand auf die Stirn, während ich meine andere Hand auf seinen Oberkörper legte und etwas zurück schob. "Aber ich habe doch nichts..." Ich hatte keine Vision. Wieso war ich dann trotzdem ohnmächtig geworden? Außerdem hatte ich erst heute Mittag eine Vision. So schnell hintereinander waren sie noch nicht gekommen.

Drakes leises Lachen brachte mich wieder zurück aus meinen Überlegungen. Er schien wirklich mehr als zufrieden mit sich zu

sein. Er legte eine Hand an meinen Hals und küsste mich erneut innig. "Du bist ohnmächtig geworden...", murmelte er an meinen Lippen. "... weil du einen Orgasmus hattest, Baby. Ich schätze, es war etwas zu viel für dich." Ein Orgasmus? Dieses unbeschreibliche Gefühl war ein Orgasmus gewesen? Ich konnte spüren, wie meine Wangen brannten bei diesem Gedanken. Das war doch mehr als peinlich, oder? "Lust muss dir nicht peinlich sein! Es liegt in der Natur der Frau, Lust zu empfinden. Und ich werde dafür sorgen, dass du noch viel mehr Lust empfinden wirst." Nachdem er mit seiner Hand einmal über meinen Körper gestrichen war, ließ er sich zurück in die Kissen sinken und zog

mich mit sich. "Aber nicht heute. Heute musst du dich erst mal ausruhen. Morgen wird ein anstrengender Tag für dich werden. Du wirst viele neue Leute kennen lernen."

Drake zog erneut die dünne Decke über uns beide und ich schmiegte mich glücklich an seine Brust. Es war das erste Mal, dass er bei mir blieb und hier übernachtete. So fühlte es sich also an, wenn man ein ganz normales Paar war. Ich stieß einen leisen Seufzer aus und schloss die Augen. "Okay. Gute Nacht!"

Heute Nacht war alles so, wie es sein sollte. Ich befand mich in Drakes Armen und wollte nirgendwo anders sein. Die Vision von heute war vergessen. Ich konnte

auf die Zukunft verzichten, wenn alles so blieb wie es war...

Was war denn angeblich so viel wichtiger als deine Gefährtin?

Ich war nervös. Mehr als das. Ich stand kurz vor einer Panikattacke. 

Wie sollte ich den heutigen Abend nur überstehen? Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass heute meine Vision wahr werden würde, stand ich noch vor einem ganz anderen Problem. Das Rudel würde sich in Drakes Haus treffen. Zwei Wochen waren seit jenem Tag vergangen, als Drake in den Laden gekommen war. Jeden Tag hatten wir seit dem zusammen verbracht und waren uns ein wenig näher gekommen. Langsam konnte ich meine Schüchternheit ablegen, aber seine Nähe brachte mich

immer noch aus dem Konzept. Wirklich glauben konnte ich das alles noch nicht. Das würde vermutlich noch einige Zeit dauern. 

Bereits seit zwanzig Minuten stand ich vor dem Spiegel und konnte mich nicht entscheide, was ich tragen sollte. Diesen besonderen Abend wollte ich auf keinen Fall verderben. Ich verstand noch nicht alle Vorgänge in einem Rudel, aber ich wollte auf keinen Fall etwas falsch machen. Also überprüfte ich zum gefühlten tausendsten Mal mein Outfit. Leicht wand ich mich zur Seite und begutachtete mein knielanges, braunes Kleid. Es hatte lange Ärmel und einen runden Ausschnitt, der ein wenig von meinem üppigen Dekolleté erahnen ließ.

Ich fand mich hübsch und der Blick, der mir die ganze Zeit gefolgt war, bestätigte meine Meinung. 

Drake hatte meine kleine Modenschau geduldig beobachtet und kein Wort gesagt, als ich immer wieder mit anderen Outfits vor den Spiegel getreten war. Nur sein Blick sagte mir alles, was ich wissen wollte. Locker, wie es schien, lag er auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die lange Beine von sich gestreckt. Sein dunkler Blick ließ mich erschaudern. Leicht fuhr ich mir mit der Zunge über die trockenen Lippen. Plötzlich konnte ich heute Abend gar nicht mehr erwarten. 

„Wie findest du es?“ Ich wand mich ihm zu

und ging ein paar Schritte zum Bett. Jetzt bemerkte ich auch, dass er gar nicht so entspannt war, wie er tat. Sein Bizeps war angespannt. Sein Atem war unregelmäßig. Mein Anblick allein hatte das bei ihm bewirkt?

Langsam löste er seine starre Haltung und rutschte zum Ende des Bettes. Dabei ließ er mich nicht aus den Augen. Mein Herzschlag erhöhte sich. Ich konnte kaum atmen, als er aufstand und kurz vor mir stehen blieb. Ganz leicht fuhr er mit den Fingerspitzen über meine Seiten. Beginnend bei meinen Brüsten, die er aber kaum berührte. Meine Taille. Meine Hüften. Am Ende ließ er seine Hände auf meinem unteren Rücken liegen. Leicht

wandte er den Kopf zur Seite und näherte sich meinem Hals. Ich konnte seinen Atem auf der Haut spüren und seufzte leise, als er tief einatmete. 

„Mir ist vollkommen egal, was du trägst. Dein Duft...“ Wieder atmete Drake tief ein. „Ist alles, was ich brauche.“ Ein leichter Kuss knapp unter meinem Ohr untermalte seine Worte, die mich ganz schwach werden ließen. Langsam hob ich meine Hände und legte sie auf seinen Oberkörper. Natürlich war er bereits fertig angezogen, sodass er es sich hatte leisten können, mir so lange zu zuschauen. Die schwarze Leinenhose passte perfekt zu seinem dunkelroten Hemd, welches er nicht ganz zugeknöpft hatte. Dieser Körper ließ mich

erzittern. Leicht biss ich mir auf die Unterlippe und begegnete seinem heißen Blick, als er den Kopf hob. 

„Drake... Sag doch so was nicht!“ Wie sollte ich einen klaren Kopf behalten, wenn er solche Dinge sagte? Das war einfach nicht fair. 

Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Ich sage nur die Wahrheit. Ich werde aufpassen müssen, dass kein anderer Mann dir zu nahe kommt. Du weißt gar nicht, wie verführerisch du bist. Aber das kann mir nur recht sein.“ 

Das ließ mich leicht erröten. Glaubte er das wirklich? Ich wollte für keinen anderen Mann verführerisch wirken. Er war der einzige, der mich interessierte. 

„Aber genug Zeit verschwendet. Wir müssen los, wenn wir rechtzeitig da sein wollen”, sagte er plötzlich entschieden, drückte mir einen fast keuschen Kuss auf die Lippen und fasste mich an der Hand. Drake hatte mich von der Arbeit abgeholt, damit ich mich Zuhause umziehen konnte. Jetzt mussten wir uns beeilen, damit wir nicht zu spät kamen. So schnappte ich mir schnell meinen Mantel und meine Handtasche und folgte Drake zum Auto. 

 

Die Party war im vollen Gange als wir am Haus ankamen. Damit hatte ich nicht gerechnet. War es denn schon so spät? Doch Drake schien deswegen nicht beunruhigt zu sein. Ich stieg aus dem Auto

und sah mich um. Um uns standen weit weniger Autos als ich erwartet hatte. Von innen drang laute Musik und viel Gelächter zu uns. Einige standen draußen auf der Veranda, unterhielten sich, tanzten und tranken aus Plastikbechern. Drake nahm mich bei der Hand und zog mich mit sich zum Haus. 

Ich zitterte. Ich biss mir auf die Unterlippe. Mir war schlecht. Wie sollte ich diesen Abend überstehen? Ich verstand mich nicht auf Small Talk und fremden Leuten gegenüber zu stehen war nicht mein Ding. Am liebsten hätte ich mich aus seinem Griff gelöst und wäre wieder nach Hause geflüchtet. Zurück in meine sichere Welt. Zurück zu meinen Büchern. Sie

urteilten nicht über mich. Sie lachten mich nicht aus. Aber was würden Drakes Freunde von mir halten? Ich war nicht gut genug für ihn. Das war es doch, was sie denken würden.

Ohne meinen inneren Konflikt zu bemerken, führte Drake mich meinem schlimmsten Alptraum entgegen. Wir stiegen die Stufen zur Veranda hinauf und sogleich wurden wir von mehreren Leuten umringt. Unbewusst drängte ich mich näher an ihn. Ich versuchte mich in den Hintergrund zu drängen um zu beobachten. Ich konnte die Bewunderung in den Augen der Menschen sehen, als sie Drake ansahen und ihn begrüßten. Bevor er aber die Chance hatte mich ihnen vorzustellen,

wurde unser Griff gelöst und sie zogen ihn mit ins Haus. Unschlüssig blieb ich stehen, als er mir noch einen kurzen Blick über die Schulter zu warf und dann im Haus verschwand. Unsicher legte ich eine Hand auf meinen Arm und biss mir erneut auf die Unterlippe. Dieser Abend würde eine Katastrophe werden. 

Eine Stunde...

Eine ganze Stunde stand ich nun in einer Ecke einer Party auf der ich niemanden kannte. Niemand beachtete mich. Keiner versuchte Kontakt zu mir auf zu nehmen. Das hier war viel schlimmer, als ich es mir gedacht hatte. Am Anfang hatte ich mir aus der Küche einen der vielen Becher genommen, die bereits gefüllt auf dem

Tisch standen. Dieser war noch fast voll und mit Sicherheit schon warm. Die Menschen um mich herum tanzten ausgelassen und amüsierten sich. Ich beobachtete ein Paar, das sich ziemlich wild auf der Tanzfläche bewegte. Für mich sah es aus wie Sex, aber keiner der anderen Anwesenden schien sich daran zu stören. Zu meiner Schande musste ich eingestehen, dass ich noch nie auf so einer Party war. Daher hatte ich keinen Vergleich, ob dieses Verhalten üblich oder nur unter Werwölfen normal war.  Drake konnte ich nirgends sehen. Ich reckte meinen Hals, hoffend ihn irgendwo in der Menge entdecken zu können. Aber nichts. Hatte er mich schon vergessen? 

Resigniert ließ ich mich gegen die Wand sinken und seufzte leise. Ich hätte wirklich Zuhause bleiben sollen. Ganz in Gedanken versunken bemerkte ich nicht, wie sich jemand neben mich an die Wand lehnte. 

„Warum stehst du hier so alleine rum?“ 

Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte den Mann an. Er hatte dunkelblondes Haar, welches sehr kurz geschnitten war. Seine blauen Augen blickten mich fragend an. Er lehnte locker mit der Schulter an der Wand und hielt eine Bierflasche in der Hand. Den Kampf vor einigen Tagen sah man ihm nicht mehr an. 

„Wo ist mein Bruder?“, fragte Therry mich weiter und trank einen Schluck aus seiner

Flasche. Obwohl er zwei Jahre jünger war als ich, überragte er mich um einiges. Er war schon immer nett zu mir gewesen und wir hatten uns in den letzten zwei Woche einige Male gesehen. Bei jeder Gelegenheit versuchte er mich zum Lachen zu bringen. So auch jetzt. 

Ich wandte meinen Blick von ihm ab und blickte in meinen Becher. „Ich weiß nicht“, gab ich leise zu und schlang meine Finger etwas fester um den Becher. In diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr als unsichtbar zu sein. Ich kam mir so fehl am Platz vor. Ich gehörte nicht hier her. 

Therry sah mich einige Sekunden stumm an. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen und wurde dadurch noch nervöser. Was

würde er dazu sagen? Nichts, wie sich schon bald heraus stellte. Er nahm mir den Becher aus der Hand und stellt ihn neben sich auf einen kleinen Tisch. „Was...?“ Doch er ließ mich gar nicht weiter reden. Auch seine Flasche hatte er abgestellt und ergriff nun meine Hand, als er mich auch schon ins Gedränge zog. Ich war sprachlos, wusste nicht, was er vorhatte, aber ließ es einfach geschehen. Als er mich zu sich herum drehte und an sich zog, wusste ich es. Mitten auf der Tanzfläche. Wir standen zwischen vielen anderen Menschen mitten auf der Tanzfläche. Mein Gesicht lief rot an, als Therry anfing sich im Rhythmus der Musik zu bewegen und mich dabei mit zog. Meine Hand krallte sich dabei in den Stoff

seines Hemdes, während ich mein Gesicht an seiner Schulter vergrub. Sein leises Lachen ließ mich noch roter werden. 

„Jetzt entspann dich doch einfach. Wir tanzen nur ein wenig. Ich kann doch nicht zulassen, dass du zurück in die Stadt gehst und erzählst, du wärst noch nie auf einer so langweiligen Party gewesen.“ Nun konnte auch ich ein Schmunzeln nicht mehr unterdrücken. Er konnte so süß sein. Sein Atem streifte dabei leicht meinen Nacken, weil ich ihn sonst bei der lauten Musik nicht verstanden hätte. Er war mir sehr nah, aber das ließ mein Herz nicht höher schlagen. Nicht so wie bei Drake... Bei dem Gedanken an ihn versteifte ich mich sofort wieder. Er hatte mich schon

vergessen. Keine fünf Minuten im Kreise seines Rudels und schon war ich Luft für ihn. Therry schien meine versteifte Haltung gespürt zu haben, denn ohne auf alle anderen in unserer Nähe zu achten, wirbelte er mich herum und zog mich im nächsten Moment schon wieder an mich. Er war ein guter Tänzer. Seine Bewegungen waren flüssig und elegant zugleich. 

„Hat man dir heute Abend schon gesagt wie heiß du aussiehst? Mein Bruder ist ein Idiot, wenn er dich allein lässt.“ Er wollte nett sein. Das war die einzige Erklärung für seine Worte. Seine Hand lag warm auf meiner Taille. Die ganze Zeit hatte er nicht aufgehört sich zu bewegen und so langsam entspannte auch ich mich in seinen Armen.

Ich bewegte mich ebenfalls zur Musik und schloss die Augen. Ich weiß, ich sollte den Moment genießen. Mir sollte egal sein, was die anderen dachten und einfach meinen Spaß haben. Drake sollte mir gestohlen bleiben und das sollte ich ihm auch ins Gesicht sagen. Ich würde mich nicht mit ihm abgeben, wenn er sich für mich schämte. Doch so war ich nicht. Das war nicht meine Art. Ich würde stillschweigen wahren und diese Vorfall nicht erwähnen. Innerlich machte es mich fertig, dass ich nicht gut genug für Drake war. Therry lenkte mich ein wenig von meinem Kummer ab. 

Als das Lied vorbei war, zog er mich weiter in die Küche, wo wir uns was zu

trinken nahmen. Nun durstig vom Tanzen, nahm ich einen großen Schluck aus dem Becher. Therry beobachtete mich belustigt. Ich stand vor dem großen Tresen in der Mitte der Küche, während er sich mit dem Ellbogen darauf abstützte und den Kopf in die Hand legte. Hin und wieder nahm er einen Schluck aus seiner Flasche. 

„Siehst du, so schlimm war es doch gar nicht. Du kannst auch ohne den Miesepeter Spaß haben“, sagte er leise und legte eine Hand auf meinen unteren Rücken. Dabei sah er mich lächelnd an. Es war kaum jemand in der Küche, sodass wir sozusagen allein waren. Ich fand seine Nähe sehr beruhigend. Er strahlte so viel Ruhe und Selbstvertrauen aus, dass ich mich in seiner

Nähe sehr wohl fühlte. Für sein Alter war er viel reifer, als die meisten. 

„Du hast recht. So schlimm war es gar nicht. Du bist ein sehr guter Tänzer.“ Auf meinen Lippen lag ein zaghaftes Lächeln, als ich ihm antwortete. 

„Natürlich. Hast du etwas anderes erwartet?“

Ich lachte „Du bist ganz schön arrogant für dein Alter. Deswegen gerätst du auch ständig in irgendwelche Kämpfe. Das wird dir irgendwann das Genick brechen.“ 

„Hey, das ist nicht meine Schuld! Ich werde provoziert. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.“

Wieder musste ich lachen. Niemand würde ihm diese Unschuldsnummer abnehmen. Er

war einfach noch jung und sein Temperament ging oft mit ihm durch. Aber wie er versuchte ein noch ernsteres Gesicht zu machen, ließ mich noch lauter lachen. Nach einigen Sekunden gab er es auf und stimmte in mein Lachen ein. 

„Ihr scheint euch gut zu amüsieren“, kam es auf einmal von hinten. Überrascht wandten wir beide unsere Köpfe nach hinten und sahen Drake im Türrahmen stehen. Seine Lippen waren fest zusammen gepresst, als er auf Therry‘s Hand blickte, die immer noch auf meinem Rücken lag. Doch anstatt die Hand nun weg zu nehmen, ließ er sie genau dort liegen. Als ihre Blicke sich trafen, erschauderte ich leicht. Leise Musik aus dem Wohnzimmerdrang zu

uns, aber in der Küche war es still. Die Spannung schien zu steigen, als Drake die Augen zusammen kniff und auf uns zukam. Noch immer zog Therry seine Hand nicht zurück. Ich stand wie erstarrt da und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Es war eindeutig, dass Drake die Situation falsch bewertet hatte. Aber Therry tat nichts um das Missverständnis aufzuklären. Warum nicht? 

Drake packte ihn am Handgelenk und stieß seine Hand von mir. Sogleich legte sich sein Arm um meine Taille und zog mich an seinen harten Körper. Ich legte ein wenig unsicher meine Hände auf seinen Oberkörper und blickte zu ihm hoch. Doch er beachtete mich nicht. Noch immer ließen

die Brüder sich nicht aus den Augen. Ich blickte über meine Schulter zu Therry. Schließlich wandte er den Blick ab und sah mich an. Musterte meine Haltung. Leicht biss ich mir auf die Unterlippe und wandte mich von ihm ab. Nun wandte Drake sich endlich mir zu und strich mit einer Hand über mein Haar. 

„Tut mir leid, dass ich dich habe stehen lassen. Ich musste mich um etwas kümmern“, erklärte er mir sein Verhalten von vorhin. Ich nickte nur leicht, als Zeichen, dass ich verstand. Natürlich war ich enttäuscht, aber das würde ich ihm nicht sagen. Aber Therry sah das anscheinend anders. 

„Was war denn angeblich so viel wichtiger

als deine Gefährtin?“ Ich wandte meinen Kopf als ich die anklagenden Worte hörte und schüttelte den Kopf. Er schien erschrocken angesichts meiner zurückgekehrten Schüchternheit und presste die Lippen aufeinander. Leicht nickte er und richtete sich auf. Nach einem letzten Blick auf seinen Bruder ging er zum Ausgang. 

„Das ist noch nicht vorbei“, rief ihm Drake hinterher kurz bevor er die Küche verlassen hatte. Dieser blieb kurz stehen, ehe er die Küche verließ. 

Ich konnte nicht glauben, was gerade hier abgelaufen war. Ich verstand es nicht. Sollten sich Brüder untereinander so benehmen? Eigentlich nicht. Ich kannte nur

das liebevolle Gezanke meiner Brüder, was in keinem Fall dieser Spannung ähnelte, die ich zwischen Drake und Therry gespürt hatte. Das gefiel mir gar nicht. 

Ein Kuss auf die Schläfe riss mich aus meinen Gedanken. Drakes Nähe ließ mein Herz augenblicklich höher schlagen, obwohl ich mich bei ihm nicht so wohl fühlte wie bei seinem Bruder. Meine Gefühl ihm gegenüber machten mir Angst. Sie waren so stark, dass ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Dafür war ich viel zu unerfahren. 

„Lass uns zurück gehen. Ich will mit dir tanzen. Das habe ich dir versprochen.“ Seine raue Stimme sandte Schauer über meinen Rücken, zusätzlich zu seiner

Berührung ließ er mich ganz schwach werden. 

„Ja. Das klingt gut.“ 

Er zog mich zurück in seine Welt. Eine Welt, die mir vollkommen fremd war und bei der ich mir nicht sicher war, ob ich mich jemals in ihr zu recht finden würde.

 

Doch die Party wurde auch jetzt nicht besser. Nachdem wir die Küche verlassen hatten, verfolgten uns sogleich die Blicke aller und dem war ich mir schmerzlich bewusst. Drake hielt meine Hand, aber das vertrieb meine Nervosität nicht. Ich konnte mich einfach nicht entspannen. Er zog mich weiter zur Tanzfläche und drückte mich an seine breite Brust. An den Rest des

Abends konnte ich mich nur dunkel erinnern... 

Viele Leute wollten etwas von Drakes. Mich beachteten sie kaum, aber das schien er nicht wahrzunehmen. Zumindest wich er nicht mehr von meiner Seite. In der Menge konnte ich kein bekanntes Gesicht ausmachen. Dieser Abend war eine Katastrophe.

 

Es war sehr spät, oder besser gesagt früh, als wir endlich wieder zu zweit waren. Wie automatisch fing ich an aufzuräumen. Sammelte die leeren und noch halb vollen Becher ein. Schichtete das übrige Essen auf einen Teller und stellte es in den Kühlschrank. Ich musste etwas tun. Ich

musste mich irgendwie ablenken, damit ich nicht weiter über diesen Abend nach denken musste. Ich war nicht die Richtige. Das musste doch Drake endlich einsehen. 

Als ich gerade den Kühlschrank schloss, konnte ich seine Schritte hören. Einige Sekunden sahen wir uns an. Sein Blick glitt über meinen Körper. Mein Herz schlug schneller. Ich musste den Blick abwenden, als ich das Glühen in seinen Augen sah und er auf mich zu kam. Er stellte sich seitlich zu mir und umschlang mich mit seinen starken Armen. Ich konnte nicht anders. Ich ließ mich gegen ihn sinken und schloss die Augen. Mein Kopf lag auf seiner Brust, sodass ich sein kräftiges Herz schnell schlagen hören konnte. Auch er war nicht

so gelassen, wie man glauben könnte. Ich fühlte wie er sich hinunter beugte und mit seiner Nase durch mein Haar fuhr. Er atmete tief ein und ich hörte ihn leise seufzen. Er entspannte sich, als würde auch von ihm die Last des Abends abfallen. 

„Lass uns nach oben gehen!“ 

Drakes tiefe Stimme ließ mein Herz rasen. Nach oben. Es würde passieren. Doch etwas in mir sträubte sich dagegen. Ich war noch nicht bereit dafür. Dieser Abend hatte Spuren hinterlassen. Ich konnte nicht mehr so blauäugig durch die Welt gehen und glauben, dass alles gut werden würde. So einfach war das nicht. 

Er trat einen Schritt zurück und sah mir in die Augen. Er wollte meine Zustimmung.

Er wollte mir klar machen, was er im Sinn hatte. Dass es kein Zurück mehr geben würde, wenn wir erst einmal im Schlafzimmer waren. Ich wollte den Kopf schütteln, wollte einen Schritt zurück gehen. Aber ich konnte nicht. Konnte es nicht. Stattdessen sah ich ihn stumm an und nickte leicht. Mehr brauchte er nicht. Seine Hand schloss sich fest um meine und führte mich nach oben. Meinem Schicksal entgegen!

Zweifel niemals an meinem Verlangen!

Mein ganzer Körper kribbelte. Ich war wund an Stellen, von denen ich vorher nicht mal etwas geahnt hatte. Aber es war ein süßer Schmerz. Sonnenstrahlen fielen auf mein Gesicht und weckten mich langsam. Ich wollte noch nicht aufstehen. Nicht der Wirklichkeit ins Gesicht blicken und erkennen, was ich letzte Nacht mit Drake gefühlt hatte. Was er mich hatte fühlen lassen. Ich öffnete die Augen und blickte auf die leere Stelle neben mir. Drake war nicht da. Ich lag allein in dem großen Bett, in dem er mir die Unschuld genommen hatte. Mein Gesicht wurde rot bei dem Gedanken. Ich

war nicht mehr unschuldig. Noch etwas verschlafen setzte ich mich auf und drückte dabei die Decke an meine nackte Brust. Wieder ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Ich entdeckte mein Kleid auf dem Boden, genauso wie meine Unterwäsche. Achtlos hatte Drake sie von sich geworfen, als er mich entkleidet hatte. Ich wollte sie nicht wieder anziehen, aber ich hatte nichts anderes dabei. Daher hatte ich keine Wahl. Ich stieg aus dem Bett und sammelte sie ein. Ich wusste nicht, wo Drake war, denn ich hörte kein Geräusch von unten, als ich auf den Flur trat. Das Kleid an die Brust gedrückt, lief ich ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir. Unter der

Dusche wanderten meine Gedanken automatisch zurück. Die letzte Nacht war für mich sowohl aufregend wie auch sehr verwirrend gewesen. Das lag an meiner ersten Vision. Der Vision von unserer ersten gemeinsamen Nacht. Sie stimmte. Bis ins Detail. Alles war so gekommen, wie ich es gesehen hatte. Und das machte mir Angst, denn sofort musste ich an die zweite Vision denken. Sie würde sich ebenfalls bewahrheiten. Obwohl ein kleiner Teil in mir weiterhin hoffte, dass sie nur meiner eigenen, kranken Fantasie entsprungen war. Meiner Angst nicht gut genug für Drake zu sein und ihn zu enttäuschen. War die letzte Nacht für ihn genauso berauschend gewesen wie für mich? Aber wieso war er dann

schon fort? Hatte er es nicht erwarten können von mir weg zu kommen? Nach dem gestrigen Abend konnte ich es ihm nicht mal verübeln. Die Party musste ihm die Augen geöffnet haben, dass ich nicht die Richtige war. Aber wieso hatte er dann mit mir geschlafen? Ich zuckte mit den Schultern. Er war ein Mann, aber erklärte das alles? Verzweifelt schloss ich die Augen, während das Wasser über meinen Körper lief. Da war sie wieder. Meine Unsicherheit. Ich konnte sie einfach nicht ablegen. Dieser Mann, der mich gewählt hatte, ob freiwillig oder nicht, war mir noch immer ein Rätsel. Er war das komplette Gegenteil seines Bruders. Therry war ein kleiner

Lichtblick am vergangenen Abend gewesen. Aber die Feindseligkeiten zwischen den beiden gefiel mir nicht. Ich wusste nicht, woher sie kam und was der Grund dafür war. Ich würde Drake nicht fragen. Ich wusste nicht einmal, ob er mir antworten würde. Ich schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Ich grübelte zu viel. Meine Gedanken rasten von einem Problem zum nächsten. Ich würde sie nicht alle lösen können. Ich wäre schon froh, wenn ich ein einziges lösen könnte. Aber im Moment waren keine Antworten in Sicht. Ich drehte das Wasser ab und öffnete mit geschlossenen Augen die Schiebetür der Duschkabine. Als ich nach dem Handtuch

griff, konnte ich es nicht ertasten. Hatte es nicht gerade noch dort gelegen? Ich strich mir das Wasser aus dem Gesicht und öffnete die Augen. „Suchst du vielleicht das hier?“ Drake. Ich riss die Augen auf und begegnete seinem Blick. Er hielt das Handtuch in der Hand und hatte den Kopf leicht auf die Seite gelegt. Seine Augen wanderten über meinen Körper, der sofort reagierte. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Meine Brustwarzen richteten sich auf. Zwischen meinen Beinen kribbelte es. So leicht konnte er meinen Körper manipulieren und ich konnte nichts dagegen tun. Schnell drehte ich mich zur Seite und legte einen

Arm über meine Brüste, damit ich seinem Blick nicht mehr so ausgesetzt war. Egal, was wir letzte Nacht getan hatten. Hier im hellen Badezimmer war es etwas komplett anderes. „Danke!“ Ich wollte erneut nach dem Handtuch greifen, aber das ließ er nicht zu. Er zog einfach seine Hand zurück, die das Handtuch hielt und musterte mich weiterhin. Langsam breitete sich eine Röte auf meinen Hals aus, die sich zu meinem Gesicht hoch arbeitete. Ich presste die Lippen aufeinander und wandte den Blick ab. „Drake, bitte! Würdest du mir endlich das Handtuch geben? Mir ist kalt.“ Das war

eine glatte Lüge, aber das war es mir wert. Ich wollte mich vor ihm nicht erniedrigen. „Dir ist also kalt? Ich bin sicher, dagegen können wir etwas unternehmen“, sagte er leise, ließ das Handtuch nun komplett fallen und trat auf mich zu. Bevor ich irgendwie reagieren konnte, schlang er die Arme um meine Taille und drückte mich an sich. Erschrocken riss ich die Augen auf und sah zu ihm hoch. „Lass mich los! Du wirst ganz nass.“ „Das stört mich nicht. Vielleicht brauche ich nach letzter Nacht eine kleine Abkühlung.“ Seine Lippen strichen leicht über meine Wange, als er die Worte aussprach. Sofort wurde das Kribbeln zwischen meinen

Beinen stärker. Meine Hände lagen auf seinem Oberkörper. Der weiche Stoff seines Hemdes wurde gegen meine Brüste gedrückt. Seine Hand lag eng um meine Taille, während die andere federleicht über meinen Po strich. Ein absoluter Angriff auf meine Sinne. Ich war wie benebelt, als ich seinen Duft einatmete. „Ich...“, brachte ich leise heraus und räusperte mich. „Wo bist du gewesen?“ Er hörte nicht einmal auf mich zu streicheln, als ich ihm diese Frage stellte. Kein schuldbewusstes Zusammenzucken. Kein Innehalten. Als wäre es nicht schlimm gewesen, dass ich heute Morgen allein aufgewacht war. „Möchtest du jetzt darüber reden? Ich hatte

etwas anderes im Sinn.“ Seine tiefe Stimme. Dieser Mann war Sex pur. „Wir können doch nicht den ganzen Tag im Bett verbringen.“ „Wer sagt denn, dass wir es im Bett tun müssen?“ Das ließ mich verstummen und führte mir mal wieder vor Augen, wie erfahren er war. Meine Gedanken wanderten wieder zu meinen Visionen. Drake mit einer anderen Frau. Würde das wirklich passieren? Ich senkte den Kopf. Ich wollte das nicht sehen. Wie sollte ich diesen Anblick verkraften? „Hey! Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Er legte mir eine Hand unter das Kinn und hob mein Gesicht seinem entgegen. Seine

grünen Augen fixierten mich und schienen jedes Detail einzusaugen. Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte, presste er seine Lippen auf meine und machte damit jede Diskussion zunichte. Ich schloss die Augen, gab mich seinem Kuss hin. Wie konnte ich es auch nicht tun? Drake wusste, was er tat und ich hatte nicht die Kraft ihm zu widerstehen. Seine Hände erforschten weiterhin meinen Körper und schienen jede einzelne Stelle in Brand zu setzen. Ich brannte. Für diesen Mann. Es war unbeschreiblich. Meine Brustwarzen richteten sich vor Erregung hart auf, in meinem Schoß pulsierte es heftig. Der Kuss wurde immer wilder. Von Lust überwältigt, gab ich mich dem erotischen Rausch hin.

Drake hielt mich umschlungen, ließ mich spüren, wie erregt er war, und entfesselte damit noch heftigeres Begehren in mir. Mein Körper wollte mehr. Viel mehr. Ich könnte später nicht mehr erklären, wie es dazu gekommen oder was in mich gefahren war. Aber ich wollte ihn so sehr, dass ich alle Hemmungen über Bord warf. Ich trat einen Schritt zurück in die Dusche, zog Drake mit mir ohne den Kuss zu lösen. Er stieß einen überraschten Laut aus und stützte sich mit der Hand neben meinem Kopf ab, als ich mich gegen die Wand lehnte. Mein Körper bäumte sich seinem entgegen und wollte den Kontakt um keinen Preis abbrechen lassen. Auch er war keineswegs untätig. Mit seiner freien Hand

strich er über meine Hüften hinauf zu meinen Brüsten, wog sie in der Hand und strich mit seinem Daumen über die harte Spitze. Ich konnte nichts weiter tun, als meine Hände in seinem Haar zu vergraben und mich an ihm fest zu halten. Meine Welt war auf den Kopf gestellt. Die Zeit schien still zu stehen. Unser Keuchen erfüllte das Badezimmer und hallte von den Wänden wieder. Ich war bereit mich ihm vollkommen hinzugeben, aber... „Warte!“ Immer noch keuchend ließ Drake von mir ab und trat einen Schritt zurück. Zuerst nahm mein Verstand das Wort gar nicht wahr. Ich war so in unserer Leidenschaft gefangen, dass mir erst einige Sekunden, nachdem Drake aus der Dusche

getreten war, klar wurde, dass er nicht mehr da war. Zitternd lehnte ich mich gegen die Fliesen und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Das war gar nicht so einfach. Ich sah zu ihm. Er stand mit dem Rücken zu mir und ich sah, wie seine Schultern sich hoben und senkten. Er atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Wieso hatte er aufgehört, wenn es ihm ebenso schwer gefallen war? Ich bückte mich nach dem Handtuch und schlang es um mich. Worte konnte meine Demütigung nicht beschreiben. Ich war über meinen Schatten gesprungen und hatte mich ihm hingegeben. Aber er hatte mich zurück gewiesen. Schnell sammelte ich

meine Sachen ein und wollte an ihm vorbei gehen. Nur weg, bevor ich etwas wirklich dummes tat. „Heather!“ Bevor ich das Badezimmer verlassen konnte, hielt er mich am Arm zurück. Sein Griff war sanft und ohne jeden Zwang, trotzdem blieb ich stehen. Ich spürte die Wärme seines Körpers, als er dicht hinter mich trat und seine Arme um mich schlang. „Lass mich erklären, bevor du raus stürmst. Es ist nicht so, dass ich dich nicht will. Ganz im Gegenteil: Ich will dich viel zu sehr.“ Er lehnte seine Stirn gegen meinen Hinterkopf und ich spürte seinen heißen Atem. Die Tränen, die bereits in meinen Augen standen, versiegten augenblicklich.

Aber sie ließen mein Herz rasen. „Stimmt das?“ „Merkst du es denn nicht? Ich bin verrückt nach dir. Das Tier in mir kann nicht genug von dir bekommen, aber du warst noch unschuldig. Also muss ich mich zügeln. So gerne ich auch den ganzen Tag mit dir im Bett verbringen würde. Dein Körper muss sich erst von der letzten Nacht erholen“, sagte er ruhig und verschränkte dabei seine Finger mit meinen. Diese Geste war so intim, dass es mir den Atem stockte. Mit seinem Kinn strich er leicht meine Haare beiseite und ließ dann seine Lippen über meinen Nacken gleiten. Ich schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. „Zweifel niemals an meinem

Verlangen!“ Obwohl er mir keine Frage gestellt hatte, nickte ich leicht. Seine Worte klangen ehrlich und ich wollte ihm glauben. Ich drückte seine Hand, die immer noch die meine hielt und dreht mich zu ihm um. „Ich schätze, ich muss mich erst an... an diese Sachen zwischen uns gewöhnen. Da muss ich wohl deinem Urteil trauen.“ Ich ergriff bei meinen Worten seine Hand mit meinen und führte sie an meine Lippen. Während wir uns ansahen, drückte ich einen leichten Kuss darauf und lächelte. Das Funkeln in seinen Augen bestätigten seine Worte. Er lachte leise auf und drückte mir einen Kuss auf den Augenwinkel, in dem sich meine

unvergossenen Tränen gesammelt hatten. „Das wirst du wohl müssen. Jetzt zieh dich an und komm nach unten. Du bist sicher hungrig“, vermutete Drake, drückte mir noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und verließ das Badezimmer. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, folgte ich Drake nach unten, wo das Frühstück auf mich wartete. Als ich mich unten umblickte, ließ nichts mehr auf die Party am vergangenen Abend schließen. Alles stand wieder an seinem Platz und der Müll war entsorgt worden. Irgendwer musste hier gewesen sein und aufgeräumt haben. Ich zwang mich dazu nicht weiter darüber nach zu denken und betrat die

Küche. Auf der Kochinsel, die gestern noch mit Plastikbechern vollgestanden und an der ich mit Therry rumgealbert hatte, stand nun das Frühstück. Drake stand vor dem Herd und hantierte mit einer Pfanne. Als ich näher trat, konnte ich das Rührei sehen, dass in ihr brutzelte. Er bekochte mich? Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen. Lächelnd setzte ich mich auf einen Hock und griff nach dem Kaffee, der schon bereit stand. „Ich sollte vielleicht öfter bei dir übernachten, wenn du jedes Mal für mich Frühstück machst.“ „Das ist der Plan, Babe.“ Grinsend wandte Drake sich mir zu und verteilte das Rührei auf zwei Tellern. Da

ich bereits wusste, wie gut er kochen konnte, griff ich ordentlich zu. Nachdem er die Pfanne beiseite gestellt hatte, setzte er sich zu mir. Neben mich genauer gesagt. Seine Hand legte sich auf meinen Oberschenkel und ich spürte seinen Blick auf mir. Ruhig trank ich weiter meinen Kaffee und versuchte die Wärme zu ignorieren, die in mir aufstieg. Er suchte den Körperkontakt, wie so oft in den letzten Wochen. Aber nach der letzten Nacht war es mir nicht mehr so unangenehm wie sonst. Ich genoss es sogar. Wir frühstückten in angenehmer Stille. „Was hast du heute vor?“, brach er schließlich das Schweigen. „Um zwölf Uhr muss ich im Buchladen

sein. Vorher muss ich aber nach Hause und mich umziehen.“ Ich blickte zur Uhr. Bis dahin waren es noch zwei Stunden. „Das heißt spätestens um elf sollten wir los.“ „In Ordnung. Soll ich dich nach Feierabend abholen?“ „Das musst du nicht. Ich bin sicher, du hast besseres zu tun.“ „Heute Mittag habe ich eine Besprechung in der Stadt. Aber bis um sieben sollte ich damit fertig sein“, sagte er und runzelte nachdenklich die Stirn. Ich aß die letzten Reste meines Rühreis und sah ihn an. Meine Hand legte sich auf seine, die immer noch auf meinem Schenkel lag, und drückte sie leicht. „Es ist wirklich kein Problem. Ich komme

schon klar. Das habe ich schließlich auch geschafft, bevor ich dich getroffen habe.“ Sein Stirnrunzeln wurde intensiver, als würde ihm der Gedanke nicht gefallen. „Mag sein. Aber das musst du jetzt nicht mehr.“ Drake beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Schulter, ließ seine Lippen dort verweilen. „Ich treffe mich in der Stadt mit dem Anführer eines anderen Rudels. Er und seine Frau sind gerade in der Nähe und deswegen wollen wir uns treffen. Ich glaube nicht, dass es lange dauern wird. Ich bin auf jeden Fall um sieben wieder da.“ Er sagte es so, als wäre es bereits beschlossene Sache. Da ich keine Chance sah ihn umzustimmen, zuckte ich einfach

nur mit den Schultern und ließ ihm seinen Willen. „Von mir aus. Dann hol mich eben ab.“ An meiner Schulter spürte ich sein Lächeln. „Das werde ich auch.“ Drake musste immer das letzte Wort haben. Das brachte mich nun zum Lachen. Ich hob meine Hand und fuhr damit durch seine Haare. An diese Zweisamkeit könnte ich mich gewöhnen. Nur wir beide. In diesen Momente vergaß ich alles andere und glaubte wirklich an eine Zukunft mit ihm. Das ich die einzige für ihn war und nichts und niemand uns auseinander bringen konnte. Ich seufzte leise, als seine Küsse meinen Hals hinauf gingen und schon bald bei

meinen Lippen angelangt waren. Da wandte ich ihm meinen Kopf zu und empfing seine heißen Lippen. Es war ein sanfter Kuss, der mein Herz flattern ließ und eine tiefe Sehnsucht in mir entfachte. Ohne den Kuss zu unterbrechen, half er mir, mich rittlings auf ihn zu setzen. Meine Arme schlangen sich um seinen Nacken, wo ich mit meinen Finger durch sein Haar fuhr. Doch ich unterbrach den Kuss, bevor ich die Kontrolle verlieren konnte. Ich lehnte meine Stirn gegen seine und ließ die Augen geschlossen. Ich spürte seine Hand auf meinem Gesicht und schmiegte mich in diese. „Muss ich mir Sorgen machen wegen dieses

Treffens?“ „Nein. Anthony ist ein Verbündeter unseres Rudels. Es wird nichts passieren. Einfach ein Treffen zwischen zwei alten Freunden“, hauchte er leise und zupfte leicht an meiner Unterlippe. Sein Atem ging ebenfalls stoßweise und ich spürte seine Erregung an meiner intimsten Stelle. Drake presste mich enger an seinen Körper und küsste mich erneut. Heiß. Sinnlich. Ich keuchte in den Kuss und rieb mich an seiner Erektion. „Was fangen wir nur mit der restlichen Zeit an?“ „Dir fällt sicher was ein“, antwortete ich und machte mich erneut über seine Lippen her. Die nächste Stunde verging wie im

Flug... Ich hätte es fast nicht mehr pünktlich zur Arbeit geschafft. Da Drake mich erst um halb zwölf nach Hause gebracht hatte, musste ich mich sehr beeilen. Ich hatte ihn nicht mehr auf Therry ansprechen können. Das musste nun bis später warten. Schnell sprang ich unter die Dusche und griff mir einfach irgendwas aus meinem Schrank. Ich hatte keine Zeit mehr gründlich über mein Outfit nachzudenken. Zum Glück war es nicht sehr weit bis zum Laden, sodass ich doch noch pünktlich auf die Minute ankam. „Da ist sie ja.“ Jill stand mit einer weiteren Mitarbeiterin hinter dem Tresen und blickte auf, als ich die Tür öffnete.

„Tut mir leid. Ich musste mich beeilen.“ Ich war ganz außer Atem und holte einige Male tief Luft. Ich ging an den beiden vorbei in den Pausenraum und legte meine Tasche ab. „Keine Sorge, Schätzchen. Wir verstehen das schon. Du setzt jetzt nun mal andere Prioritäten.“ Jill grinste und folgte mir in den Raum. Sophie verabschiedete sich vorher noch von uns und verließ den Laden, sodass wir nur noch zu zweit waren. „Und jetzt erzähl mir genau, wie es war.“ Natürlich wollte sie alles von gestern Abend wissen. Ich schilderte ihr mit wenigen Worten meine Demütigung. Ungläubig lauschte sie.

„Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Wie kann er dich so behandeln? Du hast im sicher ordentlich die Meinung gegeigt!“ Ich presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Ich griff nach einer Bürste und versuchte meine Hände irgendwie zu beschäftigen. Ich weiß, dass jede Frau in meiner Position anders reagiert hätte, aber ich war eben nicht so. Das versuchte ich Jill auch klar zu machen. „Es hat mir nichts ausgemacht. Er muss sich um viele Dinge kümmern und kann nicht immer nur für mich da sein. Das akzeptiere ich. Außerdem war Therry bei mir. Es war also nicht so, als wäre ich allein gewesen.“ Ich verschwieg ihr, wie

lange ich vorher allein in einer Ecke gestanden hatte. Sie hätte sich nur noch mehr aufgeregt. „Therry. Natürlich. Ganz ehrlich...“ Sie nahm mir die Bürste aus der Hand und legte sie zurück auf den Tisch. „Ich hatte immer erwartet das ihr beiden zusammen kommt. Ich meine, er hat soviel Zeit hier verbracht und ihr schient euch gut zu verstehen.“ „Das ist auch jetzt noch so. Ich mag ihn, aber das mit Drake... ist eben was anderes.“ Ich verließ den Pausenraum und ging zurück hinter den Tresen. Einige noch verschlossene Kartons standen dort. Die neue Bücherlieferung. Ich schnappe mir

den oberen Karton und öffnete ihn. Ich sortierte die Bücher nach ihrem Genre um sie später in die Regale ein zu sortieren. Jill stellte sich hinter die Kasse und beobachtete mich. „Du bist wirklich zu beneiden. Jede Frau wäre glücklich, wenn sie einen Typen hätte und du hast gleich ein ganzes Rudel.“ Sie wusste ja gar nicht, wie recht sie damit hatte. Ich ließ sie ohne einen weiteren Kommentar stehen. Ich legte die sortieren Bücher auf einen rollbaren Tisch und fuhr mit ihm durch die Gänge. Damit würde ich erst einmal eine Weile beschäftigt sein. Ich liebte meine Arbeit und konnte mir nichts anderes vorstellen. Bücher hatten mich

schon mein ganzes Leben begleitet. Ich liebte den Geruch eines neuen Buches. Die Freude im Gesicht der Leute, wenn sie ein gutes Buch fanden. Die Türglocke kündigte neue Besucher an. Jill würde sich schon um sie kümmern. Ich blätterte hier und da mal in einem Buch, ehe ich es in das richtige Regal einsortierte. So tief in Gedanken versunken, bemerkte die Frau neben mir erst sehr spät. „Entschuldigung, ich mache sofort...“ Meine Augen weiteten sich. Mein Herz blieb stehen. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich starrte die Frau vor mir an. Ihre langen, dunklen Haare fielen glatt bis auf

ihre Hüften. Ihre Haut war natürlich gebräunt. Sie hatte ein schönes Gesicht mit klassischen Zügen. Ich schluckte hart und senkte meinen Blick. Versuchte meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Können Sie mir sagen, wo ich die neuen Romane finde?“, riss die Stimme der Frau mich aus meinem Chaos. Ruhig, befahl ich mir. Atme tief durch und antworte ihr. „Die...“ Ich räusperte mich. „Die finden Sie im nächsten Gang. Ganz oben neben den Krimis.“ „Danke.“ Die Frau ging an mir vorbei. Als keiner mich sehen konnte, griff ich zum Tisch und

stützte mich darauf ab. Jetzt hatte ich ihr in die Augen gesehen. Sie war in der Stadt. Mein schlimmster Albtraum war gerade wahr geworden. Ich hatte der Frau aus meiner Vision, der Frau, die sich mit Drake auf einer Lichtung wälzen würde, in die Augen geschaut. Sie sprach mit Jill an der Kasse. Langsam ging ich einen Schritt nach dem anderen bis ich einen weiteren Blick auf sie werfen konnte. Doch sie war nicht allein. Bei ihr stand ein großer Mann, der einen Blick auf die Zeitschriften warf. Die beiden Frauen unterhielten sich angeregt und ich hörte, wie Jill ihr einige Tipps gab, was man hier so machen konnte. Das war nicht viel und darüber mussten sie beide lachen. Ich

presste die Lippen aufeinander. „Nun komm schon, Ava. Drake wartet sicher schon auf uns.“ Der Mann legte einen Arm um die Frau, Ava, und führte sie aus dem Laden. Drake. Sie würden sich mit Drake treffen. Das war Anthony. Sein alter Freund Anthony und seine Frau Ava. Was hatte das alles zu bedeuten? Schreib mir was!Mein ganzer Körper kribbelte. Ich war wund an Stellen, von denen ich vorher nicht mal etwas geahnt hatte. Aber es war ein süßer Schmerz. Sonnenstrahlen fielen auf mein Gesicht und weckten mich langsam. Ich wollte noch nicht aufstehen. Nicht der Wirklichkeit ins Gesicht blicken und erkennen, was ich

letzte Nacht mit Drake gefühlt hatte. Was er mich hatte fühlen lassen. Ich öffnete die Augen und blickte auf die leere Stelle neben mir. Drake war nicht da. Ich lag allein in dem großen Bett, in dem er mir die Unschuld genommen hatte. Mein Gesicht wurde rot bei dem Gedanken. Ich war nicht mehr unschuldig. Noch etwas verschlafen setzte ich mich auf und drückte dabei die Decke an meine nackte Brust. Wieder ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Ich entdeckte mein Kleid auf dem Boden, genauso wie meine Unterwäsche. Achtlos hatte Drake sie von sich geworfen, als er mich entkleidet hatte. Ich wollte sie nicht wieder anziehen, aber ich hatte nichts anderes dabei. Daher hatte

ich keine Wahl. Ich stieg aus dem Bett und sammelte sie ein. Ich wusste nicht, wo Drake war, denn ich hörte kein Geräusch von unten, als ich auf den Flur trat. Das Kleid an die Brust gedrückt, lief ich ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir. Unter der Dusche wanderten meine Gedanken automatisch zurück. Die letzte Nacht war für mich sowohl aufregend wie auch sehr verwirrend gewesen. Das lag an meiner ersten Vision. Der Vision von unserer ersten gemeinsamen Nacht. Sie stimmte. Bis ins Detail. Alles war so gekommen, wie ich es gesehen hatte. Und das machte mir Angst, denn sofort musste ich an die zweite Vision denken. Sie würde sich ebenfalls

bewahrheiten. Obwohl ein kleiner Teil in mir weiterhin hoffte, dass sie nur meiner eigenen, kranken Fantasie entsprungen war. Meiner Angst nicht gut genug für Drake zu sein und ihn zu enttäuschen. War die letzte Nacht für ihn genauso berauschend gewesen wie für mich? Aber wieso war er dann schon fort? Hatte er es nicht erwarten können von mir weg zu kommen? Nach dem gestrigen Abend konnte ich es ihm nicht mal verübeln. Die Party musste ihm die Augen geöffnet haben, dass ich nicht die Richtige war. Aber wieso hatte er dann mit mir geschlafen? Ich zuckte mit den Schultern. Er war ein Mann, aber erklärte das alles? Verzweifelt schloss ich die Augen, während

das Wasser über meinen Körper lief. Da war sie wieder. Meine Unsicherheit. Ich konnte sie einfach nicht ablegen. Dieser Mann, der mich gewählt hatte, ob freiwillig oder nicht, war mir noch immer ein Rätsel. Er war das komplette Gegenteil seines Bruders. Therry war ein kleiner Lichtblick am vergangenen Abend gewesen. Aber die Feindseligkeiten zwischen den beiden gefiel mir nicht. Ich wusste nicht, woher sie kam und was der Grund dafür war. Ich würde Drake nicht fragen. Ich wusste nicht einmal, ob er mir antworten würde. Ich schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Ich grübelte zu viel. Meine Gedanken rasten von einem Problem zum

nächsten. Ich würde sie nicht alle lösen können. Ich wäre schon froh, wenn ich ein einziges lösen könnte. Aber im Moment waren keine Antworten in Sicht. Ich drehte das Wasser ab und öffnete mit geschlossenen Augen die Schiebetür der Duschkabine. Als ich nach dem Handtuch griff, konnte ich es nicht ertasten. Hatte es nicht gerade noch dort gelegen? Ich strich mir das Wasser aus dem Gesicht und öffnete die Augen. „Suchst du vielleicht das hier?“ Drake. Ich riss die Augen auf und begegnete seinem Blick. Er hielt das Handtuch in der Hand und hatte den Kopf leicht auf die Seite gelegt. Seine Augen wanderten über

meinen Körper, der sofort reagierte. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Meine Brustwarzen richteten sich auf. Zwischen meinen Beinen kribbelte es. So leicht konnte er meinen Körper manipulieren und ich konnte nichts dagegen tun. Schnell drehte ich mich zur Seite und legte einen Arm über meine Brüste, damit ich seinem Blick nicht mehr so ausgesetzt war. Egal, was wir letzte Nacht getan hatten. Hier im hellen Badezimmer war es etwas komplett anderes. „Danke!“ Ich wollte erneut nach dem Handtuch greifen, aber das ließ er nicht zu. Er zog einfach seine Hand zurück, die das Handtuch hielt und musterte mich

weiterhin. Langsam breitete sich eine Röte auf meinen Hals aus, die sich zu meinem Gesicht hoch arbeitete. Ich presste die Lippen aufeinander und wandte den Blick ab. „Drake, bitte! Würdest du mir endlich das Handtuch geben? Mir ist kalt.“ Das war eine glatte Lüge, aber das war es mir wert. Ich wollte mich vor ihm nicht erniedrigen. „Dir ist also kalt? Ich bin sicher, dagegen können wir etwas unternehmen“, sagte er leise, ließ das Handtuch nun komplett fallen und trat auf mich zu. Bevor ich irgendwie reagieren konnte, schlang er die Arme um meine Taille und drückte mich an sich. Erschrocken riss ich die Augen auf und sah zu ihm hoch.

„Lass mich los! Du wirst ganz nass.“ „Das stört mich nicht. Vielleicht brauche ich nach letzter Nacht eine kleine Abkühlung.“ Seine Lippen strichen leicht über meine Wange, als er die Worte aussprach. Sofort wurde das Kribbeln zwischen meinen Beinen stärker. Meine Hände lagen auf seinem Oberkörper. Der weiche Stoff seines Hemdes wurde gegen meine Brüste gedrückt. Seine Hand lag eng um meine Taille, während die andere federleicht über meinen Po strich. Ein absoluter Angriff auf meine Sinne. Ich war wie benebelt, als ich seinen Duft einatmete. „Ich...“, brachte ich leise heraus und

räusperte mich. „Wo bist du gewesen?“ Er hörte nicht einmal auf mich zu streicheln, als ich ihm diese Frage stellte. Kein schuldbewusstes Zusammenzucken. Kein Innehalten. Als wäre es nicht schlimm gewesen, dass ich heute Morgen allein aufgewacht war. „Möchtest du jetzt darüber reden? Ich hatte etwas anderes im Sinn.“ Seine tiefe Stimme. Dieser Mann war Sex pur. „Wir können doch nicht den ganzen Tag im Bett verbringen.“ „Wer sagt denn, dass wir es im Bett tun müssen?“ Das ließ mich verstummen und führte mir mal wieder vor Augen, wie erfahren er war. Meine Gedanken wanderten wieder zu

meinen Visionen. Drake mit einer anderen Frau. Würde das wirklich passieren? Ich senkte den Kopf. Ich wollte das nicht sehen. Wie sollte ich diesen Anblick verkraften? „Hey! Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Er legte mir eine Hand unter das Kinn und hob mein Gesicht seinem entgegen. Seine grünen Augen fixierten mich und schienen jedes Detail einzusaugen. Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte, presste er seine Lippen auf meine und machte damit jede Diskussion zunichte. Ich schloss die Augen, gab mich seinem Kuss hin. Wie konnte ich es auch nicht tun? Drake wusste, was er tat und ich hatte nicht die Kraft ihm zu widerstehen. Seine Hände erforschten

weiterhin meinen Körper und schienen jede einzelne Stelle in Brand zu setzen. Ich brannte. Für diesen Mann. Es war unbeschreiblich. Meine Brustwarzen richteten sich vor Erregung hart auf, in meinem Schoß pulsierte es heftig. Der Kuss wurde immer wilder. Von Lust überwältigt, gab ich mich dem erotischen Rausch hin. Drake hielt mich umschlungen, ließ mich spüren, wie erregt er war, und entfesselte damit noch heftigeres Begehren in mir. Mein Körper wollte mehr. Viel mehr. Ich könnte später nicht mehr erklären, wie es dazu gekommen oder was in mich gefahren war. Aber ich wollte ihn so sehr, dass ich alle Hemmungen über Bord warf. Ich trat einen Schritt zurück in die Dusche,

zog Drake mit mir ohne den Kuss zu lösen. Er stieß einen überraschten Laut aus und stützte sich mit der Hand neben meinem Kopf ab, als ich mich gegen die Wand lehnte. Mein Körper bäumte sich seinem entgegen und wollte den Kontakt um keinen Preis abbrechen lassen. Auch er war keineswegs untätig. Mit seiner freien Hand strich er über meine Hüften hinauf zu meinen Brüsten, wog sie in der Hand und strich mit seinem Daumen über die harte Spitze. Ich konnte nichts weiter tun, als meine Hände in seinem Haar zu vergraben und mich an ihm fest zu halten. Meine Welt war auf den Kopf gestellt. Die Zeit schien still zu stehen. Unser Keuchen erfüllte das Badezimmer und hallte von den

Wänden wieder. Ich war bereit mich ihm vollkommen hinzugeben, aber... „Warte!“ Immer noch keuchend ließ Drake von mir ab und trat einen Schritt zurück. Zuerst nahm mein Verstand das Wort gar nicht wahr. Ich war so in unserer Leidenschaft gefangen, dass mir erst einige Sekunden, nachdem Drake aus der Dusche getreten war, klar wurde, dass er nicht mehr da war. Zitternd lehnte ich mich gegen die Fliesen und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Das war gar nicht so einfach. Ich sah zu ihm. Er stand mit dem Rücken zu mir und ich sah, wie seine Schultern sich hoben und senkten. Er atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Wieso hatte

er aufgehört, wenn es ihm ebenso schwer gefallen war? Ich bückte mich nach dem Handtuch und schlang es um mich. Worte konnte meine Demütigung nicht beschreiben. Ich war über meinen Schatten gesprungen und hatte mich ihm hingegeben. Aber er hatte mich zurück gewiesen. Schnell sammelte ich meine Sachen ein und wollte an ihm vorbei gehen. Nur weg, bevor ich etwas wirklich dummes tat. „Heather!“ Bevor ich das Badezimmer verlassen konnte, hielt er mich am Arm zurück. Sein Griff war sanft und ohne jeden Zwang, trotzdem blieb ich stehen. Ich spürte die Wärme seines Körpers, als er dicht hinter mich trat und seine Arme um

mich schlang. „Lass mich erklären, bevor du raus stürmst. Es ist nicht so, dass ich dich nicht will. Ganz im Gegenteil: Ich will dich viel zu sehr.“ Er lehnte seine Stirn gegen meinen Hinterkopf und ich spürte seinen heißen Atem. Die Tränen, die bereits in meinen Augen standen, versiegten augenblicklich. Aber sie ließen mein Herz rasen. „Stimmt das?“ „Merkst du es denn nicht? Ich bin verrückt nach dir. Das Tier in mir kann nicht genug von dir bekommen, aber du warst noch unschuldig. Also muss ich mich zügeln. So gerne ich auch den ganzen Tag mit dir im Bett verbringen würde. Dein Körper muss sich erst von der letzten Nacht erholen“,

sagte er ruhig und verschränkte dabei seine Finger mit meinen. Diese Geste war so intim, dass es mir den Atem stockte. Mit seinem Kinn strich er leicht meine Haare beiseite und ließ dann seine Lippen über meinen Nacken gleiten. Ich schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. „Zweifel niemals an meinem Verlangen!“ Obwohl er mir keine Frage gestellt hatte, nickte ich leicht. Seine Worte klangen ehrlich und ich wollte ihm glauben. Ich drückte seine Hand, die immer noch die meine hielt und dreht mich zu ihm um. „Ich schätze, ich muss mich erst an... an diese Sachen zwischen uns gewöhnen. Da muss ich wohl deinem Urteil trauen.“ Ich ergriff bei meinen Worten seine Hand mit

meinen und führte sie an meine Lippen. Während wir uns ansahen, drückte ich einen leichten Kuss darauf und lächelte. Das Funkeln in seinen Augen bestätigten seine Worte. Er lachte leise auf und drückte mir einen Kuss auf den Augenwinkel, in dem sich meine unvergossenen Tränen gesammelt hatten. „Das wirst du wohl müssen. Jetzt zieh dich an und komm nach unten. Du bist sicher hungrig“, vermutete Drake, drückte mir noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und verließ das Badezimmer. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, folgte ich Drake nach unten, wo das Frühstück auf mich wartete. Als ich mich

unten umblickte, ließ nichts mehr auf die Party am vergangenen Abend schließen. Alles stand wieder an seinem Platz und der Müll war entsorgt worden. Irgendwer musste hier gewesen sein und aufgeräumt haben. Ich zwang mich dazu nicht weiter darüber nach zu denken und betrat die Küche. Auf der Kochinsel, die gestern noch mit Plastikbechern vollgestanden und an der ich mit Therry rumgealbert hatte, stand nun das Frühstück. Drake stand vor dem Herd und hantierte mit einer Pfanne. Als ich näher trat, konnte ich das Rührei sehen, dass in ihr brutzelte. Er bekochte mich? Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen. Lächelnd setzte ich mich auf einen Hock und griff nach dem Kaffee, der schon

bereit stand. „Ich sollte vielleicht öfter bei dir übernachten, wenn du jedes Mal für mich Frühstück machst.“ „Das ist der Plan, Babe.“ Grinsend wandte Drake sich mir zu und verteilte das Rührei auf zwei Tellern. Da ich bereits wusste, wie gut er kochen konnte, griff ich ordentlich zu. Nachdem er die Pfanne beiseite gestellt hatte, setzte er sich zu mir. Neben mich genauer gesagt. Seine Hand legte sich auf meinen Oberschenkel und ich spürte seinen Blick auf mir. Ruhig trank ich weiter meinen Kaffee und versuchte die Wärme zu ignorieren, die in mir aufstieg. Er suchte den Körperkontakt, wie so oft in den

letzten Wochen. Aber nach der letzten Nacht war es mir nicht mehr so unangenehm wie sonst. Ich genoss es sogar. Wir frühstückten in angenehmer Stille. „Was hast du heute vor?“, brach er schließlich das Schweigen. „Um zwölf Uhr muss ich im Buchladen sein. Vorher muss ich aber nach Hause und mich umziehen.“ Ich blickte zur Uhr. Bis dahin waren es noch zwei Stunden. „Das heißt spätestens um elf sollten wir los.“ „In Ordnung. Soll ich dich nach Feierabend abholen?“ „Das musst du nicht. Ich bin sicher, du hast besseres zu tun.“ „Heute Mittag habe ich eine Besprechung in der Stadt. Aber bis um sieben sollte ich

damit fertig sein“, sagte er und runzelte nachdenklich die Stirn. Ich aß die letzten Reste meines Rühreis und sah ihn an. Meine Hand legte sich auf seine, die immer noch auf meinem Schenkel lag, und drückte sie leicht. „Es ist wirklich kein Problem. Ich komme schon klar. Das habe ich schließlich auch geschafft, bevor ich dich getroffen habe.“ Sein Stirnrunzeln wurde intensiver, als würde ihm der Gedanke nicht gefallen. „Mag sein. Aber das musst du jetzt nicht mehr.“ Drake beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Schulter, ließ seine Lippen dort verweilen. „Ich treffe mich in der Stadt mit dem Anführer eines anderen Rudels. Er und seine Frau sind gerade in

der Nähe und deswegen wollen wir uns treffen. Ich glaube nicht, dass es lange dauern wird. Ich bin auf jeden Fall um sieben wieder da.“ Er sagte es so, als wäre es bereits beschlossene Sache. Da ich keine Chance sah ihn umzustimmen, zuckte ich einfach nur mit den Schultern und ließ ihm seinen Willen. „Von mir aus. Dann hol mich eben ab.“ An meiner Schulter spürte ich sein Lächeln. „Das werde ich auch.“ Drake musste immer das letzte Wort haben. Das brachte mich nun zum Lachen. Ich hob meine Hand und fuhr damit durch seine Haare. An diese Zweisamkeit könnte ich mich gewöhnen. Nur wir beide. In diesen

Momente vergaß ich alles andere und glaubte wirklich an eine Zukunft mit ihm. Das ich die einzige für ihn war und nichts und niemand uns auseinander bringen konnte. Ich seufzte leise, als seine Küsse meinen Hals hinauf gingen und schon bald bei meinen Lippen angelangt waren. Da wandte ich ihm meinen Kopf zu und empfing seine heißen Lippen. Es war ein sanfter Kuss, der mein Herz flattern ließ und eine tiefe Sehnsucht in mir entfachte. Ohne den Kuss zu unterbrechen, half er mir, mich rittlings auf ihn zu setzen. Meine Arme schlangen sich um seinen Nacken, wo ich mit meinen Finger durch sein Haar fuhr. Doch ich unterbrach den Kuss, bevor ich die

Kontrolle verlieren konnte. Ich lehnte meine Stirn gegen seine und ließ die Augen geschlossen. Ich spürte seine Hand auf meinem Gesicht und schmiegte mich in diese. „Muss ich mir Sorgen machen wegen dieses Treffens?“ „Nein. Anthony ist ein Verbündeter unseres Rudels. Es wird nichts passieren. Einfach ein Treffen zwischen zwei alten Freunden“, hauchte er leise und zupfte leicht an meiner Unterlippe. Sein Atem ging ebenfalls stoßweise und ich spürte seine Erregung an meiner intimsten Stelle. Drake presste mich enger an seinen Körper und küsste mich erneut. Heiß. Sinnlich. Ich keuchte in den Kuss und rieb mich an seiner Erektion.

„Was fangen wir nur mit der restlichen Zeit an?“ „Dir fällt sicher was ein“, antwortete ich und machte mich erneut über seine Lippen her. Die nächste Stunde verging wie im Flug... Ich hätte es fast nicht mehr pünktlich zur Arbeit geschafft. Da Drake mich erst um halb zwölf nach Hause gebracht hatte, musste ich mich sehr beeilen. Ich hatte ihn nicht mehr auf Therry ansprechen können. Das musste nun bis später warten. Schnell sprang ich unter die Dusche und griff mir einfach irgendwas aus meinem Schrank. Ich hatte keine Zeit mehr gründlich über mein

Outfit nachzudenken. Zum Glück war es nicht sehr weit bis zum Laden, sodass ich doch noch pünktlich auf die Minute ankam. „Da ist sie ja.“ Jill stand mit einer weiteren Mitarbeiterin hinter dem Tresen und blickte auf, als ich die Tür öffnete. „Tut mir leid. Ich musste mich beeilen.“ Ich war ganz außer Atem und holte einige Male tief Luft. Ich ging an den beiden vorbei in den Pausenraum und legte meine Tasche ab. „Keine Sorge, Schätzchen. Wir verstehen das schon. Du setzt jetzt nun mal andere Prioritäten.“ Jill grinste und folgte mir in den Raum. Sophie verabschiedete sich vorher noch von uns und verließ den Laden, sodass wir nur noch zu zweit waren.

„Und jetzt erzähl mir genau, wie es war.“ Natürlich wollte sie alles von gestern Abend wissen. Ich schilderte ihr mit wenigen Worten meine Demütigung. Ungläubig lauschte sie. „Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Wie kann er dich so behandeln? Du hast im sicher ordentlich die Meinung gegeigt!“ Ich presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Ich griff nach einer Bürste und versuchte meine Hände irgendwie zu beschäftigen. Ich weiß, dass jede Frau in meiner Position anders reagiert hätte, aber ich war eben nicht so. Das versuchte ich Jill auch klar zu machen. „Es hat mir nichts ausgemacht. Er muss sich um viele Dinge kümmern und kann

nicht immer nur für mich da sein. Das akzeptiere ich. Außerdem war Therry bei mir. Es war also nicht so, als wäre ich allein gewesen.“ Ich verschwieg ihr, wie lange ich vorher allein in einer Ecke gestanden hatte. Sie hätte sich nur noch mehr aufgeregt. „Therry. Natürlich. Ganz ehrlich...“ Sie nahm mir die Bürste aus der Hand und legte sie zurück auf den Tisch. „Ich hatte immer erwartet das ihr beiden zusammen kommt. Ich meine, er hat soviel Zeit hier verbracht und ihr schient euch gut zu verstehen.“ „Das ist auch jetzt noch so. Ich mag ihn, aber das mit Drake... ist eben was anderes.“

Ich verließ den Pausenraum und ging zurück hinter den Tresen. Einige noch verschlossene Kartons standen dort. Die neue Bücherlieferung. Ich schnappe mir den oberen Karton und öffnete ihn. Ich sortierte die Bücher nach ihrem Genre um sie später in die Regale ein zu sortieren. Jill stellte sich hinter die Kasse und beobachtete mich. „Du bist wirklich zu beneiden. Jede Frau wäre glücklich, wenn sie einen Typen hätte und du hast gleich ein ganzes Rudel.“ Sie wusste ja gar nicht, wie recht sie damit hatte. Ich ließ sie ohne einen weiteren Kommentar stehen. Ich legte die sortieren

Bücher auf einen rollbaren Tisch und fuhr mit ihm durch die Gänge. Damit würde ich erst einmal eine Weile beschäftigt sein. Ich liebte meine Arbeit und konnte mir nichts anderes vorstellen. Bücher hatten mich schon mein ganzes Leben begleitet. Ich liebte den Geruch eines neuen Buches. Die Freude im Gesicht der Leute, wenn sie ein gutes Buch fanden. Die Türglocke kündigte neue Besucher an. Jill würde sich schon um sie kümmern. Ich blätterte hier und da mal in einem Buch, ehe ich es in das richtige Regal einsortierte. So tief in Gedanken versunken, bemerkte die Frau neben mir erst sehr spät. „Entschuldigung, ich mache sofort...“

Meine Augen weiteten sich. Mein Herz blieb stehen. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich starrte die Frau vor mir an. Ihre langen, dunklen Haare fielen glatt bis auf ihre Hüften. Ihre Haut war natürlich gebräunt. Sie hatte ein schönes Gesicht mit klassischen Zügen. Ich schluckte hart und senkte meinen Blick. Versuchte meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Können Sie mir sagen, wo ich die neuen Romane finde?“, riss die Stimme der Frau mich aus meinem Chaos. Ruhig, befahl ich mir. Atme tief durch und antworte

ihr. „Die...“ Ich räusperte mich. „Die finden Sie im nächsten Gang. Ganz oben neben den Krimis.“ „Danke.“ Die Frau ging an mir vorbei. Als keiner mich sehen konnte, griff ich zum Tisch und stützte mich darauf ab. Jetzt hatte ich ihr in die Augen gesehen. Sie war in der Stadt. Mein schlimmster Albtraum war gerade wahr geworden. Ich hatte der Frau aus meiner Vision, der Frau, die sich mit Drake auf einer Lichtung wälzen würde, in die Augen geschaut. Sie sprach mit Jill an der Kasse. Langsam ging ich einen Schritt nach dem anderen bis ich einen weiteren Blick auf sie werfen

konnte. Doch sie war nicht allein. Bei ihr stand ein großer Mann, der einen Blick auf die Zeitschriften warf. Die beiden Frauen unterhielten sich angeregt und ich hörte, wie Jill ihr einige Tipps gab, was man hier so machen konnte. Das war nicht viel und darüber mussten sie beide lachen. Ich presste die Lippen aufeinander. „Nun komm schon, Ava. Drake wartet sicher schon auf uns.“ Der Mann legte einen Arm um die Frau, Ava, und führte sie aus dem Laden. Drake. Sie würden sich mit Drake treffen. Das war Anthony. Sein alter Freund Anthony und seine Frau Ava. Was hatte das alles zu bedeuten?

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HappyNaila

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Karimela Interessanter Anfang - Du hast einen wirklich schönen Schreibstil. Eigentlich bin ich so gar nicht wild auf diese Werwolfgeschichten, aber jetzt bin ich doch ein wenig neugierig, wie das weitergeht mit den beiden;-) Der Anfang hat mir jedenfalls gut gefallen.
Liebe Grüße
Karimela
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