Kurzgeschichte
Verwaiste Monate

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"Verwaiste Monate"
Veröffentlicht am 22. Mai 2013, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Verwaiste Monate

Verwaiste Monate

 

Der kleine November irrte im Mai herum und weinte bitterlich. Der Mai fragte ihn: „Was machst Du denn hier, November?“. Schluchzend antwortete er: „Ich habe mich verlaufen!“. Der Mai lächelte und versuchte den kleinen November zu trösten. „Weißt Du was? Ich lasse einen kleinen Wind wehen und vielleicht trägt er Dich dann zurück zu Deiner Jahreszeit. Was hältst du davon?“. Der kleine November lächelte hoffnungsvoll und nickte energisch: „Wenn Du das für mich tun würdest, wäre ich Dir überaus dankbar! Aber wie soll ich mich denn bei Dir revanchieren?“. Der Mai schmunzelte und meinte: „Vielleicht verlaufe ich mich auch mal eines Tages bei Dir und dann werde ich auch Deine Hilfe brauchen. Wir Monate müssen doch zusammenhalten, gerade jetzt, wo die Menschen unsere Verbindungen zu den Jahreszeiten gekappt haben.“ Der November verzog nachdenklich das Gesicht. „Warum machen die das nur, lieber Mai?“. Leise antwortete dieser: „Weil sie glauben, dass sie uns kontrollieren können, besser als es die Jahreszeiten tun. Nur leider vergessen sie dabei, dass jede Ursache nun mal eine Wirkung nach sich zieht. Wir sind die Leidtragenden und müssen alles untereinander wieder in Ordnung bringen. Sie wundern sich, warum sich der Januar im Oktober verirrt, der Juni im September und der Dezember im März. Wenn sie nicht lernen, dass wir schutzlos ohne die Verbindungen zu unseren Jahreszeiten sind, werden wir uns alle ständig verirren und beträchtliche Schäden auf der Welt einrichten, besonders bei unseren Brüdern und Schwestern in der Natur.“

 

Von dieser Nachricht so bestürzt, weinte der November noch eine ganze Zeit lang und der Mai tröstete ihn so lange bis er dafür bereit war, sich vom Wind wieder nach Hause tragen zu lassen. Während dieser Zeit litten die Knospen, die sich mühsam geöffnet hatten und verschlossen sich aus Selbstschutz bis der Mai sich wieder seiner Aufgabe widmen konnte.

 

 

Umso mehr sich die Monate verirren, desto länger brauchen sie um vom Monat getröstet zu werden, in denen sie sich verirrt haben. Erst dann kehren sie dorthin zurück, wo sie eigentlich hingehören.

 

 

Fazit: Von Menschen verursachte Trauer zerstört nachhaltig.

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Sherilyn

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Milan01 Schäden auf der Welt "einrichten" sollte es nicht "anrichten" heißen?
Somit hast du jetzt deine geforderte "Kritik" :-))
Deine Geschichte hat mir echt gut gefallen, daher...
5* von mir.
Lg Milan01
Vor langer Zeit - Antworten
Sherilyn Ich danke Euch herzlich für Euren Feedback und die Komplimente zu meiner spontanten 5-Minuten-Geschichte. Ich vermisse jedoch Kritik, besonders in der Grammatik oder bei anderen Fehlern. Kann mir kaum vorstellen, dass keine da sind. ;)

Ganz liebe Grüße

Sheri
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Hallo Sherilyn - Meine Bewunderung zu dieser tollen kleinen Wettergeschichte. Die Monate geraten durcheinander und Du zeigst es uns so liebevoll auf, was geschehen kann, wenn im Mai die Knospen anfangen zu sprießen, aber plötzlich der November zu Besuch kommt. Und umgekehrt.....

Mein Favorit!

Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
PAHU Eine schöne Metapher - Behutsamkeit ist nicht des Menschen Stärke - leider :-(

Gern gelesen

Liebe Grüße
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
ludmoeller Sehr schön geschrieben und eine tolle Moral am Ende!
Lg Lydia
Vor langer Zeit - Antworten
Zeitenwind Jahreslabyrinth - Ganz wunderbar geschrieben. Wirklich schön gemacht.

Gruß vom Trollbär
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Eine wunderbare Kurzgeschichte. Ich wünsche dir viele beherzte Leser. Denn wenn jeder das seinige dazu tut, was in seiner Macht steht, würden unsere Monate wieder glücklich. Der Mensch brauchte nicht mehr über das Wetter schimpfen.

Liebe Grüße Rehkitz

Vor langer Zeit - Antworten
Zentaur tolle Geschichte und gut erzählt.
leider so scheint es, hat sich der November wieder einmal verirrt.

lg Helga
Vor langer Zeit - Antworten
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