Kurzgeschichte
Der Schokoprinz

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"Der Schokoprinz"
Veröffentlicht am 19. Juni 2013, 50 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Da gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin schon so lang hier unterwegs... viel geschrieben... ab und zu gegangen - wiedergekommen... usw... ich schreibe aus Passion...
Der Schokoprinz

Der Schokoprinz

Beschreibung

Eine eher ungewöhnliche Geschichte über Frauen die denken das alles männliche in feinen Klischees verpackt in Schubladen ruht. Fehler meine Damen!

DER SCHOKOPRINZ

Also als Frau machte man sich natürlich gewisse Vorstellungen wenn man einen Mann besuchte.

Nicht, das Sie das ständig täte! Dieses Mal war es sozusagen eine – Ausnahme.

Männer sind eine einfache Sache. Ungefähr so wie Pommes rot weiß.

Einen Mann einzuschätzen benötigt eigentlich nicht viel. Sie interessieren sich meistens für einfache primitive Dinge wie Autos, Technik, Fussball und Titten.

Pardon.

Allerdings, in diesem Falle war dieser Besuch eigentlich eher ein Forschungsauftrag als das reine Abchecken eines Mannes.

Denn dieser hier, schien anders zu sein.

Anfangs war er genauso aufgetreten wie der Rest seiner Spezies. Er war Macho. Und nicht das Sie das nicht mochte! Frauen mögen Machos, sie geben es nur ungern zu.

Denn im Gegensatz zu Männern, die meistens von sich weisen das Zicken Ihre Glocken zum klingen bringen (Ups… ein faux pax) neigen Frauen dazu, Machos hinterher zu laufen ohne es zu merken.

Vielleicht ist es aber auch gerade eine Art von Tarnung es so offensichtlich zu tun.

Die Stiege zu seiner Wohnung war alt, die Holzbohlen klackten unter den Absätzen Ihrer Schuhe, die für diese Art von Bergwandern eher ungeeignet erschienen. Aber sie dienten quasi als Lockfutter, so wie ein Angler eine Handvoll Maden ins Wasser wirft.

Männer fielen eben immer auf die primitivsten Reize zuerst herein.

Die Überlegung diesen Mann in dieser regnerischen Nacht (pardon) flachlegen zu wollen, hatte sich Ihr bisher nicht gestellt. Das lag zum Teil daran, das Er so anders war. So ganz anders.

Er hatte Ihr versprochen für sie zu kochen, und mit einer Miene die absolutes Selbstbewusstsein ausstrahlte erwähnt, das Sie ein vier Gänge Menü erwartete, dass keinen Wunsch offen lassen könne.

Wahrscheinlich gab es als Vorspeise ein Bier, als Zwischengang Chips, und als Hauptgang Pommes. Das Dessert würde dann sicherlich im Bett geplant sein.

So einfach waren Männer.

Drei verdammte Treppenabsätze höher, mit einem zweifelnden Blick in die Tiefe der Etagen, stand Sie nun da, und zupfte zurecht, was Eindruck schinden sollte.

Der kurz dabei aufkommende Aspekt, dass Frauen vielleicht genauso berechenbar in dieser Aufmachung waren, wurde schnell verworfen. Dazu war jetzt keine Zeit.

Also noch einmal tief durchatmen, das Haar in den Nacken geworfen, und die Klingel betätigt.


Nein, Sie war kein kleines Mädchen bei einem ersten Date mehr. Und wenn auch Ihre Hormone, und das Zittern in den Knien etwas anderes behaupteten nahm Sie unwillkürlich Kampfhaltung ein. Das hieß: erst einmal ein wenig auf Distanzhaltung gehen. Man wollte es dem Herrn natürlich nicht zu einfach machen nicht wahr?


Als sich die Tür öffnete, kamen Ihr zweierlei Dinge äußerst seltsam vor. Er hatte sich nicht besonders schick gemacht, denn er trug eine eher knittrige Jeans und ein fleckiges T-Shirt.

Andererseits strahlte er wie ein Gewinner.

Der Zweite höchst unwahrscheinliche Aspekt war, das es aus der Wohnung (die übrigens sehr sauber und ordentlich war) verführerisch nach etwas roch, das Sie sozusagen Augenblicklich probieren wollte. Kurz gesagt: lecker.

Das war nicht nur ungewöhnlich entschied Ihr Gehirn, das war – seltsam.

Und so seltsam wie dieser Gedanke in Ihr brodelte, verhielt sich dieser Mann auch.

Er lehnte sich an den Türrahmen, sah Sie an, und lächelte.

Dazu muss man bemerken, das dieser Kerl kein schöner Mann war. Er hatte gewiss attraktive Züge (die er selbst meist energisch von sich wies) sein Bauch war gewiss nicht das was sich Calvin Klein für eine Anzeigenserie wünschen würde, aber er strahlte etwas aus. Keine Ahnung was das war, aber es war da.

Und so stand er da, und musterte Sie lächelnd. Nicht lang, gewiss nicht! Kein Blick der Ihr sagen würde: „Hey Baby Du siehst ja heiß aus!“

Nein.

Diese Blicke kommentierten nur das was darauf folgte.

„Komm herein! Du siehst wundervoll aus…“ Er trat einfach vor, nicht darauf achtend ,das die Kellnerschürze mit dem Bunten Erdinger Emblem darauf vielleicht Ihr Kleid ruinieren könnte (das Sie bei C&A für zwanzig Euro erstanden hatte) und nahm Sie in den Arm.

Ein großer Bruder hätte das vielleicht so getan, der eigene Vater unter Umständen.

Aber dennoch war diese Umarmung zur Begrüßung ganz anders.

Wohlig.

Das machte die gesamte Strategie, die Sie für diesen Abend zurecht gelegt hatte natürlich vollkommen zunichte.

Er bat sich herein, auf eine Art die entweder keinen Widerspruch duldete, oder einfach magnetisch war.

„Was riecht hier so toll!“ entfuhr es Ihr, und obwohl Sie nichts vorauslobendes in dieser Hinsicht hatte sagen wollen, klang Begeisterung in Ihrer Stimme mit.

„Och, das ist das Raumspray in der Toilette“ erwiderte er.

„Ähm – achso! Ich dachte halt das….“

Sein Jungenhaftes Lächeln verriet Ihr sofort das sie ihm aufgesessen war.

Toll.

„Setz Dich doch schon mal! Warte ich nehme Dir Deine Jacke ab…“ Er half Ihr so galant aus dem offenen Mantel, das Sie sich von ihrem anfänglichen Unbehagen seitens der Geruchsklärung befreit fühlte. Er verstand es sehr gut Ihr die Befangenheit zu nehmen.

Pluspunkt Nummer eins.

Er führte Sie in das Wohnzimmer, in dem Kerzen eine warme Atmosphäre verbreiteten.

„Hmm… Romantiker was?“

Warum sagte Sie so etwas! Das wollte Sie nicht! – war die Strategie für diesen Abend nicht streng abgesteckt worden? – Distanz und Ladylikness wollte Sie doch bewahren!

Es schien beim besten Willen nicht funktionieren zu wollen.

Er zuckte nach Ihren Worten mit den Achseln.

„Gemütlich halt – magst Du Aromen?“

Sie zog die Augenbrauen hoch, denn Er führte sie aufs Glatteis. Jetzt nur keinen Ausrutscher.

„Aromen?“

Wieder lächelte er unergründlich in sich hinein, und träufelte aus einer Steingutkaraffe eine ölige Flüssigkeit über eine Schale mit schwimmenden Blütenblättern auf dem Tisch.

Der Geruch den dieses Öl verströmte ließ Sie innerlich vibrieren.

Und dann brach Ihre Verteidigung zum ersten Mal ein.

„Uh! Wen willst Du denn mit so einem Duft verführen?“

Er runzelte die Stirn, schien einen Anflug von Ärgernis darin zu spiegeln.

„Niemanden – warum?“

„Ach nur so, das riecht gut!“

„Ich weiß!“ erwiderte er etwas irritiert. „Möchtest Du etwas trinken? Ich hätte da etwas vorbereitet!“

„Bier“ schoss es durch Ihren Kopf.

Sie nickte artig. „Gern!“

Er verschwand kurz, und erschien beinahe Augenblicklich wieder im Türrahmen, mit einem Cocktailglas in der Hand.

„Das ist ein besonderer Appetitmacher, er besteht aus Teilen von Absinth – Champagner, und Grenadine. Ich hoffe er schmeckt Dir!“

Er reichte Ihr das Glas, und klatschte anschließend leicht in die Hände.

„Wenn Du mich dann einen Moment entschuldigen magst? Ich würde dann gern die Vorspeise herrichten in Ordnung? – schau Dich ruhig um! Die SM Sachen hab ich versteckt die hole ich erst nachher raus…“

Sprach´s und verschwand.

Sie wusste es. Sie wusste dass er nun wusste was Sie für einen dämlichen Gesichtsausdruck bei diesen Worten gemacht hatte.

Egal was dieser Kerl tat, er war einen Schritt voraus.

Das war zwar höchst aufregend, aber doch auch beunruhigend.

Der Cocktail war Spitzenklasse, auch das noch.

Während Sie durch das Wohnzimmer schlenderte und sich die Reihen von Büchern besah die in den Regalen hinter der Couch ruhten, versuchte Sie sich innerlich zu sammeln. Klar war nur eines. Sie wusste nicht was er vor hatte, nicht was geschehen würde, und was noch viel schlimmer war: Sie hatte keine Ahnung wie Ihre weitere Taktik aussehen würde!

Schlimm schlimm.

Und jetzt stand dieser „Kerl“ wohlmöglich in der Küche und würde etwas zubereiten das Ihr am Ende vielleicht auch noch schmeckte!

Aber Sie hatte Hoffnung. Er hatte garantiert etwas bestellt. Ein Mann der sich soviel Mühe gab? – gibt’s doch gar nicht.

Der Cocktail war garantiert gekauft. Absinth… was war das eigentlich! Das hatte er doch garantiert nur abgelesen…

Und überhaupt. Der Rest des Essens war doch angeliefert worden! Männer waren da manchmal doch sehr clever, denn beinahe wäre sie auf Ihn hereingefallen.

In diesem Augenblick dieses befriedigenden Gedankens, erschien er in der Tür und faltete beschwichtigend die Hände „Ich bin gleich da in Ordnung? Ich brauche noch ein wenig für die Deko… das erste Parmesangitter ist ein wenig na ja… sehr braun geworden!“

„Oh! Keine Ursache, ich sehe mich gern noch ein wenig um, und … ein leckerer Drink übrigens!“

Er lächelte.

Man hätte Ihr ebenso eine geladene Waffe vor den Kopf halten können.

Man musste sich einfach ergeben.

Nun ertappte Sie sich dabei, wie Sie einen Blick auf seinen Po erhaschte, aus dessen Jeans ein Rührbesen ragte.

Männer.

Fünf Minuten später, nachdem Sie abgecheckt hatte ob Bilder einer Ex zu finden waren, und ob die Titel seiner Bücherreihen obszönes enthielten, erschien er erneut und schien zufrieden.

In Schale.

Er hatte sich ein ein dunkles Hemd geworfen, und trug eine Graue Anzughose dazu, die ihm ausgezeichnet stand.

Seine Füße steckten nicht mehr in Schlappen, sondern in schwarzen Lederschuhen.

Er duftete angenehm nach Mann.

„Darf Ich Dich ins Esszimmer bitten?“

Ein Single mit Esszimmer? Höchst ungewöhnlich.

Er nahm Ihr das halbleere Glas ab, und stellte es auf einem Tablett im Flur ab, bevor er Ihren Arm nahm, und Sie ins Esszimmer führte.

Irgendwie hatte das ganze etwas von Weihnachten.

Im Esszimmer brannten grob geschätzt zwei Millionen Kerzen rund um den Esstisch.

Auf dem Tisch war eine makellos glatte Tischdecke ausgebreitet, auf der funkelndes Silber mit Kristallgläsern um die Wette blitzte. Ein Traum eigentlich.

Wo war der Haken!

Würde jetzt gleich seine Mutter auftauchen und servieren?

Das war nicht normal für ein erstes Date.

Absolut nicht!

Aber es kam wie erwartet anders als Sie dachte.

Er bot Ihr Platz an, schob Ihr den Stuhl zurecht, und behandelte sie ganz wie eine Prinzessin.

„Ich bin gleich wieder da“ raunte er, und Sie spürte seinen frischen Atem in Ihrem Nacken.

Dies hatte zur Folge, dass sich die Härchen auf Ihren Unterarmen aufrichteten und Sie sich unwillkürlich leicht schüttelte. Sie erhielt Signale aus Regionen unterhalb der Tischplatte.

Ignoranz war hier die beste Verteidigung.

Noch bevor Sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, huschte ein Teller an Ihrem Gesicht vorbei, der mit einer Haube abgedeckt war.

„Na siehste, da ist das gelieferte Menü“ schoss es durch Ihren Kopf.

Er hob die Haube ab, und sofort entströmte ein wunderbarer Duft dem Teller.

„Ich darf die Vorspeise servieren? – Pangasiusfilet mit einer Sauce aus Steinpilzen und Pfifferlingen, auf einem Koriandercrepe…“

Ach Du ahnst es nicht.

Er füllte Ihr Glas mit einer Bernsteinfarbenen Flüssigkeit die er als halbtrockenen Silvaner vorstellte. „Sein Aroma enthält eine Spur von Johannisbeeren, die zwischen den Reben wachsen… himmlisch!“

Verdammt. Der tat nicht nur so, der wusste wovon er sprach.

Er setzte sich, und machte eine einladende Handbewegung.

„Bitte! Lass es nicht kalt werden!“

Sie hatte einige Mühe sich aus dieser verwunderten Erstarrung zu lösen.

„Alles in Ordnung?“

„Ähm… ja.. eigentlich ja. Ich meine..“

„Du denkst darüber nach von wem ich es habe Liefern lassen oder?“

Das klang arg enttäuscht fand Sie, und es tat Ihr leid.

Sie konnte allerdings nicht umhin ihm Recht zu geben.

„Ein bisschen schon fürchte ich.“

Und er reagierte.

Er lächelte.

„Wir machen einen Deal okay?“

Sie zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Und der wäre?“

Er schmunzelte. „Wir essen zu Ende, und wenn es Dir geschmeckt hat, räumst Du die Küche auf okay?“

„Kann ja nicht so schlimm sein wenn es ja doch geliefert wurde oder?“ fügte er gelassen hinzu.

Jetzt hatte Er Sie soweit. Sie schämte sich nicht nur, sie glühte von innen nach außen wie ein Reaktorstab.

„Entschuldige bitte“ sagte sie deshalb.

Dieses Lächeln würde Sie noch mal um den Verstand bringen.

„Essen wir“ schlug er vor, und sie liebte ihn bereits für den Umstand dass er so reagierte und Ihr Leiden nicht verlängerte.

Hatte Sie das eben gedacht?

Und sie aßen.

Es war unglaublich. Dieses Essen war mit Sicherheit das Beste was Sie bisher vorgesetzt bekommen hatte.

„Schmeckt es dir?“ fragte er nach einer Weile gespannt.

„Sehr lecker“ war Ihre Antwort, und peinlicher Weise war Sie bereits dabei mit einem Stück Brot den Teller sauber zu wischen.

Er stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab, und sah Sie unverwandt an.

„bereit?“

Sie horchte auf, und hielt einen Moment darin inne den letzten Fitzel der Sauce ausfindig zu machen.

„Wofür?“

„Zwischengang?“

„Ich bitte darum! Was ist es?“

„Tango“ erwiderte er.

„Aus was ist das?“ fragte sie unbefangen in all Ihrer Kindlichen Naivität.

„Aus Leidenschaft und Nähe“

Er stand auf und nahm Ihre Hand.

„Darf Ich bitten?“

Ihr war bewusst, dass es jetzt zum ersten Körperlichen Kontakt kommen würde, und wäre liebend gern, wie es für eine Frau üblich gewesen wäre, ins Bad verschwunden.

Musik erklang, und seine Hand fuhr um Ihre Hüfte herum. Einem leichten Druck folgend kam Sie ihm entgegen.

Er duftete. Er war warm.

Er ließ Ihr keine Wahl.



Seine Bewegungen waren wie Samt, geschmeidig, er führte sie, als wäre Sie eine willenlose Puppe. Und das schlimmste daran war: sie genoss es.

Er sprach nicht mit Ihr, der Blick aus seinen grauen Augen sprach aus, was keine Schallwelle der Welt hätte formulieren können.

Eigentlich war Ihr der Tango so bekannt wie Osama bin Laden die Versicherungspolice des Pentagons, aber in seinen Armen war es wie schweben. Als würde Sie auf seinen Füßen stehen schwebte Sie mit ihm durch die Wohnung, ignorierte völlig das schrille Klingeln der Alarmglocken in Ihrem Kopf, und kam ihm näher als es nötig gewesen wäre.

Sie war im Moloch des Moments zu allem bereit. Wenn er jetzt die magischen Worte gesagt hätte, die unweigerlich im Bett geendet hätten – sie wäre machtlos gewesen.


Ein Klingeln durchbrach diesen Spannungsgeladenen Moment.

„Ich darf Dich an den Tisch zurückbringen? – das ist der Hauptgang.“

„Schon?“ schoss es zwischen Ihren Lippen hervor, und sie verdammte sich selbst für diesen beleidigten Unterton in Ihrer Stimme.

Sie machte es ihm zu einfach! Wo war die Zicke in Ihr geblieben!


„Natürlich!“ erwiderte er viel zu schüchtern „Ich habe Hunger“

Er führte Sie zu Ihrem Stuhl zurück und ließ Sie allein.

„Natürlich? Ich habe Hunger?“

Sie machte sich bei diesem Mann so was von zum Affen! Was war denn bloß los mit Ihr!

Sie seufzte. Er war so anders als alles andere was sie sonst erlebt hatte war gegen diesen verdammten Kerl ein Witz!

Wenn nicht er, wer denn dann?

Das war nicht fair. Konnte er nicht wenigstens nach dem Essen rülpsen? Er war doch nicht einmal ein Brad Pitt, sein Waschbär Bauch war sprichwörtlich, und graues Haar hatte er immerhin auch schon!

Immerhin, es war voll und Seidenweich („wie ein Kaninchenfell!“ schoss es durch ihre verwirrten Gehirnwindungen)

Das war nicht fair.

Sie nahm erst einmal einen tiefen Schluck aus dem Weinglas, und schwor, dass es nicht seine Wirkung war der Sie so schwindeln ließ.

„Die Festung bröckelt Madame! Und zwar genauso wie dein Make Up!“

Innerer Stimmen hasste Sie. Vor allem Ihre eigene.

Sie beschloss ihn in der Küche zu besuchen.


Sie wollte den großen Auftritt. Sprich: sich an den Türrahmen lehnen und verführerisch aussehen, das Weinglas in der Hand, und mit den roten Locken spielen.


Fehlanzeige.

Er war so beschäftigt, dass er Sie zuerst einmal überhaupt nicht bemerkte.

Sie musste sich räuspern um seine Aufmerksamkeit zu erringen.

„Ah Ah!“ sagte er nur, und bugsierte Sie sanft aber bestimmt wieder zurück ins Esszimmer.

„Brav sein und nicht schmulen okay?“

Kein Mann. Kein auch noch so toller Mann hatte es jemals gewagt, Sie aus einer Küche zu werfen!

Auch wenn er noch so smart war.

Also ehrlich jetzt mal!

Es blieb Ihr also nur die Möglichkeit des Frontalangriffes.

„Was machst Du eigentlich so beruflich?“

Erst mal keine Antwort, bis auf ein lautes Scheppern.

„Mist!“

„Soll ich Dir helfen?“

„Nee!“ das klang ärgerlich. Es war etwas schief gegangen. Hah!

„Ich bin Frei Schaffender Autor! Für Magazine und so… ich glaub ein paar Artikel liegen da irgendwo herum!“

Bestimmt nicht. Hier war es so ordentlich wie in einer Abtei.

„Was sind das für Artikel?“

„Oh! Nur Kram, nix ernsthaftes, ich will ein Buch schreiben, aber ich komme kaum damit weiter, ist so eine Art Arbeit um zu verdienen weißt du?“

Aha.

Angeber.

„Deine Wohnung ist toll!“

„Findest Du? Hast etwas anderes erwartet was? Fast Food und Chaos oder?“

Sie wurde beinahe rot.

„Wenn ich ehrlich sein soll ja“

„Macht nix, ich bin sogar meiner Mutter unheimlich. Und hey! Das heißt nicht das ich schwul bin klar?“

„Nicht?“

Sein Kopf erschien kurz in der Tür.

„Nee!“ sagte er nur und verschwand wieder.

Ups.

Gleich darauf erschien er mit dem Hauptgang in den Händen.

„Setzen wir uns?“

Wieder rückte er Ihr den Stuhl zurecht, und nahm eine weitere Silberne Haube von Ihrem Teller, der tatsächlich vorgewärmt war.

Oder war Sie das?“

„Der Hauptgang Madame… „ sagte er leise.

Es sah nicht so aus, als würde sie sich für dieses Menü jemals revanchieren können.

„Lammkarree mit einer Kräuterfarce auf einem Bett aus Zuckerschoten und einer Marsala Sauce, ich hoffe Du magst es…“

Er verschwand kurz, und stellte Ihr kurze Zeit später einen dampfenden kleinen Teller an die rechte Seite.

„Selbst gebackenes Kräuterbrot“ kommentierte er, und setzte sich.

„Für Dich nicht?“ er mochte es nicht. Jede Wette.

„Nee… meins ist grad im Ofen einen grausamen Tod gestorben, das ist leider alles was ich retten konnte“

Er grinste. „ich war so vertieft in das Gespräch mit einer rothaarigen Fremden, deren Gesellschaft mir sehr gut bekommt…“

„Mist!“ entfuhr es ihm jetzt „Ich hab den Wein vergessen..“

„Ich hab noch!“ sagte Sie schnell. Wenn es auch nicht viel war.

„Weißwein zum Lamm? Wahnsinnig?“

„Ähm nein?“

Er erhob den Zeigefinger einen Moment und war verschwunden.

Mann! Trank man denn keinen Weißwein zu Lamm? Warum nicht!

War Sie so ungebildet oder so?

Langsam reifte in Ihr die Erkenntnis, und der grobe Verdacht, das Sie danach strebte ihm zu gefallen!

Das war das Anfang vom Ende oder?

Der Niedergang der weiblichen Vernunft!

Och nee oder?

Er kam zurück und schenkte Ihr in ein bauchiges Glas ein.

„Es ist ein Burgunderglas, da kann sich dieser Merlot schön entfalten, Rotwein braucht Luft zum Atmen weißt Du?“

Sie hatte ja gar nicht gefragt!

Anscheinend konnte er auch noch Gedanken lesen.

„Und nun..“ er hauchte Ihr doch tatsächlich dabei einen Kuss auf die Wange! „Lass es Dir schmecken!“

Und das tat sie dann auch. Und so überrascht wie sie war, so galant kam er rüber.

Egal welches Thema sie auch anschlug, Er konnte mitreden. Und verdammt noch mal! Es war einfach herrlich sich mit ihm zu unterhalten!

Konnte das denn wahr sein? Sollte Sie sich einfach mal unter dem Tisch kneifen?

Gleich würde Sie erwachen und alles war vorbei.

Aber nicht bevor Sie dieses unglaubliche Stück Lamm in ihrem Mund hatte schmelzen lassen.

Und überhaupt. Jetzt war es an der Zeit um zum Angriff überzugehen.


„Du bist nicht normal weißt Du das?“

Er sah sie mit einem Blick an, der dem eines traurigen Jungen glich.

„Warum?“

„Na… ich meine sieh Dich mal um! Deine Wohnung ist so aufgeräumt! Du liest tolle Bücher, ich habe Deine CD´s angesehen, da ist nichts dabei was ich nicht auch gern hören würde!

„Ja und? Ist doch toll!“

Sie verdrehte die Augen. Für ihn sah das mit Sicherheit so aus als würde er Dumme Dinge sagen (das kam Ihr eigentlich zugute!) denn eigentlich war es der himmlische Geschmack dieser karamellisierten Zuckerschoten.

„Und dann dieses Essen! Entschuldige! Aber es ist perfekt! Kein Mann den ich kenne…“

Er unterbrach sie.

„Ach daher weht der Wind! Ich bin also nicht so wie die anderen Männer oder?“

Sie nickte und aß, und wie sie aß! Es war so göttlich gut!

„Soll ich mal aufstoßen oder so? mir ein Bier holen?“

Sie nickte.

„Würdest Du das für mich tun?“

Jetzt war es an Ihr den Trumpf aufzudecken.

Er starrte Sie an als hätte Sie behauptet sein Ding wäre zu klein.

„Darf ich Dein Lamm? Du isst ja gar nicht !“

Ehe er sich versah war es verschwunden und flugs zerteilt.

„Bin ich denn so unnormal?“

Sie hatte ihn getroffen.

So richtig mit Schmackes.

„Jap!“ sagte Sie zwischen zwei Bissen.

„Nimm nur mal Deine Stimme! So eine schöne Stimme hat doch keiner!“

„Ähm… danke?“

„Oh keine Ursache, es ist nur so komisch weißt Du? Ich hatte noch nie so ein Date!“

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wirkte ein wenig desorientiert.

„Weißt Du wann ein Mann das letzte Mal freiwillig mit mir tanzen wollte?“

Sie warf den Kopf in den Nacken. „Poah! Das ist lange her!“

Er schwieg und sah Sie nur an.

„Und das alles um mich ins Bett zu bekommen? Ein unglaublicher Aufwand finde ich.“

Die Reaktion auf diesen unbeherrscht entfleuchten Satz fiel nicht unbedingt zu Ihrer Zufriedenheit aus.

Er knallte die Hand mit der Serviette darin (Stoffservietten! Welcher Kerl besaß so was überhaupt!) auf den Tisch, und stand auf.

Er ging.

Er ließ sie einfach allein.



Langsam ließ Sie die Gabel, die zuvor noch eine Zuckerschote in Sauce zu ertränken suchte sinken.

In diesem Momenten, in denen Ihr auffiel das Ihre Zunge sich heimlich von Ihrem Gehirn gelöst hatte um fragwürdige Dinge zu sagen, konnte Scham nicht wirklich die richtige Definition dieses Gefühls sein.

Sie hatte Ihn beleidigt.

So richtig. Ihr Sohn hätte jetzt gesagt: „Volles Mett Mama“.

Sie seufzte, und sah sich selbst dabei zu, wie Ihre schlanken manikürten Finger das Besteck sinken ließ.

Er rumorte in der Küche herum. Sie hörte eine Kühlschranktür schlagen, und fühlte sich ziemlich elend.

Wie hatte sie so etwas sagen können! – „Um mich ins Bett zu kriegen…..“ ganz schön dreist.

Ein Blick über den Tisch in den Silber gefassten Spiegel am anderen Ende des Zimmers machte Ihr deutlich: so sehr sie sich auch an diesem Abend aufgedonnert hatte, und so romantisch dieser Abend auch verlaufen war: Sie fand immer wieder einen Grund um sich so richtig fies in ein Fettnäpfchen zu dirigieren.

Ihr Gewissen formulierte bei Ihrem eigenen Anblick die Worte:

„typisch! – Selbstüberschätzung ist noch untertrieben“


„Normalerweise sage ich solche Dinge nicht“

Kein Blick wanderte von ihm ab, während er an der Küchenzeile lehnte und mit einem Geschirrhandtuch herumspielte.

„Das Essen ist so hervorragend weißt Du? Ich habs so genossen… und… naja ich meine… „

Er stieß sich mit dem Hintern von der Arbeitsplatte ab, und öffnete den Kühlschrank.

„Wer eine Frau so an einem Stück verwöhnt, der kann nur die schnelle Nummer hinterher im Kopf haben nicht wahr?“

Sie sah betreten zu Boden, wo sich Ihre schwarzen Pumps verlegen auf dem Fliesenboden herum drehten.

Sie räusperte sich…

„Ich hatte es gehofft wenn ich ehrlich sein soll… das war bisher alles zu verführerisch um einfach so – zu passieren!“

Sie holte seufzend zu einem Nachschlag aus.

„Ich bin eher so die „Kino-Bar-Bett“ Typen gewohnt“

Er lachte leise auf.

„Und dann kommt einer daher der das volle Programm fährt, das man sonst nur vor einem Heiratsantrag erwarten würde…“

Sie sah erleichtert vom Fliesenboden auf.

„Genau!“ jetzt konnte Sie schon wieder ein wenig lächeln.

Sie ahnte nicht, dass dieses Lächeln in seinen Augen Panzerbrechende Fähigkeiten entwickelte.

„Trotzdem kommst Du mir nicht so einfach mit diesem Satz davon verstehst Du?“

Mist. So einfach war das also doch nicht.

Jetzt hatte dieser Kerl sogar noch Rückgrat! Es gab also wieder nur die Drei typischen Date Optionen:

Entweder würde Sie ihn nach diesem Abend hassen, und jeder Frau die ihn kannte erzählen was für ein arroganter Pinsel er war…

Option zwei war, dass Sie zwei Nächte durchheulen würde, weil Ihr ein toller Mann begegnet war, der nun wahrscheinlich sein Augenmerk doch noch auf eine erheblich jüngere Blondine gerichtet hatte…

Oder Option Drei.

Diese allerdings erschien momentan derartig abwegig, das man Sie auch für unrealistisch halten könnte.

Er öffnete einen Küchenschrank, und kramte darin eine Schürze hervor, die Er Ihr nun zuwarf.

„Du wirst mir wohl oder übel bei der Zubereitung des Desserts helfen müssen“

„So?“

„Ja!“

Er hielt inne. „Oder möchtest Du jetzt gehen? Ich kann sofort deinen Mantel holen wenn Du Dich jetzt unwohl fühlst…“

Das war so gemein!

Er wirkte bei diesen Sätzen nicht einmal im Geringsten ungehalten, und sein charmantes Lächeln war nicht zu deuten.

Mehr und mehr musste Sie zugeben, dass dieser Mann ihr über den Kopf wuchs.

Sie schnappte sich also die Schürze, und entfaltete sie (perfekt gebügelt fiel Ihr auf).

Noch bevor Sie ihn darum gebeten hatte oder auch nur auf den angenehmen Gedanken dieser Möglichkeit gekommen war, war er hinter Ihr, und half Ihr beim anlegen der Schürze.

Geschickte Finger hatte er.

Er roch gut. Warm und dunkel.

„Einen Moment. Fester? Oder eher locker!“

„Fester“ Sie räusperte sich verlegen.

Ein wenig zu fest wurde die Schürze zugezogen, denn im Hinterkopf spielte sich anscheinend völlig sichtbar ein Hintergedanke bei Ihr ab.

„Und nun?“ fragte Sie, um die Situation und Ihre Phantasien wieder in den Griff zu bekommen, „was jetzt?“

Er holte eine abgedeckte Schale aus dem Kühlschrank und stellte Sie auf eine Granitbrett.

„Hier!“ sagte er bestimmt. „Polenta – bitte Kugeln daraus formen. Nicht größer als ein Tischtennisball bitte.“

Das Zeug sah aus wie Grießpudding, und war entsetzlich kalt. Die Überlegung um Ihre Fingernägel kreisend verwarf Sie Sicherheitshalber.

„Und Du?“

„Ich sehe dabei zu!“ er grinste unverhohlen Schadenfroh.

Seufzen war jetzt verboten. Und um Ihm zu zeigen das Sie alles tun wollte um ihren kleinen Faux pax wieder gut zu machen, begann Sie einen Brocken der Masse aus der Schüssel zu lösen und formte eine Kugel daraus.

Anscheinend, war das nicht nach seinen Vorstellungen.

„Nein.“ Sagte er bestimmt. „So geht das nicht!“

„NEIN! SO GEHT DAS NICHT!“ äffte ihn Ihre innere Stimme nach.

Bevor Sie reagieren konnte (wollte?) war er hinter Ihr und seine Hände fuhren an Ihren Ellenbogen herum, ihre Unterarme herunter.

Zeit um tief Luft zu holen.

„So. siehst du?“

Eine spontane Erinnerung versetzte Sie in die Lage von Demi Moore hinter Ihrer Töpferscheibe.

Während nun Seine Hände Ihr zeigten welche Größe gemeint war, kreisten Ihre Gedanken eher um die Größe anderer Möglichkeiten.

Und so schnell er da gewesen war, so plötzlich war er auch verschwunden.

„Siehst Du ? so war das gemeint. Und davon bitte ungefähr acht in Ordnung? Ich hole mal den Wein hierher okay?


Erde an Frau! Kontakt mit Bodenpersonal abgerissen….



Als er mit dem Wein zurück kehrte, bemerkte Sie ihn zunächst erst einmal nicht. Sie war konzentriert dabei die letzte Polentakugel zu formen. Rund und ebenmäßig... sinnlich... sie wollte es unbedingt gut für ihn machen. Schließlich hatte Sie etwas gut zu machen.

Sie bemerkte ihn als er Ihr das Glas hinschob.

„Hervorragend!“ lobte er Ihr Werk, und nahm eine der Kugeln zwischen seine Finger um sie hin und her zu drehen.

„und jetzt? – was machen wir jetzt?“

„Oh! Nichts besonderes, denn erst einmal...!“ er stellte sein Glas ab, und legte die kleine perfekt runde Kugel auf das Schneidebrett, „bringen wir die Kugel in die Ausgangsposition.“

Ausgangs – Position?

Als hätte er ein Erklärungsbedürfnis schlug er einfach mit der flachen Hand auf die Kugel die sich in Sekundenbruchteilen zu einem flachen Taler verwandelte.

Es war das Spiel seiner Oberarme das Sie dabei faszinierte, und die Tatsache das Sie sich veralbert fühlte, das sie auf die Palme brachte.

Alles auf einmal war zuviel.

„Und warum forme ich so schöne Kugeln daraus? Du hast sie platt gehauen!“

Es fiel ihr auf, das Ihre Stimme einen beleidigten Klein-mädchen-ton annahm.

„Strafe muss sein!“ er grinste unverhohlen zu Ihr hinüber, und machte einer Kugel nach der anderen den Garaus.

„toll!“ äußerte Sie schmollend. „Und das ist jetzt Dein Super-duper-dessert?“

Sie hätte es sich denken können.

Sein Lächeln machte kurzen Prozess mit Ihrer Gegenwehr.

„Der Clou...“ sagte er ruhig, und seine Augen warfen Ihr einen dieser rätselhaft anzüglichen Blicke zu „kommt jetzt erst“ er schob das Brett zur Seite, und fasste sie an den Schultern.

Oh Gott er würde versuchen Sie zu küssen!

Sie schloss die Augen.

Als Sie sich allerdings im Flur wiederfand, und die Küchentür hinter Ihr ins Schloss fiel, wurde dieser Gedanke zum tausendsten Male seufzend ad Acta gelegt.

„Wir sehen uns gleich wieder!“ erklang seine dunkle Stimme sanft hinter der Tür „Es dauert nur eine kleine Weile ja? Es soll ja auch richtig zur Geltung kommen!“

Für Sie war es momentan ihr Hormonpegel der so richtig zur Geltung kam, und nach Aufmerksamkeit verlangte. Er sagte Ihr: „Ich verstehe was Du sagst... aber nicht was Du meinst....“


So schlenderte Sie ins Wohnzimmer, und stellte dabei fest, das der Kerl doch tatsächlich nicht nur eine respektable Plattensammlung sein Eigen nannte, sondern auch noch einen dem Jahrzehnt der Musik entsprechenden Plattenspieler dazu besaß!

Sie legte eine Scheibe von Gary Moore auf, und wählte mit der Nadel penibel einen bestimmten Song aus.

Ein kurzes, nostalgisches Kratzen ertönte, und „that kind of woman“ ertönte aus dem Lautsprecher.

Ihr Lieblingssong... eine Frau so wie Sie es immer sein wollte...

„Hey!“ erklang es aus der Küche... „das ist das beste Stück der Scheibe!”

Sowas....

Sie schloss die Augen ein weiteres Mal, und tanzte langsam mit dem Glas in der Hand über das Parkett „she´s holding promisses.... her eyes wont tell – her lips are sealed....“


In der Küche begann ebenfalls jemand zu summen…

„and i like her like that.... she´s kind of crazy…..!”


Als der Song verklungen war, und Gary Moore bereits “still got the blues” intonierte, stand Sie immer noch sich wiegend mitten im Raum. Die Augen geschlossen nippte Sie an ihrem Merlot.

Gerade, als Ihre Lippen ein weiteres mal den Rand des bauchigen Glases küssten spürte Sie wie jemand ein weiches, angenehm nach schwerem Männerparfüm duftendes Tuch über Ihre Augen gleiten ließ.

Er war hinter Ihr. Sie spürte seine weichen Lippen an Ihren Ohrläppchen.

„Ich möchte das Du diesen Geschmack einfach nur erlebst in Ordnung? – keine Angst...“ Sein Satz wurde von einem warmen lachen unterbrochen „ich werde versuchen artig zu bleiben!“

Wollte Sie das denn?

Ein Arm umschlang Ihre Taille und führte sie an ihn heran. Seine Wärme durchströmte Ihren bebenden Körper.

Etwas warmes, verführerisch nach Zimt und Gewürzen duftendes berührte kurz Ihre Lippen, die sich widerstandslos öffneten um es einzulassen.

Doch es entfernte sich wieder, kam näher, umspielte Ihre Lippen, und durchbrach schließlich deren Siegel.

Ein Teig... doch eine Kugel!

Ihre Zähne wollten beherzt hinein beißen, doch wurde Ihr die lockende Köstlichkeit wieder entzogen. Zurück blieb der Geschmack von gebackenem und der vage Duft von Orangenlikör...

„Langsam!“ flüsterte er Ihr ins Ohr: „ganz langsam... genieße!...“

Die Verführung in Form des kleinen Happens kehrte zurück, und als empfinge sie den ersten zärtlichen Kuss Ihres Lebens brachen Ihre Zähne unter mithilfe der forschenden Zunge das Siegel dieses Erlebnisses.

Wie himmlisches Lava, strömte warme Schokolade aus dem inneren hervor, und füllten Ihre Mundhöhle mit dem Aroma von Orangenlikör und Nougat aus.

Sie stöhnte, seufzte – irgendetwas dazwischen musste diesen Laut definieren. Wenn es eine Bezeichnung für diesen Äußerung von Wohligem genießen gab – man hätte sie neu erfinden müssen.

„Himmlisch!“ brachte sie leise hervor.

„Mehr?“ fragte er. Seine Stimme hatte sich verändert, einen rauen, erregten Tonfall angenommen.

„Bitte..“ flüsterte sie bettelnd.

Was war das! es berührte eine Zone in Ihrem Kopf die solche Gefühle nur dann hervorgebracht hätte wenn Sie sich nackt in seinen Armen gewunden hätte!

Sie war machtlos gegen diese Art von Verführung.

Ein weiteres Bällchen verschwand zwischen Ihren Lippen und wurde mit einem erneuten lauten Seufzen geöffnet und genießerisch eingesogen.

Das war besser als Sex... das war eine Sensation explodierend in Ihrem Gehirn.

Das Tuch glitt von Ihren Augen, und erzeugte ein Gefühl von Unsicherheit in Ihr.

Sie hatte sich gehen lassen! Wie sollte Sie ihm jetzt gegenüber treten! Würde er jetzt den ersten Schritt machen und...


Sie wagte kaum die Augen zu öffnen. Sie ließ zu, das er Ihr das Glas aus der Hand nahm, und hörte wie er es auf dem Wohnzimmertisch abstellte.

Im Hintergrund brach die Musik ab. Eine neue Platte wurde aufgelegt.

Ravell....

Bolero....

Sie biss sich auf die Unterlippe, und öffnete die Augen wieder.

Er hielt ihr ein Glas entgegen.

„Ein portugiesischer Brandy. In Portweinfässern gereift – er passt unglaublich zu den Polenta noir... gefiel es dir?“

Was erwartete dieser Mann jetzt! Warum verwirrt er Sie so!

Sie stießen an, und sie probierte den Brandy sehr vorsichtig. Er hatte eine gewisse ölige Konsistenz und löste eine wahre Welle von Behaglichkeit in Ihr aus.

Warum hatte dieser Mann nur eine solche Vielfalt von Facetten. Würde sie ihn jemals ganz kennen? Was für Überraschungen hielt er noch in Petto...

„wunderbar“ mehr fiel Ihr nicht ein. Wohl aber, das Sie registrierte schon wieder mit Ihren hennafarbenen Locken zu spielen, ein untrügliches Zeichen von Verlegenheit.

„magst Du Ravell?  Fragte er ungeniert, und nippte an seinem Glas.

„erotische Musik“ erwiderte Sie ein wenig verunsichert. „Kennst Du den Film?“

„den mit Bo Derek?“

„genau den... ich bringe diesen Titel immer damit in Verbindung“

„Aber es endete in einem Fiasko nicht wahr? Am Ende bekam keiner was er wollte“

Sie lächelte. „Das stimmt“

Einen Moment entstand Stille.

„Was glaubst Du was Du bekommst?“

„wofür sollte ich denn etwas bekommen!“

„Für das Essen zum Beispiel... dieses unglaubliche Dessert.... vielleicht dafür?“

„Ich denke es wäre vermessen eine Gegenleistung zu erwarten oder? das bringt uns höchstens zu deinem Verdacht von vorhin zurück nicht wahr?“

Geschickt.

Offensiv und nichtssagend gleichzeitig.

Er forderte Sie zum Duell heraus, kein Wort erwähnte das was greifbar zwischen Ihnen in der Luft waberte, und immer mehr Gestalt annahm. Sie ignorierten diese Spannung so geschickt, das es ein ständiges belauern war.

Wer würde den Anfang machen! – würde es einen Höhepunkt des Abends geben?

Fraglich war vielleicht, ob das Knistern in der Luft bereits die statische Entladung dieser erotischen Nachspeise war!

Sie nahmen auf dem Gebilde Platz, das er seine Couch, sie seine „Liegewiese“ nannte.

Sie sprachen... Sie fand heraus das er Pfirsiche hasste, und gab im Gegenzug prustend vor lachen zu, das sie an einer „Geschirrspülerzwangseinräumungsneurose“ litt.

Zeit, war kein Faktor der in diesem Raum existierte.

Platten wurden aufgelegt und gewendet, Bücher aus den Regalen genommen und Passagen vorgelesen die anschließend laut und lachend diskutiert wurden. Sie verteilte sanfte Klapse an seinen Oberarm wenn sein frecher Charme ein wenig zu weit ging (obwohl sie es meist provoziert hatte und Steilvorlagen lieferte) und ließ sich nur gern gefallen, das er Sie zu sich heran zog, um Ihren Kopf an seine Brust zu betten.

Als die Nacht dem Morgen wich, und die Kerzen sich selbst löschten, roch die Küche immer noch nach den Polenta Noir... der Brandy war bis auf einen kläglichen Rest konsumiert...


Und unter einer karierten Wolldecke schlief Sie an seine Schulter gelehnt mit halb geöffneten Lippen wie ein kleines Mädchen.

Er blickte aus dem Fenster in die Stadt hinaus und beschloss das dieser Abend gelungen war.

Schließlich fiel auch er dem Schlaf zum Opfer und sein Kopf sank langsam in Ihr duftendes Haar hinab.


ENDE


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contja
Da gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin schon so lang hier unterwegs... viel geschrieben... ab und zu gegangen - wiedergekommen... usw... ich schreibe aus Passion...

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