Humor & Satire
Fee mal anders

Nicht alle Feen sind blond

Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle, ich bin eine Fee. Wie, das glauben Sie mir nicht? Glauben Sie etwa, alle Feen sind blond, schlank und weiblich? Nein, es gibt auch männliche Exemplare, die dann eher etwas gedrungen (nein, ich bin nicht dick) sind und einen langen, roten Bart haben und ebensolches Haar. Ich bin ein Vertreter dieser Gattung und trage mein grünes Gewand mit Stolz. Grün ist auch meine Heimat – das wunderschöne Irland.

Aus dem Land gejagt

Man nennt uns Leprechaun und wir treiben seit Jahrhundert unseren Schabernack mit den Menschen. Dennoch sollten sie uns nicht als Trolle bezeichnen - das ist eine Beleidigung. Allerdings erfüllen wir auch keine Wünsche wie unsere weiblichen Verwandten. Wir sind aber begierig, Schätze zu finden. Derjenige, der uns dabei hilft, wird von uns großzügig belohnt, das ist doch Ehrensache. Sehen Sie diese wunderbare Goldmünze? Ich gebe Sie Ihnen gerne, dass ich sie anschließend gerne wieder entwende, steht auf einem anderen Papier.

Nun wundern Sie sich sicherlich, dass Sie mich hier in Berlin antreffen und nicht in meiner Heimat. Tja, wir mussten fliehen, nachdem unsere Beratung der Regierung in meiner Heimat - vorsichtig gesagt - wenig erfolgreich war. Man hat uns mit Schimpf und Schande aus dem Land gejagt. Angeblich soll diese Anordnung von einem gewissen Brüssel erfolgt sein, aber von diesem eigentümlichen Wesen haben wir zuvor noch nicht gehört.

Der neue Job

Die meisten von uns verdingten sich danach in Europa, um den jeweiligen Staatsregierungen zu helfen. Dabei mussten wir unser Äußeres leicht verändern, um nicht aufzufallen. Heute habe ich meinen freien Tag, und zeige mich daher in meiner ursprünglichen Gestalt. In meiner Tätigkeit, die ich vor zwei Jahren antrat, gefällt es mir sehr gut, auch wenn meine Chefin trotz ihres Namens nicht immer engelsgleich ist. Sie mag es auch gar nicht, wenn man sich über ihre Kleidung lustig macht, immerhin wechselt sie täglich die Farbe ihres Anzuges, und das Lila, dass sie vorgestern trug, stand ihr ausgesprochen gut. Leider haben bei diesem seltsamen Spiel die Falschen gewonnen, schwarz-gelb hätte doch viel besser zu unserer Regierung gepasst.

In meiner Tätigkeit kümmere ich mich um die Wirtschaft. Man sagt mir dabei einen gewissen Geiz nach, aber das entspricht nun einmal meinem Naturell. Immerhin hat das dazu geführt, dass unser Land jetzt als Musterknabe in Europa gilt. Das ist doch schon etwas! Wie bereits erwähnt, gebe ich gerne Goldmünzen her, um sie danach wieder zu holen, aber das geschieht alles nur zum Wohle des Staates – glauben Sie mir!

Das bleibt unter uns

Auch Manipulation von Berichten hat man mir schon vorgeworfen, das ist aber völlig haltlos. Deutschland geht es so gut wie nie. Entsprechende Gutachten, die Gegenteiliges behaupten, verwirren nur die Bevölkerung, das gehört ausgemerzt.

Aber einen Wunsch hätte ich noch – die Informationen über meine wahre Herkunft behalten Sie doch bitte für sich. Das war streng vertraulich. Ich verspreche Ihnen dafür nicht nur eine Goldmünze sondern einen ganzen Topf voll Gold. Sie finden ihn am Ende des Regenbogens.

Ihr Philipp R.