Kinderbücher
Auf der Suche nach dem Schmutzkönig

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"Auf der Suche nach dem Schmutzkönig"
Veröffentlicht am 20. Mai 2013, 26 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Auf der Suche nach dem Schmutzkönig

Auf der Suche nach dem Schmutzkönig

Beschreibung

Jonas Zimmer wird wie von Geisterhand unordentlich und er kann sich nicht erklären, wie das passieren konnte. Vor lauter Ratlosigkeit ruft er seinen besten Freund Lenny an, der ihm vom Schmutzkönig erzählt, der überall Unordnung macht und ein heiden Chaos hinterlässt. Diesen Schmutzkönig will Jona finden! Also macht er sich auf eine abenteuerliche Suche durch seinem Zimmer und macht große Augen, als er den kleinen König tatsächlich aufspürt.

Die Suche nach dem Schmutzkönig

Jona mag es gar nicht, wenn er sein Zimmer aufräumen soll. Es macht ihn jedes Mal richtig wütend. Er versteht auch gar nicht, wozu das eigentlich gut ist. Es passiert jedes Mal ganz plötzlich, dass wie von allein alle Legosteine im gesamten Zimmer verteilt sind, die Spielzeugautos auf ihren Dächern liegen, die Spielesammlung nicht mehr sortiert in der richtigen Kiste steckt und die Ritterausrüstung auf dem Bett liegt. Aber Mama findet, dass ein Zimmer immer aufgeräumt sein sollte. Sie sagt, dass man in so einer Unordnung gar nicht richtig spielen kann. Jona sieht das ganz anders. Außerdem findet er sein Zimmer gar nicht unordentlich. Doch gegen Mama kommt er nicht an. Beim letzten Mal hatte sie ihm sogar gedroht, alle seine Spielsachen mit dem Staubsauger wegzusaugen. Da hatte auch Jonas flehendes Weinen nicht geholfen und er räumte brav alles in die richtigen Kisten zurück.

 Auch heute steht Mama wieder in Jonas Zimmertür. „Jona, vergiss nicht dein Zimmer aufzuräumen. Hier sieht es ja schon wieder furchtbar aus!“ Jona blickt sich um und zuckt die Schultern. Gut, es war nicht so ganz aufgeräumt wie noch vor zwei Tagen, aber es sah schon einmal schlimmer aus. Zum Beispiel vor einer Woche, als Jonas bester Freund Lenny zu Besuch war. Um aus dem Zimmer herauszukommen, mussten sie vorbei an der gefährlichen Autorennstrecke, auf der die Rennwagen ihre Runden fuhren, über den Lavastrom springen, der zwischen den Kissen und Bettdecken durch das Zimmer floss und ganz zum Schluss musste sie an dem großen Stofftiger vorbei, der knurrend direkt vor der Tür stand, umringt von einer Horde aufgebrachter Lego-Zootiere. 

Dagegen sah Jonas Zimmer heute richtig aufgeräumt aus. Doch Mama lässt nicht locker. „Wenn dein Zimmer nicht in einer Stunde wieder tip-top aussieht, darf Lenny dich heute nicht besuchen.“ Entsetzt schaut Jona sich um, denn das kann er auf keinen Fall zulassen. So ein verregneter Dienstagnachmittag ohne Lenny wäre doch total langweilig. Also beginnt er damit, die Bausteine in die richtige Kiste zu räumen und die Konsolen-Spiele wieder in die passenden Hüllen zu stecken.

Nach 20 Minuten ist er fertig. Zwar findet er, dass das Zimmer gar nicht so anders aussieht als vor dem Aufräumen, aber Mama wird sicherlich damit zufrieden sein. Als sie ihn zum Essen ruft, schließt er die Tür, um nachher stolz sein aufgeräumtes Zimmer präsentieren zu können.

 Das letzte Fischstäbchen schlingt Jona in einem phänomenalen Tempo herunter. Er hat es eilig, denn er will Mama sein aufgeräumtes Zimmer zeigen. Er kann sie in seinem Kopf schon sagen hören, wie gut er das gemacht hat und sieht Mama dabei, wie sie ihm über die Haare streichelt, auch wenn er das überhaupt nicht leiden kann. Er rutscht von seinem Stuhl runter und packt Mama an der Hand. „Komm mit, du musst dir mein Zimmer ansehen! Ich habe alles aufgeräumt! Dann kann ich Lenny ganz schnell einladen!“ Mama lächelt und folgt ihm den langen Flur von der Küche zu seinem Zimmer. Jona will es besonders spannend machen und sagt Mama, dass sie die Augen zumachen soll. Als sie die Augen zu hat, macht Jona die Tür auf und führt sie langsam herein.

Doch er traut seinen Augen nicht. „Kann ich jetzt die Augen auf machen?“ Mama blinzelt. „Noch nicht gucken!“ ruft Jona und schiebt Mama wieder zur Tür hinaus. „Was ist denn los, Jona?“ fragt sie und will ihn gerade an der Hand fassen, doch da ist Jona schon wieder durch den Türspalt geschlüpft und lehnt sich von innen gegen die Tür. „Was ist denn hier passiert?“

Jona reibt sich die Augen. Das ganze Zimmer ist voller Spielzeug! Überall liegen die Bausteine und Spielzeugautos verstreut, die Konsolen-Spiele wurden aus den Hüllen genommen und um das Bett verteilt. Unter dem Bett kann man Socken und T-Shirts erkennen, die dort drunter geschoben wurden. Das Bettzeug ist vor dem Kleiderschrank ausgebreitet und mit Jonas Lieblingsbüchern übersät. „Wenn Mama das sieht, darf Lenny mich nie wieder besuchen“ weint er und hockt sich auf den Teppich. Er fängt an zu grübeln und fragt sich, was in den letzten Minuten passiert sein könnte. War ein Wirbelsturm durch sein Zimmer gewütet? Waren Außerirdische gekommen und hatten einen geheimnisvollen Gegenstand gesucht? Oder hatte ein böser Zauberer die Zeit zurückgedreht und alles auf Unordnung gestellt? Doch keine der möglichen Antworten stellen Jona zufrieden. Aufgeregt ruft er Lenny an, um ihm die ganze Geschichte zu erzählen.

„Das war sicherlich der Schmutzkönig!“ ruft Lenny in den Hörer. Vom Schmutzkönig hatte Jona noch nie etwas gehört und hörte deshalb genau zu, was Lenny erzählt. „Er lebt irgendwo in deinem Zimmer, denn das ist sein Königreich. Da bringt er dann alles durcheinander, räumt Spielsachen aus und verteilt überall Staub und Schmutz. Doch bei jedem ist das anders. Meine Mama sagt, dass er hinter meinem Schrank lebt. Gesehen habe ich ihn bisher aber noch nicht. Nur die Unordnung, die er hinterlässt.“

Jona legt das Telefon zurück auf die kleine Kommode im Flur und schleicht zurück in sein Zimmer. Ganz vorsichtig schaut er hinter seinen Schrank und hält nach einem kleinen etwas Ausschau. Doch wie der Schmutzkönig aussehen soll, weiß er auch nicht so genau. Im Moment stellt er sich den Schmutzkönig wie ein kleines Staubknäuel vor, in etwa so groß wie eine Kartoffel mit einer kleinen Krone auf dem Kopf und einem roten Umhang über den Schultern. Doch den kleinen König zu finden dürfte sich alles andere als einfach gestalten. Denn bis jetzt hatte Jona schließlich noch nie etwas vom ihm gehört, geschweige denn gesehen.

Wenn er den Schmutzkönig wirklich finden wollte, musste Jona sich einen Plan überlegen. Er nimmt ein Blatt Papier von seinem Schreibtisch und einen roten Buntstift aus seinem Etui. Mit einer Landkarte von seinem eigenen Zimmer müsste er den Schmutzkönig schnell finden können! Jona malt ein großes Quadrat auf das Papier, das ist sein Zimmer. Er zeichnet die beiden Fenster und die Tür ein und malt dann das Bett, den großen Schrank und den Schreibtisch dazu. In die eine Ecke kommt seine Ritterburg, in die andere das kleine Regal. Jetzt überlegt Jona, wo der Schmutzkönig sein könnte und denkt sich einen Weg aus, den er ablaufen will. Denn ohne einen Weg, den er entlang gehen kann, wird er ihn nicht finden. Außerdem ist eine Landkarte ohne Weg keine richtige Landkarte.

Jona schaut sich seinen Weg noch einmal genau an. „Ja, so werde ich den Schmutzkönig bestimmt finden!“ Doch er braucht eine geeignete Ausrüstung, bevor er losgehen kann. Was, wenn er unter sein Bett krabbeln muss und dort nicht genügend Licht hat? Für diesen Fall nimmt er seine Taschenlampe mit, die Oma ihm geschenkt hat. Dann braucht er noch sein Holztaschenmesser, eine Trinkflasche, eine Tüte Gummibärchen als Proviant und natürlich die Landkarte von seinem Zimmer, damit er nicht vom Weg abkommt. Er bindet sich seinen Gürtel um und steckt seine Ausrüstung ein. „Uff, ganz schön schwer“ stöhnt Jonas. Doch er stemmt die Hände in die Seiten und blickt in sein Zimmer: „Achtung, Schmutzkönig, jetzt komme ich!“

Jonas Weg beginnt an seiner Zimmertür. Er schaut auf die Landkarte, auf die er die Himmelsrichtungen gezeichnet hat. Er geht Richtung Norden zu seinem Kleiderschrank. Jona weiß ganz genau, dass dort Norden ist, denn er hat erst letzte Woche in der Schule gelernt, wo die Himmelsrichtungen sind und wie man sie herausfinden kann. Und weil er mit Papa geguckt hat, in welche Himmelsrichtung sein Fenster zeigt, weiß Jona, dass die Wand mit dem Kleiderschrank im Norden ist. Er geht genau 6 Schritte in diese Richtung und lehnt sich mit der Schulter an die Wand. Ganz vorsichtig nähert er sich dem Schrank und hält den Taschenlampenstrahl direkt an den Spalt zwischen Wand und Schrank. Erkennen kann Jona nicht viel, doch er sieht einige kleine Staubwolken und Spinnenweben, die von oben nach unten zeigen. „Hm, ob das die Fußspuren vom Schmutzkönig sind?“ Auf dem Teppich liegt die kleine Murmel, die er und Lenny letzte Woche beim Murmelspielen verloren haben. Doch den Schmutzkönig sieht er nirgends. 

Als nächstes schleicht Jona zu seinem Schreibtisch und dem Papierkorb. Neben dem Schreibtisch steht Jonas Schultornister, doch der ist fest verschlossen. Darin wird der Schmutzkönig bestimmt nicht wohnen. Doch Jona geht auf nur mal sicher und schaut hinein. Er kniet sich vor den Tornister, mit der Nase direkt am Verschluss und hält mit der linken Hand sein Holztaschenmesser bereit. Nur für alle Fälle. Jonas Herz klopft wie wild, als er auf den Verschluss drückt. Seine Hand schnellt hervor und hält das Taschenmesser schützend vor sich. Doch alles was er sieht sind seine Bücher und Mappen, die leere Brotdose und das blöde Lesebuch, aus dem er seiner Mama jetzt jeden Abend vorlesen soll. Doch heute ist gar nicht an vorlesen zu denken! Der Schmutzkönig ist viel wichtiger und muss gefunden werden.

Nachdem Jona jeden Winkel seines Schreibtischs untersucht und den Schmutzkönig wieder nicht gefunden hat, schaut er auf seine Landkarte, um den nächsten Ort abzusuchen. Als nächstes ist sein Bett an der Reihe. Er kriecht auf allen Vieren an die kurze Seite des Betts heran und lehnt mit dem Rücken dagegen. „Erst muss ich meine Kräfte stärken. Wer weiß, ob der Schmutzkönig genau hier unter meinem Bett ist?“ Jona greift nach den Gummibärchen. Blöderweise hatte er schon alle grünen und gelben Gummibärchen aufgegessen, denn die mag er am liebsten. Die roten gibt er immer seiner Schwester Linda. Da die orangenen aber so ähnlich schmecken wie die gelben, sucht er sich alle davon heraus und steckt sie auf einmal in den Mund. Plötzlich verschluckt sich Jona und muss ganz fürchterlich husten. Zum Glück hat er seine Trinkflasche dabei, um einen großen Schluck Apfelschorle trinken zu können. „Puh, ich muss aufpassen, dass ich den Schmutzkönig nicht verscheuche, wenn ich so huste!“ Er spitzt die Ohren. Doch er hört kein einziges Geräusch. „Hoffentlich hat der Schutzkönig mich nicht gehört.“

Jona schraubt den Deckel seiner Trinkflasche wieder fest zu und steckt sie in deinen Gürtel. Dann nimmt er seine Taschenlampe hervor und legt den Schalter um, sodass ein heller Lichtstrahl auf dem Teppich erscheint. Vorsichtig legt sich Jona auf den Bauch und rutscht langsam unter der Bettkante hindurch. Es wird es dunkel um ihn herum und Jona ist froh, die Taschenlampe dabei zu haben. Er leuchtet mit der Taschenlampe von der einen zur anderen Seite. Außer einer großen blauen Kiste, auf der „Altes Spielzeug“ steht und einem bunten Ball kann er nicht viel erkennen. Plötzlich muss Jona niesen und stößt mit dem Kopf unter das Bett. „Aua!“ Ganz schnell schlägt er sich mit der Hand vor den Mund. „Ich muss ganz leise sein, wenn ich nicht gehört werden will.“ 

Tapfer krabbelt Jona weiter unter sein Bett. Die vielen kleinen Staubwolken kitzeln ihn in der Nase und ganz oft muss er beinahe niesen. „Das sind alles Spuren, die der Schmutzkönig hinterlassen hat! Ich muss ganz nah an ihm dran sein!“ Jona streckt seine Hand ein wenig vor, um den Ball aus dem Weg zu schieben. Dahinter erkennt er mehrere Schuhkartons, in die Mama einige alte Bücher und Legofiguren gepackt hat. Auf zwei Kisten liegen die Deckel ganz schief drauf. Jona atmet tief durch und rutscht noch ein Stück näher heran. Wieder spürt er, wie sein Herz bis zum Hals schlägt, dass man es beinahe hören kann. Doch davon lässt er sich nicht abbringen und zieht mit der rechten Hand den ersten Schuhkarton an sich heran. Mit einem Ruck kippt er die Kiste zu sich um. Für einen kurzen Moment hatte Jona die Augen zugekniffen, doch er macht sie direkt wieder auf um zu gucken, ob der Schmutzkönig aus der Kiste gepurzelt war. Doch vor ihm lagen nur einzelne Legofiguren mit nur einem Arm oder mit nur einem Bein. Sogar einzelne Köpfe kullerten an Jona vorbei.

Vor lauter Spannung steht Jona der Schweiß auf der Stirn, den er sich mit deinem Pulloverärmel abwischt. „Dann wird der Schmutzkönig bestimmt in der anderen Kiste sein“, denkt Jona und greift mit der freien Hand nach ihr. Sie ist wesentlich schwerer, als Jona die Kiste langsam zur Seite kippt. Er kann beinahe vor sich sehen, wie der kleine Schmutzkönig darin sitzt, gerade eine heiße Schokolade trinkt, in einem von Jonas alten Comicheften liest und plötzlich zur Seite kippt, als Jona an der Kiste zieht. Diesmal zwingt Jona sich, die Augen nicht zusammen zu kneifen. Er will direkt sehen, ob sich der Schmutzkönig in dieser Kiste versteckt. „Drei… zwei…ein!“ ruft Jona und reißt an der Kiste! Mit einem „Rums!“ landen 3 dicke Bücher vor seiner Nase. Jona schaut genauer hin: Keine Tasse mit heißer Schokolade, kein Comicheft und keine heruntergefallene Krone. Der Schmutzkönig ist nicht da. Jona ist enttäuscht.

Er krabbelt wieder unter dem Bett hervor und setzt sich mit trauriger und wütender Miene auf sein Bett. „Diesen blöden Schmutzkönig gibt es wahrscheinlich gar nicht, Lenny hat mir bestimmt totalen Quatsch erzählt“, sagt Jona und kickt eine der Legofiguren aus der umgekippten Kiste über den Teppich. Sicherlich war es Linda, die mit ihrer Freundin mal wieder in Jonas Zimmer spielte, als der Rest der Familie Mittag gegessen hatte. „Von wegen Schmutzkönig.“ Jona lässt sich nach hinten in die weiche Bettdecke fallen. Er ist so enttäuscht, wütend und auch ein wenig müde, dass er sich am liebsten hingelegt und ein wenig geschlafen hätte.

Doch plötzlich hört er ein Geräusch. Es klang so, als sei in seiner Ritterburg einer der tapferen Ritter von seinem Platz gekippt. Jona hebt den Kopf und lugt hinüber zur Burg. Doch alle Ritter stehen genau dort, wo Jona sie zuletzt hingestellt hatte. „Blöde Ritterburg…“ schimpft er und dreht sich mit dem Rücken zu ihr. Da hört er es wieder. Dieses komische Geräusch. Jetzt setzt Jona sich kerzengerade auf und schaut ganz genau zur Burg hin. Es tut sich nichts. Kein umgefallener Ritter. Und wieder! Es muss etwas in der Burg sein, das diese Geräusche macht. Jona rutscht ein wenig näher an die Burg heran, um mehr vom Inneren der Burgmauern sehen zu können. Im ersten Moment kann er nichts erkennen. Doch dann rollt eine der winzigen Kanonenkugel über den Boden und kracht in einen der Marktstände. Jona erschrickt, als der fein säuberlich aufgebaute Marktstand zusammenfällt. Noch ehe er vom Bett aufstehen und ganz nah heran gehen kann, kommt eine kleine Gestalt aus dem Burgfenster gesprungen. „Attacke!“ brüllt sie und stürmt auf einen der Spielzeugritter zu. 

Jona reibt sich die Augen und starrt auf das Geschehen in seiner Ritterburg. Ein kleiner ballförmiger Staubklumpen mit dünnen Armen und Beinen, einer zackigen Krone auf dem Kopf und einem roten Umhang über den Schultern turnt über alle Straßen und schubst, weiterhin brüllend, sämtliche kleine Ritterfiguren um. Atemlos springt er auf die in Reih und Glied stehenden Pferde und schreit „Hüh, hüh“, während er ein Legoschwert in die Luft reckt, das er dem letzten Ritter stibitzt hatte. „Macht Platz für den furchtlosen König! Kniet nieder und bringt mir die Prinzessin!“ Jona steht mit offenem Mund vor der Ritterburg und geht in die Hocke, um den kleinen Staubklumpen aus der Nähe betrachten zu können. Das ballförmige Etwas bemerkt Jona zuerst gar nicht, bleibt dann aber abrupt stehen und zeigt mit dem Schwert direkt auf Jonas Nase.

„Halt ein, Riese, wer bist du?“ platzt es aus dem kleinen Wesen hervor. „Ich heiße Jona. Bist… bist du der Schmutzkönig?“ Das Wesen macht einen Satz zurück. „Woher kennst du meinen Namen, Riese Jona? Was willst du von mir? Lass mich in Ruhe! Na los, hau ab! Geh!“ poltert der Schmutzkönig und hüpft dabei auf und ab. Jona versucht den aufgebrachten König zu beruhigen und geht einen Schritt von der Ritterburg weg. „Ganz ruhig, kleiner König, ich will dir nichts tun. Mein Freund Lenny hat mir von dir erzählt.“ Der Schmutzkönig hält sich in einem Burgturm versteckt und schaut nur ganz vorsichtig, immer noch mit dem Schwert wedelnd, aus einem Fenster. „Dein Freund Lenny… dann ist er auch ein Riese! Ein großer, gemeiner Riese! So wie du! Ihr wollt mir was Böses, du willst mir was Böses! Geh, geh, geh!“ 

Jona fühlt sich total überrumpelt. Plötzlich hat er den Schmutzkönig doch gefunden. Und das, obwohl er damit schon gar nicht mehr gerechnet hatte. Auf einmal hüpft dieses kleine Staubknäuel vor seinen Füßen herum und schimpft und schreit, was das Zeug hält. So hatte Jona sich seinen triumphalen Sieg über den Schmutzkönig wirklich nicht vorgestellt. Er überlegte einen Moment, was er nun mit dem König anstellen sollte. 

Weil der Schmutzkönig immer noch wie verrückt auf und ab hüpft, ist es für Jona gar nicht so einfach, ihn zu packen. Doch da erwischt Jona den kleinen König mit zwei Fingern am Kragen und hebt ihn auf Augenhöhe. „Hey, was fällt dir ein? Lass mich runter, lass mich los! Du, du Riese, du!“ Der Schmutzkönig wedelt mit den Armen und strampelt mit den Beinen. Doch Jona lässt nicht los. Er geht hinüber zu seinem Schreibtisch, den rechten Arm mit dem Schmutzkönig in der Hand weit von sich gestreckt. Dort hebt er seinen Papierkorb vom Boden auf die Schreibtuschunterlage und lässt den Schmutzkönig in die Papierschnipsel fallen. Es raschelt und knistert, als sich der kleine Wicht an den Rand des Korbs kämpft. „Was soll denn das? Willst du mich umbringen?“, japst der Schmutzkönig, als er heftig atmend auf dem Korbrand sitzt. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir nichts böses will“, antwortet Jona und setzt sich auf seinen Drehstuhl.

Er beobachtet den Schmutzkönig genauer und sagt: „Wie bist du eigentlich in mein Zimmer gekommen, Schmutzkönig?“ Auf einmal ist der kleine Wicht gar nicht mehr laut und tobt herum. Ganz erstaunt schaut er Jona an. „Dein Zimmer?“ Jona wundert sich über die Frage des Schmutzkönigs. „Ja, mein Zimmer. Was dachtest du denn?“ Die Augen des Schmutzkönigs werden immer größer. „Dann ist das dein Königreich? Dir gehört das hier alles? Die wundervolle Burg, die dunkle Höhle, die hohe Klippe?“ Er sieht enttäuscht aus. „Alles deins... also bin ich gar nicht König über dieses Land?“ Als Jona den Schmutzkönig so traurig auf dem Rand seines Papierkorbs sieht, weiß er gar nicht, was er sagen soll. „Naja, kleiner König, es stimmt. Das ist mein Zimmer, mit meiner Spielzeugritterburg, meinem Bett und dem Kleiderschrank. Ja, man könnte sagen, dass das mein Königreich ist, wenn ich ein König wäre.“ Der Schmutzkönig wird immer trauriger. „Kein Königreich… kein König…“, schluchzt er leise in sich hinein.

Jona versteht langsam, was passiert war. Der Schmutzkönig war gar nicht böse und gemein. Er dachte einfach, dass Jonas Zimmer sein Königreich sei und dass alle Spielsachen seine Untertanen wären. Dass er beim Spielen mit den Sachen Schmutz und Unordnung machte, war überhaupt nicht böse gemeint. Jona überlegt scharf, was er jetzt tun könnte, um den kleinen Schmutzkönig, der jetzt noch kleiner aussieht, ein wenig zu trösten.

„Schmutzkönig, du kannst gerne in meinem Zimmer bleiben und mit meinem Spielsachen spielen. Du darfst auch König meiner Ritterburg sein! Aber du machst mir ganz viel Ärger, wenn du dabei so viel Schmutz und Unordnung machst. Dann schimpft Mama mit mir und ich darf nicht mit Lenny spielen.“ Der Schmutzkönig schaut Jona an. „Ich will mir mein Königreich nicht teilen! Ich will ein eigenes Reich! Nein, nein, nein!“ Wieder hüpft der Wicht wie wild herum und brüllt und wettert, was das Zeug hält. „Pssst, sei doch still!“ Jona versucht, den Schmutzkönig in die Hände zu bekommen, doch der ist zu schnell für ihn. Er hüpft vom Papierkorbrand, läuft über den Schreibtisch und springt auf den Teppich. „Nein! Schmutzkönig, bleib hier!“ ruft Jona, doch da hat sich der Schmutzkönig schon durch den Türspalt gequetscht und läuft auf den Flur.

Jetzt muss Jona sich schnell etwas einfallen lassen. Mama darf den kleinen König auf keinen Fall entdecken, doch mit dessen plötzlicher Flucht hatte Jona auch nicht gerechnet. Er macht sich direkt auf, den Schmutzkönig einzufangen. Gerade eben sieht er noch, wie sich das Staubknäuel Richtung Keller bewegt. Der Keller! Das ist es! Warum hatte Jona nicht schon eher daran gedacht. Im Keller war sehr viel Platz und sehr viel Gerümpel, außerdem herrschte dort immer Unordnung. Das perfekte Königreich für einen Schmutzkönig.

„Schmutzkönig, Schmutzkönig bleib stehen!“
Er hüpft hinter ein Paar Stiefel, das vor der Kellertür steht und lugt hinter der Schuhkappe hervor. „Bleib da! Keinen Schritt weiter!“ Jona bewegt sich keinen Zentimeter mehr. Er will den kleinen Wicht nicht noch mehr auf die Palme bringen und setzt sich vorsichtig hin. „Ich habe eine Idee. Ich weiß, wie du dein eigenes Königreich bekommen kannst.“ Da bekommt der Schmutzkönig große Augen und spitzt die Ohren. „Mein eigenes Königreich? Wo? Wo?“ Jona erzählt weiter. „Da unten“, sagt er und zeigt durch die Kellertür zur Treppe hinab. „Da ist unser Keller. Mama und Papa lagern da unten ganz viel Gerümpel, alte Spielsachen von mir und noch vieles mehr. Da geht ganz selten jemand runter. Und es ist ziemlich schmutzig.“

„Gerümpel? Spielsachen? Schmutzig?“ Der Schmutzkönig ist ganz aufgeregt. Jona freut sich. „Wenn du möchtest, baue ich dir eine Burg, so wie die in meinem Zimmer. Und ich schenke dir ein paar meiner Ritter, mit denen du spielen kannst. Wenn du möchtest, kannst du direkt mal dein neues Reich angucken.“

Das lässt sich der Schmutzkönig nicht zweimal sagen. Schneller, als Jona gucken kann, ist er die Treppe hinunter gesprungen und fegt durch die leeren Kartons auf dem Kellerboden. Jona bleibt auf der letzten Treppenstufe stehen und beobachtet den kleinen König, dem der Keller zu gefallen scheint. Er springt von einem Farbeimer zum nächsten und tritt dabei in einen gelben Farbfleck. Doch es stört ihn überhaupt nicht, dass er von nun an eine Spur gelber Abdrücke hinterlässt. Auf dem Fensterbrett, auf dem Regal mit den alten Anziehsachen, auf den Sprossen der wackeligen Leiter. Von dort aus lässt er sich auf das eingestaubte Schaukelpferd fallen, das Jona im Kindergarten geschenkt bekommen hatte. Darauf schaukelte der Schmutzkönig hin und her. „Hüh, hüh! Auf in den Kampf!“ hallt es aus der Ecke. „Bring mich zu meinem Thron!“ Jona sucht eine Weile, bis er den Gegenstand entdeckt, den sich der König ausgesucht hatte. Es war Mamas alte Schmuckschatulle, die mit Samt gefüttert und dick gepolstert war. Gerade richtig für einen König. Wenigen Augenblicke später nimmt der kleine Wicht seinen Platz in der Schatulle, nein, auf dem Thron ein. Dabei geht er an ein paar Zinnsoldaten vorbei, die Papa selber geschnitzt hatte und ruft: „Verbeugt euch vor eurem König!“ Er greift sich Mamas alte Anstecknadel mit dem roten Stein oben dran, die von nun an als sein Zepter dienen soll. Er schaut sich um seufzt zufrieden.

Noch am selben Tag baut Jona eine kleine Burg und bringt sie in den Keller. Er stellt sie auf das Regal am Fenster, damit der Schmutzkönig auch immer genügend Licht hat. Seit diesem Tag bekam Jona nie wieder Ärger für sein unaufgeräumtes Zimmer. Naja, fast nie wieder. Wenn Lenny zum Spielen vorbeikam, dann hatte es den Anschein, als hätte der Schmutzkönig für kurze Zeit sein Kellerreich verlassen und seiner alten Burg einen Besuch abgestattet. Und manchmal ging Jona in den Keller, um dem Schmutzkönig ein paar neue Untertanen und Ritter vorbeizubringen. Natürlich immer so, dass Mama nichts davon mitbekam. Dabei fragte er sich jedes Mal, ob bei anderen Kindern auch ein Schmutzkönig zu Hause war. 

Doch dieses kleine Geheimnis würde Jona für sich behalten. Und wenn er nachts in seinem Bett lag und Geräusche aus dem Keller hörte, dann wusste er, dass der Schmutzkönig wieder einmal eine Burg überfiel.

 

 

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KateBeckett

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Immortality Hab sie meinem Neffen eben vorgelesen. Er war total begeistert, so wie ich. Tolle Geschichte, super Ende! :)

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ratacrash1962 Eine gelungene Kindergeschichte - Viele Kinder können sich in diese Geschichte hineinversetzen. Wer hat kein unaufgeräumtes Zimmer, wenn man es allein aufräumen muss und Schmutz ist auch fast immer irgendwo.
Die Geschichte ist sehr detailreich erzählt und man kann sich schnell hinein versetzen. Vielleicht kommen einige Leser nun auf die Idee auch in ihrem Zimmer mal nach dem Schmutzkönig zu suchen. Einen Versuch wäre es ja wert.
Das tolle Cover passt hervorragend zu einem Kinderbuch, es wirkt nicht überladen und hat mich sofort angesprochen.
Vor langer Zeit - Antworten
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