Fantasy & Horror
Das Geheimnis der Zauberin Kapitel 1-10 von 75

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"Das Geheimnis der Zauberin Kapitel 1-10 von 75"
Veröffentlicht am 22. Juli 2008, 176 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ja was kann ich über mich schreiben? Ich arbeite als Krankenschwester in einem Pflegeheim und meine größte Leidenschaft ist das Schreiben. Das Schreiben an meiner Fantasystory hat mir schon durch so einige schwere Phasen meines Lebens geholfen...In dieser Welt kann ich mich verlieren und die Zeit vergessen...
Das Geheimnis der Zauberin Kapitel 1-10 von 75

Das Geheimnis der Zauberin Kapitel 1-10 von 75

Beschreibung

Roman aus dem Fantasy-Genre über ein Abenteuer von vier jungen Leuten, um eine Prophezeiung zu erfüllen und die Suche nach sich selbst...

Die Vorgeschichte und 1. Die Entführung

Diese Geschichte spielt in einer fernen Welt und in ferner Zeit.

Alles begann damit, dass König Meskur von Azieren Tamarus, seinen mächtigsten Zauberer, aus seinem Reich verbannte. Doch Tamarus schwor Rache und verschwand.

Jeder im Land glaubte, dass er nie wieder auftauchen würde, doch es kam alles anders...

 

 

 

 

 

Der König hatte drei Kinder. Der zehnjährige Tamir und die fünfzehnjährige Sylathi, sein erstgeborener Sohn Kamiel, war vor zwanzig Jahren kurz nach seiner Geburt verschwunden.

Der König und seine Frau hatten es bis heute nicht verkraftet und Meskur beschuldigte Tamarus des Verbrechens.

Es kam dazu, dass der König und seine Frau Königin Samithi auf eine Auslandsreise ins benachbarte Königreich Thallieren aufbrachen, um dort einen Friedensvertrag mit dem dortigen Regenten auszuhandeln.

Ihre Kinder ließen sie im Schloss in der Hauptstadt Carrika zurück in der Obhut ihres Onkels und ihrer Tante, den Lehnsherren von Santania. Die Königin war von Anfang an sehr besorgt, da sie nicht diese Kinder auch noch verlieren wollte.

„Müsst ihr wirklich weggehen? Mama, warum dürfen wir nicht mitkommen?“ fragte Tamir seine Mutter am Abreisetag.

„Tamir, wir müssen nach Thallieren, um den Frieden zu sichern. Euch mitzunehmen wäre zu beschwerlich für euch, darum müsst ihr hier bleiben. Außerdem kommen wir in einigen Wochen schon wieder zurück. Es wartet auch noch eine Überraschung auf euch, wenn ihr ins Spielzimmer geht. Und nun lauf!“ erklärte seine Mutter.

Tamir gehorchte und lief zu Sylathi. Diese ging mit ihm hinauf in das Spielzimmer. Dort wartete wirklich eine Überraschung, denn ihr Cousin und ihre Cousine waren gekommen, um ihnen Gesellschaft zu leisten. Tamir ging auf Anel zu und schon waren sie in ein Spiel vertieft. Sylathi begrüßte ihrerseits ihre Cousine Mariet.

„Schön dich zu sehen, Mariet. Seid ihr alleine gekommen?“ fragte sie und hoffte, dass ihr über alles geliebter Onkel auch da wäre.

„Nein unsere Eltern sind auch da. Mutter wollte unbedingt, dass wir zu euch kommen.“

„Wir wären auch alleine zurecht gekommen. Die Hälfte der Bediensteten sind ja noch hier“, erwiderte Sylathi ihrer zwei Jahre älteren Cousine.

„Das meinte Vater auch, aber Mutter hat darauf bestanden“, meinte Mariet.

Die Königstochter wollte gerade nach ihrem Onkel Graf Tim von Santania fragen, als das Grafenpaar schon ins Zimmer kam. Sylathi begrüßte die beiden erst, wie es sich gehörte, fiel ihnen dann aber strahlend in die Arme. Dafür bekam sie von ihrer Amme böse Blicke zugeworfen, aber sie kümmerte sich nicht darum.



Doch schon beim Abendessen wurde die fröhliche Stimmung zerstört. Mit einem Blitzschlag stand der Zauberer Tamarus plötzlich mitten im Speisesaal.

„Da sitzen sie ja alle beisammen“, schrie er. „Unser kleiner Prinz Tamir, Prinzessin Sylathi und die Grafenkinder. So gefällt mir das. Solch eine Ausbeute an einem Tag hatte ich gar nicht zu hoffen gewagt.“

„Was wollt Ihr von uns? Sprich!“ forderte ihn der Graf auf.

„Na, was wohl? Rache!“

Nach diesen Worten war der Zauberer samt der Kinder mit einem erneuten Blitzschlag verschwunden.

„Nein, dass darf nicht sein! Bringt die Kinder zurück! Ich flehe Euch an“, wimmerte der Graf und stürzte an den Platz, wo noch vor wenigen Augenblicken der Zauberer gestanden hatte.

„Wie kann er uns das wichtigste nehmen, was wir haben? Warum nimmt er nicht uns?“ schrie die Gräfin Aknita ihren Mann an.

Der Graf antwortete nicht, sondern brach nun völlig zusammen.



Währenddessen hatte Tamarus die Kinder nach Arganus, der schwarzen Hexen- und Zaubererstadt, gebracht. Er besaß dort einen Turm und in diesen Turm hatte er die Kinder entführt.

„Was habt Ihr mit uns vor?“ fragte Mariet vorsichtig.

„Ihr seid mir doch egal! Mit euch selbst kann ich nichts anfangen, außer euren Eltern und dem Land zu schaden. Was glaubt ihr wohl, was das für einen Aufruhr gibt, wenn plötzlich die Thronfolger verschwunden sind? Ihr seid mein Druckmittel!“ antwortete der Zauberer barsch.

„Und nun kein Wort mehr von euch! Sonst...“

Er schüttete etwas lilafarbene Flüssigkeit auf den Teppichboden, worauf ein großes Loch darin entstand. Die Kinder wichen zurück.

„Jetzt habt ihr gesehen, was mit euch passiert, wenn ihr noch mal den Mund aufmacht!“



Etwas später rief er nach jemandem, es kam eine kleine Gestalt, eingehüllt in einen langen Mantel, ins Zimmer und nahm die Kinder mit. Die Gestalt brachte sie in einen großen Raum.

„Hier werdet ihr schlafen! Schlaft viel, denn bald habt ihr kaum noch Zeit dazu.“

Als das Männchen verschwunden war, fragte Tamir seine Schwester: „Wieso können wir bald nicht mehr schlafen?“

„Ich weiß es nicht, aber es ist am besten wir befolgen den Rat.“

Also legten sie sich in die Betten, nur Mariet lag noch lange wach und grübelte.



 

Die Prophezeiung und die Flucht aus dem Turm

Kurz vor fünf Uhr morgens wurden die Kinder von der kleinen Gestalt geweckt.

„Geht in die Küche, da wartet die Arbeit auf euch, Mädchen. Die Jungen kommen mit mir zum Zauberer, er verlangt nach euren Diensten.“

Sie gehorchten. Als Sylathi und Mariet in die Küche kamen, waren dort schon vier andere Mädchen. Zwei erkannten sie sofort, es waren Verwandte von ihnen. Die zwölfjährige Synthia und ihre drei Jahre ältere Schwester Anastasia, die Töchter des Grafen Gino von Torombo. Die anderen beiden Mädchen sahen einfacher Herkunft aus und waren wahrscheinlich Bauernkinder.

„Wieso seid ihr denn hier?“ wollte Sylathi von den Grafentöchtern wissen.

„Sylathi? Mariet? Ihr wurdet auch entführt? Wir kamen aus genau dem selben Grund in den Turm, wie ihr, um den König und seine Grafen zu erpressen“, antwortete Anastasia.

„Wer seid ihr beiden denn? Grafenkinder seid ihr nicht“, fragte Mariet an die beiden fremden Mädchen gewandt.

„Wir? Wir sind nur durch ein Missverständnis hier. Vor zwei Jahren wollte Tamarus die Töchter des Grafen Balthasar von Turnau entführen. Doch diese waren verreist und Tamarus dachte wir wären die Richtigen. Als er seinen Fehler entdeckte ließ er uns nicht mehr frei, damit niemand davon erfahren sollte. Mein Name ist Samarin und der Name meiner Freundin lautet Asyet“, sagte das etwa zwanzigjährige Mädchen und zeigte dabei auf seine gleichaltrige Freundin.

Die kleine Gestalt kam herein, im Tageslicht erwies sie sich als eine kleine rundliche Frau, die Malena hieß. Sie sprach zwar mit einer warmen freundlichen Stimme, in der aber auch viel Strenge und Bitterkeit lag.

„Ich muss mit euch sprechen!“ sagte die Frau leise. Doch nur Synthia und Anastasia setzten sich zu ihr, die anderen wollten ihre Arbeit nicht unterbrechen und hörten ihr nebenbei zu. Bevor Malena sprach, kamen noch die Jungen herein. Außer Tamir und Anel kamen noch der siebenjährige Lukas, Sohn des Grafen von Torombo, und der achtzehnjährige Solom, Sohn des Grafen Ismar von Tostianne, der „Das Land der Nacht“ regierte.

„Es ist sehr wichtig, was ich euch zu sagen habe! Da nun auch noch die Königskinder hier sind, muss etwas geschehen. Ich muss euch helfen zu fliehen. Tamarus hat nichts Gutes mit euch vor und ich kann nicht zu lassen, dass noch mehr Menschen Leiden müssen. Solom, du kennst dich gut im Labor aus, suche die Flasche mit dem „Öl der Betäubung“. Das bringst du Samarin nach deinem Dienst, sie wird bis dahin wissen, was zu tun ist. Später bespreche ich auch alles mit euch, aber jetzt müsst ihr gehen, der Zauberer wird gleich nach euch suchen, ich spüre es.“

Als die vier aus der Küche gingen, sah Sylathi, dass die ganze Türöffnung seltsam strahlte.

„Was ist das für ein seltsamer Glanz an der Tür?“ fragte sie Malena.

„Das ist ein Schutzzauber, den ich von meiner weisen Mutter erfahren habe, sie war eine Kräuterfrau und kannte auch ein paar einfache Zaubersprüche. Du erkennst an dem perlmuttfarbenem Schein, dass ihn nur ein Kind oder einer des Zauberspruches Kundiger sehen kann. Tamarus hat aber keine Ahnung von solcher Magie und kann ihn deshalb nicht spüren.“

„Kann denn jeder solche Zaubersprüche ausführen?“ wollte Sylathi noch wissen.

„Nein, nur Menschen, die von den Göttern dazu bestimmt sind. Da man aber nicht weiß, ob man dazu bestimmt ist, können es nur diejenigen, die entweder Mütter oder Väter haben, die von ihrer Magie wissen oder Ausgebildete des Roten Hauses. Dort in den Bergzügen der Weltenwächter werden junge Männer und Frauen zu Kämpfern ausgebildet und nur diejenigen, die die Gabe haben werden dorthin beordert und es ist eine große Ehre dem Roten Haus zu dienen“, erklärte Malena bereitwillig.

„Ich hätte noch eine Frage. Hat Tamarus auch diese Magie oder eine andere und was kann man mit dieser Magie noch alles machen?“ diesmal stellte Mariet die Fragen.

„Sind gleich ziemlich viele Fragen, aber ich versuche sie zu beantworten. Tamarus besitzt nicht diese Art der heiligen Magie. Er benutzt schwarze Magie und deswegen, muss er hier leben, weil er seine Seele dem Teufelsgott, der tief in der Erde lebt, verkauft hat. Diese Magie wird auch Magie der Unheiligen genannt. Doch die Magie der Götter hat einen Vorteil, man kann sie so ausführen, dass ein böser Zauberer sie nicht sehen kann, dass kann man bei unheiliger nicht.

Die heilige Magie hat viel verschiedene Ausläufer. Manche können nur Gedanken oder Gefühle lesen, andere haben Visionen und wieder andere können sich und anderen mit Zauberersprüchen helfen. Ich weiß Leider auch nicht sehr viel darüber, aber vielleicht triffst du bald einen dieser Auserwählten und kannst dir mehr erklären lassen. Nun aber genug geredet, wir haben wichtigeres zu tun.“

In der zwischen Zeit waren auch Anastasia und Synthia wieder an die Arbeit gegangen.

„Womit fange ich am besten an? Ja erst mal zu Tamarus’ Hass gegen das Königreich Azieren und aller anderen Reiche. Ihr wisst ja eigentlich nicht mal genau, warum ihr hier seit.

Nun ja, es begab sich, dass Tamarus von des Königs Vater eingestellt wurde, um neue Kriegsmethoden zu erfinden, denn das kann man nur mit schwarzer Magie. Doch der alte König starb und an seine Stelle trat sein ältester Sohn, der heutige König. Er wollte keinen Krieg mehr und hasste schon immer die schrecklichen Erfindungen des Zauberers, weil sie nur Angst und Schrecken in die Welt brachten. Der neue König hatte gleich zu Beginn seiner Regentschaft mit den anderen zwei Königreichen Frieden geschlossen. Dem Vater von Sylathi und Tamir verdanken wir, dass es heute keinen Krieg mehr gibt. Kurze Zeit später wurde sein erster Sohn Kamiel geboren. Aber die Freude des Königspaares an ihrem Sohn hielt nicht lange, denn Kamiel verschwand schon als Baby. Der König glaubte Tamarus hätte seinen Sohn entführt, was wie ich heraus fand nicht stimmt. Doch der König war so verzweifelt und glaubte dem Zauberer nicht, der immer wieder seine Unschuld beteuerte. Es geschah also, dass Tamarus des Hofes und des Landes verwiesen wurde. Doch auch in den anderen Königreichen wurde er nicht aufgenommen, also blieb ihm nicht anderes übrig, als nach Alabatan zu fliehen. Ihr müsst aber wissen, dass Tamarus nicht immer böse gewesen war, auch wenn er die schwarze Magie besaß. Der Teufelsgott hatte ihm nur eine kleine Gabe gegeben, da auch die Götter ihre Finger im Spiel hatten. Doch dieser Zwiespalt der beiden Magien in seinem Körper ließen ihn langsam verrückt werden. Mit seiner Flucht nach Alabatan war sein weiteres Schicksal besiegelt und er verkaufte seine ganze Seele an den Teufelsgott. Erst dadurch fing er an Rachepläne zu schmieden.“

„Entschuldige, wenn ich dich unterbreche, aber wie kamst du denn eigentlich zu Tamarus?“ fragte Anastasia.

„Irgendwann brauchte der Zauberer ein Dienstmädchen, da er keine Zeit hatte all diese Dinge selbst zu machen und da hat er mich ausgesucht. Er hat mich eines Nachts aus meinem Elternhaus entführt und zu seiner Leibeigenen gemacht. Seitdem war ich nicht mehr zu Hause und das ist jetzt schon zwanzig Jahre her. Aber nun wieder zu Tamarus’ Plan.

Das ihr ein Teil seiner seid, wisst ihr ja, aber es soll noch mehr kommen. Ich weiß zwar nur einen kleinen Teil seiner Pläne, aber dieser Teil ist schon schrecklich genug. Da ich aber nicht viel von hier aus machen kann, müsst ihr fliehen und die Prophezeiung erfüllen, dazu werde ich später noch kommen.

Also, der erste Teil seines Planes ist: Er will alle Länder um das Herzstück von Azieren belagern. Er wird sich dabei aber immer von den Heiligen Stätten fernhalten, darum werdet ihr dort auch Hilfe bekommen.

Zu den ersten besetzten Ländern gehören: Maladan, Calatein, Osmona und Kastaria. Er will sie mit einer Armee, die aus allen Lebewesen des Landes Alabatan besteht, überfallen. Da er weiß, dass er der stärkste Zauberer in ganz Azieren und Thallieren ist, hat Tamarus auch keine Angst. Aber es besteht ein Gerücht, dass in Schamanah eine noch viel mächtigere Zauberin lebt, die aber mit weißer Magie vorlieb nimmt, was auch in ihrem Namen zu hören ist. Sie heißt Karasalin, was auf Alt- Schamanisch so viel bedeutet wie Weiße Magierin. Ich möchte deswegen dich, Samarin, und dich, Asyet, darum bitten diese Zauberin zu finden. Zuerst werdet ihr die Königskinder und Grafenkinder in Sicherheit bringen. Zu eurer Hilfe werden zwei junge Männer zu euch stoßen. Sie werden in Akalabesch im Gasthaus „Zum Goldenen Adler“ auf euch warten. Ihre Namen lauten Daniel Muskera und Ciran Soschat. Ihr erkennt sie am Zeichen des Roten Hauses, wo sie ihre Ausbildung zum Kämpfer gemacht haben. Hier auf dieser Karte ist der genaue Weg eingezeichnet. Ihr müsst genau diesem Weg folgen, sonst kann es sehr gefährlich für euch werden. Samarin, du bist die Vernünftigste, dir vertraue ich den Plan an. Versteck ihn unter deinen Röcken und du wirst die Gruppe hoffentlich sicher aus dem Land bringen“, schloss Malena ihre Rede.

„Ich werde mein bestes tun Malena.“

„Das hoffe ich, denn nur ihr und die beiden Männer können uns retten, wenn ihr versagt dann wird die ganze bekannte Welt unter der schrecklichen Herrschaft von Tamarus stehen.“

„Warum können nur wir helfen? Warum bist du dir so sicher?“ wollte Asyet wissen.

„Das wurde schon vor vielen hundert Jahren vorausgesagt. Ihr könnt es in den Büchern von Hascheif nachlesen. Dort steht geschrieben, dass vier junge Menschen, zwei Frauen und zwei Männer, die lang vermisste Zauberin finden werden und mit ihrer Hilfe unsere Welt retten werden. Weiter steht geschrieben, dass sie im Jahr des Feuers aufbrechen werden. Das jetzige Jahr, ist das „Jahr des Feuers“. Ihr seid die Auserwählten, außerdem hat mir Honamis der Engel, des Ursprungs, eine Botschaft durch meinen Traum zu kommen lassen. Er zeigte mir eure Gesichter und sagte, dass ich euch helfen muss von hier fortzukommen“, erklärte die kleine Frau.

„Ich kann das aber nicht glauben, wir beide sind doch nur einfache Leute“, sagte Asyet kopfschüttelnd.

„So glaubt mir doch, es ist die Wahrheit. Einfache Menschen haben mehr Durchhaltevermögen und sind vor den Göttern und Engeln genauso reich wie Könige oder Grafen. Doch nun genug geredet, versucht bis morgen noch so weiter zu arbeiten wie immer und dann wird euer Abenteuer beginnen“, sagte sie und deutete an den Raum zu verlassen. „Bitte denkt jetzt an etwas anderes, damit Tamarus nichts davon erfährt, denn er kann die Gedanken von anderen lesen. Also denkt an etwas, was ihr gerne wieder sehen möchtet“, damit verließ Malena endgültig die Küche und ließ die Kinder verstört zurück.

Sie verrichteten schweigend ihre Arbeiten, jede dachte an etwas anderes. Synthia und Anastasia dachten an schöne Kleider und ihren Komfort im Lehnsgut. Das war ihr einziger Trost, denn bei Tamarus mussten sie „Arme Leute Kleidung“ tragen und Hausarbeiten machen.

„Bei Samarin und Asyet passte das ja noch, obwohl Samarin viel feiner aussieht, als ein normales Bauernkind. Sie hat sehr schöne Gesichtszüge und sieht vielleicht noch besser aus, als Sylathi. Sie ist ja im ganzen Land für ihre sagenhafte Schönheit bekannt, aber wenn einmal jemand Samarin sehen würde, würden sie sie für die Schönste halten, da bin ich mir sicher“, überlegte Anastasia und beneidete das Mädchen insgeheim. Sylathi dachte an ihre Eltern und vor allem an ihre Mutter, die krank vor Sorge sein musste. Samarin, Asyet und Mariet stellten sich die schönsten Länder vor, wie dort Blumen blühten und Bäume wuchsen.

In Alabatan konnte man so etwas nicht sehen. Dort war alles schwarz und grau, sogar der Himmel war von dunkelgrauen Wolken verdeckt. Hier schien nie die Sonne, das Land wurde durch grellrote Zauberlichter erleuchtet, doch ersetzten sie kein Sonnenlicht. Pflanzen konnten hier nicht wachsen oder leben, es gab nur schwarze Asche auf dem Boden, die von allerlei Zaubereien und den Hexenöfen kam.

Am Abend kamen wieder alle in der Küche zusammen und Malena erklärte nun auch den Jungen, welchen Plan sie sie sich ausgedacht hatte. Sie waren sehr froh, dass sie eine Chance hatten aus dem Turm zu entfliehen.

„Sylathi, meinst du wir könnten es schaffen?“ fragte Mariet ihre Cousine, als sie in ihren Betten lagen.

„Wenn Samarin das mit der Suppe gelingt, dann glaube ich schon daran. Aber wenn nicht, dann sitzen wir ganz schön in der Tinte“, meinte Sylathi. Mariet murmelte noch etwas, doch beide schliefen trotz der Aufregung gleich danach ein.



Bald schon kam der Tag, an dem die Flucht begann. Die Kinder und Jugendlichen waren sehr aufgeregt, aber sie durften sich nichts anmerken lassen. Gerade war Samarin dabei die Suppe zu kochen, die Tamarus bekommen sollte, da kam Solom mit dem Fläschchen. Er schob es ihr so heimlich zu, dass noch nicht einmal die anderen etwas merkten. Samarin probierte die Suppe noch und goss dann den Inhalt der Flasche hinein.

„Ach du meine Güte ist die Suppe scharf, mir brennt jetzt noch der Mund. Da merkt der Zauberer bestimmt nichts“, dachte sie für sich. Sie rührte noch einmal um und ließ die Flasche unter ihrem Rock verschwinden. Als Asyet kam und das Essen holte zwinkerten sich die beiden heimlich zu.

„Da bist du ja endlich, du unnutzes Ding. Warum gibt es euch Mädchen eigentlich nur?“ damit begrüßte er Asyet. Da sie wusste, wie er über Mädchen dachte verhielt sie sich ruhig. Sie wusste, was auf dem Spiel stand, wenn sie jetzt nicht ihren vorlauten Mund halten konnte.

Als der Zauberer die Suppe herunterschlang, lächelte sie hinterlistig und verschwand in der Küche, wo die anderen schon auf sie warteten. Alle hatten feste Kleidung an, die sie auf dem weiten Weg vor der Kälte in Alabatan schützen sollte. Jedoch waren die Königs- und Grafenkinder als einfache Bauernkinder verkleidet, um in Azieren nicht zu sehr aufzufallen, außerdem war Sylathis Gesicht jedem im Land bekannt und sie hatte zu schnell erkannt werden können. Daher hatte Malena, so Leid es ihr auch tat, das Haar des Mädchens geschnitten und das Gesicht war schmutzverschmiert. Nur Samarin und Asyet konnten in normaler Kleidung reisen, da sie nicht zur königlichen Familie gehörten und sie auch nicht so wichtig für Tamarus waren.

„Es ist alles glatt gelaufen. Er hat die Suppe so runtergeschlungen, dass er noch nicht einmal den normalen Geschmack bemerken konnte“, erzählte Asyet.

„Das ist gut so! Eigentlich müsste er jetzt schon schlafen, also nun kommt! Im Keller ist eine Tür, die nach Sateis, das Unterreich von Alabatan, führt. Ihr müsst Leider ein kleines Stück durch dieses schreckliche Verließ der Untiere. Doch sie können euch nichts tun, da sie in Verließe gesperrt sind. Ihr müsst euch erst fürchten, wenn ihr über der Erde seid, denn diese Wesen wird Tamarus einsetzen, um euch zu finden. Also nehmt euch in acht! Auch wenn ihr anders ausseht, hier im „Bösen Land“ nützt euch das nichts, dass ist erst für die normale Welt. Haltet euch also immer fern von Städten oder Siedlungen. Erst in Maladan könnt ihr wieder unter die Leute gehen. Auf der Karte ist ja alles eingetragen. Ihr dürft nicht vom Weg abkommen, sonst seid ihr in großer Gefahr. Beeilt euch nach Akalabesch zu kommen! Erst wenn Daniel und Ciran bei euch sind, seid ihr sicher. Mehr kann ich nun nicht mehr für euch tun, nur sagen, die Engel sollen euch beschützen. Ach ja, denkt noch daran einen Boten zum König zu schicken, damit er über alles informiert ist und sich keine Sorgen mehr um die Kinder machen braucht. Ich hoffe ihr werdet es schaffen“, sagte Malena. Sie waren an der Tür angekommen. Malena hatte Tränen in den Augen und gegen ihre Natur, nahm sie alle noch einmal in die Arme. Wahrscheinlich würden sie sich nie wieder sehen. Auch die Kinder hatten Tränen in den Augen. Vor allem Samarin und Asyet, sie hatten die Frau in den zwei Jahren, die sie hier waren, sehr lieb gewonnen. Es war schwer sich von ihr zu trennen, da sie den beiden sehr ans Herz gewachsen war. Doch vermisste Samarin auch ihre Pflegeeltern und deren Kinder sehr.

„Wir werden dich hier rausholen Malena, dass versprechen wir dir“, sagte Samarin mit tränenerstickter Stimme.

„Kommt erst einmal selbst wieder hier weg. Ich habe mich in den vielen Jahren an dieses Leben gewöhnt. Es wird nur sehr einsam werden, wenn ihr beiden jetzt nicht mehr da seid.“

„Wir werden dir helfen! Bald werden wir wieder kommen und dich hier raus holen“, meinte Asyet. Daraufhin betrat die Gruppe den Gang, der sich hinter der Tür eröffnete. Bevor Malena die Pforte schloss, gab sie den Kindern noch eine Handvoll Kerzen und Feueranzünder mit. Als die Tür krachend ins Schloss fiel, zündeten sie die Kerzen an und sahen einen langen Gang vor sich.

„Malena sagte, wir sollen nur geradeaus laufen und nach etwa zwei Kilometern kämen wir ins Freie. Na dann werden wir uns mal auf den Weg machen!“ forderte Samarin die Gruppe auf ihr zu folgen. Die Kinder liefen mit dem Blick nach vorne, denn neben ihnen befanden sich die Kerker in denen Tamarus’ Monster hausten. Selbst der Zauberer hatte Angst vor ihnen und ließ sie nur frei, wenn er sie für eine seiner Missionen brauchte. Malena hatte einmal von schrecklichen Wesen berichtet. Alle hielten sich an den Händen, damit sie sich nicht verloren. So wanderte die Schar eine Zeit lang, immer begleitet von dem Heulen und Schreien der Monster. Manchmal konnten sie sogar ihren stinkenden Atem spüren, aber keiner von ihnen wollte darüber nachdenken, wie nah sie ihnen waren.

„Da hinten ist ein roter Schimmer, dass muss der Ausgang sein. Etwas anderes wie dieses seltsame rote Licht konnte ja man nicht erwarten! Irgendwie hatte ich die ganze Zeit darauf gewartet das Sonnenlicht zu sehen, für einen Moment hatte ich wirklich vergessen, dass wir nicht zu Hause sind. Obwohl ich hätte ja mit Dunkelheit rechnen müssen, bei uns spielt sich ja das Leben in der Nacht ab“, meinte Solom.

„Tja hier gibt es nun mal keine Sonne, noch einen Sternenhimmel. Die Kerzen sind schon etwas Besonderes, die muss Malena mit ihrer Weißen Magie hergestellt haben“, sagte Samarin noch dazu. Es war jetzt schon klar, dass Solom und Samarin die Gruppe anführen würden, bis sie in Akalabesch ankamen.

„So in welche Richtung gehen wir denn jetzt?“ fragte Solom.

„Malena hat ja alles genau in die Karte eingetragen, also müssen wir jetzt nach Süden gehen, damit wir zu diesem Fluss kommen. Er verläuft zwischen Schaika und Torose und heißt „Fluss ohne Wiederkehr“. Seht das jetzt bloß nicht als schlechtes Omen, wir werden schon „wiederkehren“. Dieser Fluss kommt aus dem Meer der Sieben Sünden, hütet euch also vor ihm. Ihr dürft nicht aus ihm trinken und auch nicht an sein Ufer treten, sonst wird er euch in seine Tiefen zerren! Wenn wir diesen Weg überleben, kommen wir zum Tor der Angst, das Tor zwischen Alabatan und Maladan. Was es damit auf sich hat, werde ich euch später erklären. Nun müssen wir erst einmal weg vom Turm!“ antwortete Samarin.

Die Reise nach Akalabesch

Sie wanderten viele Stunden und jeder wartete darauf den Fluss zu sehen. Aber sie glaubten es wäre ein Fluss, wie diejenigen aus ihrer Heimat. Von dieser Einschätzung wurden sie schwer enttäuscht, denn sie waren nicht zu Hause. Das was aus dem Meer der Sieben Sünden kam, konnte einfach nicht gut sein, doch soweit dachte keiner von ihnen. Das Gewässer war nämlich blutrot! Als die Freunde näher heran kamen, sahen sie nicht nur die Farbe, sondern rochen auch den Gestank, der vom Fluss kam. Es roch nach „Tod“. Mariet bekam Angstzustände, die der Fluss hervorrief. Tamir und Anel hatten sich schon gleich in die Arme von Sylathi geflüchtet. Sogar Samarin musste sich kurz bei Solom, der vor ihr stand, Halt suchen. Der Fluss hatte eine seltsame Aura, die alle in seinen Bann zog. Die Jugendlichen und Kinder versuchten sich so gut es ging ihr zu widersetzen, aber durch diese Anspannung wurden auch die Angstzustände stärker. Samarin und Solom hatten schon vor längerer Zeit alle Mitglieder mit Seilen gesichert, denn gerade Kinder konnten der Aura nicht so leicht entfliehen.

Asyet fand als Erste ihre Stimme wieder: „Das wir dort nicht in die Nähe gehen oder, geschweige denn davon trinken, kannst du dir wohl vorstellen!“

„Ich hatte es mir auch nicht so schlimm vorgestellt, aber gerade die Kinder sind gefährdet, sieh dir ihre Augen an!“ entgegnete Samarin.

Anel und Tamir hatten einen glasigen Blick und starrte die ganze Zeit auf den Fluss, wären die Seile nicht gewesen, wären sie geradewegs auf den Fluss zugelaufen.

Asyet war nun geschockt und hielt sich mit ihren leichtfertigen Äußerungen zurück. Samarin lächelte nur milde über ihre Freundin, denn sie kannte Asyet nur zu gut, raue Schale, aber ein butterweicher Kern.

Samarin führte die Gruppe an, sie studierte immer wieder die Karte und korrigierte mehrmals ihren Weg, da sie wieder sehr nah an das Gewässer gekommen waren.

„Wie lange müssen wir denn noch laufen? Wann können wir endlich einmal rasten?“ wollte Sylathi wissen, die sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte. Sylathi war nun mal eine Prinzessin und körperliche Anstrengungen nicht gewohnt.

„Ich kann mir vorstellen, wie fertig du sein musst, aber wir können erst wieder ausruhen, wenn wir das Tor der Angst durchquert haben. Ach ja, ich wollte euch davon erzählen. Malena hat mir erklärt, was es damit auf sich hat. Also, wenn man hindurch geht durchlebt man seine größte Angst. Ihr werdet wahrscheinlich immer wieder dazu gedrängt sein zurück zu gehen, aber lasst euch nicht dazu verleiten! Ihr müsst eurer Angst entgegentreten und euch immer wieder sagen, dass es nur eine Halluzination ist. Auf keinen Fall dürft ihr umkehren, damit hätte das Tor gewonnen und ihr würdet bis in alle Ewigkeit in der Zwischenwelt gefangen sein!“ beschrieb Samarin.

„Oh nein, ich glaube wir bekommen großen Ärger!“ stellte Solom besorgt fest und zeigte dabei zum Himmel. Dort schwebten sieben Kreaturen, ja sie schwebten beinahe still in der Luft.

„Harasalims! Malena sagte, dass sei die Leibgarde von Tamarus“, schrie Asyet.

Es waren aber auch wirklich hässliche Wesen. Ihr Körper war vogelähnlich und bedeckt von blutroten Federn. Der Kopf hatte aber die Form eines Hundekopfes und ihre Füße hatten Ähnlichkeit denen eines Elefanten, waren aber mit Krallen besetzt. Insgesamt waren die Harasalims fast drei Meter lang und nicht wirklich zu beschreiben. Die Augen stachen besonders heraus, sie waren sehr groß und hatten eine grellgelbe Farbe.

„Was wollt ihr?“ rief Samarin nach oben.

„Was wohl? Euch lassen wir laufen, dich und deine Freundin. Aber die Königskinder und Grafenkinder werden dieses Land nicht verlassen, bevor sie ihren Dienst für Tamarus beendet haben! Gebt sie uns zurück!“ antwortete der Anführer mit quietschender Stimme. Diese hörte sich wie eine Tür, die lange nicht geölt worden war an.

„Nein! Sie gehören euch nicht, sie gehören niemandem. Außerdem habt ihr so nah an der Grenze kaum noch Magie, ihr habt uns zu spät gefunden! Was wollt ihr dann hier?“

„Wir können euch zurücktreiben! Es stimmt, dass wir nur noch unsere Flugkraft aufrecht erhalten können, aber ihr habt trotzdem keine Chance gegen uns. Ihr werdet das Tor niemals passieren, wenn wir nicht die Kinder bekommen!“

„Wir werden euch nicht einfach folgen! Los lauft!“ schrie Samarin plötzlich zu ihrer Gruppe. Die Verbindungsseile waren schnell gelöst. Solom packte Anel und nahm ihn huckepack. Samarin warf sich Tamir auf den Rücken und so rannten sie los, weit verstreut damit die Harasalims sie zuerst ordnen mussten. Das alles geschah in wenigen Augenblicken, doch die Monster reagierten schnell. Sie hackten mit ihren Krallen nach ihnen oder versuchten sie mit dem Maul zu schnappen. Doch irgendwie schafften es fast alle bis zum Tor. Nur Solom und Anel nicht. Solom stolperte und fiel samt Anel zu Boden. Beinahe hätte eines der Untiere seine Krallen um die beiden Jungen geschlossen, aber Anastasia reagierte sofort und zog die beiden aus der Flugbahn und so schnell konnte das Biest nicht reagieren. Vor dem Tor hielten alle noch einmal schnell inne und erinnerten sich an das, was Samarin ihnen eingebläut hatte.

„Ihr werdet uns nie bekommen!“ schrie Asyet zu den Harasalims, dann schritten die Kinder unter das Tor.

„Tamarus wird euch finden und dann seid ihr umsonst geflüchtet, wenn ihr es überhaupt durch diese Hölle schafft, ihre unwürdigen Menschenkinder“, brüllte der Anführer, doch das hörten die Freunde schon nicht mehr, das Tor hatte sie aufgenommen und jeder von ihnen befand sich in seinem schlimmste Albtraum und eine dichte Nebelwand bildete sich vor dem Tor.

Nun begann ein schlimmer Weg und jeder war auf sich alleine gestellt. Eigentlich betrug er nur zwei Schritte, doch die Halluzinationen ließen ihn viel länger erscheinen.

Sie wurden mit ihrer größten Angst konfrontiert. Anastasia wurde von einer riesigen Spinne verfolgt. Anel fühlte sich, als würde er von zwei riesigen Steinen zermahlen. Solom befand sich mitten in einem Krieg, wovor er sich am meisten fürchtete. Jeder kämpfte mit dem Gedanken zurückzukehren und aus diesem Chaos zu flüchten, egal in welche Richtung. Doch ein kleiner Teil ihres Herzens führte sie weiter durch diesen Albtraum und ließ sie nicht umkehren.

Dann hatten sie es endlich geschafft. Die Freunde waren völlig ausgezehrt und am Ende ihrer Kräfte und jeder von ihnen zitterte am ganzen Körper. Die Harasalims waren am Tor abgeprallt, wie an einer Mauer. Zunächst sprach niemand, aber sie waren froh es überstanden zu haben und keiner war auf dem Weg verloren gegangen.

„Wir haben es wirklich geschafft! Doch richtig schwer wird es erst, wenn wir die Zauberin finden müssen. Also, auf nach Akalabesch!“ forderte Samarin ihre Freunde auf ihr zu folgen. Es war keine Zeit für eine Rast, da sie noch zu nah an Alabatan waren. Jeder der Gruppe stöhnte, aber wusste doch, dass er keine andere Wahl hatte.

„Da sind wir zum Glück nicht mehr dabei. Ich bin froh, wenn wir wieder zu Hause sind“, sagte Synthia, die am verwöhntesten war.

„Du rücksichtslose Person! Du bist froh, wenn du wieder zu Hause bist? Sieh dir Anel und Tamir an, sie sind noch kleine Kinder im Gegensatz zu dir und jammern nicht!“ keifte Solom sie an.

„Ist ja schon gut, ich sag’ nichts mehr“, erwiderte Synthia, aber sie sah ihr Verhalten immer noch nicht als schlecht an.

„Also, Leute, wir sind gerade mal seit knapp einer Woche zusammen“, ergriff Samarin das Wort. „Und wir fangen schon an zu streiten. Bitte reißt euch am Riemen und benehmt euch nicht wie Gesetzlose.“

Nun bekamen die anderen doch ein schlechtes Gewissen und waren still.

Sie wanderten weiter, ständig auf der Huth vor Räubern. Nun waren nicht mehr so sehr die Wesen aus Alabatan ihre Gegner, sondern die vielen Steppenräuber. Besonders in den Grenzgebieten zum Zaubererland gab es viele von ihnen und wenn eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen durch die Steppen von Maladan lief, dann war die Gefahr groß, dass sie über sie herfielen.

„Meinst du, dass unsere Vorräte bis nach Akalabesch reichen werden?“ fragte Solom besorgt.

„Ich hoffe es, aber wir müssen sehr sparsam sein. Zum Glück brauchen wir nur etwa eine Woche bis zur Hauptstadt von Maladan“, erklärte Samarin.

Bei Anbruch des Tages suchten sich eine geeignete Stelle zum ausruhen. Sie fanden ein mit Bäumen gesäumtes Stück Grasland, was darauf hinwies, dass sie sich Akalabesch näherten, denn das Gebiet um die Stadt war das einzige fruchtbare Land von Maladan.

„Wir werden hier rasten, bis die Nacht wieder hereinbricht! Ich halte die erste Wache. Ihr schlaft euch erst einmal aus. Ich bin es gewohnt lange aufzubleiben“, sagte Solom.

„Gut dass du die Wache übernimmst. Ich hoffe wir bekommen keinen unangenehmen Besuch von Räubern. Als nächstes weckst du mich. Aber erst einmal Gute Nacht, obwohl Guten Tag wohl angebrachter wäre“, fügte Asyet grinsend hinzu.

Sie legten sich alle auf ihre Lager nieder und waren auch schon gleich eingeschlafen. Es war nämlich eine große Umstellung nur noch nachts zu laufen und tagsüber zu schlafen. Außer für Solom war es normal, denn in seinem Land ist es tagsüber so heiß, dass es niemand draußen aushalten konnte. In Tostianne gab es ein ganz anderes Leben. Dort waren überall große Lichtfelder aufgebaut, weil sich dort nur abends und nachts das Leben abspielte und auch nur dann gearbeitet wurde. Die Lichtfelder wurden tagsüber von der heißen Sonne wieder aufgeladen.

In der nächsten Nacht ging es genauso weiter wie zuvor. So liefen sie etwa acht Tage lang, bis um die Mitternachtsstunde große dunkle Schatten vor ihnen auftauchten. Es waren die Stadtmauern von Akalabesch.

„Wir sind endlich da, jetzt wird alles besser. Hoffentlich finden wir Daniel und Ciran gleich, aber was machen wir bis morgen früh? Die Tore sind für die Nacht doch geschlossen“, wollte Mariet wissen.

„Wir werden hier bei den anderen Wartenden bleiben. Sieh dich um, hast du nicht gesehen wie viele Menschen auf Einlass warten?“ fragte Asyet sie.

„Oh, du hast recht. Ich hoffen nur, dass wir hier auch Schutz haben.“

Die Freunde suchten sich einen freien Platz zwischen all den Leuten. Einer von ihnen hielt wieder Nachtwache und die anderen fielen in einen unruhigen traumlosen Schlaf, da sie nicht wussten, was sie in dieser Stadt wohl erwarten würde.

Daniel und Ciran

In dieser Nacht brach noch ein fürchterliches Gewitter über die Stadt herein. Die Kinder wickelten sich zwar so gut es ging in ihre Decken ein, aber bis zum Morgen waren sie bis auf die Haut durchnässt.

So gingen sie also mit triefenden Kleidern in die Stadt und suchten nach dem Gasthaus.

Nach einiger Zeit hatten sie das Gasthaus mit dem Schild „Zum Goldenen Adler“ endlich gefunden.

„Was wollt ihr denn hier, dass ist aber kein Haus für euch“, sagte der Wirt, als die Gruppe den Schankraum betrat.

„Wir suchen nur jemanden“, entgegnete Samarin schnell und sah sich im Zimmer um.

Zuerst sah sie nichts außer betrunkener Menschen, die über ihren Gläsern hingen.

„Seid Ihr Daniel Muskera?“ sagte Sylathi plötzlich, die zu einem Mann mit blonden, langen und im Nacken zusammengebundenen Haaren gegangen war. Er war etwa zwanzig Jahre alt und die Beschreibung von Malena passte ziemlich genau. Von seinem Aussehen her musste Daniel aus dem Herzstück von Azieren oder Umgebung kommen. Für einen Augenblick, dachte Mariet, dass er irgendwie Ähnlichkeit mit Tamir hatte, doch das vergaß sie schnell wieder.

„Der bin ich und wer bist du kleines Fräulein?“

„Ich bin kein kleines Fräulein und heißen tue ich...“

Sylathi bekam Samarins Hand auf den Mund gepresst. Sie würde sie sonst noch alle verraten, denn im ganzen Land gab es nur ein Kind, dass ihren Namen trug und das war sie selbst.

Samarin schob das verwirrte Mädchen beiseite und in diesem Augenblick sahen sich Daniel und sie direkt in die Augen. Sofort lag eine Spannung in der Luft und Samarin vergaß was sie sagen wollte. Doch Solom holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück, indem er meinte: „Wenn Ihr wirklich Daniel Muskera seid, dann zeigt uns Euer Zeichen!“

„Was fällt dir ein an Daniels Glaubwürdigkeit zu zweifeln?“ meldete sich dessen Freund nun zu Wort. Er war etwa in Daniels Alter, hatte aber kurze schwarze Haare und ein herberes Gesicht als sein Freund. Er sah aus, als käme er aus Kastaria.

„Es ist wichtig für unsere Sicherheit. Jedoch glaube ich Euch, denn ich habe schon gesehen, dass Ihr das Zeichen des Roten Hauses tragt. Entschuldigt meinen Kameraden, er wollte Euch nicht beleidigen. Ihr müsst verstehen wir sind schon so lange unterwegs, da können einem schon mal die Nerven blank liegen“, erklärte Samarin beschwichtigend und sah Daniel dabei tief in die Augen. „Du musst dann also Ciran Soschat sein?“

„Ja der bin ich“, sagte der Gefragte und gab ihr dabei die Hand. Seine Gesichtszüge hatten sich wieder gelockert und er sah recht freundlich aus.

„Seid ihr denn jetzt Malenas Freunde, dass ging bis jetzt unter“, fragte Daniel.

„Ja, die sind wir. Ich hoffe ihr glaubt uns“, bestätigte Asyet und sah dabei grollend auf Solom.

Die beiden Männer führten sie zu einer Tür und hinauf in ein kleines Zimmer. Darin standen zwei Betten, ein Schrank, ein Tisch und zwei Stühle.

Sie stellten sich erst einmal gegenseitig vor und dann herrschte drückende Stille.

„Ach ja, hier sind trockene Kleider für euch. Die Mädchen können dorthinein gehen, da ist noch ein zweiter Raum. Wir haben ihn extra noch dazugemietet. Danach werden wir besprechen, wie alles weitergehen soll“, meinte Ciran und deutete auf eine kleine Tür.

Die Mädchen zogen sich schweigend um und gingen danach gleich wieder zurück in das angrenzende Zimmer, in dem sich die Jungen aufhielten. Sie setzten sich auf die verfügbaren Gegenstände und hörten nun Daniels weiteren Plänen zu.

„Also, die Grafen- und Königskinder in Sicherheit zu bringen wird wahrscheinlich keine weiteren Schwierigkeiten machen, aber danach die Reise, um die Zauberin zu finden wird um einiges schwerer werden. Ich hoffe, ihr beiden vertragt einiges, denn...“

„Was denkst du eigentlich von uns? Wir sind keine verwöhnten Leute! Auf einem Bauernhof muss man ganz schön zupacken können“, schnitt Asyet ihm das Wort ab und sah dabei auf den Rest ihrer Truppe. Samarin saß nur da und sah Daniel mit verträumten Blick an.

„War ja nicht so gemeint, aber auf dieser Reise werdet ihr weit mehr erleben, als ihr euch erträumen könnt. Mein Lehrer im Roten Haus hat mir schon einiges über Schamanah erzählt, dort herrscht eine andere Lebensweise als hier. Dann müssen wir ja auch noch unsere Aufgabe erfüllen. Doch Malena schrieb in ihrem letzten Brief, dass ihr dazu fähig wäret und ich versuche Malena zu glauben, aber sie hatte uns nicht geschrieben, dass wir mit zwei Mädchen auf die Reise gehen sollen“, entschuldigte er sich.

„Das ist ja mal wieder typisch, ihr Männer könnt alle Abenteuer bestehen, aber uns Frauen traut ihr gar nichts zu, aber wir werden euch das Gegenteil noch beweisen! Ach, dass ist aber auch egal, ich habe keine Lust zu streiten und außerdem haben wir keine andere Wahl, als miteinander auszukommen.“

Damit hing nun jeder seinen eigenen Gedanken nach, aber man konnte spüren, dass allen nach dieser Diskussion etwas unbehaglich zu mute war.




Daniel und Ciran holten nach einiger Zeit eine Landkarte hervor und grübelten darüber nach, welcher Weg wohl der sicherste sei. Samarin und Asyet unterhielten sich auch.

„Schmachte ihn doch nicht so an! Oder soll jeder merken, dass du dich in Daniel verguckt hast, wenn es nicht schon jeder weiß. Außerdem kennst du ihn doch gerade mal eine Stunde“, meinte Asyet.

„Du verstehst das nicht! Ich habe ihn angesehen und auf einmal lag wie ein Zauber auf mir. Ich glaube so etwas ist Liebe. Würdest du denn an meiner Stelle nicht so reagieren?“

„Ich würde mich gar nicht erst verlieben, dass ist doch sowieso alles Quatsch. Woher willst du wissen was Liebe ist? Außerdem gibst du früher oder später dein Leben für irgendeinen blöden Kerl auf, aber nicht mit mir!“

Samarin lächelte nur mitleidig und meinte: „Du bist ein unverbesserlicher Sturkopf, aber irgendwann wird dir auch noch jemand den Kopf verdrehen und dann denk an mich.“

Aufbruch nach Königsrial und die Glaubensfrage

Zwei Tage später begann ihre Reise. Daniel und Ciran hatten ihnen Pferde besorgt und wenn alles gut gehen würde erreichten sie Susas in etwa zwei Wochen.

Natürlich kam aber alles anders als geplant.




Sie wollten gerade in einer Höhle ihr Lager aufschlagen, als sie einen seltsamen Geruch wahrnahmen.

„Wisst ihr an was mich dieser Gestank erinnert?“ fragte Sylathi leise und sah in die bleichen Gesichter ihrer Weggefährten.

Alle außer Ciran und Daniel nickten nur langsam mit dem Kopf, es roch nach Tod, nach den Harasalims und dem Fluss ohne Wiederkehr. Es war genau derselbe Geruch. Sie erstarrten alle.

„Meint ihr, dass sie uns gefolgt sind?“ überlegte Mariet.

„Die Harasalims können es nicht sein, sie haben nur die Kraft zu Fliegen, wenn sie Alabatan nicht verlassen, aber Tamarus hat noch genug andere Helfer. Wir sind doch an ihnen vorbeigekommen und ich bin mir sicher, dass einige von ihnen uns auch außerhalb des bösen Landes angreifen können. Wir müssen uns schnell etwas überlegen ihnen zu entkommen, aber was ist das Richtige?“ meinte Asyet verzweifelt.

Da sie in der Höhle noch weniger Chancen hatten sich zu verteidigen, ging die Gruppe nach draußen. Zur Flucht war es zu spät, da sie ihre Pferde schon abgesattelt hatten.

Vor dem Höhleneingang erwartete sie auch schon das Unheil. Sie waren umzingelt von Monstern. Es waren weißhäutige gorillaähnliche Geschöpfe, jedoch ohne Pelz.

Tamir und Anel saßen nun hinter den anderen, die sich als Schutz vor ihnen aufgebaut hatten, obwohl sie wohl kaum eine Möglichkeit sahen, außer etwas Zeit zu schinden. Allen voran standen Daniel und Ciran, die ihre Schwerter schon zum Kampf bereit hielten. Jedes Mal, wenn eines der Untiere versuchte näher zu kommen, schlugen sie nach ihnen, aber es half nicht viel. Die Freunde wurden in die Höhle getrieben, doch schon bald hatten sie nur noch den kalten Stein im Rücken und beteten für ein Wunder. Keiner hatte mehr Hoffnung zu entkommen. Sie spürten schon den schrecklichen Atem ihrer Angreifer und das Gefühl der Todesangst stieg in ihnen auf.

Aber plötzlich von einer Sekunde zur nächsten erschien ein perlmuttfarbenes Licht. Die Kinder aus Tamarus’ Turm dachten an die Heilige Magie, wie sie einst im Türrahmen der Turmküche zu sehen war. Von der Lichtkugel aus blitzten dann mehrere gleichfarbige Strahlen auf die Monster herunter und wie durch ein Wunder waren sie verschwunden. Es waren nicht einmal mehr Überreste von ihren Körpern übrig. Alle atmeten auf, vor allem Ciran, denn eines der Wesen hatte schon seine Pranken um seinen Hals gelegt und drohte ihn zu ersticken.

„Da habt ihr euch aber ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Das nächste Mal solltet ihr vorsichtiger sein! Ich kann mich nicht ständig in eurer Nähe aufhalten. Ihr hattet wirklich Glück, dass ich überhaupt hier war“, kam es von einem zartem, goldlockigen und in ein lindgrünes Gewand gehülltem Geschöpf. Es trug ein feines kristallenes Schwert in der Hand und auf seinem Kleid lag ein feiner Schimmer.

„Gütige Himmelsmutter, Ihr seid Eldorr, der Engel des mutigen Kampfes“, wisperte Samarin, als sie die großen weißen Flügel im Licht auftauchen sah. Nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte, fiel sie auf die Knie und die anderen taten es ihr gleich.

„Bitte steht wieder auf! Ich hasse es, wenn Leute wegen mir auf die Knie fallen. Außerdem sprecht mich mit du an. Ich bin zwar ein Engel, aber ich möchte nicht das sich jemand vor mir verbeugt. Auch, wenn dass sogar einige eurer Herrscher bis heute nicht begreifen, dass Unterwerfung und Demut keine gute Richtung für ein funktionierendes Land sind“, forderte Eldorr, damit sie sich wieder vom Boden erhoben.

„Aber ihr seid ein Heiliger! Wie könnten wir mit Euch sprechen, wie mit einem normalem Menschen?“ fragte Asyet ehrfürchtig.

„Ihr könnt es, weil ich es euch sage. Aber bitte könnten wir uns setzen? Ich bin sehr müde von meinem langen Flug und dem Beseitigen der Crogellen“, sagte die zarte Gestalt und ließ sich auf dem Steinboden nieder. Durch ihren Glanz war es auch in den Tiefen der Höhle angenehm hell.

Die Jugendlichen setzten sich ebenfalls und Tamir starrte Eldorr die ganze Zeit über an.

„Tamir, hör auf so zu starren, dass gehört sich nicht!“ tadelte Sylathi ihren Bruder.

„Ach, lass ihn doch. Ich habe damit keine Probleme. Ich bin es gewohnt, dass ich angestarrt werde, wenn ich durch Zufall einmal auf einen der umliegenden Planeten muss. Ich habe immer gemeint, dass es auf diesem Planeten so viel Wasser gäbe, aber bis jetzt habe ich nicht einen Tropfen gesehen. Ihr müsst wissen, ich bin zum ersten Mal hier. Das ist doch der Planet des Wassers, oder?“ fragte Eldorr neugierig.

„Ja, Ihr, ich meine du bist auf dem Planeten des Wassers. Wir haben viel Wasser, aber es ist fast alles in den Meeren und total versalzen“, erklärte Daniel.

„Ach so, dann versteh ich.“

„Aber du bist sowieso in einer sehr trockenen Gegend. Im östlichen Teil von Azieren ist es immer sehr heiß und dadurch auch sehr trocken“, fügte Daniel noch hinzu.

„Gut, dann habe ich also wieder etwas dazugelernt. Ich war schon auf so vielen Planeten im Universum, da erfährt man einiges. In der Engelsschule lernt man nicht sehr viel über andere Welten. Ich bin froh, dass ich ein fahrender Engel geworden bin und nicht einer der für sein ganzes Leben auf einer der fliegenden Wolken sitzen muss. Wisst ihr, was die fliegenden Wolken sind?“

Alle schüttelten den Kopf, von so etwas hatten sie noch nie gehört.

„Das habe ich mir gedacht, dabei seht ihr sie jeden Abend, wenn ihr zum Himmel schaut. Ihr kennt alle die silberschimmernden Punkte, ich glaube, ihr nennt sie „Engelstränen“. Das sind weit entfernte Wolken, auf denen die Engel leben, die ihr ganzes Leben nur dazu benutzen die Sünden aller Wesen zu büßen. Sie nehmen die Schuld auf sich, wenn einer von euch zum Beispiel ein Unrecht begangen hat“, erklärte Eldorr.

„Du sprichst ständig von Planeten, von einem Universum und so seltsamen Sachen. Was ist das denn?“ wollte Anastasia wissen.

„Oh, ihr habt keine Ahnung davon, dass es noch viel mehr Planeten gibt? Das könnt ihr ja auch noch nicht! Erst in etwa zweihundert Jahren werdet ihr Menschen darüber erfahren und ich werde es euch deshalb nicht weitererklären, da ich sonst den Verlauf der Dinge in ein Durcheinander bringe“, entgegnete der Engel.

„Ich habe nie daran geglaubt, dass es wirklich Engel gibt. Meine Religion hat mir immer anderes beigebracht. Nun muss ich wohl daran glauben, denn dich kann ich nicht leugnen“, erwähnte Ciran plötzlich.

„Du glaubst an Colon und nicht an Hascheif, richtig?“ erkundigte sich Eldorr.

„Ja, ich bin ein bekennender Colonar, aber jetzt bin ich verwirrt.“

„Lass dich nicht beirren Ciran! Jeder Glaube hat seine schlechten und guten Seiten. Hascheif hat auch nicht immer die besten Theorien für Götterfragen. Außerdem gibt es in dieser Religion zu viele Götter und ich denke auch zu viele Engel. Bei Colon ist alles viel einfacher und verständlicher, auch wenn er leugnet, dass Wesen wie ich existieren. Doch du musst deinem Herzen folgen, binde dich nicht an eine Religion, lebe so wie du es für richtig findest.“

„Meinst du denn, dass ich auch mit Colons Religion beim Richtigen liege? Ich habe so viele Fragen, die ich in keinem der Bücher beantwortet finde. Wie kann ich dann noch an Magon, unseren Beschützer, glauben?“ fragte Ciran verwirrt.

„Du wirst immer Fragen haben und das ist auch gut so, denn sonst wärst du kein guter Mensch und hättest keine Seele. Du, Solom, glaubst doch auch an Colon und Magon?“ wollte Eldorr von dem stillen Jungen wissen.

„Ja, ich habe den Glauben unseres Landes wegen. Eigentlich glaube ich an nichts, was mit Göttern zu tun hat. Auch wenn ich dich nun nicht mehr leugnen kann, aber das wird trotzdem nichts an meiner Einstellung ändern. Ciran, dir würde ich raten auf Eldorr zu hören.“

„Das ist eine gute Idee, Solom. Was denkt ihr anderen darüber, ihr schweigt nun schon so lange?“ meinte der zarte Engel.

„Nun wir, Asyet und ich, glauben an keinen der beiden. Wir gehören der Religion der „Mondgänger“ an. Ich weiß nicht, ob schon jemand davon gehört hat“, erklärte Samarin und ihre Freundin nickte zustimmend.

„Die Religion der „Mondgänger“? Was ist denn das?“ fragten alle ihrer Freunde.

„Nun, dass ist eigentlich eine Art zwischen den beiden Weltreligionen stehende Lehre des Mondes. Mogonius und seine Gemahlin Hakajai bestimmten die Anfänge der Mondgänger. Wir glauben zwar an Engel, aber haben keinen richtigen Gott. Unsere Beschützer sind der Mond, Qua, und die Mutter der Erde, Laia. Ich kann es nicht so überzeugend erklären, wie es unser Buch der Welt kann. Wenn es jemanden interessiert, kann er es gerne einmal lesen.“

„Ihr schleppt eure Heiligen Bücher mit euch herum?“ fragte Sylathi erstaunt, denn die Schriften des Hascheif bestanden aus mehr als zehn Einzelbüchern.

„Oh, ihr dürft unser Buch nicht mit euren Schriften vergleichen. Dieses besteht nur aus einem kleinen Büchlein. Es ist leicht zu lesen und ganz anders als eure“, stellte Asyet klar.

„Das finde ich aber schön, dass es noch einige gibt, die sich dem Mond verschrieben haben. Denn für uns Engel ist er das Wichtigste, was es gibt. Aber nun genug über Religionen gesprochen, ich habe Leider keine Zeit mehr bei euch zu bleiben. Ich muss zum Planeten der Grünen Berge, dort braucht jemand dringend meine Hilfe. Also, ich hoffe, dass wir uns einmal wiedersehen werden. Samarin und Daniel, euch werde ich sicher noch einmal sehen“, sagte Eldorr und war verschwunden, es war nur noch ein leichter Schimmer in der Luft.

„Jetzt ist Eldorr so schnell gegangen, wie er gekommen ist. Aber was meinte der Engel damit, dass er Samarin und Daniel ganz bestimmt noch einmal sehen wird?“ wunderte sich Ciran.

Daniel und Samarin sahen sich an und wussten irgendwie, dass sie sich nicht mehr verlieren würden. Doch wie konnte Daniel ihr zeigen, dass er sie liebte, denn das wurde ihm gerade klar.




Da nun wohl keine Monster mehr kommen würden, schlugen sie endlich ihr Lager auf. Nach einem kargen Abendessen, stand Daniel auf und ging auf Samarin zu, die mit den anderen Mädchen gerade die Schlafmatten zurecht legte.

Die ersten Flügel der Liebe und Ankunft bei Halena

„Samarin? Würdest du mich gerne auf einen Spaziergang begleiten?“ fragte er sie schüchtern.

Die anderen fingen an zu kichern und Samarin antwortete: „Wenn du das möchtest.“

„Ich würde mich wirklich freuen, wenn du mir Gesellschaft leistest“, sagte Daniel verlegen.

„Gut, dann komme ich mit. Macht ihr bitte alleine weiter, Asyet, du übernimmst die Leitung.“

Vor lauter Kichern konnten die Mädchen nichts sagen, sondern nickten nur, außer Asyet, die Daniel etwas bissig musterte.

„Samarin, ich muss dir etwas gestehen, aber ich weiß nicht wie ich es sagen soll“, fing Daniel an, nachdem sie außer Hörweite der Gruppe waren.

„Es muss etwas sehr Wichtiges sein, wenn du es mir nicht vor den anderen sagen kannst und dann noch an so einem schönen Ort“, ermutigte das Mädchen ihn und dachte insgeheim daran, dass er ihr vielleicht seine Liebe gestehen würde. Sie hoffte innig, dass er die selben Gefühle hegte wie sie.

Daniel nahm ihre Hände in seine und zog sie näher an sich. Er wollte eigentlich etwas sagen, doch dann zog er Samarin noch näher an sich heran und küsste sie. Beide standen danach lange schweigend voreinander und es wollte auch keiner etwas sagen. Samarin hatte auch ohne Worte verstanden, was Daniel ihr gestehen wollte. Doch nach einiger Zeit hatte Daniel den Mut und fragte: „Habe ich dich überrumpelt?“

„Nein, aber ich muss das erst einmal verarbeiten. Du musst wissen, dass ich schon seit dem ersten Tag, seitdem ich dich kenne, in dich verliebt bin. Aber ich hätte nie wirklich zu glauben gewagt, dass du ebenso für mich empfindest und ich will sicher sein, dass du nicht nur mit mir spielst. Weißt du vor dem Mond macht man keine Scherze“, sagte sie und deutete hinauf zum direkt über ihnen stehenden Mond.

„Aber ich will nicht mit dir spielen, ich liebe dich! Bitte glaube mir!“ sagte der junge Mann und nahm wieder die Hände des Mädchens.

„Ich werde dir glauben und könnte auch gar nicht anders, weil ich so sehr in dich verliebt bin. Das meine ich ernst und glaube mir, ich könnte dich vor dem Mond niemals belügen. Meine Religion verbietet es mir nämlich vor dem Mond Scherze zu treiben. Du hattest doch sicher auch Angst, dass ich dir einen Korb gebe?“

„Ich hatte große Angst, die aber unbegründet scheint, wie ich jetzt feststelle. Doch habe du nun auch keine Angst mehr, wenn du willst, schwöre ich bei Schurak unserem Gott, der uns vor Lügen schützt“, meinte er und fiel dabei auf die Knie, um zu schwören.

„Das verlange ich nicht, denn du würdest sonst noch nicht einmal seinen Namen in den Mund nehmen. Ich weiß viel über eure Religion und ich weiß auch, dass ein Lügner hart bestraft wird“, erwiderte Samarin und zog Daniel wieder nach oben.

Sie setzten sich nun an einen der Bäume und Daniel legte seinen Arm um Samarins Schulter. Das Mädchen schmiegte ihren Kopf an ihn.

„Woher weißt du so viel über die Religion des Hascheif?“ fragte er und spielte dabei mit ihren langen dunklen Haaren.

„Wir wissen über alle Religionen Bescheid. Das ist bei den Mondgängern so üblich. Damit wir auch die anderen Menschen verstehen können. Viele von euch haben kein Verständnis für uns und den anderen Glauben. Sie können nicht verstehen, wie man den Mond als heilig bezeichnen kann. Bei uns ist einfach fast alles anders. Nur der Glaube an die Engel ist gleich, aber sonst ist unsere Religion nicht so streng wie eure und keiner wird gezwungen ihr treu zu bleiben. Bei euch spricht man dann von Heiden oder Gottesabtrünnigen, sie werden geächtet. Bei uns spricht man dann nur von verlorenen Mondgängern, die auf der Reise des Lebens einen anderen Weg eingeschlagen haben und eben nicht so leben wie der größte Teil der Menschen. Wir verurteilen diese Menschen nicht.“

„Aber ich verurteile auch niemanden, aber du hast recht, dass viele das machen. Ich finde eure Religion sehr interessant. Du sprachst vorhin von einem Buch des Mondes, würdest du es mir zum lesen geben?“

„Aber natürlich! Ich würde mich freuen, wenn du auch mal einen anderen Glauben kennenlernst. Daniel gehen wir wieder zur Gruppe? Es ist schon spät und ich bin sehr müde.“

„Wenn du möchtest. Noch eine Frage, reitest du morgen mit auf meinem Pferd? Ich würde mich freuen, dich in meiner Nähe zu haben.“

„Das hast du doch auch, wenn ich neben dir reite. Ich möchte dich nicht verletzen, aber ich würde doch lieber auf Mariga reiten.“

„Du verletzt mich nicht, ich habe dich nur gefragt“, erklärte Daniel.

„Jetzt hätte ich eine Bitte an dich, würde es dir etwas ausmachen dein Lager neben mir aufzuschlagen? Ich fühle mich hier so unheimlich. Durch die Untiere bin ich im Inneren kaum zur Ruhe gekommen. Aber denke nicht, dass du das ausnutzen könntest. Ich brauche Zeit!“

„Was denkst du denn von mir? Ich renne nicht jedem Rock hinterher, aber wenn du möchtest das ich neben dir schlafe, ist das in Ordnung. Ich werde dich schon gut beschützen“, sagte er leicht gekränkt, da Samarin ihm noch so sehr misstraute.

„Entschuldige, aber ich wollte keine falschen Hoffnungen erwecken. Also, lass uns gehen“, meinte das Mädchen und nahm die Hand ihres Freundes.

Sie gingen den kurzen Weg zur Höhle zurück und als sie zur Feuerstelle kamen sahen sie schon die grinsenden Gesichter ihrer Kameraden und Kameradinnen.

„Da ist ja unser Liebespaar, oder liege ich da falsch?“ witzelte Ciran.

„Stört euch das? Wir haben endlich gemerkt, dass wir zusammen gehören“, verteidigten sich die beiden.

„Na dann werden wir uns jetzt schlafen legen, wir können dann erst morgen Abend wieder weiter gehen, da die Crogellen unseren Tagesplan durcheinander gebracht haben“, lenkte Asyet von den Verliebten ab.




„Alle aufstehen! Beeilt euch, wir sind schon spät dran“, brüllte Ciran der noch fest schlafenden Gruppe zu.

Die Abenddämmerung setzte gerade ein und alle hatten den Tag über geschlafen, außer Ciran. Der die Tageswache gehalten hatte. Deshalb war er auch so gereizt und wurde immer lauter, weil die anderen nicht gleich aufwachten.

„Wir sind ja schon wach, aber warum schreist du nur so herum? Keiner von uns ist taub“, grunzte Synthia schläfrig.

Darauf bekam sie keine Antwort und nach einem kleinen Essen, saßen alle auch schon wieder in ihren Satteln. Die Freunde wollten bis Tagesanbruch noch zur Grenze zwischen Maladan und Torombo gelangen.

Zum Glück, lag die Hauptstadt Susas gleich in der Nähe der Grenze. Dort würden sie sich schon bald von Synthia, Anastasia und Lukas verabschieden. Lukas ging es körperlich sehr schlecht und alle waren froh, wenn er endlich medizinische Hilfe bekam. Meistens lag der Junge nur auf seiner Matte und schlief und auf dem Pferd musste er angebunden werden, da er sich vor Schwäche nicht im Sattel halten konnte. Seine älteren Schwestern machten sich große Sorgen. Sie sollten in Susas aber bei einer Kräuterfrau Unterschlupf suchen. Konnte diese dem Jungen helfen?

Daniel und Samarin ritten voran auf Sonnenwind und Mariga. Die Nachhut bildeten Asyet und Ciran auf Wintermelodie und Feuerschein. Ciran ritt nur schlecht gelaunt neben Asyet her und sprach kaum. Die junge Frau war aber so gut gelaunt, dass sie ihm die ganze Zeit Geschichten erzählte, was eigentlich nicht ihre Art war. Sogar seine bösen und genervten Blicke ignorierte sie.

Die beiden Verliebten ritten im schnellen Trab und unterhielten sich vor allem über die Religion von Samarin.

Die Reise war schon sehr anstrengend gewesen, da oft nicht einmal genug Wasser da war und sie lange ohne Pausen reiten mussten. Doch irgendwie schafften sie es bis Anbruch des Tages in die ersten Vororte der Hauptstadt von Torombo zu kommen. Abseits einer der Siedlungen schlugen sie ihr Lager auf und wollten sich etwas ausruhen, bevor sie direkt nach Susas ritten. Außerdem öffneten die Stadttore erst in zwei Stunden. Daniel überredete Ciran sich schlafen zu legen. Die anderen dösten im Schatten unter ein paar Bäumen. Nur Samarin kümmerte sich um Lukas, dessen Fieber immer weiter zu steigen schien, da der Junge schon halluzinierte.

Nach einiger Zeit rief Daniel aber schon wieder zum Aufbruch, da es Lukas noch schlechter ging und er teilweise das Bewusstsein verlor. Nach zirka einer Stunde erreichten sie endlich die Stadtmauern von Susas.

„Wo finden wir jetzt die Kräuterfrau Halena Merlor?“ fragte Solom.

„Hier auf der Karte ist der Standort ihrer Wohnung eingezeichnet. Wir befinden uns jetzt am Tor der Freude. Also gehen wir dort drüben die Straße runter und dann müssten wir direkt davor stehen“, erklärte Daniel und zeigte einen langen geraden Weg hinunter. Die Gruppe folgte der Straße, doch hatten noch immer nicht das Haus von Halena gefunden. Alle waren vom Reiten müde und nun sauer, weil sie sich verirrt hatten.

„Gib mal die Karte her! Ha, kein Wunder Daniel, du hast die Karte total verkehrt gehalten. Wir hätten die Straße nach oben gehen müssen und dann wäre es das Eckhaus gewesen. Also, alle Mann kehrt! Hoffentlich finden wir sie jetzt“, meckerte Ciran, der noch gereizter war.

„Entschuldigung, aber ich bin so fertig, da kann einem doch mal ein Fehler passieren“, flüsterte Daniel, der seinen Freund schon lange nicht mehr so wütend gesehen hatte. Das letzte Mal war es, als sie noch Schüler im Roten Haus waren. Ihr Lehrmeister ließ sie oft tagelang meditieren und sie nicht schlafen und nicht essen durften. Daniel hatte sich damals hervorragend im Griff, aber Ciran fuhr immer sehr schnell aus der Haut und wurde hysterisch wie ein altes Waschweib.

Nach einigem Suchen fanden sie schließlich das Haus der Kräuterfrau. Über der Tür waren seltsame grüne Zeichen eingebrannt und auf einem Schild stand „Halena Merlor, Frau für heilende Medizin“.

„Jetzt sind wir richtig, aber was sind das für Zeichen da über dem Türrahmen?“ fragte sich Mariet.

„Das sind Zeichen der Heiligen Magie. Sie bedeuten, dass Halena nur gute Medizin anwendet und keine die schadet.

„Diese Buchstaben sind sehr wichtig, denn viele Kräuterfrauen benutzen ihre Heilgabe zur Ausbreitung von Krankheiten oder verkaufen Gifttränke. Unser Lehrmeister im Roten Haus hat uns viel über diese Zeichen beigebracht“, informierte Daniel die Truppe.

„Dann gehen wir doch endlich rein oder wollt ihr hier anwachsen?“ murrte Ciran und klopfte an die Tür.

Die große Eichentür schwang auf und im Türrahmen stand eine kleine Frau mit grauen wirren Haaren.

„Kommt schnell herein! Ich hoffe euch hat niemand gesehen, niemand wichtiges“, wisperte die Kräuterfrau und schob die Kinder in das geräumige Hauschen.

„Sprecht leise, die Stadt hat zur Zeit überall Ohren. Ich glaube, dass Tamarus eine Ahnung hat, dass ihr hier her kommen werdet“, ermahnte Halena sie.

„Wir bedanken uns für Eure Hilfe. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier Menschen gibt, die solche Gefahren auf sich nehmen. Ich habe gehört, dass die Leute in Susas sehr zurückhaltend sind, wenn es um Gefahren geht“, erwähnte Daniel.

„Du hast recht, aber wie könnte ich meiner Schwester einen Gefallen abschlagen?“

„Du bist Malenas Schwester?“ kam es von den Freunden.

„Ja, hat sie euch das nicht gesagt? Das ist wieder typisch für sie. Ich war immer noch sehr traurig darüber, dass ich Malena wahrscheinlich nie wieder sehen werde und da bekam ich plötzlich eine magische Nachricht von ihr. Wisst ihr, alle dachten sie wäre tot, aber jetzt weiß ich, dass sie lebt. Aber sie wird nicht mehr aus dem Zaubererland zurück kommen, oder?“

„Auf normale Weise nicht, aber wir haben ihr versprochen, dass sie wenigstens noch einmal ihr Heimatland sehen wird. Sie hat immer viel über Susas erzählt, aber sie sagte nie, dass sie eine Schwester hat“, antwortete Samarin auf die Frage der Frau.

Halena nickte nur, doch man sah ihr an, dass sie ihre Schwester gerne wiedersehen wollte.

„Wir hätten noch eine Bitte an Euch. Könntet Ihr Lukas pflegen? Wir sollten die Grafenkinder von Torombo ja bei Euch lassen, damit Ihr sie ins Lehnsgut bringt. Aber bevor Ihr das macht, könntet Ihr Lukas heilen? Er soll nicht krank zurückkehren“, fragte Asyet vorsichtig.

„Aber natürlich, ich hätte ihn auch nicht krank dort hingeschickt. Die Heiler sind nicht sehr gut im Anwesen des Grafen. Viele Dienstboten sagten mir, dass aus deren Schuld schon Menschen gestorben wären.“

Sie setzten sich nun endlich an einen langen Tisch, der gerade für die Gruppe und Halena reichte.

„Ihr seid bestimmt müde. Kommt mit, ich zeige euch eure Zimmer“, sagte die Kräuterfrau nachdem sie über eine halbe Stunde schweigend da gesessen hatten. Die Mädchen und Jungen folgten ihr. Nach unzähligen gewundenen Treppen gelangten sie in ein Stockwerk, dass stark nach Micher roch. Micher war eine Pflanze, die zur Desinfektion benutzt wurde.

Die Truppe verkniff es sich etwas über den Geruch zu sagen. Halena teilte nun jeweils zwei Leuten ein Zimmer zu, nur Solom hatte ein Zimmer für sich, da Lukas in ein spezielles Krankenzimmer gelegt wurde.

„Was hältst du von dieser Halena?“ erkundigte sich Asyet bei Samarin, als sie es sich in den Betten bequem gemacht hatten.

„Ich finde Halena nicht so freundlich wie Malena. Sie ist irgendwie so schrullig“, meinte Samarin müde und war auch schon eingeschlafen.

„Samarin? Schläfst du schon?“, fragte die Freundin noch und schloss dann ebenfalls die Augen.




Halena gab Lukas Medizin gegen seine Halsschmerzen und behandelte seine Ausschläge an Armen und Beinen. Sie hoffte für den Jungen, dass er nicht die Schadonkrankheit hatte. Diese Krankheit war viel verbreitet in den warmen Ländern von Azieren. Sie rief Hautausschläge und Halsschmerzen hervor und der Patient wurde immer schwächer, nahm viel an Gewicht ab. Meistens führte die Schadonkrankheit zum Tod oder der Kranke lag nur noch im Bett und würde höchstens dreißig Jahre alt, denn die Krankheit befiel vorwiegend kleine Kinder oder Jugendliche.

„Junge, Junge, was mache ich nur mit dir? Wenn du stirbst werden mir deine Schwestern und deine Eltern den Hals umdrehen. Du sollst doch der spätere Graf des Landes werden und wenn ich jetzt etwas falsch mache, wird deine Familie furchtbar sauer werden“, jammerte Halena und deckte den schlafenden Jungen zu, als sie mit ihrer Arbeit fertig war.

Erst am späten Abend waren wieder alle des Trupps zusammen und saßen am Tisch in Halenas Küche.

„Habt Ihr Lukas schon helfen können?“ fragte Anastasia beunruhigt.

„Er ist schwer krank und ich muss Leider sagen, dass er die Schadonkrankheit hat.“

„Aber diese Krankheit verläuft meistens tödlich und er soll der Nachfolger meines Vaters werden. Besteht keine Chance auf Heilung?“

„Kind rege dich nicht so auf! Ich bin erfahren in dieser Krankheit, weil hier im Armenviertel viele daran Leiden. Ich werde mein Möglichstes tun, um Lukas wieder gesund zu machen. Doch stellt sich heraus, ob er es überlebt erst in zirka zwei Wochen. Anastasia und Synthia, ihr müsst dann notgedrungen so lange in meinem Haus wohnen bleiben.“

„Wenn es nicht anders geht. Schade nur, dass ihr anderen schon morgen früh weiter reist“, sagte Synthia traurig.

„Wir müssen nun mal weiter und wir finden es auch schade, dass wir uns wahrscheinlich nicht wiedersehen. Halena, ich bitte Euch, uns irgendwie eine Nachricht zu schicken, ob Lukas wieder gesund geworden ist. Könnt Ihr das schaffen?“ fragte Daniel.

„Ja, das müsste mir möglich sein. Ich werde dann einen meiner Raben schicken, wenn fest steht, was mit Lukas geschehen ist“, erwiderte die Kräuterfrau.

„Doch nun müssen wir aufbrechen. Kommt Leute packt eure Sachen!“ forderte Ciran sie auf ihre Rucksäcke zu holen, die aber schon seitdem sie aufgestanden waren gepackt neben ihren Betten standen. Es war einige Zeit vergangen und es dämmerte gerade der Morgen

„Dann wünschen wir euch viel Glück und hoffen, dass ihr die Zauberin findet“, verabschiedete sich Anastasia und Synthia nickte zustimmend. Sie gaben sich das letzte Mal die Hände und waren schon aus dem Haus. Schnell stiegen sie auf ihre Pferde und erreichten gegen Mittag das Tor des Schreines. Es hatte über drei Stunden gedauert bis sie von Halenas Haus dort ankamen, denn Susas war eine riesige Stadt. Leider auch mit einem sehr großen Armenviertel. Gerade als sie am Tor ankamen wurde es für die Reisenden geöffnet. Mit ihnen reisten nur wenige aus, aber dafür kamen um so mehr wieder in die Stadt hinein.

Die Gruppe ritt schweigend, alle waren traurig, dass die Grafenkinder von Torombo nicht mehr bei ihnen waren. Besonders Anastasia fehlte, die immer für Heiterkeit gesorgt hatte. Die Pferde der drei hatten sie mitgenommen, da sie Halbsaphir, Paradies und Nachtschatten in der nächsten größeren Stadt verkaufen wollten.

Abschied von Freunden

„Wo werden wir als nächstes lagern?“ fragte Mariet, die schon sehr müde war. Das war aber auch kein Wunder, sie ritten jetzt schon seit mehr als zehn Stunden. Daniel und Samarin hatten beschlossen nicht mehr in der Nacht zu reiten, sondern tagsüber und da das keiner mehr gewohnt war, wurden sie schnell müde.

„In etwa einer Stunde erreichen wir eine kleine Oase, dort ist ein geeigneter Lagerplatz. Ciran und ich haben dort in unserer Lehrzeit einmal für einen Monat leben müssen. Bald werden wir uns dann auch von euch trennen. Von der Oase sind es nämlich nicht mehr als zwei Tagesritte nach Jalai, der Hauptstadt von Tostianne. Außerdem werden wir euch auch nicht direkt nach Jalai bringen, dass wäre zu gefährlich. Solom, nur du wirst in euer Gut gehen, aber keiner in der Öffentlichkeit soll etwas davon erfahren. Tamarus ist uns zu dicht auf den Fersen, als das wir größeres Aufsehen erregen sollten. Die anderen bringen wir in Forgus unter, das ist ein Vorort von Jalai und dort seid ihr verhältnismäßig sicher. Auf jeden Fall sicherer als im Gut von Soloms Eltern“, erklärte Daniel.

„Aber wo werden wir in diesem Forgus untergebracht?“ wollte Sylathi wissen.

„Ihr seht es, wenn wir da sind und jetzt haltet endlich den Mund. Ich möchte meine Ruhe“, fauchte Ciran.

„Ciran, was soll das? Wenn du deine Ruhe haben willst, dann geh ans Ende der Gruppe, wir werden nicht darunter Leiden“, giftete Asyet zurück.

Ciran nahm sie beim Wort und ließ sich wirklich zurückfallen.

Als er außer Hörweite war, sagte Asyet zu Mariet: „Dieser alte Griesgram, wie kann man nur immer so schlechte Laune haben. Erst dachte ich, er wäre so, weil er nicht genug Schlaf hatte, aber in der Zwischenzeit habe ich bemerkt, dass er nie anders ist.“

„Da hast du recht. Vielleicht wollte er diese Reise auch gar nicht unternehmen und ist dazu überredet worden. Ich wäre dann auch immer schlecht gelaunt“, meinte Mariet und streichelte dabei ihr Pferd Diamantschimmer.

Asyet wollte sich weiter über Ciran aufregen, als plötzlich ihr Pferd Donnerschlag sich aufbäumte. Sie versuchte sich krampfhaft festzuhalten, doch nach einiger Zeit ließen ihre Kräfte nach und das Pferd warf sie ab.

Die anderen waren sofort stehen geblieben und von ihren Tieren gesprungen. Ciran versuchte Donnerschlag in seine Gewalt zu bekommen und Samarin saß neben ihrer ohnmächtigen Freundin.

„Hat sie sich etwas getan?“ fragte Sylathi vorsichtig.

„Sie blutet am Kopf. Es sieht aber nicht so aus, als ob sie sich etwas gebrochen hat. Daniel gib mir aus meinem Rucksack die Kräuterbinden, die mir Halena für den Notfall mitgegeben hat.“

Daniel lief zu Samarins Pferd und holte das Gewünschte. Als er zurück kam war Asyet wieder bei Bewusstsein.

„Danke für die Binde. Asyet geht es gut, sie hat sich nichts gebrochen. Sie ist nur etwas benommen. Aber die Kopfwunde sieht nicht so gut aus. Ich glaube sie kann nicht mehr sehr lange reiten. Weswegen hat Donnerschlag eigentlich gescheut?“ fragte Samarin Ciran, der das Pferd wieder unter Kontrolle hatte.

„Es war eine simple Nessel. Donnerschlag muss sie sich an irgendeinem Busch geholt haben und ist vor Schmerz verrückt geworden, denn sie hat sich direkt in sein Fleisch gebohrt. Wenn Asyet nicht mehr alleine reiten kann, dann nehme ich sie mit auf mein Pferd. Morgenrausch ist stabil genug, um zwei zu tragen. Donnerschlag binde ich an meinem Sattel fest.“

„Dann ist ja alles geklärt, ich dachte schon Tamarus stecke wieder dahinter. Wenn wir bis zum Abend bei der Oase Tigerun sein wollen, dann müssen wir uns beeilen. Asyet bist du mit dieser Regelung einverstanden?“ sprach Daniel, der schon dabei war auf sein Pferd zu steigen.

Das Mädchen nickte und als Samarin den Verband angelegt hatte, half sie der Verletzten auf das Pferd von Ciran.

Gut zwei Stunden später erreichten sie Tigerun. Zum Glück waren sie heute die Einzigen, die dort lagerten. Sie wollten soweit wie möglich vermeiden, dass sie mit anderen Leuten zusammen trafen, da man in den Steppen keinem trauen konnte.

Ciran legte sich noch vor dem Essen schlafen, aber erst nachdem er Asyet das Bett zurecht gemacht hatte. Jetzt, wo sie krank war, konnte Ciran ganz nett sein. Die anderen lächelten darüber.

Das Essen bestand an diesem Abend aus Trockenfleisch und aus in der Oase gesammelten exotischen Früchten. Da waren zum Beispiel Gongos, die süß und fleischig waren und Penikas, die Solom gefunden hatte. Die Penikas schmeckten sauer, waren aber sehr nährend. In der Oase war Solom in seinem Element, da er der Einzige war, der wusste welche Früchte man ohne Bedenken genießen konnte.

Daniel und Samarin entfernten sich wieder von der Gruppe und fanden, nach einem kleinen Spaziergang in den Baumstraßen der Tigerun, einen schönen Platz, der direkt vom Mond bestrahlt wurde.

„Asyets Unfall muss aber ein Einzelfall bleiben. Irgendwie sind wir von einem schlechten Stern beschienen, erst Lukas und jetzt Asyet“, beschrieb Daniel ihre Lage.

„Du hast recht, aber bei uns sagt man nicht von einem schlechten Stern beschienen, sondern das der Mondgott uns eine Prüfung auferlegt hat. Eine Prüfung, die nicht leicht sein wird, so scheint es zur Zeit jedenfalls.“

„Mir gefällt eure Religion immer besser. Bei uns sucht man die Schuld an einem Unglück bei jemandem anders. Jetzt ist es der Stern, der daran glauben muss. Aber ihr seht das dann als Prüfung und versucht die Situation zu verbessern und nicht eurem Gott die Schuld zu geben.“

„Du findest das jetzt nur interessant, weil du noch nicht viel von dem Glauben der Mondgänger weißt. Aber lass uns damit aufhören, ich will nicht ständig davon sprechen, dass erweicht den Zauber der Religion. Man spricht nicht soviel über den Glauben bei uns, manche meinen der Mondgott würde dann böse werden. Ich denke nur, dass sie dann ihren Zauber verliert, aber nun endgültig genug davon.“

„Natürlich können wir auch über etwas anderes sprechen, aber jetzt habe ich erst mal keine Lust zum reden...“, meinte Daniel und zog das Mädchen näher zu sich. Als er ihr Gesicht direkt vor sich hatte küsste er sie zärtlich auf den Mund. Sie saßen noch lange da, Samarin kuschelte sich an ihren Freund und keiner sprach. Keiner der beiden wollte die schöne Stimmung zerstören.

Aber plötzlich wurden sie doch gestört, ein Ruf kam vom Lager: „Daniel komm bitte schnell!“

Die beiden rannten den Weg zurück durch die Baumstraßen. Der Glanz der Oase war verschwunden. Es spielte nur noch Furcht eine wichtige Rolle in den Gedanken der beiden Liebenden. Warum hatte einer der Kameraden so laut nach ihnen gerufen?

Als sie das Lager erreichten, sahen sie, was los war. Es waren Neuankömmlinge da. Zuerst glaubte Daniel, dass es Steppenbanditen wären, doch dann sah er, dass seine neuen Freunde nicht erschreckt aussahen.

„Warum brüllst du denn hier so herum?“ fragte er überrascht, als er merkte, dass Sylathi rot wurde.

„Wie hast du nur meine Stimme erkannt? Ihr wart doch um einiges weiter weg?“

„Das ist jetzt egal, warum aber schreist du wie eine Verrückte, wenn nichts passiert ist?“

„Entschuldige, ich habe gedacht, dass du wissen solltest, dass eine Schar von Auswanderern hier angekommen ist. Du hättest dich sonst nachher erschreckt“, sagte sie kindlich einfältig.

„Du Dummchen! Aber dann musst du nicht unbedingt so schreien und auch nicht so, als wäre etwas schlimmes geschehen.“

„Aber wer seid ihr eigentlich?“ fragte Samarin nun die Fremden. Es waren ungefähr zehn Leute. Es waren Frauen, Kinder und Männer dabei, die alle einen ärmlichen Eindruck machten.

„Wir sind Aussiedler. Wir kommen aus der Grafschaft Calatein. Dort herrscht eine sehr schlimme Versorgungsnot. Wir wollten nicht sterben und sind geflüchtet. In Xant ist es besonders schlimm, dort haben wir noch ein paar Leute bei uns aufgenommen“, erklärte einer der Männer.

„Aber Calatein ist ja am anderen Ende von Azieren. Ihr müsst schon sehr lange auf der Reise sein.“

„Ja, und wir sind sehr müde. Aber bis jetzt sind wir wenigstens noch nicht verhungert. Wenn wir in unserer Heimat geblieben wären, hätten wir schon längst den Tod gefunden. Ach, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name lautet Menigus Chaft. Wie ist den Euer Name junge Dame?“

„Ich heiße Samarin Somaril. Ich kenne Calatein sehr gut, vor ein paar Jahren hatte ich dort mit meiner Freundin gelebt“, sagte sie und zeigte dabei auf die schlafende Asyet.

„Oh, wie schön Landsleute zu treffen. Seid Ihr auch dort geboren?“ fragte Menigus erfreut über die Neuigkeit.

„Nein, Leider nicht. Ich bin bei einer Bauernfamilie aufgewachsen, sie hatten mich eines Nachts vor ihrer Tür gefunden. Da war ich noch ein Kleinkind. Aber Asyet ist in Atanjet geboren, sie ist eine echte Calaterin.“

„Schön, aber Ihr seid trotzdem den größten Teil Eures Lebens in Calatein gewesen, also bezeichne ich Euch trotzdem als Landsmann oder besser als Landsfrau“, sagte er noch und ging dann zurück zu seiner Familie.

„Meinst du sie sind uns gut gesonnen?“ erkundigte sich Daniel leise.

„Ja, ich glaube schon. Sie scheinen mir sehr nett. Vielleicht wollen sie auch nach Jalai, dann könnten wir zusammen reisen. Wenn wir bei einer größeren Gruppe dabei sind fallen wir noch weniger auf. Was denkst du?“ überlegte Samarin.

„Wenn du denkst, dass das eine gute Idee ist. Eigentlich hast du recht. Fragst du sie bitte, ob wir mit ihnen reisen können?“

„Ich weiß doch noch gar nicht, ob sie das gleiche Ziel haben wie wir. Aber ich frage Menigus.“

Sie ging zu der Schar und holte Menigus daraus hervor.

„Wenn es Euch nichts ausmacht, sagt Ihr mir das Ziel Euerer Reise?“ fragte das Mädchen vorsichtig.

„Aber natürlich junges Fräulein. Wir möchten nach Jalai, in Tostianne, gehen. Wir haben gehört, dass dort nur nachts das Leben stattfindet. Dort soll auch keine Nahrungsknappheit sein. Aber warum fragt Ihr?“

„Wir haben zufällig das gleiche Ziel und da wollte ich fragen, ob Ihr etwas dagegen habt, wenn wir Euch begleiten?“

„Ich würde mich freuen, wenn Ihr jungen Leute uns begleitet. Ich habe auch gesehen, dass Ihr drei Pferde mehr habt, als Ihr braucht. Würdet Ihr uns die drei verkaufen? Wir brauchen unbedingt ein Transportmittel. Unsere Kinder sind am Ende ihrer Kräfte und da könnten wir eure Pferde gut gebrauchen“, bat der Mann.

„Wir wollten sie sowieso in der nächsten Stadt verkaufen. Also, ich frage noch meine Freunde und wenn sie einverstanden sind, dann könnt ihr Halbsaphir, Paradies und Nachtschatten gerne haben.“

„Was für wunderbare Namen Eure Pferde tragen. Wir werden ihnen auch die Namen lassen, wenn Ihr sie uns verkauft. So schöne Namen darf man einem Wesen nicht nehmen“, schmeichelte der Calater.

Samarin ging zu den anderen und besprach mit ihnen den Verkauf der Tiere. Sie hatten auch beschlossen, dass sie mit den Aussiedlern reisen würden. Also bezahlte Menigus fünf Decken, vier Töpfe, vier Jacken und acht Paar Schuhe für die Pferde. All diese Dinge hatten die Calater aus ihrem Land mitgebracht und sie waren alle sehr hochwertig. Er hatte einen stolzen Preis für die Tiere zahlen müssen, was er aber gern tat, da es wirklich reinrassige Pferde waren. Die eingetauschten Sachen konnte die Gruppe um Samarin gut gebrauchen. Es waren genau die Dinge, die ihnen fehlten. Bisher hatten sie nur einen Topf besessen und an Decken mangelte es auch. Die Schuhe und die Jacken brauchten sie für später, wenn sie die Zauberin suchen mussten.

Es wurde noch ein fröhliches Beisammensein am Feuer und einige der Calater erzählten aufregende Geschichten von früheren Zeiten, als die Engel und Götter noch in Azieren lebten.

Schon früh am Morgen brach die um einiges größer gewordene Gruppe auf. Die Kinder der Aussiedler ritten einmal auf den drei verkauften Pferden, dann hatten Daniel, Samarin und Mariet auch noch jeweils zwei von ihnen mit auf ihre Tiere genommen. Asyet saß immer noch mit Ciran auf einem Pferd, da es ihr anscheinend nicht besser ging. Donnerschlag wurde mit zwei Aussiedlerfrauen besetzt.

„Ich danke Euch sehr, dass Ihr unsere Kinder mit euch reiten lasst“, sagte Menigus, als er einmal neben Samarin und Daniel ging.

„Aber nichts zu danken. Die Kinder sind doch keine Last für uns und wie hätten wir zusehen können, dass die Kinder sich plagen und wir daneben bequem auf Pferden reiten?“ fragte Daniel weise.

„Wenn das Eure Gedanken sind, dann ehrt es Euch. Ich werde bei Maligon, dem Gott der Hilfe, für Euch beten.“

„Das lass mal für mich lieber sein, ich bin keine Hascheif-Anhängerin“, erwiderte Samarin.

„Oh, Ihr glaubt nicht an die Heiligen Bücher des Hascheif?“ fragte der Mann verwirrt.

„Nein, ich bin eine Mondgängerin. Bitte sagt nicht Eure Meinung darüber, ich weiß wie die meisten der Hascheif-Gläubigen über uns denken.“

„Aber ich habe nichts gegen die Mondgänger. Viele in unserem Land gehören diesem Glauben noch an. Aber Ihr habt recht, lasst uns nicht über Religionen sprechen“, wehrte Menigus ab.

Daniel, Samarin und Menigus unterhielten sich noch eine Weile, dann lief der Mann wieder nach hinten zu seiner Familie und die beiden jungen Leute stiegen auf ihre Pferde. Während sie mit dem Calater gesprochen hatten, waren sie aus Höflichkeit heruntergestiegen. Die beiden Liebenden holten schnell den Abstand zu ihren Gefährten auf und überlegten wie sie sich in Forgus von der Gruppe trennen konnten, um die Königs- und Grafenkinder in Sicherheit zu bringen. Bis jetzt war es noch keinem der Siedler aufgefallen, mit wem sie eigentlich reisten. Daniel hatte vor allem Sylathi so gut getarnt, dass niemand merkte, dass es die schöne Prinzessin des Landes war, die unter der ärmlichen Kleidung steckte.

„Am besten sagen wir, dass sie an einer Straße Pause machen sollen und wir nur schnell in die Stadt Forgus gehen, um etwas zu erledigen“, flüsterte Asyet den anderen zu.

„Sehr schlau, wie wollen wir ihnen dann erklären, dass Sylathi, Mariet, Tamir und Anel nicht mehr da sind?“ fragte Ciran sehr gereizt. Als er sah, dass es Asyet immer besser ging, nahm er seine schlechte Laune wieder an.

„Ich denke, wir sagen ihnen, dass wir uns kurz von ihnen getrennt haben, weil sie sich erst in Forgus erholen wollten und in Jalai wieder zu uns stoßen werden. Da wir uns in Jalai sowieso von ihnen trennen werden, wird das nicht großartig auffallen“, stimmte Daniel dem Mädchen zu und nicht seinem Freund.

„Wir werden in Forgus die Pferde verkaufen und wenn wir euch in Sicherheit gebracht haben, reiten wir zurück und werden mit den Calatern die Hauptstadt betreten. Dort trennen wir uns von ihnen an einer Stelle der Hauptstraße und verschwinden im Gewühl. Wenn sie uns folgen würden, dann hätten sie große Probleme uns im Gedränge der vielen Menschen wieder zu sehen“, ergänzte Samarin und alle waren damit einverstanden. Dann sprach keiner mehr, sie waren traurig, dass sie sich in nicht mal einer Stunde von weiteren Freunden verabschieden mussten. Freunde, die sie wahrscheinlich auch niemals wiedersehen würden.

Sie kamen dann an einer Stelle an, die geeignet war, um ein letztes Mal zu rasten.

„Wir werden kurz nach Forgus gehen, um Besorgungen zu erledigen“, sagten sie zu den Aussiedlern und ritten auch schon davon.

„Kommt in einer Stunde wieder, damit wir noch in Jalai einreisen können“, rief Menigus noch hinter ihnen her.

Nach etwa zehn Minuten erreichten sie Forgus. Daniel suchte die Gastwirtschaft „Zum Marigus“. Marigus war der Besitzer und sollte die Kinder in seine Obhut nehmen. Halena vertraute ihm sehr und hatte ihnen erklärt, wo sein Gasthaus lag. Die kleiner gewordene Truppe trat ein, nur Ciran und Asyet blieben bei den Pferden.

„Guten Tag Marigus, Ihr seid doch Marigus?“ begrüßte Daniel einen großen kräftigen Mann, der hinter dem Schanktisch stand. Die Gaststätte war fast leer, bis auf ein paar Betrunkene, die noch vom Vortag übrig waren.

„Da habt Ihr recht junger Mann, ich bin Marigus. Aber wer seid Ihr und was wollt Ihr?“ Wollt Ihr vielleicht ein Zimmer für die Nacht?“ fragte der Schankwirt sehr freundlich.

„Könnten wir das an einem anderen Ort klären? Wir kommen von Halena Merlor“, entgegnete Daniel, der das Reden übernommen hatte.

„Oh, seid leise und folgt mir!“

Marigus führte sie in ein kleines angrenzendes Zimmer. Als er die Tür schloss fragte er: „Soll ich Euch alle aufnehmen?“

„Aber nein guter Mann. Ihr sollt nur die Grafenkinder Mariet und Anel und die Königskinder Sylathi und Tamir aufnehmen“, erklärte Daniel dem verschreckten Mann.

„Dann ist es ja gut. Am besten Ihr anderen geht gleich wieder, sonst würde es auffallen. Ich verstecke die vier unten im tiefsten Keller, damit sie nicht entdeckt werden. Tagsüber dürft Ihr natürlich hoch in meine Wohnung zu meiner Frau. Sie ist genauso verschwiegen und wird gut für Euch sorgen. Da bei uns das Leben ja in der Nacht stattfindet müsst Ihr Euch während dieser Zeit im Keller aufhalten.“

Sie verabschiedeten sich innig von einander. Samarin und Mariet standen Tränen in den Augen, die beiden hatten nämlich in den Wochen, die sie zusammen waren eine sehr gute Freundschaft aufgebaut.

„Wenn alles vorbei ist, dann schreibst du mir, ja?“ flüsterte Mariet ihr zu.

„Aber natürlich! Ich werde dir auch ab und zu eine Nachricht senden, damit du weißt, dass ich am Leben bin. Sobald ich eine feste Adresse habe und du wieder zu Hause bist, werde ich dir schreiben. Bitte vergesse mich nicht, auch wenn ich dieses Abenteuer nicht überleben sollte“, wisperte Samarin.

„Sag’ doch so etwas nicht! Du wirst überleben und später werden wir uns wiedersehen. Du wirst glücklich sein und die Welt vor dem bösen Zauberer gerettet haben. Da kann ich sagen, du bist meine Freundin und alle werden mich beneiden. Ich werde dich bestimmt nie vergessen, sowie du mich nie vergessen wirst. Das versprechen wir uns, ja?“

„Ich verspreche es! Ich möchte dir noch etwas von mir geben, dass dich immer an mich erinnert“, sagte Samarin und holte ihre wunderschöne Haarspange, die in Schmetterlingsform gearbeitet war, aus der Jackentasche.

„Aber das kann ich nicht annehmen...“, protestierte Mariet.

„Doch du wirst sie nehmen. Ein Geschenk, dass dir meine Freundschaft beweisen soll. Es ist die einzige, die es in ganz Azieren gibt. Ich hatte sie in meiner Decke liegen, als meine Zieheltern mich fanden. Ich glaube, sie gehörte meiner Mutter. Vielleicht kommt sie auch aus einem anderen Land und deshalb gibt es hier keine mehr davon, denn das Material ist in Azieren nicht bekannt. Bitte bewahre sie für mich auf und ich werde wieder kommen, um die Spange mir zu holen.“

„Ich werde sie wie meinen Augapfel hüten. Dann nehme aber auch von mir etwas“, sagte die Freundin und holte ihre Kette aus der Bluse hervor. Es war eine wunderbare Kette. Die Kettenglieder bestanden aus den feinen Fäden der Joschifaspflanze, diese hatte eine helllila Farbe. An einem der Glieder hing ein großes Herz. Die eine Hälfte bestand aus dunkelblauem Baskusgestein und die andere Hälfte aus lindgrünem Dioschasgestein.

„Vielen Dank für dein Geschenk. Ich werde genauso gut darauf aufpassen, wie du auf meine Spange“, damit verabschiedete sich Samarin entgültig von Mariet. Daniel zog sie aus dem Raum und Solom folgte ihnen schnell.

„Jetzt weine doch nicht mehr. Ich kann es nicht sehen, wenn du weinst, mein Engel“, tröstete Daniel Samarin. Er hatte den Arm kurz um sie gelegt und half ihr gerade auf ihr Pferd Mariga zu steigen.

„Kannst du denn überhaupt reiten in deiner Verfassung?“ erkundigte sich Ciran.

„Es muss schon gehen. Ich finde es nun einmal schlimm, wenn ich eine Freundin verlassen muss“, antwortete das Mädchen.

„Reiß dich aber bei den Calatern zusammen! Sonst wittern sie noch etwas, obwohl ich nicht glaube, dass sie uns gefährlich werden könnten“, sagte Asyet zu ihr.

Nun waren sie nur noch zu fünft und Solom würde sie auch schon bald verlassen. Die vier Pferde verkauften sie einem Händler in Forgus. Er bezahlte ihnen einen stolzen Preis, denn auch diese Pferde waren erstklassig. Innerhalb der einen Stunde hatten sie alles erledigt und kamen wieder bei den Aussiedlern an.

„Da seid Ihr ja und fast pünktlich auf die Minute. Können wir gleich weiterreiten? Aber wo habt Ihr denn Eure anderen Gefährten gelassen?“ begrüßte Menigus die jungen Leute.

„Sie wollen die Nacht über in Forgus bleiben. Die beiden kleinen Jungen haben sich das Hinterteil wund gesessen und können keinen Meter mehr im Sattel sitzen“, flunkerte Ciran dem Mann vor.

„Arme Kinder, ihr werdet sie in Jalai treffen?“

„Ja, wir haben einen Treffpunkt ausgemacht. An der Hauptstraße werden wir uns dann von Euch trennen, weil wir noch Freunde besuchen müssen“, warf Daniel gleich ein, um zu verhindern, dass die Calater noch länger mit ihnen reisen würden.

„Wir wollen gleich ans Ende der Stadt, dort soll es noch Arbeit für Flüchtlinge geben. Wann öffnen die Tore, wisst Ihr das? Dort wird ja nur zur Nacht alles geöffnet.“

„In ungefähr einer Stunde sind die Tore offen. Solom, das ist doch so?“ fragte Asyet.

„Ja, etwa noch eine Stunde. Die Stadt wird dann nur so wimmeln vor Leuten“, antwortete er.

So ritten sie also los. Es wurde gerade dämmrig und langsam kam Leben in das Land der Nacht, wie es von den Ausländern genannt wurde. Auch die fast unerträgliche Hitze nahm ab und man konnte wieder durchatmen.

Gäste beim Grafen von Tostianne

Als die Schar in der Hauptstadt von Tostianne angelangt war, verabschiedeten sich Daniel, Ciran, Samarin, Asyet und Solom von den Calatern.

„Vielen Dank für Eure Reisegesellschaft. Ich würde mich freuen, wenn wir uns einmal wiedersehen. Vielleicht kommt es ja in einiger Zeit dazu?“ sagte Menigus.

„Wir haben uns auch sehr gefreut Euch kennen zu lernen. Wir werden sehen, ob wir noch einmal die Ehre haben Euch zu treffen“, schleimte Ciran.

Somit gingen die jungen Leute und waren schon nach kurzer Zeit im Gewühl nicht mehr sichtbar.

„Menigus ist wirklich ein netter Kerl. Aber seine Aussprache! Spricht man denn nicht noridisch, wie hier?“ wollte Daniel von Asyet wissen, die ja lange dort gelebt hatte.

„Glaubst du man spricht nur noridisch in Azieren? Es gibt so viele Sprachen in diesem Land, aber da man oft in die noridischsprachigen Länder muss, lernt jedes Kind neben seiner eigenen Sprache auch diese. In Calatein wird normalerweise das Latesch gesprochen. Mein Name kommt aus dem Latesch. Asyet bedeutet „Frühe Blume“. Menigus hatte einen seltsamen Namen. Er bedeutet „Scheuer Ochse“. Mir kam es aber gar nicht so vor, als wäre er scheu“, lachte Asyet.

„Was bedeutet dein Name, Samarin?“ fragte Ciran nach.

„Ich weiß es nicht. Als ich zu meinen Zieheltern kam, war ein Zettel mit meinem Namen dabei. Ich habe zuerst auch kein Wort eurer Sprachen beherrscht. Niemand kannte die Sprache, die ich zu Anfang gesprochen habe. Die Stadtbewohner meinten, dass ich vielleicht aus Schamanah komme, da sie nicht wussten woher diese Sprache sonst kommen sollte. Aus Thallieren war sie nicht, weil man oft mit Leuten aus diesem Königreich zu tun hat und keiner so redete. Vielleicht erfahre ich noch irgendwann einmal, wer meine Eltern waren“, überlegte Samarin.

„Was bedeutet dein Name, Ciran? Er kommt doch aus dem Kasartischen“, erkundigte sich Asyet.

„Du weißt das ich aus Kastaria stamme? Also Ciran bedeutet „Nichtsnutz“. Meine Eltern gaben ihn mir, weil sie kein Kind gebrauchen konnten. Darum wurde ich auch ins Rote Haus abgeschoben. Es kam ihnen gerade recht, dass ein Lehrmeister neue Schüler für dort brauchte“, sagte Ciran und spuckte dabei aus.

„Entschuldige, ich wollte keine alten Wunden aufreißen. Dabei klingt Ciran so schön. Ich würde nicht denken, dass es „Nichtsnutz“ bedeutet. Ich weiß, dass du aus Kastaria kommst, weil ich dich schon oft in kasartisch beten gehört habe. Daniel, bist du auch durch so schlimme Begebenheiten ins Rote Haus gekommen?“

„Ich weiß nicht, wer meine Eltern sind, darum lebte ich dort. Die Meister des Hauses hatten mich eines Nachts vor ihrer Tür gefunden. Sie glauben, dass mich einer der Riesenvögel dort hingeschleppt hat. Ich sah nämlich nicht so aus, als hätte mich jemand ausgesetzt. Samarin da teilen wir ein Schicksal. Später werden wir versuchen unsere Eltern zu finden, versprichst du mir das?“

„Ja, dass würde ich gerne“, meinte das Mädchen.

„Bringen wir Solom gleich nach Hause, oder muss er auch erst bei jemand anderem untergebracht werden?“ fragte Asyet an Daniel gewandt.

„Nein, wir bringen ihn gleich zu den Torhütern, die werden ihren Mund schon halten.“

„Da vorne ist schon das Gutstor“, rief Solom erfreut. Er war überglücklich wieder nach Hause zu kommen. Die lange Abwesenheit hatte ihn sehr betrübt. Er war so froh, da er nun auch endlich seine Mutter und vor allem seine Verlobte wiedersehen würde.

„Du freust dich wohl sehr, dass du nach Hause kannst, was?“ fragte Asyet.

„Oh und wie ich mich freue! Meine liebe Mutter werde ich nun nach vielen Monaten wiedersehen und Aurelia, meine Verlobte wird sich auch sehr freuen, dass ich wieder da bin. Jetzt können wir endlich heiraten.“

„Deine Verlobte? Du bist doch erst achtzehn, warum hast du da schon eine Verlobte?“ erkundigte sich Daniel neugierig.

„Aber habt ihr denn keinen, der euch versprochen ist? Bei meiner Geburt stand schon fest, dass ich Aurelia von Naksodi heiraten werde. Ich bin nur froh, dass ich mich schon zuvor in sie verliebt habe, ohne zu wissen, dass sie meine versprochene Braut ist.“

„Da hattest du wirklich Glück. In Kastaria wird das auch so gehandhabt. Ich war aber nie gewünscht gewesen und darum ist mir das erspart geblieben. Ich kann mir meine Braut selbst aussuchen“, sagte Ciran.

„Oder sie sucht sich dich aus. Wir Frauen, die an die Mondgänger glauben, lassen sich nicht mehr aussuchen. Wir haben auch ein Mitspracherecht, aber das ist mir sowieso egal. Ich werde nie heiraten“, rief Asyet.

„Wie willst du das denn machen? Wie willst du dich versorgen? Außerdem möchte ich dich in ein paar Jahren sehen. Ich glaube, dann sprichst du etwas ganz anderes. Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem du deinen Traummann findest“, entgegnete Samarin.

„Redet nicht so viel, wir müssen Solom in den Gutshof bringen. Je länger wir brauchen desto gefährlicher wird es für ihn“, meinte Daniel und trieb die anderen an endlich weiterzureiten.

Die Gruppe kam zu einem Nebentor des Hofes. Als die Wachen sie sahen, sprangen die Männer auf und versperrten den Jugendlichen den Weg.

„Was wollt Ihr am Hof des Grafen Ismar von Tostianne?“ fragten die Wachen, während sie die verschmutzte Gruppe ansahen. Sie konnten Solom auch wirklich nicht erkennen. Die lange Reise war für alle anstrengend gewesen und ihre Kleider waren vom Staub der Steppen verschmutzt.

„Wollt Ihr den einzigen Sohn des Grafen denn nicht einlassen?“ rief Solom überraschend.

„Aber Ihr könnt doch nicht Solom von Tostianne sein? Junge, du bist es wirklich!“ schrie einer der Männer.

„Ja, Lokin, ich bin es wirklich. Ich freue mich so dich wiederzusehen“, sagte der Junge. Stieg von seinem Pferd Erdsturm und umarmte den alten Wächter.

„Mein Junge, ich habe nicht gedacht, dass ich dich noch einmal sehen werde. Dein Vater und deine Mutter sind krank vor Sorge und werden sich sehr freuen, dass du noch lebst. Wer sind denn die anderen Leute?“

„Das sind meine Freunde und durch sie kann ich jetzt bei dir stehen und bin nicht mehr gefangen. Ihr werdet doch noch mitkommen? Mein Vater kann einen Boten zum König schicken und ihm alles erklären, aber dafür müsst ihr selbst mit ihm sprechen“, sagte Solom an seine Freunde gewandt.

„Das hatten wir auch vor. Es muss endlich jemand erfahren, was hier gespielt wird“, erwiderte Daniel.

Solom verschwand, als die Gruppe in das Gebäude ging. Die vier Übrigen wurden von einem Dienstboten jeweils in ein separates Zimmer gebracht. Jeder badete erst einmal ausgiebig und sie bekamen sogar neue Kleider.

Nach einiger Zeit kam Asyet zu Samarin ins Zimmer.

„Ich fühle mich total unwohl in dieser Kleidung. Wenn man Monate lang nur Hosen anhatte, ist das richtig seltsam in einem Kleid. Außerdem finde ich, dass dieses kostbare Gewand überhaupt nichts für ein Bauernmädchen wie mich ist“, meckerte Asyet über ihre Kleidung. Das Gewand war aber auch großartig. Es gehörte eigentlich einer von Soloms Schwestern und bestand nur aus Seide und Tüll und war in Blau und Lila gehalten. Asyet fühlte sich überhaupt nicht geschaffen für so ein Gewand.

„Ich weiß wie du dich fühlst. Ich komme mir auch seltsam in diesem Kleid vor. Aber hier kannst du nun mal nicht mit Hosen herumlaufen. In Tostianne dürfen Frauen noch nicht einmal Hosen tragen. Wenn sie draußen damit gesehen werden, können sie sogar ins Gefängnis gesteckt werden. Nur in Begleitung eines Mannes und bei Reisenden, wird es gerade noch so geduldet. Ich bin auch froh, wenn ich aus diesen feinen Klamotten raus bin“, steuerte Samarin bei.

Dann klopfte es an der Tür und eine Dienerin kam herein.

„Ich soll Euch zum Grafen bringen. Die beiden Männer warten schon draußen im Gang“, sagte das junge Mädchen leise durch seinen Schleier. In Tostianne war es nur der Königin und den Prinzessinnen erlaubt ohne Schleier zu laufen. Die anderen Frauen mussten verhüllt gehen.

„Ja dann mal los!“, meinte Asyet.

Die Dienerin führte die Gruppe in einen großen Saal. Dieser Saal war mit lauter bunten Lichtern erhellt und roch nach den Pflanzen Jasin und Dorin. Diese Pflanzen wuchsen nur in diesem Land, weil sie Nachtgewächse waren. Sie rochen wie Rosen, nur hatten sie eine graublaue Farbe und keine Dornen.

„Kommt näher, ich möchte die Leute kennen lernen, die meinem Sohn geholfen haben“, rief eine laute warme Stimme zu den Jugendlichen, die an der Tür stehen geblieben waren. Nun kamen sie näher.

„Einen schönen Abend wünschen wir Euch, Graf von Tostianne“, begrüßte Daniel den Mann, der sie gerufen hatte.

„Nicht so vornehm! Bitte nennt mich einfach Ismar oder wenn ihr schon unbedingt einen Titel haben wollt, dann sagt Graf Ismar. Jetzt wüsste ich aber gerne, wer ihr seid.“

„Die beiden Mädchen heißen Samarin Somaril und Asyet Kariti. Mein Freund hier neben mir hört auf den Namen Ciran Soschat. Meine Wenigkeit heißt Daniel Muskera“, stellte er die anderen nach der Reihe vor.

„Schön jetzt kenne ich euch auch. Mein Sohn sagte mir, ihr hättet eine Nachricht, die ich dem König überbringen sollte. Bitte sprecht!“

Daniel erzählte alles, was er über Tamarus’ Pläne wusste. Auch wenn es nicht viel war, der Graf zeigte trotzdem große Bestürzung.

„Ich werde sehen, was sich machen lässt. Ich weiß nicht, ob ihr schon wusstet, dass der König mit seiner Gemahlin aus Thallieren zurückgekehrt ist. Ihm wurde sofort berichtet, dass seine Kinder verschwunden sind und in weniger als einem Monat waren sie wieder in Azieren. Seine Kinder habt ihr zum Glück auch unbeschadet gerettet. Der König und auch ich werden euch immer zu Dank verpflichtet sein“, sprach der Graf und lächelte.

„Aber nichts zu danken. Wir beide sind ja auch froh, dass wir nicht mehr bei diesem Zauberer sind“, erwiderte Samarin.

„Stimmt, ihr wart ja auch dort bei diesem Mann. Wie sehen eure weiteren Pläne aus?“

„Wir dürfen Leider nichts sagen. Entschuldigt, aber es ist von äußerster Wichtigkeit, dass nicht noch mehr Menschen etwas darüber wissen. Ihr könntet sonst in Gefahr geraten“, erklärte Daniel.

„Na ja, macht ja nichts. Ich hoffe, ihr habt großen Hunger, wir werden jetzt speisen und dafür braucht ihr viel Appetit.“

Der Graf Ismar hatte nicht gelogen, wenn man sein Festmahl sah, meinte man es würden noch fünfzig Gäste kommen. Aber es war niemand da außer der gräflichen Familie und den vier Wanderern.

„Das dürfte euren ersten Hunger wohl stillen und danach werden wir noch eine Nachspeise einnehmen“, eröffnete der Graf das Büffet.

„Ich kann es nicht glauben, so viel zu essen“, stieß Asyet hervor, die noch nie in einem noblen Haus war und auch noch nie etwas von den Essgewohnheiten der Reichen gehört hatte. Auch Samarin und die anderen staunten, die ja ebenfalls nur ärmliche Verhältnisse kennen gelernt hatten.

„Jetzt starrt das Essen doch nicht so an, sonst wird es noch kalt. Greift zu!“ forderte Graf Ismar sie auf ebenfalls etwas zu nehmen. Er selbst hatte schon eine große Ladung von allerlei Speisen auf seinem Teller.

Das Essen verlief sehr ruhig. Die Jugendlichen erholten sich in dieser Zeit von den Strapazen der Reise und aßen sich einmal so richtig satt.

Gleich nach dem Abendessen verabschiedeten sich die vier von der Grafenfamilie, um schlafen zu gehen. Solom folgte ihnen noch.

„Ich hoffe ihr wart nicht zu geschockt von diesem Reichtum. Ich weiß, dass ihr noch nie so etwas gesehen habt, oder?“ wollte er wissen, als er die anderen eingeholt hatte.

„Ach ist schon gut. Du brauchst dich doch nicht für deinen reichen Vater zu schämen. Wir sind euch dankbar, dass wir uns hier ausruhen können bis wir morgen Nacht weiterreisen“, sprach Samarin für alle.

„Ihr wollt morgen schon wieder abreisen? Ich dachte ihr würdet euch länger hier aufhalten, um euch besser zu erholen. Immerhin habt ihr nun die schwerste Reise zu bewältigen, die ihr je in eurem Leben gemacht habt.“

„Wir können nicht länger warten. Von unserem Vorhaben hängt die Zukunft der uns bekannten Welt und wenn nicht noch mehr ab. Wenn wir länger warten, nur um uns zu erholen, dann könnte das zu Schwierigkeiten führen. Ich muss dich noch um etwas bitten, du darfst keiner Menschenseele über unsere Pläne etwas sagen. Ich hoffe, du weißt was davon abhängt und ihr dürft nicht öffentlich bekannt geben, dass du wieder hier bist. Auch der König darf nichts davon preisgeben. Wir werden die Zauberin finden und dann mit ihr hierher zurückkehren. Erst dann können wir die Kinder aus ihren Verstecken holen. Nur die Königskinder und die Kinder des Grafen von Santania müssen bis dahin in ihren Verstecken bleiben. Aber auch du darfst nicht den Hof verlassen, sonst erfährt Tamarus noch davon. Ich hoffe wirklich, dass alles gut geht. Und jetzt gute Nacht, Solom, wir sind sehr müde“, erklärte Samarin und die vier verschwanden in ihren Zimmern. Sie legten sich so gleich in ihre prachtvollen Betten und schliefen schnell ein.




„Daniel, wach auf!“ flüsterte Samarin ihrem Freund ins Ohr. Hinter ihr standen schon Asyet und Ciran fertig angezogen.

„Was ist denn los?“ fragte Daniel verwirrt und noch halb im Schlaf.

„Wir müssen aufbrechen, es ist schon zwölf Uhr nachts vorbei. Wir haben jetzt über eine Stunde gebraucht, bis wir dich wach hatten. Solom wartet schon in der Küche auf uns, damit wir noch etwas essen können“, klärte ihn seine Freundin auf.

Daniel erhob sich träge und schickte die anderen schon vor in die Küche, nur Samarin blieb bei ihm und half ihm beim ankleiden.

„Ich könnte mich an dieses Leben gewöhnen. Es ist wirklich schade, dass wir nicht länger hier bleiben können. Sag nicht, dass unsere Aufgabe wichtig ist, dass weiß ich selbst!“ sagte Daniel und knöpfte sein Hemd zu.

„Ich wünsche mir auch etwas Ruhe, um mich ganz mit dir beschäftigen zu können, aber es geht nun mal nicht. Weißt du, dass wir noch nie richtig alleine waren?“ seufzte Samarin.

Daniel nahm sie in seine Arme und hielt sie ganz fest an sich gedrückt und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich liebe dich so sehr und irgendwann werden wir viel Zeit für uns alleine haben. Ich glaube fest daran, dass wir diese Zeit bekommen werden.“

„Ich liebe dich ebenfalls so sehr, dass ich wohl die kommende Zeit überstehen muss“, wisperte Samarin und küsste Daniel.

„Wir müssen jetzt aber gehen, die anderen warten bestimmt schon auf uns“, meinte der junge Mann, als sie endlich mit Packen fertig waren.

Er nahm die Hand seiner Geliebten und sie gingen zur Küche hinunter.

„Da seid ihr beiden Turteltauben ja endlich. Wir sitzen hier auf heißen Kohlen und ihr trödelt herum“, begrüßte Ciran sie, als die beiden zur Tür herein kamen.

„Macht nicht so ein Theater. Wir können ja gleich aufbrechen“, besänftigte Daniel, der in neuer Kleidung steckte, wie alle der Gruppe. Der Vater von Solom war sehr großzügig und hatte sie vollkommen neu eingekleidet. Zuerst hatte er Samarin und Asyet Kleider gebracht und Röcke, doch als die beiden erklärten, dass sie damit nicht reiten könnten, brachte er ihnen reich verzierte Reithosen. Die Hosen waren zwar im Stil der Männerhosen, die Daniel und Ciran trugen, hatten aber an den Seiten große Stickereien im Muster des Grafenhauses. Sie wurden extra in wenigen Stunden für die beiden Mädchen angefertigt. Deswegen waren sie besonders stolz auf ihre Kleidung, auch die Hemden der Mädchen waren mit Goldstickereien verziert, dass alles wurde bei den Männern weggelassen. Dazu hatten sie noch vier warme Umhänge bekommen, die sie vor der Kälte, die in Schamanah oft herrschte, schützen sollte.

„Solom, dein Vater hätte sich nicht solche Umstände machen sollen. Wir hätten auch noch in unseren alten Klamotten reiten können. Diese hier sind schon fast zu schade für die Reise. Sage deinem Vater bitte einen herzlichen Dank von uns“, sagte Ciran und umarmte Solom zum Abschied. Dieser bekam dabei kaum noch Luft, denn Ciran war nicht gerade schwächlich. Die monatelange Reise hatte kaum an seinen Kräften gezerrt. Daniel begnügte sich mit einem Händedruck zum Abschied und die beiden Mädchen umarmten ihn zwar, aber so kurz, dass es nicht unschicklich wurde.

„Ich wünsche euch so viel Glück, wie ihr tragen könnt. Bitte kommt bei eurer Rückkehr noch einmal an unseren Hof. Ich möchte euch gerne einmal wiedersehen“, rief Solom ihnen noch hinterher, als die vier Leute schon fast aus dem Gutshof waren.

„Das werden wir machen“, riefen sie zurück, dann fiel das Gutstor ins Schloss und Solom sah seine Freunde nicht mehr. Er ging zurück ins Haus und dachte noch einige Zeit über sie nach, doch bald lebte er schon wieder so wie vor seiner Entführung und dachte nur noch manchmal an seine Kameraden. Vergessen würde er sie aber nie. Vier Wochen später heiratete er seine Verlobte Aurelia.

Königsrial

Doch in der Zwischenzeit geschah noch viel bei Samarin, Daniel, Asyet und Ciran. Nach über vier Wochen kamen die Freunde an der Brücke der Könige an. Sie hatten eine schwere Reise hinter sich und sie hatten sehr gelitten. Selbst Ciran war ausgelaugt und er war wirklich der Kräftigste von ihnen gewesen. Sie sahen blass aus und ihre zuvor schöne Kleidung war verschmutzt und an manchen Stellen schon zerrissen.

„Wir schaffen das nie, in unserer Verfassung. Ich glaube wir müssen doch in Königsrial eine längere Pause machen. Sonst sind wir noch nicht ganz in Schamanah und können schon aufgeben“, schlug Daniel vor, als sie vor dem Tor der Brücke anhielten.

„Du hast recht und da wir auch nicht auf direktem Weg über die Brücke ins Königreich können, müssen wir wieder zu Kräften kommen. In Königsrial wird es hoffentlich ein gutes Gasthaus geben“, stimmte Asyet zu.

So ritten sie also in Richtung der Stadt, die einen besonderen Status hatte, weil sie an der Brücke der Könige lag. Dort trafen sich die Grafen, um über die Brücke zu reisen, die nur für Adlige geöffnet wurde.

Die Gruppe hatte gerade noch Glück, dass sie in die Stadt kam, denn kurze Zeit später wurden die Türen für den heißen Tag geschlossen. Es war immer noch ungewohnt für sie, dass man in Tostianne am Tag die Tore schloss und nicht in der Nacht.

„Da vorne ist ein Gasthaus. Es sieht ganz ordentlich aus, aber zu teuer darf es auch nicht sein. Wir haben nicht mehr so viel Geld zur Verfügung“, sagte Ciran und deutete auf ein großes Haus an dem ein Schild mit dem Namen „Zur Roten Ente“ hing.

„Zur Roten Ente? Ciran, dass ist ein Gasthaus des Roten Hauses! Dort werden wir kostenlos wohnen können und nur die Speisen bezahlen müssen. Da haben wir aber noch einmal Glück gehabt“, rief Daniel zu seinem Freund. Daniel ritt nämlich am Ende der Truppe, um auf Samarin aufzupassen. Ihr ging es sehr schlecht und sie hatte am meisten abgenommen und ein ständiges Fieber quälte sie.

„Samarin, du wirst dich dort ausruhen können. Außerdem bestehe ich darauf, dass wir erst weiterreisen, wenn du wieder völlig gesund bist“, sprach er zu seiner Freundin, die schon halb im Fieberschlaf war und sich kaum noch auf dem Pferd halten konnte.

Im Hof des Gasthauses gaben sie ihre Pferde einem Knecht und gingen in das Gebäude.

„Wirt, habt Ihr noch zwei Doppelzimmer frei? Wir sind Mitglieder des Roten Hauses“, schrie Ciran über den Lärm im Schankraum zum Besitzer, der am Schanktisch stand.

„Für Mitglieder des Roten Hauses haben wir immer Zimmer frei. Ich freue mich Euch hier begrüßen zu dürfen. Dila, geh und mach die zwei Stuben im dritten Stock zurecht“, begrüßte er erst die Gruppe und kommandierte dann eine junge Frau weg.

„Bekommen wir denn auch noch etwas zu Essen in Eurem guten Haus?“ schleimte Ciran.

„Aber natürlich, Ihr müsst eine lange Fahrt hinter Euch haben, Ihr seht ziemlich abgemagert aus. Aber das Mädchen da, dass würde ich schleunigst ins Bett bringen. Sie sieht sehr krank aus, ich hoffe es ist nichts ansteckendes, sonst könnt ihr sie nicht hier unterbringen“, brummte der Wirt, der sich als Bronog Poliha vorgestellt hatte.

„Nein, guter Mann, durch den Nahrungsmangel hat sie Fieber bekommen und da ihr Körper zu schwach ist, geht das Fieber nicht mehr herunter“, erwiderte Daniel und legte den Arm um Samarin, die immer mehr schwankte.

Da kam Dila, die junge Frau, zurück

„Ihr könnt sie hoch in eines der Zimmer bringen. Soll Dila Euch eine Kräuterfrau holen lassen?“ fragte Bronog nun etwas freundlicher.

„Wenn es keine Umstände macht, immerhin wird es gerade Tag und die meisten Leute werden doch wohl jetzt ins Bett gehen“, meinte Ciran.

„Nein, nein, unsere Kräuterfrau ist immer für einen Patienten da, auch wenn es am helllichten Tag ist. Dila wird sie holen“, sagte Bronog und schickte die Frau wieder weg.

Asyet brachte ihre Freundin in das Zimmer. Daniel und Ciran blieben in der Gaststube, um auf das Essen zu warten.

Als Samarin gerade im Bett lag, kamen auch die jungen Männer nach oben. Vier große Teller mit dicker Suppe trugen sie bei sich.

„Ich glaube nicht, dass Samarin essen wird“, meinte Asyet mit einem Blick auf das schwache Mädchen.

„Sie wird schon essen. Samarin, bitte, du musst etwas zu dir nehmen“, sagte Daniel und setzte sich zu ihr aufs Bett.

„Nein, ich kann nicht. Mir ist so schlecht und ich will kein Essen“, stöhnte sie.

„Du wirst jetzt essen! Ich gehe nicht weg, bevor du nicht den Teller Suppe gegessen hast“, sagte Daniel lauter werdend.

„Na gut, aber nicht den ganzen Teller. Ich möchte nur schlafen und sonst nichts. Mein Kopf tut so weh“, schluchzte das Mädchen und ließ es zu, dass der Junge ihr den Löffel in den Mund schob. Nachdem der Teller halb leer war, legte sich Samarin wieder hin und schlief sofort ein.

Nach geringer Zeit klopfte es an der Tür.

„Wer ist da?“ fragte Asyet.

„Ich bringe die Heilerin“, antwortete eine leise Stimme.

„Kommt herein!“

Das Mädchen Dila brachte eine kleine alte Frau und verschwand sogleich wieder.

„Wo ist das Mädchen?“ wollte die Frau wissen. Doch sie wartete keine Antwort ab und ging sofort zum Bett, als sie es sah. Die Heilerin packte ihre Tasche aus und brummte etwas vor sich her.

„Sie ist sehr geschwächt und wahrscheinlich hat sie Asiunta, das ist eine Hungergrippe. Die Krankheit tritt nur bei mangelnder Ernährung auf und dann auch nur sehr selten. Aber sie ist nicht sehr gefährlich, macht euch keine Sorgen. Ihr müsst mindestens vier Wochen hier bleiben, früher ist sie nicht fähig weiterzureisen. Ihr wollt doch noch weiter, nicht wahr?“ erklärte die Heilerin.

„Woher wisst Ihr, dass wir nicht in der Stadt bleiben wollen?“ fragte Ciran misstrauisch.

„Meine Freundin, die alte Halena aus Susas hat es mir geschrieben. Ich soll euch außerdem noch eine Nachricht überbringen...“

Daniel unterbrach sie: „Ihr seid eine Freundin von Halena? Es freut mich Nachricht von ihr zu bekommen.“

„Schön, dass du dich freust. Aber ist das die feine Art eine alte Frau zu unterbrechen? Ich soll euch eine Nachricht über den Sohn des Grafen bringen. Es ist aber eine traurige Nachricht. Leider muss ich euch mitteilen, dass Halena es nicht geschafft hat, den Jungen wieder gesund zu machen. Er ist vor vier Wochen bei ihr im Fieberschlaf gestorben“, sagte die Frau und machte ein trauriges Gesicht.

„Oh nein! Der arme Lukas, er war doch noch so klein. Ich bete für Halena, dass sie da keine Schwierigkeiten bekommt. Der Graf ist bekannt dafür, dass er die Leute, die ihm etwas angetan haben, sofort köpfen lässt“, flüsterte Asyet und die anderen sahen sie bestürzt an. Nun sprach keiner mehr ein Wort, nur die Kräuterfrau verabschiedete sich noch und versprach in zwei Nächten zu kommen, um nach Samarin zu sehen.

Als es wieder Abend wurde, gingen Ciran und Daniel hinunter in die Wirtschaft. Asyet blieb bei ihrer kranken Freundin. Zu erst schien alles normal bei Samarin, doch plötzlich fing sie an zu keuchen und fasste sich an den Hals.

„Ich, ich bekomme keine Luft mehr. Hilf mir!“ brachte sie gerade noch heraus.

Asyet rannte so schnell sie konnte die Treppen herunter und zu den beiden Männern.

„Schnell, kommt schnell! Samarin bekommt keine Luft mehr“, schrie sie die beiden an. Sofort folgten sie ihr nach oben und sahen ein Bild des Schreckens.

Samarin war umhüllt von einer schwarzen Wolke und rang hilflos nach Luft. Daniel wollte schon auf seine Freundin stürzen, als ihn ein kräftiger Arm festhielt.

„Fass sie nicht an! Ein böser Zauber wurde auf sie gelegt“, sagte der Mann, der zum Arm gehörte.

„Aber sie stirbt, sieh doch!“ brüllte Daniel dem Mann ins Gesicht.

„Ich werde ihr helfen“, sagte eine zweite neue Stimme. Sie gehörte einer großen schönen Frau.

„Die Engelsfrau Magalei!“ keuchte Asyet. Es war tatsächlich Magalei, die da in der Tür stand. Die Engelsfrau war in ein dunkelblaues Gewand gehüllt und ihre weißen großen Flügel stachen daraus hervor. Das blonde feine Haar trug Magalei mit einer glitzernden Spange hochgesteckt auf dem Kopf.

„Macht nicht so viel Gerede um mich. Wir können nachher sprechen. Samarin ist in großer Gefahr, der Zauberer hat etwas auf sie gelegt“, sprach die Engelsfrau.

Dann hob sie die Hände und daraus kamen blaufarbige Strahlen hervor. Sie schickte die Strahlen auf den Hals des mit dem Tode ringenden Mädchens. Nach wenigen Sekunden verschwand die schwarze Wolke um den Kopf von Samarin und sie konnte wieder frei atmen.

„Das war ganz schön knapp“, meinte der Mann, der in der Zwischenzeit die Tür geschlossen hatte, damit keiner der Leute etwas bemerkte. Zum Glück waren die Gäste schon so betrunken, dass sie Asyet gar nicht wahrgenommen hatten oder sie einfach ignorierten. Selbst der Schankwirt machte sich nichts daraus. Er dachte das kranke Mädchen hätte nur einen Hustenanfall.

„Wer seid Ihr, Mann?“ fragte Ciran direkt heraus.

„Mein Name ist Fonil Hopa. Ich habe das Mädchen in der Gastwirtschaft schreien gehört und bin euch hinterher gelaufen. Zum Glück, wie ich feststellen musste. Hätte ich dich nicht festgehalten, Junge, dann gäbe es nun einen Toten in diesem Zimmer. Dir hätte noch nicht einmal mehr Magalei helfen können“, stellte sich der Mann vor, der die Vierzig schon überschritten hatte.

„Dann danke ich Euch, mein Herr. Aber wie kommt es, dass immer, wenn wir in Schwierigkeiten sind, uns ein Engel zur Hilfe kommt?“ fragte Daniel an Magalei gewand.

„Diese Frage darf und kann ich euch nicht beantworten. Ich hoffe, dass ihr es irgendwann einmal erfahren werdet. Ich war nur gerade mit Fonil hier in der Nähe und bemerkte die Anwesenheit von Dunkler Magie. Ihr müsst wissen, dass Fonil mein Führer ist, solange ich hier auf eurer Welt bin. Zum Glück waren wir gerade in Königsrial, sonst wäre eure Freundin gestorben und das unter unvorstellbaren Qualen“, erklärte die Engelsfrau.

„Wir danken euch beiden wirklich sehr“, war das Einzige, was Asyet und Ciran heraus brachten.

„Bedankt euch nicht! Es ist meine Pflicht zu helfen, wenn ich kann. Jetzt müssen wir aber Leider schon gehen. Eure Freundin wird in einiger Zeit wieder gesund sein und die Heilerin braucht auch nicht mehr kommen. Ihre vermutete Hungergrippe war nur ein Werk von Tamarus und der Bann ist ja nun gebrochen. Eure Freundin braucht jetzt nur genügend Ruhe, gutes Essen und vor allem dich Daniel. Ich bitte dich, dass du dir für sie etwas mehr Zeit nimmst, dann wird sie doppelt so schnell wieder gesund“, sagte Magalei noch und war auch schon mit Fonil verschwunden.

Die drei sahen sich erst einmal überrascht an und dann sahen sie auf Samarin, die schlafend und völlig erschöpft in ihrem Bett lag.

„Ich werde Magaleis Rat befolgen und deshalb habe ich einen Entschluss gefasst. Ich werde bei Samarin bleiben. Ob es euch etwas ausmacht oder nicht, ihr beiden werdet in dem anderen Zimmer schlafen“, befahl Daniel fest.

„Ich soll mit dieser Pute in einem Zimmer schlafen und dann auch noch in einem Bett? Nein, Daniel nicht mit mir!“ schrie Ciran entsetzt.

„Meinst du etwa, dass ich Lust habe mit dir in einem Bett zu schlafen, du dummer Esel“, fauchte Asyet zurück.

„Beleidigt die Tiere nicht und mir ist egal, was ihr wollt und was nicht. Samarin braucht mich jetzt dringend und ich will die ganze Zeit für sie da sein. Geht jetzt und macht was ihr wollt. Ihr könnt ja auch gerne auf dem Boden schlafen, dann könnt ihr euch soweit von einander entfernen wie ihr mögt. Ich dachte eigentlich, dass wir alle Freunde sind und das so etwas nicht passieren würde. Warum könnt ihr beiden euch nicht Leiden? Oder könnt ihr euch vielleicht zu viel Leiden?“ ärgerte Daniel seine beiden Freunde, die mit dem Rücken zu einander standen und ein beleidigtes Gesicht machten. Der junge Mann hatte dann genug von der kindischen Art der beiden und warf sie kurzerhand aus dem Zimmer.

„Verschwindet! Streitende Leute sind das letzte, was Samarin gebrauchen kann“, sagte er noch und warf die Tür ins Schloss.

Vor der Tür hörte man nun laute Stimmen.

„Du schläfst auf dem Boden und lässt mich als Frau im Bett schlafen“, feixte Asyet.

„Du und eine Frau, da lachen ja die Hühner. Mir ist egal, wo du schläfst, aber ich werde nicht wegen dir auf dem Boden schlafen. Du eingebildete Ziege!“, protestierte Ciran.

„Das werden wir ja noch sehen...“, keifte das Mädchen. Die Stimmen wurden leiser und es fiel eine Tür ins Schloss.

„Samarin, geht es dir besser?“ fragte Daniel besorgt, als sie endlich nach langer Zeit die Augen aufschlug.

„Habe mich nie besser gefühlt“, witzelte das Mädchen.

„Jetzt sag die Wahrheit! Fühlst du dich noch sehr schlecht?“

„Es geht wirklich schon wieder besser, aber ich habe das Gefühl, als hätte sich ein Elefant auf mich gesetzt. Meine Lungen tun schrecklich weh.“

„Das ist kein Wunder, Tamarus hatte dich ja auch im Würgegriff. Aber woher weißt du, wie es ist, wenn ein Elefant sich auf dich setzt?“

„Kennst du dieses Sprichwort nicht? Stimmt, du hast ja nur in den Bergzügen der Weltenwächter gelebt. In Calatein sagt man das immer, wenn man sich sehr schlecht fühlt“, erklärte Samarin.

„Ihr habt so viele Angewohnheiten, die bei uns niemand hat“, stöhnte Daniel.

„Du musst, glaube ich, noch viel über das reale Leben lernen. Wenn man nie in den Genuss von ländlichem Leben gekommen ist, finde ich, hat man etwas verpasst. Ich bemitleide die Reichen, auch wenn sie so viel zu Essen und sonst alles haben. Richtig Leben werden sie nie.“

„Ich habe auch nur in Armut gelebt. Im Roten Haus gab es nicht viel zu essen und auch sonst war alles sehr ärmlich. Aber ich wünsche mir trotzdem nicht, dass ich in einem reichen Haus leben möchte. Auf jeden Fall so lange nicht, wie du bei mir bist und mir zeigst, wie schön doch auch arme Leute leben können. In den Bergzügen habe ich das arme Leben immer gehasst, doch seid ich dich getroffen habe, hat sich das total geändert. Übrigens hat wieder mal ein Engel dich gerettet. Es war Magalei, der Engel der Sonne. Außerdem hat sie mir gesagt, dass ich mich mehr um dich kümmern soll und so habe ich Asyet und Ciran in ein Zimmer gesteckt. Ich werde bei dir bleiben“, klärte Daniel seine Geliebte über die derzeitige Lage auf.

„Schön das du bei mir bleibst. Aber glaubst du nicht, dass Ciran und Asyet sich umbringen, wenn sie in ein Zimmer gesperrt sind?“

„Das glaube ich nicht, denn ich habe die Vermutung, dass die beiden sich weit mehr Leiden können, als sie zugeben.“

„Meinst du sie sind in einander verliebt? Das kann ich mir nicht vorstellen, doch nicht Ciran und Asyet. Nein nicht die beiden“, meinte Samarin ungläubig.

„Es ist nur eine Vermutung, aber es muss nicht unbedingt Liebe sein. Auf jeden Fall glaube ich, dass sie sich wenigstens so wie Bruder und Schwester Leiden können. Wir werden ja noch sehen“, sagte der Mann und drückte dann das Mädchen sanft in die Kissen zurück, denn sie wollte schon aufstehen.

„Du wirst schön liegen bleiben! Erst in einer Woche oder vielleicht auch später lass ich dich aus dem Bett.“

„Aber so lange halte ich es nicht aus. Ab und zu muss ich einfach aufstehen, aber heute hast du recht. Es ist besser, wenn ich im Bett bleibe und ich lass mich von dir verwöhnen“, meinte Samarin und legte sich genüsslich in die Kissen.

„Wie wäre es, wenn wir mit etwas Kussmedizin anfangen...“, flüsterte Daniel und nahm seine Freundin auch schon in den Arm und ihre Lippen berührten sich leidenschaftlich.

Im Nebenzimmer ging es weit nüchterner zu. Ciran und Asyet schwiegen sich an und später legten sie sich gemeinsam in das Doppelbett. Doch gesprochen wurde nichts mehr.

Es dämmerte gerade zum Abend, als Samarin aufwachte. Daniel war schon aufgestanden und saß an dem kleinen Tisch im Zimmer. Er beugte sich über ein Blatt Papier.

„Daniel, was liest du denn da?“ fragte das Mädchen noch etwas schläfrig.

„Ich habe diesen Zettel gerade vor unserer Tür gefunden und werde nicht schlau daraus“, antwortete er und ging mit dem Papier zu Samarin ans Bett. Daniel setzte sich auf die Bettkante und gab ihr den Zettel.

„Ich erwarte euch um Mitternacht am Platz des Königs. Nur Euch, Daniel und Eure Freundin Samarin. Gezeichnet Mostria“, las Samarin laut vor.

„Ich weiß nicht, ob wir hingehen sollen. Wenn es nun eine Falle ist? Ich habe noch nie von einem Mostria gehört. Also vom Roten Haus kann er nicht sein“, erläuterte der junge Mann.

„Du musst ja nicht alle Mitglieder des Roten Hauses kennen. Ich schlage vor, dass wir dort hingehen. Er wird uns schon nichts tun. Zur Mitternachtszeit sind viel zu viele Leute auf dem Platz des Königs.“

„Aber du darfst doch noch nicht aufstehen, du musst dich noch schonen.“

„Auf dem Pferd werde ich es schon schaffen. Außerdem kannst du mich nicht ewig in Watte packen. Wenn das Treffen beendet ist, lege ich mich wieder schön brav in mein Bett. In Ordnung?“ bat Samarin.

„In Ordnung wir gehen. Es ist jetzt halb neun, also haben wir noch Zeit. Ich werde dir etwas zu Essen besorgen und noch nach unseren beiden Streithähnen sehen“, sagte Daniel und ging aus dem Zimmer. Samarin legte sich zurück in die Kissen und schlief noch ein bisschen.

Zuerst ging Daniel in das Zimmer seiner Freunde. Er fand es verlassen dar. Verwundert lief er die drei Dutzend Treppen zur Wirtsstube und sah dort ein überraschendes Bild vor sich.

Da saßen doch wirklich Asyet und Ciran an einem Tisch und ließen sich vollaufen. Nebenbei spielten sie noch mit ein paar Männern des Roten Hauses ein Kartenspiel.

„Seid ihr denn von allen Göttern verlassen?“ fragte Daniel seine betrunkenen Freunde.

„Welche Götter? Ich kenne keine Götter, aber warum regst du dich nur so auf, Freund? Wir haben doch nur ein bisschen Spaß“, lallte Ciran und wollte Daniel zu sich auf die Bank ziehen.

Auch Asyet war völlig benebelt von dem Fürig, denn sie getrunken hatte. Fürig war das Stammesgetränk der Männer des Roten Hauses und wurde aus Zitronen, gegorenen Früchten und allerlei Gewürzen hergestellt.

„Aber Daniel beruhige dich doch! Wir trinken doch nur etwas. Bleib doch hier und trink auch mit“, sagte das Mädchen und wollte schon dem Wirt winken.

„Nein danke, ich werde nur etwas zu essen für Samarin und mich holen und dann verschwinde ich wieder. Ihr benehmt euch so was von abartig. Das hätte ich nie von euch erwartet!“ rief Daniel wütend und ging zum Schanktisch.

„Bronog, könnte ich vielleicht zwei Teller Suppe haben?“ fragte er den Wirt.

„Aber natürlich, mein Freund. Deine Kumpanen scheinen mir ganz schön angeheitert zu sein. Sie haben jetzt schon den fünften Krug gelehrt. Hier deine Suppe!“ erklärte der Wirt und gab Daniel zwei Teller auf einem Tablett.

„Das scheint mir auch so. Dabei konnten sie sich gestern noch nicht einmal riechen und jetzt sitzen sie da und trinken zusammen und spielen Karten. Vielen Dank für das Essen“, sagte der junge Mann noch und stieg die Treppen zu Samarin wieder nach oben.

„Ich muss dir unbedingt etwas erzählen“, sagte Daniel, als er ins Zimmer kam.

„Wieso bist du denn so wütend?“ fragte Samarin, die sich im Bett aufgesetzt hatte.

„Deine Freundin und mein bester Freund sitzen doch unten im Wirtshaus und betrinken sich“, fuhr er wütend heraus.

„Ciran und Asyet? Und ich dachte die beiden verstehen sich nicht. Aber warum macht dich das so wütend? Lass den beiden doch ihren Spaß.“

„Wenn du meinst, aber ich denke, dass sie sich nicht so auffällig benehmen sollten. Nachher werde ich ihnen noch meine Meinung sagen.“

„Wenn sie wirklich so sturzbetrunken sind, wie du sagst, dann solltest du lieber bis morgen Abend abwarten“, kicherte Samarin.

„Ich werde den richtigen Zeitpunkt schon selbst wählen. Hier ist deine Suppe“, meinte der Mann und stellte Samarin den Teller auf die Decke.

„Daniel, ich wollte dich schon lange etwas fragen...“, fing das Mädchen an und sah dabei erwartungsvoll auf seinen Freund.

„Dann frag doch, was du wissen möchtest“, forderte Daniel sie auf weiterzusprechen.

„Also, Malena hat einmal erzählt, dass alle Mitglieder des Roten Hauses die Heilige Magie besäßen. Habt du diese Gabe?“

„Leider nicht. Nur Ciran hat sie, aber auch nicht übermäßig viel. Denn man wird auch schon aufgenommen, wenn man nur etwas davon hat. Ciran kann auch nicht mehr als einen kleinen Abhörzauber sprechen und ein Feuer entfachen. Ich habe die Magie nicht. Trotzdem haben mich die Gelehrten aufgenommen, da sie mich als Findelkind gefunden hatten. Normalerweise wollten sie aus mir nicht mehr als einen Küchenjungen machen, doch dann fing ich an mich für die Lehre des Repa zu interessieren. Repa ist der Gründer des Bundes dem ich angehöre. Als dann auch noch Ciran kam und wir uns anfreundeten, sagten die Gelehrten, dass sie mich in den Bund aufnehmen, auch wenn ich nicht die Heilige Magie besitze. Ich bin ihnen immer noch sehr dankbar und vor allem, weil ich dich sonst nie kennen gelernt hätte. Ich wäre dann wahrscheinlich in irgendeiner Küche im Roten Haus vergammelt. Ich bin auch froh, dass ich jetzt, wo ich durchs Land reisen darf, dieses Abendteuer mit euch unternehmen kann. Durch das Rote Haus habe ich erst die Möglichkeit bekommen eine gute Zukunft zu haben. Auch habe ich viele Kampftechniken und Kampfarten gelernt und kann mich so fast immer verteidigen“, schloss Daniel seine Rede.

„Danke, dass du mir darüber erzählt hast. Es muss aufregend sein ein Schüler des Roten Hauses zu sein. Würdest du mir einige der Kampfsportarten, die ihr gelernt habt beibringen?“ fragte das Mädchen.

„Ich weiß nicht, wenn wir vielleicht mal eine ruhigere Zeit haben. Aber es erfordert viel Zeitaufwand die Technik des Nahkampfes zu erlernen. Ich verspreche dir, dass ich es irgendwann einmal versuche dir beizubringen. Aber ich glaube wir sollten euch zeigen, wie man mit Pfeil und Bogen umgeht. Ihr müsst euch auch selbst verteidigen können. In Schamanah könnten wir damit anfangen.“

„Ich freue mich auf diesen Tag und ich freue mich, wenn du mir beibringst mit dem Bogen umzugehen. Aber jetzt müssen wir langsam aufbrechen. Es ist schon halb elf und wir brauchen mehr als eine Stunde bis zum Platz des Königs, der ja auf der anderen Seite der Stadt liegt.“

„Du hast recht, wir sollten gehen“, stimmte der junge Mann zu und half Samarin aus dem Bett und auch beim Ankleiden. In dünne Kleidung gehüllt, da es auch in der Nacht noch warm in Tostianne war, ritten sie zum Treffpunkt, an dem sie dieser gewisse Mostria erwartete. Wenige Minuten vor zwölf trafen sie am Platz ein.

Der Orden des Fliegenden Einhorns und die Überfahrt in ein fremdes Land

„Wie sollen wir ihn eigentlich finden? Hier wimmelt es doch von Menschen“, stellte Samarin fest.

„Ich glaube, dass er uns finden wird. Wir haben hier wohl wenig Chancen einen unbekannten Mann zu finden“, meinte Daniel.

Gerade in diesem Moment trat ein Mann zu ihnen und sprach: „Ich heiße Mostria. Ihr seid Daniel und Samarin?“

„Die sind wir und jetzt sag uns, was du von uns begehrst?“ flüsterte Daniel, so wie es der Mann auch getan hatte.

„Nicht hier, folgt mir bitte an einen etwas weniger belebten Ort“, sagte Mostria und führte die beiden in eine Seitenstraße und dann durch ein verwirrendes Netzt aus Gängen und Straßen. Vor einem kleinen Haus blieb er stehen.

„Das ist mein Haus und ich würde mich freuen, wenn ihr mit hineinkommen würdet.“

Die beiden jungen Leute banden ihre Pferde an einem Pflog fest und folgten dem Mann, der etwa in Daniels Alter war, vielleicht auch etwas älter.

Mostria führte die beiden in eine kleine Küche, dort saßen schon vier Leute. Es waren alles ältere Männer. Sie trugen das Zeichen eines Einhornkopfes auf den Hemden.

„Könnte uns denn endlich jemand aufklären, was das hier soll?“ fragte Daniel, als er sich mit Samarin auf eine, ihnen zugewiesene, Bank setzte. Samarin war schon sehr geschwächt von dem langen Aufsein und lehnte sich an Daniels Schulter.

„Eurer Freundin geht es nicht gut“, stellte einer der Männer fest, der sich als Gotan vorgestellt hatte.

„Das weiß ich auch Herr. Das war jedoch nicht meine Frage“, sagte Daniel barsch und legte dabei seine Hand auf den Arm des Mädchens.

„Aber natürlich mein Herr. Ich werde sogleich zur Sache kommen. Zuerst werde ich euch sagen, dass ihr in großer Gefahr seid und ihr noch heute Nacht die Stadt verlassen müsst. Ich beantworte Eure nächste Frage, die Ihr wahrscheinlich stellen wolltet, schon jetzt. Wir kommen alle vom Bund des Fliegenden Einhorns, ich weiß nicht, ob Ihr davon schon einmal gehört habt. Wir haben uns gegen die Böse Magie verschrieben und helfen denen, die im Verdacht stehen von bösen Mächten angegriffen zu werden. Leider muss ich euch sagen, dass ihr dazu gehört. Mostria wird euch auf dem Weg aus der Stadt begleiten und euch auch über den Strom der Verlorenen nach Schamanah bringen. Er ist einer der Fährgehilfen des Fährmeisters Sodifol am Ufer des Stromes. Bitte glaubt uns und geht mit Mostria“, erklärte Gotan.

„Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als euch zu glauben. Aber zuerst müssen wir noch einmal ins Gasthaus zurück, unsere Sachen packen und unsere Freunde holen“, sagte Daniel und wollte schon aufstehen und aus der Tür gehen.

„Mostria wird mit euch gehen. Beeilt euch, aber erregt kein Aufsehen bei den Leuten im Wirtshaus“, ermahnte ihn Gotan noch und dann verließen die drei jungen Leute den Raum.



Daniel versuchte Ciran und Asyet in ihrem benebelten Zustand einigermaßen klar zu machen, was sie vor hatten. Daniel packte zusammen mit seiner Freundin schnell alle Sachen zusammen, band mit Hilfe von Mostria Asyet und Ciran an ihren Pferden fest, da sie nicht in der Lage waren eigenständig zu reiten. Daniel bezahlte den Wirt und die Gruppe verließ schnell den Bezirk, in dem das Gasthaus stand.
Vor dem Tor des Königs wurden sie routinemäßig angehalten, konnten aber schon bald weiter.

„Kommt schnell! Mein Meister lässt gerade die letzte Fähre beladen. Wenn wir Glück haben können wir noch mit kommen“, rief Mostria Daniel, Samarin, Asyet und Ciran zu.

„Meister Sodifol? Können meine Freunde und ich noch mit auf die große Fähre? Wir bezahlen auch gut“, fragte Mostria den alten Fährmann.

„Aber natürlich. Die Pferde können auch noch mit, wenn ihr genug dafür bezahlt. Ich habe heute Nacht nicht viele Passagiere“, antwortete er und half der Gruppe in die Fähre.

„Vielen Dank Meister“, sprach der Fährgehilfe.

„Nichts zu danken. Warum, um den Willen des Colon, willst du eigentlich nach Schamanah und dann auch noch mit vier Fremden?“

„Sie wollen Freunde besuchen und fragten mich, ob ich ihr Führer sein könnte. Ich werde aber nur noch die Überfahrt bei ihnen bleiben und dann mit Euch zurückkehren.“

„Wenn du deinen Dienst morgen dann auch pünktlich Antritts, ist mir das Recht. Aber das du mir keinen Unsinn anstellst! Ich habe deinen Eltern ein Versprechen gegeben, als sie starben. Colon habe sie selig“, ermahnte Sodifol den jungen Mann.

„Ich werde schon auf mich aufpassen, Meister. Ihr könnt doch während der Fahrt selbst sehen, dass die Fremden nicht gefährlich sind“, sprach Mostria und dann legte die Fähre auch schon ab.

„Dein Meister hat dich sehr gern, nicht wahr?“ fragte Samarin, als das Schiff schon etwa die Hälfte der Strecke zurück gelegt hatte und bis dahin keiner ein Wort gesprochen hatte.

„Ja und er fühlt sich auch sehr verantwortlich für mich. Meine Eltern sind bei einem Sturm auf diesem Fluss umgekommen und er war bis zur letzten Minute mit ihnen zusammen. Sodifol war der Einzige, der überlebt hat. Kurz bevor er meine Eltern im Sturm verlor, hat er ihnen versprochen für mich zu sorgen und bis heute hat er sein Versprechen gehalten. Ich bin froh bei ihm zu sein und das ich nicht in einem Waisenhaus leben musste“, erklärte Mostria.

Samarin nickte zustimmend, denn sie war auch froh, dass der Bauer sie damals nicht in ein Waisenhaus abgeschoben hatte, sondern sich um sie gekümmert hat. Wie gerne würde sie ihre Zieheltern einmal wiedersehen und die Kinder von ihnen. Sie hatte sie alle geliebt wie eine richtige Familie und dann kam dieser böse Zauberer und riss sie einfach von ihnen weg. Das schlimmste war, dass sie damals schon eine Weile von ihrer Gastfamilie getrennt war, um im Schloss des Grafen von Turnau zu dienen.

Einen Tag nach ihrer Entführung wollte sie zurückreisen, doch dazu kam es leider nie. Sie versprach sich in diesem Moment, dass sie wenigstens noch einmal ihre Familie sehen wollte, kostete es was es wollte.

„Warum bist du denn so still?“ fragte Asyet ihre Freundin, weil sich alle unterhielten nur sie beteiligte sich nicht.

„Ich habe gerade an meine Familie gedacht. An meine Ziehmutter Riska und meinen Ziehvater Chika. Auch an meine Geschwister habe ich gedacht, an Discha, Fiha, Goril und Dopal. Ich vermisse sie so sehr“, antwortete Samarin.

„Ich verstehe dich sehr gut. Ich vermisse meine Familie auch. Besonders meine kleine Schwester Doria fehlt mir. Sie hat immer so an mir gehangen und jetzt denken sie wahrscheinlich alle, dass ich tot bin. Das finde ich am schlimmsten, weil sie wegen mir Schmerzen erleiden und dabei geht es mir ja verhältnismäßig gut. Deine Eltern und Geschwister vermissen dich bestimmt auch sehr.“

„Reden wir nicht mehr darüber, sonst tut es nur noch mehr weh. Mein Körper schmerzt schon genug, dann muss nicht auch noch mein Herz schmerzen.“

„Geht es dir denn so schlecht?“

„Es geht einigermaßen, aber meine Lungen schmerzen und meine Knochen tun weh. Ach ja, ich wollte dich noch etwas fragen. Daniel sagte vorhin noch, dass du und Ciran stockbetrunken seid und wir mussten euch an euren Pferden festbinden. Wieso seid ihr jetzt ganz und gar nüchtern?“ wollte Samarin von ihrer Freundin wissen.

„Frag mich nicht, wie Mostria das geschafft hat. Daniel und er haben uns hoch ins Zimmer gebracht und dann hat Mostria uns so ein seltsames Zeug eingeflößt. Bis wir zur Fähre gekommen sind war mein Kopf wieder ganz klar und ich muss dir sagen, dass war ein komisches Gefühl so betrunken zu sein. Aber ich wollte unbedingt mit Ciran mithalten und dann sind es immer mehr Gläser Fürig geworden.

„Das du dich aber auch so betrinken musstest! Auch wenn du mit Ciran mithalten wolltest, hättest du das nicht tun sollen. Sei froh, dass du in einem Gasthaus des Roten Hauses warst, da sind viele Frauen, die diesem Bund angehören und trinken auch viel. Wärest du in einem anderen Wirtshaus gewesen, hättest du im Gefängnis landen können. Hier in Tostianne ist es Frauen verboten Alkohol zu trinken“, klärte Samarin auf.

„Ich weiß, dass es hier verboten ist, aber das war mir in diesem Moment egal. Außerdem verstoßen wir auch mit unserer Kleidung gegen die Gesetze des Landes.“

„Die Kleidung wird nur gebilligt, weil wir mit Männern reisen. Wären wir alleine unterwegs würden sie uns verhaften“, sagte Samarin noch und dann lehnte sie sich an die Wand des Fährhauses und schlief ein.



Nach über fünf Stunden hatten sie endlich den Fluss der Verlorenen überquert. Kurz zuvor hatte Mostria zu den Vieren gesagt, dass sie sich jetzt warm anziehen sollten, aber keinen Grund genannt. Nun wussten sie weshalb sie sich in ihre Mäntel gehüllt hatten. In Schamanah lag der Schnee einige Meter hoch und zur Zeit ihrer Ankunft herrschte auch noch ein fürchterlicher Schneesturm, der wieder neuen Schnee brachte.

„Wie kann das sein? In Tostianne ist es brütend heiß und hier nicht einmal eine halbe Tagesreise entfernt, herrscht der dickste Winter?“ fragte Daniel an den Fährgehilfen gewandt.

„Das ist eine andere Insel und ein anderes Land. In Schamanah ist alles anders, als in Azieren. Etwa einen Tagesritt weiter herrscht genauso eine Hitze wie in Tostianne. Ich wünsche euch nun viel Glück auf eurer Suche und seien die Götter und Engel mit euch“, verabschiedete sich Mostria und stieg wieder in das Schiff, als er den anderen geholfen hatten ihr Gepäck auf den eingeschneiten Steg zu tragen.

Da standen sie nun bis zu den Knien im Schnee und versuchten sich im Schneegestöber zurecht zu finden.

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Über den Autor

Lagannya
Ja was kann ich über mich schreiben?
Ich arbeite als Krankenschwester in einem Pflegeheim und meine größte Leidenschaft ist das Schreiben. Das Schreiben an meiner Fantasystory hat mir schon durch so einige schwere Phasen meines Lebens geholfen...In dieser Welt kann ich mich verlieren und die Zeit vergessen...

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