Gedichte
Eiserne Dornen

Eiserne Dornen

Eiserne Dornen

Sie stacheln mich auf
gegen das Unrecht.
Sie stacheln mich an
den Wettkampf zu wagen.

Sie verwunden mich
mit ihren Widerhaken,
mit spitzen, eisernen, rostigen Haken und Ösen.

Sie sind so geschickt
verteilt, verborgen, versteckt,
dass ich sie häufig übersehe.

Sie bohren sich
in mein Fleisch, mein Herz, meine Seele,
dort reißen sie tiefe Wunden
und ich verstricke mich in ihnen.

Sie bringen mich
ins Stolpern, ins Straucheln.
Sie trennen mich von einer Welt,
in der ich leben möchte.

Sie halten mich fern von einem Leben,
das ich genießen könnte.
Sie engen mich ein,
umschließen mich,
sind unüberwindbar für andere.

Sie schützen mich
vor den Neidern, Klatschbasen, Lästermäulern,
deren Blicke von der anderen Seite
wie Nadelstiche sind.

Sie sind das Symbol für die dornige Krone,
die einer trug,
der ganz anders war.

Sie sind nur ein wenig Draht,
aufgedreht zu einer starren Kette
mit spitzen Zähnen,
oder wirksamer Schutz
vor dem Eindringling,
der sichtbare
Abwehrzauber gegen alles,
was auf mich eindrängt.

Sie sind, wie sie sind.

Sie sind das,
was ich aus ihnen mache.


© Anja Ollmert