Romane & Erzählungen
Eva Doe

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"Eva Doe"
Veröffentlicht am 09. Juni 2013, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Eva Doe

Eva Doe

Beschreibung

Ein Text, den ich für Kunst schreiben musste, ist auf der schnelle entstanden...

Eva Doe

 

Sommer 1870, London
 Es war ein regnerischer Sommer gewesen, die umliegenden Dörfer waren fast durchgängig überflutet. Ich, und viele andre Straßenkinder, waren ständig unterwegs, um herumschwimmendes Gut heraus zu fischen, als ich sie sah. Das Baby im Wasser.
Es lag in einer holzenden Wiege und schrie. Ich sah mich um, ob es jemanden interessierte, aber das tat niemand. Und so zog ich den Korb ans Land und hob es aus den Korb.  Aber es hörte nicht auf zu weine.
Ich schaukelte es hin und her und sang leise vor mir her. Es hörte endlich auf und gurrte zufrieden, schloss die Augen und schlief ein. Ich seufzte. Jetzt war es zwar ruhig aber was sollte ich jetzt damit tun? Die Kinderhäuser waren diesen Sommer überfüllt, es gab sogar mehr Babys als irgendjemand adoptieren würden wollen.
Ich legte das Baby wieder in die Wiege. Vielleicht vermisste es ja jemand.
Als ich am Abend wieder vorbei kam, lag es immer noch da. Als es meine Schritte hört, öffnete es die Augen und lachte mich an. Ich nahm es auf den Arm und eilte in die Stadt.
 
Sommer 1877, London
Es waren seit diesen Tag fast genau sieben Jahre vergangen und aus den Baby ist ein Lebhaftes Mädchen geworden. Ich habe sie Eva genannt.
Ich habe mehr als einmal versucht, eine Familie für sie zu finden, aber sie wollte nicht. Nicht solange ich nicht mit ihr kam. Für sie war ich zu ihrer Familie geworden. Und sie war zu meiner Familie geworden. Und deshalb wollte ich sie an einen sicheren Ort wissen und das war die Straße ganz gewiss nicht. Auf der Straße musste man tagtäglich ums Überleben kämpfen. Vor allem im Winter.
In Sommer fand man genug Arbeit um sich über Wasser zu halten, aber im Winter brauchten die Bauern niemanden für die Felder und auch in der Stadt gab es wenig zu tun.
Aber jedes Mal, wenn ich sie in ein Waisenhaus brachte, lief sie von dort weg und kam zurück zu mir. Irgendwann hatte ich es aufgegeben zu versuchen sie wegzugeben und jetzt arbeitete ich so viel wie möglich um uns übers Wasser zu halten und um das Zimmer für den Winter zu mieten, damit wir nicht im freien Schlafen mussten. Bevor Eva gewesen war, habe ich auch im Winter draußen geschlafen, weil ich zum einen Geld sparen wollte um mir Essen zu kaufen und zum andren weil es mir egal war ob ich starb oder nicht. Aber mit Eva wurde alles anders.
Ich begann ernsthaft nach einer Arbeit zu suchen, um von der Straße weg zu kommen und entwickelte seit langen wieder Gefühle für jemanden.  Und dieses Jahr hatte ich es endlich geschafft eine Unterkunft zu finden. Sie war zwar nicht groß, aber wir hatten jetzt immerhin ein Dach über den Kopf und auch einen kleinen Ofen.
ich kam gerade von einer meiner Arbeitsstellen, es war schon seit mehreren Stunden dunkel, und ich hatte nur wenige Stunden zum Schlafen, bevor  ich wieder los musste, als ich die Tür zu unserem Zimmer öffnete und es in totaler Dunkelheit vorfand. Was seltsam war, da Eva sonst immer auf mich wartete, bevor sie zu Bett ging. Außerdem hörte ich jemanden röcheln.
Angsterfüllt zündete ich eine Kerze an und sah eine Leichenblasse Eva auf den Boden liegen, die mit weit aufgerissenen Augen versuchte zu Atmen.
„Eva? Eva?! Was ist los?“, fragte ich, aber sie röchelte nur. Schnell legte ich sie ins Bett und rannte nach unten, wo unsere Vermieterin, Mrs. Sunderbor, eine alte, herzensgute Lady, um dessen Wohnung Eva sich kümmerte, wohnte. Ich hämmerte solange gegen die Tür bis sie öffnete.
„Was ist denn los?“, fragte sie mich.
„Eva geht es schlecht. Sie kriegt kaum noch Luft und ich weiß nicht was ich tun soll!“
„Geh zum Doktor, der zwei Straßen weiter wohnt, und bring ihn her. Ich kümmer mich solange um Eva.“

„Danke.“, mit diesen Worten eilte ich aus dem Haus, die Straße runter. Ich hatte panisch Angst, dass Eva ernsthaft in Gefahr schwebte. Ich wollte sie nicht verlieren, sie war zu meinen ein und alles geworden.
Auch an der Tür des Doktors klopfte ich solange, bis ein verschlafender Mann öffnete.
„Warum stört man mich noch zu einer so unchristlichen Stunde?“, knurrte er.
„Entschuldigung Sir, aber meiner kleinen Schwester geht es extrem schlecht, sie kriegt kaum noch Luft und Mrs. Sunderbor meinte ich solle sie holen.“
„Ok, ich komme. Warte hier während ich meine Sachen zusammen suche und dann zeigst du mir wo deine Schwester ist, ok?“
„Ok, aber Beilen sie sich Sir, ich weiß nicht wie lange sie noch durchhält.“
Der Doktor lächelte aufmuntern: „Na es wird schon nicht so schlimm sein.“

Er schloss die Tür wieder und ich konnte nur unruhig auf und ab gehen und mir Sorgen um Eva machen, bis der Doktor nach Stunden, so kam es mir jedenfalls vor, endlich wieder auftauchte und ich ihn zu Eva führen konnte.
Mrs. Sunderbor hatte mittlerweile im Zimmer mehrere Kerzen angezündet und das Fenster geöffnete, und jetzt im Hellen Licht konnte ich sehen das es um Eva noch schlimmer stand als befürchtet. Sie war leichenblas, atmete röchelnd und am Hals traten ihre Adern hervor.  Auch der Doktor merkte wohl den Ernst der Lage, denn er schob mich und Mrs. Sunderbor aus dem Weg und begann sofort in seiner Tasche herum zu wühlen. Er bedeutete uns, dass Zimmer zu verlassen und Mrs. Sunderbor musste mich mit sich ziehen, da ich meinen Blick nicht von der vollkommen entkräfteten Eva lassen konnte.
Ich kam erst wieder zu mir, als ich in Mrs. Sunderbors Küche saß und sie mir einen Tee reichte. Ich trank ihn dankbar, obwohl die Hälfte verschüttete, da ich ziemlich Doll zitterte. 
Mrs. Sunderbor versuchte mich zu beruhigen, indem sie mich immer wieder beruhigen anlächelte, über den Rücken streichelte und mich mit Brot vollstopfte.
„Es wird schon alles wieder gut werden“, sagte sie mehr als einmal aber ich bekam sie kaum mit. Wenn alles gut werden würde, wieso war denn der Doktor schon so lange bei ihr. Wenn alles wieder gut werden würde hätte der Doktor nicht so hektisch dreingeschaut. Wenn alles wieder gut werde würde hätte Eva nicht so Ausgesehen wie sie Ausgesehen hatte.
Mir kamen die Tränen und ich senkte beschämt den Kopf. Ich hatte seit Jahren nicht mehr geweint. Außerdem musste ich stark bleiben, für Eva.
Als dann der Doktor endlich runterkam, sprach sein Blick bände. Alles in mir krampfte sich zusammen und schrie, „nein, nein nicht Eva, nicht Eva“
„Es tut mir sehr leid aber sie wird diese Nacht nicht mehr überstehen. Wahrscheinlich nicht mal die nächste Stunde. Sie ist ziemlich schwach und verliert hin und wieder schon das Bewusstsein. Wenn du dich von ihr Verabschieden willst, dann tu es bald.“
Ich stürmte an ihn vorbei nach oben, zu Eva. Mittlerweile war ihr keuchen kaum mehr zu hören und ihre Augen waren fast geschlossen.
„Eva, Eva, hörst du mich?“
„Bruderherz? Ich bin so glücklich deine Stimme zu hören und dich zu sehen. Der Doktor sagt, dass ich sterben werde. Stimmt das? Muss ich dich verlassen?“, ihr traten Tränen in die Augen.
„Es tut mir leid Eva, ich hätte für dich da sein müssen. Ich habe versagt.“
„Sag so etwas nicht. Du warst für mich die letzten sieben Jahre da. Bitte.. bitte bleib da bis ich sterbe.“
Ich nickte, denn ich konnte nicht reden. Eva lächelte glücklich und schloss die Augen.
Zwanzig Minuten später war sie tot. Der Doktor nahm sie mit, damit man sie verbrennen konnte. Ich weinte einen ganzen Tag lang. Ich konnte einfach nicht fassen, dass man mir Eva weggenommen hatte, Eva die in den Letzten sieben Jahren das einzige war, was mich am Leben hielt, die einzige war, die es schaffte, dass ich nach vorne blickte.
Drei Tage später hatte ich ihre Asche bekommen und machte mich auf den Weg zu der Stelle, wo ich Eva gefunden hatte. Dort öffnete ich den Krug und ließ die Asche in alle Winde zerstreuen.
Danach kehrte ich London den Rücken zu und begann in den Norden zu wandern. Vielleicht fand ich da mein Glück.

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Parawhore

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